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Le musOrgas

15 Briefe an dich…

Copyright: © 2014, Dea Bionda

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de ISBN: 978-3-7375-2622-7

Von der Muse beflügelt...

Ich hatte nicht vor mich mit einem verheirateten Mann einzulassen. Noch weniger hatte ich vor, mich in diesen Mann auch noch zu verlieben. So unwahrscheinlich ein hollywoodreifes Happy End dieser Geschichte auch scheint, so wahrscheinlich war es, sich auf Höhen und Tiefen eines unvergesslichen Abenteuers einzulassen.

Die Neugierde war mein Antrieb, der Motor, das Unerreichbare erreichen zu wollen, bis auf das Äußerste auszureizen und zu erleben; nichts und niemand konnte dieses rotierende Verlangen in mir abstellen.

Was ich dabei fühlte? Ich fühlte mich ausgeliefert. Einem Mann ausgeliefert, der mit nur einer Begegnung das schaffte, was Hunderten zuvor bei mir nicht gelungen war.

Mich ins Bett zu kriegen? – Oh nein. Mich in eine Welt jenseits von körperlich gelebter Liebe zu entführen!

So begann ich Briefe zu schreiben. Briefe an Dich. Als Ventil, um meine unerfüllten Sehnsüchte zum Ausdruck zu bringen.

Du meine Muse und ich die Künstlerin, die auf Papier eine Welt aus Wünschen und Sehnsüchten kreiert, die Du in mir entfacht hast.

Insgeheim wusste ich es scheinbar immer: Da muss es doch noch etwas geben. Und ich begab mich auf meine persönliche Suche danach, nutzte den Drang, die Energie, die Fantasie, die mir Begegnungen besonderer Art gaben und begann Gelegenheiten zu nutzen, um ein Stückchen näher an das heranzukommen, was in meinem Inneren schlummerte.

Neugierig geworden?

Gedanken, die das Leben schreibt

Wie ein einziger Moment …

… der das festhält, was in Stunden, in Minuten und Sekunden passiert. Es war ein einziger Moment, der mir das Gefühl gab, mich auf etwas einzulassen, wo ich zu diesem Zeitpunkt weder einen Anfang noch ein Ende sah. Die Faszination eines interessanten Gegenübers, der in mir Neugierde und Aufmerksamkeit weckte, hatte mich überredet. Es sind diese kleinen kurzen Momente, in denen ein Blick auf einen anderen folgt, wenn nicht abzusehen ist, was daraus werden kann oder was ein Augenblick zu versprechen vermag. Diese Momente schreibt das tägliche Leben und niemand kann sich ihnen entziehen. Oft erscheint eine Begegnung als bedeutungslos, weil das Gesehene nicht erkannt wird, dann wieder sind es genau solche Begegnungen, die fesseln und einen nicht mehr loszulassen scheinen, weil um eine Sekunde zulange wahrgenommen wurde. Die Seele wurde berührt und der Geist geweckt – ohne zu verstehen. Es ist wie der Sturz ins Ungewisse, aber mit dem Wunsch nach einem schönen Ausgang. Vielleicht gehört eine Portion Mut und Furchtlosigkeit dazu, mich in dem Glauben zu lassen, dass eine gewisse Naivität und Leichtigkeit des Seins ein legitimer Weg ist. Warum, wenn es mir gut tut, sollte ich diesen einen Moment, der mir geboten wurde, nicht wahrnehmen? Ich erkenne gerade in dieser Minute ein Lächeln oder ein Wort, das mich berührt. Eine Gänsehaut, die mich von innen durchfährt, wenn ein Blick mein Inneres trifft. Es ist nicht die Poesie, die mich trägt. Sie ist es, die mich inspiriert ich sein zu können, wenn mir Begegnungen solcher Art passieren. Für jeden dieser Momente möchte ich dankbar sein, dass sie mir widerfahren. Die Besonderheit zu fühlen und gleichzeitig in einen Rausch der inneren Ruhe zu kommen ist ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit. Es zeigt die Bereitschaft für sein eigenes Leben offen zu sein. Durch einen einzigen Moment werden die Wertigkeiten neu geordnet und der Blick richtet sich auf das Wesentliche, was auch immer gerade von Bedeutung ist. Eine Begegnung, die einem das gibt, was die Vorstellungskraft nährt: sich ohne Zwang und Druck auf das Gegenüber zu freuen und sich auf das einzulassen, was ein einziger Moment einem geben kann. Keine Verpflichtung, irgendetwas zu versprechen oder vorauszusetzen, sondern darauf zu vertrauen, dass es eine erneute Begegnung ist. Wieder mit der Erkenntnis, weder einen Anfang noch ein Ende zu sehen. Eine Faszination, die weiterhin da sein und mich begleiten wird. So bist Du für mich – so sehe ich Dich. Wie ein wunderschönes Lied, das mich nicht loslässt, mich begleitet und auch später immer wieder auftauchen kann. Du summst es vor Dich hin, mit einem Lächeln im Gesicht, und erinnerst Dich gerne daran.

