TSUMO - weinen ohne Tränen

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TSUMO - weinen ohne Tränen
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Dantse Dantse

TSUMO - weinen ohne Tränen

Eine verbotene schwarz-weiße Liebe zwischen zwei Frauen in Afrika - mit tragischen Folgen

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Anmerkungen

Über das Buch

Vorwort: Warum dieses Buch?

Meine Geschichte

Telefonat mit dem Coach, 2011

Leben in Darmstadt

Abflugtag nach Kamerun Frankfurt Airport, Terminal 2: Flug nach Paris

Im Airport Charles de Gaulles in Paris

Der Flug nach Douala in Kamerun

Ankunft in Douala

Die erste Nacht in meinem Hotel in Kamerun

2. Tag in Kamerun: Reise nach Limbé am Meer, Nacht mit Nana

3. Tag in Kamerun: Eisessen mit Tsumo

4. Tag in Kamerun: Erste Arbeitswoche in Douala. Unterschied afrikanischer und europäischer Feminismus

Sonntag in Kribi

Mit dem Zug nach Yaoundé

Zwei Monaten in Yaoundé ohne Tsumo. Treffen mit Nana

Wiedersehen mit Tsumo bei der Weihnachtsfeier: erster Frauen-Kuss

Heftiger Streit mit Tsumo, Rückkehr nach Yaoundé und Trennung von Men-Lâ

Einsatz in Bafoussam und Bamenda

Weihnachtsfeier in Limbé: Unerwartete Versöhnung. Sex mit Tsumo. Die Vollendung unserer Liebe

Versetzung nach Douala. Traumhafter Urlaub in Kaliba

Entdeckt. Es ist aus. Teufelsaustreibung bei Tsumo. Flucht nach Deutschland

5 Jahre später im Jahr 2011: Brief von Tsumo gelesen. Hilfesuche bei Dantse

Treffen und Gespräch mit dem Coach

Über den Autor

Weitere Bücher des Autors bei indayi edition (Auszug)

Weitere Bücher von indayi edition (Auszug)

Impressum neobooks

Anmerkungen










Eine wahre Geschichte, erzählt von einer Klientin, die beim Autor Hilfe gesucht hat, um Kontakt zu ihrer ehemaligen Geliebten in Kaliba herzustellen, einem Land, das sie vor Jahren fluchtartig verlassen musste, um ihr Leben zu retten. Dabei hinterließ sie ihre hilflose Geliebte, die von ihrer Familie von ihrer Homosexualität geheilt werde „musste“.


„Ich ging nach Kamerun, um zu arbeiten und zu helfen und mich von meinem Freund in Deutschland, der eine Affäre mit einer Frau aus seinem Fitnessstudio hatte, zu distanzieren. Dort in Kamerun verliebte ich mich unerwartet in eine schwarze Frau. Was mich sehr erstaunte, denn ich hatte bis dahin niemals auch nur im Traum daran gedacht, eine Frau erotisch zu küssen, geschweige denn mit ihr zu schlafen. Keine Frau hatte in mir je ein sexuelles Bedürfnis geweckt. Bis ich Tsumo kennenlernte.

Wir begannen eine sehr intensive, geheime, sexuelle Liebesbeziehung. Obwohl es uns bewusst war, dass die Menschen dieses Landes eine lesbische Beziehung niemals dulden würden, vergaßen bzw. unterschätzten wir im Rausch unserer Liebe und unserer besonderen sexuellen Fantasien die Konsequenzen für diejenigen, die eine solche verbotene Liebe ausleben.

Aus der leidenschaftlichen, lustvollen Liebe wurde sehr bald ein Inferno in ungeahnten Dimensionen.“


Um viele Interessen zu schützen, sowohl in Deutschland, aber mehr noch in Afrika, wurden die Namen und Berufe aller Personen geändert. Das Heimatland Tsumos liegt in Afrika, der Autor hat ihm den fiktiven Namen Kaliba gegeben, um Personen zu schützen, Sensibilitäten zu wahren und kein schlechtes Licht auf ein bestimmtes Land zu werfen.

Der Autor hat einen Teil der Geschichte nach Kamerun verlegt, weil er das Land gut kennt und dadurch die Gegebenheiten realistischer beschreiben kann. In Wahrheit hat aber alles in Tsumos Heimat Kaliba stattgefunden.


