Tagebuch Chile Urlaub 2014

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Tagebuch Chile Urlaub 2014
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TagebuchvonTina SchatiMein Urlaub in Chile vom2. M

Gibt es etwas Schöneres als das. Man kennt Menschen in einem Land weit weg von Deutschland. Und diese Menschen laden einen ein, seinen Urlaub an ihrem Wohnort zu verbringen. Diese Menschen sind für mich Irina und Boris. Beide kenne ich seit mehr als 20 Jahren. 2013 haben sie mich eingeladen meinen Urlaub bei ihnen in Chile zu verbringen. Diesen Urlaub habe ich vom 2. März 2014 bis zum 31. März 2014 bei ihnen verbracht.

Boris und Irina wohnen in Concon, nicht weit entfernt von Valparaiso und auch nicht weit vom Pazifischen Ozean. Genauer gesagt, ich kann ihn aus meinem Fenster dort sehen.

Im Sommer 2013 ist Boris in Heidelberg. Da er seit Jahren den deutschen Sommer in Heidelberg verbringt und den chilenischen Sommer in Chile, ist er immer für einige Monate in Deutschland. Per email frage ich ihn, ob er nicht meinen Flug von Frankfurt nach Santiago hier in Heidelberg buchen könne, da er ja seit Jahren zwischen beiden Ländern hin und her fliegt. Natürlich macht er das, steht in der Emailantwort von ihm. Im März 2013 bucht er meinen Flug von Frankfurt über Sao Paulo, Brasilien nach Santiago, Chile. Es ist ein Flug mit der Lufthansa bis Sao Paulo und von dort geht es mit der Brasilianischen Fluggesellschaft LAN weiter nach Santiago. Mit meiner Mastercard bezahle ich die Rechnung und erhalte von der Fluggesellschaft TAM ein E-Ticket mit der Nummer 957 2484226296 ausgestellt.

Sonntag 2. März 2014

Am 2.3.2013 um 18 Uhr holt mich mein ältester Bruder zu Hause ab und fährt mich zu meinem Flug um 22 Uhr nach Frankfurt. Ich bekomme von ihm nachträglich zu meinem Geburtstag die Hin-und Rückfahrt geschenkt. Das ist schön. Wir fahren los und ich bin schon kurz vor 20 Uhr in Frankfurt. Das einchecken geht schnell. Ein Farbiger am Selbstbedienungs-Check In versorgt mich mit meiner Bordkarte und danach gehe ich zum Gepäckschalter und gebe meinen Koffer auf. Fertig bin ich für das Gate, noch kurz der Zoll. Ich habe keine Flüssigkeit dabei, sage ich bei der Handgepäckkontrolle und mache mich dann auf um Platz zu nehmen am Gate. Das Flugzeug, eine Boeing 747-400 der Lufthansa steht schon am Gate und ich bin auf meinen Sitz 43H schon gespannt. Ihn habe ich mir schon vorher ausgesucht, da man auf ihm schön die Beine ausstrecken kann Da der Flug ja ein Nachtflug ist und ich schlafen will habe ich mir diesen Platz ausgesucht, da sich genau vor diesem Sitz der Vorhang für die Küche befindet. Somit ist hier reichlich Platz für die Beine.

Der Flieger hebt pünktlich ab und es dauert eine Weile bis wir unsere Flughöhe erreicht haben und die Stewardessen ein sehr, sehr spätes Abendessen servieren können. Dann kann ich mich endlich in meinem Sitz zurücklehnen und hoffe einige Stunden schlafen zu können. Es gelingt mir auch und ich werde irgendwann über dem Atlantik wieder wach. Es dauert noch bis wir um 6:06 Uhr Ortszeit in Sao Paulo ankommen. Mein Weiterflug mit der brasilianischen Fluggesellschaft LAN ist um 8:40 Uhr. Es ist ein Airbus A320-100/200. Hier bekomme ich noch einmal ein Frühstück und bin dann pünktlich um 12 Uhr in Santiago, Chile.


