Buch lesen: «Heroin», Seite 9

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>>Darf ich sie zu einem Drink einladen? <<, fragte er zu ihrer Überraschung sofort.

>>Na, gut warum nicht! <<, erwiderte Nadja gekonnt zögernd und nahm die für sie dienstliche Einladung an.

Ja, es lief alles ganz nach ihrem Plan, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Jetzt kam ein kleiner untersetzter ungepflegter Mann in die Hotelhalle. Nur zögernd sich umschauend ging er eilig direkt auf die Hotelbar zu.

>>Hat sich hier ein Mr. Melcom gemeldet? <<, fragte er den Barkeeper, der gerade ein Getränk mixte.

>>Ja das bin ich! <<, antwortete Melcom, nachdem er seinen Namen gehört hatte.

>>Ich bin Prof. Dr. Manfred Fuchs.

Sie wissen doch! Oder? <<, fragte er Melcom ziemlich aufgeregt und sah sich ängstlich um.

Nadja Kosova hatte das kurze Gespräch unbemerkt mitgehört.

>>Gnädige Frau sie entschuldigen mich für 10 Minuten. Bestellen Sie sich einen Drink auf mich. Ich bin gleich wieder hier <<, sagte Melcom und ging zu Fuchs, der ganz nervös wirkte. Mit seinem zerknitterten hellblauen abgetragenen Anzug war er sofort den Gästen im Hotel aufgefallen.

Warum starren mich diese Arschlöcher so an, dachte er, während er sich unsicher umschaute.

>>Kommen Sie bitte mit mir Mr. Fuchs!

In der Ecke am Klavier können wir uns gemütlich ungestört unterhalten<<, schlug Melcom völlig ruhig vor und zeigte mit der Hand an, dass er vorausgehen sollte.

Nadja Kosova hatte erreicht, was sie wollte. In Dac Melcoms Jackentasche steckte jetzt ein winzig kleines Mikrofon, in der Größe eines Stecknadelkopfes. Sie hatte es ihm unbemerkt, als sie an der Bar nah an ihm war zugesteckt.

Rücken sie bitte ein wenig mit dem Barhocker zur Seite, hatte sie vor wenigen Minuten zu ihm gesagt, als sie an die Bar kam.

Dann streifte sie seine Jacke mit ihrem Arm, entschuldigte sich und streckte ihm unbemerkt das kleine fast unsichtbare Mikrofon zu. Jetzt nahm Nadja Kosova einen Walkman aus ihrer Jackentasche und steckte den Hörstöpsel in ihr Ohr. Es sah für den Barkeeper so aus als wollte sie Musik hören. Dass sie den geheimen Empfänger in ihrem Walkman eingeschaltet hatte, wusste nur sie. Angespannt wartete sie darauf, was bei der Unterhaltung zwischen Melcom und Fuchs geschah.

>>Sie hätten ein Spenderorgan für meinen Klienten<<, hörte sie jetzt Melcom fragen.

>>Ja! <<, antwortete Fuchs kurz und popelte nervös an seiner dicken hässlichen Nase.

Was für eine Qualität hat es denn? <<,

Nadja Kosova, hörte aufmerksam das wichtige Gespräch mit.

>>Der Spender war vierundzwanzig Jahre!

Verkehrsunfall! Keine innere Verletzung des Organs. Entnahme zwanzig Minuten nach dem Hirntot. Beste Qualität! <<, antwortete Fuchs leise geschäftig.

>>Haben sie das Organ dabei! <<, wollte Melcom wissen.

>>Ja, aber wo es ist, sage ich ihnen nicht!

>>Gut dann machen wir doch Nägel mit Köpfen! <<, schlug Melcom geschäftig, listig vor.

>>Morgen früh 5:00 Uhr Übergabe des Organs am Hafen in Genua. Treffpunkt am Eingang des Meeresaquarium.

>>Und das Geld? <<, fragte Fuchs sofort.

>>Bringt die Kontaktperson mit! <<, antwortete Melcom.

>>Und wie erkenne ich sie? <<,

>>Fragen sie den jungen Mann, ob sein Name Hase ist.

