Aus der Sicht eines Mädchens

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Aus der Sicht eines Mädchens
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Dr. Annie Zac Poonen

Aus der Sicht eines Mädchens

Die Erfahrungen eines christlichen Mädchens

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Hinweis

1. Kindheitstage

2. Ein Neuanfang

3. Eine hilfreiche Leiterin und ein Vorbild

4. Schlechte Gewohnheiten überwinden

5. Mauern und Türen

6. Probleme des Heimlebens

7. Die Schule abschließen

8. Eine neue Karriere

9. An Weisheit wachsen

10. Nach vorne schauen

11. Ströme lebendigen Wassers

12. Ein junger Mann!

13. Ein schöner Garten

14. Gemeinsame Erben

15. Der Leib Christi

16. Ein Rückblick

Impressum neobooks

Hinweis

Die Geschichte in diesem Buch ist frei erfunden und basiert in keiner Weise auf Begebenheiten und Personen im wirklichen Leben.

1. Kindheitstage

Ich mag wirklich den Namen, den mir meine Eltern gaben – Krupa. Er bedeutet „Gnade“. Er war prophetisch. Die Geschichte meines Lebens ist eine Geschichte von Gottes erstaunlicher Gnade.

Mein Papa arbeitete im Büro einer privaten Firma. Er verdiente ein moderates Gehalt. Aber er vergeudete den Großteil seines Gehalts mit Trinken. Er kam gewöhnlich jeden Tag spätabends von der Arbeit nach Hause; und meine Mama beschuldigte ihn, er würde andere Frauen besuchen und ihr gegenüber untreu sein.

Mama arbeitete als Beamtin in einer staatlichen Behörde. Sie hatte ein ordentliches Gehalt, aber sie kaufte sich ständig neue Saris. Daher hatten wir überhaupt keine Ersparnisse. Mama brachte hin und wieder Kugelschreiber, Briefumschläge und Briefbögen mit nach Hause, die sie aus dem Büro geklaut hatte.

Wir lebten in einem Haus mit zwei Schlafzimmern und Papas Eltern lebten bei uns.

Wir hatten in vielerlei Hinsicht ein unglückliches Zuhause. Es gab ständig Geschrei und Schläge. Mama bekam das am heftigsten zu spüren, aber auch wir Kinder bekamen unseren Teil ab. Oft war auch Papas Mutter in die häuslichen Streitigkeiten verwickelt – und Mama verlor dabei immer. Aber ich fragte mich manchmal, warum Mama so laut schrie, dass sogar die Nachbarn wussten, was vor sich ging. Das war mir gewöhnlich peinlich.

Um Papa zu bestrafen, ließ Mama nichts vom guten Essen für ihn und seine Eltern übrig. Sie und wir Kinder aßen all die besonderen Gerichte heimlich in unserem Schlafzimmer!

Aber ich mochte es nicht, wie Mama meinen Papa behandelte. Manchmal hatten sie solche hitzigen Auseinandersetzungen, dass wir nicht einmal richtig schlafen konnten.

Eines Tages, als ich 12 Jahre alt war, brachte Mama mich und meinen jüngeren Bruder zu einer Dame, die sie bei einer christlichen Gebetsversammlung getroffen hatte.

Als wir die Dame trafen, war es mir wirklich peinlich, zu sehen, dass meine Mama sehr emotional wurde und ihr über die vielen Härten zuhause erzählte, obwohl die Dame für uns völlig fremd war. Aber ich bemerkte etwas Gütiges und Beruhigendes in Bezug auf die Art und Weise, wie diese Dame auf all diese Informationen reagierte.

Ich erkannte bald, dass Mama zu ihr gegangen war, weil sie vorhatte, uns beide in ein Waisenheim zu geben, um uns vor den Problemen, die wir mit einem betrunkenen Vater erlebten, zu bewahren.

Die Dame war sehr freundlich und geduldig. Sie sagte Mama, dass sie persönlich kein Waisenhaus kennen würde. Aber sie gab Mama sehr guten Rat. Sie sagte Mama als Erstes, dass sie Papa für alles, was er ihr angetan hatte, vergeben und die Hoffnung aufrechterhalten sollte, dass er sich eines Tages ändern würde. Obwohl wir Kinder mit einem schwierigen Vater aufwachsen mögen, so warnte sie Mama, wäre das Leben in einem Waisenheim noch viel schlimmer, denn wir würden dann sogar ohne die Liebe einer Mutter sein!

