Das Geheimnis der Lukaskinder

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Das Geheimnis der Lukaskinder
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Eva Markert

Das Geheimnis der Lukaskinder

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Mona hat schlechte Laune

Julian gibt ein bisschen an

Der Bus hat mal wieder Verspätung

Die Wachtel macht sich unbeliebt

Nicht verzagen, Julian fragen

Mona macht Mittagessen

Julian und seine Freunde gucken Fußball

Julian will nichts hören

Frau Mullhaupt kommt vorbei

Niklas kennt die Hauptstädte nicht

Micha knallt hin

Mona hat eine Dreiviertel beste Freundin

Mona wünscht sich eine ganze beste Freundin

Eine Nachbarin ärgert sich

Alena muss mal raus

Julian verrät sich

Julian muss zu Frau Hellwig

Julian und Niklas machen alles noch schlimmer

Alena stellt Julian Fragen

Julian fühlt sich unbehaglich

Alle sind wütend auf Julian

Frau Mullhaupt hat sich erkundigt

Frau Wachtendonk bekommt einen Schreck

Julian warnt Herrn Fillmeier

Beim Abendessen gibt es Streit

Mona und Julian erschrecken Leute

Julian und Mona kabbeln sich

Frau Mullhaupt hat Gerüchte gehört

Mona hilft Sarah

Julian kloppt sich mit Konstantin

Frau Maien und Frau Hellwig sind empört

Alena ist krank

Julian beichtet

Die Geschwister beraten

Konstantin erzählt

Mona und Julian gehen mit einem Hund spazieren

Mona hat einen rettenden Einfall

Frau Mullhaupt ermahnt Mona und Julian

Alena ärgert sich über Frau Mullhaupt

Mona und Julian allein zu Haus

Alena kommt von der Kirmes

Julian möchte Klavier spielen lernen

Mona und Julian machen Pläne

Mona und Julian müssen andauernd lachen

Mona und Julian schaffen es endlich

Sarah wird auf die Probe gestellt

Die Kinder gehen auf den Friedhof

Alena bekommt Geburtstagsgeschenke

Alena hat ein Geheimnis

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Impressum

Mona hat schlechte Laune

Urplötzlich stand Alena hinter ihr.

Mona Lukas fuhr zusammen. „Wo kommst du denn auf einmal her?“

Ihre ältere Schwester lachte. „Falls du es vergessen haben solltest: Ich wohne hier.“

„Sehr witzig! Warum musst du dich dauernd so anschleichen?“

„Ich schleiche mich doch gar nicht an!“

„Tust du wohl! Immer kommst du rein, ohne dass man dich hört.“

„Ich wollte bloß gucken, ob das Frühstück schon fertig ist“, erklärte Alena.

„Aha! Du willst mich also kontrollieren! Aber wie du siehst, habe ich nicht vergessen, dass ich heute dran bin mit Frühstückmachen.“

„Quatsch!“ Alena setzte sich an den großen Küchentisch. „Dass du immer gleich so ausflippen musst!“ Sie sah sich um. „Haben wir keinen Orangensaft?“

„Doch! Aber der steht noch im Kühlschrank. Ich kann nicht alles auf einmal tun!“

Mona guckte den Kühlschrank an und dachte die Tür auf. Die Flasche mit dem Orangensaft schoss heraus wie eine Rakete und geradewegs auf Alena zu. Aber irgendwie hatte Mona nicht richtig gezielt, denn die Flasche knallte auf die Fliesen.

Scherben lagen auf dem Boden in einer großen Lache aus Orangensaft. „Sauerei!“, knurrte Mona.

Alena sagte nichts, sondern sah sie nur vorwurfsvoll an.

Während Mona schimpfend nach ihrem Kakao griff, flogen die Scherben im hohen Bogen in den Mülleimer.

„Du meine Güte!“ Alenas Stimme klang genervt. „Hör doch auf mit dem Gezeter!“

„Ich zetere nicht!“, zeterte Mona.

