Nicht ohne meinen Mann: Liebes-Schach in Paris

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Dantse Dantse

Nicht ohne meinen Mann: Liebes-Schach in Paris

Mein afrikanisches Hausmädchen ist die Ehefrau meines afrikanischen Ehemannes - aber die Liebe siegt

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Inhaltsverzeichnis

Titel

„Nicht ohne meinen Mann“ Liebes-Schach in Paris

Über das Buch

Liebes-Schach in Paris

Alles hatte vor drei Jahren in Paris angefangen.

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Epilog

Über den Autor

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Impressum neobooks

„Nicht ohne meinen Mann“ Liebes-Schach in Paris

Mein afrikanisches Hausmädchen ist die

Ehefrau meines afrikanischen Ehemannes - aber die Liebe siegt

Basiert auf wahren Begebenheiten

Dantse Dantse

Roman

Über das Buch

Die 38-jährige, sehr schöne Französin Mireille ist Ärztin und sucht ein Hausmädchen. Sie findet die nette, 27-jährige Kamerunerin Ayossi, die ohne Papiere in Frankreich lebt. Da Mireille allein in einem großen, geerbten Haus lebt, kann Ayossi ebenfalls dort wohnen. Kurze Zeit später lernt Mireille – augenscheinlich zufällig – den Bruder des Hausmädchens kennen, genannt Johnny Walker. Der 29-jährige Kameruner ist seit einigen Monaten in Frankreich, ebenfalls ohne Papiere. Er kommt das Hausmädchen, seine angebliche Schwester, manchmal besuchen. Bei diesen Besuchen kommen sich Johnny und Mireille näher und durch gezielte, sehr subtile, gut studierte Manipulation verlieben sie sich. Sie heiraten und alle drei wohnen zusammen. Alles scheint in Ordnung und idyllisch zu sein. Alle sind glücklich. Aber als Mireille ca. zwei Jahre später den beiden Geschwistern überglücklich verkündet, dass sie schwanger ist – vor 10 Jahren sagte ihr ein Arzt, dass sie kein Baby bekommen könne – verliert Ayossi die Kontrolle und greift Johnny wütend an: „Schwangerschaft war nicht geplant, du Betrüger. Du hast mich reingelegt und das werde ich nicht zulassen.“ Erst da erfährt Mireille alles, was dahintersteckt. Ihr Leben kommt ins Straucheln. Doch als Johnny ihr den ganzen Plan gesteht, sich entschuldigt und ihr sagt, dass er sie inzwischen wirklich liebt, mit ihr zusammen sein will und sich über das Kind freut, ändert sich die ganze Situation. Mireille will ihren Mann nun behalten, aber Ayossi will ihn auch, denn sie will nicht akzeptieren, dass sie zwei Jahre umsonst alles ertragen musste, nur um jetzt als Verliererin dazustehen. Sie will unbedingt ihre Papiere haben. Johnny, der inzwischen seine Papiere besitzt, muss sich zwischen Verpflichtung, Versprechen, Abmachung und der Liebe entscheiden – oder aber wieder schauspielern.

Liebes-Schach in Paris

„Warum weinst du Mireille?“, fragte Ayossi, die gerade den Hof fegte. Mireille hatte das Auto im Hof geparkt, stieg aber nicht aus. Sie blieb im Auto sitzen und weinte auf eine komische Art. Sie weinte und lachte gleichzeitig. Ayossi ließ den Besen fallen, ging zu ihr und wiederholte noch einmal ihre Frage.

„Mireille, warum weinst du? Ist was passiert?“

„Ja, etwas ist passiert, Ayossi. Ja, das stimmt, etwas ist passiert“, antwortete Mireille und weinte noch mehr, als sie daran dachte, dass alle gesagt hatten, es wäre unmöglich.

