Buch lesen: «Himmel und Hölle so nah»

Schriftart:

E. W. Schreiber

Himmel und Hölle so nah

Ein Leben. Drei Nahtoderfahrungen. Und das Geheimnis gut sterben zu lernen, um gut leben zu können.

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

PROLOG

Alles was bleibt

Mehr als die Summe aller Einzelteile

Die dimensionenübergreifende Perspektive

Vorgeschichte und Erste Nahtoderfahrung/en

Die unkonditionierte freie Sterbeerfahrung

Der Tunnel – Die vierdimensionale erste erdnahe Übergangsebene

Die Existenz der geistig spirituellen Identität im Alles und Nichts

Geistiges und materielles Welt-Menschenbild

Vorgeschichte zur zweiten Nahtoderfahrung

Die zweite Nahtoderfahrung

Fazit der zweiten NTE

Nackt und echt

Die Zeit nach dem Suizidversuch

Ein ganz spezielles Verhältnis mit dem Tod

Vorgeschichte zur dritten Nahtoderfahrung

Urosepsis – Septischer Schock Definition

Die dritte Nahtoderfahrung

Erster Szenenwechsel und Erfahrung der multidimensionalen Ebenen des Seins

Erfahrung der multidimensionalen Ebenen des Seins

Zweiter Szenenwechsel und Rückschau spezieller Lebenssituationen

Die Quintessenz der ersten Nahtoderfahrung

Dritter Szenenwechsel. Das Hologramm in der dritten Nahtoderfahrung

Sofortiges Erleben von Gedanken- und Bewusstseinskonstrukten

Ordnung ohne Worte

Durch Rückführung die Todesangst besiegen

Telepathische Kommunikation

Und Jesus lachte

Erste Heilung

Die Liebe als Bindeglied und Mittelpunkt

Das schwarze Loch

Das Trauma der Höllenerfahrung

Schuldfrage

Ein starkes, intensives, lebendiges, selbstbestimmtes Leben

Wer bestimmt, was einem bestimmt ist?

Die Entscheidung

Der letzte Wunsch

Zweite Heilung

Kein Abschied für immer

Weltbilder

Brainwave Entrainment – Bewusstseinsspektren

Was der Tod mich lehrte

Bewusstsein, das sich selbst reicht

Impressum neobooks

PROLOG

Welchen Sinn macht es ein weiteres Buch über Nahtoderlebnisse ( NTE ) zu schreiben, wenn wir mittlerweile wissen wie individuell verschieden ein jedes Lebewesen den Prozess des Sterbens wahrnimmt und erlebt. Es gibt keine allgemeingültige Wahrheit was mit uns geschieht, wenn wir Menschen das Zeitliche segnen. Und dennoch wollen wir Menschen den Tod begreifen, ihm den Stempel des Kollektivs aufdrücken, ihn vereinheitlichen, damit wir vorbereitet sind, wenn es soweit ist. Indem wir den Sterbeprozess katalogisieren, ihn einzuteilen versuchen, sezieren wir den Sterbevorgang, zerlegen ihn in immer kleinere physiologisch und psychologisch nachvollziehbare Einzelteile und Bestandteile und verabsäumen dabei anzuerkennen, dass der „Blick durch den Schleier“, oder wie auch immer man diesen besonderen Weg benennen mag, mehr ist als die Summe seiner Einzelteile.

Der Vorgang des Sterbens ist ein beseelter, durch und durch individuell einzigartiger, überaus lebendiger bewegter Weg der eigenen Wahrnehmung, der weder von einem selbst noch von einem anderen Individuum ein weiteres Mal genauso wiederholt und erlebt werden kann.

Sinn und Zweck dieses Buches ist, mein Versprechen an die geistige Welt einzulösen, meinen eigenen sehr individuellen Weg meiner mehrmaligen Nahtoderfahrungen ( NTE) verständlich und nachvollziehbar zu umschreiben, indem ich mit Worten zu formulieren versuche, was nur sehr schwer in Worte zu fassen ist.

