Lieblingsplätze Wallis

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Lieblingsplätze Wallis
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Lieblingsplätze Wallis

Christine Bonvin / Yvon Poncelet

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: lieblingsplaetze@gmeiner-verlag.de

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Yvon Poncelet und Christine Bonvin: Daniel Walliser 148; Bains Ovronnaz 158

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1. Auflage 2021

© 2021 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

info@gmeiner-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © sila5775 – stock.adobe.com; © OpenClipart-Vectors – pixabay.com; © SylwiaNowik – stock.adobe.com; © Ljupco Smokovski – stock.adobe.com; © paullouis – stock.adobe.com; © Design Studio RM – stock.adobe.com; © Benjamin Arnold; © Susanne Lutz

Kartendesign: © Maps4News.com/HERE

ISBN 978-3-8392-6852-0

Inhalt

Impressum

Vom Gipfel bis ins Tal

Vorwort: Wasser und Wein, Natur und Kultur

1 Überreste der Eiszeit

Belvédère/Obergoms: Rhonegletscher (Rottengletscher)

2 Karawanserei in den Bergen

Gletsch: Scheidepunkt zu Furka- und Grimselpass

3 Mosaik in der Natur

Obergesteln: Ackerkulturlandschaft

4 Cholera – Walliser Spezialität

Gluringen: Hotel Restaurant Tenne

5 Kraftort auf der Anhöhe

Blitzingen: Chaschtebiel

6 Der König der Hoteliers

Niederwald: Dorfbrunnen

7 Verborgene Schätze

Binn: Mineraliengrube Lengenbach

8 Kleinster Dorfplatz der Schweiz

Binn: Weiler Fäld

9 Alles unter einem Dach

Ernen: BerglandHof

10 Stadel am Hengert

Ernen: Dorfplatz

11 Vergängliches Eis

Mörel-Filet: Blick von der Moosfluh auf den Aletschgletscher

12 Geschliffen und poliert

Blatten bei Naters: Massaschlucht

13 Seilrutsche in den Wald

Blatten bei Naters: Freizeitpark Hexenkessel

14 Kalter Rauch

Simplon Dorf: Forellenräucherei Gabi

15 Stockalper und Napoleon

Simplon Passhöhe: Hopschusee auf der Passhöhe

16 Söldner, Schnecken und Salz

Brig: Stockalperschloss

17 Der Petersdom im Wallis

Naters: Schweizer Garde Museum

18 Rotes Gold

Mund: Safranmuseum

19 Größter Naturstaudamm Europas

Saas-Almagell: Mattmark Stausee

20 Wallfahrtskapelle

Saas-Fee: Maria zur Hohen Stiege

21 Eigenwilliger Bau

Saas-Balen: Rundkirche

22 Verrückte Fußballgeschichte

Gspon: Fußballplatz

23 Blick auf den Berg der Berge

Zermatt: Riffelberg

24 360 Grad Panorama

Törbel: Aussichtspunkt Stand

25 Langsamster Schnellzug der Welt

Visp: Glacier Express ab Visp

26 Ein Glas Heida, bitte!

Visperterminen: Höchstgelegener Rebberg

27 Kreuz, Galgen und Ruhebank

