Tatort Südliches Afrika

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Tatort Südliches Afrika
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Elsbeth Weckerle

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Tatort Südliches Afrika

oder

Nicht nur Fotos als Motive

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Elsbeths Schwaben-Urlaubs-Krimi

Impressum

Copyright Text und Umschlagsgestaltung: © 2017 Elsbeth Weckerle

Verlag: Neopubli GmbH, Prinzessinnenstraße 20, 10969 Berlin, www.epubli.de

Die Personen und Handlungen sind frei erfunden. Die (meisten) Orte dieses Buches gibt es tatsächlich und der Reiseverlauf beruht auf einer Reise der Autorin. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder tatsächlichen Ereignissen wären rein zufällig und sind nicht gewollt oder beabsichtigt.

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Vorgeschichte

Ich, Elsbeth Weckerle, genannt Elli, derzeit immer noch wohnhaft in Gettlingen, irgendwo zwischen Stutengarten und unserer Reichsstadt, war schon sehr lange nicht mehr in Stutengarten, also Stuttgart, meiner Geburtsstadt, und erst recht nicht zu einem ausgedehnten Einkaufsbummel. Heute endlich, da Lausi mein Sohn, von Beruf Rechtsverdreher, mal wieder einen Termin an einem der Gerichte in der Landeshauptstadt hat, haben wir uns entschieden, uns nach dem Termin zum Mittagessen und zu einem Einkaufsbummel durch unsere Heimatstadt zu treffen, vielmehr um die für uns wichtigen Geschäfte dort in der Stadtmitte zu durchstreifen.

Lausi und ich verabreden uns in der Stuttgarter Markthalle, denn die liegt passend zwischen den verschiedenen Gerichten und auch nahe der S-Bahn-Haltestelle, denn mit dem Auto nach Stuttgart zu fahren ist wegen des ständigen Staus und der ineffektiven Parkplatzsuche sinnlos geworden. Gerade die Markthalle ist immer noch ein guter Treffpunkt zum gemütlichen kürzeren oder längeren Sitzen mit Essen und/oder Trinken, wie auch zum Einkaufen und zwar nicht nur von frischen Nahrungsmitteln, sondern auch von den etwas ausgefallenen Dingen, die wir beide schätzen.

Ich suche mir nach dem Durchstreifen eines nahegelegenen Kaufhauses einen Platz in dem Lokal oben auf der Galerie aus und warte bei einem Glas Wein auf meinen Sohn. Bevor der jedoch erscheint, betritt jemand das Lokal, den ich heute gar nicht in Stuttgart und schon gar nicht hier erwartet hätte. Dieser Jemand entdeckt mich sogleich und kommt zielstrebig auf mich zu, obwohl der Empfangskellner ihn zu gerne zurückgehalten hätte. Es ist unser guter Freund Kommissar Hans Köberle von den Kriminalen, also nicht den Kriminellen, hier im Ländle. Nach der Begrüßung mit liebevoller Umarmung und Küßchen, die haben wir uns angewöhnt, nicht weil sie „dazugehört“, nein wir mögen uns einfach und deshalb machen wir das so, setzt sich Hans zu mir an den Tisch!

Köberle erzählt mir dann sogleich, da er mein erstauntes Gesicht und meinen offenen Mund nicht lange erträgt, weshalb er nun doch gerade heute und jetzt in der Landeshauptstadt ist und nicht irgendwo unterwegs im Lande, wie eigentlich vorgesehen und geplant. Da er natürlich von Lausis Gerichtstermin wußte, hatte er sich gedacht, daß wir uns danach, wie so meist, hier in der Markthalle zum Essen treffen würden und da er sich nicht sicher war, ob er wirklich dazukommen kann, hatte er nicht angerufen, sondern ist jetzt einfach vorbeigekommen, denn etwas zum Essen am Mittag braucht und will er schließlich auch.

Wir unterhalten uns nun gut über so alles und jedes und vor allem über unseren nächsten Urlaub, den er zwar gerne auch mitgemacht hätte, aber mal wieder aus beruflichen Gründen nicht mitkommen kann. Als Lausi dann endlich, wieder und wie zu erwarten, total frustriert erscheint, nicht weil er für seinen Mandanten nichts erreicht hat, sondern weil er immer noch nicht versteht, weshalb man hier bei Gericht so gut wie keine moderne Technik verwendet. Dicke Papierakten mit hunderten oder tausenden an dünn bedruckten Seiten sind da immer noch in Gebrauch, die Papierindustrie muß schließlich auch von was leben!