Wasser rauschte in einen Eimer. Mona trank ihren Kakao und sah zu, wie der patschnasse Scheuerlappen wie wild über den Boden fuhr.

„Du weißt, du solltest das mit den Händen machen“, mahnte Alena.

Mona tat, als hätte sie nichts gehört. Der Eimer schaukelte durch die Luft zum Spülbecken und schüttete sich aus. Dann sauste er zusammen mit dem Aufnehmer in den Schrank zurück. Es rumste, und die Schranktüren flogen zu.

Alena seufzte. Sie stand auf und trat ans Fenster. „Endlich scheint mal die Sonne! Das wurde aber auch Zeit. Ich habe das Gefühl, dass der Winter dieses Jahr besonders lang gedauert hat.“

Mona stellte sich neben sie. „Ich habe Schneeglöckchen am Gartenzaun gesehen. Und die Krokusse in der Wiese kommen auch schon durch.“

Gemeinsam beobachteten sie eine Amsel, die nickend durch das Gras im Vorgarten stolzierte.

„Wie ich diesen Vogel beneide“, meinte Mona. „Er muss nicht in die Schule wie ich! Und fliegen könnte ich auch gern.“

„Ich fände es langweilig, eine Amsel zu sein. Und dann müsste ich auch Würmer essen. Iiiih!“ Alena schüttelte sich.

„Du ahnst ja gar nicht, was ich alles tun würde, wenn ich dafür nicht in die Schule müsste.“

„Wo du gerade von Schule sprichst …“ Alena schaute auf die Uhr. „Oh je, schon so spät! Und Julian ist noch nicht aufgestanden.“

„Das ist nicht fair“, beschwerte sich Mona. „Ihm lässt du alles durchgehen, nur mir nicht.“

Alena zwinkerte ihr zu. „Ich kenne da noch jemanden, dem es ziemlich schwerfällt, morgens aus dem Bett zu kommen.“

„Die ganze Zeit meckerst du nur an mir herum“, beschwerte sich Mona. „Das macht mir richtig schlechte Laune.“

Alena lachte. „Ich glaube, die schlechte Laune hattest du schon vorher.“

„Außerdem“, fuhr Mona fort, „wäre Julian heute dran mit Tischabräumen. So steht es jedenfalls auf dem tollen Plan, den du selbst an der Küchenschranktür aufgehängt hast.“

„Sei doch nicht so streng mit unserem kleinen Bruder.“

„Klein?“, fuhr Mona auf. „Er wird bald zehn!“

„Er ist gerade erst neun geworden“, widersprach Alena. „Ich versuche jetzt, ihn aus dem Bett zu kriegen. Fang du schon mal an, den Tisch abzudecken.“

Mona zischte etwas, kniff die Augen zusammen und ließ die Teller wie UFOs zur Spüle segeln. Es schepperte besorgniserregend, als sie sich im Becken aufeinanderstapelten.

 

Alena grinste. „Wie man leicht sehen und auch hören kann, ist das Abräumen für dich sehr viel weniger Arbeit als für Julian.“

„Was willst du damit sagen? Dass ich demnächst hier alles allein machen soll?“

Alena schlug die Augen zum Himmel. „Ich sage am besten gar nichts mehr.“

Julian gibt ein bisschen an

„Ich bin doch noch sooo müde!“

Alena zerrte einen verschlafenen Jungen mit wirren roten Locken hinter sich her.

„Weißt du nicht, dass du heute dran gewesen wärst mit Abräumen?“, fuhr Mona ihn an.

„Tatsächlich?“ Ihr Bruder gähnte, schnappte sich ein Hörnchen und ging damit ans Fenster.

Die Amsel stolzierte noch immer durch das Gras.

„O je! Die Katze kommt“, murmelte er geistesabwesend.

„Was?“ Mona riss erschrocken das Fenster auf und lehnte sich hinaus. „Ich sehe keine Katze.“

„Sie versteckt sich noch“, antwortete Julian. „Gleich kriecht sie unter den Sträuchern hervor.“

„Fängt sie den Vogel?“, fragte Mona bange.