Eggerberg: Aussichtspunkt Finnen

28 Historischer Zeitzeuge

Eggerberg: Wanderung zum Chänilzug der Suone Gorperi

29 Kirche auf und in dem Felsen

Raron: Burgkirche und Felsenkirche

30 Eine Trouvaille

Niedergesteln: Gestelnburg mit Ritterweg

31 Kraft tanken

Blatten im Lötschental: Kapelle Kühmatt

32 Herrgottsgrenadiere

Blatten im Lötschental: Zuschauerplatz am Straßenrand

33 Tradition und Brauchtum

Kippel im Lötschental: Lötschentaler Museum

34 Natur pur

Turtmann: Wanderung im Turtmanntal ab Gruben/Meiden

35 Naturschönheit

Turtmann: Wasserfall

36 Sommerfrische

Guttet-Feschel: Alpe Obern

37 Dem Himmel so nah

Gampel: Aussicht von Jeizinen auf das Rhonetal

38 Historische Stube

Albinen: Wirtshaus Godswärgjistubu

39 Ein Brückenschlag

Susten: Bhutan Hängebrücke

40 Schädel auf Schädel

Leuk: Beinhaus im Untergeschoss der Stephanskirche

41 Pfynwald und wilder Rotten

Varen: Aussicht von der Kirche Maria Sieben Schmerzen

42 Rebberge in Hülle und Fülle

Salgesch: Blick auf das Weindorf

43 Röstigraben

Salgesch: Wanderung mit Sicht auf die Raspille und Pyramiden

44 Wildromantische Alpenwelt

Grimentz: Stausee Lac de Moiry

45 Zentrum des Dorflebens

Grimentz: Sägerei und Mühle

46 Ein Hauch Vergangenheit

St-Luc: Hotel Weisshorn

47 Reise zum Mittelpunkt des Wallis

St-Luc: Geographisches Zentrum des Kantons

48 Nicht nur für Wasserratten

Sierre (Siders): See Lac de Géronde

49 Über 700 Weine aus dem Wallis

Sierre (Siders): Önothek des Château de Villa

 

50 Geschichte und Tradition

Sierre (Siders): Kapelle St. Ginier

51 Wasser, Berge und Käse

Mollens: Alp Alpage du Sex an der Bisse de Tsittoret

52 Süßer die Glocken nie klingen

Lens: Glockenspiel in der Eglise Saint-Pierre-aux-Liens

53 Sport über Sport

Lens: In- und Outdoor Sportcenter Alaïa Chalet

54 Alter Landroter

Flanthey: Museum Château de Vaas – Maison du Cornalin

55 Der Balkon des Wallis

Vercorin: Startplatz für Gleitschirmflüge

56 Paradies für Vögel

Grône: Schutzgebiet Pouta Fontana

57 Königin mit Kuhglocke

Les Haudères: Arena Ringkuhkampf

58 Naturphänomen

Hérémence: Pyramiden von Euseigne

59 Welthöchste Gewichtsstaumauer

Hérémence: Staumauer Grand Dixences

60 Architektonische Glanzleistung

Hérémence: Kirche St. Nicolas

61 Zauber der Höhle

Staint Léonard: Unterirdischer See Lac Souterrain

62 Ein Stück heile Welt

Ayent: Alp Lourantze beim Lac Tseuzier

63 Wasser zum Überleben

Ayent: Suonenmuseum Musée des Bisses in Botyre

64 Kulturelles Erbe

Sion (Sitten): Weinbauterrassen an der Bisse de Clavau

65 Wahrzeichen der Hauptstadt

Sion (Sitten): Schloss und Basilika Valère (Valeria)

