Valentine Vampires

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Valentine Vampires
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Dani Merati



Valentine Vampires



Ewig ist heute





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Inhaltsverzeichnis





Titel







Kapitel 1







Kapitel 2







Kapitel 3







Kapitel 4







Kapitel 5







Kapitel 6







Epilog







Impressum neobooks







Kapitel 1



War es tatsächlich möglich, einen Kater drei Tage lang mit sich herumzuschleppen? Trotz des Umstands, dass der heutige Tag einem typischen Wintertag im Februar entsprach und einen zugezogenen Himmel zeigte, benutzte Florian Dietze eine Hand, um seine Augen abzuschirmen. Mit der freien versuchte er den Einkaufswagen an den monströsen Familienkarossen vorbeizumanövrieren, die den Parkplatz des einzigen Supermarktes hier im Ort annektiert hatten. Zum Glück wies ihm das leuchtende feuerwehrrot seines Minis zielsicher den Weg durch das viele Schwarz, Dunkelgrau, Dunkel - was auch immer - und er erreichte endlich seinen Liebling.





Das Hämmern, Pochen und Dröhnen in seinem Schädel ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Es interessierte ihn nicht einmal, dass der Einkaufswagen Bekanntschaft mit der Ministoßstange schloss. Genervt beförderte er die zwei mickrigen Einkaufstüten in den Kofferraum und fragte sich verwundert, wie so eine lächerliche Menge an Lebensmitteln ihn einen Fünfziger gekostet haben konnte.





Die beiden leeren Wasserflaschen, die er während des Einkaufs bereits konsumiert hatte, flogen hinterher. Warum war er bloß so durstig? Entgegen seiner Art warf er die Klappe mit Schmackes zu und trottete dann mit dem Einkaufswagen zur Rückgabestelle.





Nach einem aussichtslosen Kampf mit dem Schloss überließ er dem widerspenstigen Teil zähneknirschend seinen Chip und marschierte zurück zu seinem Mini. Vielleicht wäre es besser gewesen, gar nicht erst aufzustehen, überlegte Florian, als er hinter das Steuer plumpste. Im Handschuhfach kramte er nach einer Sonnenbrille.





„Wie konnte ich in einer Kneipe namens Helges Tauchstation auch das Spezialrezept bestellen? Selber schuld“, tadelte er sich und knallte seine Stirn auf das Lenkrad. „Ein Drink und ich kippe aus den Latschen. Wie alt bin ich eigentlich?“





Ein Klopfen an seiner Windschutzscheibe ließ seinen Kopf so schnell hochschnappen, dass die darauffolgende Schwindelattacke beinahe katastrophale Auswirkungen auf seinen Mageninhalt nahm. Es kam ihm in seinem benebelten Gehirn nicht in den Sinn, die Scheibe runterzukurbeln, deshalb stieß er mit Wucht die Autotür auf. Die Person davor taumelte erschrocken rückwärts.





„Was?“, murrte Florian genervt.





„Ich will Sie nicht belästigen, aber sind Sie in Ordnung? Ich habe Sie vorhin im Laden gesehen und Sie sahen sehr unsicher auf den Beinen aus. Brauchen Sie Hilfe?“





Flo, der immer noch gegen die Welle der Übelkeit anschluckte, starrte den Fremden perplex an. Mann-o-Mann, in einer Kleinstadt liefen die Dinge tatsächlich anders. Er war überzeugt, dass er im Supermarkt seiner Heimatstadt tot in der Ecke hätte liegen können und man wäre über ihn drübergestiegen, um an die Konserven zu kommen.





„Äh, das ist wirklich nett von Ihnen, aber es geht mir gut, vielen Dank.“ Florian riss sich eilig die Sonnenbrille von der Nase und lächelte schwach.





Es war natürlich sein verfluchtes Glück, das ihn so ein Prachtexemplar der männlichen Gattung ansprach, wenn er wie ausgekotzt aussah. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Hier am Ende der Welt auf einen Gleichgesinnten zu treffen, war wie ein Sechser im Lotto. Aussichtslos! Und wenn, was sollte er mit einem Mann anfangen? Gott, er war ein hoffnungsloser Fall. Doch das hieß ja nicht, dass er die Aussicht nicht bewundern durfte. Auch sein dröhnender Schädel war für Florian kein Hindernis, die Qualitäten des Unbekannten zu erkennen.