Im Großen und Ganzen werden die Erfahrungen hinter dem Schleier als „himmlisch und lichtvoll“ beschrieben. Doch meist wird ein ganz bestimmter fünfdimensionaler Zustand (außer Raum und Zeit) gezeichnet, der uns zeigen soll, dass wir alle gleich und eins sind. Dass es keinen Unterschied gibt zwischen dir und mir. Dass es keinerlei Verzeihung mehr benötigt, weil es nichts mehr zu verzeihen gibt. Von einem universellen Bewusstsein wird berichtet, der Erleuchtung, eingebettet in universeller Liebe, und dem Gefühl, aus einem tiefen Traum erwacht zu sein. Aber es gibt auch die anderen NTEs. Jene, die von Höllenerfahrungen berichten, die nichts über „himmlische“ Zustände wissen, sondern von Schmerz und Leid erzählen, die als Hölle bezeichnet werden, weil sie unendlich qualvoll und endlos traurig sind. Beide Zustände sind mir wohlbekannt. Seit meiner zweiten NTE, die eine Höllenerfahrung war, bemühe ich mich den Weg der Befreiung hin zur himmlischen Erfahrung ganz bewusst, noch im Leben, zu gehen.

Nahtoderfahrene Menschen sprechen vom Himmel nicht mehr bloß als Potential, sondern als bereits erreichtes Potential. Doch diese Stufe, Potential zu begreifen, ist die erste von vielen weiteren. Das höchste Wissen, das höchste Erkennen wird nie verstanden und nie erkannt, nie erreicht werden, denn das Universum ist endlos. So auch die Lernmöglichkeiten, nicht nur hinter dem Schleier. Wenn wir nicht offen bleiben, weiter zu lernen, weiter zu gehen, erneut über die Grenzen unserer Begrenztheit zu schauen, begrenzen wir uns erneut. Offen und hingebungsvoll das Leben und die verschiedensten Formen von Leben außerhalb der Verkörperung anzunehmen, ist der weiterführende Weg zur Vervollkommnung. So lesen und erfahren wir von jenen, die durch eine NTE Erkenntnis erlangt haben, dass wir bereits vollkommen sind und es nicht erst werden müssen.

