Buch lesen: «Tagebuch eines Hilflosen»
Francis Nenik
Tagebuch eines Hilflosen
Skizzen aus dem Amerika Donald Trumps
Inhalt
Tagebuch eines Hilflosen
Dank
»Jeder sollte das Tagebuch eines anderen führen.«
Oscar Wilde
20.01.2017
Inauguration: Der Vogel hebt ab und deutet den eigenen Flug, seine Tätigkeit wird nur auf der zerbügelten Haut seines von innen gegerbten Gesichts den Charakter eines Opfers tragen.
21.01.2017
Noch immer protestieren Millionen Menschen gegen Donald Trump. Dagegen, dass er die Wahl gewonnen hat, dass er Präsident ist und dass er überhaupt ist, wie er ist. Und doch: Auf der Rückseite der Proteste lauert bereits die Gewöhnung. Sie wartet auf ihren Einsatz. Es wird noch ein wenig dauern, bis sie hervortreten kann. Aber das macht nichts. Sie ist geduldig, denn sie weiß: Ihr Tag wird kommen, so wie er gekommen ist. Das Normale ist das Machbare plus Zeit.
22.01.2017
Donald klagt, die Presse fördere den Zwiespalt. Er erkennt das an seinen Haaren. Der Spliss hat zugenommen. Melania ist Haircare kaufen gegangen: Damit wird er das Land einen.
23.01.2017
Washington D. C., 8 Grad, Regen, dazu eine Sturmwarnung vom Nationalen Wetterdienst. Das muss sich ändern! Papier und Tinte werden’s richten. Sturmwarnungen verfasst in Zukunft das Oval Office. Alles in trockenen Tüchern. Superpower-Montag.
24.01.2017
Donald Trump verbringt seine ersten Tage im Weißen Haus damit, eine Vielzahl von Durchführungsverordnungen zu unterzeichnen. Es ist die reinste Fließbandarbeit. So viel hat er in seinem ganzen Leben noch nicht geschrieben. Aber er hat auch viel vor. Er will die Mexikaner ausmauern. Will den von Obama gestoppten Bau der Keystone XL Pipeline wieder aufnehmen und Rohöl aus Kanada quer durchs Land und sämtliche Naturschutzgebiete transportieren. Will aus dem Transpazifischen Partnerschaftsvertrag aussteigen, um Einfuhrzölle für ausländische Produkte erheben zu können. Und er will sämtlichen Organisationen, die auch nur über die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen informieren, die Entwicklungsgelder streichen. Und zwar komplett. Finanzielle Abreibung für medizinische Abtreibung sozusagen. Und damit das auch alle verstehen und sich auch in hundert Jahren noch an Donald Trumps großes Streichkonzert erinnern, saß er gestern Abend wieder an seinem schweren Eichenholzschreibtisch, dem sogenannten »Resolute Desk«, und signierte sein radikal-resolutes Anti-Abtreibungs-Papier. Umringt war er dabei von einem Dutzend Männer – diverse Berater und Stabschefs, dazu Vizepräsident Mike Pence, Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und noch einige mehr. Sie alle nickten, als Trump das Memorandum signierte. Frauen waren keine zugegen. Aber warum auch? Die Betroffenen werden wie immer nicht gefragt.
25.01.2017
Im Weißen Haus treffen sich weiße Männer mit weißem Haar um Obamacare so weiß wie möglich auszuradieren. In den Kohlegruben von Kentucky bereuen derweil weiße Männer mit schwarzen Lungen ihre Wahl. Wenn Obamacare fällt, platzen ihre Gesundheitsversicherungen wie unter Hochdruck stehende Lungenbläschen. Graue Tage für sie.
26.01.2017
The New Furor spricht: »Der Anfang meiner Worte ist das Ende eurer Welt!«
I: ex
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
M: k. o.
27.01.2017
Trump ist der Retter des Fernsehens. Er bezieht seine Informationen aus dem TV und reagiert darauf via Twitter. Er hat die Nachrichtenkette umgekehrt. Aber das ändert nicht das Geringste. Das Ereignis ist ER – und wie rum ER die Kette hält, ist egal. Hauptsache, ER hält sie in der Hand.
28.01.2017
Am Ende des Tages ist Donald Trump auch nur ein alter Mann, der Angst davor hat, dass seine Welt eine andere werden könnte.