Er wird antworten: Nein mein Name ist Igel. <<,

>>Wie sieht er aus? <<, wollte Fuchs jetzt ganz genau wissen.

>>Das kann ich Ihnen nicht sagen. Denn ich kenne die Leute der Organisation in Genua nicht. Die mir unbekannte Kontaktperson wird ihnen vor der Übergabe des Organs die 300.000 Euro zeigen. Danach geben sie ihm die Ware<<, antwortete Melcom. Nadja Kosova notierte auf einem kleinen Notizzettel alles Wichtige der Unterredung in geheimer Kurzschrift mit.

>>Wo haben sie die Ware? versuchte Dac Melcom nochmals in

Erfahrung zu bringen. <<,

>>Hier! an einem sicheren Ort, den ich ihnen nicht sagen kann. <<, >>Gut, aber trotzdem sollten sie wissen, wenn das Geschäft platzt, zahlen sie fünfzig Prozent von der Provision, plus Unkosten und Spesen an mich <<, ließ ihn Melcom bestimmend wissen.

Fuchs überlegte einen Augenblick und nickte im bedenklich zu. Dann verabschiedete er sich von Fuchs, stand auf und ging an die Bar zu Nadja Kosova zurück.

Sie hatte ihr Abhörgerät auf Musik umgestellt und klopfte mit den Fingern im Takt der Melodie auf den Tresen.

>>Darf ich einmal reinhören? <<, fragte Melcom leise, als er plötzlich hinter ihr stand.

>> Ach sie sind es! <<, antwortete sie gelassen und hielt Melcom einen Hörstöpsel an sein Ohr, sodass er den Schmusesong von einem Sänger mithören konnte.

>>Das ist die Musik für heute Abend, wenn die Models auf dem Laufsteg meine neue Kreation vorstellen<<, sagte, sie freudig locker und stellte den Walkman ab.

>>Gibt es noch Karten für die Modeschau? <<,

>>Ich glaube schon! Sie müssten einmal an der Rezeption nachfragen, ob noch welche da sind. <<, Melcom nickte ihr zu und überlegte.

>>Ich muss jetzt leider dringend weg. Vielleicht sehen wir uns heute Abend<<, sagte Nadja Kosova bevor er noch eine erneute Frage stellen konnte.

Schnell trank sie ihren Baileys aus und verließ eilig die Hotelbar. Dass sie in die anonyme Telefonzelle in dem Hotel wollte, wusste Melcom nicht. Wenige Minuten später hatte sie ihr Ziel erreicht. Sich noch einmal umschauend, dass sie auch niemand beobachtete, ging sie in die abhörsichere Telefonzelle, und wählte eine ihre bekannte Telefonnummer.

>>Hören sie! <<, sagte Nadja Kosova, als sich der Gesprächsteilnehmer meldete.

>>Die Übergabe des Objekts ist morgen früh um 5:00 Uhr in Genua am Hafen. Treffpunkt: Eingang des Meeres Aquarium!

Kennwort: „Hase sucht Igel“.

>>Der Hase hat das Organ. Und der Igel die 300.000 Euro! Das Organ geht sofort an die Zentrale. In Deutschland wartet ein Empfänger<<, ließ Nadja Kosova den Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der Telefonverbindung in einem befehlenden Ton wissen. Dann legte sie den Hörer auf.

Da beide Gesprächsteilnehmer von einer Telefonzelle aus miteinander sprachen, war der Anrufer in der kurzen Telefonzeit nicht mehr über eine Fangschaltung feststellbar.

Für Nadja Kosova war der Auftrag bisher besser gelaufen als sie es erwartet hatte. Schon nach wenigen Minuten kam sie in die Hotelhalle zurück. Prof. Dr. Fuchs war dabei seine Übernachtung im Voraus zu bezahlen.

Er müsse dringend heute Nacht noch weg! Wann, könne er noch nicht sagen, sagte er zu dem Rezeptzionisten. Somit hatte er ein sicheres Alibi, wenn etwas schief ging in Genua.

Durch den Hinterausgang des Hotels werde ich heute Nacht verschwinden dachte er, während der Angestellte seine AmericanExpress-Karte durch den Kartenleser zog.

