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Die Räuber

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Zweite Szene

Des alten Moors Schlafzimmer.

Der alte Moor schlafend in einem Lehnsessel. Amalia.

AMALIA sachte herbeischleichend. Leise, leise! er schlummert. Sie stellt sich vor den Schlafenden. Wie schön, wie ehrwürdig! — ehrwürdig, wie man die Heiligen malt — nein, ich kann dir nicht zürnen! Weißlockigtes Haupt, dir kann ich nicht zürnen!

Schlummre sanft, wache froh auf, ich allein will hingehn und leiden.

DER ALTE MOOR träumend. Mein Sohn! mein Sohn! mein Sohn!

AMALIA ergreift seine Hand. Horch, horch! sein Sohn ist in seinen Träumen.

DER ALTE MOOR. Bist du da? bist du wirklich? ach! wie siehst du so elend! Sieh mich nicht an mit diesem kummervollen Blick! ich bin elend genug.

AMALIA weckt ihn schnell. Seht auf, lieber Greis! Ihr träumtet nur. Faßt Euch!

DER ALTE MOOR halb wach. Er war nicht da? drückt ich nicht seine Hände? Garstiger Franz! willst du ihn auch meinen Träumen entreißen?

AMALIA. Merkst dus, Amalia?

DER ALTE MOOR ermuntert sich. Wo ist er? wo? wo bin ich? du da, Amalia?

AMALIA. Wie ist Euch? Ihr schlieft einen erquickenden Schlummer.

DER ALTE MOOR. Mir träumte von meinem Sohn. Warum hab ich nicht fortgeträumt? vielleicht hätt ich Verzeihung erhalten aus seinem Munde.

AMALIA. Engel grollen nicht — er verzeiht Euch. Faßt seine Hand mit Wehmut. Vater meines Karls! ich verzeih Euch.

DER ALTE MOOR. Nein, meine Tochter! diese Totenfarbe deines Angesichts verdammet den Vater. Armes Mädchen! Ich brachte dich um die Freuden deiner Jugend — o fluche mir nicht!

AMALIA küßt seine Hand mit Zärtlichkeit. Euch?

DER ALTE MOOR. Kennst du dieses Bild, meine Tochter?

AMALIA. Karls! —

DER ALTE MOOR. So sah er, als er ins sechszehente Jahr ging. Itzt ist er anders — Oh es wütet in meinem Innern — diese Milde ist Unwillen, dieses Lächeln Verzweiflung — Nicht wahr, Amalia? Es war an seinem Geburtstage in der Jasminlaube, als du ihn maltest? — Oh meine Tochter! Eure Liebe machte mich so glücklich.

AMALIA immer das Aug auf das Bild geheftet. Nein, nein! er ists nicht. Bei Gott! das ist Karl nicht — Hier, hier Auf Herz und Stirne zeigend. So ganz, so anders. Die träge Farbe reicht nicht, den himmlischen Geist nachzuspiegeln, der in seinem feurigen Auge herrschte. Weg damit! dies ist so menschlich! Ich war eine Stümperin.

DER ALTE MOOR. Dieser huldreiche, erwärmende Blick — wär er vor meinem Bette gestanden, ich hätte gelebt mitten im Tode! Nie, nie wär ich gestorben!

AMALIA. Nie, nie wärt Ihr gestorben! Es wär ein Sprung gewesen, wie man von einem Gedanken auf einen andern und schönern hüpft — dieser Blick hätt Euch übers Grab hinübergeleuchtet. Dieser Blick hätt Euch über die Sterne getragen!

DER ALTE MOOR. Es ist schwer, es ist traurig! Ich sterbe, und mein Sohn Karl ist nicht hier — ich werde zu Grabe getragen, und er weint nicht an meinem Grabe — wie süß ists, eingewiegt zu werden in den Schlaf des Todes von dem Gebet eines Sohns — das ist Wiegengesang.

AMALIA schwärmend. Ja süß, himmlisch süß ists, eingewiegt zu werden in den Schlaf des Todes von dem Gesang des Geliebten — vielleicht träumt man auch im Grabe noch fort — ein langer, ewiger unendlicher Traum von Karln, bis man die Glocke der Auferstehung läutet — Aufspringend, entzückt. und von itzt an in seinen Armen auf ewig, Pause. Sie geht ans Klavier und spielt.

 
Willst dich, Hektor, ewig mir entreißen,
Wo des Äaciden mordend Eisen
Dem Patroklus schröcklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn hinunter dich der Xanthus schlingt?
 

DER ALTE MOOR. Ein schönes Lied, meine Tochter. Das mußt du mir vorspielen, eh ich sterbe.

AMALIA. Es ist der Abschied Andromachas und Hektors — Karl und ich habens oft zusammen zu der Laute gesungen. Spielt fort.

