Buch lesen: «Vegan. Die gesündeste Ernährung aus ärztlicher Sicht. Gesund ernähren bei Diabetes, Bluthochdruck, Osteoporose - Demenz und Krebs vorbeugen. »
Dr. med. Ernst Walter Henrich
VEGAN
Die gesündeste Ernährung aus ärztlicher Sicht
1. Auflage 2021
© 2021, edigo Verlag GmbH, Köln
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
ISBN 978-3-949104-00-8
eISBN 978-3-949104-03-9
Umschlaggestaltung/Satz: Irina Rasimus, Köln
Umschlagfotos: © ixpert, varin jindawong/shutterstock.com
Druckherstellung: oeding print GmbH, Braunschweig
Die Zertifizierung mit dem V-Label garantiert ein 100 % veganes Druckprodukt.
Alle Bestandteile, wie Papiere, Farben, Lacke und Klebstoffe, sind frei von tierischen Inhaltsstoffen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Studien und wissenschaftliche Fakten zu Milch und Milchprodukten
Fleisch
Eiern
Fisch
Herzerkrankungen
Krebs
Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit)
Diabetes
Schlaganfall
Bluthochdruck
Osteoporose und Knochengesundheit
Demenz und Alzheimer
Protein – das angebliche und das tatsächliche Problem mit dem Eiweiß
Fette – die Unterscheidung zwischen gesunden und ungesunden Fetten
Kohlenhydrate – Basiswissen über gesunde und ungesunde Kohlenhydrate
Nahrungsergänzungspräparate – differenziert betrachtet
Vitamin B12 (Cobalamin)
Vitamin D – das wahrscheinlich unterschätzte Sonnen-Vitamin
Die 7 Regeln der gesunden veganen Ernährung
Die gesündeste Ernährung
Vegane Ernährung von Kindern und Schwangeren aus ärztlicher Sicht
Weitere Gründe für eine vegane Lebensweise
Schlusswort
Referenzen/Quellenverzeichnis
Vorwort
Seit über 25 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit den wissenschaftlichen Grundlagen einer gesunden Ernährung. In diesem Buch finden Sie alle daraus gewonnenen Erkenntnisse, die für die Durchführung einer gesunden Ernährung wichtig sind.
Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie in der Lage sein, sich gesund zu ernähren. Sie werden sogar wissen, was die gesündeste Ernährung auszeichnet, und Sie werden wahrscheinlich erstaunt sein, wie einfach eine gesunde Ernährung in der täglichen Praxis ist.
Das Fundament einer gesunden Ernährung ist die wissenschaftliche Forschung. Das Verstehen der wissenschaftlichen Hintergründe ist zwar nicht zwingend notwendig für die Durchführung einer gesunden Ernährung, aber trotzdem äußerst vorteilhaft. Wenn man die wissenschaftlichen Fakten verstanden hat, dann werden die Regeln der gesunden Ernährung viel leichter zu ganz normalen Bestandteilen des eigenen Denkens und Handelns, sodass sie im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut übergehen werden.
Dieses Werk wurde nicht als Lehrbuch für Studierende oder Wissenschaftler konzipiert. Daher habe ich darauf verzichtet, unwichtigen akademischen Ballast zu präsentieren, der für die alltägliche Praxis einer gesunden Ernährung keine Relevanz hat. Dies gilt zum Beispiel für die Auflistung jedes einzelnen Nährstoffs mit den im Augenblick geltenden Zufuhrempfehlungen. Diese empfohlenen Zufuhrmengen für Nährstoffe misst und errechnet der Normalbürger sowieso nicht bei jeder Mahlzeit und es wäre auch völlig unnötig für die Durchführung einer gesunden Ernährung, wie Sie später selbst erkennen werden.
Dieses Buch wurde für Menschen geschrieben, die wissen möchten, wie die gesündeste Ernährung auf der Basis seriöser wissenschaftlicher Fakten gestaltet sein muss. In diesem Buch geht es um das grundlegende und tiefe Verständnis für gesunde Ernährung. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es bei der Darstellung der gesündesten Ernährung primär nicht um meine Ideen und Meinungen geht, sondern um die Präsentation der Ergebnisse seriöser wissenschaftlicher Studien und der sich daraus ergebenden Erkenntnisse für die tägliche Praxis der Ernährung. Deshalb ist es unerlässlich, dass ich die Inhalte einer Auswahl der wichtigsten Studien referiere, auf denen meine Darstellungen und Erklärungen basieren.
