Buch lesen: «Star Trek - Titan: Kriegsglück», Seite 4

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KAPITEL 5

Die Türen des Turbolifts öffneten sich auf die Brücke der Titan. Lieutenant Ssura wartete bereits auf Admiral Riker. Der Caitianer eilte ihm entgegen, während Riker auf Captain Vales Bereitschaftsraum zumarschierte. Riker streckte seine Hand aus. »Was haben wir zur Verfügung?«

Ssura legte ihm im Gehen ein Padd in die Hand. »Nur die Titan und ihre AQ-Grenzschiffe, Sir. Die Ajax ist ziemlich weit draußen, doch die Canterbury und die Wasp können in sechzehn Stunden unterwegs zu uns stoßen.«

Riker sah vom Padd auf und warf einen Blick auf den Kommandosessel in der Mitte der Brücke. Davor stand Commander Tuvok, der das Kommando hatte. Der Admiral nickte Tuvok zu, der den schlichten Gruß erwiderte. Dann öffnete sich für Riker die Tür des Bereitschaftsraums, und er und Ssura gingen hinein.

Captain Vale saß an ihrem Schreibtisch und Sarai stand davor. Als Riker den Raum betrat, sahen beide auf. »Entschuldigen Sie, dass ich so hereinplatze, Captain«, sagte Riker. Er reichte Vale das Padd. »Aber Zeit ist ein entscheidender Faktor.«

»Das erwähnten Sie bereits.« Vale, deren Hang zu regelmäßigen Veränderungen ihrer Haarfarbe sich gerade in einer bunten Koloration manifestierte, deren Locken an einen Spiralnebel erinnerten, überflog besorgt den Bericht. »Zwanzig tot, vier entführt. Gibt es irgendwelche Informationen über die Verdächtigen?«

»Noch nicht«, antwortete Ssura. »Der Sicherheitschef der Expedition sagt, dass die Eindringlinge die Sensoren des Camps deaktiviert haben, beginnend mit der Videoüberwachung. Also haben wir nicht mehr als ein paar Zeugenaussagen, laut denen sie groß waren, Körperpanzerung und Helm trugen und Waffen im Militärstil bei sich hatten.«

»Wie sind sie entkommen?«, fragte Sarai.

»Mit einem Schiff im Orbit«, erwiderte Ssura. »Vielleicht hat es einer der orbitalen Sensoren bemerkt, wenn sie die nicht auch deaktiviert haben. Aber falls es Scans ihres Schiffs geben sollte, können wir diese Daten herunterladen, sobald wir das System erreicht haben.«

Riker fügte hinzu: »Unsere drei Schwesterschiffe werden sich uns anschließen, die Ajax wird sich allerdings wohl etwas verspäten.«

Sarai wirkte erstaunt. »Vier Schiffe? Diese Maßnahme erscheint mir etwas übertrieben, Sir.«

»Vertrauen Sie mir, sie ist es nicht.« An Vale gewandt, fuhr er fort: »Wir treffen die Canterbury und die Wasp unterwegs und fliegen dann gemeinsam weiter nach …« Ihm wurde klar, dass er den Namen ihres Ziels noch nicht kannte. »Ssura, wohin fliegen wir noch mal?«

»Der Bericht nennt den Planeten FGC-779852c.«

»Hat der Planet nicht einen etwas benutzerfreundlicheren Namen?«

Der Caitianer schüttelte den Kopf. »Keinen aktenkundigen, Sir.«

»Dann gebe ich ihm einen, nur der Bequemlichkeit halber. Nennen wir ihn … Rishon.«

Sein Vorschlag weckte Vales Neugier. »Warum ›Rishon‹, Sir?«

Riker atmete tief durch, während er alte Erinnerungen ausgrub. »Vor zwanzig Jahren, während meiner Zeit als Erster Offizier an Bord der Enterprise-D, reagierten wir auf einen Notruf vom Planeten Delta Rana IV. Als wir dort ankamen, war die gesamte Oberfläche bereits zu Schutt und Asche worden – bis auf ein kleines Stück Wiese und ein einziges Haus darauf. Wir beamten uns herunter und trafen zwei Personen, die dort lebten, ein altes Ehepaar, Kevin und Rishon Uxbridge. Sie behaupteten, die letzten Überlebenden eines nicht provozierten Angriffs durch eine Spezies zu sein, die sie Husnock nannten.