Sonnenblondes Haar, windzerzaust und gerade lang genug, um reinzugreifen, umrahmte ein attraktives Gesicht mit vollen Lippen.

Perfekt zum Knabbern,

 dachte Flo und nach einem zaghaften Lächeln seinerseits, strahlten smaragdfarbene Augen zurück, die dem gleichnamigen Edelstein den Rang abliefen. Die hinreißenden Grübchen, die sich dabei bildeten, veranlassten Florian beinahe, aufzuspringen und den Kerl mitten auf dem Parkplatz anzufallen. Er biss die Zähne zusammen. Offensichtlich war sein Verstand auf dem Grund dieses letzten Glases geblieben. Er fiel nie jemanden an. Niemals!





„Ich möchte mich gewiss nicht mit Ihnen streiten, aber ich würde sagen, sie sollten ihre Definierung von ‚gut‘ nochmal überdenken. Sie könnten mit einem Geist konkurrieren und der Ausdruck ‚wie ausgekotzt‘ ist eher untertrieben.“





Der Kerl zeigte seine strahlend weißen Beißerchen bei dieser Rede und grinste so unverschämt, dass Florian ihm die beleidigenden Worte beinahe vergeben hätte. Aber nur beinahe. Was wollte der Typ eigentlich von ihm? Er wusste selbst, wie er heute aussah, das musste ihm die Sahneschnitte nicht auch noch so unverblümt vor den Latz knallen. Da verdünnisierte sich der erste Eindruck direkt in den Gulli.





„Wie wäre es, wenn ich Sie zu einem Arzt fahre? Oder nach Hause begleite?“





So vorsichtig wie möglich schüttelte Florian den Kopf. „Das ist nicht nötig, Herr ...“





„Lorenz. Lorenz Maiwald.“ Die Sahneschnitte streckte ihm die Hand hin und Flo ergriff sie mit seiner zitternden. Der Akt kostete ihn seine letzte Kraft und da er sich vor diesem Traumtypen nicht noch weiter blamieren wollte, mobilisierte er alle Reserven, die in ihm steckten. Wenn es auch nur die Wunschgedanken waren.





„Das ist wirklich ausnehmend nett von Ihnen, Lorenz, aber ich brauche einfach nur eine Mütze voll Schlaf. Dann bin ich wieder ganz der Alte.“ Er versuchte, dem anderen Mann seine Hand zu entziehen, doch lange, starke Finger hielten sein Gelenk mit zarten Liebkosungen über seinem Puls als Geisel. Die Stelle prickelte und Flo konnte sich nicht überwinden, loszulassen. „Ich bin übrigens Florian Dietze.“





„Ja, ich weiß“, antwortete die Sahneschnitte und der Griff um sein Handgelenk festigte sich merklich. „Wie bitte?“ Flo entzog dem Typen nun ruckartig seine Hand.





„Entschuldigung, das hätte ich wohl so nicht sagen sollen. Ich bin kein Stalker, keine Sorge.“ Lorenz bedachte ihn mit einem weiteren Perlweißlächeln und seine Wangen traten in Konkurrenz mit Flos geliebtem Mini. Hinreißend!





„Wir sind Nachbarn. Ich wohne direkt rechts von Ihnen. Der einzige Grund, warum ich mich noch nicht offiziell vorgestellt hab, ist der, dass ich weiß, wie stressig Umzüge sind. Ich wollte Ihnen einfach ein wenig Zeit geben, richtig anzukommen.“





Hm, die Erklärung klingt glaubwürdig,

 dachte Flo. Aber besser kein Risiko eingehen. „Nun, es hat mich gefreut Sie kennen zu lernen, Lorenz.“ Er öffnete seine Autotür. „Dann steht ja bald ein nachbarschaftlicher Besuch an.“





„Oh, ganz bestimmt. Hören Sie, Florian. Da Sie mich nicht fahren lassen, werde ich Ihnen mit meinem Wagen folgen. Nicht, dass Sie in einem Graben landen oder so.“ Lorenz salutierte ihm mit einem erneuten Killergrinsen und schlenderte zu dem großen Spritfresser direkt neben seinem Baby.

Na ja, keiner ist perfekt!