Über das Buch

Zwei Frauen verlieben sich in Afrika ineinander. Die eine, Melanie, ist weiß und kommt aus Deutschland, eine deutsche Frau, die bis dahin heterosexuell war und während ihres Aufenthalts in Kamerun eine andere Frau, eine schwarze afrikanische Frau namens Tsumo, kennenlernt. Die beiden mögen sich sofort und mit der Zeit entstehen langsam Liebesgefühle. Sie sind selbst darüber verstört, denn beide leben in festen Beziehungen und haben sich davor noch nie über lesbische Gefühle Gedanken gemacht. Ihr erster Kuss lässt dann die Sehnsucht und die Liebe explodieren. Irgendwann lassen sie sich auch sexuell aufeinander ein und erleben unglaubliche, wunderbare Momente und die große Liebe. Sie verlieben sich so heftig, dass sie voneinander nicht mehr lassen können. Bald, obwohl sie ihre Affäre verstecken, erfährt Tsumos Umfeld davon. Das ist für die Familie und ihren Ehemann eine Horrorvorstellung. Sie beschließen, dass ihre Tochter und Frau, die vom Teufel besessen ist (so sieht die überwiegende Mehrheit der Menschen die Homosexualität in Afrika, die als „Satanszeug“ abgelehnt wird) befreit werden muss und die Teufelsagentin – Melanie – ist zu beseitigen. Melanie schafft es noch rechtzeitig zu fliehen und muss ihre Freundin allein zurücklassen, die sie nicht noch einmal sehen kann.

Ein unglaubliches Martyrium fängt für Tsumo an, aus der man den Satan austreiben muss. Melanie, zurück in Deutschland, unterdrückt alles und lebt weiter mit ihrem Freund, als ob nichts passiert wäre. Erst Jahre später, geplagt von ihrem Gewissen, von Alpträumen und Depressionen, versucht sie herauszufinden, was mit ihrer Geliebten damals wirklich geschehen ist. Sie erfährt schmerzhafte Dinge und sucht Beistand bei einem Coach. Sie macht sich Vorwürfe, weil sie Tsumo hätte helfen müssen, z.B. ihrer Freundin die Ausreise ermöglichen, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken.


Vorwort: Warum dieses Buch?

Eine wahre Geschichte, erzählt von einer Klientin, die beim Autor Hilfe gesucht hat, um Kontakt zu ihrer ehemaligen Geliebten in Kaliba herzustellen, einem Land, das sie selber fluchtartig verlassen musste, um ihr Leben zu retten. Dabei hinterließ sie ihre hilflose Geliebte, die von ihrer Familie von ihrer Homosexualität geheilt werde „musste“.


Dieser Roman setzt sich mit Homosexualität in Afrika auseinander, gegen die sich die Mehrheit der Bevölkerung wehrt, und die sie als Teufelszeug und sexuelle Perversität der Weißen betrachtet. Des Weiteren werden die Unterschiede zwischen dem afrikanischen und dem europäischen Feminismus und die Unterschiedlichkeit der Rolle der Frau in beiden Gesellschaften beleuchtet: In Afrika besitzen Frauen Macht und Einfluss, so ist zum Beispiel in Kamerun fast der gesamte Kleinhandel, sowie die Lebensmittelherstellung und der -vertrieb in Hand der Frauen. Auch besitzen Frauen in Kamerun durch ihren Genossenschaftsverbund eine starke finanzielle Macht, sie vergeben mehr Kredite an Männer als die Banken. Dadurch können sie Druck auf gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entscheidungen ausüben, ohne wie die Europäerinnen einen Geschlechterkampf anzuzetteln. Stattdessen sehen sie im Mann keinen Gegner, sondern einen Partner, mit komplementären Eigenschaften und Fähigkeiten.

Interessant ist es auch, in diesem Buch etwas über die Unterschiede zwischen den Vorstellungen von Liebe zu erfahren: In Afrika ist die Liebe etwas Partnerschaftliches und Pragmatisches, während sie in Europa von der Romantik geprägt ist. In Afrika liebt man den Partner nicht nur, weil man Liebesgefühle für ihn hat, sondern mehr dafür, wie nützlich er einem sein kann. Zum Beispiel ist es für eine Frau wichtiger, dass ihr Partner ein guter Vater ist, oder dass er die Familie schützen kann, als wie sehr er sie liebt.