 
Teures Weib, geh, hol die Todeslanze,
Laß mich fort zum wilden Kriegestanze,
Meine Schultern tragen Ilium;
Über Astyanax unsre Götter!
Hektor fällt, ein Vaterlandserretter,
Und wir sehn uns wieder in Elysium.
 

Daniel.

DANIEL. Es wartet draußen ein Mann auf Euch. Er bittet, vorgelassen zu werden, er hab Euch eine wichtige Zeitung.

DER ALTE MOOR. Mir ist auf der Welt nur etwas wichtig, du weißts, Amalia — ists ein Unglücklicher, der meiner Hülfe bedarf? Er soll nicht mit Seufzen von hinnen gehn.

AMALIA. Ists ein Bettler, er soll eilig heraufkommen. Daniel ab.

DER ALTE MOOR. Amalia, Amalia! schone meiner!

AMALIA spielt fort.

 
Nimmer lausch ich deiner Waffen Schalle,
Einsam liegt dein Eisen in der Halle,
Priams großer Heldenstamm verdirbt!
Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,
Der Cocytus durch die Wüsten weinet,
Deine Liebe in dem Lethe stirbt.
All mein Sehnen, all mein Denken
Soll der schwarze Lethefluß ertränken,
Aber meine Liebe nicht!
Horch! der Wilde rast schon an den Mauren —
Gürte mir das Schwert um, laß das Trauren,
Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht!
 

Franz. Hermann verkappt. Daniel.

FRANZ. Hier ist der Mann. Schröckliche Botschaften, sagt er, warten auf Euch. Könnt Ihr sie hören?

DER ALTE MOOR. Ich kenne nur eine. Tritt her, mein Freund, und schone mein nicht! Reicht ihm einen Becher Wein!

HERMANN mit veränderter Stimme. Gnädiger Herr! laßt es einen armen Mann nicht entgelten, wenn er wider Willen Euer Herz durchbohrt. Ich bin ein Fremdling in diesem Lande, aber Euch kenne ich sehr gut, Ihr seid der Vater Karls von Moor.

DER ALTE MOOR. Woher weißt du das?

HERMANN. Ich kannte Euren Sohn —

AMALIA auffahrend. Er lebt? lebt? Du kennst ihn? wo ist er? wo, wo? Will hinwegrennen.

DER ALTE MOOR. Du weißt von meinem Sohn?

HERMANN. Er studierte in Leipzig. Von da zog er, ich weiß nicht wie weit, herum. Er durchschwärmte Deutschland in die Runde und, wie er mir sagte, mit unbedecktem Haupt, barfuß, und erbettelte sein Brot vor den Türen. Fünf Monate drauf brach der leidige Krieg zwischen Preußen und Österreich wieder aus, und da er auf der Welt nichts mehr zu hoffen hatte, zog ihn der Hall von Friederichs siegreicher Trommel nach Böhmen. Erlaubt mir, sagte er zum großen Schwerin, daß ich den Tod sterbe auf dem Bette der Helden, ich hab keinen Vater mehr!

DER ALTE MOOR. Sieh mich nicht an, Amalia!

HERMANN. Man gab ihm eine Fahne. Er flog den preußischen Siegesflug mit. Wir kamen zusammen unter ein Zelt zu liegen. Er sprach viel von seinem alten Vater und von bessern vergangenen Tagen — und von vereitelten Hoffnungen — uns standen die Tränen in den Augen.

DER ALTE MOOR verhüllt sein Haupt in das Kissen. Stille, o stille!

HERMANN. Acht Tage drauf war das heiße Treffen bei Prag — ich darf Euch sagen, Euer Sohn hat sich gehalten wie ein wackerer Kriegsmann. Er tat Wunder vor den Augen der Armee. Fünf Regimenter mußten neben ihm wechseln, er stand. Feuerkugeln fielen rechts und links, Euer Sohn stand. Eine Kugel zerschmetterte ihm die rechte Hand, Euer Sohn nahm die Fahne in die Linke, und stand —

AMALIA in Entzückung. Hektor, Hektor! hört Ihrs? Er stand —

HERMANN. Ich traf ihn am Abend der Schlacht niedergesunken unter Kugelgepfeife, mit der Linken hielt er das stürzende Blut, die Rechte hatte er in die Erde gegraben. Bruder! rief er mir entgegen, es lief ein Gemurmel durch die Glieder, der General sei vor einer Stunde gefallen — er ist gefallen, sagt ich, und du? — Nun, wer ein braver Soldat ist, rief er und ließ die linke Hand los, der folge seinem General wie ich! Bald darauf hauchte er seine große Seele dem Helden zu.

FRANZ wild auf Hermann losgehend. Daß der Tod deine verfluchte Zunge versiegle! Bist du hieher kommen, unserem Vater den Todesstoß zu geben? — Vater! Amalia! Vater!