„Da ist sie schon.“ Julian zeigte auf eine schwarze Katze, die unter einem Busch hervorlauerte.

„Wir müssen den Vogel verscheuchen!“ Die beiden Mädchen klatschten in die Hände.

„Keine Panik“, beruhigte Julian seine Schwestern. „Sie kriegt ihn sowieso nicht.“

Munter hüpfte die Amsel auf den Busch zu. Die Katze presste sich flach gegen den Boden und setzte zum Sprung an. Genau in diesem Augenblick flog der Vogel davon.

„Puh! Das war knapp!“ Mona schüttelte ihre Hand aus.

Julian grinste und biss wieder in sein Hörnchen. „Was regt ihr euch so auf?“, nuschelte er mit vollem Mund. „Ich habe euch doch gesagt, dass nichts passiert. Und wie ihr wisst, habe ich immer Recht.“

Mona schnaufte durch die Nase. „Gib bloß nicht so an, nur weil du zehn Minuten in die Zukunft sehen kannst. Und außerdem krümelst du.“

„Na und?“ Wieder grinste Julian. „Du bist heute dran mit Fegen.“ Er zeigte auf den Plan an der Küchenschranktür.

„Müssen wir eigentlich immer tun, was auf diesem dämlichen Blatt steht?“, maulte Mona. „Was macht das schon, wenn mal ein paar Krümel auf dem Boden herumliegen?“

„Finde ich auch.“

Alena runzelte die Stirn. „Ihr wisst doch, dass bei uns immer alles tipptopp sein muss. Wenn Frau Mullhaupt …“

„Diese Mullhaupt kann mich mal“, knurrte Mona.

„Mich auch!“ Trotzdem bückte sich Julian und las die größten Krümel auf.

„Lieber Himmel!“, rief Alena. „Schon halb acht! Jetzt aber schnell!“

„Nur keine Panik!“ Julian nahm sich in aller Seelenruhe noch ein Hörnchen und biss hinein. „Wir schaffen es dicke. Der Bus hat nämlich Verspätung.“

„Macht euch trotzdem auf den Weg“, sagte Alena. „Sicher ist sicher. Und denkt immer dran: Benehmt euch. Und seid vorsichtig! Passt auf, dass niemand hinter euer Geheimnis kommt!“

Mona warf ihrem Bruder einen Blick zu.

Der nickte heftig und flüsterte ihr ins Ohr: „Das denke ich auch: Jeden Morgen dieselbe Leier.“

Der Bus hat mal wieder Verspätung

Die Bushaltestelle war an der Straßenecke, nicht weit vom Haus der Lukaskinder entfernt. Vom Küchenfenster aus konnte man das Wartehäuschen sehen.

„Wann kommt der Bus denn endlich? Man steht sich ja die Beine in den Bauch!“, murrte Mona.

„Ich hab dir doch gesagt, dass er Verspätung hat.“

„Das hätte ich auch voraussagen können“, fuhr Mona ihren Bruder an. „Der Bus hat schließlich fast jeden Morgen Verspätung.“

Als er endlich kam, hatten die beiden unglaubliches Glück. Sie konnten Sitzplätze ergattern, sogar zwei nebeneinander.

„Guck doch nicht dauernd auf die Uhr!“, sagte Julian. „Davon fährt der Bus auch nicht schneller.“

„Bestimmt kommen wir zu spät“, jammerte Mona. „Ausgerechnet, wo ich in der ersten Stunde die Wachtel habe.“

Julian richtete seinen Blick kurz in die Ferne. „Reg dich nicht auf. Du schaffst es gerade noch.“

„Bist du sicher? Da vorn steht schon wieder eine lange Schlange vor der roten Ampel.“

Julian kicherte. „Lass die Autos doch einfach durch die Luft fliegen. In einer langen Reihe. Dann kommt der Bus besser durch.“

„Warum so umständlich? Dann lass ich doch lieber gleich den Bus fliegen.“

Die beiden grinsten sich an.