Doch weder sie noch das Haus waren, was sie zu sein schienen. Kevin war kein Mensch, er war ein als Douwd bekanntes Energiewesen und hatte Kräfte, die denen der Q gleichkamen. Er gestand uns, dass die Husnock den Planeten zerstört und dabei seine Frau Rishon getötet hatten, woraufhin er die gesamte Husnock-Spezies mit einem einzelnen Gedanken ausgelöscht hatte. Fünfzig Milliarden tot in einem Wimpernschlag.«

Der Erste Offizier blieb verwirrt. »Vergeben Sie mir, Sir, aber was hat das mit der Expedition zu tun? Oder den Entführungen?«

»Uxbridge beschrieb die Husnock als eine Spezies von abscheulicher Intelligenz«, erwiderte Riker. »Und obwohl er sie in einem einzigen Moment ausgelöscht hatte, ließ er doch alles zurück, was sie erschaffen hatten. Ihre gesamte Zivilisation. Dutzende kolonisierter Welten. Eine Flotte von Raumschiffen und die dazugehörende Infrastruktur. Außerdem einen Vorrat der durchschlagendsten Munition, die jemals entwickelt wurde. All das liegt nun verlassen irgendwo in unerforschten Sektoren des Alpha-Quadranten und wartet nur darauf, gefunden zu werden. Wenn das Arsenal der Husnock in die falschen Hände gerät, sind zahllose Leben in Gefahr.«

Vale zählte mit grimmigem Nicken eins und eins zusammen. »Und die Expedition, die überfallen wurde – befand sich auf einem Husnock-Planeten?« Nachdem Riker genickt hatte, runzelte Vale die Stirn. »Was bedeutet, dass die entführten Forscher etwas wissen, von dem ihre Entführer glauben, es könnte ihnen dabei helfen, die Waffen der Husnock zu kontrollieren.«

»Davon geht das Sternenflottenkommando derzeit aus.«

Vale und Sarai tauschten einen besorgten Blick aus. »Missionsprioritäten, Admiral?«, fragte der Captain.

»Fürs Erste besteht unsere Aufgabe in der Rettung und sicheren Heimkehr aller vier Expeditionsmitglieder. Unser zweites Missionsziel besteht darin, ihre Entführer dingfest zu machen, bevor sie in den Besitz von Husnock-Technologie gelangen.«

Dies provozierte einen zweifelnden Blick von Sarai. »Und wenn sie doch in den Besitz von Waffen, Schiffen oder Munition der Husnock gelangen?«

»Dann haben wir Befehl, ihnen besagte Beute wieder wegzunehmen, mit allen Mitteln, die dazu nötig sind. Ich vermute, dass es einige Leute im Sternenflottenkommando gibt, die es vorziehen würden, wenn wir die Husnock-Technologie intakt abliefern könnten – doch mir persönlich wäre es ebenso recht, sie zu zerstören.«

»Verstanden, Sir«, sagte Vale. »Nummer eins, rufen Sie die Abteilungsleiter für eine Missionsbesprechung zusammen. Geben Sie Anweisung, Rishon mit Maximalwarp anzufliegen. Und beginnen Sie nach eigenem Ermessen mit Gefechtsübungen. Wenn wir auf Widerstand stoßen, will ich bereit sein.«

Sarai nickte. »Aye, Sir.« Die schlanke Efrosianerin eilte aus dem Bereitschaftsraum. Noch bevor sich die Türen des Bereitschaftsraums hinter ihr schlossen, begann sie, Befehle zu bellen.

»Leiten Sie meine Befehle an die Ajax, die Canterbury und die Wasp weiter«, wies Riker Ssura an. »Und ihre Kommandanten sollen wissen, dass Captain Vale das Kommando über die Kampfeinheit hat, sobald sich unsere Flotte versammelt hat.«

»Aye, Sir.« Ssura verließ ebenfalls den Bereitschaftsraum.

Riker und Vale sahen einander über ihren Schreibtisch hinweg an. Sie schüttelte den Kopf. »Warum nur habe ich das Gefühl, dass wir uns direkt in ein hässliches Kreuzfeuer begeben?«

Er zuckte mit den Schultern. »Immer noch besser, als Gasanomalien zu katalogisieren.«

Vale lächelte resigniert. »Das hoffe ich doch.«

Die Entführer waren ebenso grob wie wortkarg. Da sie offenbar nicht gewillt waren, ihre Gefangenen mit einem Rest von Würde in ihre Zellen gehen zu lassen, bestanden die behelmten Schläger stattdessen darauf, sie in die beengte und verdreckte Brig zu stoßen. Kilaris war die Erste, die die Schwelle des Kraftfelds überquerte. Stolpernd bemühte sie sich, ihr Gleichgewicht zu halten, dann trat sie beiseite, um Platz für das Paar Binärer zu machen, das hinter ihr hineingetrieben wurde.