HERMANN. Es war der letzte Wille meines sterbenden Kameraden. Nimm dies Schwert, röchelte er, du wirsts meinem alten Vater überliefern, das Blut seines Sohnes klebt daran, er ist gerochen, er mag sich weiden. Sag ihm, sein Fluch hätte mich gejagt in Kampf und Tod, ich sei gefallen in Verzweiflung! Sein letzter Seufzer war Amalia!

AMALIA wie aus einem Todesschlummer aufgejagt. Sein letzter Seufzer, Amalia!

DER ALTE MOOR gräßlich schreiend, sich die Haare ausraufend. Mein Fluch ihn gejagt in den Tod! gefallen in Verzweiflung!

FRANZ umherirrend im Zimmer. Oh! was habt Ihr gemacht, Vater? Mein Karl, mein Bruder!

HERMANN. Hier ist das Schwert, und hier ist auch ein Porträt, das er zu gleicher Zeit aus dem Busen zog! Es gleicht diesem Fräulein auf ein Haar. Dies soll meinem Bruder Franz, sagte er, — ich weiß nicht, was er damit sagen wollte.

FRANZ wie erstaunt. Mir? Amalias Porträt? Mir, Karl, Amalia? Mir?

AMALIA heftig auf Hermann losgehend. Feiler, bestochener Betrüger! Faßt ihn hart an.

HERMANN. Das bin ich nicht, gnädiges Fräulein. Sehet selbst, obs nicht Euer Bild ist — Ihr mögts ihm wohl selbst gegeben haben.

FRANZ. Bei Gott! Amalia, das deine! Es ist wahrlich das deine!

 

AMALIA gibt ihm das Bild zurück. Mein, mein! O Himmel und Erde!

DER ALTE MOOR schreiend, sein Gesicht zerfleischend. Wehe, wehe! mein Fluch ihn gejagt in den Tod! gefallen in Verzweiflung!

FRANZ. Und er gedachte meiner in der letzten schweren Stunde des Scheidens, meiner! Englische Seele — da schon das schwarze Panier des Todes über ihm rauschte — meiner! —

DER ALTE MOOR lallend. Mein Fluch ihn gejagt in den Tod, gefallen mein Sohn in Verzweiflung! —

HERMANN. Den Jammer steh ich nicht aus. Lebt wohl, alter Herr! Leise zu Franz. Warum habt Ihr auch das gemacht, Junker? Geht schnell ab.

AMALIA aufspringend, ihm nach. Bleib! bleib! Was waren seine letzte Worte?

HERMANN zurückrufend. Sein letzter Seufzer war Amalia! Ab.

AMALIA. Sein letzter Seufzer war Amalia! — Nein, du bist kein Betrüger! So ist es wahr — wahr — er ist tot! — tot! — Hin und her taumelnd, bis sie umsinkt tot — Karl ist tot —

FRANZ. Was seh ich? Was steht da auf dem Schwert? geschrieben mit Blut — Amalia!

AMALIA. Von ihm?

FRANZ. Seh ich recht, oder träum ich? Siehe da mit blutiger Schrift: Franz, verlaß meine Amalia nicht! Sieh doch! sieh doch! Und auf der andern Seite: Amalia, deinen Eid zerbrach der allgewaltige Tod! — Siehst du nun, siehst du nun? Er schriebs mit erstarrender Hand, schriebs mit dem warmen Blut seines Herzens, schriebs an der Ewigkeit feierlichem Rande! sein fliehender Geist verzog, Franz und Amalia noch zusammenzuknüpfen.

AMALIA. Heiliger Gott! es ist seine Hand. — Er hat mich nie geliebt! Schnell ab.

FRANZ auf den Boden stampfend. Verzweifelt! meine ganze Kunst erliegt an dem Starrkopf.

DER ALTE MOOR. Wehe, wehe! Verlaß mich nicht, meine Tochter! — Franz, Franz! gib mir meinen Sohn wieder!

FRANZ. Wer wars, der ihm den Fluch gab? Wer wars, der seinen Sohn jagte in Kampf und Tod und Verzweiflung? — Oh! er war ein Engel! ein Kleinod des Himmels. Fluch über seine Henker! Fluch, Fluch über Euch selber! —

DER ALTE MOOR schlägt mit geballter Faust wider Brust und Stirn. Er war ein Engel, war Kleinod des Himmels! Fluch, Fluch, Verderben, Fluch über mich selber! Ich bin der Vater, der seinen großen Sohn erschlug. Mich liebt’ er bis in den Tod! mich zu rächen, rannte er in Kampf und Tod! Ungeheuer, Ungeheuer! Wütet wider sich selber.

FRANZ. Er ist dahin, was helfen späte Klagen? Höhnisch lachend. Es ist leichter morden, als lebendig machen. Ihr werdet ihn nimmer aus seinem Grabe zurückholen.