„Was denn, Mireille? Brauchst du Hilfe?“

„Etwas Schönes, Ayossi. Etwas Wunderbares, etwas, das ich nicht mehr erwartet hatte. Ich bin 40 und alle Ärzte haben gesagt, dass ich es nie schaffen werde. Aber Johnny, dein Bruder, hat mir immer gesagt, dass nichts unumkehrbar ist für den, der glaubt und sich Gott anvertraut. Und jetzt ist es passiert. Warte mal, warte mal kurz. Das muss mein Schatz sein“, sagte sie, als ihr Handy klingelte.

„Er ist doch da. Du hast doch sein Auto draußen gesehen, oder? Er ist vor 45 Minuten gekommen, er ist oben und duscht“, sagte Ayossi kühl, wohl wissend, dass sie gelogen hatte. Johnny war den ganzen Tag dagewesen und hatte mit ihr Sex gehabt.

Trotzdem ging Mireille ans Handy.

„Hallo, Liebling? Ich bin gerade angekommen. Schau mal aus dem Fenster. Du siehst mich.“

„Warum ich weine? Mein Schatz, du hast mir meinen allergrößten Wunsch möglich gemacht. Deswegen weine ich. Ich weine vor Glück…“

Ayossi, die schon ahnte, worum es ging, wollte das Gespräch zwischen Johnny und Mireille nicht hören. Sie entfernte sich schnell und ging zurück in die Küche. Aber Mireille stieg sofort aus dem Auto und folgte ihr ins Haus, während sie weiter mit Johnny telefonierte, ohne ihm die gute Nachricht mitzuteilen.

„Komm schnell runter, ich habe gute Neuigkeiten für dich, Liebling. Du wirst dich so freuen“, rief sie fast durch den Hörer.

Johnny kam nur mit einer Unterhose bekleidet die Treppe runtergerannt und traf sie in der Küche, wo sie sich gerade einen frischen Orangensaft eingoss. Ayossi war mit dem Mülleimer gerade wieder hinausgegangen.

„Welche gute Nachricht willst du mir nicht am Telefon erzählen, Honey?“, fragte Johnny. In Unterhosen sah er fantastisch aus, mit einem Oberkörper à la Ronaldo oder Balotelli.

„Ja, erinnerst du dich daran, wie du mir immer gesagt hast, das Glück gehört dem, der glücklich ist? Erinnerst du dich an deine Äußerungen, dass Gott alles ändern kann? That nothing is permanent in this world? Ja, das stimmt. Heute habe ich erfahren, wie groß der Glaube ist und dass der Glaube das billigste, aber hilfreichste Medikament ist, das wir je gehabt haben!“

„Siehst du, Mireille. Deswegen geht es mir immer gut. Siehst du, jetzt geht es dir gut. Siehst du, wie du strahlst? Wie glücklich du bist? Ja, siehst du, wie es ist, wenn man an sich glaubt und weiß, dass alles gut sein wird? Aber jetzt sag mir endlich was los ist!“, bat Johnny.

 

In diesem Moment kam Ayossi wieder in die Küche. Sie stellte den Mülleimer unter den Tisch und wollte so schnell wie möglich wieder verschwinden, als sie drei Worte hörte, die sie niederschmetterten.

„ICH BIN SCHWANGER!“, rief Mireille.

Mon miel, ich bin in der sechsten Woche schwanger. Du wirst Papa. Wir bekommen ein Kind“, fügte sie überglücklich hinzu.

„Sicher? Bist du sicher?“, fragte Johnny, der versuchte seine Freude zu zeigen und sich gleichzeitig wegen Ayossi zurückzuhalten.

„Ja, hundertprozentig. Schau mal hier ist das Attest der Frauenärztin. Mon amour, ich bin schwanger!“

Ayossi warf sich auf den Boden und fing an zu schreien.