Während des hervorragenden Essens, wir haben uns alle drei für die Tagespasta mit frischem Walnuß-Ricotta-Pesto hier beim Italiener entschieden, erzählt Hans dann, weshalb er sich nun auch gerade heute doch hier in Stuttgart befindet. Vorgestern gab es nämlich einen Jagdunfall im Gebiet der Bärenseen, der sich dann schnell aber als gar kein Unfall, sondern als Mord herausgestellt hatte. Er, als alteingesessener und hier geborener Stuttgarter und zudem mit der Jagd, den Jagdgesellschaften und auch den Schützenvereinen Vertrauter, wurde sogleich hinzugezogen und fand dann schnell so einige Ungereimtheiten im Umfeld des Toten heraus, die eben eindeutig auf einen Mord, höchstwahrscheinlich sogar zwischen zwei ach so gut befreundeten Jagdkumpanen hinausliefen.

„Ihr beide kennt doch das hochheilige „Jagdvergnügen“ einiger dieser begnadeten Jäger und habt dies, wenn auch nicht nur hier im Lande, so doch zusätzlich in einigen eurer oder unserer Urlaubsländer bereits hautnah erlebt. Paßt ja auf, wenn ihr diesmal wieder ohne mich im Süden von Afrika unterwegs seid, denn da geht es anscheinend ja zwischenzeitlich auch recht rauh zu, vor allem was gerade die Jagd betrifft.

Bevor ich es vergesse, über unser schönes und geliebtes Heimatland Deutschland gibt es übrigens zum Thema Jagd, im Internet z.B. unter http://www.peta.de/jagdunfaelle, einige sehr aufschlußreiche und hochinteressante Aussagen.“

Nachdem der Kellner die leeren Teller abgeräumt und uns den letzten Rest unserer Rotweinflasche eingeschenkt hat, fährt Köberle fort.

„Dort steht unter anderem, daß bei uns, trotz verpflichtender „Jagdausbildung“, jedes Jahr zahlreiche Menschen durch Jäger verletzt oder getötet werden, von den angeschossenen und verletzten Wald- oder gar Haustieren, die dann elendiglich verenden, ganz zu schweigen. Genaueres könnt ihr dort nachlesen! Ist außerordentlich interessant! Aber laßt euch dadurch nicht euren Urlaub vermiesen, obwohl ich das gerne täte, denn ich bin schon extrem neidisch, vor allem wegen so einiger Teile eurer Reise!“

Wie bei uns so üblich ist es ein gelungenes, gemeinsames Mittagessen und Köberle verspricht, trotz wenig Zeit, da ja auch bei den Kriminalen im Ländle eingespart wird, sich baldmöglichst wieder bei uns zum Essen einzuladen oder einfach so vorbeizukommen.

Schnell kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten in der Markthalle ein und machen uns auf den Heimweg, schließlich muß Lausi heute im Büro noch einiges wegschaffen, bevor es in den Urlaub geht. Unser Weg zur S-Bahn Haltestelle führt uns über den Schloßplatz und dort sitzen, auf den Stufen hoch zum Königsbau, Mani mit seiner Anne, also mein ehemaliger Kollege und Hausfreund mit seiner Frau.

Die beiden lieben es, irgendwo mitten im Menschengewühl zu sitzen und Leute zu beobachten. Vermutlich ist das noch auf Manis ehemaligen Beruf als besonderer Lehrer zurückzuführen und Anne mag das auch, oder sie macht dies ihrem Mann zuliebe mit. Wir setzen uns kurz dazu und schwatzen über so alles und jedes, wobei wir die beiden mal wieder bitten, während unseres nächsten Urlaubs, sich doch um das Haus zu kümmern, da sich ja Wecki dafür nicht mehr für zuständig hält. Diesen Urlaub, den vor allem Lausi dringend nötig hat, ich zwar auch, nur ist es weder bei ihm noch bei mir die Arbeitsüberlastung, sondern unser derzeit nicht gerade positives und glückseliges privates Dasein.