Irgendwie bin ich doch müde. So ein langer Flug ist doch anstrengend. Es folgt noch das Ausfüllen irgendwelcher Einreisevorschriften, die zum Teil für die Ausreise im Reisepass hinterlegt werden müssen. Dann bin ich bereit und kann meinen Koffer abholen, muss aber erst das Band finden auf dem er transportiert wird. Hier hilft mir eine Chilenin, die selbst mit dem gleichen Flieger wie ich nach Hause gefahren ist. Es dauert sage und schreibe über 45 Minuten bis endlich mein Koffer auf dem Förderband zu sehen ist. Jetzt noch durch den Zoll und nun muss ich noch Baltazar finden. Baltazar ist ein Flughafenzubringerdienst, der mich hier in Santiago abholt und zu Boris und Irina nach Concon fahren wird. Boris bat mich um ein möglichst neues Foto, dass er diesem Abholdienst geben wolle, damit der auch Bescheid weiß, wen er da abzuholen hat. Nun sehe ich draußen eine Menge Leute mit Karten mit Namen in den Händen. Und da höre ich schon, „Mrs. Schati“. Ein Mann schwenkt die Arme. Ja, es ist der Mann von Baltazar. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Baltazar“. Jetzt muss ich den Koffer nicht mehr schieben, das macht nun er. Aber ich habe ein Problem. Ich muss dringend auf das Örtchen. Nur habe ich hier bisher keines gefunden. Die Fahrt soll etwa 1 ½ Stunden dauern, das halte ich so lange nicht aus. Am Auto von Baltazar versuche ich mit Händen und Füßen zu erklären wo ich hin muss. Den Begriff Toilette scheint es auf Spanisch nicht zu geben. Ich weiß nicht was ich noch sagen soll, bis mir plötzlich das Kinderwort einfällt. Ich sage kurz und bündig „Pipi“. Das wird verstanden. Ich darf jetzt nicht lachen sonst geschieht ein Unglück. Mit Riesenschritten läuft der Mann voraus, mich im Schlepptau hinter sich herziehend. Geschafft. Nun kann es endlich losgehen, bzw. wir können endlich losfahren.

Wir fahren durch trockenes Land. Keine Wälder, wie ich sie aus Heidelberg kenne. Nein, die gibt es hier nicht. Dazu ist das Land zu trocken. Zwei Tunnel passieren wir auf unserer Fahrt und irgendwann glaube ich den Pazifik sehen zu können. Aber es ist nur ein dunkler Strich am Horizont. Vor Valparaiso biegen wir von der Hauptverkehrsstraße zwischen Santiago und Valparaiso nach rechts ab und kommen von den Bergen her zu meinem neuen Urlaubsort Concon. Der Fahrer spricht ja kein Englisch, so ist die Fahrt für mich sehr einsam. Sie wäre sehr langweilig, ist sie aber nicht, da ich nur aus dem Fenster schaue. Ach es ist so interessant und ich bin so müde. Zeitunterschied zu Deutschland ist 4 Stunden. 12 Uhr Ankunft in Chile ist 16 Uhr Nachmittag in Deutschland.

Dann sind wir da. Der Fahrer macht langsam und ich sehe wie sich an einem Haus eine Türe im Gartentor öffnet und Boris und Irina auf die Straße laufen. Das Auto hält, ich springe raus und wir liegen uns in den Armen. Ach ist das so schön. Der Fahrer von Baltazar verabschiedet sich mit zwei Küssen auf meine Wangen. Boris erklärte mir schon in Deutschland, dass man sich in Chile immer mit Küssen begrüßt oder sich verabschiedet. Der Fahrer steigt wieder in sein Auto und weg ist er. Ich bin auch fast weg, aber aus Müdigkeit, die über mir hängt wie ein schwerer Sack. Dann geht es rein in das Haus und Boris trägt meinen Koffer auf mein Zimmer im zweiten Stock. 280 Quadratmeter Wohnraum hat er hier. Sechs Zimmer und 4 Bäder und eines dieser Zimmer mit Bad wird meines für vier Wochen sein. Es ist unter dem Dach und zieht sich über die gesamte Breite des Hauses. Alles ist drin. Riesiges Bett, Schreibtisch, Schrank und Stuhl. Alles da was man braucht.