Nadja Kosova hatte absichtlich eine neue Chipkarte für die Suite an der Rezeption verlangt, um das Gespräch von Fuchs zu belauschen. Ihre alte Chipkarte sei nicht in Ordnung sagte sie.

Fuchs lächelte ihr freundlich zu, als er sie sah.

Wenn sie ihm jetzt gesagt hätte, dass er morgen das Spende Organ an den russischen Geheimdienst übergeben würde, hätte er sofort in panischer Angst die Flucht ergriffen.

>>Hier ist ihre neue Schlüsselkarte, Mrs. Blanz. Ich hoffe das sie funktioniert<<, sagte der Hotelangestellte und gab Nadja die Karte. Der Lift Boy sah, dass Nadja Kosova auf dem Weg zum Aufzug war.

>>Einen Moment noch bitte! <<, sagte er zu Fuchs, nachdem er sie gesehen hatte.

>>Kommen Sie Mrs. Blanz wir nehmen sie noch mit<<, rief er ihr freundlich entgegen und hielt die Fahrstuhltür auf.

>>So eine gutaussehende Frau kann man doch nicht warten lassen<<, meinte Fuchs laut, als sie den Aufzug betrat.

Sie bemerkte, dass er sie heimlich beobachtete.

So ein geiles Frauchen werde ich mir leisten können, wenn ich ein paar Spenderorgane, nebenher verkaufe.

Meine kleine Körpergröße und mein hässliches Aussehen werden keine Rolle mehr spielen, wenn ich das nötige Geld habe, dachte Fuchs, während er sie mit seinen voyeuristischen Blicken in seinen lüsternen Gedanken nackt vor sich sah.

>>Bitte Herr Fuchs! <<, sagte der Lift Boy auffordernd nachdem der Aufzug angehalten hatte und die Aufzugstür schon einige Sekunden lang offen war.

Fuchs zuckte erschrocken zusammen, als er aus seinen erotischen Träumen in die Wirklichkeit zurückgeholt wurde.

>>Sind wir schon da? <<, fragte er entschuldigend, um seine geisti-

ge Abwesenheit zu verdecken. <<,

Der Lift Boy schaute Nadja Kosova schmunzelnd an. >>Wenn sie auf ihr Zimmer wollen müssen Sie hier aussteigen<<, erinnerte er ihn nochmals freundlich.

>>Ja, ja! Ich weiß es <<, erwiderte er jetzt etwas verärgert, weil in der für ihn unwichtige Hotelpage, nochmals darauf aufmerksam gemacht hatte. Dann verließ er mit hochrotem Kopf den Aufzug.

Nach wenigen Minuten war auch Nadja Kosova in ihrer Etage angelangt. Leise öffnete sie mit ihrer Schlüsselkarte die Tür zur Luxussuite.

>>Ob er schon weg war? <<, dachte sie, als sie die Suite leise betrat.

Nein, da lag er noch, ihr Geliebter. Sein nackter männlicher Körper war nur zur Hälfte mit der Bettdecke zu gedeckt. Ja! jetzt konnte sie endlich wieder Karin Blanz sein, dachte sie und schlüpfte schnell aus ihren Kleidern.

Einen wichtigen Teil ihres Auftrags hatte sie vor wenigen Minuten erfolgreich ausgeführt.

>>Sie werden dich töten, wenn ich nicht bei dir bin, mein Geliebter<<, sagte sie leise vor sich hin während ihres nackten erotischen Körpers sich vor Lust nach Liebe sehnte.

Vorsichtig, so, dass er nichts bemerkte hob sie die leichte Satindecke hoch und schlüpfte zu ihm.

Gefühlvoll küsste und streichelte sie ihn zärtlich an seinem ganzen, makellosen Körper.

Langsam zärtlich begann sie das hoch brisante Liebesspiel. Kai war lag im Halbschlaf neben ihr.

>>Ich liebe dich, flüsterte sie, als sie ihn nach heißem Verlangen endlich tief in sich spürte.