Wecki, also Johann Weckerle, mein Nochehemann, hat etwas Besseres als uns, unsere Katzen, unser Haus und unseren Garten gefunden und ist einfach mit Dingen, die ihm aus diesem, unserem gemeinsamen Haus gefallen, ausgezogen. Uns hat er im unsagbaren, totalen Rundumchaos, auch und vor allem in dem der Gefühle, zurückgelassen. Dazuhin versorgt er uns mündlich und schriftlich mit den unglaublichsten Unterstellungen, die er natürlich auch, uns völlig fremden Leuten auftischt. Da es den netten Spruch gibt, daß der Teufel ein Eichhörnchen ist, bekommen wir seine netten Aussagen über uns derzeit dennoch immer wieder von verschiedenen Seiten zugetragen!

Den diesjährigen Urlaub hatten wir eigentlich schon vor gut einem Jahr gebucht, da der Zeitpunkt damals in Weckis seit Jahren getätigte, uns dann schriftlich vorgelegte, eigene Urlaubsplanung paßte. Seit er die beiden ausgesetzten und herrenlosen Stubentiger ins Haus geholt hat, wir seit Jahren allein schon wegen unterschiedlicher Urlaubsinteressen getrennt in Urlaub fahren, sollte oder besser muß immer jemand im Haus sein, um nun eben diese beiden, von uns sehr liebgewonnenen Freigänger-Stubentiger zu betutteln.

Bisher klappte dies auch so recht und schlecht mit Wecki! Nur jetzt, da er ohne „Reden“, also ohne Vorankündigung und ohne so etwas wie einem normalen Gespräch mit uns beiden, ausgezogen ist, will er augenscheinlich gar nichts mehr mit uns, vor allem mit mir, zu tun haben. Er ist nur noch irgendwo und irgendwie unterwegs, meist bei und mit seiner „Neuen Alten“, und somit haben wir eben unter anderem ein Katzenproblem und eigentlich, wenn man genauer hinsieht, nicht nur das! Nur Wecki kümmert nichts mehr, also so gar nichts was uns beide, die Katzen und unser Haus betrifft, wie eigentlich aber schon seit sehr langer Zeit! Vielleicht hat ihn unser Wohlergehen eh noch nie interessiert? Gab es da schon immer nur sein eigenes?

Schnell steht fest, wir können diesen gebuchten Urlaub mit über zwei Wochen Dauer wohl nicht antreten, also müssen wir absagen und eben die Kosten dafür tragen. Dies ärgert uns schon saumäßig, wie man bei uns Schwaben sagt, denn ausgerechnet diese Reise mit einmal mehr als nur einem eingeplanten Urlaubsland und vielen für uns hochinteressanten Sehenswürdigkeiten, wollten wir uns schon immer mal gönnen und eben die Highlights dort selbst erleben und nicht nur darüber lesen oder in verschiedenen Filmen, wo auch immer, davon etwas mitzubekommen!

 

Was also bleibt uns übrig außer zu kündigen?

Ins Tierheim oder in eine Katzenpension können wir unsere beiden Lieblinge nicht geben, beide sind Freigänger und eben wegen ihres früheren, sehr schlechten „Personals“ bei uns eingezogen. Nur wer kann und wird sich freiwillig um unser Haus zusammen mit den beiden Kuschelis kümmern? Wer ist zudem vertrauenswürdig und versorgt auch noch die vielen Pflanzen, die Lausi zwischenzeitlich überall auf der Terrasse und im unteren Gartenteil gepflanzt hat und dann gibt es auch noch seine Post, die erledigt werden muß?

Köberle kann eben aus beruflichen Gründen nicht einspringen, deshalb konnte er uns ja auch nicht begleiten und so sind wir beide nicht gerade bester Laune und ohne große Hoffnung auf ein gutes Ende!

Kurz vor dem letzten Kündigungstermin scheint es dann jedoch noch eine tolle Lösung zu geben. Um die Pflanzen wird sich Nachbarin Luisa, zwischenzeitlich eine sehr gute Freundin kümmern, von der auch einige der exotischen Pflanzen stammen, die Lausi versucht bei uns großzuziehen und um die beiden Stubentiger werden sich zwei weitere sehr liebe Nachbarinnen kümmern, die ebenfalls selbst Katzen haben und lieben!