Der letzte Gefangene, Doktor Pek, wehrte sich gegen den Griff seiner Entführer. »Lasst mich los, ihr Troglodyten! Ihr Abschaum! Ich …« Ein Schlag in den Magen von einem der Grobiane beendete die Schimpftirade des Tellariten. Auch er wurde in die Zelle geworfen. Er landete auf dem Bauch und blieb stöhnend liegen.

Ein leises Summen erklang, als das Kraftfeld der Zelle aktiviert wurde. Kilaris trat an die unsichtbare Barriere heran. Ihre Anwesenheit verriet sich durch die Art, wie sich die feinen Härchen auf ihren Unterarmen in ihre Richtung aufstellten. Am Boden fluchte Pek vor sich hin und die Binären drängten sich in einer Ecke stumm aneinander. Kilaris betrachtete ihre Entführer durch eine Maske vollkommener Ruhe. Innerlich tobte ihre unterdrückte primitive vulkanische Natur und brannte darauf, sich an den Mördern ihrer Kollegen und ihres Geliebten, Doktor Theron, zu rächen. Sie wusste, dass es unangebracht wäre, solch krude Emotionen an den Tag zu legen. Ihnen Ausdruck zu verleihen, würde ihren lebenslangen Studien der vulkanischen Philosophie und ihrer Disziplin zuwiderlaufen.

Es wäre unlogisch zu leugnen, dass diese Gefühle existierten. Doch sie würde sich nicht von ihnen beherrschen lassen. Sie würde ihre Taten durch Logik leiten lassen. Und wenn der Zeitpunkt kam, an dem sie die Stärke ihrer primitiven Seite brauchte, würde sie sich diesen dunklen Passagier zunutze machen.

Alles zu seiner Zeit. Was ich jetzt brauche, sind Informationen.

Der Große mit dem markierten Helm betrat den Raum und wechselte ein paar Worte mit zweien seiner Männer. Die Körpersprache der anderen verriet Kilaris, dass sie dem mit dem Helm untergeordnet waren. Wenn sie also etwas erfahren wollte, musste sie den Anführer konfrontieren.

»Uns zu entführen, wird Ihnen nichts nützen«, unterbrach sie seine Unterhaltung.

Er sah sie an. »Falsch, Vulkanierin. Ihr vier macht uns reich.«

Leicht abzulenken. Gut zu wissen. »Weder die Sternenflotte noch die Föderation wird mit Terroristen verhandeln. Wie gedenken Sie, Ihr Lösegeld zu erhalten?«

Der Anführer trat an das Kraftfeld heran. »Kein Lösegeld. Ihr arbeitet für uns.«

»Wie kommen Sie auf die Idee, dass einer von uns für Sie arbeiten würde?«

»Arbeiten oder sterben. Du hast die Wahl, Vulkanierin.«

Sie sah ihn skeptisch an. »Wenn Sie uns töten, können wir nicht tun, was immer Sie von uns erwarten. Vielleicht sollten Sie über einen anderen Anreiz nachdenken.«

Er lehnte sich näher heran, bis der Rand seines Helms am Kraftfeld knisterte. »Es wird kein schneller Tod, Vulkanierin. Er wird langsam. Schmerzhaft. Ein Körperteil nach dem anderen.«

»Sind Sie sicher, dass Sie die Entschlossenheit besitzen, eine solche Drohung auch durchzuführen?«

Der Anführer schnaubte. »Du nennst mich einen Feigling?« Er deutete auf die Binären. »Binäre sind Feiglinge! Die haben keine guramba

»Jetzt verstehe ich. Sie sind Nausikaaner. Das erklärt einiges.«

Er nahm seinen Helm ab. Darunter kam ein wulstiger Kopf mit tiefliegenden Augen und abstehenden Fangzähnen zum Vorschein, eingerahmt von einem verfilzten Durcheinander aus schwarzen Haaren. »Du weißt gar nichts, Vulkanierin.«

»Ich weiß, dass Ihre Art seit Langem als Unruhestifter und Auftragsverbrecher bekannt ist – und das war noch, bevor die Borg Ihre Heimatwelt heimgesucht haben.«