Und ablehnen konnte er dieses Angebot kaum. Sie lebten in einem freien Land. Wenn sein Nachbar sich an seine Stoßstange hängen wollte, sollte er doch. Er schob seine Sonnenbrille wieder in Position und schlüpfte hinters Lenkrad.





Auf der Heimfahrt stellte Flo fest, dass er mehr als nötig den Rückspiegel kontrollierte. Der Geländewagen folgte ihm tatsächlich den gesamten Weg bis in seine Einfahrt. War der Typ normalerweise immer so nett oder wollte er eine Gegenleistung dafür?





Florians bisherige Erfahrungen sprachen für die zweite Variante, auch wenn die Sahneschnitte einen äußerst sympathischen Eindruck vermittelt hatte. Überhaupt schienen die Leute hier in dieser Kleinstadt ungewöhnlich liebenswürdig und freundlich zu sein. Nicht mal die fünf Minuten zum Bäcker waren zu schaffen, ohne mindestens ein dutzendmal gegrüßt worden zu sein oder in einen netten Plausch verwickelt zu werden.





Genauso sympathisch waren auch die Kollegen der kleinen Ersatzteilefirma, in der er seit letztem Monat die Buchhaltung in Teilzeit leitete. Als sie erfahren hatten, dass er Single war, wurde er kurzerhand mit zu dem Valentinsumtrunk in ‚Helges Tauchstation‘ geschleppt. Allein die Erinnerung versetzte seinen Magen in Alarmbereitschaft und er schluckte angestrengt, fest entschlossen seinen geliebten Mini nicht vollzukotzen.





Erleichtert brachte Florian das Auto vor der Veranda zum Stehen. Gott sei Dank. Er war zuhause. Überrascht sah er den Explorer hinter sich parken. Lorenz sprang elegant hinaus und Flo konnte nur noch starren. Sein Nachbar vereinte aber auch alle drei G-Faktoren, die ihn regelmäßig schwach werden ließen: groß, gefährlich und geil. Er runzelte die Stirn, glättete sie jedoch sofort, als tausend Nadelspitzen das als Aufforderung ansahen. Korrektur, er wurde nie schwach. Wozu auch? Das Ergebnis lohnte die vorherige Anstrengung nicht.

 





„Danke für die Eskorte, doch es war unnötig, extra anzuhalten. Jetzt, wo ich zuhause bin, ist alles Okay.“ Florian hatte kaum ausgesprochen, als ihn sein verräterischer Schädel Lügen strafte. Eine ganze Armada von Bohrmaschinen trat gleichzeitig in den Dienst und er keuchte schmerzerfüllt auf. Schwankend spürte er plötzlich einen muskulösen Arm um seine Hüften.





„Das sehe ich“, erklang ein warmes, amüsiertes Lachen. „Hausschlüssel, bitte.“





Flo wollte ihn zornig anfunkeln, doch sein Magen rebellierte in diesem Augenblick endgültig. Angestrengt konzentrierte er sich auf seine Atmung und ließ zähneknirschend den Schlüsselbund in die ausgestreckte Handfläche fallen. So weit kam es noch, dass er dieser Sahneschnitte vor die Füße reiherte. Das käme in die Top Ten der Peinlichkeiten.





Sollte sein Nachbar irgendwelche garstigen, unaussprechlichen Verbrechen gegen ihn planen, dann war das wohl Schicksal. Vielleicht würde er ihn ausknocken. In seinem jetzigen Zustand wäre das eher ein Gnadenakt als eine Missetat. Schwerfällig lehnte Flo sich an den größeren Mann und trotz der miserablen Umstände spürte er ein Zucken in den unteren Regionen seines Körpers. Verlockendender Duft von frischem Schweiß, herbem Aftershave und reinem Mann stieg ihm in die Nase. Oh Gott, hab Erbarmen! Was war denn mit ihm los? Ausgerechnet jetzt, wo er in solch einer jämmerlichen Verfassung war, erwachte seine Libido wieder zum Leben? Großartig! Ganz toll!





Lorenz führte ihn im Wohnzimmer geradewegs zum Sofa, und nachdem er mehrere Kissen an die Armlehne gestapelt hatte, half er ihm sich hinzusetzen und die Beine hochzuschwingen. Flos Wahrnehmung schwand für einen Moment, als er in die Waagrechte kam, dann seufzte er erleichtert, als sein Kopf auf den weichen Polstern ruhte.





