Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar

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Aus der Reihe: Tarzan bei Null Papier #5
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Der Altar des Feuergottes

Gera­de als sich Tar­zan von der wie­der ge­schlos­se­nen Türe auf sei­nen Weg nach der Au­ßen­welt ma­chen woll­te, ge­sch­ah es. Der gan­ze Vor­fall er­eig­ne­te sich, ohne dass ir­gend­ei­ne War­nung vor­her­ging. Eben war al­les noch ru­hig und stand­fest – im nächs­ten Au­gen­blick schi­en die Welt zu wan­ken, die ge­press­ten Wän­de des en­gen Stol­lens bars­ten und split­ter­ten, aus der De­cke ge­bro­che­ne Fels­klöt­ze stürz­ten sper­rend auf den schma­len Weg und die Wän­de leg­ten sich un­ter dem Druck nach in­nen.

Der Schlag ei­nes aus der De­cke fal­len­den Fels­bro­ckens warf Tar­zan an die Türe der Schatz­kam­mer zu­rück, die sein Ge­wicht auf­s­tieß, wäh­rend der Kör­per hin­ein auf den Bo­den roll­te.

Im großen Schatz­raum hat­te das Erd­be­ben we­ni­ger Un­heil an­ge­rich­tet. Ei­ni­ge Bar­ren fie­len von hö­he­ren Sta­peln her­ab, ein großer ein­zel­ner Block lös­te sich aus der De­cke und don­ner­te zu Bo­den und die Wän­de krach­ten, aber sie hiel­ten.

Es blieb bei dem einen Stoß, denn es folg­te kein wei­te­rer, um das Un­heil zu vollen­den. Wer­per war durch die Plötz­lich­keit und Ge­walt der Er­schüt­te­rung der Län­ge nach zu Bo­den ge­schleu­dert wor­den. Als er sich un­ver­letzt fand, raff­te er sich wan­kend auf die Füße und tas­te­te sich durch die Kam­mer nach der Ker­ze zu, wel­che Tar­zan mit ein paar Trop­fen ih­res ei­ge­nen Wach­ses auf das her­aus­ste­hen­de Ende ei­nes Gold­bar­rens ge­klebt hat­te. Nach­dem er meh­re­re Streich­höl­zer an­ge­brannt hat­te, fand er sie, und als gleich da­nach ihre spär­li­chen Strah­len das sty­gi­sche Dun­kel er­hell­ten, seufz­te er er­leich­tert auf, denn das un­durch­dring­li­che Dun­kel hat­te die Schre­cken der Lage noch er­höht.

Als sich sei­ne Au­gen wie­der an das Licht ge­wöhnt hat­ten, dach­te er nur noch an Flucht aus die­sem ent­setz­li­chen Grab. Da sah er den Kör­per des nack­ten Rie­sen lang aus­ge­streckt auf der Schwel­le lie­gen. Wer­per fuhr in plötz­li­cher Furcht vor Ent­de­ckung zu­rück.

Aber ein zwei­ter Blick sag­te ihm, dass der Eng­län­der tot sein muss­te. Aus ei­ner klaf­fen­den Wun­de in des Man­nes Kopf hat­te sich eine Blut­la­che auf dem Stein­bo­den ge­sam­melt.

Der Bel­gier sprang ei­lig über die aus­ge­streck­te Ge­stalt sei­nes kürz­li­chen Gast­ge­bers, um sich in Si­cher­heit zu brin­gen, ohne auch nur einen Ge­dan­ken an Hil­fe für den mög­li­cher­wei­se noch nicht ganz Leb­lo­sen zu he­gen. Aber sei­ne eben er­wach­ten Hoff­nun­gen wa­ren bald er­stickt. Schon bald jen­seits des To­res fand er den Gang durch zer­split­ter­te Fels­tei­le völ­lig ver­sperrt und ab­ge­schlos­sen. Er ging wie­der in die Schatz­kam­mer zu­rück und be­gann mit der Ker­ze eine plan­mä­ßi­ge Un­ter­su­chung des Rau­mes, bis er auf dem ent­ge­gen­ge­setz­ten Ende eine an­de­re Türe ent­deck­te, de­ren kräch­zen­de An­geln sei­nem Kör­per­ge­wicht nach­ga­ben. Hin­ter der Türe kam ein an­de­rer en­ger Stol­len. Wer­per fand eine Stein­trep­pe, wel­che ihn zu ei­nem neu­en, zwan­zig Fuß hö­her lie­gen­den Gang brach­te. Die fla­ckern­de Ker­ze leuch­te­te ihm auf dem Wege und er konn­te von Glück sa­gen, dass er sie hat­te, denn sie zeig­te ihm ge­ra­de zur rech­ten Zeit einen gäh­nen­den Ab­grund, wel­cher an­schei­nend den Tun­nel ab­schloss.

