Emotion & Depression: Quintessenz und Prävention

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Emotion & Depression: Quintessenz und Prävention
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Quintessenz* und Prävention

Über den Tellerrand hinaus

Emotion & Depression

Von Dr. med. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich

Band 2 der Präventions-Buchreihe

Lese-Tipps:

Quintessenz und Prävention Gehirn-Ernährung (Band 1)

Quintessenz (von lateinisch quinta essentia, „das fünfte Seiende“) ist im übertragenen Sinne das Wesentliche, das Hauptsächliche, das Wichtigste. Ursprünglich wurde die quinta essentia von dem griechischen Philosophen und Naturforscher Aristoteles in Form des Äthers den vier Elementen hinzugerechnet.

ISBN: 9783955777272

Inhalt

Depression ist ein Überschwang der Gefühle - leider in die falsche Richtung

Fehlendes Kontroll-Hormon

Doppelstrategie bei Depression & Schlafstörung

Interview: Chronobiologisch die Depression behandeln

Eine einzige Kapsel morgens… und das Leben wird schön!

Welche Chancen bietet die Chronobiologie bei Depression?

5-HTP: Die Smiley-Substanz

Zitat

Jetzt zu kaufen: Das Einstein-Hormon

Gehirnleistung und Sexualität: Biologische Parallelen?

Phosphatidyl-Serin, ein Zungenbrecher, den man sich merken sollte

Besser hören, besser sehen

Wissenschaft populär: Erkenntnisse aus der Forschung über Emotion & Depression

Depression ist ein Überschwang der Gefühle - leider in die falsche Richtung

Jetzt hilft Chrono-Medizin mit Substanzen im richtigen Augenblick

Der Begriff Emotion wurde im Jahre 1579 geschaffen, durch das französische Wort für aufwühlen, erregen, èmouvoir. Doch Vieles lässt vermuten, dass es bereits in den Anfängen der menschlichen Sprache früheste Vorläufer von Bezeichnungen für unsere Gefühlsbewegungen gab.

Man könnte also meinen, dass genügend Zeit verstrichen ist, um dem Wesentlichen dieser Erregungen unseres Nervensystems auf die Schliche zu kommen.

Und dann passiert das…

In der Augustausgabe 2013 der Fachzeitschrift „Psychiatry“ der American Medical Association berichtete die Professorin für Psychiatrie an der Universität von Michigan (USA), Dr. Lisa A. Martin über ihre Entdeckung, wie sich Männer-Depression versteckt. Ihre Erklärung: Traditionelle Bewertungsmethoden zum Erkennen einer schwerwiegenden Gemütsstörung berücksichtigen nicht und zählen nicht die für Männer typischen Symptome mit. Das sind: Aggression, übermäßiger Konsum von Alkohol und anderen Sucht-Substanzen, sowie eine höhere Risikobereitschaft. Ganz anders prägt Niedergeschlagenheit das Verhalten der Frau, und zwar als Traurigkeit, Aufschrei und Schlafstörung.

Wer auf solche verräterische Zeichen beim deprimierten Mann wartet, wartet lange vergeblich.

Dazu muss man wissen, dass jedem Psychiater das Paradoxon geläufig ist, dass sie Patientinnen doppelt so häufig Psychopharmaka verordnen, andrerseits aber die Selbstmordrate unter Männern wesentlich höher ist, besonders ab der Lebensmitte.

Sobald die Psychiatrie-Professorin in ihrer amerikaweiten Erhebung bei Menschen mit auffallender Niedergeschlagenheit und trauriger Stimmung auch die männertypischen Befindlichkeits-Störungen mitgezählt hatte, stellte sie in der Verbreitung der Krankheit Depression fast keinen Unterschied fest: 33 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer waren betroffen. Fast alle Frauen berichteten von ihrer häufigen Gereiztheit. Eine solche Formulierung kam bei den Aussagen der Männer fast nie vor.

Am deutlichsten ausgeprägt war der Unterschied in Bezug auf die generelle Risikobereitschaft.

