Relaxed & Stiefmom

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Relaxed & Stiefmom

Stiefmutter sein. Stiefmutter bleiben.

von

Ebony J. Popiolek

Jedes Boot braucht einen Kapitän.

Einen Steuermann.

Und einen, der alles macht:

Die Stiefmutter.

Impressum© 2018 Ebony June Popiolek

Texte: © Copyright by Ebony Popiolek

Umschlaggestaltung: © Copyright by Ebony Popiolek

Foto: Scott Webb, London Photography, unsplash.com

Verlag:

Ebony Popiolek

Raabestraße 10

10405 Berlin

ejp-marketing@livemap.de

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorwort
DIE WAHRHEIT ÜBER STIEFMÜTTER

Meine Geschichte ist nicht anders als andere. Ich lernte einen Mann kennen, der bereits zwei Kinder hatte, wir verliebten uns und wurden ein Paar. Trotzdem ‚wird‘ man eine Stiefmutter (oder ein Stiefvater), man ‚ist‘ das nicht von heute auf morgen.

Ich finde es falsch und bedauerlich, dass immer noch ein großer Unterschied gemacht wird zwischen ‚das erste Mal Eltern werden‘ und ‚das erste Mal Stiefeltern werden‘. Es wird gern behauptet, dass man mehr Zeit habe in seine Rolle als Eltern hineinzuwachsen, wenn man ein Baby bekommt. Weshalb das ‚anders‘ sei, auch irgendwie wertvoller, als ‚plötzlich Stiefeltern‘ zu werden. Ich stelle das in Frage: Wenn zu diesem ‚in die Rolle reinwachsen‘ nämlich gehört, dass man schlaflose Nächte wegen seinem Kind hat, dass man sich hilflos und überfordert fühlt, dass man herausfinden muss: Was braucht mein Kind? Was mag mein Kind? – dann sehe ich da keinen Unterschied. Ich bin drei Jahre nachdem ich Stiefmutter wurde auch ‚richtige‘ Mutter geworden, ich schreibe aus Erfahrung! Natürlich ist die Beziehung zu meiner eigenen Tochter anders, als zu meiner Stieftochter. Aber mein Kind war mir zu Beginn auch fremd. Alles war neu. Ich muss auch heute noch ständig dazulernen, wenn mein Kind sich verändert, muss mich immer wieder neu auf es einstellen. Kinder bedeuten Arbeit. Und wer diese Arbeit investiert, ist Eltern! Ob nun Stief oder Standard macht für mich keinen großen Unterschied. Eine gute Mutter kennt ihr Kind von Geburt an, eine gute Stiefmutter kennt ihr Stiefkind, seit es Teil ihres Lebens ist. Punkt.

Meine Stiefkinder, eine wundervolle Tochter und ein wunderbarer Sohn, habe ich kennengelernt, als sie im Grundschulalter waren. In unseren gemeinsamen Jahren habe ich mit ihnen mehr durchgemacht, als bloß ihre Schulbrote zu schmieren. Ich habe sie verzweifelt erlebt und ängstlich, ich kenne sie frustriert, wütend und rebellisch. Ich habe ihretwegen schlaflose Nächte durchlitten und vor Wut unter der Decke geschwebt! Wir hatten aber auch von Anfang an schöne und liebevolle Momente, die ich alle in meinem Herzen gespeichert habe! Inzwischen sind die beiden Stiefis – so nenne ich sie – erwachsen. Flügge. Gehen ihre eigenen Wege. Ich bin stolz auf sie und freue mich darüber, was für tolle Erwachsene sie geworden sind. Ich bin genauso gespannt darauf, wie ihr Leben weitergehen wird, wie alle anderen in der Familie auch, leibliche Eltern und Großeltern eingeschlossen. Diesbezüglich gibt es bei mir auch keinen Unterschied:

Meine Stiefkinder sind auch meine Kinder!