Eine riesige Hand berührte kurz seine Stirn. „Fieber hast du nicht“, murmelte die angenehme Stimme seines Nachbarn. „Du bist eher zu kalt. Was genau sind deine Symptome?“ Raue Fingerkuppen streichelten seine Wange, seinen Hals. Überall da, wo Lorenz ihn liebkoste, prickelte seine Haut.

Du bist wirklich eine Flasche, Florian. Der erste interessante Kerl seit ewig und du bist zu hinüber, um etwas Action zu kriegen.





„Nun, mein Schädel fühlt sich an, als wolle er gleich, wie eine Melone platzen und ich versuche verzweifelt, meinen Mageninhalt in dem entsprechenden Organ drinzubehalten.“ „Wie lange geht das schon?“





„Ich bin Sonntagmorgen damit aufgewacht. Der Valentinsumtrunk mit meinen Kollegen war eine blöde Idee.“ Flo grinste schwach. „Ich wollte mich eigentlich verkriechen, aber diese netten Menschen haben kein nein akzeptiert. Keine Ahnung, was Helge in seinen Cocktails zusammenmixt. Ich war bereits nach dem ersten Glas hinüber.“





„Heute ist Mittwoch, Florian. Du leidest nicht seit vier Tagen an einem Kater.“ „Bist du Arzt?“ Mühsam zwang er ein Augenlid auf und beobachtete Lorenz, der in Richtung seiner Küche marschierte.





„Nein.“ Flo hörte ihn rumoren, dann eilte er schon wieder an seine Seite und reichte ihm eine Flasche Wasser. „Du warst also am Valentinstag mit Kollegen in ‚Helges Tauchstation‘?“





Misstrauisch musterte er seinen Nachbarn. War das normal, dass die Leute in einer Kleinstadt so neugierig waren? Oder wollte er ihm tatsächlich nur helfen?





„Jep. Hatte einen Drink. Hab getanzt. Der Rest ist etwas verschwommen. Ich fühlte mich plötzlich wie in Watte gepackt, hatte Schwierigkeiten zu sprechen. Seitdem fühle ich mich wie ausgekotzt. Sandra, eine Kollegin musste mich nach Hause fahren.“





„Du hast also Erinnerungslücken?“, knurrte Lorenz. Florian sah pikiert zu seinem Nachbarn, der sich in einen Sessel ihm gegenübergesetzt hatte. Was war denn nun los? Der Typ sah aus, als würde gleich Rauch aus Ohren und Nase steigen. „Komm mal wieder runter, He-Man. Das ist völlig normal, wenn man zu viel Alkohol konsumiert.“





„Sprichst du aus Erfahrung? Hattest du das schon öfter?“ Immer noch grollend.

Ganz großartig, Flo. Jetzt denkt der Kerl, du bist ein Schluckspecht!





„Du sagtest, du hättest getanzt. Mit einer Kollegin?“





„Definitiv keine Kollegin.“ Florian seufzte, als er seine Gehirnzellen aufscheuchte, um die Ereignisse von Samstagnacht zusammenzuklauben.





„Der Mann schien aus dem Nichts aufzutauchen. Ich glaube, wir haben uns erst eine Weile unterhalten, ehe er mich auf die Tanzfläche zog.“ Flo erinnerte sich an das seltsame Kribbeln, wie Ameisen, die auf seiner Haut das Tanzbein schwangen, als sein Tanzpartner ihn dicht an sich herangezogen hatte.





„Wir tanzten. Er flüsterte die ganze Zeit, aber ich konnte kein einziges Wort verstehen und dann ... Keinen Schimmer. Ich weiß noch, dass mir ziemlich heiß war, doch der Kerl hatte irgendetwas an sich, etwas Magisches und ich wollte nicht, dass er mich je wieder loslässt.“





Das war echt seltsam gewesen. Und wieso erzählte er das alles einem Fremden? In einer Kleinstadt wie dieser sollte er ein bisschen vorsichtiger sein und seine sexuelle Orientierung nicht jedem auf die Nase binden.

Hättest du da mal Samstagnacht dran gedacht, du Dumpfbacke. So wie du an dem Typen geklebt hast, weiß schon die ganze Stadt, dass du schwul bist.