DER ALTE MOOR. Nimmer, nimmer, nimmer aus dem Grabe zurückholen! Hin, verloren auf ewig! — Und du hast mir den Fluch aus dem Herzen geschwätzt, du — du — Meinen Sohn mir wieder!

FRANZ. Reizt meinen Grimm nicht. Ich verlaß Euch im Tode! —

DER ALTE MOOR. Scheusal! Scheusal! Schaff mir meinen Sohn wieder! Fährt aus dem Sessel, will Franzen an der Gurgel fassen, der ihn zurückschleudert.

FRANZ. Kraftlose Knochen, ihr wagt es — sterbt! verzweifelt! Ab.

DER ALTE MOOR. Tausend Flüche donnern dir nach! Du hast mir meinen Sohn aus den Armen gestohlen. Voll Verzweiflung hin und her geworfen im Sessel. Wehe, wehe! Verzweifeln, aber nicht sterben! — Sie fliehen, verlassen mich im Tode — meine gute Engel fliehen von mir, weichen alle die Heilige vom eisgrauen Mörder — Wehe! Wehe! will mir keiner das Haupt halten, will keiner die ringende Seele entbinden? Keine Söhne! keine Töchter! keine Freunde! — Menschen nur — Will keiner, allein — verlassen — Wehe! Wehe! — Verzweifeln, aber nicht sterben!

Amalia mit verweinten Augen.

DER ALTE MOOR. Amalia! Bote des Himmels! Kommst du, meine Seele zu lösen?

AMALIA mit sanfterem Ton. Ihr habt einen herrlichen Sohn verloren.

DER ALTE MOOR. Ermordet willst du sagen. Mit diesem Zeugnis belastet tret ich vor den Richterstuhl Gottes.

AMALIA. Nicht also, jammervoller Greis! der himmlische Vater rückt’ ihn zu sich. Wir wären zu glücklich gewesen auf dieser Welt. — Droben, droben über den Sonnen — Wir sehn ihn wieder.

DER ALTE MOOR. Wiedersehen, wiedersehen! Oh es wird mir durch die Seele schneiden ein Schwert — Wenn ich ein Heiliger ihn unter den Heiligen finde — mitten im Himmel werden durch mich schauern Schauer der Hölle! im Anschauen des Unendlichen mich zermalmen die Erinnerung: Ich hab meinen Sohn ermordet!

AMALIA. Oh, er wird Euch die Schmerzerinnerung aus der Seele lächeln, seid doch heiter, lieber Vater! ich bins so ganz. Hat er nicht schon den himmlischen Hörern den Namen Amalia vorgesungen auf der seraphischen Harfe, und die himmlischen Hörer lispelten leise ihn nach? Sein letzter Seufzer war ja, Amalia! wird nicht sein erster Jubel, Amalia! sein?

DER ALTE MOOR. Himmlischer Trost quillt von deinen Lippen! Er wird mir lächeln, sagst du? Vergeben? du mußt bei mir bleiben, Geliebte meines Karls, wenn ich sterbe.

AMALIA. Sterben ist Flug in seine Arme. Wohl Euch! Ihr seid zu beneiden. Warum sind diese Gebeine nicht mürb? warum diese Haare nicht grau? Wehe über die Kräfte der Jugend! Willkommen, du markloses Alter! näher gelegen dem Himmel und meinem Karl.

Franz tritt auf.

DER ALTE MOOR. Tritt her, mein Sohn! Vergib mir, wenn ich vorhin zu hart gegen dich war! Ich vergebe dir alles. Ich möchte so gern im Frieden den Geist aufgeben.

FRANZ. Habt Ihr genug um Euren Sohn geweint? Soviel ich sehe, habt Ihr nur einen.

DER ALTE MOOR. Jakob hatte der Söhne zwölf, aber um seinen Joseph hat er blutige Tränen geweint.

FRANZ. Hum!

DER ALTE MOOR. Geh, nimm die Bibel, meine Tochter, und lies mir die Geschichte Jakobs und Josephs! Sie hat mich immer so gerührt, und damals bin ich noch nicht Jakob gewesen.

AMALIA. Welches soll ich Euch lesen? Nimmt die Bibel und blättert.

DER ALTE MOOR. Lies mir den Jammer des Verlassenen, als er ihn nimmer unter seinen Kindern fand — und vergebens sein harrte im Kreis seiner eilfe — und sein Klagelied, als er vernahm, sein Joseph sei ihm genommen auf ewig —

AMALIA liest. »Da nahmen sie Josephs Rock, und schlachteten einen Ziegenbock, und tauchten den Rock in das Blut, und schickten den bunten Rock hin, und ließen ihn ihrem Vater bringen, und sagen: Diesen haben wir funden, siehe, obs deines Sohnes Rock sei oder nicht? Franz geht plötzlich hinweg. Er kannte ihn aber und sprach: Es ist meines Sohnes Rock, ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißend Tier hat Joseph zerrissen! —«

DER ALTE MOOR fällt aufs Kissen zurück. Ein reißend Tier hat Joseph zerrissen!