„Ich weiß gar nicht, ob ich so schwere Sachen mit meinen Gedanken bewegen könnte“, überlegte Mona. „Das habe ich noch nie probiert.“

„Ich würde es auch lieber bleiben lassen“, meinte Julian. „Stell dir die Leute im Bus vor. Wie die zappeln würden und schreien. Da wär’ was los, sage ich dir!“

Mona lachte. Für einen Augenblick vergaß sie ihre schlechte Laune. Dann fiel ihr die Wachtendonk, ihre Klassenlehrerin, wieder ein, und sie bekam einen grimmigen Gesichtsausdruck.

„Die Wachtel meint, dass ich immer einen Bus früher nehmen müsste“, erzählte sie. „Weil ich so oft zu spät komme.“

„Blöde Kuh“, brummte Julian.

„Stell dir das vor: Dann müsste ich ja noch früher aufstehen!“

„Noch früher ...“ Julian schauderte.

Als die Geschwister im Schulzentrum ankamen, war es zwei Minuten vor acht.

„Tschüss, bis heute Mittag!“ Julian trabte auf den Schulhof der Grundschule zu.

„Tschüss!“ Mona rannte weiter zur Realschule. Als es gongte, hechelte sie gerade die Treppe zu ihrer Klasse hoch.

Die Wachtel macht sich unbeliebt

„Hi, Sarah“, begrüßte Mona ihre Banknachbarin.

Leider hatte Mona keine richtige Freundin. Zwar hätte sie gern eine gehabt, aber sie fand die Mädchen in ihrer Klasse doof. Und die fanden sie wohl auch doof. Nur bei Sarah war es anders. Wenn ich irgendwann mal eine Freundin hätte, dachte Mona manchmal, wünschte ich, es wäre Sarah.

Sarah grinste. „Hast Schwein gehabt. Die Wachtel ist noch nicht da.“

Mona lächelte schief, öffnete ihren Rucksack, holte die Englischsachen heraus, machte ihn wieder zu und lehnte ihn an ein Tischbein. „Wie lästig“, dachte sie dabei, „wenn man seine Hände benutzen muss. Anders geht es viel einfacher.“

Mittlerweile war es schon fünf nach acht.

„Ob die Wachtel krank ist?“, sagte sie zu Sarah. „Mensch, das wär spitze, wenn die Alte ...“

In diesem Augenblick rauschte die Lehrerin herein.

Die beiden warfen sich einen enttäuschten Blick zu.

„Sarah!“, schnarrte die Wachtendonk.

Die wurde schlagartig puterrot im Gesicht.

„Komm nach vorn und lies deine Hausaufgaben vor.“

Die Ärmste! Mona wusste genau, wie schrecklich sie das fand. Und die Wachtel wusste es bestimmt auch.

Sarah schob sich mit gesenktem Kopf nach vorn und begann mit leiser Stimme zu lesen.

„Lauter! Man versteht nichts!“

Sarah sprach etwas lauter, aber schon nach ein paar Worten flüsterte sie wieder genauso wie vorher.

„Gib mal her!“ Die Wachtel riss ihr das Heft aus der Hand und runzelte die Stirn. „Das kann man ja überhaupt nicht lesen!“

Wenn man ehrlich war, hatte sie damit Recht. In dem Text war mehr durchgestrichen und drübergeschrieben als sonst was. Aber trotzdem. Die Frau war ja so gemein! Am liebsten würde Mona ...

„Nein, so geht das wirklich nicht!“, fauchte die Lehrerin. Sie holte ihr rotes Notenbuch heraus und machte sich eine Notiz. „Setz dich!“

Sarah schlich zurück an ihren Platz.