Ich sehe es als meine vornehmliche Aufgabe an, die oft komplexen und komplizierten wissenschaftlichen Fakten in eine allgemein verständliche Sprache zu übersetzen, die jeder auch ohne naturwissenschaftliche Vorbildung verstehen kann. Letztlich führt die Zusammenfassung der wissenschaftlichen Fakten zu einfachen Regeln der optimalen Ernährung, die jeder mühelos ohne großes Ernährungswissen im Alltag umsetzen kann.
Ernährung besteht zwar aus komplexen biochemischen Abläufen, die wir niemals alle kennen und verstehen werden, aber die gesündeste Ernährung ist trotzdem in der alltäglichen Praxis sehr einfach durchführbar. Die Schritte zu diesen Erkenntnissen waren für mich sehr zeitaufwändig und oft mühevoll. Dieses Buch soll Ihnen diese Erkenntnisse auf schnellere und mühelosere Weise vermitteln.
Wahrscheinlich glauben auch Sie, dass in einem Medizinstudium gelehrt wird, wie eine gesunde Ernährung aufgebaut sein muss. Denn die meisten Menschen nehmen an, dass sich Ärzte mit der gesundheitlichen Bedeutung der Ernährung bestens auskennen. Allerdings ist das leider nicht so. Ernährung ist kein Fach innerhalb des Medizinstudiums, so dass die meisten Ärzte keine fundierten Kenntnisse über Ernährung besitzen.
Letztlich ist es auch leider nicht das Geschäftsmodell der Medizin, Menschen durch Ernährung gesund zu erhalten. Denn vorwiegend durch die Therapie von Krankheiten wird in der Medizin Geld verdient. Da stellt sich natürlich die Frage, warum ich mich trotzdem seit über 25 Jahren so intensiv mit der Ernährung beschäftige.
1993 begann eine entscheidende Wende in meinem Leben. Ich lebte zu dieser Zeit omnivor, konsumierte also Fleisch, Milchprodukte, Fisch und Eier. Allerdings achtete ich schon damals auf das, was ich für eine gesunde Ernährung hielt. Denn ich war seit meiner Jugend ein begeisterter Sportler und immer bestrebt, meine Gesundheit und meine Leistungsfähigkeit zu fördern. Ich glaubte an all die bekannten Vorurteile, die auch heute noch über gesunde Ernährung im Umlauf sind und von Ernährungswissenschaftlern, Ärzten und Journalisten verbreitet werden, aber nicht dem Stand der wissenschaftlichen Fakten entsprechen.
Mein erster Hund Felix änderte relativ schnell meine Einstellung zu Tieren. Wie konnte ich mich um ein Tier kümmern, gleichzeitig aber andere Tiere essen? Ich verfolgte auch mit immer größerem Interesse TV-Berichte über die industrielle Tierhaltung und die dort üblichen Tierquälereien. Da wollte und konnte ich nicht mehr mitmachen. Aber wie konnte ich mich dann noch gesund ernähren? Denn Fleisch, Milchprodukte, Fisch und Eier wurden damals und werden heute immer noch als Bestandteile einer angeblich gesunden „ausgewogenen Ernährung“ von vermeintlichen Ernährungsexperten empfohlen. Eine Kost ohne Tierprodukte soll ja angeblich eine „Mangelernährung“ sein, die uns krank macht. Das brachte mich in einen inneren Konflikt.
Daher kann ich auch sehr gut die Verunsicherung und Verwirrung vieler Menschen verstehen, wenn es um die Ernährung geht. Einerseits war ich als gesundheitsbewusster Arzt und Sportler sehr um meine Gesundheit und Leistungsfähigkeit besorgt, andererseits konnte und wollte ich aus ethischen Gründen nicht mehr länger durch meinen Konsum von Tierprodukten diese unsäglich grausamen Verbrechen an Tieren in Auftrag geben und finanzieren. Also begann ich, mich intensiv mit den Fakten der Ernährungswissenschaften und den ernährungsmedizinischen Studien zu beschäftigen, um unter diesen Umständen das Bestmögliche für meine Gesundheit leisten zu können.
