Das Mutmacherbuch (2): Angekommen

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Das Mutmacherbuch (2): Angekommen
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F. S.

Das Mutmacherbuch (2)

ANGEKOMMEN

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2018

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2018) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Titelfoto © Tino Hemmann

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

VORWORT

Das ist der Anschluss an mein erstes Buch. Es ist eine nahtlos authentische Geschichte aus verschiedenen Lebensabschnitten. Leider sind, wie schon im ersten Buch, Lücken, Zeitsprünge und manchmal auch Gedanken schwer zu verstehen. Es ist auch nicht Sinn und Zweck, alles genau und bis auf das kleinste Detail zu beschreiben. Nicht zu vergessen an dieser Stelle, dass ich ein Amateur bin, ein Hobby-Autor.

In meinem zweiten Teil der Autobiographie schreibe ich über meine Heimat, von ganz allgemeinen Dingen, von Ideen und Ansichten aus meinem jetzigen Leben.

Eine doch wirkliche Heimat kann es nicht werden, es fehlen zu viele Erlebnisse, Begegnungen und Momente. Die Zeit bis zum dreißigsten Lebensjahr ist eine andere als die folgenden Jahre in der Ferne. Die Menschen hier sind manchmal anders, mit einer abweichenden Geschichte, mit anderem Humor und ungewohnten Redensweisen, auch oft mit konservativen Einstellungen, mitunter kleinbürgerlich in ihrer Art.

Wie sagt man so schön? Andere Länder, andere Sitten. Ich kann behaupten, das Beste aus allem gemacht zu haben und bin damit zufrieden. Eine Umstellung für einen Fremden in der Fremde ist es wohl für jeden.

EINLEITUNG UND GEDANKEN

Das ist ein ziemlich großer Abschnitt in unserem gemeinsamen Leben. 30 Jahre gehen nicht spurlos vorüber. Ich werde dennoch vorwiegend die vielen guten Momente beschreiben.

Das Schreiben fällt mir seit einiger Zeit sehr schwer. All das zuvor Geschriebene war für mich spannender, kribbliger, reizvoller. Es war zunächst die Kindheit, dann folgten die Erlebnisse aus dem Jugendalter, die Ausbildungszeit. die erste Ehe und die anderen weiblichen Freundschaften. Im Gegensatz zu heute war das aufregender, mit viel mehr Eindrücken, ich kann das nicht vergleichen. Vielleicht auch, weil es in meiner Heimat geschah. Dort war alles einfacher, ärmer gestaltet, nicht mit ständigen Problemen behaftet. Oder lag es an meinem Alter, an meinen Ansichten und an fehlenden Erfahrungen? Okay, jeder verändert sich, bei einem doch krassen Wohnort-Wechsel vielleicht noch extremer. Ich habe von vielen anderen zugezogenen Menschen ähnliches gehört. Sie haben ähnlich gedacht. Was wäre wohl passiert, wenn ich dieses oder jenes anders gemacht hätte? Es sind manchmal eigenartige Gedanken, erzeugt durch viele Auslöser im Leben.

Durch das viele Fremde, durch das ständige Ruhigstellen mit falscher Medizin, dass erzwungene Kennenlernen anderer Freunde und der Vergleich mit den doch langjährigen Freunden. Manchmal fühlte ich mich wie im Exil. Das hatte auch große Vorteile für meine Psyche, für meine Ruhe und den Drang, immer viel erleben zu wollen oder auch müssen.

Das Leben in meiner neuen Heimat ist mit nichts zu vergleichen. Ich fühle hier anders, bekomme andere Eindrücke, musste und muss ständig hinzulernen. Es gibt viel mehr kulturelle, sportlich, lehrreiche und musikalische Möglichkeiten der Entfaltung und Gestaltung der Freizeit und des Lebens.

Das musste ich zuerst einmal vergegenwärtigen, nutzen und auch finanzieren. Das gelang mir, natürlich auch mit meiner Frau, mit meiner beschaulich kleinen Familie, ganz gut. Etwas zu erkennen und dann noch zum Positiven zu verändern, eine doch zum Teil herausfordernde Aufgabe für viele.

Ich könnte mir vorstellen, dass es für viele nicht leicht ist, alles Wichtige einfach und schnell zu realisieren. Ich meine auch jene, die ‘hier’ geboren sind.