Daily Life: Meeting

Ein gewöhnlicher Arbeitstag begann. Ein Meeting stand auf dem Plan. Ich: wartend. Ein Blick auf eine meinem Handgelenk schmeichelnde Calvin-Klein-Damenuhr. Ein paar Gedanken an Dinge, die ich noch zu erledigen hatte. Ein Blick auf mein iPhone … als sich die Glastür zum Konferenzraum mit einem Schwung öffnete und ein großer, gut aussehender Mann, Mitte dreißig, in einem perfekt sitzenden Anzug den Raum betrat. Die Blicke aller Anwesenden hafteten auf diesem Mann, der den Raum betrat wie einer dieser New Yorker Börsenmakler an der Wall Street. Er hatte Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Alexander O’Loughlin.

Nach einer kurzen Pause winkte ihn mein Geschäftspartner zu sich. Sie kannten sich bereits. Man stellte ihn als Architekt Joseph M. vor.

Meine Gedanken kreisten bereits jenseits eines professionell ablaufenden Geschäftsmeetings in anderen Hemisphären: OH MEIN GOTT, OH MEIN GOTT, sieht der Kerl gut aus. Kann mich jemand kneifen? Ein Schluck Wasser, ein kühler Kopf waren jetzt gefragt.

Charmant gab er mir die Hand und erwiderte mit einem unglaublich süßen Lächeln das meine. Der perfekte Händedruck. Wie konnte ein Mann so weiche Hände haben?

Ich eröffnete sichtlich nervös das Meeting. Jedes Mal, wenn mein Blick durch die Runde streifte und sich unsere Blicke zufällig trafen, überkam mich eine Hitzewelle und ich fühlte mich wie ein Teenager, dem in der richtigen Situation die falschen Worte zufielen; ich hatte Mühe mich an den roten Faden in meinen Unterlagen zu klammern. Mir war klar, dass dies kein gewöhnliches Meeting war.

Ich war neugierig geworden. Wer war dieser Mann? Was machte ihn aus? Wie lebte er? War er noch zu haben? Bestimmt nicht! Jedes Mal, wenn mein Geschäftspartner aufstand, um zu telefonieren, hoffte ich auf ein Gespräch jenseits geschäftlichen Inhalts. Ich fühlte seine Blicke auf mir, wenn ich nervös meine Unterlagen sortierte oder möglichst elegant und ungewollt aufstand, um auf die Toilette zu gehen. Seine Blicke hafteten mit einer Selbstverständlichkeit auf mir, die mir Angst machte – als ob wir es beide wüssten. Diese Spannung zwischen uns erfüllte den gesamten Konferenzraum, dass man meinen könnte, jemand hätte alles mit rotem Samt tapeziert. Es war fast unheimlich: unsere Blicke, die sich trafen, unsere Körper, die miteinander kommunizierten und der Text des Meetings, der nur noch als Hintergrundmusik darüber lag. Ich war wie gefesselt von diesem Anblick und so unvorhersehbar dieses Zusammentreffen unserer Blicke war, so vorhersehbar war es, dass das der Beginn eines Abenteuers war.