Befriedigt dich das? Bist du zufrieden mit dieser Aussage, die ich natürlich nur unterstreichen kann? Mal Hand aufs Herz, verstimmt es dich nicht manchmal, davon nur zu hören, zu hören, dass andere Menschen diese Erfahrung machen durften und du nicht? Vielleicht bist du auch dankbar für die vielen Berichterstattungen und du fühlst dich besser, weil du jetzt weniger ängstlich deiner Zukunft und dem Sterben an sich entgegenblicken kannst. Aber du würdest dennoch gerne selbst erfahren und erleben was das heißt, bereits vollkommen zu sein, nicht wahr? Du willst wissen wie es sich anfühlt, wovon alle Nahtoderfahrenen berichten, willst wissen wie man seinem größten Feind vergibt, wie es sich anfühlt keinerlei Vergeltung, keine Rache und nur Mitgefühl und Liebe zu empfinden. Willst du nicht auch spüren wie es sich anfühlt nie wieder getrennt, sondern eins zu sein mit jenen, die du liebst? Und was ist mit jenen, die du noch gar nicht kennst? Willst du nicht auch ganzheitlich spüren was es bedeutet keine einsame Insel, sondern ganz und mit jedem Lebewesen, dem Universum verbunden zu sein? Weißt du, und da bin ich ganz ehrlich zu dir. Als Nahtoderfahrene bin ich auch deshalb jedes Mal zurückgekehrt, weil ich all das auch erst zur materiellen Verwirklichung bringen lernen muss. Wir kommen zurück, weil wir etwas erfahren durften, das nicht nur uns selbst, sondern auch anderen Menschen, und wir sind ja alle auf dem Weg, weiterhelfen könnte, uns weiter zu entwickeln. Uns darauf hin entwickeln zu können, dieses immense Potential, von dem berichtet wird, hierher in die Materie zu bringen – das ist das nächste Ziel auf unserer Reise. Es gibt für uns alle gewisse Punkte, Stopptafeln, die für uns alle gelten, aber diese Punkte stehen bei jedem auf einem anderen Platz, auf einem anderen Posten. Das Tempo und wie schnell wir den nächsten Punkt erreichen wollen, obliegt jedem selbst. Erreichen werden wir diesen nächsten Posten alle. Auf linearer Ebene wird es irgendwann sein. Diese Stopptafel, die die nächste Zielposition anzeigt, liegt in der fünften Dimension (außer Raum und Zeit) und diese Dimension besagt, sobald du dein Bewusstsein so hoch schwingen lassen kannst, dass du jetzt gerade, nicht irgendwann, bereits das bist, wohin du dich auf dreidimensionaler Ebene bewusst seinsmäßig hin entwickeln willst. Um es ganz einfach auszudrücken. Wir sind Erstklässler und hören von jenen, die soeben die vierte Klasse abgeschlossen haben, was sie alles wissen. Und wenn diese uns dann auch noch sagen würden, „Hey, macht euch nichts daraus, ihr alle habt doch auch das Potential in euch. Ihr alle seid doch schon das, was wir sind, und ihr habt alles in euch, was auch wir in uns haben.“ Ernsthaft! Es ist gut und schön davon zu hören, dass es so ist, aber ich kann damit rein gar nichts anfangen. Ich könnte allerdings etwas mehr mit dieser Aussage anfangen, wenn mir einer der Nahtoderfahrenen erklären und zeigen würde, was genau er meint und wie genau ich das mit meinem begrenzten Wissen als Erstklässler umsetzen könnte, damit ich auch begreife und bewusst wahrnehmen kann, wovon mir berichtet wird. Zudem wäre ich unendlich froh, wenn mich dieser auf meinem Weg hin zur vierten Klasse durch die nächsten Klassen begleiten würde. Genauso erging es mir mein Leben lang. Auch wenn ich meine ersten NTEs schon sehr früh in meinem Leben machen musste, so hätte ich dennoch einen Menschen benötigt, der mich wenigstens ein klein wenig versteht. Da ich keinen Menschen hatte, der mich begleitete, hatte ich Geistführer um mich, aber das Erleben am eigenen Körper, die Erfahrung auf weltlicher Ebene selbst zu machen, blieb mir nicht erspart.

Solange wir uns in den ersten Klassen wiederfinden, fühlen wir uns allein, als einzelner Schüler, als Individuum, getrennt von den anderen. Sind wir der Volksschule entwachsen, haben keine der Klassen übersprungen und beherrschen den Lehrplan, so erkennen und fühlen wir uns als zusammengehörig, als eins, als eine Klassengemeinschaft, in der wir früher als Individuen galten, aber jetzt nicht mehr auseinanderzuhalten sind und auseinanderdividiert werden können. Verstehst du?

Nahtoderlebnisse und die Berichterstattungen derselben sind in vielerlei Hinsicht metaphorisch als Viertklässler-Erfahrungen zu sehen. So gibt es welche, die als erst, zweit oder Drittklässler das eine oder andere Mal einfach nur einen Sprung in der vierten Klasse vorbei schauten und einige kurze prägende Erfahrungen und Erlebnisse mit den Viertklässlern teilten, und wieder andere blieben etwas länger und konnten dadurch etwas mehr erzählen, je nachdem in welcher Klasse in welchem Bewusstsein sie sich im weltlich realem verkörperten Leben befanden. Wir werden nur das wiedergeben und im Leben umsetzen können, wie weit unser jeweiliges Bewusstsein reicht.

Im verkörperten Zustand ist es mir nicht möglich, all dieses Potential hier eins zu eins durch den Äther in die Materie zu bringen. Es ist mir schon viel geglückt und ich lerne fleißig. Mir ist es wichtig den „WEG“ dazwischen zu zeichnen. Den Weg, den wir alle gehen müssen. Und darüber echt und authentisch zu berichten, dass ich den „Himmel“ nur erreichen konnte, weil ich den Weg auch gegangen bin, ihn noch immer gehe, aber auch weiß, dass dieser nach der vierten Klasse nicht zu Ende ist, sondern einfach eine neue und nächste Dimension darauf wartet gelebt und entdeckt zu werden.