Schlafen darf ich noch nicht. Es ist ja erst kurz vor 16 Uhr. Boris hat in seinem Grill im Garten argentinisches Rindfleisch auf Pinienzapfen vor sich hin brutzeln lassen, Rotwein auf den Tisch gestellt dazu gibt es Cochayuyo und Kartoffeln. Cochayuyo ist eine Braunalge, die es nur in kalten Pazifik gibt. Hier in Chile kühlt der Humboldtstrom das Meer, während ja bei uns in Deutschland der Golfstrom das Wasser aufwärmt. Mein Gott, das schmeckt köstlich.

Nach einem Abendspaziergang und einem kurzen Einkauf im Jumbo ähnlich unserem Neukauf oder Edeka, geht es zurück nach Hause und ab ins Bett. Ich bin glücklich und sofort eingeschlafen.


Dienstag, 4. März 2014

Es ist 7:52 Uhr. Mein erstes Erdbeben. Es dauert nur ein paar Sekunden aber trotzdem habe ich das knirschen des Türrahmens und das Wackeln unter den Füßen gespürt. Wenn man so etwas das erste Mal spürt ist das echt ein unangenehmes Gefühl. Man kann nämlich überhaupt nichts machen. Das Beben hatte die Stärke 5.0 wie ich später in einer Anwendung, die ich mir auf meinen Tablet PC heruntergeladen habe, nachlesen kann.

Später fahren wir an den Strand, wo Boris immer seinem fast täglichen Schwimmtraining nachgeht. Rein ins Meer, dann entlang der Küste über einige 100 m in Richtung eines Felsens und wieder zurück. Wohlgemerkt, das Meer hier ist zu kalt für mich zum Schwimmen. Badeanzug umsonst mitgebracht. 14 Grad Celsius hat es hier. Also laufe ich mit Irina am Stand entlang zu einem Trainingsplatz mit dort aufgestellten Geräten mit denen man die verschiedensten Übungen machen kann. Ich mache nicht mit. Zu frisch bin ich nun hier. Gestern oder war es vorgestern in Frankfurt in den Flieger und nun hier am anderen Ende der Welt am Pazifik entlangspazieren. Da muss ich erst schauen was es hier so alles zu bestaunen gibt. Eine herrliche Brandung, die krachend auf vorgelagerte Felsen schlägt. Wind, der einem um die Ohren saust. Möwen und Pelikane. die über das Meer ziehen. Es wird eine Weile dauern bis ich das machen kann, was für Irina zur fast täglichen Trainingseinheit geworden ist. Das Training mit den hier aufgestellten Geräten, wie für Boris das Schwimmen im Ozean. Ich genieße die Luft, strecke die Arme in den Himmel, bin grenzenlos von der Weite des Ozeans hier verblüfft, der sich von hier bis nach Neuseeland austreckt und von keiner dazwischenliegenden Insel berührt wird.


Schnell ist die Zeit vergangen, die Boris für seine Schwimmstrecke benötigt. Irina ruft mich und wir machen uns auf den Weg zurück zu Boris. Der ist schon raus aus dem Meer, steht am Auto, hat den Wagen schon geöffnet und eine Wasserflasche herausgeholt. Sie ist für seine Füße. Zum Abspülen des Sandes über den er zum Auto gelaufen ist. Nun steht er da, steckt die Füße in die Schuhe, wir steigen ins Auto und fahren zurück. Mein Gott, ist das schön hier.

 

Am Nachmittag fährt Irina mit mir durch Concon. Wir fahren in diverse Supermärkte zum Einkaufen. Ich finde in einer Pharmacia Sonnencreme. Meine mitgebrachte aus Deutschland ist leider nicht zu gebrauchen. Es war nicht ganz clever von mir keinen Blick auf den Inhalt zu werden. Dann plötzlich mein zweites Erdbeben. Aber es ist nur ein Geräusch, ein Knarren zu hören. Keines so wie am Vormittag. Irina klärt mich auf. Es gibt vertikale und horizontale Erdbeben. Die vertikalen sind logischerweise die schlimmeren Erdbeben, da sich die Erde ja hebt. Bei einem horizontalen Erdbeben verschieben sich die Erdplatten horizontal. Eben so als würde man einen Tisch etwas verschieben aber nicht hochheben. Deshalb war bei diesem Beben nichts zu spüren aber zu hören. Auch seltsam.