Bald ist dann alles geregelt, zumal sich auch noch Mani und seine Frau generell um die Belange des Hauses kümmern wollen, falls irgendwelche Probleme auftreten! Trotz allem habe ich ein schlechtes Gewissen, weil wir diese Angebote annehmen und von allen diesen Seiten auch noch darauf hingewiesen werden, daß das alles so in Ordnung sei, man mache das gerne und ohne Gegenleistung! Mal sehen, wie wir uns dann irgendwann dafür revanchieren können!

Die Reise wird nun doch mit uns beiden stattfinden, wobei bei dieser Reise so einiges etwas anders ist als bei vielen unserer bisherigen Reisen. Wir werden diesmal eben nicht nur ein Land bereisen, sondern uns gleich in mehreren Ländern aufhalten, wenn auch manchmal nur sehr kurz. Die Gemeinsamkeit in allen diesen, von uns ausgesuchten Gegenden in Afrika ist, daß dort dann Winter und damit Trockenzeit herrschen wird. Das bedeutet zum einen, daß die Tiere deshalb verstärkt zu den Wasserstellen kommen sollen, man sie so besser als gut beobachten kann, zum anderen aber, daß es bei Nacht ziemlich kalt werden kann und bei Tag die Temperaturen dennoch auch oft über die 30°C Marke steigen können.

Beim Packen muß ich deshalb auf schon so einiges achten, da wir nur je einen Trolley mitzunehmen gedenken und eben je einen Fotorucksack. Da das Fotografieren seit langem zu einem sehr wichtigen Hobby Lausis geworden ist und er auch wirklich gute Bilder macht, so darf ich eben auch seine Ausrüstung mitschleppen und sogar ab und zu auf einen Auslöser drücken, wenn mir selbst etwas ins Auge sticht. Die dickeren Kleidungsstücke müssen wir deshalb, trotz Sommerzeit bei uns, wohl irgendwie für den Flug, also während der Anreise, an uns selbst tragen.

Da man eigentlich, wenigstens laut Internet, in fast allen Unterkünften auch waschen lassen kann bleiben, so schade das auch ist, einmal die ach so wichtigen Edelklamotten, also schwarzer Anzug und Abendkleid zu Hause und leider auch die vielen Bücher zu den verschiedenen Stationen der Rundreise. Wir beschränken uns deshalb notgedrungen nur auf das Nötigste, aber auch das füllt die beiden Trolleys schon ganz gut!

Nur den Schock über eine Doku im Fernsehen, als ich wieder einmal nachts nicht schlafen konnte und so durch die Programme zippte, den kann ich leider nicht zu Hause lassen, den habe ich als schweres, besser schwerstes Gepäck in meinem Kopf vermutlich zu fest verankert. Immer wieder versuche ich zwar mit Lausi genau darüber zu reden, aber der will nicht so richtig zuhören und glaubt auch meinen wenigen kurzen und meiner Meinung nach wichtigen Ausführungen dazu nicht, zumal ich den Titel der Sendung nicht mehr weiß und sie leider auch nicht aufgenommen habe. Ich war eben im Halbschlaf und zudem bin ich generell eben doch zu alt für jegliche Art von Elektronik und Technik und dazuhin altersbedingt viel zu vergeßlich! Da Lausi mir mal wieder nicht so richtig glaubt, hoffe ich oder doch nicht, daß wir vielleicht vor Ort erfahren, ob der Film der Wirklichkeit entspricht oder wie Lausi meint, lieber nicht!

Leider trifft eben doch das „lieber nicht“ zu, aber genaueres dazu finde ich dann doch erst einige Zeit nach dem Ende des Urlaubs nicht nur in mehreren Berichten und Artikeln zu dem Thema Jagd in unseren Reisezielen. Dazuhin erscheinen passender weise auch neuere Informationen zu den Ländern, den Wildtieren und eben der Jagd selbst jetzt mehrmals im Fernsehen, sogar in verschiedenen Tageszeitschriften und vor allem nun auch zunehmend im Internet.

Ich komme derzeit, als Rentner hat man ja viel zu viel Zeit, lediglich nur immer wieder nachts, wenn ich nicht schlafen kann dazu, doch so einiges an verschiedenster, nicht nur neuester Literatur zu lesen. Oft bin ich mehr als geschockt, weil ich das, was ich da lese, diesmal besser schon vor dem Urlaub getan hätte. Aber hätte es irgend etwas an dem Wunsch, diese Reise zu machen geändert? Höchstwahrscheinlich nicht, denn wir wollten einfach so lange es möglich ist, einmal gerade diese Länder bereisen, um eben die Landschaft, die Tiere und die Menschen dort hautnah zu erleben.