„Johnny, Johnny, Verräter! Das war so nicht abgemacht. Du solltest sie nicht schwängern. Du hast mich betrogen. Du Hund, du Affe, du Hurensohn. Ich reiße mir hier den Arsch für uns auf, ich leide und ertrage alle Demütigungen für uns, und du tust mir das an? Du wirst dafür bezahlen. Wenn ich dich verliere, dann verlieren wir dich beide.“

„Was ist los?“, fragte Mireille, die gar nichts mehr kapierte.

„Beruhige dich, Ayos“, beschwichtigte Johnny, „es ist nicht so, wie du denkst.“

„Mich beruhigen? Halt den Mund, du Schlappschwanz. Hast du nun Angst? Hast du Angst, dass ich alles verrate und du dein schönes Leben verlierst? Wie lange warte ich schon darauf, selbst schwanger zu werden? Warum nicht ich? Weil ich keine weiße Frau bin? Weil ich keine Ärztin bin?“

„Ayos, das ist…“

„Halts Maul, bevor ich dir deine faulen Eier abschneide. Du hast Angst. So war es nicht abgemacht. Wie lange hast du schon nicht mehr mit mir gevögelt? Wenn ich dich heute nicht fast gezwungen hätte, hätten wir seit Wochen keinen Sex mehr gehabt. Du hast mir doch erzählt, dass du generell keine Lust hast zurzeit! Dass du Mireille seit Monaten gar nicht berührt hast! Aber sie hast du nicht nur gevögelt. Du hast Liebe mit ihr gemacht. Das solltest du nicht. Oder ist sie wie Maria von Gott schwanger geworden?“

„Was ist los, Ayossi? Wer sagt mir, was hier los ist? Wieso soll er mit dir schlafen? Du bist doch seine Schwester?! Treibt ihr Inzest, oder was?“, staunte Mireille.

„Sie ist müde und ein bisschen überfordert“, antwortete Johnny und zwinkerte Ayossi zu, damit sie wieder zur Ruhe kam. Aber das Augenzwinkern ärgerte Ayossi nur noch mehr.

„Nein, was machst du mir so mit deinen Scheiß-Augen? Nein, warum soll ich das Spiel weiterspielen? Jetzt muss sie wissen, wer du bist. Ihr ein Baby machen, das kannst du, aber ihr jetzt sagen, wer du bist, das kannst du nicht. Wovor hast du Angst, warum zitterst du? Hast du Angst, dass sie erfährt, dass du nicht mein Bruder bist, sondern mein Ehemann, offiziell geheiratet in Kamerun? Madame, er ist nicht mein Bruder. Er ist mein Mann. Der Plan ist nicht aufgegangen. Den Rest kann er dir selbst erklären“, sagte Ayossi in voller Aufregung.

Sie drehte sich wieder zu Johnny: „Arschloch, du wirst noch von mir hören. Du wirst es bereuen. Das ist ein absoluter Vertrauensbruch“, und sie stürmte in ihr Zimmer.

„Johnny, stimmt das, was ich gehört habe? Stimmt es, dass ihr keine Geschwister seid, sondern legal in Kamerun verheiratete Ehepartner? Dass alles zwischen uns nur ein böses Spiel war? Hast du mich geheiratet, um einen Plan zu erfüllen? Du hast mir über zwei Jahre lang die Liebe nur vorgespielt? Johnny, sag doch etwas. Sag bitte, dass es nicht wahr ist? Bitte, bitte, beruhige mich und hole mich aus diesem Alptraum. Sag mir, dass alles nur ein Alptraum ist. Sag irgendetwas. Lüge mich an und sag einfach, dass es nicht so war. Sag mir, dass es nicht so ist, wie es scheint. Johnny, Jo-Jo, ist das alles doch wahr?“, fragte Mireille sehr leise und in Tränen aufgelöst. Sie setzte sich und fing heftig an zu weinen. Dabei fiel ihr ein Gespräch ein, das sie vor zwei Jahren mit Ayossi geführt hatte, bei dem diese so getan hatte, als wolle sie sie vor Johnny schützen. Alles hatte so echt geklungen…

Mireille, warum sollte ich das tun? Vielleicht kann es so bei dir ankommen, aber ich will dich ja nur schützen“, erwiderte Ayossi.