66 Buntes Treiben

Sion (Sitten): Markt in der Altstadt

67 Klein aber fein

Sion (Sitten): Naherholungsgebiet am Lac de Mont d’Orge

68 Blüten, so weit das Auge reicht

Nendaz: Aprikosenhänge bei Baar

69 Murmeltiere beobachten

Nendaz: Alpwiese Siviez bei Tortin

70 Alphornkonzert

Nendaz: Bergsee Lac de Tracouet

71 Holziger Riese

Nendaz: Älteste Lärche bei der Alpage de Balavaux

72 Die Kraft der Natur erleben

Conthey: Talkessel von Derborence

73 Zuckersüße Vision

Isérables: Ahornplantage

74 Entspannung pur

Ovronnaz: Thermalbad Les Bains d’Ovronnaz

75 Kleinster Weinberg der Welt

Saillon: Rebberg Vigne à Farinet

76 Auf das Buch gekommen

St-Pierre-de-Clages: Spaziergang durch das Dorf

77 Griechischer Gott im Wallis

Charrat: Adonissteppe

78 Über 1.000 Jahre Zufluchtsort

Bourg-Saint-Pierre: Hospiz auf dem Großen-St.-Bernhard-Pass

79 Blick auf den Gletscher

La Fouly: Campingplatz Camping des Glaciers

80 Kleines Paradies auf Erden

Champex-Lac: Alpengarten Flore-Alpe

81 Naturwunder für Schwindelfreie

Bovernier: Durand-Schlucht Les Gorges du Durnand

82 Drei Attraktionen auf Schienen

Le Châtelard: Mit VerticAlp zum Staudamm Emosson

83 Baden in alpiner Natur

Les Marécottes: Zoo und Felsenschwimmbad Les Marécottes

84 Museum für Bernhardinerhunde

Martigny: Barryland – Musée et Chiens du Saint-Bernard

85 Stachelige Früchte

Fully: Spaziergang durch den Kastanienwald

86 1.500 Jahre Loblied

Saint Maurice: Kloster Abbaye de Saint-Maurice

87 In Stein gemeißelt

Champéry: Galerie Défago

88 Historisches Ensemble

Troistorrents: Mühlen Les Vieux Moulins de la Tine

89 Dampfend durch die Miniaturwelt

Le Bouveret: Modelleisenbahnpark Swiss Vapeur Parc

90 Zwei Länder, ein Dorf

St-Gingolph: Schiffsteg an der Landesgrenze

Karte

Vom Gipfel bis ins Tal
Vorwort: Wasser und Wein, Natur und Kultur

Auf diesen Seiten beginnt die faszinierende Reise zu 90 Lieblingsplätzen im Wallis. Yvon Poncelet und ich bereisten den Kanton von Osten nach Westen und von Norden nach Süden. Viele der Fotos im Buch stammen von ihm. Bei unseren Erkundungsfahrten staunten wir immer wieder über die Vielfalt der Naturschönheiten, der Kultur und der Traditionen. In Begleitung eines Belgiers, eines »Flachländers«, habe ich Vertrautes mit neuen Augen zu sehen gelernt. Dinge, die auf mich alltäglich wirken, wurden von ihm zum Teil mit Verwunderung wahrgenommen. Ein typisches Beispiel dafür sind die kühnen Kunstbauten von Straße und Bahn, die entlegenste Orte erschließen.

Der literarische Ausflug startet beim Rhonegletscher und endet am Ufer des Genfersees, an der Grenze zu Frankreich. Die Rhone oder der Rotten, wie der Fluss im Oberwallis auch genannt wird, zieht sich wie ein silberner Faden durch die Landschaft und das Buch. Dazwischen stehen immer wieder Abstecher in die unzähligen Seitentäler auf dem Programm. Die Auswahl der 90 Lieblingsplätze über das ganze Wallis verteilt entsprang vor allem meinen persönlichen Vorlieben, den Emotionen, die in mir ausgelöst wurden, sei es in Bezug auf die Schönheit, die Einzigartigkeit, den geschichtlichen Hintergrund und die Ausstrahlung. Großen Gefallen finde ich zudem an allem, was mit Wein zu tun hat. Diesem Interesse wird das Wallis mehr als gerecht, ist es doch die größte Weinanbauregion der Schweiz mit einer Vielzahl an Rebsorten. Gleichzeitig türmen sich 41 Viertausender in den immer blauen Himmel. Vermeintliche Gegensätze, die fast nahtlos ineinander übergehen. Bei einem Glas Cornalin vor der Alphütte lässt es sich gut der untergehenden Sonne zuschauen, die hinter den Bergkämmen verschwindet. Dies wird eine der Erinnerungen, die im Gedächtnis haften bleibt.

Im Haupttal, der Rhone entlang, haben sich die städtischen Siedlungen und die aufkommende Industrie niedergelassen. Rechts und links an den Hängen wachsen die Trauben und Aprikosen, im fruchtbaren Talboden das Gemüse und die Obstbäume. In den Seitentälern befinden sich die Feriendestinationen, kleine Dörfer, Staudämme und die Zuflüsse der Rhone.