Der Nausikaaner schien größer zu werden, als würde er vor Wut anschwellen. »Du beleidigst uns. Aber das ändert nichts an dem, was wir sind.« Er rief seinen Männern in seiner Muttersprache einen Befehl zu und die anderen nahmen ihren Helm ebenfalls ab. Auch sie entpuppten sich als Nausikaaner. Dann richtete er seine Wut auf Kilaris. »Ich bin Slokar, der Anführer. Wir sind Patrioten des Windes. Wir stehen für alle Nausikaaner ein.«

Mühsam kam Pek wieder auf die Beine und stellte sich neben Kilaris. »Wie genau stehen Sie durch das Töten unserer Freunde und unsere Entführung für alle Nausikaaner ein?«

Slokar knirschte mit den Zähnen. »Wir haben euch lange beobachtet. Wir wissen, was ihr gefunden habt. Wir haben auch etwas gefunden. Wir brauchen euer Wissen.«

Die Unklarheit seiner Prahlerei ließ Kilaris stutzen. »Was haben Sie gefunden?«

»Husnock-Schiffe. Waffen.«

Pek schnaubte. »Und wen wollen Sie mit denen entführen?«

»Wir werden neue Welten erobern. Den Stolz der Nausikaaner wiederherstellen. Unsere Unabhängigkeit zurückgewinnen.« Er deutete auf Kilaris und Pek. »Ihr werdet uns helfen.«

Kilaris wollte sich nicht einschüchtern lassen. »Und wenn wir uns weigern?«

»Dann schneiden wir euch in Stücke. Erst ein Ohr. Dann einen Finger. Schließlich eure Weichteile. Wir schneiden so lange, bis wir wissen, wie viele Teile es braucht, bis ihr eure Meinung ändert

KAPITEL 6

Riker betrat die Brücke der Titan gerade rechtzeitig, um auf dem Hauptschirm noch kurz die in die Länge gezogenen Sterne zu sehen, bevor das Schiff unter Warp ging.

Timing ist alles, dachte er.

Vale saß im Kommandosessel und ging Informationen auf dem taktischen Monitor zu ihrer Linken durch. An den vorderen Konsolen saßen die Pilotin Lieutenant Commander Aili Lavena und die Ops-Offizierin Commander Sariel Rager. Commander Tuvok bemannte die taktische Konsole, während Lieutenant Commander Keru an der Sicherheitsstation stand. Sarai befand sich auf der anderen Seite der Brücke und unterhielt sich mit Lieutenant Commander Melora Pazlar an der Wissenschaftskonsole.

Die erste Person, die Rikers Ankunft auf der Brücke bemerkte, war Lieutenant Torvig, der Verbindungsoffizier des Maschinenraums. Der Choblik neigte zum Gruß seinen rehähnlichen Kopf und Riker erwiderte das Nicken, während er auf Vale zuging. Der Captain des Schiffs drehte sich zu ihm um. »Admiral.«

»Status, Captain?«

»In zwei Minuten erreichen wir den Orbit. Die Canterbury und die Wasp sind etwa fünf Minuten hinter uns. Keru stimmt die Koordinaten zum Herunterbeamen mit dem Sicherheitschef der Expedition ab.« Sie drehte sich noch weiter nach hinten. »Tuvok, irgendeine Spur des Schiffs der Angreifer?«

»Negativ, Captain. Kurz- und Langstreckenscans zeigen nichts an. Doch wir sollten einen sensorblinden Fleck über dem nördlichen Magnetpol des Planeten nicht außer Acht lassen. Störungen durch das Magnetfeld seines größeren Mondes sorgen dafür, dass wir uns in dieser Region auf visuelle Sensoren verlassen müssen.«

»Ist notiert«, sagte Vale. »Zeigen die visuellen Scans denn gerade etwas über dem Pol?«

»Derzeit nicht«, erwiderte Tuvok.

Riker stellte sich neben Vale. »Ich würde die Außenmission gern anführen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

»Nicht im Geringsten, Admiral. Solange Sie angemessenen Schutz mitnehmen.«

»Ich hatte vor, einen Phaser mitzunehmen.«

Vale sah ihn tadelnd an. »Nicht weniger als drei bewaffnete Sicherheitsleute. Sir.«

Das kam Riker etwas übertrieben vor. »Zwei, einschließlich Keru.«

»Hier wird nicht gefeilscht, Admiral. Wenn Sie von meinem Schiff aus ein unsicheres Gebiet betreten wollen, machen wir es nach Vorschrift oder gar nicht.« In dem Moment, der ihrem Ultimatum folgte, waren das Einzige, was Riker auf der Brücke hörte, ein paar leise Computertöne und der angehaltene Atem der Besatzung.