Als Kai aus dem Halbschlaf erwachte, bemerkte er, dass es kein erotischer Traum war. Ja, es war der heiße nach Liebe aufschreiende Körper der Russin Nadja Kosova, der ihn im Rausch der Glücksgefühle, aus der irdischen Welt, für Minuten entführte. Aufgepeitscht durch die Triebhaftigkeit der Sexualität, drehten sich ihre jungen nackten reizvollen Körper auf dem weichen Bett in lustvollen Gedanken hin und her.

Ihre Sinne waren eingetaucht in die Macht der Liebe, die ihrem Höhepunkt entgegenkam, und sich entladen musste.

Angenehm entspannt lagen jetzt ihre nackten Körper eng umschlungen nebeneinander. Der unwiderstehliche Druck der Sexualität war gewichen und brachte sie wieder in die nüchterne Realität des Lebens zurück.

>>Karin ich liebe dich! <<, sagte Kai leise mit sorgenvoller Stimmlage. Dann streifte er behutsam ihre blonden Haare zur Seite und küsste ihr auf die weichen Lippen.

>>Bist du traurig? fragte er besorgt, nachdem er bemerkt hatte, dass ihr die Tränen über ihre zarten Wangen liefen.

Nein, diese große Liebe darf nicht aufhören! Ich werde Mütterchen Russland verlassen müssen und bei ihm bleiben, bis an mein Lebensende. Nur der Tod kann uns trennen, dachte Nadja Kosova in diesem für sie, Glücklich, schweren Augenblick.

>>Bitte sag es mir mein Liebling<<, fragte Kai nochmals. Dann küsste er gefühlvoll die Tränen auf ihrem Mund und spürte das Salz in der Flüssigkeit, auf seiner Zunge.

>>Ich sehe die Angst in deinen Augen! Warum? Sag es mir bitte<<, flehte er sie erneut an.

>>Es ist die Liebe die du siehst und die Angst, diese Liebe zu verlieren<<, flüsterte sie in der Ungewissheit vor der Zukunft.

Fühlte sie das Unglück, dass mich seit Tagen verfolgte, überlegte Kai und drückte sie fest gefühlvoll an seinen Körper.

Plötzlich klingelte das Telefon!

>>Das muss der Zimmerservice sein. Ich hatte ihn gebeten mich zu wecken <<, sagte Kai.

Dann beugte er sich über sie und nahm den Telefonhörer ab. >>16:00 Uhr Mr. Raimann! <<, sagte die Dame an der Rezeption freundlich.

>>Ja, Danke! <<, erwiderte Kai und legte den Hörer auf.

>>Schade, dass du nicht in das Fußballstation mitkommen kannst. Es wäre schön gewesen dich neben mir zu spüren <<, sagte er traurig und streichelte mit viel Gefühl, die Spitzen ihrer prallen erotischen Brüste.

>>Nein, es geht nicht! Ich muss hier im Hotel bleiben. Die Models werden um 18:00 Uhr in der Anprobe sein. Weißt du, wenn ich nicht dabei bin, bekommen die zickigen Weiber noch Streit.

Denn eine will schöner sein auf dem Laufsteg als die andere. Auch Rainer, der schwule Visagist kriegt dann wieder seine Migräne und schreit die Mädchen an.

Wenn du möchtest, komme doch bitte gleich nach dem Fußballspiel in die Anprobe. Ich sage dem Türsteher vor dem Umkleideraum Bescheid, damit du Einlass bekommst<<, ließ Nadja ihn wissen und kuschelte sich nochmals an seine leicht mit Harren männliche Brust.

Kai sah jetzt auf seine Armbanduhr, denn er wollte pünktlich im Fußballstation sein.

>>Oh! Ich muss mich beeilen, dass Fußballspiel fängt in einer Stunde an <<, sagte Kai entschuldigend.

Behutsam trennte er sich von ihrem aufreizenden Körper und küsste ihr nochmals auf ihre nackten Brüste, die noch hoch erregt waren.

Dann stand er von ihrem gemeinsamen Liebesnest auf und ging ins Bad. Als er in den Spiegel schaute und das Pflaster auf seiner Stirn sah, bemerkte er wieder seine Verletzung.