„Ich dachte, er wäre nett und ... Ach, eigentlich hab ich gar nichts gedacht. Ich wollte einfach mal wieder etwas Spaß haben. Mann, wie sich das anhört. Ist das peinlich.“ Florian blinzelte, versuchte den Blick auf Lorenz zu fixieren, aber eine Welle von Übelkeit rollte erneut über ihn hinweg und stöhnend klappten seine Lider zu. Zwecklos. Der Raum drehte sich dennoch munter weiter.





„Was soll daran peinlich sein?“, hörte er seinen Nachbarn fragen, und wenn er sich nicht irrte, klang der Mann ehrlich verwirrt. „Hier, trink noch einen Schluck Wasser und dann ruh dich ein Weilchen aus. Ich bleibe und pass auf dich auf.“





In Florian kämpften Dankbarkeit und die Angst, der Gnade eines Fremden ausgeliefert zu sein um die Vorherrschaft. Seine Vernunft betete ihm vor, es wäre besser, sich zusammenzureißen und den anderen Mann vor die Tür zu setzen. Sein geschwächter Körper wimmerte und rebellierte gegen diese Idee und sein Herz pochte aufgeregt bei der Vorstellung tatsächlich in den Händen des attraktiven Unbekannten zu sein.





„Gibt es in diesem Ort etwa Bonuspunkte, wenn man freundlich zu den Nachbarn ist? Oder ist das nur eine Tarnung, um mich in Ruhe abmurksen zu können?“





Tiefes Lachen antwortete ihm. Kühle Fingerspitzen fuhren über seine Stirn. Hm, das fühlte sich himmlisch an. „Keine Sorge, Süßer. Ich bin kein Axtmörder“, fanden leise Worte ihren Weg als warmen Atemhauch in seinen Gehörgang. Flo bekam Gänsehaut und ... schlief ein.





***





Lorenz verstärkte seinen mentalen Befehl, der Florian tiefer in den Schlaf schickte. Lider mit den dichtesten Wimpern, die er je bei einem Mann gesehen hatte, flatterten unruhig, dann spürte er, wie der Kleine in den Tiefschlaf glitt. Gott sei Dank!





Was für ein hübsches Kerlchen! Rotbraune Strähnen umrahmten ein fein geschnittenes Gesicht, auf dem sich unzählige Sommersprossen tummelten. Er stand eigentlich nicht auf Rothaarige, aber es gab immer ein erstes Mal. Lorenz beobachtete eine Weile das stetige Heben und Senken der schmalen Brust und sein Unterleib machte sich hartnäckig bemerkbar.





Florian war das genaue Gegenteil von seinem Typ und vielleicht gerade deshalb so anziehend. Er wollte diesen schlanken Leib Stück für Stück entblößen und jeden Zentimeter der weichen blass schimmernden Haut liebkosen.

Reiß dich zusammen, Alter! Das Letzte, was der Kleine jetzt braucht, ist ein notgeiler Vampir!





Es reichte schon, dass einer der ihren es gewagt hatte, ohne sein Wissen seine Vene anzuzapfen. Lorenz eigenes Blut begann zu kochen. Wer immer es gewesen war, hatte sich nicht nur unerlaubt bedient, sondern auch viel zu viel getrunken. Er konnte es gar nicht erwarten, diesem Arschloch seine Fänge in den Hals zu bohren und ihm das Licht auszuknipsen.





Kein ehrbarer Blutsauger trank Blut von einem unwilligen - oder unwissenden - Spender. Natürlich gab es in ihrer Gemeinschaft den einen oder anderen Kriminellen, aber die wurden hier in Ehrental gnadenlos ausgemerzt. Als einer von zwei Gesetzeshütern, war es Lorenz‘ Pflicht, dieses Individuum zu finden und zu eliminieren. Menschen und Bluttrinker lebten seit Generationen friedlich nebeneinander in dem abgelegenen Städtchen in der Eifel. Und so sollte es auch bleiben.







Dante, es ist ein Problem aufgetaucht.









Könntest du das ein wenig spezifizieren? Bin momentan leicht beschäftigt.







Kaum hatte sein Partner ihre mentale Verbindung geöffnet, wusste Lorenz, dass seine Ansage zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kam. Flammende Lust überrollte ihn, zusammen mit dem Bild eines jungen Mannes, an dessen Vene sein Gefährte gerade saugte.







Entschuldige, Liebster. Lass dich nicht stören. Ich komm hier klar, bis du fertig bist.