Er fügte sich und nickte. »Aye, Captain. Drei bewaffnete Sicherheitsleute.«

»Danke.« Vale erhob sich und ging zu den vorderen Konsolen. »Ops, kontaktieren Sie die Captains der Wasp und der Canterbury. Sie sollen eine hohe, einander gegenüberliegende Position im Orbit einnehmen und auf Langstreckensensorkontakte achten. Steuer, bringen Sie uns in einen niedrigen Orbit, um dem Außenteam taktische Unterstützung geben zu können, falls es diese benötigt.«

Lavena und Rager antworten fast gleichzeitig: »Aye, Captain.«

Vale kehrte an ihren Platz zurück. »Nummer eins, stellen Sie ein Außenteam für den Admiral zusammen.«

Sarai unterbrach ihre Besprechung mit Pazlar und ging an eine freie Konsole am hinteren Schott. Nachdem sie die Dienstpläne studiert hatte, sagte sie: »Lieutenant Commander Keru, wen empfehlen Sie für den Schutz des Admirals?«

»Sortollo, Denken und Krotine«, antwortete der Sicherheitschef.

»Sie sollen sich in fünf Minuten in Transporterraum eins mit Ihnen treffen.« Sarai sah auf und wandte sich an den Computer: »Brücke an Doktor Ree und Lieutenant Eviku. Melden Sie sich sofort mit Trikordern in Transporterraum eins. Brücke Ende.« Der Erste Offizier sah zu Riker. »Ihr Team erwartet Sie in …«

»Transporterraum eins«, fiel ihr Riker ins Wort. »Habe ich mitbekommen, danke.«

»Haben Sie noch irgendwelche Fragen zu den Aufgaben des Außenteams, Sir?«

Riker schüttelte den Kopf. »Nein, kommt mir ziemlich selbsterklärend vor. Keru leitet die Ermittlung. Doktor Ree sammelt forensische Beweise. Sortollo, Denken und Krotine passen auf mich auf und ich überwache die Mission und fungiere als Kontaktperson mit dem vorläufigen Leiter der Expedition.« Beiläufig fügte Riker hinzu: »Schließen Sie sich uns an, Commander?«

»Nein, außer Sie oder der Captain wünschen es, Sir.«

»Dann sind wir hier fertig. Gute Arbeit, Commander.« Riker wollte zu Keru in den Turbolift steigen, doch ein subtiles Nicken von Vale machte deutlich, dass sie ihn noch unter vier Augen sprechen wollte. Er ließ sie durch einen Blick wissen, dass er sie verstanden hatte, und änderte die Richtung, um ihr zu folgen.

Sie betraten ihren Bereitschaftsraum – der vor noch gar nicht langer Zeit seiner gewesen war – und warteten, bis sich die Tür hinter Riker geschlossen hatte. Sicher vor neugierigen Ohren, entspannten sich beide sichtlich. »Admiral, darf ich fragen, warum Sie die Außenmission anführen wollen?«

Er wusste es zu schätzen, dass sie ihn nicht vor ihrer Besatzung hinterfragt hatte. »Um ehrlich zu sein, fühlt sich diese ganze Mission ein wenig … persönlich an. Ich war dabei, als wir die Uxbridges fanden. Ich habe gesehen, was die Waffen der Husnock anrichten können.« Erinnerungen an jene traurige Mission vor mehr als zwanzig Jahren kehrten zu ihm zurück. »Einer der Gründe, warum die Sternenflotte nach den Überresten der Husnock-Zivilisation sucht, ist, dass Captain Picard und ich beide wussten, was geschehen würde, wenn die falschen Leute über sie stolpern sollten. Jean-Luc hat sogar um Erlaubnis gebeten, die Enterprise an den äußeren Rand der Galaxis zu bringen, um nach allem zu suchen, was die Husnock zurückgelassen haben. Doch die Sternenflotte entschied, dass wir woanders gebraucht wurden.«

Vale schüttelte den Kopf. »Wie war es, vor einem Wesen zu stehen, das im Alleingang eine ganze Spezies ausgelöscht hatte?«