Je mehr ich mich in das Thema einarbeitete, umso mehr kam ich allerdings aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die für unsere Gesundheit als unverzichtbar dargestellten Tierprodukte entpuppten sich in der wissenschaftlichen Literatur sogar als äußerst schädlich für die Gesundheit. Denn sie sind Ursache oder zumindest Mitursache nicht nur für die häufigsten und schwerwiegendsten chronischen Erkrankungen, sondern auch für die häufigsten Todesursachen in den westlichen Industrieländern. Für mich war es geradezu schockierend zu erkennen, dass die wissenschaftlichen Belege so überwältigend klar gegen Tierprodukte sprachen, aber der breiten Öffentlichkeit von den einschlägigen Organisationen und den vermeintlichen „Ernährungsexperten“ genau das Gegenteil erzählt wurde, dass also Tierprodukte für eine gesunde „ausgewogene Ernährung“ angeblich wichtig seien.
Ich halte das immer noch für einen gesundheitspolitischen und ethischen Skandal allerersten Ranges. Damals konnte ich gar nicht verstehen, wie so ein Irrsinn überhaupt möglich ist, da ich die ganzen Hintergründe und Zusammenhänge zwischen Agrarindustrie, Medizinindustrie, Ernährungswissenschaften, Politik und skrupellosem Profitstreben noch nicht durchschaute.
Diese für mich damals neuen und zugleich schockierenden Erkenntnisse haben mich dazu bewogen, der breiten Bevölkerung die tatsächlichen Erkenntnisse der Wissenschaft über Ernährung zugänglich zu machen. Dazu gründete ich die als gemeinnützig anerkannte Dr. med. Henrich ProVegan Stiftung, schrieb die Broschüre „Vegan, die gesündeste Ernährung“ und erstellte die Webseite www.ProVegan.info, um die wissenschaftlichen Studien und die verfügbaren wissenschaftlichen Fakten über Ernährung allen interessierten Menschen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Denn nach meinem ärztlichen Verständnis kann und darf es nicht so sein, dass Menschen ihre Ernährung auf Vorurteilen, Lügen und Gerüchten ohne Berücksichtigung der wissenschaftlichen Fakten aufbauen. Dazu ist die Gesundheit einfach zu wertvoll. Schon Schopenhauer wusste:
„Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“
Mit der Zeit wurde mir dann auch immer bewusster und klarer, welche weiteren unglaublich dramatischen Auswirkungen die Ernährung mit Tierprodukten auf unser Klima, unsere Umwelt und den Welthunger hat.
Meinen Hund Felix ernährte ich ebenfalls vegan, als ich erkannte, wie gesund diese Ernährung auch für Hunde ist. Wie gut es ihm tat, zeigt die Tatsache, dass er noch im Alter von 17 Jahren mit mir joggen ging und er erst im Alter von 19 Jahren verstarb.
Auch mit meiner naturwissenschaftlichen Vorbildung als Arzt war es für mich ein sehr hoher Arbeitsaufwand, um herauszufinden, wie eine gesunde Ernährung auf der Basis wissenschaftlicher Fakten tatsächlich gestaltet sein muss. Es braucht viel Zeit und Anstrengung, all die Fachliteratur und wissenschaftlichen Studien zu sichten. Nur so konnte ich den ganzen massenhaften Unfug, die Lügen und Halbwahrheiten der vielen selbsternannten „Ernährungsexperten“ in Internet und Presse erkennen und durchschauen. Für den Normalbürger ohne naturwissenschaftliche Vorbildung ist das sicherlich noch etwas schwieriger. Die Welt und insbesondere das Internet sind voller unsinniger Diäten und Ernährungsratgeber. Wie soll da ein medizinischer Laie wissen, was stimmt und was nicht?