Ich versuche keinen wissenschaftlichen Beweis anzutreten, in welche Kategorie NTEs einzuteilen sind. Ob Menschen mit NTEs einfach einer Laune der Natur folgen, einem neurologischen, physikalischen Überbleibsel auf den Leim gehen, sich einer Halluzination hingeben oder aber tatsächlich einen Dimensionenwechsel erleben, der einem unweigerlich die eigene Wahrheit erkennen lässt und ein Weiterleben nach dem Körpertod bestätigt.

Wer also einen wissenschaftlichen Beweis in meinen Worten sucht, wird vergeblich danach suchen. Vielleicht mag es diesen eines Tages geben, vielleicht aber auch nicht. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, diesen Beweis anzutreten. Die Quantenphysik wie auch die Neurowissenschaft ist bereits auf dem besten Weg, diesen zu erbringen. Meine Aufgabe besteht darin, zu schreiben. Zu schreiben, was ich erlebt habe und das „den Himmel zu betreten und zu erleben“ als Potential in uns allen angelegt ist.

Im universellen Verständnis ist jegliche Zeit JETZT. Daher berichten viele über dieses Potential als Jetzt-Erfahrung. Und so mag es auch sein.

Als verkörperte Menschen mit dreidimensional eingeschränktem Bewusstsein bewegen wir uns im höherdimensionalen Raum. Der Sphären, die raum- und zeitlos existieren, sind wir uns allerdings nicht gewahr. Wir Menschen bewegen uns hier auf der Erde und hier erleben wir wie träge Materie ist. Wir erleben „Den WEG“, der erst zur höheren Bewusstheit führt.

Mir ist es seit meiner dritten NTE ein großes Anliegen, nicht nur die Botschaft „aus den höheren Ebenen“ weiter zu geben, sondern auch den dreidimensionalen Weg zu umschreiben, der individuell zu gehen ist, um die Lektion, die unzählige Nahtodberichte vermitteln, im verkörperten Leben auch leichter verstehen und umsetzen zu lernen.

Ich bediene mich keiner Bewertung, sondern gebe nach besten Wissen und Gewissen meine Erfahrungen wieder, die ich während meiner mehrmaligen Nahtoderlebnisse machen durfte, und wie sich diese auf mein Leben, meine Genesung und meine weitere Entwicklung ausgewirkt haben. Ich gebe wieder, welche Wahrheiten mir in meinen NTEs mitgeteilt wurden, weshalb ich das Leben lebte, das für mich bestimmt war. Warum ich vier Jahrzehnte benötigte, um zu lernen mich von gesellschaftlichen und religiösen Konditionierungen soweit zu befreien, dass ich mein wahres Selbst erfahren und mich befreien konnte.

Mich in mir selbst mit eindeutig geistiger Ausprägung zu stabilisieren, unabhängig davon, was das westliche materiell geprägte Gesellschaftssystem erwartet, war ein sehr steiniger Weg, der von Unverständnis, Ignoranz, Intoleranz und Diskriminierung gepflastert war. In meinen mehrmaligen NTEs erfuhr ich alles Wissenswerte, das ich für meine Existenz benötigte, alle Liebe, die mir im Leben vorenthalten wurde, innere wie äußere Heilung, die Lösung von schwierigen, ganz persönlichen geschichtlichen Hintergründen und die bewusste Befreiung von lebenslang anhaltendem Trauma und Leid.

