Wintergeschichten

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Wintergeschichten
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Gabi Sommer

Wintergeschichten

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Inhaltsverzeichnis

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Geschenke

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Impressum neobooks

Geschenke

Es war an einem der kurzen Tage im Jahr.

Da passierte es.

Der Winter war diesmal besonders lau.

Wie man las, sollte es wohl der Mildeste sein, seit der Wetteraufzeichnung in Deutschland, die im Jahr 1781 professionell mit der ersten Wetterstation in Hohenpeißenberg startete.

Schnee wurde nicht mehr erwartet.

Obwohl ihn alle so herbeisehnten.

Wieder einmal trafen sich die drei Freundinnen zum gemeinsamen Kaffeetrinken und einem Sektchen bei einer von ihnen zu Hause.

Das taten sie regelmäßig.

Seit einigen Jahren bereits.

Alle waren sie inzwischen in der Mitte ihres Lebens angekommen.

Gestandene Persönlichkeiten.

Kannten sich seit Jahrzehnten.

Sie hatten im Laufe der Jahre so viel miteinander erlebt.

Ihre Sorgen und Nöte, auch Liebeskummer und andere Seelenschmerzen, geteilt.

Erzählten sich von ihrer Arbeit, ihren Hoffnungen, Lieben und Leben.

Von ihren Kindern und Kindeskindern.

Zwei von ihnen waren seit Jahren Großmütter.

Sie waren drei ganz unterschiedliche Frauen.

Von der Art her und auch vom Aussehen.

Mia, die Älteste von ihnen, war untersetzt.

Hatte schon immer mit ihrem Gewicht zu kämpfen.

Sie trug ihr Haar kurz, gegeelt, wie einen Igel.

Ihre grauen Haare verbarg sie unter einer roten Färbung.

Es stand ihr gut.

Sie mochte farbenfrohe Kleidung.

Und hatte einen erlesenen Geschmack.

Sie hatte einen Sohn und eine drei jährige Enkeltochter.

Tina, die Jüngere der Drei, war rank und schlank.

Größer, als die anderen Beiden.

Sie hatte eher Modelmaße.

Beneidenswert lange, schöne Beine, die sie gerne zeigte.

Oft im kurzen Rock daher kam.

Sie war blond.

Hatte sehr langes, lockiges Haar, das sie meistens zusammen gebunden trug.

So einen Mozartzopf.

Es stand ihr hervorragend.

Auch in ihrem Alter noch.

Sie sah einfach gut aus.

Tina hatte eine Tochter, die noch studierte und erst in ein paar Jahren ein Kind plante.

Mia und Tina rauchten.

Schon ewig.

Mia hatte versucht irgendwann einmal aufzuhören.

Schaffte es auch.

Hielt aber nie lange durch und fing dann doch immer wieder damit an.

Tina hingegen war leidenschaftliche Raucherin.

Sie hatte nie das Bedürfnis aufzuhören.

Die Dritte im Bunde war Henriette, auch genannt Henny.

Klein, schlank, mit zarten Gesichtszügen, Vegetarierin.

Gelegenheitsraucherin.

Auf jeden Fall dann, wenn sie mit ihren Freundinnen zusammen war.

Sie war dunkelhaarig.

Hatte schulterlanges, glattes Haar.

Das fand sie nicht witzig.

Sie wollte so gerne die Haarstruktur von Tina haben.

Wellig bitteschön.

Pflegeleichter.

Nicht, daß sie andauernd etwas mit ihrer langweiligen Haarpracht anstellen mußte, um sie in Form zu bringen.

Auch sie hatte eine gute Figur.

Einen schlanken Bauch, den sie durch Situps regelmäßig trimmte.

Sie war stolz auf ihren Körper und trug gerne figurbetonte, modische, manchmal außergewöhnliche, extravagante Kleidung.

Henriette hatte zwei Jungs und zwei Enkelkinder, von jedem Sohn eins.

Alle Drei waren im Norden geboren.

Kamen von der Küste.

Tina und Henny lebten auch schon im Ausland.

Es zog sie aber immer wieder zurück in die Heimat.

Zurück ans Meer.

Zurück zu Familie und Freunden.