»Beängstigend. Herzzerreißend. Das Schlimmste daran war, wie sehr er sich für seine Tat hasste. Er hatte so viel Macht, doch er hielt sie unter Kontrolle. Dann drehte er in einem Moment der Trauer und Wut durch. Das hätte jedem von uns passieren können. Doch als er die Kontrolle verlor, starben Milliarden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, eine solche Schuld mit sich herumzutragen.«

Plötzlich ertönte Sarais Stimme aus den Lautsprechern: »Captain, die Canterbury und die Wasp sind aus dem Warp gegangen und nehmen ihre Position im hohen Orbit ein. Commander Lavena hat bestätigt, dass wir uns über dem Expeditionslager befinden, und Commander Rager hat mich darüber informiert, dass Admiral Rikers Außenteam bereit zum Beamen ist.«

»Danke, Nummer eins. Der Admiral ist auf dem Weg. Vale Ende.« Der Kanal schloss sich mit einem kaum hörbaren Klicken. Vale lächelte schwach. »Dann legen wir mal los.«

»Halten Sie sich bereit, den Orbit schnell zu verlassen«, sagte Riker auf dem Weg zur Tür. »Sobald wir eine Spur haben, wer die Wissenschaftler entführt hat und in welche Richtung sie unterwegs sind, werden wir sie verfolgen.«

Außer Sicherheitschef Keru setzte sich jedes Mitglied des Außenteam in Bewegung, sobald der Transporterstrahl sie losgelassen hatte. Der Trill nahm sich einen Moment, um die Umgebung zu untersuchen und sich zu orientieren. Er hatte Karten der Husnock-Stadt und des Expeditionslagers studiert und nun glich er die Darstellung von Landmarken und Gebäuden mit der Realität ab. Es hatte sich für ihn oft als nützlich erwiesen, sich einen solchen Moment zu gönnen, bevor er sich ins Getümmel warf.

Er beobachtete, wie sich Doktor Ree durch die Reihen der überlebenden Expeditionsmitglieder bewegte, von denen viele vom Trauern über ihre ermordeten Freunde und Kollegen blutunterlaufene Augen hatten. Besonders kümmerte sich der Arzt um jeden, der verletzt zu sein schien. Der Pahkwa-thanh schien das Unbehagen nicht zu bemerken, das seine Reptilienerscheinung unter vielen, denen er zu helfen versuchte, hervorzurufen schien. Einige zuckten sogar vor ihm zurück, als befürchteten sie, er würde sie fressen, statt ihre Wunden zu versorgen.

Admiral Riker hingegen machte einen Bogen um die Menge und ging stattdessen zum Zelt der Expeditionsleitung. Begleitet wurde er dabei von den Sicherheitsoffizieren Lieutenant Feren Denken, einem matalianischen Kraftprotz mit einem kybernetischen rechten Arm, und Lieutenant Gian Sortollo, einem der durchtriebensten und misstrauischsten Menschen, denen Keru jemals begegnet war. Die Nachhut bildete Ellec Krotine, eine goldhäutige Boslicin, die ihre violetten Haare in einem strengen Pferdeschwanz trug, was ihre markanten Stirnwülste und Wangenknochen noch betonte.

Nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie heruntergebeamt worden waren, befanden sich Lieutenant Torvig und Lieutenant Eviku. Der choblikische Ingenieur sprang in einem Kreis herum, während er mit seinem Trikorder Messungen vornahm, während der Arkenit sich ebenfalls in einem engeren Kreis drehte. Auf seinem Kopf mit den drei Höckern trug er sein schmales Anlac’ven, ein Gerät, das es dem eigentlich auf dem Wasser beheimateten Xenobiologen ermöglichte, an Land und in der Schwerelosigkeit sein Gleichgewicht zu bewahren.

Keru wusste durch den Notruf, dass es in einem nahe gelegenen Auditorium zu einem Angriff gekommen war. Schließlich entdeckte er das Gebäude und nahm eine Einschätzung seiner taktischen Schwächen und Stärken vor. Dann formte er eine Hypothese, wie sich die Angreifer genähert haben mussten, um nicht auf die Sicherheitskräfte der Expedition zu stoßen – die genauso ineffektiv wirkten, wie Keru befürchtet hatte.

Spuren von Disruptorfeuer an den Außenwänden und auf dem offenen Gelände halfen ihm, die Rückzugsroute der Entführer nachzuverfolgen. An ihrem Ende verschwanden jegliche Hinweise, genau wie er vermutet hatte. Sie wurden rausgebeamt.