„Marc! Komm du mal her.“

Marcs Schrift war sauberer als Sarahs, aber er sprach genauso leise. Trotzdem ließ Frau Wachtendonk ihn zu Ende vorlesen. „Sehr gut, Marc“, lobte sie, „wie von dir nicht anders zu erwarten.“

Mona kniff die Lippen zusammen. Das war so ungerecht! Die Wachtel hatte ihre Lieblinge, und andere konnten sich noch so sehr anstrengen, es nützte überhaupt nichts.

Leider gehörte Mona nicht zu Frau Wachtendonks Lieblingen. Allerdings strengte sie sich auch nicht besonders an.

„Buch, Seite 15, Nummer 2.“

Auch das noch! Schon wieder Grammatik! Mona war nicht gut darin.

Natürlich kam sie gleich beim ersten Beispiel dran.

„Ich habe mich doch gar nicht gemeldet“, protestierte sie.

„Na und? Deshalb kannst du trotzdem einen Satz vervollständigen.“

Mona dachte nach. Was um alles in der Welt musste in die Lücke eingesetzt werden?

„Bekommen wir heute wohl noch eine Antwort von dir?“

Die ersten Pferde gingen mit Mona durch. „Ich werde ja wohl noch überlegen dürfen!“, giftete sie.

„Was fällt dir ein? Sei nicht so frech!“

Nun folgten auch noch die restlichen Pferde. „Das sind Sie selbst schuld, dass Sie jetzt warten müssen! Wenn Sie mich einfach so drannehmen!“

„Jetzt reicht’s mir aber!“ Die Wachtel stampfte mit dem Fuß auf. Sie trug Schuhe mit ziemlich hohen Absätzen.

„Keine Ahnung, was in den Satz reinkommt“, brüllte Mona.

„Das ist allerdings sehr traurig, dass du keine Ahnung hast. Aber bei dir wundert es mich nicht.“

Das war zu viel! Mona schaute auf die Schuhe mit den hohen Absätzen, kniff die Augen zusammen, nur ein ganz kleines bisschen, und genau in diesem Augenblick brach ein Absatz ab. Die Lehrerin verlor das Gleichgewicht und konnte sich gerade noch mit einer Hand am Pult festhalten.

Schade, dachte Mona, dass sie nicht der Länge nach hingeflogen ist. Das würde ihr recht geschehen.

Der kaputte Schuh machte die Wachtel noch biestiger. Alle konnten es kaum noch erwarten, bis die Stunde vorbei war.

Endlich! Es schellte. Die Englischlehrerin packte ihre Sachen zusammen und hinkte zur Tür. Hinter ihrem Rücken stießen sich die Schüler an und feixten.

Im Türrahmen wandte die Wachtendonk sich noch einmal um und schoss einen wütenden Blick auf Mona ab.

„Warum hat die dich so angeguckt?“, wunderte sich Sarah.

„Wahrscheinlich, weil ich schuld an ihrem abgebrochenen Absatz bin.“

„Hä? Wieso du?“

„Äh … Weil ich die Antwort nicht wusste und sie deshalb mit dem Fuß aufgestampft hat“, setzte Mona schnell hinzu.

Sarah grinste und tippte sich an die Stirn. „Ich sag’s ja immer: Die Frau ist vollkommen übergeschnappt.“

Nicht verzagen, Julian fragen

Große Pause. Die 3 b rannte johlend auf den Schulhof.

„Kommst du am Samstag zu mir, Fußball gucken?“, fragte Julian seinen Freund Niklas.

„Klar!“

Konstantin kam vorbei.

„He, gib mal deinen Ball!“, schrie Niklas.

„Okay!“ Der kramte in der Anoraktasche und warf Julian einen gelben Tennisball zu. „Du bist wieder Torwart.“

Julian Lukas war immer der Torwart. Ein unglaublich guter, vor allem bei Elfmetern. Es war, als wüsste er vorher, wohin der Ball fliegen würde.

„Wartet mal!“, befahl Konstantin.

Wie immer taten alle, was er sagte. Vielleicht, weil er der größte und stärkste Junge in der Klasse war.