Tatsächlich war der Weg dahin aber nicht einfach. Als meine Tochter ein Baby war, musste ich mich um sie kümmern. Es gab keine Auszeiten, keine längeren Pausen. Dadurch, dass sie bei mir ist und wir zusammenleben, habe ich jede Minute des Tages die Gelegenheit dazu, „es besser zu machen“. Mit Stiefkindern ist das anders. Stiefkinder kommen aus einem ‚fertigen‘ System, und dieses System wird immer wie ein Feedbacker funktionieren, also immer eine Rückmeldung zu Deinem neuen System geben. Wenn Du etwas ‚falsch‘ machst, hast Du nicht jede Minute des Tages Zeit, es ‚besser‘ zu machen. Und das Echo dessen, was Du ‚falsch‘ gemacht hast, wird Dich aus der Umgebung des Kindes verfolgen. Je weniger Wohlwollen – oder wenigstens Gleichgültigkeit – Dir als Stiefmutter entgegengebracht wird, desto schwerer ist es, Deine Sache gut zu machen.

Doch man darf sich nicht davon entmutigen lassen! Das ist die große Kunst. Wenn Dir Deine Stiefkinder wichtig sind, und wenn Du genau weißt, dass Du wirklich ihr Bestes im Sinn hast, dann musst Du Dir selbst treu bleiben. Welcher Schullehrer lässt sich denn von nervösen oder aggressiven Eltern aus dem Konzept bringen, nur weil das Kind nicht glücklich mit ihm ist? Und mit wem wird sich dieser Lehrer im Falle eines Falles beraten? Mit den Eltern? Oder mit anderen Kollegen, die diese Situation schon erlebt haben?

Die ‚anderen‘ Eltern können unser Freund sein, sie können uns unterstützen und dankbar sein dafür, dass wir ihnen einen Teil ihrer Arbeit abnehmen. Sie können uns aber auch Steine in den Weg legen und uns – und sich selbst - alles schwer machen. Wenn wir nette ‚andere Eltern‘ haben, sollten wir diese ausgestreckte Hand auf jeden Fall ergreifen. Wenn nicht: müssen wir mit der dauernd nach uns schlagenden Hand leben lernen. Wie Lehrer und Kitaerzieher auch.

Ich weiß, dass Stiefelternsein nicht einfach ist. Ich war 21 Jahre alt, als ich plötzlich für zwei Kinder auch Verantwortung tragen musste. Ich habe zu jeder Zeit mein Bestes gegeben und bin überzeugt, dass unsere heutige Beziehung Ergebnis dessen ist. Wir sind irgendwo zwischen Neutralität und Freundschaft angekommen – und ich bin jeden Tag dankbar, dass es meine Stiefis gibt.

WORUM ES GEHEN WIRD

In diesem Buch möchte ich Dir ohne komplizierte Zahlen, ohne schwierige Begriffe und ohne einen Hauch Negativität, möglichst kurz, möglichst viel mit auf Deinen Weg geben.

Ich hoffe, dass unsere Geschichte – die meiner Patchworkfamilie – Dich inspiriert, eure Probleme noch einmal neu zu bewerten, Deine Sorgen zu überschlafen und Deine Erwartungen zu überdenken. Ich hoffe, dass Du Kraft und Mut schöpfst, wenn Du von meinen Herausforderungen liest. Ich hoffe, dass Du schmunzeln musst über meine Beschäftigungstipps und wirklich in Betracht ziehst, ein paar der albernsten umzusetzen! Ich wünsche mir, dass Du an Dich glaubst – auch wenn Dein direktes Umfeld es nicht tut. Und zuletzt möchte ich, dass Du lernst: Du bist NICHT ALLEIN! Fast die Hälfte aller Ehen geht in Deutschland in die Brüche. Eine Vielzahl der so entstehenden 2nd-Hand-Singles geht danach wieder auf den Paarungsbasar und traut sich noch ein zweites (drittes, viertes…) Mal: selbst, wenn Kinder an Bord sind.

Wenn es also ganz Dicke kommt in Deinem Stiefleben: wende Dich an Gleichgesinnte! So wie der Lehrer seine Kollegen um Rat fragt. Wir sitzen alle im gleichen Boot: Wir rudern notfalls für Dich mit!