Das allerverrückteste war, fast jeder hat die ‘Wessis’ zu Ost-Zeiten beneidet, auf sie geschaut, kam mit der Situation kaum zu recht. Jeder ‘Ossi’, der in den Westen zog, war fremd, ein Exot, manchmal auch eine Konkurrent, nicht sehr erwünscht. Zumindest war das in meiner Firma so, manchmal im Alltag, in der Nachbarschaft. Aus meiner heutigen Sicht handelt es sich dabei aber um intolerante, meist ungebildete Leute, oft mit eigenen Problemen Kämpfende.

Viele meiner Landsleute hat das kaum interessiert oder gestört, mir dagegen tat das oft weh. Ich hatte in Dresden einen guten Status, war nicht der ‘Fremde’, kein Exot oder wie auch immer. Das Ganze ist nicht aus der Luft gegriffen. Ich kann das bei meinen Söhnen deutlich sehen, meiner jetzigen Frau erging es ähnlich. Andere Landsleute meinten, sie verdienen hier ihr Geld und gehen wieder zurück in ihre Heimat.

Der Hass, der Neid, dass gefühlte Ungerechte zwischen den ehemalig getrennten deutschen Staaten ist weit größer als bekannt. Nicht überall, nicht in jedem Fall. Ich persönlich höre und fühle davon genügend. Bei der jetzigen politischen Situation ist alles noch krasser, deftiger, unnötiger.

Der Spagat, die Unterschiede, die ganze Politik, dass Kulturelle, der Humor, es sind manchmal Welten zwischen Ost und West. Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen Nord und Süd, die haben dennoch keinen politischen Charakter. Es ist ein Unterschied, ob einer in irgendetwas hineinwächst oder ob er fast blind hineingelangt. Egal aus welchen Gründen auch immer, die Fakten bleiben die gleichen. Ich hab noch wichtiges, sehr verdecktes, sehr oft und selbst Erlebtes, von solchen Leuten zu berichten. Viele, so wie ich auch, kamen von Osteuropa in den „Westen“. Nicht alle träumten von den goldenen Trauben. Das war, so meine ich, den meisten klar. Das ganz andere war, sie meinten, mit ihrem Beruf könnten sie Wunder erreichen.

Genug davon, es sind nur Gedanken, manchmal bewegen sie einen, tauchen auf. Solche Gedanken hatte ich dreißig Jahre in Dresden nicht, es waren andere, vielleicht für eine bessere, eine andere Welt. Ich war dennoch überrascht von alledem, was auf mich zukam. Ich möchte um Gottes Willen niemandem oder irgendetwas nachtrauern. Der Typ bin ich nicht. Nur hätte ich niemals gedacht, was und wo und wann mit mir geschieht. Ich kann mir ebenso nicht vorstellen wie ich im hohen Alter werde. Ich habe keinen Bezug dazu. Es ist auch gut so, wenn man nicht alles vorher weiß. Das übt Geduld, vielleicht auch Vorsicht oder man lässt es mehr krachen, je nach seinem Muster und seinen Möglichkeiten.

Heute, nach 30 Jahren, ist es anders. Ich bin froh darüber, viel geschafft zu haben. Noch besser, angekommen zu sein. Das gleich in vielerlei Hinsicht. Ich bin angekommen in meiner Ruhe, in meinem Erlebten, mit meiner Familie und meinen Bekannten. Ich habe immer Wege gesucht, habe zum Teil Hilfe bekommen, es hat sich gelohnt, dafür etwas zu tun. Ich muss nicht mehr auf jede Party, jedes Grillfest oder wie auch immer. Ich finde es zu Hause gemütlich, ich werde nicht permanent gestört wie in meiner Kinder- und Jugendzeit. Noch auf meinen heutigen Status gesehen, ich hatte meine eigene Firma, ich war nie arbeitslos, habe eine liebe Frau und Kinder und Schwiegertöchter. Nicht zu vergessen, den fast zu großen Kater. Ich bekomme demnächst meine Altersrente und kann mich um unseren Enkel kümmern. Habe Kontakt zu meinem Bruder und wer weiß was noch alles passiert. Ich achte auf meine Gesundheit, treibe ein wenig Sport, erlebe kleine Events zwischendurch. Wir fahren in den Urlaub zusammen, gehen ins Kino oder Theater, aber in Maßen. Ich muss nicht mehr die Welt retten oder alles verbessern, die Sturm- und Drang-Zeiten sind vorbei.