Doch das Medikament, das ihm die Ärztin gegeben hatte, machte ihn schmerzfrei. Eilig duschte er seinen vom Liebesschweiß feuchten Körper ab und zog sich an.

In seiner schwarzen Lederjacke und den echten Jeans, die er sich vor wenigen Tagen in einem amerikanischen Laden in Frankfurt gekauft hatte, sah er verdammt gut aus dachte Nadja, als er vor ihr stand, um sich zu verabschieden.

>> Ich muss leider schon gehen <<, sagte er etwas traurig, beugte sich zu ihr hinunter und Küste ihr auf die Stirn.

Jetzt legte sie beide Hände in seinen Nacken und hielt ihn fest. Ihre Augen spiegelten noch die wilde Begierde der Liebe, die sie vor wenigen Minuten miteinander hautnah spürten.

>>Heute Abend werden wir gemeinsam über den Laufsteg gehen mein Geliebter. Die lüsternen Weiber mit ihren, Geld gestopften alten Liebhabern, werden mich um dich beneiden.

Nur deine Kleidung können sie kaufen. Dein Körper aber gehört mir! Sie müssen mit den Männern vorliebnehmen, von denen Sie gekauft wurden<<, sagte sie Besitz ergreifend energisch und gab ihn aus ihren Armen frei.

Kai lachte erfreut, als er dies hörte. Dass sie es ernst meinte, wusste er nicht!

>>Der Wagen wird in fünf Minuten vor dem Hotel sein! <<, rief ihm Nadja Kosova nach, während er die Suite eilig verließ. Als Kai vor das Hotel kam, stand der schwarze Mercedes 300 XLC fahrbereit vor dem Eingang. Ein junger Hotelportier hielt ihm freundlich die Tür des Wagens auf.

>>Bitte Mr. Blanz, steigen sie ein, der Wagen ist vollgetankt und der Schlüssel steckt<<,

>>Danke! <<, sagte Kai freudig und setzte sich hinter das Steuer des schönen Kapriole-Limousine.

Der junge Hotelangestellte blieb weiterhin am Auto stehen und lächelte ihn freundlich an.

>>Ach ja, das hätte ich fast vergessen <<, sagte Kai etwas verlegen, als er bemerkte, dass er auf ein Service-Honorar wartete. Eilig nahm er einen zehn Euroschein von dem Bündel Geld, das er in seine Jackentasche gesteckt hatte, und gab es dem Hotel Pagen. Dann erst machte der Hotelpage die Wagentür mit einer leichten schwingenden Handbewegung zu.

>>Danke Mr. Blanz! <<, rief er erfreut dem abfahrenden Wagen hinterher, nachdem er den Geldschein gesehen hatte.

Bis in das Fußballstadion, in das er so schnell wie möglich fahren wollte, waren es noch zwanzig Fahrminuten. Der Straßenverkehr in der Innenstadt hatte erheblich zugenommen. Auf vier Spuren fuhren die Fahrzeuge jetzt in der Rushhour mit erhöhter Geschwindigkeit auf dem Innenstadtring.

Jetzt erst bemerkte Kai den dunkelroten Porsche in seinem Rückspiegel. Seit er von dem Hotel wegfuhr, war er auf sicherem Abstand hinter ihm.

Hatte man ihn bis nach Mailand verfolgt?

Nein! Dass konnte unmöglich sein. Wie sollten seine Verfolger in Frankfurt wissen, dass er nach Mailand fliegen wollte. Kurz auf die Bremse tretend fuhr er ohne den Blinker zusetzen in eine kleine Nothaltebucht am Straßenrand.

Wenige Sekunden darauf fuhr der Porsche an ihm vorbei. Durch die dunkel getönte Scheibe des Wagens konnte er eine junge Frau hinter dem Steuer erkennen.

Hatte sie ihn verfolgt? Nach dem er einige Minuten gewartet hatte, reihte er sich wieder in den fahrenden Verkehr ein. Gleich war er da! Die zweite Straße rechts, dann musste er den Parkplatz des Stadions schon sehen. Dies sagte ihm der Autopilot, den er vor dem Abfahren am Hotel eingestellt hatte. Plötzlich sah er, dass links neben ihm eine rote Geländemaschine auf einen Meter Abstand an ihn herangefahren war.