“When you learn, teach!

When you get, give!” Maya Angelou

Wenn du etwas gelernt hast, bring es (jmd anderem) bei! Wenn du etwas bekommen hast, gib (es) weiter!

1. KAPITEL
WANN IST DER BESTE ZEITPUNKT DIE STIEFKINDER KENNENZULERNEN?

Die Stiefkinder das erste Mal zu treffen ist mindestens genauso aufregend, wie die Eltern des neuen Partners kennenzulernen. Tausend Fragen und Sorgen wirbeln einem durch den Kopf, man hat Angst, einen schlechten Eindruck zu machen und bekommt vielleicht sogar Panik, wenn man generell noch nie mit Kindern zu tun hatte. Das erste Kennenlernen empfinden viele – Eltern und neue Partner – als Lackmustest. Ich bin überzeugt, dass dieser Stress unnötig ist. Mit Kindern ist das Leben häufig wie ein Versuchsaufbau im Chemieunterricht: ein Tropfen zu viel und das Experiment fliegt einem um die Ohren. Das ist kein Weltuntergang, das ist nur das Ende dieses Versuchsaufbaus. Es wird neue geben. Immer wieder. Das ist so, wenn man Kinder hat. Willkommen im ‚wahren‘ Leben!

BEI UNS WAR DAS SO

Unser „Versuchsaufbau“ fand nur wenige Monate nachdem wir offiziell ein Paar wurden statt. Mein Mann wollte, dass ich seine Kinder so früh wie möglich kennenlerne. Wir wohnten damals in einer kleinen Bude – Wohnung konnte man das wirklich nicht nennen – die seine Mutter für uns als Übergangsbleibe organisiert hatte, bis wir eine Wohnung für uns alle vier gefunden hatten. Dorthin brachte mein Mann seine beiden Sprösslinge mit. Zum Glück hatten wir fantastisches Wetter, ein Vorteil, den ich nicht genug betonen kann.

Gutes Wetter ist eine tolle Voraussetzung für das erste Kennenlernen: Spielplätze, Eiscreme, Spaziergänge in Parks und Wäldern geben allen Beteiligten „Fluchtraum“ und die Möglichkeit, auf andere Dinge als das eigentliche Kennenlernen zu fokussieren.

Ich glaube, hätten wir bei Regenwetter in unserer kleinen Butze festgesteckt, wäre dieses erste Kennenlernen nicht so gut gelaufen. Gut heißt in meinem Fall: ein Kind wollte zwar sofort wieder nach Hause („Papa, die sieht voll gruselig aus“), das andere war aber neugierig und wollte bleiben. Nach knapp fünf Minuten brach das Kennenlernen mit Kind 1 (älter) ab, mein Mann willigte ein, es doch wieder zur Mama nach Haus zu bringen. Kind 2 (jünger) hatte die Wahl: mitfahren oder bei dieser Fremden bleiben, bis Papa wieder zurück war. Zu meiner großen Überraschung und Freude, entschied sich Kind 2 zu bleiben. „Kriegst du das hin?“ wollte mein Mann wissen. Und ich behauptete ohne zu zögern: „Ja klar“. Wenige Augenblicke später waren mein neues Stiefkind und ich allein miteinander. Was tun? Ich war einundzwanzig Jahre alt und fest davon überzeugt, dass ich nichts mit Kindern anfangen konnte. Aber die Sonne strahlte und ich wusste, wo in der Nähe ein Spielplatz war: also gingen wir eben spazieren. Das erforderte wirklich kein bisschen Kreativität von mir. Kind 2 machte mir unser Kennenlernen leicht: anspruchslos und sonnigen Gemüts, wurde es schnell zutraulich. Nach einer Runde Fußball im Park und einem Eis, durfte ich es sogar auf den Schultern nach Hause tragen! Es lief alles so gut, dass Kind 2 sogar über Nacht bleiben wollte, sich von mir aus einem Kinderbuch vorlesen ließ und zwischen mir und seinem Vater einschlief!