Meine verschränkten Beine, in eine enge Jeans gekleidet, weiße Bluse und dazu passende anthrazitfarbene High Heels … Meine blonden Haare, so wie immer hochgesteckt und ein paar Strähnchen, die leicht in mein Gesicht fielen, um nicht allzu streng zu wirken. Alles schien mir plötzlich, als wäre es für diesen einen Moment inszeniert. Ich genoss es, der Hingucker für ihn zu sein.

Seine Blicke und Worte in jedem Detail abgespeichert, stieg ich nach dem Meeting in mein Auto. Ein Lied im Radio und seine Stimme als Text dazu melodisch in meinem Kopf.

Alles an ihm war eine Aufforderung: Tanz mit mir! Innerhalb einer Stunde war dieser Mann zum aufregendsten Typen geworden, dem ich je begegnet war.

Mein erster Brief an dich ...
Die Begegnung

Ich bin ein Mensch, der sich auf Kommunikation und Begegnung einlässt. Vielleicht beruflich bedingt, aber auch weil ich gerne Menschen anspreche. Begegnungen sind im Grunde nichts Außergewöhnliches, doch mit einem Mal kann genau diese eine Begegnung das Leben verändern. Dies war eine solche Begegnung. Beruflicher Natur – ohne Hintergedanken –, kommunikativ und oberflächlich meinerseits. Spielerisch und einladend Deinerseits.

Irgendetwas jedoch schien hängen geblieben zu sein – beiderseits. Es sind oft die Umstände, die vieles nicht leicht machen – etwas zuzulassen – mit dem Hintergedanken, dass es aussichtslos wäre und im Endeffekt für beide Parteien kein Nutzen und viel Chaos zurückbliebe. Doch genau solche Begegnungen bestimmen das Tun und Handeln; bringen einen in Situationen, aus denen man nicht mehr heraus kann – weil es dieses 'Jetzt' nur einmal gibt, um ein 'Wir' zu sein.

Durch die berufliche Verknüpfung blieb es nicht aus, einander vorsichtig auszuhorchen. Resultat unserer Nachforschungen: er vergeben, ich Single, gleiche Interessen und die nicht zu bändigende einander entgegengebrachte Zuneigung.

Ich war begeistert von seiner unberührten, fast kühlen Art, die er mir gegenüber an den Tag legte, als ich mich das erste Mal mit ihm unterhielt. Dann aber war es nur ein Satz, der das Kühle widerlegte. Faszinierend für mich, weil ich das so nicht kannte. Kein Anbaggern und keine Anmache, doch aber ein Gefühl von Ich rede gerne mit Dir.

Er sah verdammt gut aus. Ja das tat er. Ein gut gekleideter großer Mann mit dunklen, kurzen Haaren. Gebräunte Haut und seine blauen Augen unterstrichen die männlichen Gesichtszüge. Seine längere Nase ließ vermuten, dass auch seine Männlichkeit ansehnlich sein musste. Natürlich ein Mythos – denn nicht die Größe ist es, die Frau anspricht, sondern wie diese eingesetzt wird, um wirklich von wahrer Größe sprechen zu können. Seine zurückhaltende Art wirkte sehr bestimmend und darum glaubte ich, dass das, was er tat, mit Bedacht und gut überlegt war.