29.01.2017
Als Präsident wohnt Trump zwar im Herzen Washingtons, die Leute dort scheinen ihn aber nicht gerade in ihre Herzen geschlossen zu haben. Bei der Präsidentschaftswahl hat er in der Stadt nur 4,09 % der Stimmen geholt. Das ist das schlechteste Ergebnis, das ein Kandidat der Republikaner jemals in Washington D. C. erzielt hat. Andererseits: So viel besser waren die meisten anderen auch nicht. Seit 1992 haben alle republikanischen Kandidaten in Washington D. C. weniger als 10 % der Stimmen geholt. Und auch davor sind sie niemals auch nur in die Nähe eines Sieges gekommen. Das beste Ergebnis hat Richard Nixon für die Republikaner eingefahren, der 1972 exakt 21,56 % der Stimmen gewann. Wenn das »D. C.« nicht schon »District of Columbia« hieße, könnte man es also mit »Democratic County« übersetzen. Aber Trump wird das nicht weiter jucken, denn erstens ist er Präsident, zweitens kann er sich durch das Ergebnis in Washington weiter als Stachel im politischen Herzfleisch des Establishments inszenieren und drittens hat er die 90,86 %, die Hillary Clinton in Washington erzielt hat und die landesweit den Rekordwert für die Demokraten darstellen, anderswo locker getoppt. Und zwar mehrfach. Um genau zu sein, hat Trump in sechs Countys 91 % oder mehr geholt. Am höchsten war die Zustimmungsrate in Roberts County in Texas, wo 94,58 % der Leute ihr Kreuz bei Trump gemacht haben. Überhaupt hat er 2.623 der 3.112 Countys gewonnen und damit so viele, wie seit Ronald Reagan 1984 überhaupt keiner mehr.
30.01.2017
Trumps Landwirtschaftsminister heißt Sonny Perdue. Eine perfekte Wahl, wenn es darum geht, der Verschleierung der Tatsachen Rechnung zu tragen, denn nichts verbirgt die gnadenlose Fratze der Agrarindustrie besser als ein gutmütiges Großvatergesicht. Ökologische Landwirtschaft, Unterstützung kleiner Farmen, Tierschutz, Arbeitnehmerrechte, Maßnahmen gegen den Klimawandel – damit ist es aus und vorbei. C’est perdue.
31.01.2017
Man kann die Tatsache, dass Trump zum Präsidenten gewählt worden ist, auch als Sieg des amerikanischen Pragmatismus über die europäische Moralphilosophie lesen.
01.02.2017
Ich habe mir einen Anagramm-Generator gebaut und ihn gefragt, was ich mit »Donald Trump« tun kann. Er hat mir eine Trilogie des potenziellen politischen Aktionismus geschrieben:
Teil 1:
Darn Mud Plot.
Das Dreckskomplott verwünschen.
Teil 2:
Damp Lord Nut.
Herrn Dummnuss schwächen.
Teil 3:
Punt Mad Lord.
Den verrückten Herrscher wegkicken.
02.02.2017
Es ist für mich unvorstellbar, wie die Welt in vier Jahren, nach dem Ende von Trumps Präsidentschaft, aussehen wird. Aber noch viel unvorstellbarer ist für mich, wie die Einträge in diesem Tagebuch dann aussehen werden. Es scheint, als erfordere das Abbild einer Zeit mehr Vorstellungskraft als die Zeit selbst. Aber warum auch nicht? Alle Historiografie ist ein Sich-Distanzieren. Schritt hält der Schreibende nur mit sich selbst. Das Imaginäre ist die geschichtsmächtigste Kraft.
03.02.2017
Die USA nehmen Bootsflüchtlinge aus Lagern der Australier auf. Laut Donald Trump wird das Heimatschutzministerium jeden Einzelnen genau untersuchen. Eines werden sie aber bei keinem finden: die Menschenwürde. Die haben ihnen die Australier schon genommen.
04.02.2017
Langsam verwesende Körper unter Maßanzügen. Überzüchtete Gehirne, die sich austoben wollen. Wall Street. Neue Freiheit. Statt Anklage die Anti-Klagemauer. Die Gebetszettel lesen sich alle wie Dekrete aus dem Weißen Haus.
05.02.2017
Tagebücher sind die Annalen des kleinen Mannes.