AMALIA liest weiter. »Und Jakob zerriß seine Kleider, und legte einen Sack um seine Lenden, und trug Leide um seinen Sohn lange Zeit, und all sein Söhne und Töchter traten auf, daß sie ihn trösteten, aber er wollte sich nicht trösten lassen und sprach: Ich werde mit Leid hinunterfahren —«

DER ALTE MOOR. Hör auf, hör auf! Mir wird sehr übel.

AMALIA hinzuspringend, läßt das Buch fallen. Hilf Himmel! Was ist das?

DER ALTE MOOR. Das ist der Tod! — Schwarz — schwimmt — vor meinen — Augen — ich bitt dich — ruf dem Pastor — daß er mir — das Abendmahl reiche — Wo ist — mein Sohn Franz?

AMALIA. Er ist geflohen! Gott erbarme sich unser!

DER ALTE MOOR. Geflohen — geflohen von des Sterbenden Bett? — — Und das all — all — von zwei Kindern voll Hoffnung — du hast sie — gegeben — hast sie — genommen — — dein Name sei —

AMALIA mit einem plötzlichen Schrei. Tot! Alles tot! Ab in Verzweiflung.

Franz hüpft frohlockend herein.

FRANZ. Tot! schreien sie, tot! Itzt bin ich Herr. Im ganzen Schlosse zetert es, tot! — Wie aber, schläft er vielleicht nur? — freilich, ach freilich! das ist nun freilich ein Schlaf, wo es ewig niemals »Guten Morgen« heißt — Schlaf und Tod sind nur Zwillinge. Wir wollen einmal die Namen wechseln! Wackerer, willkommener Schlaf! Wir wollen dich Tod heißen! Er drückt ihm die Augen zu. Wer wird nun kommen, und es wagen, mich vor Gericht zu fordern? oder mir ins Angesicht zu sagen: du bist ein Schurke! Weg dann mit dieser lästigen Larve von Sanftmut und Tugend! Nun sollt ihr den nackten Franz sehen, und euch entsetzen! Mein Vater überzuckerte seine Forderungen, schuf sein Gebiet zu einem Familienzirkel um, saß liebreich lächelnd am Tor, und grüßte sie Brüder und Kinder. — Meine Augbraunen sollen über euch herhangen wie Gewitterwolken, mein herrischer Name schweben wie ein drohender Komet über diesen Gebirgen, meine Stirne soll euer Wetterglas sein! Er streichelte und koste den Nacken, der gegen ihn störrig zurückschlug. Streicheln und Kosen ist meine Sache nicht. Ich will euch die zackigte Sporen ins Fleisch hauen, und die scharfe Geißel versuchen. — In meinem Gebiet solls so weit kommen, daß Kartoffeln und Dünnbier ein Traktament für Festtage werden, und wehe dem, der mir mit vollen, feurigen Backen unter die Augen tritt! Blässe der Armut und sklavischen Furcht sind meine Leibfarbe: in diese Liverei will ich euch kleiden! Er geht ab.

Dritte Szene

Die böhmischen Wälder.

Spiegelberg, Razmann, Räuberhaufen.

RAZMANN. Bist da? bists wirklich? So laß dich doch zu Brei zusammendrucken, lieber Herzensbruder Moritz! Willkommen in den böhmischen Wäldern! Bist ja groß worden und stark. Stern- Kreuz-Bataillon! Bringst ja Rekruten mit einen ganzen Trieb, du trefflicher Werber!

SPIEGELBERG. Gelt, Bruder? Gelt? Und das ganze Kerl darzu! — du glaubst nicht, Gottes sichtbarer Segen ist bei mir; war dir ein armer hungriger Tropf, hatte nichts als diesen Stab, da ich über den Jordan ging, und itzt sind unserer achtundsiebenzig, meistens ruinierte Krämer, rejizierte Magister und Schreiber aus den schwäbischen Provinzen. Das ist dir ein Korps Kerles, Bruder, deliziöse Bursche, sag ich dir, wo als einer dem andern die Knöpfe von den Hosen stiehlt, und mit geladener Flinte neben ihm sicher ist — und haben voll auf, und stehen dir in einem Renommee vierzig Meilen weit, das nicht zu begreifen ist. Da ist dir keine Zeitung, wo du nicht ein Artikelchen von dem Schlaukopf Spiegelberg wirst getroffen haben, ich halte sie mir auch pur deswegen — vom Kopf bis zun Füßen haben sie mich dir hingestellt, du meinst, du sähst mich, — sogar meine Rockknöpfe haben sie nicht vergessen. Aber wir führen sie erbärmlich am Narrenseil herum. Ich geh letzthin in die Druckerei, geb vor, ich hätte den berüchtigten Spiegelberg gesehn, und diktier einem Skrizler, der dort saß, das leibhafte Bild von einem dortigen Wurmdoktor in die Feder, das Ding kommt um, der Kerl wird eingezogen, par force inquiriert, und in der Angst und in der Dummheit gesteht er dir, hol mich der Teufel! gesteht dir, er sei der Spiegelberg — Donner und Wetter! Ich war eben auf dem Sprung, mich beim Magistrat anzugeben, daß die Canaille mir meinen Namen so verhunzen soll — wie ich sage, drei Monat drauf hangt er. Ich mußte nachher eine derbe Prise Tobak in die Nase reiben, als ich am Galgen vorbeispazierte, und den Pseudo-Spiegelberg in seiner Glorie da paradieren sah — und unterdessen daß Spiegelberg hangt, schleicht sich Spiegelberg ganz sachte aus den Schlingen, und deutet der superklugen Gerechtigkeit hinterrucks Eselsohren, daß ‘s zum Erbarmen ist.