 

Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass uns die Zeit nicht gegeben würde, uns kennenzulernen, weil es die Umstände nicht zuließen. Doch hatte ich eine unglaubliche Anziehung verspürt, die mich nicht nur anregte, sondern auch erregte und ich wollte mehr davon. In meinem Kopf kreiste immer nur ein Gedanke: Nur ein einziger Kuss. Seine Lippen an meinen …

E-Mail-Verkehr

Zurück auf dem Boden der Tatsachen, ließ ich von diesem Gedanken ab – schließlich war er verheiratet, lebte also mit einer anderen Frau zusammen, die er vermutlich liebte.

Also was bitte hatte ich mir von dieser einen Begegnung zu erwarten? Unausweichbar: E-Mail-Verkehr. Natürlich auf rein geschäftlicher Basis. War mir klar. Was ihm jedoch nicht klar war: dass ich ein nettes, rhetorisch gewandtes Miststück sein konnte, wenn es um schriftliche Kommunikation ging. Ich beschloss, es durch die Blume zu sagen und mit meinem schriftlich-kommunikativen Charme ein paar Informationen und Details aus ihm herauszulocken.

Ich war wie eine kokette Biene, die nicht nur zu einer Blüte flog, um den Nektar zu sammeln, sondern auch mit der Absicht ihn zu bestäuben und Honig daraus zu gewinnen, um ihn selbst zu verzehren.

So sah ich es als meine Herausforderung, nicht nur einen positiven Geschäftsabschluss zu vollziehen, sondern diese berufliche Basis Schritt für Schritt zu meinem privaten Vergnügen zu nutzen. Ich liebte Herausforderungen dieser Art!

So blieb es nicht lange aus, dass wir E-Mail-Verkehr praktizierten. Natürlich immer mit geschäftlichem Hintergrund. Doch mit jedem Mal schufen wir ein Stück mehr Nähe.

Seine Äußerungen waren stets gekonnt charmant und zurückhaltend. Und doch vermittelte er mir gleichzeitig stets das Gefühl, welch besondere Frau ich war und mit welcher Offenheit meine in Poesie verpackte Kreativität in einer ehrlich und zweideutig angehauchten Form bei ihm Anklang, Wertschätzung und Widerhall fand.

In den wundervollsten schriftlich verpackten Komplimenten, die er mir auf meine E-Mails erwiderte, entdeckte auch er die Möglichkeit poetischer Ausdruckskraft und somit eine völlig neue Seite an sich. Er wurde neugierig und schien sich zunehmend auf das Abenteuer Leben einzulassen.

Mein zweiter Brief an dich ….
E-Mail-Verkehr

Wie schön ist es, mit einem Mann, den man unwiderstehlich findet, zu verkehren? Eine schriftliche Mitteilung, ohne einander zu sehen, lässt eine Kommunikation viel freier und leichter verlaufen und ein vorsichtiges Herantasten beider Seiten wird behutsam angenommen. Ein unaufhaltbarer Zustand nimmt seinen Lauf und die Begeisterung wächst mit jedem Wort, das aufgesogen wird, um Gefühle entstehen zu lassen, sie zu nähren und ihrem Wachstum freien Lauf zu gewähren.

Hör nicht auf damit, mich mit Worten zuzudecken, die noch kein Mann vorher zu mir gesagt hat. Mich nach nur einer Begegnung zu beschreiben, wie Du mich siehst. Angefangen von meiner optisch schönen Erscheinung als Frau, meinem süßen Lächeln, meinen Augen, meiner Haut und meiner Haare. Wenn ich damit spiele und sie wieder hochstecke. Meinem Mund, meinem Arsch in der Jeans, meinen Beinen, meinen Händen, meinen Fingern samt meines Nagellacks, meiner Mimik wenn ich spreche bis hin zur Lebendigkeit beim Wiedergeben von Worten in meiner Körpersprache und Stimme.

Meine Stimme ist es, die Dich erreicht, und die Worte, die Dich berühren und aufhorchen lassen. Diese Leichtigkeit Deiner Worte, verpackt in unglaubliche Komplimente hat mich verzaubert. In mir keimt der Wunsch diese Begegnung als eine Besonderheit sehen und festhalten zu wollen. Dieses Gefühl einander näher kommen zu wollen, sich kennenzulernen und herauszufinden, ob es mehr ist als nur die oberflächliche Anziehung von Mann und Frau.