 

„Ich ging nach Kamerun, um zu arbeiten und zu helfen und mich von meinem Freund in Deutschland, der eine Affäre mit einer Frau aus seinem Fitnessstudio hatte, zu distanzieren. Dort in Kamerun verliebte ich mich unerwartet in eine schwarze Frau. Was mich sehr erstaunte, denn ich hatte bis dahin niemals auch nur im Traum daran gedacht, eine Frau erotisch zu küssen, geschweige denn mit ihr zu schlafen. Keine Frau hatte in mir je ein sexuelles Bedürfnis geweckt. Bis ich Tsumo kennenlernte.

Wir begannen eine sehr intensive, geheime, sexuelle Liebesbeziehung. Obwohl es uns bewusst war, dass die Menschen dieses Landes eine lesbische Beziehung niemals dulden würden, vergaßen bzw. unterschätzten wir im Rausch unserer Liebe und unserer besonderen sexuellen Fantasien die Konsequenzen für diejenigen, die eine solche verbotene Liebe ausleben.

Aus der leidenschaftlichen, lustvollen Liebe wurde sehr bald ein Inferno in ungeahnten Dimensionen.“

Meine Geschichte


Telefonat mit dem Coach, 2011

Ich habe jahrelang meine Erinnerungen an das Geschehen in Afrika unterdrückt. Mein Mann hat bis jetzt keine Ahnung von allem, was ich in Kamerun durchgemacht habe und weiß auch nicht von meiner lesbischen Beziehung. Auch mein Arbeitgeber hat bis heute nicht verstanden, warum ich plötzlich von heute auf morgen abreiste. Sie dachten alle, ich wäre überfordert und ausgebrannt gewesen. Bevor ich das Land fluchtartig verließ, hat mir die Person, die mir das Leben rettete, viele grausame Dinge über Tsumos Leid erzählt und mich gebeten, niemals jemandem etwas zu sagen, sie würden es herausfinden, und dann würde man sofort auf ihn kommen. Das geschah einen Tag bevor ich Tsumos Heimatland Kaliba, wo wir Urlaub machten, verließ, nicht um nach Kamerun zurückzufliegen, wo ich eigentlich im Einsatz war, sondern direkt nach Deutschland – und das nach knapp 2 Jahren Aufenthalt in Afrika. Ich habe nie wieder versucht Kontakt mit Tsumo aufzunehmen. Aber diese ganze Zeit konnte mich mein Gewissen nicht ruhig schlafen lassen. Ich leide unter vielen psychischen Beschwerden und war bei vielen Psychologen, die alle etwas anderes vermuteten. Ich habe es nie geschafft, jemandem die Wahrheit zu erzählen. Ich wusste nicht, wie es um Tsumo stand. Da mein Gewissen mich immer plagte, weil ich Tsumo im Stich gelassen hatte, habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich wieder Kontakt zu ihr aufnehmen könnte, um vielleicht meine Versäumnisse von vor 5 Jahren noch zu reparieren. Ich habe tagelang im Internet gesucht und zufällig, als ob Gott mich erhört hätte, bin ich über die Homepage des Coachs Dantse gestolpert. Ich habe nicht lange gezögert und ihn angerufen. Und als er abnahm und fragte, wie er mir helfen könne, habe ich, ohne viel nachzudenken, sofort angefangen ihm alles zu erzählen:


Hallo Herr Dantse,

ich habe seit einiger Zeit schon eine Frage und weiß nicht, wie ich sie beantworten soll.

Ich bin eine 32jährige Entwicklungshelferin. Ich bin verheiratet und liebe meinen Mann und denke nicht darüber nach ihn zu verlassen. Das musst klar gesagt werden. Und ich weiß, dass in der afrikanischen Tradition homo-Beziehungen als abstoßend und teuflisch gelten.


Vor 5 Jahren habe ich in Kamerun eine schwarze Frau kennengelernt. Als ich diese Frau sah, wusste ich sofort, dass ich mit ihr schlafen will. Das war etwas Neues für mich. So etwas hatte ich noch nie bei einer Frau empfunden. In diesem Moment sah ich auch nicht eine Frau vor mir, sondern einfach eine Person, mit der ich Sex haben wollte.