Am Abend gegen 21:15 Uhr gehen Irina und ich einen Spaziergang machen. Irina hat empfindliche Augen. Sie trägt immer eine Sonnenbrille und ein Nachtspaziergang ist für sie einfach wunderbar und angenehm für die Augen. Boris hat keine Zeit. Er muss etwas für seinen ersten Arbeitstag morgen vorbereiten. Er und Irina arbeiten nur drei Tage die Woche in der Universität, die restlichen Arbeitstage werden am Computer zu Hause verbracht. Er ist froh, dass ich mit Irina spazieren gehe, erzählt mir Irina beim Laufen. Sie will mir wieder das Kreuz des Südens zeigen aber dieses Mal finde ich es zuerst. Irina war erstaunt gewesen, als ich gestern Abend von den zwei Sternen, den Pointern, erzählt habe. Geoff, mein Freund in Australien, hatte sie mir gezeigt. Sie sind unterhalb des Kreuzes zu sehen und wenn man eine Linie durch sie zieht, findet man sofort das Kreuz des Südens. Boris erklärte Irina das noch einmal auf Russisch und Irina war sprachlos was ich alles so weiß. Ich sagte, das wusste nicht ich sondern ich musste erst zu Geoff nach Australien reisen um das zu erfahren. Nun war Irina wieder zufrieden.

Mittwoch, 5. März 2014

Heute kommt die Reinigungsfrau. Sie heißt Martha. Mittwochs lassen Irina und Boris ihr gesamtes Haus auf Vordermann bringen. Damit sie nicht erschrickt hat Boris ihr auf ein Blatt Papier in der Küche mitgeteilt, dass er einen Gast namens Tina im Hause wohnen hat. Ich höre gar nicht, dass Martha schon im Hause ist. Als sie mich sieht, sagt sie gleich etwas wie, no espanol. Boris hat auf den Zettel geschrieben, ich könne kein spanisch. Er denkt wirklich an alles.

Irina hat mir ein Mittagessen in den Kühlschrank gestellt. Eine kalt zu essende Gemüsesuppe mit frischem Gemüse. Alles püriert. Dazu argentinisches Rindfleisch mit Bratkartoffeln.

Aber zuerst versuche ich auf eigene Faust den Strand zu finden. Irina ärgert sich, dass sie mir gestern nicht die steile Treppe gezeigt hat, die in 20 Minuten zum Strand führt. Sie verlässt mit Boris das Haus als ich gerade die Treppe zur Küche runtergehe.

Ich laufe um 9:30 Uhr los, nur um wieder um 11:30 Uhr wieder zu Hause zu sein. Ich bin fix und fertig. Mit Handzeichen und dem Wort Playa hat mich ein netter Mann gebeten ihm zu folgen. Boris meinte alle Chilenen sind sehr hilfsbereit. Verzweifelt versuche ich mir den Weg einzuprägen. Die Straße entlang, durch das Wäldchen, einen sandigen engen Pfad zwischen Häusern hindurch, wo man überhaupt nicht erkennen kann ob das überhaupt ein Weg ist. Kurze Treppen hinunter zu einer Straße mit Fußgängerüberweg. Der Chilene wartet anständig auf die grüne Ampel (kaum ein Auto auf der Straße). Bei Grün über die Straße in eine Seitengasse, dann wieder abbiegen. Ich muss mir merken es geht nur abwärts. Dann noch über ein kleines Plätzchen. Hier zeigt er mir eine Straße an deren Ende ich Hochhäuser sehe. Dann verlässt er mich. um in eine andere Richtung weiter zu gehen.