RAZMANN lacht. Du bist eben noch immer der alte.

SPIEGELBERG. Das bin ich, wie du siehst, an Leib und Seel. Narr! einen Spaß muß ich dir doch erzählen, den ich neulich im Cäcilienkloster angerichtet habe. Ich treffe das Kloster auf meiner Wanderschaft so gegen die Dämmerung, und da ich eben den Tag noch keine Patrone verschossen hatte, du weißt, ich hasse das diem perdidi auf den Tod, so mußte die Nacht noch durch einen Streich verherrlicht werden, und sollts dem Teufel um ein Ohr gelten! Wir halten uns ruhig bis in die späte Nacht. Es wird mausstill. Die Lichter gehen aus. Wir denken, die Nonnen könnten itzt in den Federn sein. — Nun nehm ich meinen Kameraden Grimm mit mir, heiß die andern warten vorm Tor, bis sie mein Pfeifchen hören würden, — versichere mich des Klosterwächters, nehm ihm die Schlüssel ab, schleich mich hinein, wo die Mägde schliefen, praktizier ihnen die Kleider weg, und heraus mit dem Pack zum Tor. Wir gehn weiter von Zelle zu Zelle, nehmen einer Schwester nach der andern die Kleider, endlich auch der Äbtissin. — Itzt pfeif ich, und meine Kerls draußen fangen an zu stürmen und zu hasselieren, als käm der Jüngste Tag, und hinein mit bestialischem Gepolter in die Zellen der Schwestern! — Hahaha! — da hättest du die Hatz sehen sollen, wie die armen Tierchen in der Finstere nach ihren Röcken tappten, und sich jämmerlich gebärdeten, wie sie zum Teufel waren, und wir indes wie alle Donnerwetter zugesetzt, und wie sie sich vor Schreck und Bestürzung in Bettlaken wickelten, oder unter dem Ofen zusammenkrochen wie Katzen, andere in der Angst ihres Herzens die Stube so besprenzten, daß du hättest das Schwimmen drin lernen können, und das erbärmliche Gezeter und Lamento, und endlich gar die alte Schnurre, die Äbtissin, angezogen wie Eva vor dem Fall — du weißt, Bruder, daß mir auf diesem weiten Erdenrund kein Geschöpf so zuwider ist als eine Spinne und ein altes Weib, und nun denk dir einmal die schwarzbraune, runzligte, zottigte Vettel vor mir herumtanzen, und mich bei ihrer jungfräulichen Sittsamkeit beschwören — alle Teufel! ich hatte schon den Ellbogen angesetzt, ihr die übriggebliebenen wenigen Edlen vollends in den Mastdarm zu stoßen — kurz resolviert! entweder heraus mit dem Silbergeschirr, mit dem Klosterschatz und allen den blanken Tälerchen, oder — meine Kerls verstanden mich schon — ich sage dir, ich hab aus dem Kloster mehr dann tausend Taler Werts geschleift, und den Spaß obendrein, und meine Kerls haben ihnen ein Andenken hinterlassen, sie werden ihre neun Monate dran zu schleppen haben.

 

RAZMANN auf den Boden stampfend. Daß mich der Donner da weg hatte!

SPIEGELBERG. Siehst du? Sag du mehr, ob das kein Luderleben ist? und dabei bleibt man frisch und stark, und das Korpus ist noch beisammen, und schwillt dir stündlich wie ein Prälatsbauch — ich weiß nicht, ich muß was Magnetisches an mir haben, das dir alles Lumpengesindel auf Gottes Erdboden anzieht wie Stahl und Eisen.