Abflug

Diesmal fahren wir nicht mit dem Zug nach Frankfurt zum Flieger, nein, wir beginnen unsere Reise in Stuttgart. Da aber in Stuttgart, durch das geniale S21 Projekt oder wie man diese geldvernichtende Katastrophe auch immer nennt, alles durcheinander ist, fährt ersatzweise, wofür und weshalb auch immer, gerade an unserem Abfahrtstag, eine nicht übliche, also nicht fahrplanmäßige S-Bahn über unseren Heimatort Gettlingen bis direkt zum Flughafen durch und dies ganz ohne Umsteigen. Ideal für uns! Daß etwas bei unserem Schienenverkehr ideal ist, kommt jedoch nur sehr, sehr selten vor, aber wir nehmen es natürlich dankend an!

Da wir bei den Fluglinien diesmal die klassische Nichtwahl zwischen Pest und Cholera hatten, entschieden wir uns für die einheimische Pest und somit vermutlich für eine der üblichen und abartigen Weckerle “Extrawürste“, die unser Reisebürobesitzer Herr Mahr zwar zwischenzeitlich von uns beiden kennt, aber sicherlich nicht nur der, sondern auch unser Reiseveranstalter. Anscheinend fliegen alle anderen Mitreisenden mit der Cholera und deshalb sollen wir auch unsere etwas spätere extra Abholung am Ankunftsort selbst bezahlen. Der Rest der Reisegruppe reist mit der von uns noch unbeliebteren und erst recht nicht zuverlässigen anderen Fluglinie und kommt damit angeblich aber nur kurze Zeit vor uns an - obwohl sie deutlich früher losfliegen!

Schon auf dem Flug von Stuttgart nach Frankfurt fängt für mich dieser Urlaub eigentlich nicht gerade glücklich an. Neben mir sitzt, in der obligatorischen engen Dreierreihe auf diesem Innlandflug, eine junge Frau, die nur vor sich hin schnieft und dazu ein Taschentuch nach dem nächsten aus einer riesigen Box, die sie in der Hand hält, herausnimmt. Eine Ansteckung mindestens meiner Person ist damit eigentlich vorprogrammiert, denn ausweichen auf andere Sitzplätze geht in dem vollen Flieger nicht!

Der Weg in Frankfurt zum richtigen Flugsteig der besten aller deutschen Fluggesellschaft ist länger als lang, verwirrend, anstrengend und einfach nur grauenhaft! Da wir eigentlich genügend Zeit eingeplant haben und die nun wirklich, da wir keine Hindernisse und sonstiges Ungemach auf der Herfahrt hatten, jetzt auch noch großenteils zur Verfügung haben, jedoch kaum Sitzplätze in den langen, kahlen Wartegängen frei sind, nehmen wir notgedrungen den doch recht teuren Eintritt in die Lounge in Kauf, um wenigstens etwas bequem zu sitzen und eventuell etwas zum Abendessen zu erhalten, da voraussichtlich das Essen im Flieger kaum vor morgen früh serviert werden wird.

Trotz der neuen Premium Economy Plätze, die wir uns geleistet haben, diesmal mitten im Flieger, ist der Flug in dieser Maschine, einer 747-8 wirklich kein Genuß und wie meist bei dieser Fluglinie ist auch das Flugpersonal typisch unfreundlich und herablassend, also guter deutscher Service! Immerhin sind die Sitze leidlich bequem und so können wir wenigstens etwas auf diesem Nachtflug schlafen - zumindest bis wir morgens von einer schrill krächzenden Frauenstimme über das Lautsprechersystem unsanft geweckt werden. Die klassischen Tetrapackrühreier samt Pappmachekartoffeltalern lassen wir dankend auf den Tabletts liegen und genießen lieber, mit einer Tasse halbwegs trinkbaren Tees, den Sonnenaufgang über der weiten Ebene unter uns.