Ich stehe da und sehe ihm fassungslos nach. Soll ich wirklich zu den Hochhäusern laufen oder lieber gleich umkehren? Wer mich kennt, weiß was ich nun mache. Genau, richtig gedacht. Die wagemutige Tina läuft zu den Hochhäusern. Irgendwann kann ich die riesige Düne sehen, an der Irina mit mir im Auto gestern Nachmittag vorbeigefahren ist. Ich laufe weiter in Richtung der Hochhäuser, muss aber erkennen, dass es nirgends ein Durchkommen zu Meer gibt. Zäune versperren den Weg zwischen den Häusern in Richtung zum Strand, sofern er sich auch irgendwo hinter den Zäunen befindet. Nun verlässt mich doch der Mut und ich beschließe Vernunft walten zu lassen und den Heimweg anzutreten. Als ich mich traurig umdrehe, sehe ich oben auf dem Hügel, das sich im Bau befindliche Hochhaus, welches sich ja gegenüber vom Haus von Boris befindet. Ich versuche es immer im Blick zu haben, als ich langsam auf dem mir hoffentlich gemerkten Weg zurückgehe. Es geht immer bergauf. Mein Frühstückskaffee macht sich bemerkbar. Mein Gott denke ich, wird das so enden wie auf dem Flughafen in Santiago? Verzweifelt versuche ich mich abzulenken und nicht an eine Toilette zu denken.

Eine auf einmal weiter vorne auf dem Bürgersteig sitzende und maunzende Katze hilft mir dabei. Sie maunzt mich an, streicht mir mit ihrem grauen und weichem Fell um die Beine und wird zu meinem ersten gestreichelten Tier in Chile. Ihr scheint das zu gefallen, was sie mir mit einem zufriedenen Brummen zu verstehen gibt. Glücklich laufe ich weiter und erreiche das Wäldchen, an dessen Ende sich unsere Straße, Los Abedules, weiß. Tatsächlich, ich bin auf unserer Straße und weiß, dass es nur noch einige hundert Meter bis nach Hause sind. Dann stehe ich davor, hole den Gartentorschlüssel aus meiner Gürteltasche, öffne es um nach dem Torschließen gleich zur Haustüre zu gehen. Ich bin wieder zu Hause. Martha ist noch da. Sie hört mich und sagt hallo. Ich aber muss endlich den Kaffee loswerden, der sich nun wieder bei mir meldet.

Irina hat im Kühlschrank Rindfleisch und Kartoffeln sowie die gute Gemüsesuppe. Ich lasse mir alles schmecken und beende das Mittagessen mit einem Kaffee.

Um 14 Uhr verabschiede ich mich wieder von Martha. Sie zeigt auf die große Küchenuhr und bittet mich bis spätestens um 16:30 Uhr zurück zu kommen. Nach einem Nicken mit meinem Kopf mache ich mich auf den Weg. Ich gehe vor dem Haus nach links die Straße runter. Auf meiner Karte habe ich einen Weg zu der großen Sanddüne und zum Einkaufsmarkt Jumbo gefunden. Es dauert nicht lange und ich bin da. Ich brache Tempotaschentücher. Nach dem Einkauf gehe ich über die Straße zur großen Sanddüne. Anscheinend haben hier Schüler Zeichenunterricht. Viele sitzen hier und malen nur Eines. Die große Sanddüne dazu die am Hang verteilten Zeichenschüler. Ist schon komisch für die zu wissen, dass sie sich auf einem der Bilder ihrer Schulkameraden wieder finden können. Ich versuche auf die Sanddüne hochzuklettern. Aber der Sand ist so rutschig, dass ich mehr rückwärts als vorwärts laufe. Also lasse ich es sein, knipse ein paar Bilder und mache mich wieder auf den Rückweg.