Vor ihm war ein kreis­runder Ka­min. Er hielt die Ker­ze dar­über und sah hin­un­ter. Weit un­ten warf eine Was­ser­flä­che das Licht zu­rück; er war auf einen Brun­nen ge­sto­ßen. Nun hob er die Ker­ze über sei­nen Kopf und späh­te in die Dun­kel­heit, bis er ge­gen­über die Fort­set­zung des Tun­nels be­merk­te. Aber wie soll­te er hin­über­kom­men?

Er schätz­te eben noch die Ent­fer­nung bis da­hin und war un­schlüs­sig, ob er den Rie­sen­sprung wa­gen kön­ne, als auf ein­mal ein durch­drin­gen­der Schrei zu sei­nen Ohren drang, wel­cher schwä­cher und schwä­cher wur­de, bis er end­lich in ei­nem klang­lo­sen Stöh­nen erstarb. Die Stim­me klang wohl mensch­lich, aber so fürch­ter­lich, dass sie eben­so gut aus der ge­pei­nig­ten Keh­le ei­nes Ver­lo­re­nen im Höl­len­feu­er stam­men konn­te.

Der Bel­gier schau­der­te und sah voll Angst in die Höhe, aus wel­cher die Stim­me zu kom­men schi­en. Da er­blick­te er weit ent­fernt eine Öff­nung, durch wel­che ein Stück Him­mel und glit­zern­de Ster­ne her­ab­sa­hen.

Sein hal­ber Ent­schluss, um Hil­fe zu ru­fen, war durch den schreck­li­chen Schrei wie­der wan­kend ge­wor­den. Wo eine sol­che Stim­me er­scholl, konn­ten kei­ne mensch­li­chen We­sen hau­sen. Was auch für We­sen dort oben leb­ten, er durf­te sich ih­nen nicht be­merk­bar ma­chen. Er ver­wünsch­te sei­ne Narr­heit, sol­che Sen­dung zu über­neh­men und wünsch­te sich am liebs­ten wie­der in Achmed Zeks La­ger zu­rück. Ja, er hät­te sich so­gar der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit des Kon­go­staa­tes ge­stellt, wenn er sich da­durch aus sei­ner schreck­li­chen Lage hät­te ret­ten kön­nen.

Angst­voll lausch­te er, aber der Schrei wie­der­hol­te sich nicht, und end­lich nahm er al­len Mut zu­sam­men, um den ver­zwei­fel­ten Sprung über den Ab­grund zu wa­gen. Er ging zwan­zig Schrit­te zu­rück, nahm einen An­lauf und sprang vom Ran­de des Brun­nens in ho­hem Bo­gen ab, um die an­de­re Sei­te zu ge­win­nen.

Der Luft­zug des Sprun­ges lösch­te die fla­ckern­de Ker­ze in sei­ner Hand aus, er flog in völ­li­ger Fins­ter­nis durch die Lee­re und hasch­te mit den Hän­den nach vor­wärts nach ei­nem Halt, falls sei­ne Füße den un­sicht­ba­ren Fel­spunkt ver­feh­len soll­ten.

Er schlug mit den Kni­en auf die ge­gen­über­lie­gen­de Kan­te, rutsch­te ab, griff ein paar­mal ver­zwei­felt zu und hing schließ­lich halb im Ka­min, halb lag er im Tun­nel, aber er war ge­ret­tet. Ei­ni­ge Mi­nu­ten lang wag­te er nicht, sich zu rüh­ren; schwach und in Schweiß ge­ba­det blieb er in sei­ner Stel­lung hän­gen. End­lich zog er sich vor­sich­tig vollends in den Tun­nel hin­ein, lag lang­ge­streckt auf dem Bo­den und such­te sei­ne ver­stör­ten Ner­ven wie­der in die Hand zu be­kom­men.

Beim Auf­schlag sei­ner Knie auf den Tun­nel hat­te er die Ker­ze fal­len las­sen. In der ziem­lich aus­sichts­lo­sen Hoff­nung, sie könn­te auf den Tun­nel­bo­den statt in den Brun­nen ge­fal­len sein, be­gann er auf al­len vie­ren eine eif­ri­ge Su­che nach dem klei­nen Tal­g­zy­lin­der, der ihm jetzt un­end­lich wert­vol­ler schi­en als der gan­ze fa­bel­haf­te Reich­tum der Gold­bar­ren von Opar.

Und als er dann schließ­lich die Ker­ze fand, da riss er sie an sich und sank schluch­zend und er­schöpft zu­sam­men. So blieb er län­ge­re Zeit zit­ternd und fas­sungs­los lie­gen. Aber zu­letzt raff­te er sich in sit­zen­de Stel­lung auf, nahm ein Streich­holz aus der Ta­sche und zün­de­te den ver­blie­be­nen Ker­zen­stumpf an. Im Licht hat­te er sei­ne Ner­ven bes­ser in der Ge­walt, dar­um ging er als­bald durch den Tun­nel wei­ter auf die Su­che nach ei­nem Aus­gang. Der schreck­li­che Schrei, wel­cher von oben durch den Brun­nen­schacht zu ihm ge­drun­gen war, hielt ihn im­mer noch so sehr im Bann, dass er vor dem Geräusch sei­ner ei­ge­nen vor­sich­ti­gen Be­we­gun­gen er­schrak.