Dass es irgendwann passieren würde war klar, aber dass es so schnell passieren würde, hätte ich mir nie vorgestellt. Ich hatte vorher selbst noch nie etwas mit einer Frau, und ich fühle mich auch nicht als Lesbe. Fakt ist aber, dass es eine lesbische Beziehung war, in einem Land, in dem so etwas nicht passieren kann und darf.

Die Beziehung war am Anfang sehr schön, wenn auch schwierig. Wir mussten uns ständig verstecken, aber das war vielleicht auch das Salz in der Suppe? Auf jeden Fall wurde aus dem Sex Liebe und wir machten Fehler und waren nicht mehr besonders vorsichtig.

Dann ist etwas Schlimmes und Tragisches passiert. Tsumo verschwand und zwei Tage lang wusste ich nicht wo sie war. Endlich übergab jemand mir einen Brief von ihr und informierte mich, dass Tsumo der Teufel ausgetrieben werden würde, weil sie Sex mit einer Frau gehabt hatte, und dass ich, die Teufelsagentin bestraft werden musste. Der Informant riet mir, so schnell wie möglich abzureisen, weil etwas gegen mich im Gang wäre. Ich musste Kaliba am nächsten Tag fluchtartig verlassen und direkt nach Deutschland fliegen, nicht zurück nach Kamerun zu meinem Arbeitgeber, weil ich nicht wusste, was mich dort erwarten würde und nur noch Angst hatte, dass ich auch dort verfolgt werden könnte.

Ich hatte einfach nur Angst und habe deswegen keine Hilfe geleistet, obwohl Tsumo meine Hilfe gebraucht hätte. Ich habe nur an mich gedacht und mich nicht einmal getraut ihren Brief zu lesen. Was der Informant mir erzählt hatte, war schon hart genug für mich gewesen.

Nun habe ich, fünf Jahre später, den Brief von Tsumo endlich gelesen. Sie schildert darin viele schlimme Dinge und bittet mich auch, so schnell wie möglich das Land zu verlassen, aus Angst, dass mir etwas passieren könnte. Aber auch in dem Brief habe ich nicht erfahren, was die Teufelsaustreibung wirklich für Tsumo bedeutet, was sie mit ihr gemacht haben. Ich schäme mich, dass ich diesen Brief erst jetzt gelesen habe. Ich habe seitdem so ein schlechtes Gewissen und weiß nicht, was ich tun soll. Vielleicht können Sie mir helfen? Ich möchte so schnell wie möglich Kontakt zu ihr aufnehmen, um zu wissen wie es ihr geht und wie ich ihr helfen kann. Ich möchte mich bei ihr entschuldigen und ihr vielleicht helfen, dass sie nach Deutschland kommt, wo sie ihre Sexualität frei ausleben kann. Und ich will ihr sagen, dass ich sie immer noch liebe.

(…) Ich wohne nicht sehr weit von Ihnen. Ja, wir könnten uns persönlich treffen, damit ich mir bei Ihnen alles von der Seele reden kann. Bis heute habe ich nie mit jemandem darüber geredet, aber ich habe das Gefühl, dass Sie der Richtige sind, der mir helfen und mir meinen Schlaf zurückgeben könnte.“


Ich war so froh, dass ich nun meine ganze Geschichte erzählen konnte und freute mich auf den Termin mit Dantse.

Leben in Darmstadt

Alles fing, wie so oft im Leben, unerwartet an. Ich hatte niemals vorgehabt nach Afrika zu reisen.

Mein Name ist Melanie. Ich bin Deutsche. Ich war 25 Jahre alt, als ich mich zufällig auf einen Entwicklungshilfe-Job in Kamerun bewarb.

Ich war gerade mit meinem Studium der Sozialpädagogik fertig und wollte eigentlich endlich mal einfach ein Jahr Pause machen und das Leben mit meinem Freund Heiko genießen. Der aber schlug vor, dass ich doch als Entwicklungshelferin arbeiten könnte, und in diesem Fall wäre es für mich besser, wenn ich ein einjähriges Auslandspraktikum in Afrika oder in Südamerika machen würde. Die Idee schien mir am Anfang doof. Ich war so verliebt in Heiko und konnte mir nicht vorstellen, weit weg von ihm zu sein, sei es auch nur für eine Woche.

