Magisches Kompendium - Runeninitiationen

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Aus der Reihe: MAGISCHES KOMPENDIUM #28
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Die mittlere Welt spiegelt die Dualität, das Verbindungsglied zwischen oben und unten, sodass hier Schöpfung aber auch Destruktion vorhanden sind, die sich auf der einen Seite auch die Waage halten. Und hier habe ich schon ein Problem. Denn wenn es darum geht, dass die Welten sich die Waage halten sollten, dann könnte man als Kontrapunkt zur Welt Muspellsheim entweder die Welt Jötunheimr oder die Welt Niflheim nehmen. Doch wenn es um einen Ausgleich geht, dann sollte auch berücksichtigt werden, dass die Lichtalben und die Schwarzalben ja auch wieder wie zwei Seiten einer Medaille agieren. Genau deswegen muss man wieder selbst schauen, wie man die verschiedenen Welten, Ebenen und Sphären anordnet. Denn auch wenn die Unterwelt ein Ort der Dunkelheit und des Todes ist, ist auch hier das Potenzial der Schöpfung vorhanden, der Kreation und der Evolution, da hier natürlich der mystische Tod, der Mors Mystica und das Prinzip „Phönix aus der Asche“ zu sehen sind. Denn gleichzeitig ist die Unterwelt auch ein Ruheort, ein Hort des Friedens, an dem die Toten pausieren und friedlich verharren können. In diesem Kontext ist es noch wichtig, dass man auch noch die anderen Ebenen und Punkte in Yggdrasil erwähnt, wozu unter anderem eine Art Außenwelt gehört, die gerne in die Ebenen Jötunheimr und Niflheim gesetzt wird. Diese Ebene ist die „Außenwelt“, die im übersetzten Sinne Útgarðr / Utgard heißt. Hier ist ein Gebiet gemeint, welches außerhalb der Reiche der Menschen und der Götter existiert, und primär von den Riesen und den Trollen bewohnt wird. In diesem Fall ist es aber nicht klar, ob diese Außenwelt den gesamten Weltenbaum, alle Ebenen von Yggdrasil umgibt, oder ob diese Außenwelt sich speziell auf Fragmente der mittleren Welt und der Unterwelt bezieht. Wenn man sich auf die Mythen und Sagen bezieht, sodass man hier eine Art der Kosmologie der nordischen Welten erwähnen kann, dann befindet sich diese Außenwelt, Útgarðr / Utgard, weit im Osten. In diesem Fall ist es wieder interessant, dass natürlich auch Händler aus den verschiedenen Reichen, wie zum Beispiel aus dem Land der Goten, welches in diesem Kontext klar östlich, südöstlich liegt, so wie auch dann auch die Ebenen von Sibirien, die dann sehr deutlich im Osten liegen, die Menschen in Mittel- und Nordeuropa erreichten. Da es in Legenden und Mythen auch immer Herrschergeschlechter gibt, die die verschiedenen Ebenen verwalten, wird berichtet, dass ein Riese aus Midgard und daher nach Útgarðr / Utgard musste. Er trägt den Namen „Utgardloki“. Utgardloki? Das ist doch einfach nur eine Zusammensetzung aus dem Begriff „Außenwelt“, also Útgarðr / Utgard und dem Namen des Gottes „Loki“. Ja, ist es! Und genau hieran kann man sehen, dass die Mythen, die Legenden und die Sagen eine sehr große Ambivalenz besitzen, sodass man hier sehr achtsam lesen muss. Denn wenn man so will, wird hier einfach nur berichtet, dass der Gott Loki in die Außenwelt verbannt wurde, bzw. nicht mehr Midgard heimsuchen darf. Und wenn wir schon dabei sind, die verschiedenen Ebenen und Welten noch einmal zu beleuchten, will ich erneut noch einmal den Hinweis geben, dass es in der Unterwelt die mythologische Quelle aller Flüsse aller Welten gibt, die den Namen Hvergelmir / Hvergelmir / Hwergelmir trägt.