Die Erkenntnisse werden weitreichende Folgen haben. Demnach war der Grad der Depression bei den Männern sogar intensiver – was vielleicht die höhere Zahl der Selbstmorde erklärt.

Interessant auch: Mehr als die Hälfte der Menschen mit behandlungsbedürftiger Depression hatten höhere Schulbildung.

Gerade das sollte Wissenschaftler nicht überraschen. Denn Erkenntnis und Emotion gehen immer Hand in Hand, wenn auch nicht immer harmonisch.

Gefühlsbewegungen sind ganz normale, unspektakuläre Reaktionen auf äußere Ereignisse oder auf Veränderungen in uns selbst. Erst das Erkennen und Begreifen legt unsere dementsprechende Verhaltensweise fest, die durch die Sprache, durch eine körperliche Reaktion, oft aber auch durch ein besonderes Benehmen oder eine Stimulierung des Nervensystems geprägt werden. Deshalb ist die Fähigkeit zur Kognition ein wesentliches Werkzeug im optimalen Umgang für Alles, was unsere Gefühle erreicht und bewegt.

Und noch vor Ende des gleichen Jahres machte die New York Times am 18. November 2013 vielen Betroffenen Mut mit einem Beitrag unter dem Titel „Schlaftherapie als Depressionshilfe eingestuft.“ Ärztinnen und Ärzte der Anti-Aging-Medizin berücksichtigen seit Jahren, dass Zustände der Niedergeschlagenheit und Schlafprobleme durch komplexe circadiane Rhythmen der Chronobiologie miteinander verbunden sind. Sie sind überwiegend auch der Auffassung, dass gestörter Schlaf signifikant die Risiken erhöht, später depressiv zu werden.

Übrigens: Eine wesentliche Säule der von ihnen befürworteten Präventionsmedizin besteht darin, das strapazierte Gehirn bei den kognitiven und psychischen Leistungen zu fördern und zu unterstützen.

Beispielsweise entsteht das Erleben von Angst als Antwort auf eine Bedrohung. Die Wahrnehmung und Einstufung einer Gefahr löst mit Hilfe des Nervensystems eine Reihe von körperlichen Maßnahmen aus: beschleunigte Herzschläge, schweres Atmen, Schweißausbruch, Muskelanspannung. Sie sind wesentliche Kriterien für die Klassifizierung einer Sinneswahrnehmung als gefühlsbetonten Zustand.

Spätestens seit den Veröffentlichungen des Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung ist weitestgehend akzeptiert, dass die Persönlichkeit eines jeden Einzelnen durch die zwei Varianten Introversion und Extraversion geprägt werden, eine Auffassung, die bis in die modernsten Business-Charakterisierungen auf der Basis des Myers-Briggs-Typ-Indikators hinein gilt. Dabei besteht ein unauflöslicher Zusammenhalt: Wer hoch auf der einen Skala ist, muss niedrig auf der anderen sein und umgekehrt.

C. G. Jung, im jahrelangen intensiven Austausch mit dem Schöpfer der Psychotherapie Dr. Sigmund Freud, definierte den introvertierten Typ als auf die inneren psychischen Aktivitäten konzentriert, während er dem Extrovertierten die Konzentration auf externe Objekte, auf die Außenwelt, zuordnete.

In Bezug auf Emotionen darf angenommen werden, dass extrovertierte Menschen gesellschaftlicher sind und ihre Gefühle ausdrücken, während Introvertierte eher Einzelgänger sind, die ihre Regungen verbergen.

Fehlendes Kontroll-Hormon

Rückblick auf einen wissenschaftlichen Test. Die erste Gruppe bestand aus zwanzig Menschen, frisch und heftig verliebt. Die zweite aus ebenso vielen Patienten mit zwanghafter Ess-Sucht. Alles Personen, die eines gemeinsam hatten: einen dramatischen Hang zur Übertreibung.

Die einen wurden angetrieben von den Gesetzen der Evolution, für die Fortpflanzung existentiell wichtig ist. Das Verhalten der anderen, der Kontrollgruppe, war krankhaft geprägt von ausuferndem Nahrungstrieb.