Darmstadt zu dem damaligen Zeitpunkt zu verlassen kam für mich nicht in Frage. Ich war zwar erst seit 4 Jahren wegen meines Studiums in dieser Stadt, dennoch fühlte ich mich schon fast völlig heimisch. Darmstadt mit seinen etwa 152.000 Einwohnern ist eine Universitätsstadt. Wenn man weiß, dass Darmstadt im Zweiten Weltkrieg in der sogenannten Brandnacht vom 11. September 1944 fast vollständig zerstört wurde, ist es faszinierend, wie alles wieder aufgebaut wurde.

Fast ein Drittel der Einwohner sind heute Studenten aus allen Nationen der Welt. In Darmstadt kannst du alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen und brauchst kein Auto. In der Innenstadt befinden sich schöne, historische Orte wie das Alte Rathaus; der Luisenplatz – der zentrale Punkt der Stadt mit dem „Langen Ludwig“; das Schloss am Marktplatz; die Ludwigskirche, die Hauptkirche der Stadt, die wegen ihrer markanter Kuppel auch „Kuppelkirche“ genannt wird und die sich oberhalb des Stadtzentrums auf einem kleinen Hügel befindet. Dieses Gebäude wurde bei dem Bombenangriff am 11. September 1944 bis auf die Grundmauern zerstört und erst ab den 1950er wieder aufgebaut. Da ich sehr gerne spazieren gehe ist Darmstadt für mich optimal. Die Stadt ist umgeben von vielen schönen Wäldern und Parks und am liebsten verbringe ich den ganzen Sommer draußen in der Orangerie, für mich der schönste Park Darmstadts. Der Garten ist eine symmetrisch angeordnete barocke Anlage. Mit ihren Fontänen, Alleen und den Orangen- und Zitronenbäumen im Sommer, ist die Orangerie ein sehr gemütlicher Platz in der heißen Zeit. Sie liegt auch nicht weit entfernt vom reichen Steinbergviertel, in dem damals ich seit einem Jahr wohnte. Ich hatte dort sehr günstig eine kleine feine Wohnung im Haus meines Onkels vermietet bekommen.

Wir waren eigentlich sehr glücklich und alles passte genau. Das Leben war einfach schön und wir genossen es.

Deswegen war ich selbstverständlich nicht so begeistert von Heikos Idee, ich könnte doch mal ein Jahr ins Ausland gehen. Heiko war ein bisschen überrascht von meiner Reaktion, denn er meinte, ich würde doch seit Jahren immer davon träumen so etwas zu machen. Das stimmte auch, aber in meiner Fantasie war er dann mit auf der Reise, und da er noch nicht mit seinem Studium fertig war, stellte sich die Frage für mich nicht. Man könnte hier wieder sagen: typisches Missverständnis zwischen Mann und Frau. Die träumerischen Vorstellungen der Frauen und die pragmatischen Vorstellungen der Männer.

Vielleicht war es auch wieder typisch Frau, dass ich seinen Vorschlag nur deswegen nicht gut fand, weil ich den Eindruck hatte, er wollte mich nur weit von sich haben, um in Ruhe ungestörte Zeit mit seiner Geliebten zu haben. Es konnte also sein, dass ich nur aus Eifersucht abgeneigt war. Ich hatte zwar keine Beweise, dass Heiko mit dieser Frau eine Liaison hatte – sie war mit 35 viel älter als er, der mit 24 nur ein Jahr jünger war als ich – ich war mir aber sicher, dass irgendetwas irgendwie nicht stimmte. Der weibliche Instinkt sagte es mir.

Heiko, der Sport studierte, arbeitete auch als Fitnesstrainer in einem bekannten Fitnessclub der Stadt. In diesem Club trainierte ich auch 3 bis 4 Mal die Woche.

Am Anfang machte ich mir keine Gedanken darüber, was zwischen Heiko und Emma sein könnte. Sie war zweimal in der Woche mit ihrem Mann da, und sie wurden oft von Heiko betreut. Mit der Zeit aber kam sie dann noch ein paar Mal in der Woche zusätzlich, um mit Heiko ein spezielles Training zu machen, ohne ihren Mann. Alles sah okay aus, kein Grund zur Aufregung, sagte ich mir und ließ die beiden weiter so arbeiten.