06.02.2017
Vielleicht war das Bild, das wir über Jahre hinweg von Amerika hatten, nur ein Traum, ein Produkt reinen Geistes und schlechten Gewissens, und jetzt, wo Amerika unter Trump auftaucht wie ein urzeitliches Tier aus einem Sumpf, wie ein wabernder Batzen Fleisch aus einem kochenden Sud, da können wir es nicht glauben und hoffen, dass das Fleisch nur die Überreste jenes Tieres darstellt, das man lange vor unserer Zeit geschlachtet hat, und dass das Bild, wie dieses Monster aus dem Morast kriecht, nur in unserem Kopf existiert.
07.02.2017
Menschen mit psychischen Störungen dürfen nach einer Entscheidung des Kongresses künftig wieder Waffen kaufen. Die National Rifle Association jubelt – und die psychisch Kranken auch. Wer eine multiple Persönlichkeitsstörung vorweisen kann, bekommt beim Kauf eines Sturmgewehrs gleich noch eins dazu.
08.02.2017
Betsy DeVos ist seit gestern Bildungsministerin der Vereinigten Staaten. Ihre Wahl war denkbar knapp, am Ende stand es im Senat 50:50, und nur weil die Stimme des Vizepräsidenten in solchen Fällen doppelt zählt, hat sie den Job bekommen. DeVos war (und ist) vor allem bei den moderaten Republikanern umstritten, nicht nur, weil sie eine extrem eifrige, um nicht zu sagen eifernde Verfechterin von Privatschulen ist, sondern weil sie möglichst viele dieser Schulen unter erzkonservative christliche Führung bringen will. Im Wahlkampf hatte sich DeVos für den hoffnungslosen Jeb Bush eingesetzt und Trump als »Eindringling« gebrandmarkt, der die republikanische Partei nicht repräsentiere. Aber dann ist sie heimlich nach Canossa gegangen, oder sagen wir besser: hat ihren Bruder Erik dorthin geschickt. Wobei der im Grunde schon da war. Denn ihr Bruder Erik, der mit Nachnamen Prince heißt, einst das skandalträchtige Söldnerunternehmen Blackwater gegründet hat und seither in der klandestinen Welt der globalen Sicherheitsberater verkehrt, ist inzwischen zu einem festen Bestandteil von Trumps Dunstkreis geworden und berät ihn in Geheimdienst- und Militärangelegenheiten. Er hat dafür gesorgt, dass Trump seine nach Macht gierende Schwester nicht exkommuniziert, d. h. sie nicht aus dem Kreis der Kandidaten für die Leitung des Bildungsministeriums verstößt. Schließlich, so hat Erik Prince König Donald erklärt, sei seine Schwester ganz auf der Linie des Präsidenten und genauso wie er daran interessiert, den Staat bis aufs Mark zu entkernen und die öffentlichen Aufgaben in die Hände von Unternehmen und Privatleuten zu legen. Die Hohlräume, die bei der ganzen Aufräumaktion entstehen, wolle sie aber nicht leer lassen, sondern mit kleinen und großen Soldaten Christi auffüllen, denn sie erwarte die baldige Ankunft des Reichs Gottes und wolle vorbereitet sein, wenn er kommt. Tja, und als er das gehört hat, da ist er weich geworden, der Papst Präsident. Er hat gemerkt, dass sie um das Amt geradezu bettelt, die bildungsbeflissene Betsy, und dass sie es ernst meint mit Reue und Buße und dass sie ihr letztes Hemd (und auch ein bisschen was von ihrer letzten Milliarde) geben würde für ihre gemeinsame Vorstellung vom umfunktionierten amerikanischen Staat. Na ja, und da hat er sie eben als Ministerin vorgeschlagen und ihren Bruder, den Söldnerführer, zum, wenn schon nicht unbescholtenen, so doch unbesoldeten Militärberater gemacht. Denn nicht erst seit er Präsident ist, weiß Trump wie man repräsentiert – und eines ist sicher: Es gibt nicht viele Geschwisterpaare, die die amerikanische Trinitätslehre aus Gott, Geld und Gewalt so gut verkörpern wie Eric Prince und Betsy DeVos.
09.02.2017
Donald, das alte Pfirsichgesicht. Man nennt ihn The Peach With the Bleach and the Brain Out of Reach.
10.02.2017
Was weder Trump noch die Demokraten begreifen (weil sie den romantischen Quell ihrer Sehnsucht nicht mal vor sich selbst offenbaren): Amerika findet seine Einheit nur in der Wunde, die mit ihren blutigen Lippen zum linken wie zum rechten Ohr spricht.