Die Dame sprach auch mit mir. Sie sagte mir, ich sollte meinen Eltern gehorsam sein und Papa respektieren und ehren, selbst wenn er viele Fehler hatte. Sie sagte mir, dass sich sogar Jesus, der Sohn Gottes, als er auf die Erde kam, seinen irdischen Eltern unterstellt hatte, obwohl er, anders als seine irdischen Eltern, selber sündenlos war.

Sie betete dann mit uns allen und wir gingen mit einem viel besseren Gefühl nach Hause.

Als heranwachendes Mädchen hatte ich viele Fragen. Aber Mama war stets mit ihrer Büroarbeit und mit ihren Haushaltspflichten beschäftigt und schien nie Zeit zu haben, mit mir zu reden. Ich fühlte mich auch nicht frei, meine Probleme mit ihr zu teilen. So wuchs ich auf, indem ich mich ziemlich einsam fühlte und ich hatte viele unbeantwortete Fragen. Für den Fall, dass ich jemals heiraten und Kinder haben würde, traf ich damals die Entscheidung, viel Zeit mit ihnen zu verbringen.

Mama fand schließlich ein christliches Mädchenwohnheim an einem Erholungsort im Bergland, einige Hundert Kilometer von zuhause entfernt. Dort brachte sie mich unter.

2. Ein Neuanfang

Das Leben im Wohnheim brachte für mich neue Umstellungen mit sich.

Ich fühlte mich oft traurig und trostlos, wenn ich an mein Zuhause dachte. Aber ich war auch glücklich, dass ich zur Schule gehen und mit anderen Kindern zusammen sein konnte, von denen einige so wie ich aus unglücklichen Familien kamen. Das Essen bestand aus einer einfachen, vegetarischen Diät, aber es war gut. Sonntags gab es auch etwas Fleisch.

Manchmal schickte mir Mama einen kleinen Geldbetrag als Geschenk, mit dem ich etwas Besonderes kaufen konnte. Ich kaufte mir einmal ein Paar Sandalen mit hohen Absätzen, die ich jeden Tag putzte und sehr vorsichtig aufbewahrte. Ich war diesbezüglich so pingelig, dass meine Freunde die Sandalen scherzhaft herumkickten, um mich zu ärgern.

Eines Abends hatten wir im Wohnheim eine spezielle Veranstaltung. Ein Film über das Leben Jesu wurde gezeigt. Wir hatten zuhause eine Bibel, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass irgendjemand sie jemals gelesen hatte. Sie hatte bloß auf dem Regal Staub angesammelt! Aber jetzt hörte ich die Geschichten von Jesus bei der täglichen Bibellese und bei den Gebetszeiten, die wir in der Herberge hatten. Ich verstand jedoch nicht, was Jesus für mich persönlich getan hatte. Als ich den Film sah, traf es mich zum ersten Mal mit aller Kraft, wie sehr mich Jesus liebte – so sehr, dass er auf diese schlimme Welt kommen und für meine Sünden sterben würde.

Ich dachte damals an mein eigenes Leben, wie oft ich meinen Eltern durch meinen Starrsinn so viel Kummer bereitet hatte. Ich wurde auch an meine Selbstsucht erinnert, z.B. dass ich nicht bereit war, meine Sachen mit meinen Freunden zu teilen. Ich dachte auch an meine Lügen, mein Stehlen, meinen Zorn und viele andere Sünden, die ich begangen hatte, von denen ich zu beschämt bin, sie überhaupt zu erwähnen. Ich erkannte nun, dass Jesus für all diese Sünden gestorben und meine Strafe getragen hatte.

Ich weinte in dieser Nacht, als die Lichter aus waren und bat Jesus, mir zu vergeben und mich zu seinem Kind zu machen. Eine Flut von Freude und Friede kam plötzlich in mein Herz. Ich, die ich zuvor von niemandem geliebt worden war, wurde mir sogleich der Liebe meines Retters bewusst. Ich wusste, dass ich jetzt sein spezielles Kind war, und dass er mich nie mehr wegwerfen würde. Eine tiefe Sicherheit kam in mein Herz – ein Herz, das in Bezug auf die Liebe meiner Eltern zu mir stets unsicher gewesen war. Ich erkannte dann, dass ich dem Herrn Jesus gehörte, und dass er für immer mein war.

Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl der Sicherheit erlangte, denn niemand hatte mich über solche Dinge unterrichtet. Aber wenn ich jetzt zurückschaue, kann ich sehen, wie der Heilige Geist die Dinge Christi sogar einem einfachen Verstand, der niemals die Bibel studiert hat, wirklich machen kann.

Das war der Wendepunkt meines Lebens. Ich schrieb einen Brief nach Hause, in dem ich über diese Erfahrung berichtete und wollte, dass meine Mutter und alle anderen zuhause dieselbe Freude mit mir teilten.

Sehr bald kam ich in meine Teenager-Jahre. Ich war jetzt 13 Jahre alt.

Während der Sommerschulferien ging ich nach Hause. Aber ich entdeckte, dass das Leben im Wohnheim besser war als das Leben zuhause – weil ich im Wohnheim beten, mein Leben in Ordnung halten, Disziplin lernen, mit meinen Freunden reden und die Versammlungen in der Kapelle besuchen konnte. Manchmal wurden wir auch vom Wohnheim zu einem Park oder einem schönen Platz auf dem Berghang geführt – solche Picknicks waren ein besonderes Vergnügen, auf das wir uns alle freuten. Im Vergleich dazu war das Leben zuhause langweilig und ereignislos. Aber ich genoss es, mit meinem jüngeren Bruder zu spielen, den ich vermisste, wenn ich im Wohnheim war.

 

Während meines Besuches zuhause machte ich eine verblüffende Entdeckung. Ein 17-jähriger alter Bekannter von mir, den ich stets als einen Bruder betrachtet hatte, kam uns besuchen, so wie er es in der Vergangenheit oft getan hatte. Aber diesmal stellte ich fest, dass er jedes Mal, wenn wir allein waren, meinen Körper hier und da berührte und versuchte, sich mir körperlich zu nähern. Er hatte sich früher nie so verhalten. Niemand hatte mir jemals etwas über Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen oder über sexuelle Angelegenheiten erzählt. Aber ich war wachsam genug, um zu erkennen, dass an seinem Verhalten etwas falsch war. Daher mied ich ihn danach und er wurde deswegen sehr zornig.

Es war nur der Herr, der mich von der Misere einiger meiner Freundinnen im Wohnheim bewahrte, die, wie ich später herausfand, in einem Alter, wo sie noch unschuldig und unwissend waren, von nahen Angehörigen zu sexuellen Sünden verlockt wurden. Das Verhalten meines Verwandten war ein weiterer Grund, warum ich von zuhause weg und zurück ins das Wohnheim gehen wollte. Ich erkannte, dass sogar ein naher Angehöriger eine unreine Einstellung haben konnte.

3. Eine hilfreiche Leiterin und ein Vorbild

Als Teenager wurde mir zunehmend bewusst, dass ich mich zu einer Frau entwickelte. Alle Arten von Gefühlen kamen mir in den Sinn. Ich, die ich geliebt werden wollte, stellte nun fest, dass ich Verlangen nach der Liebe eines Mannes hatte! Ich fing an, von einem netten Mann zu träumen, der mich lieben würde. Solche Gedanken schossen manchmal ins Kraut.

Ich sah, dass diese Fantasiewelt wie ein mächtiger Riese in meinem Leben war, der meine Gemeinschaft mit Gott hinderte. Ich stellte fest, dass ich das Fantasieren dem Gespräch mit Jesus, der der einzige Freund war, den ich hatte, vorzog. Ich war nicht in der Lage, mich von dieser Gewohnheit zu befreien.