Aber langsam tauchten immer mehr Verdachtsmomente und Verdachtszeichen auf: Heiko änderte sein Outfit extrem. Früher war er fast immer nur in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen unterwegs. Er hatte sich manchmal wochenlang nicht rasiert und fand das cool. Parfum war für ihn Frauensache. Plötzlich fing er aber an, mehr auf sein Aussehen zu achten. Er zog sich immer Häufiger top gestylt an. Er rasierte sich und benutzte nun jeden Tag Parfum, Aftershave und Co.

Am Anfang war es lustig und aufregend, weil er dadurch tatsächlich attraktiver wurde und eine tolle Ausstrahlung hatte. Ich dachte, er würde das tun, um mich zu beeindrucken, damit ich noch mehr auf ihn aufmerksam würde.

Ich wollte noch nicht mit ihm zusammenziehen und ich wusste, dass diese Situation ihn an der Ernsthaftigkeit meiner Absichten zweifeln ließ. Mein Verhalten verunsicherte ihn ein bisschen, und ich genoss es, denn ich sah, wie er kämpfte und sich bemühte mich voll und ganz für sich zu haben. In diesen Zusammenhang stellte ich seine langsame Verwandlung.

 

Sehr bald bemerkte ich aber, dass Heiko immer häufiger von Emma und ihrem Mann sprach, zwischen den Zeilen aber doch mehr über Emma. Ich erinnere mich an ein solches Gespräch, das mich ziemlich nervte:

„Hey Schatz, diese Frau war gar nicht da heute.“

„Welche Frau denn?“, fragte ich, als ob ich nicht wüsste von wem er redete.

„Ich meine Emma“, antwortete er.

„Na und? Wo ist das Problem, wenn sie nicht da ist?“, sagte ich.

„Nee, ich hab es nur so gesagt, weil es mir einfach so aufgefallen ist.“

Ich erinnere mich auch an den Streit, der an jenem Tag eskalierte und unser Leben veränderte. Heiko kam sehr happy nach Hause und sagte:

„Schatz, ich habe dir Schokolade mitgebracht!“

„Danke, aber du weißt doch, dass ich keine weiße Schokolade esse. Es erstaunt mich ein bisschen, denn du kennst meinen Geschmack und meine Vorliebe für Bitter-Schokolade gut“, antwortete ich.

„Es tut mir leid. Mein Kopf war ein bisschen woanders. Der Tag war so hart heute im Fitnessclub. Emma war da. Sie hat so eine Show abgezogen. Das hat mich ganz schön genervt und deswegen hat sie mir und dir diese Schokolade geschenkt. Sie meinte, sie wäre gut für die Laune.“

„Warum schenkt sie mir eine Schokolade. Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich schlechte Laune habe. Und du, warum hat dich das genervt, wie sie ihr Show abzieht?“, fragte ich naiv, aber provokativ.

„Na ja, sie glaubt, nur weil ihr Mann reich ist, wäre sie auch reich. Sie sagt es nicht so direkt, aber sie tut so, als ob sie die Schönste ist, mit ihren langen Beinen und ihrem großen Busen. Und jetzt, seit sie mit mir ihren Po extra trainiert, gibt sie damit an wie fest und knackig er ist. Sie …“

Ich unterbrach Heiko ein bisschen brutal: „Hör auf, Heiko! Hör auf damit, mir zu sagen, was alles schön ist an dieser Frau, die du so bewunderst. Ich möchte meine Zeit nicht damit verbringen, über Emma zu reden!“

„Was ist los mit dir, Melanie? Warum reagierst du immer so heftig und negativ, wenn ich über Emma rede? Wovor hast du Angst? Du brauchst keine Angst vor ihr zu haben. Ohne Geld ist sie nichts. Und das Geld gehört ihrem Mann. Sie hat es nötig sich so darzustellen, um sich wichtig zu machen“, versuchte er mich zu besänftigen.

„Ich habe nichts gegen Emma. Warum sollte ich? Sie kann tun und machen, was sie will. Sie ist nicht meine Freundin. Sie ist nicht mal eine Bekannte. Sie interessiert mich einfach nicht, und deswegen sehe ich keinen Anlass über sie zu reden, egal ob gut oder schlecht. Wenn sie dich nervt, kannst du ihr das sagen. Wenn du ihr nicht sagen willst, dass sie damit aufhören soll, dann ertrage es und sie so, wie sie ist. Du machst deinen Job und dein Job ist es nicht, dich dafür zu interessieren, wie ein Kunde aussieht, was er macht oder sagt“, stellte ich klar.