Ein Team der Universität von Pisa untersuchte bei beiden Gruppen mehrere Substanzen aus ihrem Gehirnstoffwechsel: Hormone, Neurotransmitter, Erregungsüberträger und weitere Stoffe, die unser Zentrales Nervensystem steuern und unsere Gefühle entscheiden. Sie fanden nicht nur keinen nennenswerten Unterschied zwischen Gruppe 1 und 2 sondern entdeckten sogar eine verblüffende – immerhin ging es da um Liebe, dort um Essen - Übereinstimmung: Ein besonders wichtiger Botenstoff für Signalübertragung im Gehirn war bei beiden signifikant zu schwach vertreten. Bei ihnen fehlte eine Art Kontrollhormon.

Der Botenstoff, auf den es ankommt, erhält in jüngster Zeit wegen seines Beitrags zur Körperchemie große Beachtung. Er heißt Serotonin.

Stimmung, Emotion, Schlaf, Appetit werden durch ein komplexes Zusammenspiel von Neurotransmittern erzeugt. Immer stärker werden dabei chronobiologische Zusammenhänge erkannt: ein regelmäßiges Auf und Ab im Laufe von 24 Stunden. Genannt wird Serotonin gerne das Glückshormon. Erst neueste Forschung deckt auf, wie weit verbreitet es jedoch im übrigen Organismus ist, so dass auf das Gehirn ganze fünf Prozent seiner Wirkungskraft entfällt.

Gebildet aus Tryptophan, ist Serotonin vor allem in drei Bereichen nachweisbar: im Gehirn, in Blutplättchen und in den Schleimhäuten des Verdauungstrakts. Das Glückshormon beeinflusst außerdem das Herzkreislaufsystem, reguliert den Blutdruck und erweitert die Gefäße.

 

Seine wichtigste Rolle spielt es als Kontrollsubstanz über die kognitive Leistung unserer grauen Zellen. Ist sie in gesunder Stärke vorhanden, sorgt sie ausgleichend für Wohlgefühl. So gibt uns dieses Hormon ein gutes Gefühl, während wir uns sättigen. Wir sind dank Serotonin in der Regel frei von unbegründeten Ängsten. Auch tägliche Unruhe oder die Fähigkeit des Entspannens hängen ebenfalls sehr von einer Steuerung durch diesen Gehirnbotenstoff ab.

Erst seit wenig mehr als zehn Jahren weiß die Wissenschaft genau, dass hier auch die wichtigste Ursache für Depression zu finden ist, und zwar so: Das Gehirn empfängt einen Reiz. Nun sollte das Serotonin-System ihn beurteilen, einstufen und mit anderen Impulsen synchronisieren oder in Balance bringen. Bei Serotonin-Mangel erfolgt diese Reaktion nur abgeschwächt, schwerfällig oder gar nicht. Aus dem Reiz wird ein nicht regulierter und nicht mit der Realität und mit unserer Erfahrung abgestimmter Gefühlsimpuls.

Die Folge ist ein Überschwang der Gefühle. Diese Übertreibung betrifft in der Mehrzahl der Auslöser unsere düsteren Empfindungen: Trauer, innere Leere, Hoffnungslosigkeit, Desinteresse ufern aus. Ängste, Antriebsschwäche, gewinnen die Oberhand.

In die andere Richtung äußert sich die Emotionsveränderung als kaum realistisch zu bewertende Euphorie, auch als Besessenheit, Sucht, Manie.

Die Störung Depression in einer behandlungsbedürftigen Intensität trifft im Laufe des Lebens etwa jeden achten bis zehnten Menschen. Betroffene können neben psychologischen Faktoren unter zahlreichen körperlichen Symptomen leiden. Müdigkeit oder Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen, chronische entzündliche Erkankungen, gewisse Formen von Kopfschmerz – selbst Fieber oder Reizdarmsymptome zählen zum Erscheinungsbild des depressiven Krankheitsbildes.

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