Keramik-Restaurierung

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Keramik-Restaurierung
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Claudia Floegel Müller

Keramik-Restaurierung

Einführung in die theoretischen Grundlagen

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Teil 1Einführung

Teil 2 Schäden an Keramikobjekten

Teil 3 Die Restaurierung

Impressum

Teil 1Einführung

1. Allgemeines zum Thema Restaurieren

Was versteht man heute unter dem Begriff Restaurieren?

Bevor ich etwas näher auf die praktischen Arbeitsschritte eingehe, möchte ich mit einer Definition beginnen:

Unter Restaurieren versteht man eine Summe von Vorgehensweisen, die in dem Objekt seine ursprüngliche Form und Farbe erkennen lassen, sowie konservierenden Eingriffen, die es in Zukunft vor jeglichen Umwelteinflüssen schützen sollen.

Die Grundlagen des Restaurierens von Kunstwerken des nationalen Kulturgutes wurden in einem Dokument klar und bündig zusammengefasst: es handelt sich um die sogenannte Carta di Venezia, das 1964 von einer Gruppe von Restauratoren, Archäologen, Historikern und Architekten verfasst wurde. Darauf aufbauend wurde 1972 in Italien vom Ministerium für öffentliche Angelegenheiten ein anderes Dokument veröffentlicht, die Carta di Restauro, das ein Grundlagenkonzept mit den wichtigsten Anhaltspunkten für Restauratoren darstellt und in vielen Ländern akzeptiert und zum Teil auch in die Verfassung aufgenommen wird.

Im Jahre 1987 wurde in Italien erneut ein Dokument veröffentlicht, das die Grundlagen der Restaurierung von Kunstobjekten und Kulturgut beinhaltet.

Das Restaurieren, so wie es heutzutage durchgeführt wird, ist eine relativ junge Kunst: Wurden früher kaputtgegangene Gegenstände repariert, um sie weiter verwenden zu können, so herrscht heute eine Trennung zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt, und restauriert werden nur letztere.

Und so unterscheidet man die Arbeit des Restaurators in zwei Aufgabengebiete:

Zum einen für das Museum, zum anderen für den Kunsthandel und das Antiquariat. Arbeitet man als Restaurator für ein Museum, so ist das Ziel einer Restaurierung, den Originalzustand eines Objekts wieder herzustellen und dieses für die Zukunft zu konservieren. Es geht nicht darum, eine alte historische Keramik wieder „wie neu“ erscheinen zu lassen! Risse, Brüche und Fehlstellen sollen sichtbar bleiben, da sie zur Geschichte des Objekts gehören, aber sie sollen nicht seinen Gesamteindruck stören. Nach der Konservierung des historischen Materials geht es also darum, das Objekt unter ästhetischen Gesichtspunkten zu präsentieren. Es ist sehr viel schöner, eine Form als Ganzes zu sehen oder den Fortlauf einer Dekoration, als nur einzelne Fragmente. Wichtig ist dabei aber, dass die Ergänzung nicht vordergründig ins Auge fällt.

Zu erwähnen sei an dieser Stelle noch die Arbeit des Restaurators „in situ“, dessen Arbeitsplatz die Ausgrabungsstätten sind. Er ist dafür verantwortlich, dass das gefundene Material fachgerecht geborgen und in die Werkstatt transportiert wird.

Dagegen muss ein Restaurator, der für das Antiquariat arbeitet, den Schaden an den Objekten vertuschen, um sie fehlerfrei präsentieren zu können. Diese Restaurierung dient eher kommerziellen Zwecken als der Bewahrung historischer Zeugnisse. Dabei wird auch meist das Original übermalt, um den Übergang zu den Fehlstellen unsichtbar zu machen.

Diese theoretischen Grundlagenüberlegungen gelten für alle Bereiche der Kunst und des Kunsthandwerks. Bevor man aber eine Ausbildung zum Restaurator macht, muss man in dem jeweiligen Fachbereich eine handwerkliche Ausbildung haben. Man kann schließlich kein Material restaurieren, bevor man nicht vertraut ist mit seiner Geschichte, Materialbeschaffenheit, Eigenschaften und Herstellung.

2. Keramik

Die Keramik ist wissenschaftlich gesehen ein anorganischer, fester, nicht metallischer Werkstoff, der in kaltem Zustand geformt und im Feuer verfestigt wird. Das Material ist zwar zerbrechlich, aber ansonsten beständig gegenüber Witterungseinflüssen und konnte somit mehrere tausend Jahre überdauern. Es ist keiner chemischen Materialveränderung unterworfen wie z.B. Holz, Metall und Gewebe.

Die Entwicklung der Keramik läuft immer parallel zur Menschheitsgeschichte, daher geben uns die Keramikobjekte wertvolle Informationen über das Leben der frühen Kulturen bis heute. Sie hat fast immer einen Bezug zum täglichen Leben des Menschen und stellt damit für den Historiker ein wertvolles Zeugnis dar. Die Keramikobjekte hatten weitläufig entweder mit der Ernährung zu tun, oder reflektierten spirituelle Bedürfnisse. Bezüglich der guten Erhaltung vieler alter Objekte kommt noch ein weiterer Umstand in Betracht, dass es sich in den ältesten Zeiten oft um Gräberfunde handelt und somit die Objekte keinen Schaden durch den Gebrauch aufweisen.

Die ältesten bekannten keramischen Erzeugnisse sind ca. 25.000 Jahre alt. Es sind kleine, aus Lösslehm geformte und gebrannte (Tier)figuren und eine weibliche Figur, die unter dem Namen „Venus von Dolní V?stonice“ (der Fundort) bekannt wurde. Seit dem 7. Jahrtausend v.Chr. haben wir keramische Gefäße aus allen Kulturen.

Der Begriff „Keramik“ umfasst heutzutage alle Gegenstände, die aus gebranntem Ton hergestellt wurden. Dazu gehören Terracottawaren, Steingut, Steinzeug und Porzellan. Die Produktpalette geht über Baumaterial (Ziegel und Dachplatten), Gebrauchsgegenstände, Kunstobjekte bis hin zu technischen Objekten und medizinischen Prothesen.

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