„Das ist sehr heftig, Melanie. Ich verstehe dennoch nicht, warum dieser Name ein Problem für dich ist“, wiederholte er.

„Verdammt nochmal. Was willst du? Lass mich in Ruhe damit. Ich sage dir zum letzten Mal, dass ich kein Problem mit ihr habe. Ich will aber nicht über sie reden. Ist das zu viel verlangt? Oder bist du schon so verliebt in sie, dass du ohne den Namen nicht mehr leben kannst? Ist sie der Grund, warum du dein Outfit und dein Aussehen geändert hast? Ich verstehe jetzt. Oh ja, alles tun, um wie ihr Mann auszusehen, oder ist sie diejenige, die dich so stylt, dass du wie ihr Mann aussiehst?“

Die Reaktion von Heiko war überraschend. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Seitdem wir zusammen waren hatte er mir gegenüber niemals ein böses Wort benutzt.

„Du bist krank und du fühlst dich noch dazu minderwertig. Du bist ein unglücklicher und eifersüchtiger Mensch, der nicht an sich glaubt“, schleuderte er mir entgegen, nahm seine Sporttasche und verschwand mit einem lauten Knallen der Tür.

Seine Worte gingen mir durch den Kopf wie Kugeln, die mir aber nur Schmerzen zufügen und mich nicht umbringen wollten. Ich fing an mir Fragen zu stellen. Vielleich war ich zu weit gegangen? Vielleicht hatte ich ihn falsch verdächtigt? Vielleicht war ich nur eifersüchtig? Ich hatte auf einmal ein schlechtes Gewissen. Ich versuchte Heiko anzurufen, um mich zu entschuldigen, aber leider ohne Erfolg. Sein Handy war ausgeschaltet, und ich wusste nicht wo er sein konnte. Normalerweise war er donnerstags vormittags an der Uni und den Rest des Tages verbrachten wir dann immer zusammen.

Bis 18 Uhr war er immer noch nicht erreichbar und ich machte mir Sorgen. Er war auf einmal sehr präsent bei mir und in mir. Zum ersten Mal spürte ich eine tiefe, sehr tiefe Liebe zu Heiko. Zum ersten Mal seit wir zusammen waren, bekam ich Angst ihn zu verlieren. Ich war mir auf einmal sicher, dass er der Mann war, mit dem ich noch Einiges erleben wollte und mit dem ich vielleicht sogar Kinder bekommen wollte.

Da ich um 19 Uhr immer noch nichts von Heiko gehört hatte, beschloss ich zu ihm zu gehen. Er wohnte nur 4 Stationen weit weg von mir, direkt im Zentrum in einer schönen WG mit zwei Freunden. Kurze Zeit später war ich dort. Ich klingelte, aber niemand schien zu Hause zu sein. Ich entschied mich, einfach vor der Haustür zu sitzen und auf ihn zu warten.

Nach ca. einer Stunde fuhr ein schönes Auto vor das Haus und parkte einige Meter vom Hofeingang entfernt. Die Beifahrertür ging auf und ein Mann stieg aus. Ich erkannte ihn direkt von hinten. Mein Herz schlug wie eine Bombe in meiner Brust. Es war Heiko, und die Fahrerin war Emma. Ich zitterte am ganzen Körper. „Siehst du, du hattest doch Recht mit deiner Vermutung“, sagte ich mir und mir wurde schlecht und schwindelig.

Ich glaube, die beide hatten mich nicht gesehen oder taten so, als ob sie mich nicht gesehen hätten. Das Auto gab Gas und verschwand schnell wieder. Als Emma weg war und Heiko sich umdrehte, um in Richtung Hof zu laufen, sah er mich und kam zu mir.

„Hallo“, sagte er nur und ging einfach weiter.

Ich war überrascht und wütend, dass er auf einmal so kalt war. In seinem Blick war schon etwas wie Hass. Ich rief ihm laut nach: „Heiko, was soll das? Ich hatte doch recht, du fickst mit dieser Tussi. Schämst du dich nicht?“

Heiko drehte sich um, und ganz ruhig, mit abfälliger Miene, gab er mir eine Antwort, die mich tief verletzte: „Welcher Mann würde sich schämen mit so einer Bombenfrau wie Emma zu ficken?“, dabei betonte er das Wort ficken, als ob er wollte, dass ich genau wusste, was sie gemacht hatten.