Kurze Zeit später, nach einer pünktlichen Landung in Johannesburg - so ziemlich das einzig positive am typisch deutschen Service dieser Fluglinie - geht dann das Chaos erst so richtig los. Wir hatten uns schon gewundert, weshalb Herr Mahr, unser Reisebürobesitzer, uns einen Weiterflug erst für über drei Stunden nach der Landung gebucht hatte, obwohl eigentlich eine Stunde später ein Flug nach Windhoek gegangen wäre. Nachgefragt hatten wir nicht, warum auch immer. Sehr schnell wird uns nun aber klar, weshalb er so viel Zeit für einen Transfer eingeplant hatte und daß wir mindestens gerade diese lange Zeit brauchen werden, um hier im Flughafen überhaupt weiterzukommen.

Der Transit in Johannesburg ist eine, leider fallen mir da keine diplomatischeren Worte ein, absolute Unverschämtheit und damit einfach nur ein riesiges, durch menschliche Inkompetenz verursachtes, Chaos. Vor uns, in einem endlos scheinenden, langen, breiten, fensterlosen Gang steht bereits als wir ankommen, eine unübersehbare Menschenschlange, die sich kaum vorwärtsbewegt. Der Grund dafür ist mir dann auch schnell klar, denn dazu drücke ich mich zuerst einmal einfach an der Schlange entlang nach vorne, um da nachzusehen, was überhaupt los ist. Ganz vorne, also am anderen Ender der Schlange, erkenne ich, daß dort, inmitten dieses scheinbar unendlich langen Flures, einige völlig unmotiviert plazierte Schalter stehen, hinter denen noch viel unmotiviertere Beamte, nämlich ganze zwei Personen, jeden Paß für gut 5 Minuten eingehend betrachten und diesen dann, ohne irgend etwas verständliches damit gemacht zu haben, einfach zurückgeben. Also kein Wunder weshalb es nicht vorwärts geht! Nur wozu soll das gut sein?

Nachdem wir nun beinahe zwei Stunden hier anstehen geht es dann, warum auch immer, plötzlich beinahe ganz schnell vorwärts, denn die beiden in ihren Glashäuschen haben sich verdreifacht, sehen sich jetzt auch keine Pässe mehr an und wir können einfach so durchgehen.

Leider kommt dann nach einiger Wegstrecke durch weitere enge Flure die nächste Schlange für die obligatorische Sicherheitskontrolle, in der wir dann weitere, beinahe 60 Minuten warten, um von dort plötzlich inmitten des Duty-Free-Bereiches zu landen. Nach den tristen Gängen der vergangenen Stunden erschlägt und die bunte Vielzahl an Kitsch und chinesischen Kunststoffsouvenirs für den gemeinen Touri, aber da wir kaum noch Zeit bis zu unserem Abflug haben, sollten wir dann doch etwas schneller zum Flugsteig gehen, genauer gesagt müssen wir im Eiltempo überall hindurch rennen, um letztlich wieder genau am gleichen Flugsteig, nur ein Stockwerk höher anzukommen, an dem wir vor gut drei Stunden unsere Odyssee begonnen hatten.

Nachdem wir, ziemlich außer Puste, endlich das Ziel erreicht haben, können wir uns sogar wenigstens noch einige Minuten auf die Stühle im Gate setzen und uns ausruhen. Beim Umhersehen stellen wir fest, daß der Flug nach Windhoek recht leer sein muß, denn nur wenige Leute haben sich hier, rund um uns herum, niedergelassen.

Direkt ins Auge fallen mir nun vier mittelalte Männer, der Lautstärke und Aussprache nach ganz klar Amerikaner, die uns direkt gegenüber sitzen oder so etwa halb auf den Stühlen liegen. Rund um sie herum ist alles recht vollgepackt mit dicken Rucksäcken und irgendwelchen sonstigen, recht sperrigen Gepäckstücken. Bekleidet sind alle vier mit karierten Hemden, ärmellosen Westen und Hosen in grünlich-bräunlicher Jagdmanier und dazu tragen sie alle Cowboystiefel.

Lediglich einer aus dieser Gruppe läuft irgendwie aufgeregt hin und her und telefoniert trotz Handyverbot recht ungeniert und lautstark. Dank eines knapp einjährigen Aufenthaltes in Australien, Lausi hatte dort ja auch studiert und ich hatte als frischgebackener Rentner nichts Besseres zu tun, als ihm dabei auf die Nerven zu gehen, fiel es uns nicht schwer, das ziemlich klar als texanisch einzuordnende Kauderwelsch oder Geknödel zu verstehen.