Mia konnte sich nicht vorstellen, ihre Scholle je zu verlassen.

Charakterlich unterschieden sie sich total.

Während Mia die tiefgründige, sehr emotionale, leicht zu verletzende Seele war, die Vieles analysierte, gerne plauderte, war Tina das ganze Gegenteil.

Sie war forsch, pragmatisch, redete nicht viel um den heißen Brei herum, über Gefühle schon gar nicht und packte entschlossen an, wenn es nötig war.

Wie immer hatte Henriette von jedem etwas.

Sie war sanft und emotional, forsch auch wenn nötig, aber mochte manchmal das ausufernde Geschnatter nicht.

Ab und zu war sie pedantisch.

Nach schwerer Enttäuschung lebte sie ein wenig zurückgezogen.

Diese Mischung der Charaktere war der Grund, warum die drei Weibsen so gut miteinander auskamen.

Sie hatten sich im Laufe der Jahre auf die jeweils Andere eingestellt.

Hatten sich kennen- und auf freundschaftliche Art lieben und achten gelernt.

Gingen sehr tolerant miteinander um.

Alle drei waren taffe Singles.

Lebten alleine.

Arbeiteten gerne.

Während Henriette immer noch davon träumte, der großen Liebe eines Tages zu begegnen, hatte Tina diesen Wunsch entweder noch nie gehabt oder aufgegeben.

Sie genoß einfach ihr Leben und hatte auch schon mal die eine und andere Affäre.

Mia hatte wohl abgeschlossen damit, einen Mann kennenzulernen.

Sie war viele Jahre verheiratet gewesen und die Scheidung kostete sie zu viel Kraft und Nerven damals.

Das Ganze wollte sie nicht noch einmal durchmachen und hatte Angst, wieder verletzt zu werden.

Damals, bei ihrer Scheidung, begleiteten Henriette und Tina sie, damit sie sie nachher auffangen konnten.

Als sie in ein seelisches Loch fiel.

Das verschmolz die Drei miteinander.

Es war ein ruhiger Tag.

Sie waren vorher noch auf dem Weihnachtsmarkt gewesen.

Auch das ließen sie sich nicht nehmen.

Liebten Glühwein, Bratwurst und Mutzen.

Neuerdings tranken sie gerne Met.

Den lernten sie unlängst in einer tollen mittelalterlich gestalteten Gaststätte kennen.

Sie trafen einige alte Bekannte.

Wie fast jedes Jahr um diese Zeit.

Immer gingen sie mindestens einmal im Jahr gemeinsam Arm in Arm über diese wunderschön geschmückte Bummelmeile.

Nun saßen sie in anheimelnder Runde lachend und plaudernd bei Henriette zu Hause zusammen, als plötzlich ihr Handy klingelte.

So ein Ärger, sie hatte vergessen es leise zu stellen.

Das machten sie eigentlich so, um nicht erreichbar zu sein.

Diese gemeinsame Zeit gehörte nur ihnen.

Sie hatten sich viel zu erzählen.

Die beiden Freundinnen, Tina und Mia, redeten flüsternd weiter, um Henriette bei ihrem Gespräch nicht zu stören.

Aber, sie war sowieso schon auf dem Wege nach draußen in den Flur.

Beide hörten nur:

„ach“,

„wirklich?“,

„ich kann das nicht glauben“,

„haben Sie sich auch nicht geirrt?“

„Wahnsinn“.

Es war ein relativ kurzes Gespräch.

Und ein paar Minuten später kam Henriette dann wieder in´s Wohnzimmer zu den beiden Freundinnen.

Ihr Gesichtsausdruck war unergründlich.

Eher blaß.

Und sie mußte sich erst einmal setzen.

Die beiden Freundinnen sahen sie nun gespannt an.

Was war das für ein Telefonat?

Worüber sprach Henny denn und mit wem?

Warum war sie plötzlich so stumm, wirkte verstört und inzwischen ganz bleich?

Henriette mußte sich sammeln.

Einen Schluck Sekt trinken.

Nun wollte auch sie eine Zigarette haben.

Oh man.

Die Mädchen drängelten und baten:

"Nun erzähl schon, was Dich so aus der Fassung gebracht hat.

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