Das Schreiben gibt mir Ruhe und Kraft. Wichtige Erkenntnisse, es hilft an vielen Stellen. Ich habe das vorher nicht geahnt oder gewusst. Es war ein Kindertraum, mein Leben auf Papier zu bringen. Ich kannte damals nicht viele Schicksale, nicht viel Böses, ich hielt nur mein Leben für etwas anderes, besonderes. Diesen Gedanken bekam ich selbst erst sehr spät los, verrückte Welt. Ich verstand das nicht, es war nicht greifbar für mich. Wahrscheinlich waren das feste, schon fast massive Punkte in meiner Erlebenswelt.

Viele kommen zu mir und fragen mich nach Ratschlägen, Ideen, Tipps. Hier mal salopp gemeint, man sagt „Ende gut, alles gut“. Es hat nur Wunden, Narben, es kostete Zeit und Nerven. Uns beide, meine Frau und mich, hat es stark gemacht. Jede Medaille hat eben ihre zwei Seiten. Ein Guter hält es aus, um einen Schlechten ist es nicht schade!

Ich möchte mich an dieser Stelle entschuldigen. Das ist mein erstes Geschriebenes in dieser Richtung. Wenn solche Gedanken bei mir auftauchen, muss ich darüber schreiben. Gehört nicht unbedingt zu einer Autobiographie, es funktioniert aber nicht anders. Vielleicht ist es auch eine Art Bereicherung für einige. Noch komisch, ich selbst habe in meinen Leben sehr wenig gelesen. Das ist der daraus unverfälschte Stil meines Schreibens. Also nichts kopiert oder nachgeahmt, einfach nur mein eigenes, meine Persönlichkeit. Ich werde mich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren und weiter im Text schreiben. Immer schön neugierig bleiben.

Es soll jedem etwas Spaß bereiten.

 

Auf den Punkt. Die Zeit vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2015. Jeder Zeitabschnitt, jede Epoche des Lebens hat seine Reize, seine Erlebnisse, einen gewissen Charakter, seine Eigenarten. Man muss das nur erkennen, respektieren, annehmen, verwirklichen. Falls das alles funktioniert, wenn man dabei vor oder zurück schaut, dabei kann jeder glücklich und zufrieden werden. Also keine Scheuklappen, offen genug, ich habe das oft auch nicht gesehen oder auch erkannt. Gründe dafür gibt es genügend. Trotz alledem wird es eine Bereicherung beim Erkennen der verschiedenen Epochen des Lebens geben. Das zu erkennen, dass kann nur jeder selbst. Wie so oft im Leben, es ist eine reine Kopfsache! Glück und Zufriedenheit empfindet jeder anders. Dafür gibt es sehr verschiedene Maßstäbe, zu viele, denke ich manchmal. Wo beginnt das Glück, wo endet es! Es ist alles relativ, Ansichtssache, eine innere Einstellung. Es ist nicht immer Geld, Macht, es sind auch kleine, unscheinbare Dinge, Glück kann man nicht kaufen, dass ist auch gut so, meine ich. Doch es ist was Gute. Es ist leicht vom Glück sich inspirieren zu lassen, aber gefährlich vom Negativen sich beeinflussen und noch schlimmer ist, sich manipulieren zu lassen.

Teil 1 – ab 1989
KINDERGARTEN

Jetzt mal zum Eigentlichen, zu einem großen Abschnitt, einen auch intensiv erlebten. Vom gleich nahe gelegenen Kindergarten, habe ich noch nichts geschrieben. Wie gesagt er war fast vorm Haus, alles überschaubar. Die Anwesenheit, der Aufenthalt in diesem Haus, war nicht übermäßig kompliziert. Auf Grund unserer Flexibilität, unser Schichtarbeit, war unser Sohn meist von 8 bis maximal 14.00 Uhr untergebracht. Im Allgemeinen gab es keine Probleme, auf jeden Fall haben wir das 3 Jahre lang gut gemeistert. Auf Grund unserer flexiblen Arbeitszeiten war das möglich, heutzutage unmöglich für uns. Wir hätten uns in vielen Punkten einschränken müssen. Unserem Sohn hat es weitestgehend in der Kita gut gefallen. Mit dem Essen gab es manchmal Probleme, bei Mama schmeckt es eben besser. Das war nur kurz zur Kindergartenzeit.