 

Damit ist uns beiden sehr schnell klar, daß es sich bei den vieren um Jäger handeln muß. Bei dem Gespräch geht es nämlich um eine gebuchte, eigentlich sofortige Safari, die gleich nach der Ankunft stattfinden soll und dabei wird vom Anrufer die wichtige Frage gestellt, ob denn das Wild auch schon da ist!

Diese Frage finde ich zwar irgendwie etwas seltsam und recht abartig, denn bis zur Landung allein sind es noch gut zwei Stunden hin. Ich denke aber zuerst einmal nicht weiter darüber nach. Bei doch näherer Betrachtung der Gepäckstücke erkenne ich nun auch, daß unter dem herumliegenden Handgepäck sogar Waffen sein müssen, denn die langen, harten Kunststofftragetaschen sehen eigentlich wie die auch uns bekannten Verpackungen zum Transport von Gewehren aus.

Als ich Lausi leise darauf hinweise, ist selbst er nun doch etwas geschockt, denn mit Waffen und solchen Zeitgenossen zusammen im Flieger zu sitzen, kann kein besonders gutes „Feeling“ bei uns beiden erzeugen! Zudem flüstert Lausi mir leise zu, er sei der Meinung, daß dies eigentlich nicht sein kann, denn Waffen müßten immer abgegeben werden und natürlich ebenso die Munition.

Bevor wir jedoch an Bord gehen können, werden die Waffenkoffer, ob mit oder ohne Inhalt, tatsächlich noch von einigen Flugbegleitern weggetragen und so fühlen wir beide uns wenigstens etwas sicherer, denn bei uns Schwaben gilt das alte Sprichwort:

„Trau schau wem!“

Der Flug selbst geht schnell und ohne Komplikationen vorbei. In Windhoek ist sogar unser Gepäck angekommen und wir streben damit dem Ausgang zu, in der Hoffnung, unseren „Abholer“ dort anzutreffen. Wie erwähnt, der Flieger war recht leer und so können wir beim Umherschauen mitverfolgen, wie die vermeintlichen Jäger ihre Waffenkoffer hier draußen wiederbekommen und von einem ebenso sympathischen Menschen, wie auch sie sich selbst darstellen, in der allseits bekannten, grünlichen, beigen und gemusterten, besser tarngefleckten Jagdkleidung abgeholt werden.

Die grüne Loden-Jagdeinheitsjacke, wie man sie bei unseren deutschen Jägern kennt und irgendwie mit Jagd gleichsetzt, ist im Ausland unbekannt und aufgrund unserer Erfahrung mit Jägern auf einigen unserer früheren Reisen wissen wir, dass weltweit die meisten Jäger die auch beim Militär beliebten Tarnanzüge tragen, natürlich immer an die jeweilige Vegetation farblich und mustermäßig angepaßt und zudem sicher auch in deutlich besserer Qualität als bei der Bundeswehr.

Auch nach einer guten halben Stunde entdecken wir weit und breit niemanden, der uns abholt und die kleine Ankunftshalle wird leer und leerer. Da Lausi die Telefonnummer unserer ersten Lodge, also der ersten Unterkunft, sinnvollerweise nicht parat hat, die liegt vermutlich mit einigen weiteren Unterlagen im verschlossenen Trolley und da ich sie leider ebenfalls in meinem Rucksack nicht finden kann, so stehen wir also längere Zeit recht dumm da und warten, bis ich mir dann allen Mut zusammennehme und doch einen, an einem Schalter wartenden, weiblichen Guide anspreche.

Diese junge Frau hatte nämlich mit einem Einheimischen zwischendurch auch noch deutsch gesprochen und da mein gesprochenes Englisch schulbedingt nicht so toll ist, kommt mir dies sehr zugute. Die junge Frau grinst freundlich als ich sie anspreche und meint, sie habe tatsächlich die Nummer dieser Lodge und würde dort anrufen, tut sie auch! Das rasche Ergebnis lautet, daß unser Abholer auf dem Weg hierher sei! Nur dieser Weg ist lang! Dann winkt die nette junge Dame uns noch kurz zu und verläßt die kleine Halle.