Er war noch nicht weit ge­kom­men, als zu sei­ner Ent­täu­schung eine Mau­er sein wei­te­res Vor­drin­gen hin­der­te. Was soll­te das? Wer­per war ein Mann von Bil­dung und In­tel­li­genz und sei­ne mi­li­tä­ri­sche Er­zie­hung hat­te ihn ge­lehrt, nach dem Zweck je­der Sa­che zu for­schen. Als Sack­gas­se hat­te die­ser Tun­nel kei­nen Sinn; er muss­te jen­seits der Mau­er wei­ter­füh­ren. Ir­gend­je­mand hat­te ihn frü­her aus per­sön­li­chen Grün­den ab­ge­sperrt. Der Mann be­gann beim Licht sei­ner Ker­ze eine Un­ter­su­chung des Mau­er­werks und fand zu sei­nem Ent­zücken, dass die Mau­er nur aus dün­nen, ge­glät­te­ten Stein­plat­ten be­stand, wel­che ohne Ze­ment oder Mör­tel an­ein­an­der­ge­passt wa­ren. Er zog an ei­nem Stein und fand, dass er sich leicht ent­fer­nen ließ. Er zog die Plat­ten ein­zeln nach­ein­an­der her­aus, bis die Öff­nung groß ge­nug war, um sei­nen Kör­per durch­zu­las­sen. Dann glitt er durch und fand sich in ei­ner ge­räu­mi­gen, nied­ri­gen Kam­mer. Ge­gen­über schloss wie­der eine Tür den wei­te­ren Weg ab, aber da sie nicht ver­rie­gelt war, gab sie sei­nen An­grif­fen nach. Ein lan­ger, dunk­ler Kor­ri­dor zeig­te sich, doch ehe er ihn weit hat­te ver­fol­gen kön­nen, ver­seng­te ihm die her­un­ter­ge­brann­te Ker­ze die Fin­ger. Mit ei­nem Fluch ließ er sie zu Bo­den fal­len, wo sie noch ein­mal auf­flamm­te und ver­lösch­te.

Nun war er in völ­li­ger Dun­kel­heit und er­neut saß ihm die drücken­de Angst im Na­cken. Er konn­te nicht ah­nen, was für wei­te­re Fall­gru­ben und Ge­fah­ren vor ihm la­gen. Aber er glaub­te si­cher wei­ter als je von der end­li­chen Frei­heit ent­fernt zu sein; so nie­der­drückend ist die Ab­we­sen­heit von Licht in frem­der Um­ge­bung. Lang­sam tas­te­te er sei­nen Weg ent­lang, fühl­te mit den Hän­den die Wän­de des Gan­ges ab und be­tas­te­te im­mer erst vor je­dem wei­te­ren Schritt den Bo­den vor sich. Wie lan­ge er so wei­ter­ge­schli­chen war, wuss­te er nicht mehr; aber als der Tun­nel gar kein Ende neh­men woll­te, ent­schloss er sich, völ­lig er­schöpft durch An­stren­gung, Schre­cken und Man­gel an Schlaf, wie er war, sich nie­der­zu­le­gen und vor wei­te­rem Vor­drin­gen aus­zu­ru­hen.

Als er er­wach­te, hat­te sich an der um­ge­ben­den Dun­kel­heit nichts ge­än­dert. Ob er einen Tag oder nur eine Se­kun­de ge­schla­fen hat­te, wuss­te er nicht. Aber die Tat­sa­che, dass er sich er­frischt und hung­rig fühl­te, be­kun­de­te doch, dass er ei­ni­ge Zeit ge­schla­fen ha­ben muss­te.

Er be­gann wie­der sein tas­ten­des Vor­drin­gen, aber dies­mal kam er schon nach ganz kur­z­er Zeit an die Mün­dung des Tun­nels in einen Raum, zu dem aus ei­nem Licht­schacht eine Be­ton­trep­pe auf den Bo­den her­un­ter­führ­te.

 

Durch die Öff­nung oben konn­te Wer­per son­nen­be­schie­ne­ne, wei­num­rank­te Säu­len se­hen. Er lausch­te, aber er hör­te nichts als das Sau­sen des Win­des in den be­laub­ten Zwei­gen, den hei­se­ren Schrei der Vö­gel und das Schnat­tern von Af­fen.

Küh­ner ge­wor­den stieg er die Trep­pe hin­auf und fand sich in ei­nem kreis­run­den Hofe. Gera­de vor ihm stand ein stei­ner­ner Al­tar mit rost­brau­nen Fle­cken. Wer­per gab sich über die­se Fle­cken zu­nächst kei­ne wei­te­re Re­chen­schaft – nach­her wuss­te er ih­ren schlim­men Ur­sprung nur all­zu ge­nau.