 

Ich gebe zu, dass da schon ein bisschen Glück im Spiel gewesen sein könnte. Aber nicht nur! Auch meine Bemühungen herauszufinden, was mein neuer Schützling wohl mochte (Fußballspielen, Eiscreme), eine gewisse Lockerheit und die Fähigkeit, viel zu erzählen, wenn der Tag lang ist: das alles spielte mit! Wichtig ist die Themen Trennung und “das andere Zuhause“ auszuklammern. Erzähl lieber von Dir selbst, wenn Dir nichts anderes einfällt – von Deiner Arbeit, Deinen Hobbys und Deiner Kindheit.

Kinder mögen es nicht ausgefragt zu werden. Erzähl lieber von Dir selbst.

Wichtig für ein entspanntes Miteinander ist es, dass Du eine tragfähige Beziehung zu Deinem Schützling aufbaust. Themen, wie „Meine Eltern haben sich auch getrennt“ sind dafür (ganz zu Beginn) völlig ungeeignet. Versuch Gemeinsamkeiten herauszustreichen, etwa Sportlichkeit, wie „Du spielst Fußball? Ich bin früher Skateboard gefahren. Dabei habe ich mir mal das Schienbein gebrochen.“ Sei nett und aufmerksam, versuch Dir zu merken, was das Kind mag und was nicht. Und vor allem: Arbeite im Team! Es nützt überhaupt nichts ihm Deinen Willen oder ‚Deinen Plan‘ aufzwingen zu wollen. Sprich: Du willst in den Park, das Kind will aber lieber zuhause bleiben? Dann stell Dich darauf ein. Vielleicht hat es Angst sich mit Dir vom sicheren Hafen wegzubewegen. Vielleicht ist es ein Bewegungsmuffel. Vielleicht will es Dir die Dinge aber auch nicht zu leichtmachen. Ein “Nein” kann viele Gründe haben. Wenn Du also wider Erwarten im Haus ‚festsitzt‘, dann musst Du Dir dafür eben Strategien überlegen. Wichtig ist, dass Du nicht verzweifelst.

Kinder sind wie Tiere:

Sie können Deine Unsicherheit wittern!

Dein Job ist, dafür zu sorgen, dass dem Kind nichts passiert, dass es bei Dir sicher ist, dass es bei Dir keine schrecklichen oder traumatisierenden Dinge erfährt („Weißt du eigentlich, warum deine Eltern sich getrennt haben? Also das war so…“) und dass es Dich langsam, Stück für Stück, kennenlernt. Wenn das Kennenlernen mit einem Kind sofort klappt: Toll! Dann hast Du schon viel geschafft und das macht das Überwinden zukünftiger Hürden leichter. Erinnere Dich stets in Dankbarkeit daran, was für einen riesigen (!) Vertrauensvorschuss Du einfach so von diesem Kind bekommen hast. Wenn es mit einem Kind aber nicht sofort klappt: Nimm es nicht persönlich!

Du bist keine Tüte Gummibärchen!

Aus Kindersicht gibt es keinen Grund, sich sofort auf Dich zu stürzen.

Am besten, du hakst die Erfahrung „Hat beim ersten Mal nicht geklappt“ einfach ab und schaust, wie es die nächsten Male läuft. Du wirst schon lernen – glaub mir – was euch im Weg steht, und dann hast Du die Chance, an diesem ‚Etwas‘ zu arbeiten. Solange ihr an diesem Punkt nicht seid: bau keinen Druck auf!

Im schlimmsten Fall werdet ihr einander nie nah sein. Auch damit musst Du leben.

Akzeptiere, dass Du im Leben Deines Stiefkindes im schlimmsten Fall nur einen Duldungsstatus erlangen wirst. Mach Deinem Stiefkind dafür keine Vorwürfe.

Du steckst nicht in seiner Haut.

Leb Dein Leben und bleib Dir selbst treu. Man kann nicht von allen gemocht werden.

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