Genau diese Verwirrung über Ernährung ist aber die Grundlage dafür, dass jede noch so obskure Ernährungsempfehlung und jede noch so verrückte Diät ihre Anhänger findet oder aber die Menschen entnervt einfach drauflos essen. Viele Menschen bekommen den Eindruck, dass man gar nicht so genau wisse, wie eine gesunde Ernährung ausschaut, weil bereits die vermeintlichen „Experten“ so unterschiedliche Aussagen treffen. Manche „Experten“ verkaufen sogar ihre Bücher mit der skurrilen Botschaft, dass es angeblich gar keine ungesunden Lebensmittel gebe. Die Menschen hören natürlich gerne, dass sie unbesorgt mit ihrer ungesunden Ernährungsweise fortfahren können.
Die Folge all der Manipulationen und den daraus entstandenen Verwirrungen ist die heute übliche „westliche Ernährung“ mit Fleisch, Milchprodukten, Eiern, Fisch und raffiniertem Zucker – und der bekannten Epidemie der chronischen ernährungsbedingten Leiden wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Schlaganfällen, Diabetes, Krebs, Nierenerkrankungen, Demenz, Alzheimer, Übergewicht, Autoimmunerkrankungen usw.
Das Interessante und gleichzeitig auch Erstaunliche war für mich letztlich die Erkenntnis, dass die biologischen und physiologischen Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit zwar äußerst komplex sind, die tägliche praktische Durchführung einer gesunden Ernährung aber trotzdem ganz einfach ist. Denn es reichen einige wenige ganz einfache Regeln, basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, um sich täglich gesund zu ernähren, ohne dass man dazu fundiertes Ernährungswissen benötigt. An diese Regeln muss man sich dann aber auch konsequent halten.
Trotz der Epidemie der chronischen Erkrankungen steigt aber gleichzeitig auch die Lebenserwartung durch eine immer leistungsfähigere Medizin. Diese moderne Medizin mit ihren Medikamenten und Operationen heilt aber in der Regel die chronischen Erkrankungen nicht, sondern sorgt lediglich dafür, dass die Menschen mit ihren chronischen Erkrankungen länger überleben und auch oft länger leiden. Es werden bei der Behandlung der chronischen ernährungsbedingten Krankheiten vorrangig Symptome mit Medikamenten und operativen Eingriffen behandelt und die falsche Ernährung als Ursache fast immer außer Acht gelassen.
Das ist zwar ein äußerst profitables Geschäftsmodell für die Medizinindustrie, aber sehr schlecht für die chronisch Kranken und Leidenden, weil ihnen die Chance auf Heilung durch eine kausale Therapie mittels Ernährungsumstellung vorenthalten wird. Die Ursache von Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Krebs, Nierenerkrankungen, Demenz, Alzheimer, Übergewicht usw. ist nicht der Mangel an Medikamenten, sondern fast immer eine krankmachende Ernährung! Deshalb ist nur eine gesunde Ernährung eine kausale Therapie der chronisch ernährungsbedingten Erkrankungen.
So fantastisch die moderne Medizin bei akuten Erkrankungen auch sein mag, so groß ist ihr eklatantes Versagen bei den meisten chronischen Erkrankungen. Obwohl die wissenschaftlichen Daten deutlich zeigen, dass die Mehrzahl der chronischen Erkrankungen mit einer gesunden veganen Ernährung und einem gesunden Lebensstil gut therapiert und sogar geheilt werden könnten, verschweigen die meisten Ärzte – aus fachlicher Inkompetenz oder Profitgründen – diese Erkenntnisse ihren Patienten. Stattdessen werden teure invasive Maßnahmen durchgeführt und Unmengen an Medikamenten mit all ihren Nebenwirkungen verabreicht. Die leidenden Patienten leben zwar auf diese Weise länger, werden aber auch letztlich über viele Jahre zu Opfern ahnungsloser oder profitorientierter Ärzte. Beides ist unwürdig für den ärztlichen Berufsstand.