Ich konnte diese extreme Demütigung nicht ertragen und rannte weinend so schnell wie möglich weg. Ich rannte bis ich bei meiner Wohnung ankam, ohne zu wissen, wie ich das geschafft hatte. Ich hatte vergessen, dass es eine Straßenbahn gab. Ich wollte mich einfach verstecken, allein sein und richtig laut weinen. So war ich noch nie zuvor in meinem Leben gedemütigt worden. Ich konnte nicht verstehen, warum Heiko so drastisch mit mir umging. Hatte ich ihn wirklich so tief verletzt? Hatte ich ihn vielleicht sogar mit meiner Reaktion, als er bei mir war, erst recht in die Arme von Emma getrieben? Seit wann hatten sie eine Affäre, vielleicht gar eine Beziehung? All das lief durch meinen Kopf, als ich die Schlüssel meiner Wohnung suchte und dabei merkte, dass ich meine Handtasche vor seiner Haustür vergessen hatte.

Ich wusste nicht, was ich nun tun sollte. Ich wollte nicht mehr zurück zu diesem Ort der Schande, aber ich brauchte meine Schlüssel und die ganzen Sachen in der Tasche. Ich entschied mich, zuerst ein wenig im Garten zu sitzen und zur Ruhe zu kommen und danach zu überlegen, was ich tun musste. In diesem Moment hörte ich jemanden rufen.

„Hi Melanie, du hast deine Tasche vergessen. Ich habe sie dir gebracht.“

Ich erkannte diese schöne, weiche und zärtliche Stimme sofort. Sie war anders als vorhin. Es war Heiko, mein Heiko. Er stand vor mir und lächelte mich an, als ob nichts passiert wäre.

Ich sah ihn an und konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Er lief an mir vorbei, berührte mich leicht, nahm den Zweitschlüssel, den er besaß, und schloss die Tür auf. Wir gingen ins Haus und anschließend in die Wohnung.

Bevor er die Tür schloss, lag ich schon in seinen Armen. Ich ließ mich behandeln wie ein Roboter ohne eigenen Willen. Er wickelte mich ein und zog mich noch enger an sich. Er atmete schnell und war sehr aufgeregt.

„Schatz, du hast mir gerade so gefehlt. Ich dachte, ich habe dich verloren, und ich war so froh, als ich deine Tasche gesehen habe und ein Alibi hatte, um zu dir zu kommen“, sagte er, während er meinen Nacken leicht massierte.

Wie im Drogen- oder Alkoholrausch fingen wir an uns plötzlich wild zu küssen, zu streicheln, zu schlagen, zu beißen. Wir wollten alles auf einmal und alles gleichzeitig. So einen hohen Adrenalinspiegel hatten wir beide noch nie gehabt. Es war, als wäre der ganze Raum mit Elektrizitätswellen gefüllt.

Er schubste mich richtig brutal auf das Bett, was er vorher noch nie getan hatte. Er fiel wie ein Raubtier über mich her und drückte leicht meinen Hals, ja, wie ein Raubtier, das seiner Beute die Luft nehmen will. So einen Orgasmus wie in diesem Moment hatte ich noch nie bekommen. SM-Handlungen waren für mich bis dahin nur stories gewesen. Ich erlebte da zum ersten Mal am eigenen Leib, wie Gewalt explosive Lust hervorrufen kann.

Nach dem Orgasmus wollte ich noch mehr. Wie konnte es sein, dass ich gerade erfahren hatte, dass mein Freund mich betrogen hatte und dann so intensive Gefühle für ihn empfand? Allerdings hatte ich tatsächlich schon einmal in meinem Buch „Sex forever“ von K.T.N. Len‘ssi gelesen, dass Fremdgehen das Sexualleben von Paaren stark verbessern kann.

Mein Freund war nicht mehr der nur zärtliche Typ, der aufpasste, dass er mir nicht wehtat. Nein, nun hielt er mich richtig fest und zum ersten Mal spürte ich die Männlichkeit in ihm. Ja, das war es. Das war das, was mir immer gefehlt hatte. Dieses Bad-Boy-Verhalten, das einen Mann zum Mann macht.

Er zerriss meinen String, zwang meine Beine auseinander, und ich spreizte sie so weit ich konnte, um seinem Befehl nachzukommen. Als seine Lippen meine Klitoris berührten, kam ich schon wieder.