Er hörte Schritte und drehte sich mit der Hand auf seinem Phaser um. Als er sah, dass es sich um Eviku handelte, entspannte er sich wieder. »Haben Sie irgendwelche Hinweise gefunden?«

»Möglicherweise, Sir.« Der Arkenit drehte seinen Trikorder so, dass Keru die Anzeige sehen konnte. »Ich habe mit ein paar der Zeugen gesprochen. Einige haben hochauflösende Scanner, die mit unseren Trikordern vergleichbar sind. Nachdem ich die Scans heruntergeladen und analysiert habe, gehe ich davon aus, dass es glaubhafte Beweise dafür gibt, dass es sich bei den Angreifern um Nausikaaner handelt.«

Das klang plausibel für Keru, doch er hatte gelernt, niemals dem ersten Eindruck zu vertrauen. »Gute Arbeit, Lieutenant. Aber lassen Sie uns nach Beweisen suchen, um das zu untermauern, bevor wir …«

»Sir!«, rief Torvig. Der kleine Choblik trabte zwischen den muskulösen Keru und den drahtigen Eviku. Mit einer seiner bionischen Hände reichte er Keru ein kleines metallisches Objekt, der es musterte, während Torvig erklärte: »Das ist ein nausikaanisches Überwachungsgerät. Es scheint mit einigen anderen des gleichen Typs verbunden zu sein, die in regelmäßigen Abständen um das Lager positioniert sind.«

Keru bemerkte den selbstgefälligen Ausdruck in Evikus Gesicht, ignorierte ihn aber bewusst. Der Sicherheitschef gab Torvig das Gerät zurück. »Ein guter Fund, Tor. Doch nausikaanische Ausrüstung ist auf dem Schwarzmarkt ziemlich weitverbreitet, also bevor wir …«

»Ich habe es nach genetischem Material gescannt«, unterbrach ihn Torvig. »Und ich habe nur nausikaanische DNA gefunden. Die Zellzerfallsrate legt nahe, dass die Spuren weniger als sechs Stunden alt sind.«

Nun konnte man Evikus stolzen »Hab ich’s doch gesagt«-Blick nicht mehr übergehen. Keru betrachtete den schlanken Mann mit einem gespielten Stirnrunzeln. »Wie es scheint, waren die Entführer Nausikaaner.«

»Was Sie nicht sagen, Sir.«

Keru wandte sich wieder an Torvig: »Wenn die Nausikaaner dieses Lager so lange beobachtet haben, dass sie sogar Überwachungsausrüstung angebracht haben, was sagt Ihnen das, Tor?«

»Dass sie nach etwas Bestimmtem gesucht haben.« Aufgeregt hüpfend, deutete Torvig auf seine Trikorderdaten. »Oder jemanden. Die Überwachungsgeräte waren so eingestellt, dass sie das individuelle Signal des Biotransponders identifizieren konnten, den jedes Expeditionsmitglied implantiert hat. Dadurch wussten sie, wann sich alle Zielpersonen an der gleichen Stelle befinden würden, um die Entführungen mit einem einzigen Überfall durchführen zu können.«

Je mehr Keru erfuhr, desto größer kam ihm die Gefahr vor. Er berührte seinen Kommunikator. »Keru an Titan

»Was gibt es, Commander?«, fragte Captain Vale.

»Captain, wir haben Beweise gefunden, die darauf hindeuten, dass die Angreifer Nausikaaner waren. So wie es aussieht, sehr gut ausgestattet. Ich schlage vor, dass wir die Planetenoberfläche, dieses System und den umliegenden Sektor nach Spuren nausikaanischer Schiffe scannen.«

»Verstanden. Sonst noch etwas?«

»Noch nicht, Captain. Wir halten Sie auf dem Laufenden.«

»Sehr gut«, sagte Vale. »Titan Ende.«

Keru drehte sich zu Torvig und Eviku um. »Folgen Sie mir. Wir müssen den Admiral finden.«

Sie kehrten zum Zentrum des Expeditionslagers zurück und fanden Riker mithilfe seines Kommunikatorsignals im Zelt der Verwaltungsleitung. Der Admiral befand sich am anderen Ende des Zelts in einem Gespräch mit dem Sicherheitschef der Expedition, einem Grazerit namens Sukorn-Eesha. Er war groß und behaart und gehörte zu einer ethnischen Minderheit der Grazeriten, deren Männer große Hörner über ihren Ohren trugen, und sein Bariton war weit zu hören.