Dieses weitgehende Versagen von Medizin und Ernährungswissenschaften bei der Prävention und Behandlung von chronischen Erkrankungen lässt sich anhand der Studien nachweisen, die den Zusammenhang zwischen Erkrankungen und Ernährung aufzeigen. Daher möchte ich Ihnen im ersten Teil dieses Buchs die wissenschaftlichen Erkenntnisse anhand von Studien vorstellen. Ich betone ausdrücklich, dass es primär nicht um meine Ideen und Meinungen geht, sondern um die wissenschaftlich belegbaren Fakten und die daraus folgenden logischen und rationalen Schlussfolgerungen. Denn letztlich können uns nur die Daten aus seriösen wissenschaftlichen Studien zu der Erkenntnis bringen, wie eine gesunde bzw. die gesündeste Ernährung gestaltet sein muss. Auch wenn das Referieren der vielen Studien und deren Ergebnisse für den ein oder anderen eventuell etwas ermüdend sein könnte, so ist die Darstellung dieser Studien aber notwendig, damit sich der Leser selbst einen Überblick verschaffen und sicher sein kann, dass meine Aussagen und Empfehlungen auf seriösen wissenschaftlichen Daten beruhen.
Aufgrund der riesigen Fülle vorhandener Studien habe ich mich vorwiegend auf die Daten von neuen Studien aus den letzten Jahren beschränkt, obwohl der Umfang der verfügbaren Studien aus den letzten Jahrzehnten riesig ist.
Zunächst analysiere und bespreche in diesem Buch die Studienlage zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Tierprodukten in der Ernährung. Dann referiere ich die wichtigsten Studien über den Zusammenhang zwischen Ernährung und den wichtigsten chronischen Erkrankungen und bespreche die Nährstoffe, die für eine gesunde Ernährung von herausragender Bedeutung sind. Anschließend fasse ich die Ergebnisse der Studien so zusammen, dass daraus anwendungstaugliche Empfehlungen für die tägliche Ernährung aller Altersstufen folgen.
Wichtiger ärztlicher Hinweis
Die in diesem Buch vorgestellte gesunde vegane Ernährung ist bei der Behandlung chronischer Erkrankungen in der Regel sehr wirksam. Dies können Sie einem Teil der vorgestellten Studien entnehmen. Wenn Sie bereits an einer chronischen Erkrankung leiden und zu der in diesem Buch vorgestellten gesunden veganen Ernährung wechseln möchten, dann ist es notwendig, dass Sie ihren behandelnden Arzt darüber informieren, insbesondere dann, wenn Sie auf Medikamente eingestellt sind. Dies ist bei Diabetes und Bluthochdruck besonders wichtig. Ihre Diabetes-Medikamente müssen von Ihrem Arzt anhand des Blutzuckerspiegels eingestellt werden, damit Sie nicht durch eine zu hohe Medikamentendosis in eine gefährliche „Unterzuckerung“ geraten, wenn sich Ihr Diabetes durch die neue Ernährung stark verbessert. Ebenso müssen Ihre Blutdruck-Medikamente laufend Ihrem verbesserten Gesundheitsstatus angepasst werden, damit der Blutdruck durch die Medikamente nicht zu stark abfällt mit allen daraus möglichen Folgen wie Ohnmacht, Sturz etc. Besprechen Sie also Ihre Ernährungsumstellung mit dem behandelnden Arzt. Falls dieser von einer Ernährungsumstellung abrät, dann können Sie daran erkennen, dass er entweder nicht über die notwendigen Kenntnisse verfügt oder es ihm zu sehr um seine finanziellen Interessen geht. Beides sollte Sie veranlassen, sich nach einem neuen Arzt umzuschauen.