Mich schützen? Wovor denn? Hat er etwas mit mir vor? Will er mir etwas Böses antun?“

Ach, das nicht. Er ist ein lieber Kerl, aber wie fast alle Afrikaner ist er ein Frauenheld, ein Don Juan, ein Schürzenjäger, ein Scharfschütze – er schießt auf alles, was sich bewegt. So sind Kameruner. Haben sie dann die Frau, verwöhnen sie sie, bis sie Hals über Kopf verliebt ist, dann sind sie schon bei der nächsten. Sie können nie treu sein. Sie können niemals nur mit einer Frau schlafen. Wir wissen nicht, warum ihre Stange immer steht. Ein Afrikaner schläft mit dir und ist auch sichtlich davon erschöpft. Und du denkst, ach, er muss Kraft tanken, er kann nicht mehr. Falsch gelegen. Er geht nur das Brot um die Ecke holen, sieht eine andere Frau, und schon hat er wieder Lust mit ihr zu schlafen. Verstehst du, so sind diese Männer, und mein Bruder ist keine Ausnahme. Er ist vielleicht noch schlimmer. Gerade er. Ich weiß nicht, was er mit Frauen im Bett macht. Eine seiner Freundinnen sagte mir, dass es mit ihm im Bett sei, wie Schokolade auf der Zunge. Er wäre ein super Liebhaber. So hat er Frauen immer den Kopf verdreht. Ich möchte nicht, dass er das mit dir macht. Du bist meine liebe Chefin. Ich will nicht, dass er sich schlecht verhält und du dann auch ein schlechtes Bild von mir bekommst.“


Alles hatte vor drei Jahren in Paris angefangen.


Die französische Zahnärztin Mireille war damals 38 und sehr erfolgreich in ihrem Beruf. In der Liebe hatte sie weniger Glück. Kaum ein Mann konnte es mit ihr länger als 6 Monate durchhalten. Alle waren der Meinung, dass sie zu unsanft sei und sich von Männern nichts sagen lasse. Vor 3 Jahren hatte sie ihren letzten Freund gehabt, der hatte ihr vorgeworfen, sie wäre zu feministisch und sehr männlich. Sie hätte nichts Weibliches an sich, und er frage sich, warum sie einfach nicht lesbisch würde.

Es war nicht so, dass Mireille männlich aussah. Nein, sie war 1,72 m groß, wog 70 kg, war sehr weiblich proportioniert, mit schönem, festem, rundem Hintern und einem üppigen Busen in Körbchengröße 85C. Sie hatte ein zart geschnittenes Gesicht, sie war keine langweilige Schönheit. In ihrem Gesicht konnte man jeden Tag etwas Neues lesen. Sie war eine Mischung aus Mylène Farmer und Tina Turner. Da sie nicht bereit war Kompromisse einzugehen, kamen aber leider nur ihre harten Seiten zum Vorschein, und ihre schönen Seiten blieben hinter ihrem Stahlpanzer versteckt.

Eigentlich brauchte sie nur einen richtigen Mann, sagte sie sich immer. Das Thema war auch eine große Diskussion mit ihrer Mutter, die im Gegensatz zu ihr seit über 50 Jahren mit dem gleichen Mann verheiratet war.

„Mi, immer noch allein?“, fragte ihre Mutter meist, wenn sie sich trafen.

„Mama, ich will nicht darüber reden“, versuchte sie sich zu verteidigen.