Darum beschloss ich mich aufs Glatteis zu begeben und es herauszufordern. Ich sehnte mich nach einem Kuss. Einem Kuss der mir das sagt, was mein Inneres sucht und längst zwischen uns vermutet. Diese Feinfühligkeit, wie Du mich mit Deinen Worten berührst, lässt mich nur erahnen, wie es sein muss diesen einen Kuss zu leben und zu empfinden. Wie ein Rausch, der meine Sinne benebelt, lasse ich mich auf diese Vorstellung ein. Ich bin entschlossen dieses Vorhaben zu erreichen und so bist Du längst in meiner Bewusstheitsebene angelangt. Zwar bestimmst Du nicht meinen Alltag, aber meinen Gedanken allemal.

Termin

Es vergingen ein paar Tage, bis ich wieder was von Joseph hörte beziehungsweise las. Geschäftlich natürlich. Eine Erinnerung an das Legen des Angebots, das Ende dieser Woche fällig war. Ich wusste, dass ich es einreichen musste, mir fehlten jedoch noch einige Preise und ich war mir ein wenig unsicher, ob ich diesen Auftrag auch wirklich erhalten würde.

Ich bin Landschaftsgärtnerin und habe schon einigen Bauprojekten zu einem optisch perfekten Blickfang verhelfen können. Auch diesmal ist es meine Absicht, meinen Job nach bestem Wissen und Gewissen zu erledigen. Was nützt es ein wunderbares Haus zu haben, ohne perfekt designten Garten? Das Gestalten von Außenanlagen wird meiner Meinung nach viel zu sehr unterschätzt und darum ist es meine Aufgabe, nein, meine Herausforderung, den ersten Anblick eines Anwesens unvergesslich zu machen. Das äußere Erscheinungsbild so zu erschaffen und den Eindruck entstehen zu lassen, dass man sich in einem Paradies befindet. Ja ich trete gerne in ein Haus, umgeben von einer – von meiner Hand geschaffenen – grünen Oase. Ich fühle mich willkommen und bin gerne in diesem Berufsfeld zu Hause. Das ist mein Job – ich liebe meine Arbeit und es gibt nichts auf der Welt, was mich mehr begeistert, als sich in einem Garten aufzuhalten, umgeben von Sträuchern, Bäumen, Blumen und Pflanzen, um ein Stückchen der Naturverbundenheit zurückzubekommen. Um vom Alltag ein wenig loszulassen und sich inmitten des Grüns zu entspannen und sich erholen zu können. Das Angebot geht noch diese Woche raus und ich werde ein Gebet sprechen, damit ich diesen Auftrag auch erhalte!

Ich antwortete:

Sehr geehrter Herr M.

Bezug nehmend auf Ihre Erinnerung zur Abgabe des Angebots, darf ich Ihnen mitteilen, dass Sie es bis spätestens Mitte dieser Woche erhalten.

Mit lieben Grüßen und auf ein baldiges Wiedersehen!

Cathy M.

Kaum war die E-Mail raus, kam schon eine Nachricht zurück:

Hi Cathy,

so förmlich?! Danke für die Information. Du weißt ja, immer diese Termine.

Hoffe es geht Dir gut? Ich bin Mitte der Woche in Deiner Nähe – wenn es für Dich in Ordnung ist, kann ich das Angebot persönlich bei Dir abholen? Natürlich nur wenn Du Zeit hast und Du es möchtest.

Tja, was sollte ich darauf antworten? Ich verspürte ein Herzklopfen bis zum Hals und alleine die Vorstellung, ihn nach diesen Wochen unserer letzten Begegnung und des inzwischen entstanden E-Mail-Verkehrs wiederzusehen, regte meine Gedanken ungemein an.