Kapitel 1
Milch und Milchprodukte – Studien und wissenschaftliche Fakten
Milch gilt in weiten Kreisen der Bevölkerung als gesund. Vermeintliche „Ernährungsexperten“ empfehlen Milch und Milchprodukte immer noch als wichtige Bestandteile einer vermeintlich „ausgewogenen Ernährung“. Milch sei angeblich wegen des Kalziums für die Knochengesundheit unerlässlich. Die Studien beweisen dagegen, dass dies totaler Unfug ist. Milch ist weder gesund noch für die Knochengesundheit wichtig. Denn mit vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Brokkoli, Kohl, Samen usw. können wir viel Kalzium aufnehmen, das zudem meist noch eine höhere Bioverfügbarkeit aufweist, also vom Körper besser aus dem Darm resorbiert werden kann. Das ist auch die Erklärung dafür, dass für die Bevölkerung in den Ländern, in denen kaum Milch getrunken wird, die Knochengesundheit kaum ein Problem darstellt, aber in den Ländern mit dem höchsten Milchkonsum die Osteoporose und andere Knochenprobleme weit verbreitet sind!1 2
Milch ist nicht nur unwichtig für unsere Knochengesundheit, sondern sogar für unsere Gesundheit insgesamt sehr schädlich. Deshalb muss man es schon als einen gesundheitlichen Irrsinn bezeichnen, Milchprodukte wegen des Kalziums zu konsumieren. Selbst dem medizinischen Laien müsste doch klar sein, dass der Konsum einer von einer fremden Art gestohlenen Muttermilch, die mit ihrer ganz spezifischen Zusammensetzung dazu dient, ein Kalb als Fluchttier im Babyalter mit Protein, Fett und einem Hormoncocktail in kurzer Zeit zu mästen und wachsen zu lassen, völlig widernatürlich ist. Kuhmilch hat zudem eine völlig andere Zusammensetzung als Menschenmilch. Selbst für Tiere ist ihre artspezifische Milch nur im Babyalter die geeignete Nahrung. Es ist völlig absurd anzunehmen, dass dieses Mästungsmittel für Fluchttiere im Babyalter ausgerechnet für Menschen geeignet sein soll, wo doch kein vernünftiger Mensch überhaupt auf die Idee kommen würde, die artspezifische menschliche Muttermilch noch nach dem Kleinkindesalter zu konsumieren.
Das für jede Säugetierart spezifische Spektrum an Eiweiß und Hormonen dient als „Signalsystem“, um das Wachstum und das Gewicht der Neugeborenen artspezifisch zu steuern. Ein Kalb verdoppelt sein Geburtsgewicht innerhalb von ca. 40 Tagen, ein menschliches Kind innerhalb von ca. 180 Tagen. Daher enthält die Kuhmilch sehr viel mehr biologische Signalstoffe, die das Wachstum beschleunigen. Ernähren wir menschliche Babys, Kinder oder Erwachsene mit Kuhmilch, so setzen wir diese Organismen einer regelrechten Flut von Wachstumsbeschleunigern aus, die sich physiologisch verheerend auf den betroffenen Organismus auswirken.
Daher ist es sehr einfach zu verstehen, dass Kuhmilch weder für Kleinkinder noch für Erwachsene als Nahrungsmittel geeignet ist. Mit Kuhmilch ernährte Kinder legen in der Regel übermäßig in Größe und Gewicht zu und neigen dann zur Fettleibigkeit. Im Erwachsenenalter treffen Eiweiß und Hormone der Kuhmilch auf einen Organismus, der nicht mehr wachsen kann. Die Folgen sind verheerend. Der Milchkonsum und der damit verbundene Wachstumsreiz sorgt auch im Erwachsenenalter für Übergewicht und Fettleibigkeit. Wenn auf einen ausgewachsenen Organismus ständig die Wachstumssignale von Tierproteinen und Wachstumshormonen treffen, so ist es nicht überraschend, dass nunmehr auch Krebszellen wachsen. Gerade die häufigsten Krebsarten beim Mann (Prostatakrebs) und bei der Frau (Brustkrebs) stehen nachweislich in Verbindung mit Fleisch- und Milchkonsum!