„Ach, ich habe dir schon immer gesagt, Frauen wie du werden es später bedauern. Du bist hübsch, du bist erfolgreich, aber einen Mann kannst du nicht halten.“

„Mama, es sind die Männer, die mich nicht halten können. Nach einigen Monaten gehen sie immer, nachdem sie erfolglos versucht haben mich zu verändern.“

„Ja, meine Tochter. Du bist zu hart, zu männlich, genau, wie dein Vater, aber wir sind seit 50 Jahren zusammen.“

„Aber bist du glücklich, Mama? Ich sehe bei euch, dass alles eine Gewohnheit geworden ist. Ich sehe oft, wie ihr euch langweilt.“

„Meine Tochter, irgendwann im Leben muss man eine Entscheidung treffen. Man kann nicht immer alles haben, was man will. Sonst wärst du nie geboren worden. Du bist schon fast 40 und hast immer noch kein Kind. Das ist nicht normal. Jeder Mensch, wenn er nicht krank oder behindert ist, sollte der Welt ein Kind geben, ein Leben geben. Alles andere ist Egoismus und schlecht. Nur Menschen, die nichts Göttliches in sich haben, das heißt Menschen, die das Böse in sich tragen, geben der Natur nicht das zurück, was sie bekommen haben, nämlich das Leben.“

„Ich sehe das fast genauso wie du, Mama, aber wenn ich keinen Mann finde? Was soll ich tun? Ich brauche halt einen Mann und kein schwaches Zeug, das nach zwei Minuten fertig ist und mich dann auch noch fragt, ob es toll für mich war! Sie können mich so unsanft und männlich nennen, wie sie wollen. Es wäre ihre Rolle gewesen, durch ihre starke Männlichkeit meine Weiblichkeit hervorzulocken. Aber wo finden starke Frauen starke Männer? Mama, ich kann nicht so leben, wie du mit Papa lebst. Ich vermute, dass du nie sexuell befriedigt warst. Sag mir nicht, doch. Du bist zu untergeben, als dass ein Mann sich bemühen würde dich zu verwöhnen. Ich will aber einen Mann, der mich verwöhnen kann. Der ein Gentleman ist, und der kein Problem damit hat, dass ich die Chefin einer renommierten Zahnarztpraxis bin. Ich warte auf den richtigen Mann, der einfach ein Mann ist, und der mich auch in die Schranken verweisen kann, ohne Angst zu haben, dass ich ihn deswegen verlasse. Ich warte auf diesen Mann, der mir nein sagen kann, der mir mit männlicher, selbstbewusster Stimme Kontra gibt und mir sagt, dass ich jetzt sofort aufhören muss. Einen Mann, der im Bett ein Mann ist. Ohne das geht es bei mir nicht. Wo finde ich so einen, Mama?“

„Da kannst du lange drauf warten, meine Tochter. Ich gebe dir in vielen Punkten Recht. Aber was soll man tun? Am Ende nimmt man doch das, was vor den Füssen liegt, aus Angst allein zu sein. Ich bewundere dich manchmal, aber zu rigide solltest du nicht sein. Die Zeit läuft davon. Du bist fast 40, mein Baby.“

„Mama, ich bin erst 38“, entgegnete sie dann stets.

Ja, solche Diskussionen war sie gewöhnt. Anders als die meisten Menschen glaubten, hatte sie seit Studienzeiten ein Kind gewollt. Damals hatte sie einen Freund gehabt, der einzige mit dem sie je wirklich glücklich gewesen war. Sie waren bis zum Ende ihres Studiums zusammen, und es war ihre einzige langjährige Beziehung. Aber er war verheiratet und zwanzig Jahre älter als sie gewesen. Dennoch hatten sie sich sehr geliebt und ein Kind gewollt. Es hatte leider nicht geklappt und irgendwann war die Beziehung einfach fertig gewesen. Von heute auf Morgen hatte er sie nicht mehr sehen wollen. Bis heute war es so geblieben. Er hatte sich nach der Trennung nie mehr gemeldet, ihr keine Vorwürfe gemacht. Diese Situation hatte Mireille jahrelang beschäftigt, sie hatte sogar eine Therapie machen müssen, um es hinter sich zu lassen.