Und auch wenn ich ihm schon viele meiner Gedanken mitteilte und wir einander unsere Anziehung kundtaten, schrieb ich diese weiterhin in Form von Briefen, die ihm verborgen blieben. Sie dienten zur Anregung meiner nicht gelebten Fantasie und nährten diese – so wie eine frisch gepflanzte Blume täglich gegossen werden muss, um wachsen zu können. So sind es meine Gedanken an Dich, die mich nährten und gedeihen ließen. Joseph, warum hast Du so viel in mir bewegt? Nach nur einem unberührten Augenkontakt?

Ich war sehr aufgeregt. Da ich ihn aber nicht in meinem Büro treffen beziehungsweise ihm dort das Angebot unterbreiten wollte, vereinbarte ich einen Termin in einem Café mit wunderschönem Garten – selbstverständlich von mir gestaltet. Ein Ort, an dem ich mich immer sehr wohl fühlte. Ich hatte immer das Gefühl von Urlaubsstimmung, wenn ich mich dort aufhielt – vorausgesetzt natürlich, es war schönes Wetter. Aber der Wonnemonat Mai versprach viel Sonnenschein, weshalb ich es für eine gute Idee hielt, mich an einem Vormittag inmitten dieses wunderschönen Gartens mit perfektem Ambiente zu einer geschäftlichen Besprechung zu verabreden.

Nach seiner Zustimmung war die Aufregung endgültig perfekt. Ich würde ihn wiedersehen. Gedankenkreise in meinem Kopf! Was würde ich anziehen? Sexy Business- oder Cathy-Look? Locker und leger mit Jeans getunt mit High Heels – oder doch lieber meine Sneakers dazu? Meine Haare: offen oder hochgesteckt wie immer? Make-up: natürlich so, wie er mich bei unserer ersten Begegnung sah … oder sollte ich einen Lippenstift auftragen, um meine Lippen zu betonen? Hilfe! Wie würde es sein, sich wiederzusehen? Würde der Zauber noch da sein? Ich wünschte es mir so sehr! Oder würde es auf rein geschäftlicher Basis ablaufen? Viele Fragen und Gedanken taten sich in meinem Kopf auf.

Trotz der Tatsache, dass er verheiratet war, schmiedete ich in Gedanken Pläne, wie ich ihm imponieren könnte. Ich wollte mich ihm zeigen, wie ein Bild eines wunderschönen Gartens, dessen Anblick er so unwiderstehlich finden würde, dass er gar nicht mehr ohne diesen leben wollte. Er sollte Lust bekommen mehr davon zu begehren und täglich zusehen wollen, wie sich dieses Bild verändern und immer wieder aufs Neue präsentieren, sich kreativ dem Zyklus der Jahreszeiten anpassen würde und sich immer wieder aufs Neue darin verlieren und neu erfinden.

Mit diesen Gedanken, von Sehnsucht und Lust, erotischen Vorstellungen und Neugierde, machte ich mich auf dem Heimweg und daran, einen weiteren Brief an Dich zu schreiben.

Mein dritter Brief an dich …
Berührung

Es sind meine Gedanken, die mein Handeln und Tun beeinflussen. Es sind meine Gedanken, die mir sagen: Darauf habe ich jetzt Lust und das möchte ich jetzt erleben. Was wäre ein Mensch ohne Gedanken? Was wäre ich ohne Gedanken. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich stand vor meinen Spiegel – Zähne geputzt und geduscht wollte ich zu Bett gehen. Dann betrachtete ich meinen nackten Körper. Ich hielt inne und vom Kopf bis zum Zeh versuchte ich das wahrzunehmen, was ich sah: einen braun gebrannten Frauenkörper, meine Arme, meinen Bauch, meine Oberschenkelalles braun gebrannt. Nur die Stellen, die mein Bikini verdeckte, schienen weiß und schier unberührt. Mein Po, mein Schambereich und mein Busen taten sich hervor. Meine Brustwarzen jedoch schienen sich meiner Bräune anzupassen. Ich begann all diese Stellen mit meiner Hand zu berühren und fühlte mich gut dabeiich fühlte mich schön und sah einen für mich wohlgeformten Körper im Spiegel.