Die Wissenschaftler um den Medizinprofessor Bodo Melnik von der Universität Osnabrück beschreiben und erforschen diese Zusammenhänge sehr genau. Hier einige interessante und vielsagende Aussagen aus ihren Studien:
„Die erhöhte Versorgung mit Tierproteinen durch eine auf Kuhmilch basierende Kindernahrung im Vergleich mit dem niedrigeren Proteingehalt der menschlichen Milch ist ein sehr gut anerkannter Risikofaktor für Übergewicht im Kindesalter.“ 3
„Während Milch aus der menschlichen Brustdrüse das ideale Nahrungsmittel für Kinder darstellt, um angemessen zu wachsen und den Stoffwechsel speziesspezifisch zu programmieren, kann eine hohe persistierende Signalwirkung durch fortgesetzten Kuhmilchkonsum während der Jugend und des Erwachsenenalters die Zivilisationskrankheiten fördern, die durch mTORC1 gesteuert werden.“ 4
„Diese Arbeit liefert den Beweis, dass die Entstehung und das Fortschreiten des Prostatakrebses durch Kuhmilch, aber nicht durch menschliche Milch, gefördert wird, indem die Signalwirkung von mTORC1 stimuliert wird.“ 5
„Die vorgestellte These identifiziert den Konsum von Kuhmilch als Risikofaktor des westlichen Ernährungsstils für Diabetes Typ 2.“ 6
Die Wissenschaftler um den Kinderarzt Koletzko kommen zu ähnlichen Ergebnissen und betonen, dass Kuhmilch erhebliche Mengen an Tierprotein enthält und daher im Kindesalter vermieden werden sollte.7
Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass dieser Irrsinn des Konsums von Kuhmilch auch gesundheitliche Folgen haben muss. Folgerichtig erschüttern weitere unzählige Studien den Mythos von der reinen gesunden Milch und ihrem Kalzium. Der gesundheitsschädliche Hormoncocktail, das äußerst problematische Milchprotein Kasein und die hohe Konzentration an gesättigten Fettsäuren haben Milch, Käse und andere Milchprodukte mittlerweile als erhebliches gesundheitliches Risiko entlarvt. Die Verbindungen zu Krebserkrankungen, Herzinfarkt, Bluthochdruck, Diabetes, Demenz, Alzheimer, Knochenbruchrisiko, Fettleibigkeit usw. konnten in vielen wissenschaftlichen Studien aufgezeigt werden. Das letzte Argument, was noch scheinbar für die Milch sprach, war das Kalzium. Aber es war und ist tatsächlich nur ein verlogenes Scheinargument der Milchindustrie und ihrer Lobbyisten aus Wissenschaft und Politik. Denn die Fakten sprechen eine andere Sprache:
•In vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln (zum Beispiel Brokkoli, Kohl, Samen, Hülsenfrüchte) und in einigen Mineralwässern ist genügend Kalzium für eine ausreichende Versorgung des Menschen enthalten.
•Bei vielen Gemüsesorten ist die Bioverfügbarkeit des Kalziums zudem meist besser als bei Milch.
•Zuviel Kalzium ist nach den Ergebnissen einiger Studien sogar schädlich. Es kommt daher auf eine ausreichende bzw. optimale Versorgung mit Kalzium an.
IGF-1 (Insulin-like Growth Factor) ist ein Wachstumshormon, das in der Leber gebildet wird. Studien belegen ganz klar, dass je höher der Spiegel von IGF-1 im Körper ist, desto höher steigt das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und vorzeitigen Tod. Je niedriger der IGF-1-Wert, desto niedriger das Erkrankungs- und Sterberisiko. Studien zeigen, dass der IGF-1-Spiegel durch den Konsum von Tierproteinen, also durch Milch, Milchprodukte, Fleisch, Eier und Fisch steigt.8 9 10
Durch pflanzliches Protein aber steigt der IGF-1-Spiegel nicht bzw. er sinkt sogar, wenn naturbelassene pflanzliche Nahrungsmittel konsumiert werden! Das ist eine wichtige biologische Ursache dafür, dass Veganer ein geringeres Risiko für Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und für einen vorzeitigen Tod aufweisen. Gleichzeitig sei noch einmal daran erinnert, dass Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen die häufigsten Todesursachen in den westlichen Industrienationen sind, wo bekanntlich ein hoher Milch- und Fleischkonsum üblich ist.