Nach einiger Zeit kommt dann ein recht großer, natürlich ebenfalls, wie fast alle hier, im grünlich beigen, aber einfarbigen Safarilook bekleideter, bärtiger, mittelalter, behäbiger Mann durch die Eingangstüre angeschlappt. Da wir als einzige Weiße noch hier mit Gepäck herumstehen, kommt er zu uns her und meint, er sei unser Guide und wäre eben nicht so schnell wieder hier zurück am Flughafen gewesen, nachdem er die anderen Mitreisenden zuvor schon habe abholen müssen und die Fahrt hin zur Lodge und wieder zurück, ja einige Zeit daure!

Gerade darüber hatten wir uns auch schon ziemlich gewundert, denn warum auch immer, befindet sich unsere erste Lodge weit entfernt, außerhalb von Windhoek und auch noch in entgegengesetzter Richtung zu unserer Weiterreise. Aber schließlich ist es für eine Nacht egal

Nach der fast einstündigen Fahrt durch das Windhoek umgebende Buschland erreichen wir dann unsere Unterkunft und können unser Zimmer dort, in einem hohen, etwas außergewöhnlichen grauen Steingebäude auch sofort beziehen. Es ist sehr nett und hat einen tollen Ausblick auf die, wie es scheint, unendliche, aber großenteils sehr trocken wirkende Landschaft. Kaum angekommen soll es dann recht schnell zur ersten Safari auf dem Gebiet der Lodge weitergehen. Also noch ist nichts mit faulenzen oder vom Reisestreß erholen. Aber schließlich sind wir auch nicht zur Erholung hier auf dieser Reise!

Vor dem Eingang der Lodge stehen zwei sogenannte Safariautos, also umgebaute geländegängige Pickups, hinter deren Fahrerkabine jeweils drei schräg nach hinten aufsteigende Sitzreihen auf der Ladefläche angebracht sind, die pro Reihe für je vier Personen ausgelegt sind. Mit dem Fahrer und einer Person neben ihm passen also maximal vierzehn Personen in ein Auto und da bereits, als wir ankommen, in zwei Autos einige Personen sitzen, ist bei diesen mehr als neun Leuten unklar, wer zu unserer Reisegruppe gehört und wer nicht. Ein Vorstellen ist deshalb eigentlich unmöglich, vielleicht auch gar nicht gewollt! Also suchen wir uns zwei freie Plätze und grüßen einfach einmal so in die Umgebung! Na ja, ich kann warten und muß nicht immer alles organisiert haben oder dies selbst in die Hand nehmen. Zum Glück sitzen bei der Abfahrt nur maximal drei Personen in einer Reihe, was vor allem Lausi zum Fotografieren etwas mehr Platz bietet.

Auf der Fahrt durch die zur Lodge gehörende Landschaft gibt es zuerst nichts Tierisches und auch landschaftlich nichts ausgesprochen Spektakuläres zu sehen, aber das ist mir so ziemlich egal. Wir lassen uns einfach im Safariauto durch das Gebiet der Lodge fahren und genießen, wenn auch zuerst einmal nur den für uns ungewöhnlichen Anblick von sehr viel absolut trockener Gegend.

Erst als es auf den Sonnenuntergang zugeht, kommen einige Tiere dann doch noch aus dem dichten Gebüsch heraus und so können wir zuerst einmal eine recht große Gruppe Zebras bewundern, die versuchen, sich an dem trockenen Gras satt zu fressen. Eine Familie Paviane stolziert wie selbstverständlich über den schlaglochgeplagten Trampelpfad, den unsere Vehikel entlangfahren und erst nachdem sie ausgiebig ihre roten Hintern in die Landschaft und vor allem uns entgegengestreckt haben, entscheiden sie sich, auf einigen Felsen neben dem Weg herumzuklettern.

Einige Strauße beiderlei Geschlechts, also die schönen schwarzen Männchen mit den persilweißen Federn an den Flügelenden und am Schwanz, ihre erdbraungrauen Frauen und einige Kleintiere komplettieren die abendliche Tierwelt.

Zudem sitzen immer wieder allerlei größere Raubvögel im dichten Gras oder in den recht vertrocknet aussehenden Büschen. Sogar mehrere Antilopen, wie die Kudus mit den großen runden Ohren und den, wie ein langes S gebogenen Hörnern und die Oryx mit ihren gerade aufragenden langen Hörnern, ebenso wie einige Warzenschweine bekommen wir plötzlich in sogar größeren Herden zu Gesicht. Bereits da frage ich mich, wie diese Tiere überhaupt in dieser trockenen Umgebung überleben können.