RAZMANN. Schöner Magnet du! Aber so möcht ich Henkers doch wissen, was für Hexereien du brauchst —

SPIEGELBERG. Hexereien? Braucht keiner Hexereien — Kopf mußt du haben! Ein gewisses praktisches Judizium, das man freilich nicht in der Gerste frißt — denn siehst du, ich pfleg immer zu sagen: einen honetten Mann kann man aus jedem Weidenstotzen formen, aber zu einem Spitzbuben wills Grütz — auch gehört darzu ein eigenes Nationalgenie, ein gewisses, daß ich so sage, Spitzbubenklima, und da rat ich dir, reis du ins Graubünder Land, das ist das Athen der heutigen Gauner.

RAZMANN. Bruder! man hat mir überhaupt das ganze Italien gerühmt.

SPIEGELBERG. Ja ja! man muß niemand sein Recht vorenthalten, Italien weist auch seine Männer auf, und wenn Deutschland so fort macht, wie es bereits auf dem Weg ist, und die Bibel vollends hinausvotiert, wie es die glänzendsten Aspekten hat, so kann mit der Zeit auch noch aus Deutschland was Gutes kommen — überhaupt aber, muß ich dir sagen, macht das Klima nicht sonderlich viel, das Genie kommt überall fort, und das übrige, Bruder — ein Holzapfel weißt du wohl, wird im Paradiesgärtlein selber ewig keine Ananas — aber daß ich dir weiter sage, — wo bin ich stehen geblieben?

RAZMANN. Bei den Kunstgriffen.

SPIEGELBERG. Ja recht, bei den Kunstgriffen. So ist dein erstes, wenn du in die Stadt kommst, du ziehst bei den Bettelvögten, Stadtpatrollanten und Zuchtknechten Kundschaft ein, wer so am fleißigsten bei ihnen einspreche, die Ehre gebe, und diese Kunden suchst du auf — ferner nistest du dich in die Kaffeehäuser, Bordelle, Wirtshäuser ein, spähst, sondierst, wer am meisten über die wohlfeile Zeit, die fünf Prozent, über die einreißende Pest der Polizeiverbesserungen schreit, wer am meisten über die Regierung schimpft, oder wider die Physiognomik eifert und dergleichen. Bruder! das ist die rechte Höhe! die Ehrlichkeit wackelt wie ein hohler Zahn, du darfst nur den Pelikan ansetzen — oder besser und kürzer: du gehst und wirfst einen vollen Beutel auf die offene Straße, versteckst dich irgendwo, und merkst dir wohl, wer ihn aufhebt — eine Weile drauf jagst du hinterher, suchst, schreist, und fragst nur so im Vorbeigehen: haben der Herr nicht etwa einen Geldbeutel gefunden? Sagt er ja? — nun, so hats der Teufel gesehen; leugnet ers aber: der Herr verzeihen — ich wüßte mich nicht zu entsinnen, — ich bedaure, Aufspringend. Bruder! Triumph Bruder! Lösch deine Laterne aus, schlauer Diogenes! — du hast deinen Mann gefunden.

RAZMANN. Du bist ein ausgelernter Praktikus.

SPIEGELBERG. Mein Gott! als ob ich noch jemals dran gezweifelt hätte — Nun du deinen Mann in dem Hamen hast, mußt dus auch fein schlau angreifen, daß du ihn hebst! — Siehst du, mein Sohn? das hab ich so gemacht: — Sobald ich einmal die Fährte hatte, hängt ich mich meinem Kandidaten an wie eine Klette, saufte Brüderschaft mit ihm, und notabene! zechfrei mußt du ihn halten! da geht freilich ein Schönes drauf, aber das achtest du nicht — — du gehst weiter, du führst ihn in Spielkompanien und bei liederlichen Menschern ein, verwickelst ihn in Schlägereien, und schelmische Streiche, bis er an Saft und Kraft und Geld und Gewissen, und gutem Namen bankrutt wird; denn incidenter muß ich dir sagen, du richtest nichts aus, wenn du nicht Leib und Seele verderbst — Glaube mir, Bruder! das hab ich aus meiner starken Praxi wohl fünfzigmal abstrahiert, wenn der ehrliche Mann einmal aus dem Nest gejagt ist, so ist der Teufel Meistes — Der Schritt ist dann so leicht — o so leicht, als der Sprung von einer Hure zu einer Betschwester. — Horch doch! was für ein Knall war das?

RAZMANN. Es war gedonnert, nur fortgemacht!