Für jene, die eine NTE am eigenen Leib erlebt und erfahren haben, braucht es keinen wissenschaftlichen Beleg, da ein derartiges Erleben jeglicher Wissenschaft den Rücken kehrt, sie entbehrlich macht. Das Leben, die Genesung, das Ausmaß an plötzlicher Bewusstwerdung, ja die Entwicklung an sich, die man am eigenen Leib erfährt, ist und bleibt Beweis genug, um zu akzeptieren, dass unser Verstand seine Grenzen hat zu verstehen, dass es an unserem individuell entwickelten Bewusstsein liegt, ob wir uns im Leben bereits als tot und unfrei wähnen oder im Tod unsere ureigene Freiheit und Unsterblichkeit entdecken.

In jenem Moment, in dem wir durch den Schleier blicken, erkennen wir eine größere Wahrheit, erfahren wir eine höhere Wissenschaft, die fernab materieller Denkstrukturen und Bewertungsmechanismen immerfort existent ist.

Dem Bewusstsein ist es gleichgültig, ob wir uns dies bewusst sind oder nicht. Es macht allerdings einen gravierenden Unterschied im Erleben des eigenen Lebens, ob wir bewussten Zugang zu diesem höheren Bewusstsein haben oder nicht.

Von diesem Bewusstsein und wie es mir bewusst, vor allem aber während meiner Nahtoderlebnisse bewusst gemacht wurde, um es in mein Leben zu integrieren und damit umgehen zu lernen, möchte ich dir, liebe Leserin, lieber Leser, nun gerne erzählen.

Herzlichst, E.W. Schreiber

Wir sind keine Menschen,

die eine spirituelle Erfahrung machen,

sondern wir sind spirituelle Wesen,

die erfahren Mensch zu sein!

Pierre Teilhard de Chardin

Alles was bleibt

Das ich erstmals ein Buch über Nahtoderlebnisse schreibe, liegt an der Tatsache, dass ich mich von Anbeginn meines Lebens viel öfter um das Thema Tod kümmern musste als um das Leben selbst. Ich musste lernen „gut zu sterben“, damit ich überhaupt im Ansatz ein gutes, bereicherndes, liebevolles und glückliches Leben leben konnte. In meinem Leben sattelte ich das Pferd sozusagen von hinten auf. Vom Tod zum Leben, nicht umgekehrt. So nehme ich meist fünfdimensional anstatt dreidimensional wahr, was mir mein Leben nicht unbedingt erleichtert.

Das geistige Wesen des eigenen Seins so gut zu kennen, auch wenn man es sich gezwungenermaßen aneignen musste, weil man sonst nicht überlebt hätte, ist keine psychische Entgleisung, kein Schaden oder gar psychische Störung, wie sie überaus gerne von dreidimensional ausgerichteten Fachleuten diagnostiziert wird. Es ist eine Ressource. Eine Ressource, die über den Tellerrand zu blicken vermag. Eine Ressource, die anderen, die dies nicht vermögen, Angst einjagen kann. Eine Ressource, die von der Unendlichkeit der Seele erzählt und die die Kraft besitzt, eingeschweißte Wertvorstellungen und Weltanschauungen für immer ins Wanken zu bringen.

Diese weiter zu geben, sie weiter zu vermitteln an meine Kinder und jene, die Interesse bekunden, erfahre ich nunmehr, da ich nicht mehr dagegen ankämpfe, als große Freude, als eine meiner Aufgaben in diesem Leben und als große Gnade.

Alles was bleibt ist Liebe. Alles was ist ist Liebe und alles was war und je sein wird ist Liebe. Liebe ist ganz. Sie ist nicht bewertbar. Wer sie zu bewerten versucht, verliert die Liebe, verliert sich selbst und wird ihr nachjagen, solange, bis er sie erneut zu fassen kriegt. In dem Moment aber, in dem man glaubt, dass man sie hat, entgleitet sie einem auch schon wieder. Wie Sand rieselt sie einem durch die Finger.