Da diese Quelle die Quelle aller Flüsse ist, und die Flüsse bekanntlich die Lebensadern des Landes und somit auch die Lebensadern der Menschen sind, zeigt sich hier noch einmal das Prinzip „Phönix aus der Asche“, da aus der Unterwelt, aus dem Reich der Toten, neues Leben entspringt, und sich durch alle Ebenen zieht und schlängelt. Dieses Schlängeln der Flüsse wird in den Mythen, Legenden und Sagen damit beschrieben, dass in dieser mythologischen Quelle die Heimat vieler Schlangen ist und auch des zerstörerischen Prinzipes „Nidhöggr“, welches als Drache bzw. als Lindwurm verstanden wird. Ein weiterer besonderer Punkt, in den Ebenen und Welten des Nordens, also im Einflussbereich des Weltenbaumes Yggdrasil, ist der Bereich Ginnungagap bzw. Himthusen. In der Übersetzung bedeutet es in etwa „Kluft der Klüfte“, sodass man hier einen Weltenabgrund, einen Abyss erkennen kann, eine bodenlose Schlucht, die letztlich in das Nichts hinein führt, in die Lehre des Raumes, der am Anfang aller Weltzeitalter und Weltgeschehen war. Ein ähnliches Prinzip gibt es natürlich auch aus einem kabbalistischen Blickwinkel, denn hier gibt es auch einen Abgrund, einen Abyss, welcher sich in der Sphäre Daath befindet, in der Allwissenheit, und hinüber in die Nichtexistenz führt. In der nordischen Kosmologie umspannt dieser Abgrund die komplette Ebene zwischen dem Süden und dem Norden, da dieser Abgrund, diese Schlucht, zwischen dem Reich der Feuerriesen Muspellsheim (im Süden befindlich) und dem Reich des Eises und des Nebels Niflheim (im Norden befindlich) existiert und beide Reiche voneinander trennt. Hieran sieht man wieder, wenn man die Himmelsrichtungen mit in den Weltenbaum einbauen will, dass es nicht so einfach ist, die Ebene Niflheim in den unteren Teil des Weltenbaumes zu packen, da hier die Assoziation mit dem Norden definitiv nicht gegeben ist.

So ist die Kosmologie des Nordens, mit den neun Welten, im Weltenbaum Yggdrasil, nicht so einfach zu begreifen, wie man es im ersten Augenblick denken mag. Yggdrasil ist hier natürlich ein Sinnbild, sodass hier das Symbol des Lebens, also ein Baum, der Früchte tragen kann, der Holz spendet und auch Laub, als ein Verbindungsglied existiert, dass die verschiedenen Bereiche des Daseins nicht nur umfasst, sondern auch durchzieht und verbindet. So ist in diesem Kontext Yggdrasil letztendlich auch ein Stützpfeiler, der die Himmelskuppel schützt und stützt, gleichzeitig aber auch die obere Welt von der unteren Welt trennt.

Im Folgenden will ich jetzt einmal kurz und knapp auf die neun verschiedenen Welten eingehen!