Konstantin wandte sich an Julian. „Was meinst du, schreibt der Kaiser gleich den Mathetest oder nicht?“

„Weiß ich noch nicht. Frag mich gleich noch mal.“

„Wieso erst gleich?“, wollte Patrick wissen.

Julian antwortete nicht, schoss den Ball ab und rannte ins Tor. Über dem Spiel vergaßen sie erst mal den Test.

Kurz vor dem Schellen fing Konstantin wieder an: „Was ist denn nun mit dem Mathetest?“

Julian starrte in die Ferne, wie immer, wenn er über solche Fragen nachdachte. „Nee“, sagte er, „wir schreiben keinen.“

„Super! - Ein Glück! - Ich hab sowieso nix kapiert!“, riefen alle durcheinander.

Auf der Treppe begegnete ihnen der Mathelehrer.

„Beeilt euch“, sagte er. „Wir schreiben gleich einen Test. Und ich hoffe, er wird besser ausfallen als der vorige.“

Vor Schreck blieben alle stehen.

„Was hast du uns da für einen Quatsch erzählt?“, schnauzte Konstantin Julian an, als der Kaiser weitergegangen war.

„Ihr könnt mir glauben: Wir schreiben keinen Test“, wiederholte Julian.

„Spinnst du?“ Frederic schlug sich mehrmals mit der Hand vor die Stirn. „Hast du nicht gehört, was der Kaiser gerade gesagt hat?“

Konstantin blickte ihn von oben bis unten an. „Ich glaube dir nie wieder auch nur ein Wort.“

Die anderen murmelten zustimmend.

 

„Ihr werdet ja sehen“, schrie Julian und stürmte davon.

Es gongte, aber der Kaiser tauchte nicht auf. Dabei war er sonst immer so pünktlich!

Als er endlich erschien, standen seine Haare wirr vom Kopf ab. „Ich verstehe das nicht“, murmelte er. „Ich kann die Arbeitsblätter nicht finden. Anscheinend habe ich sie zu Hause vergessen!“ Er ließ sich auf den Stuhl am Pult fallen. „Wir müssen den Test auf morgen verschieben.“

Julian drehte sich um und schaute Konstantin, der hinter ihm saß, triumphierend an. „Nicht verzagen, Julian fragen“, zischte er ihm zu.

Konstantin erwiderte nichts und guckte an ihm vorbei.

„Woher hast du das gewusst?“, flüsterte Niklas.

Julian zuckte die Schultern. Alena hatte gesagt, dass er selbst seinem besten Freund nichts verraten dürfte.

Mona macht Mittagessen

Julian riss die Küchentür auf. „Wann gibt’s endlich Essen? Ich verhungere!“

„Stell dich nicht so an!“ Mona wühlte in der Küchenschublade.

„Julian setzte sich an den Tisch und sah ihr zu. „Mit den Händen kochst du wie eine lahme Ente“, stellte er fest.

„Wenn’s dir nicht schnell genug geht, kannst du mir ja helfen.“

„Meinetwegen.“

Er begann, die Kartoffeln zu schälen.

Mona schnitt Möhren in Scheiben und erzählte ihm dabei von der ungerechten und gemeinen Wachtel. Ihre blauen Augen schossen Blitze. „Am liebsten würde ich sie bei der Pausenaufsicht mal auf den Hintern knallen lassen“, wütete sie, „mitten in eine Pfütze rein. Oder ich lasse ihr einen Ball ins Gesicht klatschen, dass die Brille im hohen Bogen von der Nase fliegt. Nein, ich habe noch eine bessere Idee: Ich lasse einen Vogel – flatsch – genau auf ihren Kopf ...“

„Rede doch nicht dauernd von der Wachtendonk, wenn du dich so über sie aufregst“, unterbrach sie Julian. „Denk einfach an was anderes!“

„Gut, ich versuche es.“

Mona dachte an Sarah. Ob die mal Lust hätte, nachmittags zu ihr zu Besuch zu kommen? Das wäre schön. Aber sofort fiel ihr wieder die Wachtel ein, wie sie Sarah am Morgen fertiggemacht hatte.