GRUNDSCHULE

Anschließend ging es in die nahegelegene Grundschule. Von der größeren, ausgefallenen Einschulfeier hatte ich schon geschrieben. In der Zeit der Grundschule gab es wiederum keine Schwierigkeiten. Die Lehrer, der Direktor, das gesamte Haus war in Ordnung. Sie machten Sommerfeste, manchmal einen Flohmarkt, es war locker und aufgeschlossen. Unser Sohn hatte eine besonders nette Klassenlehrerin. Er kam meist mittags nach Hause, es war immer jemand zu Hause, schon zwecks sinnvoller Betreuung.

Der Hintergrund wieder der gleiche, unsere Schichtarbeit machte das organisatorisch möglich. Mit Nachbarskindern machte er oft gemeinsam Schularbeiten. Natürlich spielten sie Fußball, bauten, wenn gegeben, Schneemänner oder Iglus, wir besuchten alle umliegenden Spielplätze. Nur mal einige Punkte, die mir hierzu einfallen. Ich hatte immer den Eindruck er gehe gern in diese Schule. Betonen muss ich schon, das Lernen fiel ihm ziemlich leicht. Deshalb kam er nach der vierten Klasse ins Gymnasium.

GYMNASIUM

Um das zu erreichen, fuhr er mit der U-Bahn. Alles nicht schlimm, nicht zeitintensiv, nicht kompliziert oder gefährlich. Es war eine größere Herausforderung, er wurde selbständiger, er lernte neue Freunde kennen. Mit einigen Freunden hat er heute noch guten Kontakt. Es bildeten sich schnell zwei Gruppen, die eine vom Gymnasium und die andere aus seiner Wohngegend. Das ist übrigens heute noch so, irgendwie zwangsläufig.

Um das hier kurz zu fassen, er besuchte das Gymnasium bis zum Ende erfolgreich und stolz. Die Abitur-Abschluss-Feier zeigte das sehr deutlich. Der Stolz lag auf beiden Seiten, bei uns, den Eltern, und bei ihm. Von Freunden, Nachbarn und von seinem damals noch lebenden Onkel, von seinem Bruder, es war ein gelungener Lebensabschnitt. Es gab Glückwünsche von allen Seiten. Sein weitentfernt lebender Onkel sprach ebenfalls Anerkennung aus.

Der jüngere Sohn, der in München zur Welt kam, wurde mehr als behütet zum Erwachsenwerden erzogen. Er genoss genügend Liebe, bekam Aufgaben, er hatte Freunde, wir unternahmen, was möglich war – mit meiner Kindheit, mit meinem Jugendleben nicht zu vergleichen. Er sollte es auch besser haben. Die Aufgabe war nicht allzu schwer, die Früchte von allen. Es wird sich zeigen, dennoch ist es besser, keine Erwartungen zu haben.

Es gibt wirklich viele und schöne Erinnerungen aus jener Zeit. Ich kann dennoch nur von einigen schreiben. Die Anzahl ist nicht wichtig, die Bilder im Kopf, die unvergesslichen Momente, sind eher entscheidend und von Bedeutung.

ERLEBNISSE

Ich schreibe nun von Erlebnissen aus dieser Zeit. Von welchen von uns Dreien zusammen erlebten, von welchen zwischen Vater und Sohn, nur vom Sohn seine erlebten und jene mit seinem entfernt wohnenden Bruder. Schon jetzt und hier betrachtet, es macht schon beim Schreiben glücklich. Um es besser zu verstehen, dass waren die Jahre von 2001 bis 2013.Ich war demnach zwischen den Jahren Mitte 40 zig und Mitte 50 zig, meine Frau 10 Jahre jünger.