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Ásgarðr / Asgardhr / Asgard

Die oberste Welt, die sich im Weltenbaum Yggdrasil befindet, trägt den Namen Ásgarðr / Asgardhr / Asgard. Es ist die Welt der Asen, die sich selbst an die Spitze der Hierarchie im Weltenbaum gebracht haben. Es sind die klassischen nordischen Gottheiten, die in verschiedenen Palästen und Unterebenen leben und existieren, sodass die Welt Ásgarðr / Asgardhr / Asgard noch verschiedene andere Abteilungen besitzt. Der Allvater Odin/Wotan herrscht über alles, wobei sein Thron den Namen bzw. die Fachvokabel „Hlidskjalf“ trägt, und als höchster Punkt überhaupt zu verstehen ist. Von seinem Thron kann der als Vater Odin/Wotan alles und jeden überblicken, er kann in jeden einzelnen Winkel blicken. Da das nordische Pantheon ein zum Teil recht kriegerisches Pantheon ist, wo Mut, Stärke, Kampfkraft und Strategie herausragende Leistungen und Tugenden sind, erhalten die „gestorbenen Helden“ (die Einherjer) einen besonderen Platz, welche sich natürlich in diesem Kontext in Ásgarðr / Asgardhr / Asgard befindet, und die Bezeichnung bzw. Fachvokabel „Walhalla“ trägt. Schlachten, Kriege, kleinere Scharmützel und Handgemenge, wie auch große und ausufernde Kriege sind in den Mythen, Legenden und Sagen des Nordens beheimatet, sodass es in diesem Kontext natürlich kein Zufall ist, dass die kriegerischen Helden einen besonderen Platz bekommen. Doch wenn sich eine Rasse, in diesem Kontext also die Asen, sehr kriegerisch verhalten, haben sie natürlich auch eine Menge Feinde. So heißt es, dass die Welt Ásgarðr / Asgardhr / Asgard auch sehr gut geschützt ist, wobei es manchmal so berichtet wird, dass eine Art „Wehrzaun“ (wenn man dies denn sich bildlich vorstellen will) die gesamte Ebene, die gesamte Welt umgibt. Um Ásgarðr / Asgardhr / Asgard ohne Weiteres zu erreichen, kann man über die Regenbogenbrücke, über den Bifröst schreiten, wenn der Wächter, welcher der Gott Heimdall ist, einen passieren lässt. Doch auch wenn die Asen sich selbst an die Spitze der Hierarchie katapultiert haben, gibt es eine andere Rasse, die eigentlich einen Konflikt bzw. einen ganzen Krieg gegen die Asen im Grunde gewonnen hätte. Dies waren die Wanen / Vanen, die das entsprechende Reich „Vanaheimr / Wanenheim“ bewohnen, und stärker in Magie und Technik bewandert waren, als es die Asen zu sein schienen. Nach einem Waffenstillstand bzw. nach Kriegsende, kam es zu einem klassischen Geiselaustausch (was in diesem Kontext bedeutet, dass Erstgeborene von mächtigen und adligen Familien mitgenommen wurden, um im anderen Reich aufzuwachsen, erzogen zu werden, und in neue Sitten eingeführt zu werden), was letztlich dazu führte, dass ein wahrer Frieden zwischen Vanaheimr / Wanenheim und Ásgarðr / Asgardhr / Asgard entstehen konnte. Was in diesem Kontext schon eine kleine Besonderheit ist, da die Asen nicht immer freundlich bzw. friedlich waren. So gibt es zum Beispiel in der Edda die Geschichte, dass der Wehrzaun, bzw. eine klassische Mauer, um Asgard errichtet werden sollte, und dies von einem einzigen Steinmetz innerhalb von einem halben Sonnenumlauf vollzogen werden sollte. Der Steinmetz willigte ein, mit der Bedingung, dass sein Pferd ihm helfen dürfte.

Das Pferd trägt den Namen Svaðilfari und ist der Vater von dem berühmten Pferd Sleipnir / Sleipner, welches das Pferd von Odin wird, und insgesamt acht Beine hat. Die Mutter von Sleipnir / Sleipner ist im Übrigen der Gott Loki. Ähm… DER Gott Loki ist die Mutter? Nun der Steinmetz sollte als Belohnung die Göttin Freyja zur Gemahlin erhalten, die die Attribute der Liebe und der Ehe versinnbildlichen. Da dies aber nicht ganz mit den Ansichten von Loki übereinstimmte, war er es, der auf der einen Seite ein Zeitfenster errichtete, sodass der jeweilige Steinmetz nur sechs Monate Zeit hatte, und drei Tage vor der Fertigstellung, als nur noch ein Tor bzw. ein Steinbogen fehlte, sich in eine Stute verwandelte, und den Hengst des Steinmetzes Svaðilfari verführte, sodass die Arbeiten nicht fertig wurden. In diesem Kontext ließ dann der Steinmetz auch seine Maske fallen, sodass hier sich ein Hrímþursar / Hrimthurse präsentierte, also einer der Frost-, Reif- oder Eisriesen, die die Feinde der Asen sind. Nachdem er sich zu erkennen gab, tauchte der Gott Thor auf, und erschlug den Hrímþursar / Hrimthurse mit seinem Hammer Mjölnir. Man soll sich selbst nun Gedanken darüber machen, welche List verwerflich war, warum was geschehen ist und ob der Tod auch immer am Ende einer solchen Geschichte stehen muss. In der nordischen Götterwelt … vielleicht!