Ab­ge­se­hen von dem Trep­pen­schacht im Bo­den ge­ra­de hin­ter dem Al­tar be­merk­te der Bel­gier noch meh­re­re Tü­ren, wel­che in glei­cher Höhe wie der Hof durch des­sen Um­frie­di­gung in das Freie führ­ten. Oben rund um den Hof her­um war eine Rei­he von Bal­ko­nen. Af­fen trie­ben sich in den ver­las­se­nen Rui­nen her­um und bun­te Vö­gel schos­sen zwi­schen den Säu­len durch und über die Ga­le­ri­en, aber kei­ne Men­schen­see­le ließ sich se­hen. Wer­per fühl­te sich er­leich­tert. Er seufz­te, wie wenn ihm eine große Last vom Her­zen ge­fal­len wäre.

Dann schritt er auf einen der Aus­gän­ge zu, aber mit auf­ge­ris­se­nen Au­gen voll Stau­nen und Ent­set­zen blieb er ste­hen, denn zu glei­cher Zeit öff­ne­ten sich ein Dut­zend Tü­ren in der Mau­er des Ho­fes und eine Hor­de von scheuß­li­chen Män­nern stürz­te sich auf ihn.

Es wa­ren die Pries­ter von Opar, die glei­chen zot­ti­gen, plum­pen, schau­er­li­chen Män­ner, wel­che vor Jah­ren Jane Clay­ton an dem­sel­ben Fleck zum Op­feral­tar ge­schleppt hat­ten. Ihre lan­gen Arme, die kur­z­en, krum­men Bei­ne, die eng­ste­hen­den bos­haf­ten Au­gen und die nied­ri­gen fla­chen Köp­fe ga­ben ih­nen ein so tie­ri­sches Aus­se­hen, dass ein läh­men­der An­fall von Furcht die an­ge­grif­fe­nen Ner­ven des Bel­giers be­fiel.

Zwar woll­te er mit ei­nem Schrei in die eben erst ver­las­se­nen düs­te­ren Ge­wöl­be zu­rück­flie­hen, aber die schau­er­li­chen Män­ner ka­men ihm zu­vor. Sie ver­sperr­ten ihm den Weg, sie pack­ten ihn, er warf sich auf die Knie und bet­tel­te um sein Le­ben, aber sie ban­den ihn und war­fen ihn auf den Bo­den im In­ne­ren des Tem­pels.

Das wei­te­re war nur eine Wie­der­ho­lung von dem, was Tar­zan und Jane Clay­ton durch­ge­macht hat­ten. Die Pries­te­rin­nen ka­men mit der Ho­he­pries­te­rin La an der Spit­ze, Wer­per wur­de auf­ge­ho­ben und auf den Al­tar ge­legt. Als dann La das Op­fer­mes­ser über ihm er­hob, drang ihm der kal­te Schweiß aus al­len Po­ren. Der To­des­ge­sang scholl mar­ternd in sei­ne Ohren und sei­ne stie­ren Au­gen wan­der­ten über die gol­de­nen Be­cher, aus wel­chen die schau­er­li­chen An­däch­ti­gen bald ih­ren un­mensch­li­chen Durst mit sei­nem war­men Blut stil­len wür­den.

Er wünsch­te schon, eine Ohn­macht möge ihm das Be­wusst­sein des end­lich kom­men­den schar­fen Dolch­sti­ches er­spa­ren, da scholl ihm ein fürch­ter­li­ches Brül­len in die Ohren. Die Ho­he­pries­te­rin ließ ih­ren Dolch sin­ken und öff­ne­te vor Ent­set­zen weit die Au­gen. Die Pries­te­rin­nen schri­en und flo­hen wild nach den Aus­gän­gen, wäh­rend die Pries­ter je nach dem Gra­de ih­res Mu­tes vor Grimm oder Angst brüll­ten. Wer­per reck­te den Hals, um den Grund ih­rer Flucht zu er­ken­nen, und als er ihn end­lich zu Ge­sicht be­kam, über­fiel auch ihn neue Furcht, denn vor sei­nen Au­gen stand ein rie­si­ger Löwe in­mit­ten des Tem­pels, und ein Op­fer lag be­reits zer­malmt un­ter sei­nen grau­sa­men Pran­ken.

Wie­der brüll­te der Be­herr­scher der Wild­nis und rich­te­te sei­ne un­heil­vol­len Au­gen auf den Al­tar. La tau­mel­te vor­wärts, dreh­te sich halb und fiel dann ohn­mäch­tig über Wer­per.

Der Überfall der Araber

So­bald sich der ers­te Schreck über das Erd­be­ben ge­legt hat­te, has­te­te Ba­su­li mit sei­nen Krie­gern in den Stol­len zu­rück, um nach Tar­zan und zwei gleich­falls feh­len­den Leu­ten zu se­hen.