Und dann passiert es. So viele Querstraßen habe ich doch nicht beim abwärtslaufen überquert. Ich sehe Straßenarbeiter und frage sie nach der Straße Los Abedules. Sie schütteln den Kopf. Langsam laufe ich in dieser Hitze den Weg zurück und treffe einen Mann den ich gleich frage, ob er Englisch sprechen kann. Was für ein Glück, er spricht Englisch. Ich erzähle ihm von meinem Missgeschick und er öffnet auf seinem Handy einen Stadtplan und sagt, ich muss noch zwei Querstraßen überqueren und bin dann auf der Los Abedules. Welche Freude in mir ist kann man sich vorstellen, als ich diese endlich erreiche. Innerhalb von 10 Minuten bin ich zu Hause. Es ist 16:35 Uhr. Martha steht schon an der Haustüre und erwartet mich. Sie ist glücklich, dass ich es mit 5 Minuten Verspätung geschafft habe. Nach einer kurzen Pause mache ich mir einen Kaffee. Der tut gut.

Kurz nach 17 Uhr kommen Irina und Boris von der Arbeit nach Hause. Sie lachen als ich ihnen meinen Tagesablauf erzähle. Eine Stunde später sind wir mit dem Auto unterwegs zum Strand. Boris benötigt seinen obligatorischen Schwimmausflug. Ich habe meine Kamera mit dem Weitwinkel dabei und mache einige Aufnahmen vom Strand. Außerdem zwei kurze Videos von den Wellen. Ich will das Meeresrauschen der Brandung auch zu Haus in Deutschland hören.

Wieder zu Hause angekommen schaue ich mir die Bilder und die kleinen Videosequenzen an. Das Meeresrauschen hört sich wirklich gut an. Am besten gefällt mir aber die Sequenz, wo Irina am Strand auf den hier aufgestellten Turngeräten rudert. Diese Turngeräte kann man an vielen weiteren Plätzen finden. Zum Aufnehmen musste ich Irina aber überreden. Nun kann ich mich an der gelungenen Aufnahme erfreuen.

Wieder ist ein schöner Tag zu Ende gegangen.

Donnerstag, 6. März 2014

Der Tag fängt gut an. Um 1:37 Uhr wache ich auf. Mein Bett wackelt. Ein neues Erdbeben. Wie ich herausfinde liegt das Epizentrum im Dorf Alemana. Deutschland lässt grüßen. Von Concon bis Alemana sind es sicher keine 30 Kilometer. Das Beben hat die Stärke 5.3. Ich merke es gewaltig. Es knarrt überall, die Hunde bellen und es dauert länger. Mal sehen wie viele Erdbeben ich in den 30 Tagen, die ich hier bin, erleben werde. Bisher waren es drei Erdbeben und zwei davon richtig stark.

Irina und Boris sind wieder arbeiten gefahren. Irina ermahnte mich noch beim Weggehen, auf den Hausschlüssel zu achten. Eine Scheibe musste schon einmal eingeschlagen werden, um in das Haus zu kommen. Ich sage ich werde aufpassen. Sie verlässt getrost das Haus. Ihre Worte haben mich vorsichtig gemacht. Von nun an trage ich meine Gürteltasche mit dem Schlüssel. Gestern Abend hat sich Irina noch Mühe gemacht und mir den Weg zum Strand und einen anderen Weg zurück zum Haus aufgezeichnet. Mit einer Offline Karte von Concon kann ich den Weg verfolgen. Irina meint man kann von beiden Seiten aus den Weg zum Strand beginnen. Und genau zum Strand will ich heute laufen.