 

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Vanaheimr / Wanenheim

Eine weitere Welt im Weltenbaum Yggdrasil trägt den Namen Vanaheimr / Wanenheim. Diese Ebene, diese Welt, wird sehr gerne als zweite Welt von den insgesamt neun Welten verstanden, da die Sphäre Vanaheimr / Wanenheim auch über verschiedene Gottheiten verfügt, die einen entsprechenden Bekanntheitsgrad haben, zumindest wenn es um die Götter Freyr und Freyja, und auch um den Meeresgott Njörðr geht. Immerhin sind das Geschwisterpaar Freyr und Freyja die Kinder von Njörðr. In den Mythen, Legenden und Sagen wird berichtet, dass Vanaheimr / Wanenheim als die Kornkammer des Weltenbaumes Yggdrasil zu verstehen ist, da hier das Land eine gigantische Fruchtbarkeit besitzt, sodass hier alles wächst und sprießt, sodass es einen unendlichen Reichtum gibt. Dieser Reichtum war letztendlich auch der Grund, der den Krieg zwischen den Asen und den Wanen ausgelöst hat. Meist wird von „Gold“ gesprochen, da im Begriff „Vanaheimr / Wanenheim“ u. a. das Wörtchen „Vanir“ enthalten ist, welches man mit „die Glänzenden“ übersetzen kann, sodass hier eine Assoziation zum Gold nicht wirklich fern ist. Doch was ist Reichtum? Geht es wirklich hier nur um Gold, geht es um Nahrung, um Viehbestand, um Ländereien, die entweder Bodenschätze oder fruchtbaren Mutterboden besitzen? Dies wird nicht klar und deutlich verifiziert. Da die Wanen auch über Magie verfügen, diese auch einzusetzen wissen, und eigentlich die Asen hätten schlagen können, ist es ein mythologisches Rätsel, warum dies nicht vollzogen wurde.

Es wird gesagt, dass die Wanen in diesem Kontext die größere Weisheit besaßen bzw. immer noch besitzen. Dennoch haben sich die Wanen den Asen widersetzt, denn sonst hätte es ja keinen Krieg gegeben. Da jedoch die Wanen selbst sehr stark mit dem Frieden, der Harmonie, dem Wohlstand, dem Reichtum, der Ausgeglichenheit, der Einigkeit und der Abgewogenheit assoziiert werden, ist es in diesem Kontext verständlich, dass sich die Wanen mit den Asen ausgesöhnt haben. Durch diese Harmonie, ist auch die ganze Welt, also die ganze Ebene Vanaheimr / Wanenheim sehr ausgeglichen und erfährt eine essenzielle Balance, die sich im Grunde auf den gesamten Weltenbaum auswirkt. Wie schon erwähnt, sind hier sehr bekannte Gottheiten Freyr, Freyja, und Njörðr, denn diese wurden zum Geiselaustausch nach Ásgarðr / Asgardhr / Asgard gebracht, sodass der Zusammenschluss auch wahrlich stattfinden konnte. Was jedoch noch wichtig zu erwähnen ist, ist die Vorstellung der Kosmologie, die im nordischen Pantheon vorherrscht, denn in dieser Kosmologie geht es darum, dass sich alle Bewohner aller Welten grundsätzlich auf drei Geschlechter beziehen, die alle aus dem Urchaos kommen bzw. von Auðhumbla / Audhumbla (die Milchreiche), dem Urrind, abstammen. Diese drei Geschlechter sind die Asen, die Wanen und die Riesen. In Bezug auf die Riesen kann man sagen, dass hier alle zerstörerischen Kräfte vorhanden sind, egal ob es nun die Feuer-, Eis-, Frost- oder Reifriesen sind. Die Riesen stehen primär für die destruktiven Naturkräfte, wohingegen die Wanen für die positiven und kreativen Naturkräfte stehen. In den Mythen, Legenden und Sagen heißt es, dass die Wanen erschaffen wurden, um die Riesen aufzuhalten bzw. auszugleichen. Die Wanen und die Riesen halten alles in Balance, sodass hier ein Ausgleich stattfindet, ein Ausgleich, der aber von den Asen des Öfteren ausgehebelt wird. Die Asen sind das dritte Geschlecht, das Geschlecht der Krieger und der Helden, welche in diesem Kontext jedoch nicht über die Macht der Wanen verfügt. Da die Wanen aber sehr friedliebend sind, besitzen die Asen die Macht, Krieg zu führen, wenn es darum geht, die Riesen zurückzudrängen – oder in ihre Schranken zu weisen, zu bestrafen oder auch zu vernichten / zu töten.

Dadurch, dass die Wanen primär der Vegetation verbunden waren, also der Kreativität und der Schöpfung, werden sie mit blühenden Feldern, üppigen Ernten, großen Wäldern und schönen Hainen verglichen und assoziiert, sodass hier in Vanaheimr / Wanenheim eine gigantische Fülle von Flora und Fauna existiert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Ebene Vanaheimr / Wanenheim als Kornkammer, oder auch als Vorratskammer, aller Welten verstanden wird.