Zwei eingemummte Personen in schwarzer Lederbekleidung und roten Sturzhelmen, mit dunklem Sichtschutz, sahen zu ihm in den Wagen herüber.

Was wollten sie von ihm?

Warum überholten sie ihn nicht? Warum fuhren sie nicht weiter an ihm vorbei?

Jetzt erst sah er die schwarze Pistole mit Schalldämpferaufsatz, die der Mitfahrer auf dem Sozius, verdeckt unauffällig, auf ihn gerichtet hatte. Ehe er der Gefahr entrinnen konnte, vielen zwei lautlose Schüsse, die seine Seitenscheibe zerborsten lies. Total überrascht von der Tat, lies er sich instinktiv nach rechts fallen und drückte das Gaspedal des Wagens voll durch.

Wie eine Rakete schoss der Mercedes jetzt unkontrolliert mit hoher Geschwindigkeit einer stark befahrenen Kreuzung, deren Ampel auf Rot stand, entgegen.

Im Affekt der Angst steuerte Kai das Auto über den angrenzenden Bürgersteig an den warteten Fahrzeugen vorbei.

Eine aufmerksame Frau mit einem Kinderwagen hatte die Situation frühzeitig erkannt und flüchtete in ein offenstehendes Ladengeschäft.

Jetzt erst bemerkte er, dass er am linken Unterarm von einem der Pistolenschüsse getroffen wurde. Das warme Blut tropfte unentwegt vom Handgelenk auf seine Hose.

Erst nach ca. fünfzig Metern konnte er seinen Wagen mit viel Glück wieder unter Kontrolle bringen. Seine zwei Verfolger waren geflüchtet und nicht mehr zu sehen.

Warum wollten sie ihn töten? Wusste er zu viel über die Drogenmafia? dachte er.

Jetzt sah er im Rückspiegel einen Polizeiwagen, der mit Blaulicht und Martinshorn schnell herbeifuhr.

Nach wenigen Sekunden hatte die Polizei ihn gewaltsam mit ihrem Streifenwagen, von der Straße abgedrängt.

Nur noch mühsam konnte er sein Fahrzeug unter Kontrolle halten, ehe er endlich zum Stehen kam.

Einer der Polizeibeamten sprang sofort aus dem Wagen und lief mit gezogener Pistole im Anschlag, bedrohend auf ihn zu.

>>Kommen Sie sofort mit erhobenen Händen aus dem Wagen! <<, rief auffordernd der Carabinieri ihn seiner Heimatsprache. Kai schaltete den Motor ab, öffnete die Tür und legte sich sichtlich geschockt von dem Mordanschlag, in den Wagensitz zurück.

>>Go out! <<, rief der Carabinieri jetzt, erneut aufgeregt und fuchtelte hilflos mit seiner Waffe in der Luft umher.

Kai kam der Aufforderung sofort nach und hielt seinen verletzten Arm mit der rechten Hand angewinkelt vor seinen Körper.

Der teure, nagelneue Mercedes hatte einen Totalschaden. An beiden Seiten war die Karosserie stark beschädigt. Die vordere Stoßstange hing auf dem Boden und die linke Seitenscheibe war von zwei 9mm Geschossen aus der Pistole seiner Verfolger durchschlagen.

Jetzt kam gleichzeitig mit einem zweiten Streifenwagen die Ambulanz mit Blaulicht und Sirene angefahren.

Kai war jetzt von drei Wagen umstellt. An eine Flucht war nicht mehr zu denken. Als die Polizisten keine Gefahr mehr sahen, steckten sie ihre Waffen in ihre Hohlster zurück.

Einer der Carabiniere kam aufgeregt auf ihn zu.

Plötzlich sah Kai, den roten Porsche der ihn verfolgt hatte. Er stand nur zehn Meter hinter seinem Unfallwagen.

Das ist er! Der Wagen, der mich verfolgte, wollte er gerade zu den Beamten sagen, als die Tür des Wagens aufging und eine schwarzhaarige, schlanke, attraktive Frau ausstieg.