Nach ihm kamen auch ein paar nette, kleinere Beziehungen und jedes Mal versuchte sie schwanger zu werden, aber es klappte nie. Da es auf die sanfte Weise nicht funktionierte, ließ sie sich gründlich untersuchen. Sie durchlief ein umfangreiches Diagnostik-Programm: Bluttests und weitergehende körperliche Untersuchungen, etwa mit Ultraschall oder einer Bauchspiegelung, um den Ursachen ihres unerfüllten Kinderwunsches auf die Spur zu kommen. Nach einem Labortest wurde festgestellt, dass ihr Hormonhaushalt nicht in Ordnung war. Die Ergebnisse erlaubten auch Rückschlüsse darauf, wo die Ursache der Störung lag. Es gab Funktionsstörungen der Schilddrüse, die hormonbedingte Probleme auslösten. Trotzt intensiven Hormonbehandlungen hatte sie es dennoch nicht geschafft schwanger zu sein. Und nun hatte sie seit 3 Jahren auch gar keinen Mann mehr gefunden, mit dem sie Lust gehabt hätte, es noch einmal zu probieren. Der Kinderwunsch war aber immer noch sehr präsent und machte sie manchmal tagelang traurig und depressiv.

Sie versuchte, trotzdem ein glückliches Leben zu führen, hatte nicht viele, aber zwei sehr gute Freundinnen und einen guten Freund. Sie unternahm viel. Ihre eine beste Freundin war eine Frau aus dem Senegal, eine schwarze Frau, die mit ihr studiert hatte. Nach dem Studium hatte Amina einen Job in Lille gefunden, ca. 200 km entfernt von Paris. Sie trafen sich dennoch fast alle 6 Wochen, entweder in Paris oder in Lille oder an einem Urlaubsort.

Als ihre letzte Beziehung auseinandergegangen war, war es zu einem Gespräch mit Amina über ein Hausmädchen gekommen. Mireille hatte damals gejammert, dass das Haus, das sie von ihrer Oma geerbt hatte, wild aussehen würde. Sie dächte daran, das Haus zu vermieten und sich eine kleine Wohnung zu suchen, aber sie würde sich so wohl dort fühlen, in diesem schicken Pariser Viertel, dem 7. Arrondissement.

 

Amina hatte ihr vorgeschlagen, ein Hausmädchen zu engagieren, das auch dort wohnen könnte und sich um alles kümmern würde. So hätte sie nicht nur ein sauberes Haus, sondern auch ständig jemanden um sich.

Mit der Zeit hatte ihr die Idee immer besser gefallen und als Amina ihr sagte, sie kenne eine nette Kamerunerin, 27 Jahre alt, die den Job gerne machen würde, war ihre Entscheidung getroffen.

„Sie ist aber ohne Papiere“, erwähnte Amina.

„Das ist kein Problem. Das ist in Frankreich so üblich. Sie muss mir nur irgendwelche gefälschten Papiere zeigen, damit ich mich schützen kann, falls… du verstehst. Von mir aus kann sie sofort anfangen“, freute sich Mireille.

Nach nur 5 Tagen war Ayossi in Paris bei Mireille.

Die 27-jährige Ayossi war noch gar nicht so lange in Frankreich. Sie war gleich nach ihrer Hochzeit in Douala mit einem Tourismusvisum nach Frankreich eingereist und nun seit 5 Monaten illegal dort. Sie hatte in Kamerun Volkswirtschaft studiert, aber keine Arbeit gefunden und hoffte, nun in Frankreich ihr Glück zu finden, um später dann ihren Mann nachzuholen.

Das Zusammenleben der beiden Frauen war sehr erfolgreich, sie kamen sehr gut miteinander aus, verstanden sich prima und bald waren sie wie große und kleine Schwester. Sie erzählten sich fast alles, verbrachten viel Zeit zusammen, kochten gemeinsam, und das Haus war immer top sauber.