Sie fan­den den Weg durch za­cki­ge und ver­keil­te Fels­blö­cke völ­lig ver­sperrt. Zwei Tage lang such­ten sie sich einen Weg zu ih­ren ein­ge­ker­ker­ten Ge­nos­sen zu bah­nen, aber als sie nach he­ro­i­schen An­stren­gun­gen erst zwei Me­ter des ver­schüt­te­ten Gan­ges frei­ge­legt hat­ten und da­bei die ver­stüm­mel­ten Res­te ih­res einen Ge­fähr­ten ent­deck­ten, muss­ten sie not­wen­di­ger­wei­se zur Über­zeu­gung kom­men, dass Tar­zan und der zwei­te Wa­zi­ri eben­falls wei­ter zu­rück un­ter den Fels­mas­sen be­gra­ben la­gen und längst über jede mensch­li­che Hil­fe hin­aus wa­ren.

Wie­der und wie­der in Ar­beit­s­pau­sen rie­fen sie ih­ren Herrn und ih­ren Ka­me­ra­den beim Na­men. Aber kei­ne Ant­wort kam, um ihre lau­schen­den Ohren zu be­loh­nen. So ga­ben sie end­lich die Su­che auf. Sie war­fen einen letz­ten we­hen Blick auf das Trüm­mer­grab ih­res Herrn, dann nah­men sie die ge­wich­ti­gen Gold­bar­ren auf, die ih­rer ge­lieb­ten, nun so ver­las­se­nen Her­rin wenn auch kein Glück, aber we­nigs­tens Be­hag­lich­keit ver­schaf­fen soll­ten und mach­ten sich auf ih­ren trau­ri­gen Weg durch das öde Tal von Opar und durch die Wäl­der nach dem fer­nen Bun­ga­low. Aber noch wäh­rend ih­res Rück­mar­sches da­hin traf dies fried­li­che, glück­li­che Heim ein trau­ri­ges Ge­schick.

*

Auf sei­nes Leut­nants Brief hin kam Achmed Zek von Nor­den her ge­rit­ten und mit ihm kam sei­ne Hor­de – teils ge­setz­lo­se Plün­de­rer und Räu­ber ara­bi­scher Ab­kunft, teils eben­so schlim­me Ne­ger, die er auf sei­nen un­ge­straf­ten Kreuz- und Qu­er­zü­gen aus den Dör­fern der nied­rig­ste­hen­den und un­wis­sen­den Kan­ni­ba­len zu­sam­men­ge­le­sen hat­te.

Mu­gam­bi, der eben­holz­far­be­ne Her­ku­les, der seit den Er­leb­nis­sen auf der ein­sa­men Dschun­gel­in­sel des Ozeans alle Ge­fah­ren und Aben­teu­er sei­nes ge­lieb­ten »Bwa­na«, sei­nes Herrn, bis zum Ober­lauf des Ugam­bi ge­teilt hat­te, be­merk­te als ers­ter das Ein­drin­gen der un­heim­li­chen Ka­ra­wa­ne.

Ihm hat­te Tar­zan die Krie­ger un­ter­stellt, wel­che er zu Lady Grey­sto­kes Schutz zu­rück­ge­las­sen hat­te, und einen treue­ren und tap­fe­ren Wäch­ter hät­te er in kei­nem Lan­de ge­fun­den. Ein Rie­se von Ge­stalt, ein wil­der, furcht­ba­rer Krie­ger, be­saß Mu­gam­bi auch eine sei­ner Sta­tur und Wild­heit gleich­kom­men­de See­len­grö­ße und Ur­teils­kraft.

Nicht ein ein­zi­ges Mal seit sei­nes Herrn Ab­marsch hat­te er das Bun­ga­low wei­ter als auf Sicht- oder Hör­wei­te ver­las­sen. Nur wenn Lady Grey­sto­ke der Ein­tö­nig­keit des Al­lein­seins müde über die Ebe­ne ritt oder auf eine kur­ze Jagd ging, be­glei­te­te sie Mu­gam­bi auf ei­nem zä­hen Ara­ber wie ihr Schat­ten.

Die Räu­ber wa­ren noch weit weg, als sie der Krie­ger schon mit sei­nen schar­fen Au­gen ent­deck­te. Eine Zeit lang be­trach­te­te er still prü­fend die her­an­na­hen­de Schar, dann rann­te er zu­rück zu den Hüt­ten der Ein­ge­bo­re­nen hin­ter dem Bun­ga­low.

Er rief die mü­ßig her­um­lie­gen­den Krie­ger auf und gab schnell sei­ne Be­feh­le, de­nen zu­fol­ge die Leu­te zu den Waf­fen grif­fen. Ei­ni­ge eil­ten fort, um die Feld­ar­bei­ter und die Hir­ten bei den Her­den zu war­nen. Die Mehr­zahl folg­te Mu­gam­bi an das Bun­ga­low.

Die Staub­wol­ke der Ein­dring­lin­ge war noch weit weg. Mu­gam­bi konn­te nicht si­cher wis­sen, ob sie einen Feind in sich barg. Aber er hat­te sein gan­zes rau­es Le­ben im wil­den Afri­ka ver­bracht und hat­te schon frü­her sol­che Hor­den un­an­ge­mel­det kom­men se­hen. Sie konn­ten in fried­li­cher, sie konn­ten in feind­li­cher Ab­sicht kom­men. Das ließ sich nicht vor­her­sa­gen. Es war bes­ser, ge­rüs­tet zu sein. Die has­ti­ge An­nä­he­rung war je­den­falls auf­fäl­lig.