Es klingt wie eine abgedroschene Floskel, das Geplänkel über die Liebe, was sie ist und was sie sein soll, woher sie kommt und wohin sie geht, wenn wir sie verloren glauben. Aber es ist wahr! Für mich ganz persönlich ist Liebe das Einzige, das mich niemals betrogen hat. Liebe ist das Einzige, das je bestand hatte in meinem Leben und es ist die Liebe, die allem und jeder Sache ihren Wert verleiht. Sie hängt sich nicht daran auf, ob sie nun materiell zum Vorschein gelangen darf oder ob sie im Hintergrund die Fäden spinnt. Sie ist dimensionenübergreifend, immer und zu aller Zeit an jedem Ort vorhanden. Sie will nichts und sie versucht nichts. Sie bewertet nichts.

Sie ist einfach. Aus ihr entspringt jeglicher Impuls, jeglicher Quell, der Leben möglich macht.

Wie wir Menschen allerdings mit dieser Liebe umgehen, ob wir Liebe erkennen, ob wir sie nützen, objektivieren, sie in unser Denken, in unsere Handlungen miteinbeziehen, sie vergeistigen oder aber als gefährliches Laster mit Suchtpotenzial einstufen, wird unser individuelles Bewusstsein entscheiden.

Liebe ist Liebe, und was wir aufgrund unseres Bewusstseinszustandes aus ihr zu machen versuchen, wird unser Leben, aber auch unser Sterben, massiv beeinflussen.

Es ist nicht die Liebe, die uns beeinflusst, es ist unsere individuelle Bewertung und Einschätzung über die Liebe und wie Liebe zu sein hat, was uns glücklich oder unglücklich, sehnsüchtig, erfüllt, einsam fühlen und sein lässt, oder ob wir uns doch als Teil des Gesamten und dadurch statt einsam als gemeinsam atmend, lebend erkennen und unsere Psyche und unseren Geist danach ausrichten.

Ich kann im Sterben das pure Leben erfahren, ohne dem Tod Sinn abtrotzen zu wollen und im Leben in jeder Sekunde, die vergeht, Angst und Panik vor dem jähen Ende der totalen Vernichtung spüren und so dem Tod stets näher als dem Leben sein, obwohl ich mitten im alltäglichen Atmen bin. Welchen Sinn mein Atmen dann noch hat, bestimme ganz alleine ich selbst, mit und durch meine Einstellung dazu, wie ich Leben und Tod definiere bzw. welche Macht ich diesen beiden Zuständen gebe. Leben und Sterben sind ein und dasselbe. Du magst mir jetzt widersprechen und sagen: „Nein, niemals! Dies sind zwei grundlegend verschiedene Dinge.“

Nun, für mich ist es ein und dasselbe. Es sind nur die verschiedenen Möglichkeiten, die darin enthalten sind, die es unterschiedlich in seinem Erfahrungsspektrum auf materieller Ebene machen, das ist alles. Leben und Sterben. Wenn wir diese Zustände wertfrei und hingebungsvoll erfahren, erkennen wir, dass sie eins und nicht voneinander zu trennen sind. Unser Verstand trennt sie und macht sie dadurch zu Feinden, zu Gegnern, treibt einen trennenden Keil in ihre wahre Substanz.

Wertfreies, bewertungsfreies Erleben bringt uns Menschen an jenen Punkt in unserer Entwicklung, den wir als wahres Selbst kennen und als Erleuchtungsmoment erleben. Denn außerhalb jeglicher Bewertung und Rollenidentifizierung erkennen wir erst unsere wahre Identität, die fernab jeglicher Rollen existent ist. Wer also der Substanz, in welcher Begrifflichkeit auch immer wir sie darstellen wollen, sei es nun Sterben oder Leben, wertfrei begegnen kann, wird im Sterben dem puren Leben begegnen und im Leben in jeder Sekunde neu sterben lernen. Ständiges Leben und Sterben im Jetzt-Moment.