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Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim

Eine weitere Welt, manchmal auch „die nächste Welt“, wenn man es in eine Reihenfolge packen will, ist die Ebene Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim. Diese Welt ist die Heimat der sogenannten Lichtalben, die in der Literatur auch gern als „Lichtelfen“ betitelt werden. Die Ebene Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim ist als Pendant oder auch als Antipode bzw. Kehrseite der Ebene Svartálfaheimr / Schwarzalbenheim zu sehen, bzw. kann unter Umständen so gedeutet werden. In diesem Kontext werden des Öfteren diese beiden Ebenen parallel im Weltenbaum, in Yggdrasil drapiert, auch wenn in anderen Darstellungen Svartálfaheimr / Schwarzalbenheim eher im unteren Bereich und Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim im oberen Bereich von Yggdrasil gesetzt werden. Dass Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim im oberen Bereich von Yggdrasil liegt, ist sinnig, da in den Legenden, Mythen und Sagen berichtet wird, dass Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim sehr nahe an Ásgarðr / Asgardhr / Asgard liegt. Letztlich wird es auch nah an Vanaheimr / Wanenheim liegen, denn in den Legenden, Mythen und Sagen wird berichtet, dass Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim eigentlich dem Gott Freyr gehört, da dieser diese ganze Welt als „Zahngeschenk“ bekommen hat. Es heißt, dass die Asen es waren, die die Welt Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim ihrer Geisel Freyr als Geschenk übergeben haben. Nach dem Krieg, zwischen Asen und Wanen, war der Gott Freyr eigentlich eine Geisel. In anderen Mythen, ging er aufgrund des Geschenkes nach Asgard. Na ja… so sind Legenden eben!

In eben solchen Legenden heißt es, dass die Welt Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim eine absolut lichtdurchflutete und sehr fruchtbare Welt ist. Sie spiegelt ein wenig die Ebene Vanaheimr / Wanenheim, da auch hier die Harmonie und der Friede allgegenwärtig sind. Die Bewohner dieser Welt, die Alben, die eben auch als Elfen betitelt werden, lieben die Natur, sodass sie in „lichtvollen Hainen“ und „wunderschönen Wäldern“ wohnen, wo es sanfte Hügel, Wasserfälle und unendlich viele Blumen gibt – so zumindest die Legenden, Mythen und Sagen. Dass dieses Bild von vielen Autoren der Fantasythematik adaptiert worden ist, u. a. von John Ronald Reuel Tolkien, werden viele wissen. Gut, die Aufgaben der Alben / Albe / Elfen (die Albe wurden in mancher Fantasyliteratur auch als die „bösen Gegenspieler“ der Elfen drapiert) wurde nicht direkt aus den nordischen Mythen, Legenden und Sagen übernommen, denn die Aufgabe der Alben war es, als Musen und als Boten zu agieren, was bedeutet, dass sie Inspirationen, Ideen, Eingebungen und Erleuchtungen bringen und schenken konnten. Daher werden sie als sehr hilfreiche und wohlwollende Kräfte und Wesen gedeutet und verstanden, die eben wahre und wohltuende Taten vollbringen und hierbei Harmonie und Frieden verbreiten. In diesem Zusammenhang sind sie auch inspirative und heilende Quellen / Energie. Natürlich gibt es auch noch einen besonderer Elf / Alb in Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim. Es ist der Elf / Alb Dellingr, was man mit „der Glänzende“ übersetzen kann. Er ist der Wächter der Ebene Ljossalfheimr / Álfheimr / Albenheim, auch wenn er manchmal als Zwerg und nicht als Elf / Alb gedeutet wird. Dellingr wird mit dem Tag bzw. mit der Dämmerung assoziiert, da er mit der Riesin Nótt (was Nacht bedeutet) vermählt ist und mit ihr den Tag, den Sohn „Dagr“ gezeugt hat.