In dieser Zeitspanne haben und mussten wir das Meiste schaffen. Wir wollten schön, locker und mit vielen Erlebnissen die Welt erkunden. Mit Freunden feiern, etwas für unsere Rente zurücklegen, also ganz normale Dinge denke ich. Wir waren demnach alle fleißig, in der „Schule“, in der Arbeit, ich bei meinen Nebenjobs, es machte damals noch Spaß, es blieb etwas „hängen“, wir waren motiviert und schauten nach vorn.

Nur mit dem Alkohol bekam ich langsam Probleme. In der Arbeit gab es Gelegenheiten, privat, wo auch immer, zu Hause auch dementsprechend. Es musste nicht so sein, dumm, mir bekam das überhaupt nicht so toll. Ich rutschte auch immer mehr in Depressionen. Nicht auffällig, nicht massiv, es stimmte nicht richtig. Mein Psychologe glaubte mir nicht richtig, ich würde nur ständig meckern, ich wäre unzufrieden. Generell bin ich ein zufriedener, meist glücklicher Mensch, er verstand das nicht. Das Hauptproblem war dennoch mein Hauptjob. Die Zeiten hatten sich geändert. Viel mehr Druck, Entringe, zu viele Arschlöcher und Schleimer. Das arbeiten an sich war kein Problem, nur die Umstände, die wurden schlechter und schlechter. Die Arbeitsmoral, die Stimmung im Allgemeinen, es herrschte Unzufriedenheit. Ich nahm das ganze zu sehr an, suchte andere Wege, es gelang mir nicht mehr so richtig. Später kam es noch heftiger, noch deutlicher. Mich persönlich betraf es mit einer entschiedenen Veränderung in meiner Firma. Später werde ich darauf zurück kommen. Ich möchte hier von schönen, lustigeren Dingen schreiben. Dennoch ist die Arbeit, vor allem die Arbeitszeit und die Kollegen mit sehr entscheidend.

Rette sich wer kann, Ellenbogeneinsatz und das Messer im Rücken waren angesagt.

Sehr deutlich, vielleicht übertrieben beschrieben, gefühlt war es so. Zum Glück finde ich meist noch vernünftige, mir gleichgesinnte Mitmenschen. Die Möglichkeiten und Gelegenheiten wurden immer seltener. Sehr entscheidend war später mein ungewollter, mir „verpasster“ Arbeitsplatz.

ZWIESPALT, FRAGEN

Ich schreibe hier nicht mehr von der Arbeitswelt, nein von Freizeit, von Wochenenden, von den verschiedenen Jahreszeiten. Nicht von den außerhalb der Arbeitszeit gelagerten, ständigen Pflichten im Alltag. Über das verschiedene Aufgaben im Leben lösen zu müssen, zu meistern. Ich glaube, das kennt jeder. Ich denke wie, jemand seine Freizeit oder seinen Urlaub verbringt, ist interessanter, spannender. Mir erging und ergeht es heute noch so, davon zu hören.

VERLUST

Wir hatten Landsleute in unserer Nähe. Die wohnten so 100 Kilometer entfernt auf dem Lande. Wir kannten uns noch von Dresden. Sie sind erst nach mir ausgewandert und fühlten sich ganz wohl in ihrem Dorf. Wir besuchten sie so alle 4 Wochen. Schön war, sie hatten drei Kinder, das eine Mädchen im selben Alter wie unser Sohn. Es war immer lustig, zum Teil mit viel Alkohol für die Erwachsenen, wir alle hatten gemeinsam Spaß. Alles einfach, unkompliziert, immer wie ein Abenteuer. Es gab genügend Platz für Blödsinn, fürs Grillen, zum Lagerfeuer und etc. Es war alles gegenseitig und wir kannten noch Nachbarn, andere Verwandte. Das Ganze ging ein paar Jahre gut. Später zogen Sie noch weiter weg, mieteten eine Kneipe, dass Geschäft platzte und aus noch anderen Gründen war die Freundschaft beendet. Viel später suchten wir nochmals Kontakt, die Bindung löste sich auf.

ZEITGEDANKEN

Das war eine Episode von vielen, von sehr vielen.