Ayossi vergaß aber nie, warum sie in Frankreich war und was sie zu tun hatte. Geduldig sparte sie ihr Geld und lebte sehr sparsam. Sie unternahm nichts, was sie dazu bringen könnte Geld auszugeben. Mit dem bisschen Ersparten kümmerte sie sich um ihre Mutter, ihre Geschwister und ihren Mann in Kamerun. Oft sprachen Mireille und sie darüber.

„Ayossi, jedes Monatsende gehst du immer Geld in die Heimat schicken, aber du verdient doch gar nicht so viel?“

„Ach, Mireille, es gehört dazu. Es geht nicht darum, erst viel zu verdienen, bevor man seiner Familie hilft. Wir haben keine Sozialhilfe, wie bei euch hier in Frankreich. Wenn wir uns nicht so unterstützen, dann geht vieles gar nicht.“

„Ja, aber man muss auch an sich denken“, gab Mireille zu bedenken.

„Das ist bei euch Europäern so. Bei uns nicht. Ich hätte den Luxus egoistisch zu sein. Aber wir können und dürfen es nicht sein. Diese Solidarität ist das, was uns die Möglichkeit gibt glücklich zu sein, glücklich zu leben. Es wäre in Afrika unmöglich, dass eine reiche Frau wie du keine gesellschaftliche Verpflichtung trägt und nur für sich allein lebt. Das ist beinahe wie eine Sünde, finde ich. Das tut der Seele nicht gut“, argumentierte Ayossi.

„Was soll ich tun? Ich kann keine Kinder bekommen, ich habe keine Geschwister, und meine Eltern brauchen meine Hilfe nicht“, versuchte Mireille sich zu erklären.

„Ja, aber es gibt so viele Menschen in Frankreich, die in Not leben, denen das Nötigste fehlt. Man muss nicht nur Familienmitgliedern helfen. Du lebst in einem Haus mit so vielen Zimmern. Das ist zu leer, es braucht Energie. Weißt du, woher die leeren Räume ihre Energie nehmen? Aus dir. Sie rauben dir deine Energie und am Ende bist du so leer, wie diese leeren Zimmer. In Kamerun wäre das Haus voll, voll mit Leben. Die Einsamkeit ist euer großer Feind. Die Einsamkeit frisst euer Geld und macht euch krank. Jedem sein Problem.“

„Ayossi, was sollen wir tun? Du hast schon recht. Die Einsamkeit kann schlimmer sein als die Armut.“

„Weißt du, Mireille, ich mag das Wort Armut nicht. Wenn wir von Armut reden, müssen wir definieren, auf was sich Armut bezieht. Es geht noch, wenn man nur materiell arm ist. Man kann aus eigener Kraft etwas dagegen tun. Schlimmer ist es, wenn du unter seelischer Armut leidest. Der eine ist arm, weil er nichts zu essen hat, der andere ist arm, weil seine Seele hungrig ist. Ich glaube, dass Teilen den Menschen erfüllt. Warum hast du keinen Mann, Mireille?“

„Du hast vielleicht recht mit deinen Ausführungen über die Armut. Weißt du, wir in Europa müssen die Armut so einseitig definieren, um unsere seelische Armut zu übersehen. Stell dir mal vor, es würde überall gesungen, dass wir seelisch arm sind und Hilfe brauchen? Es würde noch mehr Menschen noch depressiver machen, als sie es jetzt schon sind. Es beruhigt uns ein bisschen, wenn wir über die Armut der Anderen reden. Wir vergessen unsere eigene, und das macht unser Leiden erträglicher. Du bist noch nicht lange in Frankreich, sonst würdest du sehen, dass es hier mehr Psychologen gibt als Ärzte. Das sagt schon viel. Warum ich allein bin? Ich wusste, dass die Frage irgendwann kommen würde. Ich bin allein, weil ich noch nicht den richtigen Mann gefunden habe“, erklärte Mireille.