»Wir hatten einfach nicht genug Zeit, um zu reagieren«, sagte Sukorn-Eesha gerade zu Riker. »Als meine Leute im Auditorium den Alarm ausgelöst hatten, war die Entführung schon in vollem Gange. Und die Eindringlinge waren fort, bevor der Rest meiner Mannschaft den Schauplatz erreichen konnte.«

Keru mischte sich ohne Rücksicht auf Höflichkeiten in die Unterhaltung ein. »Mister Sukorn, wissen Sie, ob es zwischen den vier entführten Wissenschaftlern eine Verbindung gibt?«

»Sie alle waren Teil des gleichen Projekts: die Husnock-Sprache zu entschlüsseln.«

Riker schloss sich der neuen Befragungsrichtung an. »War dieses Projekt der Grund für die Versammlung im Auditorium?«

Der Grazerit nickte. »Zwei von ihnen haben einen großen Durchbruch verkündet. Das halbe Camp hat darüber gemunkelt, aber bis gestern hatten wir keine Ahnung, dass Kilaris eine Husnock-Übersetzung eines Texts gefunden hatte, der in einer der Föderation bekannten Sprache verfasst ist. Gerüchte besagen, dass sie kurz davorstand, die gesamte Husnock-Sprache durch den Universalübersetzer zugänglich zu machen.«

Riker riss die Augen auf. »Hätte das den Teams geholfen, einen Zugang zur Husnock-Technologie zu bekommen?«

Statt Sukorn antwortete Torvig: »Mit ziemlicher Sicherheit, Sir.«

Riker sah zu Keru. »Denken Sie, dass die Nausikaaner wussten, woran Kilaris und die anderen gearbeitet haben?«

»Ja, Sir. Und ich denke, sie wollten diese Entdeckung für sich selbst.« Er zeigte Riker das Objekt, das Torvig ihm gebracht hatte. »Sie haben diese Geräte in einem Ring um das Lager platziert, um es auszuspionieren. Keine Ahnung, wie lange schon. Aber ich würde jede Wette eingehen, dass sie wussten, wen sie mitnehmen mussten und warum.«

»Dann müssen wir sie so schnell wie möglich verfolgen.«

Sukorn-Eesha trat vor. »Entschuldigen Sie, ich störe nur ungern, aber …« Er sah traurig zum Auditorium. »Unsere Toten verdienen es, mit ihren Familien wiedervereint und nicht hier auf diesem fremden Felsen begraben werden.«

Sofort wurde Rikers Stimme mitfühlend. »Natürlich. Haben Sie für eines der Opfer spezielle Instruktionen im Falle des Todes?«

»Für alle. Das war eine der Missionsvoraussetzungen.«

»Bereiten Sie sie für den Stasistransport vor. Wir werden sie hochbeamen und auf der Titan verwahren, bis wir die notwendigen Vorkehrungen treffen können, um sie nach Hause zu schicken.«

Der Grazerit verneigte sich. »Danke, Admiral. Das ist sehr freundlich.«

In vertraulichem Tonfall sagte Riker zu Keru: »Doktor Ree soll sich um die Einzelheiten kümmern.«

»Aye, Sir.«

Kerus Kommunikator gab ein Signal von sich und einen Moment später ertönte Captain Vales Stimme: »Titan an Keru. Auf der Planetenoberfläche konnten wir keine nausikaanischen Schiffe entdecken, wir haben jedoch eine schwache Spur von Subraumstörungen aufgespürt, deren Energiesignatur darauf hindeutet, dass in den letzten Tagen ein oder mehrere Schiffe in diesem System in den Warp gegangen sind.«

Riker schaltete sich ein: »Captain, haben Sie einen klaren Kurs, dem Sie folgen können?«

»Ja, Sir.«

»Wann ist die geschätzte Ankunftszeit der Ajax

Nach einer kurzen Pause antwortete Vale: »Neun Minuten.«

»Planen Sie einen Kurs, um die Nausikaaner zu verfolgen«, sagte Riker. »Dann beamen Sie die Opfer des Angriffs hoch, direkt in die Langzeitstasis. Informieren Sie die Ajax darüber, dass sie für die Verteidigung des Planeten zuständig ist, nachdem wir den Orbit verlassen haben, denn die Wasp und die Canterbury werden uns begleiten.«

»Ja, Sir. Titan Ende.«

Nachdem der Kanal geschlossen war, sah Riker Keru an. »Machen Sie das Außenteam zum Hochbeamen bereit, Commander – die Jagd ist eröffnet.«

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