SPIEGELBERG. Noch ein kürzerer besserer Weg ist der, du plünderst deinem Mann Haus und Hof ab, bis ihm kein Hemd mehr am Leibe hebt, alsdann kommt er dir von selber — lern mich die Pfiffe nicht, Bruder — frag einmal das Kupfergesicht dort — Schwerenot! den hab ich schön ins Garn gekriegt — ich hielt ihm vierzig Dukaten hin, die sollt er haben, wenn er mir seines Herrn Schlüssel in Wachs drücken wollte — denk einmal! die dumme Bestie tuts, bringt mir, hol mich der Teufel, die Schlüssel, und will itzt das Geld haben — Monsieur, sagt ich, weiß Er auch, daß ich itzt diese Schlüssel geradeswegs zum Polizei-Lieutenant trage, und Ihm ein Logis am lichten Galgen miete? — Tausendsackerment! da hättest du den Kerl sehen sollen die Augen aufreißen, und anfangen zu zappeln wie ein nasser Pudel. — — »Ums Himmelswillen, hab der Herr doch Einsicht! ich will — will —« Was will Er? Will Er itzt gleich den Zopf hinaufschlagen und mit mir zum Teufel gehn? — »O von Herzen gern, mit Freuden!« — Hahaha! guter Schlucker, mit Speck fangt man Mäuse — lach ihn doch aus, Razmann! hahaha!

RAZMANN. Ja, ja, ich muß gestehen. Ich will mir diese Lektion mit goldnen Ziffern auf meine Hirntafel schreiben. Der Satan mag seine Leute kennen, daß er dich zu seinem Mäkler gemacht hat.

SPIEGELBERG. Gelt, Bruder? Und ich denke, wenn ich ihm zehen stelle, läßt er mich frei ausgehen — gibt ja jeder Verleger seinem Sammler das zehente Exemplar gratis, warum soll der Teufel so jüdisch zu Werk gehn? — Razmann! ich rieche Pulver —

RAZMANN. Sapperment! ich riechs auch schon lang. — Gib acht, es wird in der Näh was gesetzt haben! — Ja ja! wie ich dir sage, Moritz — du wirst dem Hauptmann mit deinen Rekruten willkommen sein — er hat auch schon brave Kerl angelockt.

SPIEGELBERG. Aber die meinen! die meinen — pah —

RAZMANN. Nun ja! sie mögen hübsche Fingerchen haben — aber ich sage dir, der Ruf unsers Hauptmanns hat auch schon ehrliche Kerl in Versuchung geführt.

SPIEGELBERG. Ich will nicht hoffen.

RAZMANN. Sans Spaß! und sie schämen sich nicht, unter ihm zu dienen. Er mordet nicht um des Raubes willen wie wir — nach dem Geld schien er nicht mehr zu fragen, sobald ers vollauf haben konnte, und selbst sein Dritteil an der Beute, das ihn von Rechts wegen trifft, verschenkt er an Waisenkinder, oder läßt damit arme Jungen von Hoffnung studieren. Aber soll er dir einen Landjunker schröpfen, der seine Bauren wie das Vieh abschindet, oder einen Schurken mit goldnen Borten unter den Hammer kriegen, der die Gesetze falschmünzt, und das Auge der Gerechtigkeit übersilbert, oder sonst ein Herrchen von dem Gelichter — Kerl! da ist er dir in seinem Element, und haust teufelmäßig, als wenn jede Faser an ihm eine Furie wäre.

SPIEGELBERG. Hum! Hum!

RAZMANN. Neulich erfuhren wir im Wirtshaus, daß ein reicher Graf von Regensburg durchkommen würde, der einen Prozeß von einer Million durch die Pfiffe seines Advokaten durchgesetzt hätte, er saß eben am Tisch und brettelte — Wieviel sind unserer? frug er mich, indem er hastig aufstand, ich sah ihn die Unterlippe zwischen die Zähne klemmen, welches er nur tut, wenn er am grimmigsten ist — nicht mehr als fünf! sagt ich — es ist genug! sagt er, warf der Wirtin das Geld auf den Tisch, ließ den Wein, den er sich hatte reichen lassen, unberührt stehen — wir machten uns auf den Weg. Die ganze Zeit über sprach er kein Wort, lief abseitwärts und allein, nur daß er uns von Zeit zu Zeit fragte, ob wir noch nichts gewahr worden wären, und uns befahl, das Ohr an die Erde zu legen. Endlich so kommt der Graf hergefahren, der Wagen schwer bepackt, der Advokat saß bei ihm drin, voraus ein Reuter, nebenher ritten zwei Knechte — da hättest du den Mann sehen sollen, wie er, zwei Terzerolen in der Hand, vor uns her auf den Wagen zusprang! Und die Stimme, mit der er rief: Halt! — der Kutscher, der nicht Halt machen wollte, mußte vom Bock herabtanzen, der Graf schoß aus dem Wagen in den Wind, die Reuter flohen — dein Geld, Kanaille! rief er donnernd — er lag wie ein Stier unter dem Beil — und bist du der Schelm, der die Gerechtigkeit zur feilen Hure macht? der Advokat zitterte, daß ihm die Zähne klapperten, — der Dolch stak in seinem Bauch wie ein Pfahl in dem Weinberg — ich habe das Meine getan! rief er, und wandte sich stolz von uns weg, das Plündern ist eure Sache — Und somit verschwand er in den Wald —