Bereits 1994 zeigte eine australische Studie, dass ein höherer Konsum von Milchprodukten das Frakturrisiko bei Frauen und Männern erhöht. Diejenigen mit dem höchsten Verbrauch an Milchprodukten haben ein etwa doppelt so hohes Risiko für Hüftfrakturen im Vergleich zu denen mit dem niedrigsten Verbrauch.11
Im British Medical Journal wurden 2011 interessante Ergebnisse über den Zusammenhang von Kalziumzufuhr und dem Risiko von Knochenbrüchen veröffentlicht. Eine Langzeitstudie mit über 60 000 Frauen in Schweden verfolgte die Kalziumaufnahme und deren Knochenbrüche für 19 Jahre (1987–2006). Die Frauen mit der niedrigsten Kalziumaufnahme hatten, wie erwartet, die meisten Frakturen. Diejenigen mit einer mittleren Kalziumzufuhr von etwa 750 mg Kalzium pro Tag, hatten eine sehr viel geringere Bruchrate. Diejenigen mit dem höchsten Konsum von Kalzium konnten die Knochenbruchrate nicht reduzieren, sondern hatten sogar eine höhere Rate an Hüftfrakturen.12
Ein hoher Konsum von Milch und Milchprodukten erhöht das Herzinfarktrisiko. Finnland gehört zu den Ländern, die den höchsten Milch- und Milchproduktkonsum (252 kg/Kopf im Jahr 2000) aufweisen – und hat die weltweit höchste Infarktsterblichkeit. In Griechenland (mit einem noch geringeren Milchkonsum als in Spanien) ist die Infarktsterblichkeit am geringsten.13
Die Ernährung im Kindesalter hat nicht nur einen Einfluss auf die Wachstumshormone und damit auf die Körpergröße, sondern auch auf die Entwicklung von Krebs im Erwachsenenalter. Laut einer 2013 publizierten Studie der American Association for Cancer Research haben Frauen mit einer großen Körperhöhe ein gesteigertes Risiko für verschiedene Krebsarten, verglichen mit denen, die kleiner sind. Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 144 701 postmenopausalen Frauen und stellten fest, dass mit zunehmender Körpergröße gleichzeitig das Risiko von Krebserkrankungen ansteigt. Die Autoren der Studie wiesen darauf hin, dass die Körpergröße zwar kein eigenständiger Risikofaktor sei, aber ein Kennzeichen für andere Risikofaktoren wie hochkalorische Ernährung in der Kindheit, eine höhere Aufnahme von Milch in der Kindheit und höhere Blutspiegel des Wachstumshormons IGF-1 (Insulin-like Growth Factor). IGF-1 fördert die Proliferation von Zellen, einschließlich Krebszellen, und steigt als Folge von Milch- und Fleischkonsum an. Höhere IGF-1-Spiegel in der Kindheit führen auch zu einer größeren Körperhöhe.14
Muttermilch ist die natürlichste und beste Ernährung für ein Baby. In der Muttermilch ist alles enthalten, was ein Baby braucht. Ein neugeborenes Baby sollte zuerst für mindestens 6 Monate Muttermilch erhalten und dann langsam an eine gesunde, vegane Ernährung gewöhnt werden. Ist Stillen nicht möglich, dann ist die zweitbeste Alternative eine Muttermilchbank, in denen die von stillenden Frauen gespendete Milch abgegeben wird. Denn Muttermilch ist von ihrer Zusammensetzung her perfekt für die Bedürfnisse eines Babys und durch nichts zu ersetzen! Ist auch dies nicht möglich, dann steht kuhmilchfreie Babynahrung zur Verfügung, aber nur für den Fall, dass kein Stillen möglich ist bzw. eine Muttermilchbank nicht zur Verfügung steht. Kuhmilch und Produkte aus Kuhmilch sind für den Menschen in jedem Lebensalter schädlich.
Schwangere Frauen, die Joghurt essen, könnten ihre zukünftigen Kinder mit einem Risiko für Asthma belasten. Dies ergab eine wissenschaftliche Untersuchung in Dänemark im Jahr 2011. Der Konsum von fettarmem Joghurt während der Schwangerschaft war direkt mit der Entwicklung von Asthma und Heuschnupfen bei den Kindern verbunden. Der Verzehr von Joghurt mit vollem Fettgehalt war mit Heuschnupfen im Jugendalter verbunden. Der Konsum von fettarmem Joghurt war mit einem 60%igen Anstieg von Asthma und einem 80%igen Anstieg von Heuschnupfen assoziiert, verglichen mit den Ergebnissen von den Schwangeren, die überhaupt keinen Joghurt verzehrten.15
Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis kann schlimmste Folgen für das weitere Leben haben, wie zum Beispiel Adipositas und Diabetes Typ 1. Bereits 1994 wiesen zwei Arbeiten darauf hin, dass Kuhmilchkonsum im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit das Risiko für Diabetes Typ 1 beträchtlich erhöht.16 17