Das Grey­sto­ke-Bun­ga­low war we­nig auf Ver­tei­di­gung ein­ge­rich­tet. Es hat­te nicht ein­mal eine Pa­li­sa­den­wand, denn hier im Her­zen des Wa­zi­ri­lan­des hat­te sein Ei­gen­tü­mer kei­nen feind­li­chen An­griff für mög­lich ge­hal­ten. Le­dig­lich schwe­re Holz­schal­ter konn­ten die Fens­ter ge­gen feind­li­che Pfei­le si­chern, und die­se ließ Mu­gam­bi ge­ra­de her­un­ter, als Lady Grey­sto­ke auf der Ve­ran­da er­schi­en.

He! Mu­gam­bi! rief sie. Was ist denn los? Wa­rum schließt du die Schal­ter?

Mu­gam­bi deu­te­te auf die weiß­män­te­li­gen Rei­ter, die sich jetzt deut­lich drau­ßen auf der Ebe­ne zeig­ten. Ara­ber, er­klär­te er. In der Ab­we­sen­heit des »großen Herrn« kom­men sie mit kei­ner gu­ten Ab­sicht. Jen­seits des sau­be­ren Ra­sens und der blü­hen­den Bü­sche sah Jane Clay­ton die glän­zen­den Kör­per der Wa­zi­ri. Die Son­ne leuch­te­te auf den Speer­spit­zen und den präch­ti­gen Far­ben ih­res Kriegs­auf­put­zes aus Fe­dern, auf die glat­te Haut ih­rer brei­ten Schul­tern bron­ze­ne Re­fle­xe gie­ßend.

Jane schau­te mit un­ge­misch­tem Stolz und mit Freu­de auf sie. Was konn­te ihr un­ter sol­chem Schutz wei­ter be­geg­nen?

Die Räu­ber hiel­ten kaum hun­dert Schrit­te ent­fernt auf der Ebe­ne. Mu­gam­bi eil­te hin­ab zu sei­nen Krie­gern. Er trat ei­ni­ge Schrit­te vor sie und rief die Frem­den an. Achmed Zek saß auf­recht im Sat­tel vor sei­nen Hals­ab­schnei­dern.

Ara­ber! rief Mu­gam­bi, was suchst du hier?

Wir kom­men in Frie­den, rief Achmed Zek zu­rück. Dann gehe in Frie­den, er­wi­der­te Mu­gam­bi. Wir brau­chen euch hier nicht. Zwi­schen Ara­ber und Wa­zi­ri gibt es kei­nen Frie­den.

Mu­gam­bi, ob­gleich kein ge­bo­re­ner Wa­zi­ri, war in den Stamm auf­ge­nom­men wor­den, und es gab kei­nen, der eif­ri­ger auf des­sen Ruf und des­sen Tap­fer­keit ge­se­hen hät­te.

Achmed Zek zog sich auf eine Sei­te sei­ner Hor­de und sag­te lei­se et­was. Ei­nen Au­gen­blick da­nach pras­sel­te eine Sal­ve ohne vor­he­ri­ge War­nung in die Rei­hen der Wa­zi­ri. Ei­ni­ge Krie­ger fie­len, die üb­ri­gen woll­ten sich auf die An­grei­fer stür­zen. Aber Mu­gam­bi war ein eben­so vor­sich­ti­ger als tap­fe­rer Füh­rer. Er wuss­te, wie nutz­los es war, flin­ten­be­waff­ne­te Geg­ner so an­zu­grei­fen; des­halb zog er sei­ne Streit­kräf­te hin­ter die Bü­sche des Gar­tens zu­rück. Ei­ni­ge ver­teil­te er auf ver­schie­de­ne Stel­len rund um das Bun­ga­low, ein hal­b­es Dut­zend schick­te er hin­ein mit dem Be­fehl, ihre Her­rin drin zu­rück­zu­hal­ten und mit ih­ren Lei­bern zu de­cken. Achmed Zek wen­de­te nun die Ge­fechts­art der Wüs­ten­kämp­fer an, von wel­chen er stamm­te. Er führ­te sei­ne Man­nen im Ga­lopp als lan­ge dün­ne Li­nie in ei­nem großen, all­mäh­lich klei­ner wer­den­den Krei­se um die Ver­tei­di­ger.