11.02.2017
Me lanija (Slowenisch) bedeutet: »Ich schweige.«
12.02.0217
Nicht erst seit Donald Trump wissen wir: Golfplätze sind das Arkadien der Mächtigen.
13.02.2017
So geht das: Erst schenken die Franzosen den Amerikanern die Freiheitsstatue, damit die Welt von der Freiheit erfährt, die in beiden Ländern existiert. Dann bauen die Amerikaner eine große Mauer, damit ihre Freiheit erhalten bleibt. Anschließend errichten die Franzosen ebenfalls eine Mauer, und zwar rund um den Eiffelturm, damit auch dort trotz Terror die Freiheit gewahrt bleibt. Und zum Schluss schenkt die Freiheit dem Rest der Welt Statuen von Franzosen und Amerikanern, damit alle erfahren, dass sie es ist, der man in beiden Ländern Denkmäler in Form von Mauern gebaut hat.
14.02.2017
Trudeau traf Trump – der Schöne besuchte das Biest. Wenn es nur so einfach wäre … Beide wollen das Öl, um den Sand aus dem Getriebe der Keystone-Pipeline zu spülen. Die Schmiermitteldiplomatie hat gerade erst begonnen.
15.02.2017
Das konservative American Action Forum veranstaltet ab sofort ein »Regulation Rodeo«. Wer in kürzester Zeit die meisten Regulierungen abwirft, wird zum Superstier gekürt. Auf der dazugehörigen Webseite wird der Wettkampf in Form von Deregulierungs-Grafiken sichtbar gemacht. Aktuell liegt Bully Boy Donald deutlich in Führung. Er hat den Papierkram direkt bei den Hörnern gepackt und nach Angaben des Aktionskomitees schon über 24 Millionen Stunden Verwaltungsarbeit gespart. In gerade mal 26 Tagen! Super-American!
16.02.2017
… und dann sind da Leute wie Stephen Miller, und wenn ich ihn sehe, möchte ich lachen (aber das geht nicht, denn die Situation ist zu ernst) und ihn übertönen (aber das kann ich nicht, denn er ist auf allen Kanälen) und den Fernseher schwarz-weiß stellen (denn das ist die Zeit, aus der er kommt). Er, Stephen Miller, der unlängst erklärte: »Wenn jemand etwas Schlimmes über mich erzählt, dann ist das nicht wahr.« Er hat das ernst gemeint. Er kann das sagen. Er ist Donald Trumps Chefredenschreiber.
17.02.2017
Linda McMahon, einst Geschäftsführerin von World Wrestling Entertainment (WWE), jetzt Ministerin für Kleinunternehmen. Perfekte Wahl. Braucht nur 20 x 20 Fuß zum Geschäftemachen. Spendet dafür groß. Und das Beste: Hat 30 Jahre Erfahrung mit der Herstellung und dem Verkauf falscher Realitäten. Wahrhaft Wegweisende Entscheidung!
18.02.2017
Scott Pruitt ist seit gestern Leiter der Umweltschutzbehörde EPA. Zeit für ein kleines Gedicht.
Scott proved it
Erst bekämpft’ ich die Umweltbehörde,
jetzt bin ich ihr Boss,
denn was mich an ihr störte,
war, dass man dort die dreckige Luft nicht genoss.
Unser Klima wird sich nicht wandeln,
und falls doch, hat es Gott so gewollt,
wir aber dürfen seinen Plan nicht verschandeln,
weil er uns sonst bis in alle Ewigkeit grollt.
Also unterstütz’ ich sie weiter, die Typen
von der Kohle- und Ölindustrie,
die Umweltaffen können schon mal üben,
deren Verständnis von Klimatologie.
19.02.2017
Die Hölle, das sind die anderen,
aber die Gewöhnung daran, das sind wir.
20.02.2017
Ablaufplan einer Demokratie:
1. Fassung bewahren.
2. Verfassung hochhalten.
3. Fassungslosigkeit spüren.
4. Verfassungslosigkeit erleben.
(5. Fassung bewahren.)
21.02.2017
Donald Trumps autokratisch grundierte Politik ist konkret. Sie fängt einfach irgendwo an, bricht den Ersten aus der gegnerischen Reihe heraus, dann den Nächsten, den Nächsten … Manche trifft es doppelt, andere gar nicht. Die Löcher sind nicht verlinkt, sie sind einfach zwei Einschläge nebeneinander. Unvorhersehbar, wen es als Nächstes erwischt. Die Geschosse scheinen wahllos zu kommen und doch haben sie alle ein Ziel und auch ein System. Sie schaffen sich ihre Ordnung im Einschlag. Sie sind das Gedächtnis desjenigen, der feuert.