Wieder geht es links die Straße runter, dann zu Jumbo, noch etwas einkaufen. Irina’s Zeichnung trifft die Straße, die zu Jumbo führt etwa 200 m Entfernung. Also laufe ich hin, kaufe ein und gehe wieder zu dem aufgezeichneten Weg zurück. Dieser zeigt eine gerade Linie zum Strand. Aber eine gerade Linie gibt es hier nicht. Es geht wie auf Serpentinen vom Hügel zum Strand hinunter. Dann bin ich auf der Straße und laufe hier wieder zurück aber einige 100 Meter unterhalb der Straße Los Abedules. Es ist 11 Uhr und ich habe mich zum Glück mit einer Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 eingecremt. Aber das war zu Hause. Im Schatten eines Baumes trage ich die Creme noch einmal auf. Dann esse ich einen Apfel und schieße einige Fotos plus mehrere Videosequenzen. Ach ist das hier so schön. Außer Möwen sieht man hier auch Pelikane und Kormorane. Die anderen Vögel kenne ich nicht. Ein Jachthafen liegt vor mir. Während ich an ihm vorbeilaufe sehe ich einige Strandkneipen und sonnenhungrige Menschen auf dem heißen Sand liegen. Baden ist verboten. Man kann das an der roten Fahne sehen, die an den Stränden aufgestellt sind, verstehe aber nicht warum. Schließlich ist das Meer ruhig. Im Laufe meines Urlaubes wird mir das von Boris erklärt. Wenn Baden erlaubt wäre, müsste ein Aufseher am Strand Wache halten. Da das aber keiner machen will, hängt man die rote Fahne auf und ist aus dem Schneider. Problem gelöst. Nun ja, so kann man es auch machen, und dann wie Boris schwimmen gehen, obwohl es verboten ist.


Es ist 12 Uhr in der Zwischenzeit und 16 Uhr in Deutschland. Plötzlich sehe ich am Berghang gegenüber eine der so bekannten Aufzüge, die es in Valparaiso geben soll. Wir sind hier aber in Concon. Hier gibt es also auch diese Aufzüge. Ich überquere die Straße, um ihn mir genauer anzusehen. Er sieht aus als sei er abgestellt und nicht in Betrieb. Alles scheint verfallen zu sein. Unsere Bergbahn in Heidelberg kenne ich. Die Strecke, die dieser Aufzug hier fahren sollte, sieht viel steiler aus ist aber ganz kurz. Ich kann den Aufzug oben in 20 m Höhe sehen. Er hängt am Berg und fährt nicht. Es sieht so aus als wäre er seit Ewigkeiten außer Betrieb. Es bleibt bei einem Erinnerungsfoto und ich quere wieder die Straße.

 

Nach einer Weile kommt mir der Abschnitt hier doch irgendwie bekannt vor. Ja, da ist die Treppe, die den Berg hochführt. Hier hat Boris immer den Wagen geparkt wenn er schwimmen ging. Und ich bin Irina gefolgt, die an einem anderen Strand nicht weit entfernt, ihre Gymnastikübungen mit dem Rudergerät gemacht hat. Gestern waren wir doch auch hier am Playa Negro, genannt nach dem dunklen vulkanischen Sand hier. Und hier habe ich doch auch die Videosequenz von Irina auf dem Rudergerät geschossen. Hier gab es doch auch eine Strandtoilette. Der Frühstückskaffee macht sich wieder bemerkbar. Ich laufe in Richtung der Toilette um entsetzt festzustellen, dass sie abgeschlossen ist. Ein Hängeschloss hängt davor. Mein Gott, mir dämmert etwas. Die rote Fahne hängt doch draußen. Schwimmverbot.

Jetzt wird es brenzlig, aber die Lösung naht. Ein junger Mann mit Rucksack läuft an mir vorbei und geht auf eine der geschlossenen Türen zu, klopft an und die Türe wird von innen aufgemacht. So schnell wie der junge Mann zur Türe gelaufen ist und geklopft hat, stehe ich neben ihm. Ich zeige dem Türöffner mit einem verzweifelten Blick auf die Toilette, doch bitte das Türschloss zu öffnen. Er lächelt mich an, nimmt einen Schlüssel, öffnet das Schloss und lässt mich eintreten. Keine Ahnung wie lange ich das noch ausgehalten hätte. Nun kann ich mich problemlos auf den Rückweg nach Hause machen. Schnell bin ich an der Stelle, wo Boris immer sein Auto abstellt um schwimmen zu gehen. Auf dem Zettel von Irina ist die Treppe hinter dem Autoplatz eingetragen. Oben angekommen verpasse ich es, die Straße zu queren, um die dahinter wieder ansteigende Treppe zu nehmen, sondern laufe rechts in die Straße hinein und komme von da auf die Hauptstraße. Nur wo ist hier die eingezeichnete Tankstelle. Sie liegt 300m vor mir. Genau die Strecke, die ich falsch gelaufen bin, als ich den neuen Treppenansatz nicht gefunden habe. Was soll’s. Auch ohne spanisch sprechen zu können, habe ich die Erklärung verstanden. Nun aber ab in Richtung Tankstelle. Schon aus einiger Entfernung kann ich sie sehen.