Aus dem den Ver­tei­di­gern nächs­ten Bo­gen des Krei­ses reg­ne­te ein dau­ern­des Feu­er auf die hin­ter den Bü­schen ver­bor­ge­nen schwar­zen Krie­ger. Die ih­rer­seits sand­ten ihre schlan­ken Pfei­le auf die nächs­ten Geg­ner. An die­sem Tage brauch­ten sich die als gute Bo­gen­schüt­zen be­kann­ten Wa­zi­ri ih­rer Leis­tung nicht zu schä­men. Wie­der und wie­der warf ei­ner der brau­nen Rei­ter die Arme hoch und stürz­te, von ei­nem töd­li­chen Pfeil durch­bohrt, aus dem Sat­tel. Aber der Kampf war zu un­gleich. Die Ara­ber wa­ren den Wa­zi­ri an Zahl über­le­gen, und ihre Ku­geln dran­gen in die Bü­sche und tra­fen selbst Zie­le, wel­che die ara­bi­schen Schüt­zen gar nicht ge­se­hen hat­ten. Bald schwenk­te Achmed Zek eine hal­be Mei­le hin­ter dem Bun­ga­low ein, riss einen Teil der Zäu­ne nie­der und führ­te sei­ne Schur­ken hin­ein in die Farm.

In wil­der Jagd hetz­ten sie quer­feld­ein. Sie hiel­ten nicht an, um wei­te­re Zäu­ne nie­der­zu­rei­ßen, ge­ra­de­wegs trie­ben sie ihre wil­den Ros­se und setz­ten so leicht wie be­schwing­te Mö­ven dar­über hin.

Mu­gam­bi sah sie kom­men und schrie den üb­rig­ge­blie­be­nen Krie­gern zu, sich di­rekt an das Bun­ga­low zu­rück­zu­zie­hen. Auf der Ve­ran­da stand Lady Grey­sto­ke mit der Büch­se, und mehr als ein Räu­ber er­lag ih­ren fes­ten Ner­ven und ih­rem ru­hi­gen Zie­len. Mehr als ein Pferd lief rei­ter­los die At­ta­cke der an­de­ren mit.

Mu­gam­bi schob sei­ne Her­rin zu­rück in die Si­cher­heit der In­nen­räu­me und such­te mit sei­nen aus­ein­an­der­ge­zo­ge­nen Leu­ten dem Feind zum letz­ten Male Halt zu bie­ten.

Die Ara­ber ka­men mit Ge­schrei her­an und schwan­gen ihre lan­gen Flin­ten über den Köp­fen. Sie jag­ten an der Ve­ran­da vor­bei und sand­ten ein mör­de­ri­sches Feu­er in die Wa­zi­ri, wel­che ihre Sal­ve von Pfei­len kni­end hin­ter ih­ren lan­gen ova­len Schil­den ab­ga­ben. Um einen Pfeil oder einen Speer ab­zu­hal­ten, wa­ren die Schil­de gut ge­nug, aber ge­gen die Blei­ge­schos­se der Flin­ten wa­ren sie wert­los.

 

Un­ter den halb­ge­öff­ne­ten Schal­tern des Bun­ga­lows schos­sen die an­de­ren Bo­gen­schüt­zen bes­ser und ge­deck­ter, des­halb zog Mu­gam­bi nach die­sem ers­ten An­griff sei­ne sämt­li­chen Leu­te in das Haus zu­rück.

Wie­der und wie­der grif­fen die Ara­ber an, bis sie schließ­lich au­ßer­halb der Trag­wei­te für die Pfei­le des Ver­tei­di­gers im Krei­se hiel­ten und aus die­ser neu­en Stel­lung die Fens­ter be­schos­sen.

Die Wa­zi­ri fie­len ei­ner nach dem an­de­ren. We­ni­ger und we­ni­ger Pfei­le ant­wor­te­ten auf die Ge­wehr­schüs­se der Räu­ber, bis Achmed Zek zu­letzt einen Sturm für er­folg­reich hielt.

Im Lau­fen wei­ter­feu­ernd, stürz­te die Hor­de nach der Ve­ran­da. Ein Dut­zend fiel un­ter den Pfei­len der Ver­tei­di­ger, aber die Mehr­zahl er­reich­te die Tür. Schwe­re Ge­wehr­kol­ben schmet­ter­ten da­ge­gen. In das Kra­chen des split­tern­den Hol­zes misch­te sich der Knall des Ge­weh­res, wenn Jane Clay­ton durch die Pa­nee­le auf den zä­hen Feind schoss.

Auf bei­den Sei­ten der Tür fie­len Leu­te, aber schließ­lich gab die schwa­che Tren­nungs­wand dem wil­den An­sturm der An­grei­fer nach. Sie fiel nach in­nen, und ein Dut­zend fins­te­rer Män­ner bra­chen in den Wohn­raum. Am an­de­ren Ende stand Jane Clay­ton, um­ge­ben vom Rest ih­rer treu­en Be­schüt­zer. Der Bo­den war mit Kör­pern de­rer be­deckt, wel­che be­reits ihr Le­ben für sie ge­las­sen hat­ten. Vor­ne vor al­len an­de­ren stand der rie­si­ge Mu­gam­bi. Die Ara­ber ho­ben die Ge­weh­re, um mit ei­ner letz­ten Sal­ve je­den Wi­der­stand zu bre­chen, aber Achmed Zek schrie ein Ver­bot und die Zei­ge­fin­ger am Ab­zug blie­ben lang.

Nicht auf das Weib feu­ern! schrie er. Wer sie ver­letzt, stirbt! Fangt das Weib le­ben­dig!