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Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard

Die mittlere Welt des Weltenbaumes Yggdrasil trägt den Namen Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard und ist letztlich das Reich der Menschen, also unsere Mutter Erde. Es ist die materielle Ebene, es ist das Dasein, die Realität, welche jedoch von der Midgardschlange, von Jormungand, von der Weltenschlange umschlungen ist, sodass auch hier letztlich eine Begrenzung angedeutet wird, eine Begrenzung in Bezug auf die Dimension, auf die Energie, auf die Möglichkeiten, die es auf rein energetischen Ebenen gibt. Die Weltenschlange bzw. die Midgardschlange verschlingt sich selbst, sodass man hier das klassische Bild des Ouroboros oder Uroboros sieht, was man aus dem Griechischen wortwörtlich mit „Schwanzverzehrer“ bzw. „Selbstverzehrer“ übersetzen kann. Bei diesem Bild geht es darum, dass alles ein Kreislauf ist, dass alles weder Anfang noch Ende hat, sondern zyklisch verläuft. Das Bild ist uralt, da es bereits im alten Ägypten auf dem Sarkophag von Tutanchamun zu sehen war, was wiederum als Symbol eines Bundes gedeutet werden kann, und gleichzeitig eher interessant ist, da dieses universelle Bild, eines zyklischen Daseins, es bis in den hohen Norden geschafft hat. Letztlich ist es ein klassisches alchemistisches bzw. hermetisches Bild geworden, sodass hier der Ausspruch „HEN TO PAN“ – „alles ist eins“ getätigt wird. In diesem Kontext geht es darum, dass letztlich jedes Dasein, jede Existenz eine geschlossene Form, ein geschlossenes System ist, welches auf der einen Seite nur sich selbst braucht, auf der anderen Seite aber auch nicht außerhalb seiner Grenzen existieren kann. In diesem Fall braucht das System keine Fremdenergie, da die Nahrung die Ausscheidungen sind, und die Ausscheidungen die Nahrung, sodass sich hier ein vollkommener Kreislauf ergibt, was bedeutet, dass man in diesem Kontext eine perfekte Symmetrie aber auch eine perfekte Symbiose besitzt. Es ist ein Zirkel, ein Kreis, die Magie selbst, die gleichzeitig aber auch begrenzt und umschließt. In diesem Fall ist es ein passendes Bild, da es die Welt, bzw. die Realität, „begrenzt und umfasst“. Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard ist also die Erde, was wiederum bedeutet, dass man hier ein fruchtbares und reiches Land vorfindet, sodass hier die Menschen auch leben bzw. überleben können, denn die Menschen sind natürlich nicht so robust wie die Asen, die Wanen, die Albe, die Riesen oder die anderen „Völker / Rassen / Wesen“ des Weltenbaumes. Der Schutz der Menschen wird nicht nur von den Asen gewährleistet, sondern auch von einem Wehrzaun – den es ja auch um Ásgarðr / Asgardhr / Asgard gibt. Der primäre Beschützer ist der Gott des Donners, es ist Thor. In den Geschichten, Mythen und Sagen der nordischen Lebensweise, geht es darum, dass die Erde ein sehr wertvoller Ort ist, dass die Natur sehr prachtvoll ist, und dass andere Lebewesen bzw. Bewohner der verschiedenen Ebenen im Weltenbaum Yggdrasil nicht eine so üppige Lebensumgebung haben.

Da es die Frost-, Eis- und Reifriesen gibt, und man in diesem Kontext reflektieren muss, dass für die Bevölkerung, gerade in Nordeuropa, der Winter, die Kälte, der Frost, dass Eis und auch sogar der Reif wirklich tödlich enden können, denn man ist relativ schnell erfroren, wenn man sich nicht schützt, dann ist es klar, dass die besagten Riesen keine freundlichen Gesellen sind. Sie bringen das Verderben, den Tod, sie bringen den Frost, dass Eis und die Kälte an und für sich. Damit die Menschen nicht erfrieren, damit die Welt der Menschen, Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard, nicht untergeht, muss diese Welt geschützt werden. Daher liegt Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard auch im Zentrum des Weltenbaumes, sodass man hier sagen kann, dass Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard in Yggdrasil eine Art Kreuzungspunkt ist. Ein Kreuzungspunkt bedeutet immer, dass hier eine sehr hohe Frequenz ist, eine Frequenz in Bezug auf Energien und Reisen. Da es eben im kosmischen Dasein nicht nur positive und schöpferische Kräfte gibt, sondern auch negative und destruktive Kräfte, wäre es in diesem Kontext ein Leichtes, dass die Welt bzw. die Ebene Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard vernichtet werden würde. Genau deswegen ist Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard Geschützt, nicht nur durch verschiedene Barrieren, sondern auch direkt durch einen göttlichen Streiter, der für seine Heldentaten mehr als nur berühmt ist. Durch die weitere, energetische Begrenzung der Erde bzw. des Reiches der Menschen, wird hierdurch auch angedeutet, dass die Welt Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard letztlich auch als Ausgangspunkt für alle energetischen Arbeiten, astralen Reisen, ja sogar für Traumreisen zu sehen ist. Hierdurch erhält die Welt Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard einen sehr besonderen Stellenwert, da letztlich Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard als eine Art Eingangstor gesehen werden kann, eine Art Eingangstor, welches zu den anderen Welten im Weltenbaum, Yggdrasil führt. Wenn also die verschiedenen Völker sich bekämpfen, wenn Kriege ausgefochten werden, würde dies letztendlich bedeuten, dass die primären Schlachten in Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard stattfinden würden, also an dem Kreuzungspunkt des Weltenbaumes. Dies würde wieder in eine absolute Katastrophe führen, sodass es in diesem Kontext sinnig ist, dass die Welt Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard sehr gut geschützt ist. Ob dies die Menschen in der damaligen Zeit zu würdigen wussten? Man kann davon ausgehen. Ob die Menschen es in der aktuellen Zeit zu würdigen wissen? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten.