Der Mensch, der wertfrei zu sterben und zu leben versteht, lebt im JETZT. Nicht irgendwann. Nicht gestern, nicht morgen. Er lebt jetzt, augenblicklich, ist sich des Jetzt-Momentes in all seiner Vielfalt gewahr. Er weiß, in dem Moment, in der er seinen Atem wahrnimmt, ist er auch schon wieder Vergangenheit. Ihm ist bewusst, dass er immer nur in einer Zeit existieren kann und diese Zeit ist jetzt. Denn gestern war und ist bereits gestorben. Und morgen kommt, ist weder in der Vergangenheit existent, da die Vergangenheit ja bereits tot ist, noch jetzt erlebbar. Wenn dann das Morgen kommt, erlebe ich das, was ich gestern noch als Morgen deklariert habe, als Jetzt. Es gibt also nur das Jetzt. Und im Jetzt bin ich immer alles gleichzeitig.

Die Frage, die ich mir stellen sollte ist, was möchte ich jetzt zum Ausdruck bringen und welche Möglichkeiten habe ich, um meinem wahren Selbst im Jetzt Ausdruck zu verleihen? Die Umstände zeigen, welche Möglichkeiten des Ausdrucks mir im JETZT möglich sind und diese bestimmen, inwieweit ich Materie dazu nützen oder nicht nützen kann, um mich zu erfahren und der Außenwelt mitzuteilen.

Im Gestern zu verweilen ist ein Umstand, den sich der Verstand einbildet, damit ich gewisse Erfahrungen machen kann. Mein Verstand gaukelt mir ein Jetzt-Erlebnis vor, indem ich Vergangenes ins Jetzt schleuse. Dabei wiederholt sich der vergangene Zustand im Jetzt und erlaubt mir immer und immer wieder dasselbe zu erleben. Ob dies nun eine schöne oder schmerzhafte Erinnerung ist, sei jetzt dahingestellt, Fakt ist, es ist bereits erlebt, schon vorbei, nichts Neues. Ich kann das alte Erlebte allerdings neu erleben, in dem ich wertfrei darauf zurückgreife und somit dem Erleben eine andere Tiefe, ein anderes Gefühl einpflege, es in seiner Urstruktur und wie ich das Erlebte eingeordnet habe, verändere. Genauso ergeht es mir, wenn ich positiv in die Zukunft schaue. Ich werde positivere Wahrnehmungen erleben, weil ich ein und dieselbe Erfahrung mit positiver Einstellung positiver wahrnehmen werde. Oder ich kann mich generell darin versuchen, verstärkt den Jetzt-Moment zu erleben. Die Bandbreite des Erlebbaren wird hier allerdings die größte sein.

Genauso erfahren wir den Sterbeprozess anhand unserer grundlegenden Einstellung. Erlebe ich im Moment des Sterbens angstvolle Gefühle und Glaubensstrukturen, die mich an Vergangenes erinnern, wird mein Sterbeprozess angstbesetzt sein und mein Bewusstsein mit Angst im Jetzt durchfluten. Und weil einem im Sterbeprozess nur wenig Möglichkeiten bleiben eine materielle Ausdrucksform zu benutzen, um sich bemerkbar zu machen und/oder am letzten Drücker umzulernen, dass Materie nur Mittel zum Zweck ist Bewusstsein neu auszurichten, verbleibt das Bewusstsein in Angst. Ein Bewusstsein, das von Angst durchdrungen ist, ist ein denkbar niedriges Bewusstsein und in seiner Dichte sehr schwer.

Weil das so ist und weil die Möglichkeit materiell weiter zu lernen ausbleibt, bekommt man ein riesengroßes Problem, das vorab noch nicht da war. Nämlich, dass man jetzt tatsächlich keine Möglichkeit der materiellen Umsetzung mehr hat.

Wie z.B. ein Apfel, den man sich geistig in allen Farben und Formen ausmalen und schmecken kann, wie sich seine Süße und Saftigkeit anfühlt, wie es sich anhört sobald man ihn anbeißt oder wie einem der Obstsaft über die Lippen rinnt, ob süß oder sauer, die Vorstellung ist perfekt. Was bringen einem all diese Fertigkeiten des Geistes und der Seele, wenn wir diese nicht dafür nützen können diese Vorstellungen materiell zu erleben? Wir niemals diesen wunderbaren Apfel physisch schmecken und in unseren Händen halten können?