Ich spürte meine Hand am Bauch, glitt zu meinem Schambereich hinunter und verdeckte diesen mit der Hand. Ich hatte mich rasiert und fühlte mit meinem Mittelfinger den kleinen Streifen, den ich immer stehen ließ. Ich dachte nach, wie lange es schon her war, dass ich mich berührt hatte, mich fallen und einfach meinen Körper sprechen ließ.

Plötzlich kamst mir DU in den Sinn. Ich horchte auf und hatte dabei meine Hand noch immer an der gleichen Stelle. Ich hatte Lust mich zu spüren

Ich kniete mich vor dem Spiegel zu Boden und spreizte meine Beine – ich wollte mich für Dich sehen und war gespannt auf diese Empfindung. Meine Finger glitten zwischen meine Beine und ich fühlte meine Erregung. Ich war feucht und mit kreisenden Bewegungen streichelte ich Schamlippen und Kitzler. Der Gedanke, dass Du mich sehen und was Du mit mir anstellen könntest, erregte mich weiter und meinen Körper durchfuhr eine Gänsehaut. Meine Brustwarzen waren hart und ich sah mich im Spiegel. Mein Mund leicht geöffnet, hörte ich meinem Atem und ließ mich von den rhythmischen Bewegungen meiner Hand leiten. Ich war so heiß darauf, dass mich eine Männerhand führteDu in meiner Vorstellung, der mich beobachtet, und ich, hingebungsvoll darauf wartend, ein Eindringen zu spüren … mein Atem wurde schneller . Ich sagte leise Deinen Namen. So schnell bereit zu kommen? Leise stöhnte ich und versuchte für Sekunden diese Empfindung einzufangen. Diese Empfindung, die in meinen Körper eindrang und mich für die Augenblicke meiner Ekstase nicht losließ.

 

Meine Selbstliebe, die Hingabe mich zu berühren, meinen Körper daran zu erinnern, wie schön es doch ist zu empfinden, machten mich stolz. Im Hintergrund der Gedanke an Dich, der mich begleitet hatte. Ohne mich dabei zu berühren, warst Du da. Ich habe Dich benutzt, Dich nicht nach Deiner Zustimmung gefragt und für einen Augenblick etwas mit Dir gemeinsam ausgekostet. Ist das verrucht oder etwa falsch? Nein, es sind bloß meine Gedanken die mich daran erinnern, dass ich Mensch, dass ich Frau bin.

Am nächsten Morgen im Büro las ich diesen Brief, verpackt als E-Mail, noch einmal durch und fragte mich, was Joseph wohl davon halten würde.

Ich hatte einen Joseph-Ordner angelegt, worin all die Briefe, die an ihn gerichtet waren, abgelegt wurden.

Was wäre, wenn ich ihn an diesem einen gelebten Gedanken teilhaben ließe? Ich verspürte plötzlich einen unglaublichen Reiz, seine Reaktion darauf zu erfahren. Das wäre vielleicht zu viel?

Ich fragte ihn ja mit dieser E-Mail nicht: Hallo, wie geht’s?, sondern konfrontiere einen für mich noch unbekannten Mann knallhart mit meiner sexuellen Fantasie. Nein, nicht mal Fantasie konnte ich das nennen. So wie sich ein Mann einen runter holt, beschrieb ich ihm, wie ich mich selbst befriedigte, mit den Gedanken an ihn. War das nicht ein bisschen zu heftig?