Die Ara­ber spran­gen durch das Zim­mer, die Wa­zi­ri be­geg­ne­ten ih­nen mit ih­ren Spee­ren. Schwer­ter blitz­ten, lan­ge Dop­pel­pis­to­len knall­ten tod­brin­gend da­zwi­schen. Mu­gam­bi trieb sei­nen Speer dem nächs­ten Geg­ner durch den Leib, dann ent­riss er ei­nem an­de­ren die Pis­to­le, fass­te sie am Lauf und zer­schmet­ter­te je­dem den Schä­del, der sei­ner Her­rin zu nahe kam.

Durch sein Bei­spiel an­ge­feu­ert, foch­ten die we­ni­gen Ver­blie­be­nen wie wah­re Teu­fel, aber ei­ner nach dem an­de­ren fiel, bis nur noch Mu­gam­bi üb­rig war, um Le­ben und Ehre von des Af­fen­menschen Weib zu ver­tei­di­gen.

Aus der an­de­ren Ecke des Zim­mers be­wach­te Achmed Zek mit sei­ner edel­stein­be­setz­ten Flin­te in der Hand den un­glei­chen Kampf und feu­er­te sei­ne Hä­scher an. Jetzt hob er lang­sam die Flin­te und war­te­te, bis Mu­gam­bi bei ei­ner Be­we­gung so ste­hen wür­de, dass er, ohne das Weib oder einen Ge­fähr­ten zu tref­fen, auf ihn schie­ßen konn­te.

End­lich er­sah er den Au­gen­blick, be­rühr­te den Ab­zug und der tap­fe­re Mu­gam­bi sank ohne einen Laut von sich zu ge­ben vor die Füße Jane Clay­tons.

Im Nu war sie um­zin­gelt und ent­waff­net. Ohne ein Wort schlepp­te man sie aus dem Bun­ga­low. Ein rie­si­ger Ne­ger hob sie vor sich auf den Sat­tel und ritt mit ihr aus der Um­zäu­nung, um auf sei­nen Herrn zu war­ten, wäh­rend die Räu­ber Bun­ga­low und Ne­ben­ge­bäu­de plün­der­ten.

Jane Clay­ton sah, wie die Räu­ber die Pfer­de von der Kop­pel hol­ten und das Vieh von den Fel­dern zu­sam­men­trie­ben. Sie sah, wie al­les, was für die Ara­ber nur den ge­rings­ten Wert hat­te, aus ih­rem Heim her­aus­ge­holt wur­de, sie sah, wie Feu­er an­ge­legt wur­de und wie die Flam­men er­grif­fen, was üb­rig war.

Als dann zu­letzt die Räu­ber ih­rem Grimm und ih­rer Hab­gier Ge­nü­ge ge­tan hat­ten, rit­ten sie mit ihr nach Nor­den da­von, aber sie sah noch den Rauch und die Flam­men zum Him­mel stei­gen, bis der Weg ins Wal­desin­ne­re führ­te, wo das trau­ri­ge Bild ih­ren Au­gen ver­hüllt wur­de.

Als die Flam­men den Wohn­raum er­reich­ten und schon mit gie­ri­gen Zun­gen die Lei­chen der Ge­fal­le­nen be­leck­ten, be­weg­te sich aus der stil­len Ver­samm­lung ei­ner, des­sen Wun­den seit ei­ni­ger Zeit zu flie­ßen auf­ge­hört hat­ten. Mu­gam­bi, den die Ara­ber für tot hat­ten lie­gen las­sen, leb­te noch.

Als ihn die sen­gen­den Flam­men schon er­reich­ten, er­hob er sich un­ter Qua­len auf Hän­de und Knie und kroch lang­sam nach der Tür. Wie­der und wie­der fiel er zu­sam­men, aber je­des Mal raff­te er sich auf, um sei­nen pein­vol­len Weg nach dem ret­ten­den Aus­gang fort­zu­set­zen. Nach ei­ner ihm un­end­lich schei­nen­den Zeit, wäh­rend der die Flam­men am an­de­ren Ende des Rau­mes schon wie in ei­nem feu­ri­gen Schmelzofen ras­ten, ge­lang es dem schwar­zen Rie­sen, die Ve­ran­da zu er­rei­chen. Er roll­te sich die Stu­fen hin­ab und kroch in die si­che­re Küh­le ei­ni­ger na­he­ste­hen­der Sträu­cher. Dort lag er die gan­ze Nacht, bald be­wusst­los, bald wie­der bei schmerz­vol­ler Be­sin­nung. In sol­chen Au­gen­bli­cken sah er mit wil­dem Grimm in die Flam­men, die im­mer noch aus dem bren­nen­den Stall und dem Heu­scho­ber auf­stie­gen. Ein her­um­strei­chen­der Löwe brüll­te in nächs­ter Nähe, aber der rie­si­ge Schwar­ze wuss­te nichts von Furcht. In sei­nem wil­den Her­zen war nur Raum für einen Ge­dan­ken: Ver­gel­tung! Ver­gel­tung!