Ich bemerkte, dass einige Mädchen im Wohnheim eine unnormale Bindung zueinander hatten und einander „besitzen“ wollten. Es war mir peinlich, die Art und Weise zu sehen, in der sie ihre Zuneigung zueinander ausdrückten. Sie gingen für sich allein weg in ihre Zimmer und sperrten die Türen zu. Ich weiß nicht, was sie dort taten. Später entdeckte ich, dass sie sich dem „Lesbianismus“ (homosexuelles Verhalten von Mädchen) hingaben – etwas, was Gott hasst und in seinem Wort klar verboten hatte (Röm 1,26-27). Ich mied die Gesellschaft dieser Mädchen.

Die meisten Mädchen im Wohnheim hatten ihr Leben nicht Jesus hingegeben. Sie waren gewohnt, miteinander zu streiten und sie redeten wochenlang nicht miteinander.

Im Wohnheim fiel mir auf, dass eine unserer Lehrerinnen ein auffallendes Strahlen auf ihrem Gesicht hatte. Ich fand heraus, dass sie eine hingegebene Christin war, die den Herrn Jesus liebte. Ich teilte ihr einige meiner Probleme mit, da sie sehr verständnisvoll zu sein schien. Sie gab mir immer guten Rat. Ich entdeckte, dass Jesus ihre Stärke und ihre Weisheit war.

Diese Lehrerin wurde danach jahrelang mein Vorbild, sogar nachdem ich das Wohnheim verlassen hatte. Ich erkannte erst viel später, dass sie mein Leben so stark beeinflusst und dass ich so viel von ihrer Gesinnung aufgesogen hatte. Ihr Vorbild wurde die Grundlage für viel Gutes in meinem Leben.

Sie redete mit uns über einfache Dinge. Wenn sie beispielsweise in der Wissenschaftsklasse über Blumen sprach, erwähnte sie die Lilie als eine Blume, die für Reinheit stand. Sie sagte, dass unser Leben auf Erden wie eine Lilie sei, die an einem Tag lebendig und strahlend und am nächsten Tag verwelkt war. Sie sprach über die Rose, die ihren Duft meistens abends und nachts versprüht – ein Bild dafür, dass wir freundlich und strahlend sein können, auch wenn wir durch dunkle Prüfungen gehen. Das Veilchen, so sagte sie, blüht meistens an schattigen Orten – ein Bild für Demut und Niedrigkeit. Viele Blumen, sagte sie uns, blühen dort, wo sie kein Mensch jemals sieht. So müssen auch wir leben, um Gott allein zu gefallen und nicht um Menschen zu beeindrucken. Viele Blumen werden zertrampelt, aber keine von ihnen übt Vergeltung. So sollten auch wir von ihnen lernen, wie man Beleidigungen erträgt, ohne einen Groll zu hegen, und wir sollten bereit sein, anderen schnell zu vergeben. Solche Lektionen machten auf meinen jungen Verstand einen tiefen Eindruck – und sie formten meinen Charakter.

Diese Lehrerin war auch unsere Herbergsmutter. Sie lehrte uns, auf uns selbst Acht zu geben, als wir heranwuchsen. Sie lehrte uns, allezeit auf Hygiene bedacht zu sein, regelmäßig zu baden, besonders sorgfältig die Teile unseres Körpers zu waschen, die dreckig geworden waren und wo wir am meisten geschwitzt hatten. Sie lehrte uns, die monatliche Periode [Menstruation] nicht als eine Krankheit, sondern als einen normalen Teil der wunderbaren Art und Weise, wie Gott unseren Körper gemacht hatte, zu betrachten. Sie brachte uns bei, mit allem, was uns im Leben begegnet, gelassen und auf natürliche Weise umzugehen und uns körperlich zu bewegen, z.B. durch Spaziergänge oder Spiele, um den Körper fit zu halten. Sie sagte, wir sollten schlank und klug sein, nicht fett und träge! Sie machte auch bei unseren Spielen mit.

Sie lehrte uns auch, unser Haar sauber und frei von Läusen zu halten – was unter den Mädchen im Wohnheim oft vorkam. Wir mussten die Dinge auf unseren Zimmern in ordentlichem Zustand und das Gelände um das Wohnheim herum sauber halten. Wir mussten unsere Kleider regelmäßig waschen und flicken, wenn nötig.