Sicher?







Lorenz wusste, dass es nur eine rhetorische Frage war. Dante wäre in einem Herzschlag bei ihm, wenn es notwendig sein würde. Ungefilterte Begierde pulsierte in ihm, als er die Erregung seines Geliebten in seinen Zellen spürte.





Positiv.

 Rasch kappte er ihre Verbindung.





„Gott, der Mann ist einfach zu sexy!“, murmelte er und presste eine Hand auf seinen schmerzenden Schaft. Dabei machte er den Fehler zu Florian hinüberzusehen und seine Eier zogen sich schmerzhaft zusammen. „Oh Mann, das ist wirklich unübertroffen. Der süßeste Typ des Planeten liegt hier vollkommen schutzlos vor mir, während sich der heißeste Kerl des Universums gerade ins Nirvana trinkt und ich kann keinen von beiden vögeln. Spitzenmäßig!“





Mit wackeligen Knien schwankte er zu der Couch, wo der Kleine friedlich schlummerte. Vorsichtig hob er den schmalen Oberkörper an, setzte sich und lehnte Flo dann an seine Brust. Sanft streichelte er durch die seidenweichen, roten Strähnen. Instinktiv hob er eine an seine Nase, sog den frischen Duft nach Zitrone ein. Himmlisch! Und wie es sich erst anfühlen würde, wenn diese weichen Haare über seine Haut glitten, immer weiter südwärts ...





Hastig vertrieb Lorenz die Bilder aus seinem Kopf. Ganz schlecht, Kumpel! Nuklearmäßig schlecht! Sein Zahnfleisch juckte, er bohrte seine Fänge in sein Handgelenk, welches er an Florians Mund drückte. „Trink, mein Süßer. Danach wirst du dich besser fühlen, versprochen.“





Sanft wiederholte er die Worte laut, während er den Kleinen mental anstupste zu gehorchen. In der Sekunde, wo die vollen, weichen Lippen den ersten Blutstropfen berührten, durchfuhr Lorenz ein weißglühender Blitz. All seine Nervenzellen schienen sich elektrisch aufzuladen und vibrierten vor Leben, als Florian mit einem Hunger an der Wunde saugte, die ihn schockierte.





Er keuchte erregt auf und sein Becken zuckte. In seinen etwas mehr als hundert Jahren hatte er mit unzähligen Vampiren und Menschen sein Blut geteilt. Die Nahrungsaufnahme war immer erotisch, wurde häufig in Verbindung mit Sex praktiziert, aber diese intensive Reaktion kannte er nur mit einem einzigen anderen Lebewesen.





Lorenz umklammerte den Kleinen fester und flog höher und höher in den Himmel im Taumel seiner Verzückung. Das Verlangen seine Zähne tief in die dargebotene Kehle zu bohren, zu kosten, was bestimmt wie Ambrosia schmeckte, schaltete seine Vernunft aus. Seine Zungenspitze kostete die köstliche Haut des schlanken Halses, verharrte über dem flatternden Pulsschlag. Seine Fänge prickelten unangenehm, ja sie schmerzten regelrecht.





Irgendwo in seinem Hinterkopf regierte ein letzter Fetzen Erkenntnis, mahnte ihn sich zu beherrschen, aber er wurde von der Tiefe seiner Begierde verschlungen. Er brauchte nur noch ein Stückchen mehr Himmel.







Um Gottes willen! Lorenz! Caro mio, was ist los mit dir?







Dantes geschockter Ausbruch durchbrach sein lustvernebeltes Gehirn. Er entzog Florian sein Handgelenk, leckte über die Bissmale, um sie zu heilen. Mit zitternden Armen und Beinen rutschte er vom Sofa herunter, wankte zurück zum Sessel, wo er ermattet hineinsank. Er wagte es nicht, einen Blick auf den Kleinen zu werfen, verbarg seinen Kopf in den Händen und kämpfte um seine Beherrschung.

 







Scheißescheißescheiße! Ich bin unterwegs!







Beinahe sofort spürte er die Energie, als Dante sich in Florians Wohnzimmer materialisierte. Starke Finger legten sich auf seine Schultern, gruben sich schmerzhaft in die Muskeln und beruhigende Wärme drang in seine Poren. Lorenz hob den Kopf und begegnete dem dunklen,

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