22.02.2017
Eines ist klar: Donald Trump ist Spiegel und Projektionsfläche derjenigen, die sich nicht abgebildet finden im Raum der medialen Öffentlichkeit. Er ist die Dauerpräsenz der Dauerabsenten.
23.02.2017
Dem US-Militär steht das Wasser bis zum Hals. Der Anstieg des Meeresspiegels droht in den nächsten Jahrzehnten 128 seiner Stützpunkte zu verschlingen. Nur leider glaubt der Präsident nicht an den Klimawandel und kürzt der Umweltschutzbehörde weiter die Gelder.
Die Pazifisten am Pazifik frohlocken schon. Das perfekte Abrüstungsprogramm: Wasser hoch, Waffen runter. Und mit ein bisschen Glück saufen die Russen und Chinesen auf der anderen Seite auch gleich noch mit ab.
24.02.2017
Trump fordert mehr Atomwaffen für die USA. Das heißt, eigentlich wünscht er sich eine atomwaffenfreie Welt. »Aber solange Staaten Atomwaffen haben, werden wir im Rudel ganz oben stehen«, spricht’s und plant fleißig die Aufrüstung und Modernisierung des Arsenals.
Wahrscheinlich muss erst ein Atomkrieg ausbrechen, damit er kapiert, dass es bei Nuklearwaffen so etwas wie eine Spitzengruppe nicht gibt. Und dass der Glaube, ganz oben zu sein, nichts anderes ist als die Voraussetzung dafür, dass eines Tages alles am Boden liegt.
25.02.2017
Chicago: Der Windy City bläst es rau entgegen, immer mehr Schießereien und eine steigende Mordrate. Das gefällt Trump nicht. Er will Bundespolizisten entsenden, schickt dann aber doch nur Twitter-Tiraden. Aber warum auch nicht, so setzt er nicht nur ein Zeichen gegen Gewalt, sondern gleich 140.
Bei den Kriminalstatistikern sprudeln derweil die Daten wie Blut. Die Aufklärungsrate bei Tötungsdelikten liegt in Chicago bei 5 %. Der Anteil Weißer an den Opfern ist ebenso hoch.
26.02.2017
Gestern Abend hat der britische Rechtspopulist und einflussreiche Brexit-Befürworter Nigel Farage Donald Trump in Washington zum Essen getroffen. Die beiden kennen sich gut. Farage hat Trump während des Präsidentschafts-Wahlkampfes wiederholt unterstützt, und Trump selbst hat Farage auf seinen Veranstaltungen als »Mr. Brexit« vorgestellt. Auch sonst ist Farage in den rechtskonservativen Kreisen des amerikanischen Politikbetriebs bestens vernetzt. Trumps enger Vertrauter Stephen Bannon hatte Farage bereits 2014 auf einem der exklusiven Empfänge seines Breitbart News Networks mit den entsprechenden Leuten bekannt gemacht und ihm die Möglichkeit gegeben, für den Brexit zu werben.
Jetzt, drei Jahre später, hat Farage beim Dinner im Trump International Hotel die Rendite in Form eines Platzes am Präsidententisch eingestrichen – und eine Rede vor der mächtigen »Conservative Political Action Conference« gab’s für ihn gleich noch dazu. Darin sprach Farage von einer »großen, globalen Revolution«, die durch den Brexit und die Wahl Trumps zum Präsidenten begonnen habe. Sie werde sich, so Farage, in den kommenden Jahren in der ganzen westlichen Welt ausbreiten.
Wie alle (selbsternannten) Revolutionäre ist auch Farage davon überzeugt, den Leuten mit seinen Plänen einen Gefallen zu tun. Er ist sich sicher, dass sogar jene, die jetzt noch zu seinen Gegnern zählen, ihn eines Tages für seine Ideen lieben werden. Und dem Präsidenten, so glaubt er, wird es nicht anders ergehen. »Genau wie der Brexit jeden Tag populärer wird, so wird auch Präsident Trump in den USA jeden Tag beliebter werden«, erklärte Farage und schloss seine Rede auf der Konferenz mit dem Ruf: »Wir werden siegen!«
Für das rechtskonservative Publikum klang dieser Satz wie ein Versprechen. Für mich klingt er wie eine Drohung.