Woran könnte sie noch denken? Sie überlegte, was für Hausaufgaben sie aufhatte – nein, das half auch nicht, denn es erinnerte sie ebenfalls an die Wachtendonk. Sie musste nämlich für Englisch jede Menge Grammatikübungen machen. Schriftlich ins Heft.

Mona seufzte.

Julian beobachtete sie. „Denke an irgendwas, was nichts mit der Schule zu tun hat. Was Schönes.“

„Vielleicht an unsere Eltern“, überlegte Mona, „wie sie immer mit uns ...“

„Nee“, fiel Julian ihr ins Wort. „das ist nicht schön, sondern traurig. Denke lieber an Alenas Geburtstag. Darauf freue ich mich schon.“

Mona winkte ab. „Ach, bis dahin dauert es doch noch ewig.“

„Nur fünf Monate. Und wenn Alena volljährig ist, lässt uns die Mullhaupt vielleicht in Ruhe.“

Mona grinste und hob den Zeigefinger. „Denkt an Frau Mullhaupt.“ Dabei ahmte sie den Tonfall ihrer ältesten Schwester nach. „Benehmt euch gut und fallt nicht auf!“

Julian kicherte.

Das Gemüse und die Kartoffeln waren fertig vorbereitet. Mona stellte die Herdplatten an und setzte sich gemütlich hin. Sie fand, dass sie nun genug mit den Händen gearbeitet hatte, und dachte die Abfälle in den Mülleimer, die Töpfe auf den Herd und das Fett in die Pfanne. Sie ließ die Pfanne ordentlich hin und her ruckeln, damit sich das heiße Öl gut darin verteilte. Als das Wasser kochte, wehten die Möhrenscheiben wie ein orangenes Band durch die Luft und rieselten nacheinander in den Topf.

„So gut möchte ich es auch mal haben“, sagte Julian.

Plötzlich ritt Mona der Teufel. Sie ließ die Kühlschranktür aufspringen, und vier Paar doppelte Bratwürste segelten heraus. Aber sie landeten nicht in der Pfanne, sondern hängten sich wie riesige Ohrringe über ihre und Julians Ohren.

Ihr Bruder krümmte sich vor Lachen. „Wenn du wüsstest, wie bescheuert du aussiehst.“

„Guck dich selber an!“, prustete Mona.

Julian schaute auf die Uhr. „Alenas Bus kommt in zehn Minuten.“

In diesem Augenblick ging die Küchentür auf.

„Alena!“, rief Mona erstaunt. „Wieso bist du schon hier?“

„Wieso nicht?“

„Dein Bus kommt doch erst in zehn Minuten.“

„Habt ihr etwas zu verbergen?“, fragte Alena. „Und wieso hängen Bratwürste über euren Ohren?“

Schnell ließ Mona die Würste in die Pfanne fliegen, das Fett zischte, und der Deckel schob sich wie von selbst darüber.

„Mona“, mahnte Alena, „du sollst kochen wie andere Menschen auch.”

„Aber heißes Fett spritzt so schrecklich. So wie ich es mache, ist es besser.“

Wild rührte ein Kochlöffel im Gemüsetopf.

„Stell dir mal vor, ein Fremder würde dich dabei erwischen, wie du Bratwürste durch die Luft fliegen lässt.“

„Wer wäre so verrückt, mir beim Braten zugucken?“ Mona kicherte.

„Ich kenne jemanden.“ Julian verzog den Mund. „Die Mullhaupt.“

„Da fällt mir ein“, sagte Alena. „Frau Mullhaupt hat angerufen. Sie kommt am Montag.“

Die beiden stöhnten. „Das hat uns gerade noch gefehlt“, brummte Mona, und auch Julian machte ein langes Gesicht.