Sie zitierte oft einige weise Worte aus dem biblischen Buch der Sprüche und ermutigte uns, Verse aus der Bibel auswendig zu lernen. Wir liebten die Singstunden und lernten viele schöne Lobpreislieder, die ich öfters dem Herrn vorsang, wenn ich allein war. Diese Refrains halfen mir jedes Mal, wenn ich entmutigt war, meinen Geist zu erheben. In jener Zeit lernte ich die gewaltige Kraft, die darin besteht, Gott allezeit zu loben.

Unsere Herbergsmutter ermutigte uns, regelmäßig zu studieren und nicht das ganze Studieren bis kurz vor den Prüfungen aufzuschieben. Sie hielt uns an, vor Prüfungen keine Angst zu haben, sondern fleißig zu lernen, niemals zu schummeln und den Rest Gott zu überlassen. Sie brachte uns einen Bibelvers bei, der besagte, dass Gott uns in vollkommenem Frieden erhalten würde, wenn unser Sinn auf ihn gerichtet ist (Jes 26,3). Viele waren in den Prüfungszeiten unnötigerweise gestresst. Aber unsere Heimleiterin half uns, entspannt zu sein.

Im Geschichtsunterricht lehrte uns unsere Heimleiterin nicht nur über die Könige, die Indien regierten, sondern auch über die Missionare, die ihr Leben aufgeopfert hatten und in unser Land gekommen waren, um Indien zu einem besseren Ort zu machen.

Sie erzählte uns von William Carey, der in England bloß ein Schuster war, der jedoch nach Indien kam und viele Opfer brachte, um unseren Landsleuten das Evangelium zu bringen. Er nahm in unserem Land viele Härten auf sich, aber schließlich vollbrachte er die erstaunliche Aufgabe, die Bibel in viele indische Sprachen zu übersetzen. Es war durch diesen Mann, dass viele Inder das Wort Gottes in ihrer Muttersprache erhielten.

Dann erzählte sie uns von Amy Carmichael, die von Irland gekommen war, und an einem Ort namens Dohnavur in Tamilnadu ein Waisenheim gründete. Sie hatte weibliche Babys gerettet, die von ihren Eltern weggeworfen worden waren und verbrachte ihr Leben damit, diese Mädchen zu gottesfürchtigen Frauen zu erziehen.

Sie erzählte uns auch von John Hyde (der auch als „betender Hyde“ bekannt ist), der als Missionar in den Punjab kam und viele Seelen zu Christus führte.

Diese Geschichten forderten mich mehr heraus als der Geschichtsunterricht über Ashoka [ein Herrscher der altindischen Dynastie der Maurya] und Shahjehan [ein Großmogul von Indien]!

Ich war so dankbar, dass sich unsere Heimleiterin mit einer jeden von uns so viel Mühe gab. Wir redeten mit ihr über vielfältige Themen. Ich wünschte mir oft, dass meine Mutter so wie sie gewesen wäre.

Eines Tages sagte mir die Heimleiterin, dass sie selbst ein Waisenkind war, das von Amy Carmichael in Dohnavur aufgezogen worden war. Sie hatte dann ihre Ausbildung zur Lehrerin gemacht und ihre Arbeit im Wohnheim aufgenommen.

Sie war eine wahrlich unparteiische Dame und liebte uns alle sehr.

Sie ermutigte mich oft persönlich, disziplinierte Gewohnheiten in meinem Leben zu entwickeln. Sie sagte mir, dass sie großen Wert darin gefunden hatte, jeden Tag eine regelmäßige Zeit des Bibellesens und des Gebets zu haben – eine tägliche stille Zeit mit dem Herrn. Sie ermutigte mich, den Herrn um Hilfe bei der Überwindung der Kämpfe, die ich erlebte, zu bitten – um die Fantasiewelt meines Gedankenlebens und den Groll, den ich gegen einige meiner Mitbewohnerinnen im Wohnheim hatte, zu überwinden.

Ich hatte meinem Vater längst vergeben. Aber nun gab es andere, gegen die ich nach und nach bitter geworden war. Ich erkannte, dass der Kampf gegen Bitterkeit ein Kampf ist, den wir während unseres ganzen Lebens haben – denn Menschen verletzen uns immer wieder. Aber Gott kann uns Gnade schenken, um ihnen zu vergeben und um sie zu lieben.

Das ist die wunderbare Kraft, die das Evangelium Christi beinhaltet.

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