Nun noch schnell über die Hauptstraße und in die Straße rein, die hier wieder hoch auf den Berg führt. Jetzt muss gleich die Straße Los Abedules kommen auf der nach 500m Boris‘ Haus steht. Aber ich lass mich von dem Neubau gegenüber von Boris irritieren. Ihn kann ich von der Straße aus sehen und biege natürlich eine Querstraße zu früh ab. Während ich zum Neubau komme, merke ich, dass ich schon wieder falsch gelaufen bin. Kopfschüttelnd und wütend auf mich laufe ich am Neubau vorbei. Ich weiß, links neben mir in der nur 50m entfernten Parallelstraße steht das Haus von Boris. Nun muss ich lange laufen, bis ich eine Querstraße finde, die mich in die Los Abedules bringt. Vorne sehe ic Ein schöner Weg führt dadurch und ich stehe endlich in meiner Straße. Aber nun muss ich 500 m zurücklaufen und bin dann aber endlich zu Hause. Ich bin geschafft und meine Füße schmerzen trotz der guten Wanderschuhe mit der Teva-Sohle, die ich extra für diesen Urlaub gekauft habe.

h das Wäldchen. Ein schöner Weg führt dadurch und ich stehe endlich in meiner Straße. Aber nun muss ich 500 m zurücklaufen und bin dann aber endlich zu Hause. Ich bin geschafft und meine Füße schmerzen trotz der guten Wanderschuhe mit der Teva-Sohle, die ich extra für diesen Urlaub gekauft habe.


Im Haus lege ich mich erst mal flach. Am Abend meinte Irina, so weit sei ich doch gar nicht gelaufen, um so kaputt zu sein. Aber davon weiß ich jetzt noch nichts. Aus dem Jumbo Laden habe ich mir zwei schnelle Suppen mitgenommen, die ich auch aus dem Thailaden in Heidelberg kenne. Beide mache ich mir jetzt und setze mich auf die Terrasse. Ein Espresso danach macht mich wieder munter. Nun habe ich Zeit und kann wieder einiges in mein Tagebuch schreiben. Gut, dass ich zwei Bücher gekauft habe. Ich sehe, dass es doch viel zu schreiben gibt.

Kurz nach 17 Uhr kommen Irina und Boris von der Arbeit. Beide essen etwas und fragen mich dann, ob ich nach diesem für mich anstrengenden Tag überhaupt Lust habe zum Strand zu Boris‘ obligatorischen Schwimmen mitzufahren. Ich habe Lust. Schon deshalb weil ich sehen will, wo die zweite Treppe beginnt, die ich ja verpasst habe. Es wird zusammen mit Irina ein schöner Strandspaziergang. Als wir zum Auto zurückkommen ist von Boris keine Spur zu sehen. Wir gehen zum Strand und sehen Boris zusammen mit einem Polizisten. Später erklärt er, schwimmen sei hier verboten, habe der Polizist ihm gesagt. Boris lacht, als ich sage was machst du, wenn der Polizist morgen wieder kommt und dich wieder schwimmen sieht. Dann, so meint er, sage ich zum Polizisten, ich bin alt. Ich habe vergessen was verboten ist. Typisch Boris.

Auf der Fahrt zum Strand habe ich meine verpasste Treppe nicht gesehen, jetzt aber, auf der Rückfahrt sehe ich sie. Es ist der Blickwinkel, der sie mir vorher versperrt hat. Einige Büsche stehen vor der Treppe, an denen man vorbeifährt wenn es abwärts geht. Beim aufwärts fahren, sehe ich sie gleich und natürlich auch die Büsche. Nun ja, auch ich hätte die Treppe sehen sollen als ich aufwärts lief. Keine Ahnung wo da mein Blick hin gegangen ist.