Ihr Porsche hatte ein deutsches Nummernschild mit einem Frankfurter Kennzeichen. Die junge Frau kam aufgebracht schnellen Schrittes auf die Beamten zu und redete in italienischer Sprache bestimmend auf sie ein.

>>Sind sie verletzt? <<, fragte sie Kai in deutscher Sprache. >>Ja! Ich glaube am Arm <<, antwortete er ganz überrascht von ihrem zweisprachigen energischen Auftritt.

Dann zeigte er den Beamten seine blutige Hand. Auf ein Handzeichen eines Carabiniere kamen zwei Sanitäter, die schon bereitstanden zu ihm. Vorsichtig zogen sie Kai die Jacke aus und sahen sich die Schussverletzung an.

>>Es ist nicht so schlimm wie es aussieht! Kommen sie bitte mit in den Sanitäts-Wagen! <<, meinte der Notarzt, nachdem er die Wunde am Unterarm gesehen hatte.

>>Mein Name ist Laura Rossolini! Ich möchte eine Aussage zu dem Attentat machen! <<, sagte jetzt die schwarzhaarige, rassige, sportlich gekleidete Frau zu dem Carabinieri, der neben ihr stand. Dass sich eine Zeugin für einen Fremden in solch einer prekären Situation zur Verfügung stellte, kam den Polizeibeamten sehr merkwürdig vor.

>>Wieso? Was haben Sie gesehen! <<, fragte der junge Polizeibeamte auffordernd. >>Das ganze Attentat! <<,

>>Was heißt das!? <<, fragte er auffallend provozierend ironisch, abwertend nach.

>>Der Mann wurde verflogt von zwei Personen, die auf einer roten zweihundertfünfziger Geländemaschine saßen.

Sie haben mehrmals auf ihn geschossen! <<, erwiderte sie jetzt laut energisch, wiederum bestimmend.

>>Kommen Sie mit! Wir gehen in den Streifenwagen. Dort können sie ihre Zeugenaussage zum Unfallhergang machen<<, forderte sie jetzt ein anderer Polizeibeamter, der den Wortwechsel mitgehört hatte, auf.

>>Das war kein Unfall! Es war ein Mordanschlag! <<, sagte Laura Rossolini aufbrausend und ging dem Carabinieri hinterher. Der Notarzt hatte in der Zwischenzeit, den linken Hemdärmel von Kai, der stark mit Blut durchdrängt, war, bis nach oben aufgeschnitten. Jetzt sah man die Wunde richtig.

>>Ein Streifschuss! Sie hatten noch einmal Glück gehabt. Ein wenig tiefer und die Kugel hätte ihre Schlagader getroffen <<, meinte er nach fachmännischer medizinischer Untersuchung. Dann tupfte er die klaffende noch stark blutende Wunde am Unterarm mit einem desinfizierenden Mittel ab.

>>Geht es Ihnen gut? <<, fragte er besorgt.

>>Ja ich bin in Ordnung! Ich möchte auf keinen Fall in eine Klinik. <<, antwortete Kai jetzt bestimmend.

Ohne auf seine Aussage zu antworten, versorgte der Arzt seine Schussverletzung.

>>Sie bekommen noch vorsichtshalber eine Spritze gegen Wundstarkkrampf, dann können sie auf eigene Verantwortung gehen <<, meinte er nach einer Weile der Überlegung.

>>Das hat ihre Kollegin vor zwei Stunden schon getan <<, lies Kai den Arzt wissen und zeigte auf das Pflaster an seinem Kopf.

>>Muss er mit in die Klinik? <<, fragte ein Carabinieri, der plötzlich an der Tür des Krankenwagens stand.

>>Normalerweise ja, aber er lehnt es ab mitzukommen. Auf eigene Verantwortung kann er gegen Unterschrift mit ihnen fahren <<, erwiderte der Arzt und zuckte gleichgültig mit den Schultern. >>Die Personalien schicken wir Ihnen zu<<, merkte der Polizeibeamte an und nahm Kai mit in den Streifenwagen.

In der Zwischenzeit hatten die Carabinieres Laura Rossolini zu dem Mordanschlag auf Kai, befragt.

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