 

Bevor nun die anderen Welten von Yggdrasil aufgelistet und erklärt werden, muss eine Art Zwischenpunkt kurz aufgegriffen werden, und zwar das „Umland“ bzw. die „Außenwelt“, die den Namen „Útgarðr“ bzw. „Uthard“ trägt. In den Mythen, Legenden und Sagen ist es ein Wohnort der Riesen und der Trolle, es ist also, wenn man so will, feindliches Gebiet, feindliches Gebiet für die Menschen, aber auch für die Götter, wobei es hier irrelevant ist, ob es nur die Asen oder auch die Wanen sind, sodass man hier achtgeben muss, dass man nicht Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard aus Versehen verlässt, und seinen Tod bzw. seine Vernichtung findet. Wenn man so will, könnte man die Außenwelt bzw. Útgarðr auch ohne Weiteres als Weltraum sehen, denn auch hier ist es eiskalt, es ist eine absolut lebensfeindliche Umgebung, in der der Mensch nicht ohne Weiteres überleben kann. Wenn der Mensch also Útgarðr unbedingt bereisen will, braucht er entsprechende Hilfsmittel. Wenn man wirklich davon ausgehen will, dass Útgarðr der Weltraum ist, wäre dies ein klassisches Sternenschiff. Gleichzeitig muss man hierbei immer wieder reflektieren, wie die Legenden entstanden sind, wann die Legenden entstanden sind, wie das Festland verstanden wurde, die Meere und wann wirklich von den einzelnen Menschen vollkommen begriffen wurde, dass die Erde eine Kugel ist. Es gibt hierüber letztlich keine 100-prozentig konkreten Aufzeichnungen, sodass man auch hier wieder selbstständig spekulieren, denken, kombinieren und auch analysieren muss. So wird es manchmal so hingestellt, dass der Bereich Útgarðr letztlich alle anderen Welten auch umfasst, bzw. alle Welten, die im unteren Bereich von Yggdrasil liegen, wo die Riesen eben die verschiedenen Welten bewohnen. Zu den Riesen würden dann auch noch die Schwarzelfen, die Schwarzalben kommen, die als Gegenstücke, Antipoden und auch als Antagonisten von ihren artverwandten Brüdern und Schwestern, den Lichtelfen/Lichtalben, fungieren, was in diesem Kontext bedeutet, dass sie für alle Disharmonien, chaotischen Umstände und Destruktionen verantwortlich sind. All dies zeigt deutlich, dass es außerhalb von Miðgarðr / Middangeard / Middilgard / Midhgard für den Menschen sehr gefährlich sein kann, was man auf der einen Seite so deuten kann, dass bewusst eine Angst aufgebaut wird, nicht seine materiellen Bereiche zu verlassen, sodass man sich eben nicht mit der Magie beschäftigt und nicht mit der Möglichkeit, Astralreisen zu vollziehen, oder man deutet es so, dass hier eine Anspielung stattfand, dass es stets gefährlich ist, wenn man sich im Allgemeinen auf Reisen begibt. Auch hierzu gibt es letztlich keine konkreten Aufzeichnungen, sodass alles wieder reine Spekulation ist.

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