Ich musste lachen. Ja, das war zu viel und zu heftig. Um es für mich zu behalten, war das Verlangen nach ihm und das Bedürfnis mich aufs Glatteis zu begeben jedoch zu stark. Und genau das machte mich aus. Ich beherbergte ein kleines Luder in mir. Meine Neugierde war viel zu groß, um es nicht abzuschicken. Ich beschloss es also wirklich zu tun. Ich wollte es abschicken.

Mit einem Nachsatz:

PS: Ich hoffe, dass der Zauber, den wir bei unserer ersten Begegnung hatten, dadurch nicht verloren geht.

Ein Klick und die E-Mail war draußen. Mir war klar, was ich in diesem Augenblick losgetreten hatte und mein Herz klopfte wie wild. Ich war so was von nervös, dass ich sofort auf die Toilette rannte und nicht wusste, ob ich jetzt einen plötzlichen Darmkoller bekam oder was in meiner Bauchgegend nun stattfand. Ich saß auf dem Klodeckel und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Oh mein Gott – was hatte ich getan? Alles ist gut. Nichts ist passiert. Tief ein- und ausatmen.

Seine Reaktion kam prompt ein paar Minuten später:

Liebe Cathy,

sag mir bitte: Hast Du das so gelebt oder ist das eine Geschichte? Wenn Du das so erlebt hast, dabei Gedanken an mich hattest, dann ist es für einen Mann, für MICH, ein unglaubliches Gefühl, dass Du mir so ehrlich Deine Offenheit entgegenbringst. Es gehört eine Menge Mut dazu. Das zeigt mir abermals, welch selbstbewusste Frau Du bist und wie viel Sinnlichkeit in Dir steckt. Du begeisterst mich immer wieder aufs Neue. Unglaublich, mit welchem Gefühl Du die Worte auf Deine ganz persönliche Art und Weise verpackst und sie mir damit zum Geschenk machst.

Ich lese Dich gerne.

LGJ

PS: Cathy, ich verspreche Dir, dass dieser Zauber nie und nimmer vergehen wird! Ich freue mich auf unser baldiges Wiedersehen!

Schmetterlinge machten sich in meinem Bauch breit. Ich las seine Antwort bestimmt dreißigmal durch. Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott! Ein Orkan der Gefühle tobte in meinem Bauch Im Radio lief gerade Bruno Mars' I’m your man. Ich wackelte wie wild mit meinen Armen und Hüften und dazu passendem Schmollmund. Ich genoss dieses Gefühl, das meinen Körper durchlief. Ich fühlte mich so unsagbar Frau und ich lebte dieses Frausein. Das Leben war wunderschön!

An diesem Abend traf ich mich mit meiner besten Freundin und obwohl ich ihr von dieser Begegnung anfangs nicht erzählen wollte – um mir weder Illusionen noch Hoffnungen zerstören zu lassen – konnte ich es ihr nicht vorenthalten. Sie beobachtete mich, wie ich von ihm erzählte, nie seinen Namen erwähnend, sondern ihn immer nur als der Architekt betitelnd – als ob ich ihn als mein Geheimnis hüten wollte, insgeheim wissend, dass es nicht richtig war, sich mit einem verheirateten Mann auf solche Art und Weise auszutauschen und vielleicht sogar schon einzulassen?!

Freundschaftlich beruhigte sie mich und ermahnte mich dazu, nichts hineinzuinterpretieren. Ich sollte mir nicht zu viel erwarten, ich würde schon sehen, ich hätte einen Mann verdient, der frei und zu haben ist und vieles mehr, was eine Freundin in so einer Situation eben sagt.

Mein bis über beide Ohren reichendes Grinsen und die Herzchen in meinen Augen ließen ihre Worte wie verschwommene Untertitel einer schlechten Raubkopie erscheinen, die ich kaum wahrnahm. In mir tanzte und hüpfte der immer gleiche Satz in Endlosschleife: Ich verspreche dir, dass dieser Zauber nie und nimmer vergehen wird. Ich verspreche dir, dass dieser Zauber nie und nimmer vergehen wird …

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