„Was ist denn ein richtiger Mann für dich? Wir Frauen, die studiert haben, müssen aufpassen nicht zu wählerisch zu sein.“

„Du hast recht, Ayossi, aber was tust du, wenn die Männer Angst haben, gerade weil du studiert hast? Ist es die Lösung, sich dümmer zu stellen, damit er sich stark fühlt? Die Männer, die ich treffe, haben Schwierigkeiten damit, dass ich selbstbewusst bin. Dass ich im Bett sage, was mir gefällt. Weißt du? Das ist doch ihr Problem, oder? Es geht nicht darum, wählerisch zu sein.“

„Ja, Mireille, ich verstehe deine Argumentation, aber du weißt, dass Männer ein bisschen wie Kinder sind. Es ist manchmal besser, sie nicht direkt mit ihren Mankos zu konfrontieren. Es ist gut, Geduld mit ihnen zu haben, bis sie Vertrauen haben. Männer sind viel schwächer als wir Frauen, und wir Frauen können ihnen helfen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ich habe das Gefühl, dass Männer Probleme haben mit Frauen, die weiblich sind. Ich finde dich sehr hübsch, sehr weiblich. Du machst dich jeden Tag schön, wie eine Afrikanerin, schöne Fingernägel, Makeup, schicke Röcke und Kleider, Schuhe mit hohen Absätzen…“

„Genau das meine ich. Wenn du dich so anziehst, strahlst du als Frau automatisch Unabhängigkeit und Stolz aus, du wirkst wie jemand, die ihren Wert kennt und zu sich selbst steht. Das verunsichert die Männer. Sie mögen gern Frauen, die sich ständig beklagen, dass ihnen dies oder das an sich selbst nicht passt. Ja, sie lieben es, dann sagen zu können, nein, mein Schatz, du gefällst mir, wie du bist, du bist so hübsch. Ja, sie fühlen sich dann besonders, sie fühlen sich der Frau überlegen. Aber wenn sich eine Frau nicht beklagt, wenn sie zufrieden ist mit ihrem Po, den sie auch sehr selbstbewusst zeigt, wenn sie zufrieden ist mit dem bisschen Fett an den Hüften, wenn eine Frau nicht jammert, dass sie noch ein paar Kilos abnehmen muss, oder dass sie ein paar Pickel hat, dann sagen die Männer, sie wäre arrogant. Sie wäre zu männlich. Dabei zeigt die Frau nur stolz ihre Weiblichkeit, die man ihr ständig wegnehmen will. Es ist für viele Frauen fast eine Schande, wenn sie nicht ständig in Jeanshosen herumlaufen. Nee, ich warte! Der richtige wird kommen!“

„Aber je länger du wartest, desto schwieriger wird es für dich sein. Deine Ansprüche werden immer höher steigen“, wandte Ayossi ein.

„Ja, vielleicht ist es ein bisschen anders bei euch. Ich sehe es bei Amina. Vielleicht sollte ich mir einen Afrikaner suchen?“, scherzte Mireille.

„Naja. Ob es einen großen Unterschied gibt, weiß ich noch nicht. Ich habe es noch nicht mit einem weißen Mann probiert“, sagte Ayossi, und beide Frauen lachten darüber.

„Vielleicht solltest du es dann testen? Sonst wirst du nie den Unterschied kennenlernen, liebe Ayossi.“

„Aber reicht nicht das, was du da erzählt hast? Ich habe ja schon einen Mann, aber für dich könnte es wirklich interessant sein, einen Afrikaner zu testen, liebe Mireille? Du hättest es am nötigsten.“

„Oh, am nötigsten? Tstststs, ich vertrockne noch lange nicht, Ayossi!“

„Darum geht es nicht. Ihr Frauen, ihr denkt immer nur an das eine“, sagte Ayossi und die beiden brachen in lautes Gelächter aus.