Viele unserer Freunde wohnten außerhalb von München. Das brachte viele Vorteile für uns und für sie natürlich auch. Zum Ersten war ein schöner See in ihrer Nähe und zum Zweiten gab es die Möglichkeit zum Feiern durch einen einheimischen Bekannten. Dieser führte eine Werkstatt mit passenden Räumlichkeiten, ein Paradies zum Feiern. Völlig ungestört, immer mit genügend Getränken ausgestattet. Zum Feiern war Platz genug, immer Musik, ein fast ständig laufender Grill, alles bestens. Wir feierten zum Beispiel die Schuleinführung von unserem Sohn, einen Junggesellen-Abschied, diverse Silvester, sogar eine Weihnachtsparty. Nach dem Seeaufenthalt wurde zum Abschied meist gegrillt. Die meisten Gäste waren Landsleute, also Ossis. Im Laufe der Zeit im „Westen“ hatten wir natürlich auch ansässige Freunde, Bekannte und Kollegen. Es war eine schöne, auch unkomplizierte, wirklich lustige Zeit. Unseren Sohn, die meisten Gäste hatten noch keine Kinder, er konnte diese schöne Zeit genießen und ist faktisch damit groß geworden. Außer zu Feiern haben wir Fußball oder Federball gespielt und unsere Autos repariert. Es war eine längere Zeitspanne des Erlebten. Später hat sich das ganze zerschlagen. Einige Kontakte bestehen heute dennoch. Mit zunehmendem Alter werden es immer weniger Freunde.

EVENTS

Ich schreibe hier von außerhalb gelegenen Events.

In München gab es und gibt es natürlich auch viel zu erleben. Aber hier nur einmal in Stichpunkten erwähnt. Spaß gab es auf den verschieden Spielplätzen. In unserer Nähe war ein kleiner Rodelberg. Wir waren mit dem Fahrrad, auch zum Beispiel an der Isar unterwegs. Zum Englischen Garten ist es nicht weit und gut zu erreichen. Zwei mal im Jahr kam ein kleiner Familien Zirkus in unser Wohngebiet. In die Innenstadt von uns aus ist ebenso nicht allzu weit. Da waren die Museen, die Kinos oder die verschiedenen Eisdielen, die Oper und auch Theater. Nicht zu vergessen das Oktoberfest oder Frühjahrsfest in München. Schön war auch oft mit meinen Sohn abends die Frau von der Arbeit abzuholen. Außerdem spielte unser Sohn in einem Verein Fußball. Noch dazu lernte er bei einem netten Lehrer Klavier zu spielen. Das ganze klingt hübsch und zufrieden. Dennoch mussten die vielen Sachen manchmal nur getrennt unternommen werden. Das hatte ich schon einmal kurz erklärt. Dafür gab es die gemeinsamen Familien-Urlaube. Von denen werde ich wieder nur auszugsweise schreiben.

Die Besuche vom „großen“ Sohn mit vielen und mit allen möglichen Freunden und Freundinnen waren mehr als erlebnisreich. Wirklich immer lustig, manchmal ein bisschen stressig, wir feierten und lachten. Mit seiner jetzigen Ehefrau, damals noch nicht bei uns, diese Feiern waren die heftigsten überhaupt.

Meine Frau war immer tolerant, hat meinen Sohn akzeptiert, angenommen und gleichbehandelt wie unseren gemeinsamen. Es war nie ein Thema für uns. Meine Ehefrau hat ein sonniges Gemüt. Manchmal denke ich, sie hat die Ruhe gepachtet. Das ist für sie und für uns alle sehr hilfreich. Bei meinen doch kritischen Momenten, bei meinen Gemütsschwankungen und den sehr starken Emotionen, sehr, sehr lobenswert. Viel später ging ich aus diesen Gründen in eine Psychosomatische Klinik. Das hat mir wirklich mehr als geholfen. Ich habe eine Menge dazu gelernt, ich war auch offen für alles. Überhaupt hätte ich mich auf Grund meiner erkrankten Psyche schon eher öffnen müssen. Im „Osten“ damals war es mehr als verpönt, so erkrankt zu sein, im ‘Westen’ dauerte es ebenfalls noch eine Zeit, bis die Masse wirklich begreift, dass Menschen an ihrer Psyche, an ihrem Nervenkostüm erkranken können. Das waren nur einige Spiegelungen aus dieser doch schönen Zeit. Es gab bestimmt noch mehrere bedeutende, nachklingende oder wie auch immer geartete Geschichten aus dieser Zeit. Falls mir noch lesenswerte einfallen, schreibe ich gern darüber.