Genauso bringt der Sterbeprozess sowie jeder Moment des Lebens jeden Menschen zu jeder Zeit in jedem Raum zu der gleichen Herausforderung. Unsere Wahrnehmungen mögen allesamt verschieden sein und keine einzige wird einer anderen je ums Haar gleichen, aber eines haben wir allesamt gemeinsam. Diesen Prozess Bewusstsein zu erlangen, wer wir in Wahrheit wirklich sind, ist unser aller Aufgabe, der wir weder im Leben noch im Sterben entgehen können.

Wir können diesen Prozess nur individuell erfahren, weil wir auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen dem Leben und dem Sterben begegnen. Daher sind diese Szenarien in ihrer Natur auch so unendlich gerecht und uneinheitlich individuell ausgerichtet. Gerecht daher, weil wir vor allem im Sterbeprozess erfahren, wie hoch die Latte bei uns selber liegt. Was Bewertung und Unfreiheit angeht. Wie weit wir Liebe erfahren und geben können und wie tief und ehrlich wir Liebe tatsächlich in Materie umwandeln können. In der Liebeserfahrung können wir erst begreifen, wie liebesfähig wir wahrhaft sind, denn in ihr erfahren wir, wie weit wir wertfrei annehmen, genießen und uns hingeben können. Dabei spielt es keinerlei Rolle mehr, in welcher Sache oder welcher Person. Es ist eine ganzheitliche Erfahrung, die uns vor Augen führt, wie weit wir in unserer eigenen Liebesfähigkeit bereits gekommen sind und ob wir wahrhaft zu lieben im Stande sind. Und überall dort, wo wir es noch nicht sind, werden wir unweigerlich auf uns selbst zurückgeworfen, indem wir verstehen, wo wir noch nicht gelernt haben wertfrei zu sein, wo wir noch immer urteilen und Trennung verbreiten. Ob man dies im Leben oder im Sterben erfährt spielt keine Rolle.

Der einzige Unterschied besteht in der Möglichkeit im Leben auf mehr materielle Ressourcen zurückgreifen zu können, um die Umsetzung von Liebe vorantreiben und körperlich erfahren zu können. Daher hören wir oft von Nahtoderfahrenen, dass sie ihr Leben um hundertachtzig Grad geändert haben.

Viel mehr im Moment, im Jetzt leben, einer Bewertungsgesellschaft nichts mehr abgewinnen und ein redlicheres, liebevolleres, aber vor allem sinnbezogeneres Dasein führen als zuvor. Der alte Trott wird abgeschüttelt, alte ausgetretene Pfade verlassen, um der Liebe im Leben neu zu begegnen, immerfort, wissend um die Kostbarkeit der geschenkten Zeit, die jeden Moment auch Sterben bedeutet. Die Illusion zeitaufhebend leben, ein wundervolles Erleben!

Welch ein Reichtum, dies zu verstehen und in jeder Pore seines Körpers verankert zu wissen, dass es nie niemals ein endgültiges Sterben geben kann, da jeder Sterbemoment einen Geburtsmoment beinhaltet. Wer diese dualen Gegensätze bewertet, wird daran zugrunde gehen, wer sie als eins und zusammengehörig begreift und danach lebt, existiert ewig.

Dieses Ewigliche zu begreifen, erfährt der Mensch dann als Freude. Als unbeschreibliche Freude und Dankbarkeit. Dies sind zwei unbestreitbare Komponente, die Liebe in sich birgt.

Bewertung macht unfrei und unglücklich, schafft Krieg und Zerstörung, weil Bewertung immer gegen die Natur angeht, alles natürlich Zusammengehörige in seiner Grund- und wertfreien Form hinterfragt, auseinander dividiert, voneinander trennt und als besser oder schlechter und demnach als nicht gleichberechtigt ansieht.

Und wer im Leben nicht lernt die Natur als das zu schätzen was sie ist, nämlich ganz und vollständig, wird es im Tod lernen müssen. Die Bewertung ist es, die uns das Leben und das Sterben zur Hölle macht.

9,99 €