Ebenso vielfältig wie die Landschaft sind die Menschen, die Sprachen und Dialekte. Die Bevölkerung im Oberwallis unterhält sich auf »Wallisertiitsch« (einem Deutschschweizer Dialekt), schreibt jedoch Schriftdeutsch. Im Unterwallis verständigt man sich mündlich und schriftlich auf Französisch oder seltener in »Patois« (einem französischen Dialekt). Die Ortsnamen im Buch entsprechen jeweils der regionalen Sprachvariante.

Kulinarisch stehen im ganzen Kanton Raclette, Fondue, Trockenfleisch und Roggenbrot als Dauerbrenner auf den Menükarten. Allerdings leuchten auch zahlreiche Gourmetsterne am Himmel. Dazwischen treffen Sie auf regionale und saisonale Spezialitäten, Mahlzeiten wie aus Mutters Kochtopf und internationale Küche.

Bei den Recherchen zum Buch wurde mir das Thema »Wasser« als existentieller Wert immer mehr bewusst. Das Wasser ist eine Grundlage für das Leben auf der Erde. Im Wallis wird uns dies tagtäglich vor Augen geführt. In der Natur finden wir es in gefrorener Form bei den Gletschern, fließend als Bäche, Wasserfälle und Flüsse, stehend als Tümpel, Teiche, Auen und Seen. Gegen den Durst können wir Wasser vom Hahn trinken oder Mineralwasser aus den Tiefen der Berge genießen. Wasser als Gesundheits- und Wohlfühlelement entdecken wir in den verschiedenen Thermalbädern in der Höhe oder im Talgrund. Die ausgeklügelten Kanäle (Suonen, Wasserleiten oder Bisses), die seit Jahrhunderten unterhalten werden, sorgen für die Bewässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen, die Staumauern für die Elektrizitätsgewinnung. Wasser spielt an nahezu jedem Lieblingsort eine tragende Rolle. Mit einem Augenblinzeln wage ich zu schreiben, sogar das Weihwasser in den zahlreichen, architektonisch und historisch interessanten Kapellen und Kirchen!

Ein Teil der aufgeführten Lieblingsplätze ist (auch aufgrund der Witterungsverhältnisse im Winter) nicht ganzjährig geöffnet. Erkundigen Sie sich vorab. Zu den Themen existieren hervorragende Webseiten in Deutsch und Französisch. Selbst unterwegs können Sie allerhand wertvolle Infos online abrufen, da das Mobilfunknetz mit 4G ausgezeichnet ist. Zu jeder Jahreszeit ist das Wallis eine Reise wert. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erholsame und gleichzeitig erlebnisreiche Zeit in unserem sonnigen Kanton!

Christine Bonvin

Auf der Website »Kultur Wallis/Culture Valais« finden Sie die Agenda zu allen kulturellen Veranstaltungen im Kanton Wallis (Kino/Theater/Ausstellungen). www.culturevalais.ch

1 Überreste der Eiszeit
Belvédère/Obergoms: Rhonegletscher (Rottengletscher)

Drei Kilometer unterhalb der Furka-Passhöhe beginnt die Reise der Rhone, oder wie die Oberwalliser sagen, des »Rotten« in das Mittelmeer. Der Fluss entspringt unter dem gleichnamigen Gletscher. In der Eiszeit bildete er mit Eismassen aus den Walliser und Berner Alpen den größten alpinen Firn. Zusammen füllten sie das gesamte Walliser Rhonetal mit einer bis zu 2.000 Meter langen, mächtigen Masse. Im 19. Jahrhundert streckte sich die Gletscherzunge bis weit ins Tal nach Gletsch. Schon damals zog es Touristen aus aller Welt in die Berge, um die Attraktion zu bestaunen. Die Sehenswürdigkeit wechselte unfreiwillig den Standort. Durch die Erderwärmung schmolz das Eis.

 

Heute muss man auf 2.300 Meter hinaufsteigen, um einen Blick auf das Phänomen zu werfen. In unmittelbarer Nähe des Hotel Belvédère befinden sich ein Café und ein Souvenirshop. Dort erhält man Eintrittskarten für den Zugang zum Gletscher und zur Eisgrotte. Ein kurzer Spaziergang führt zum ersten Aussichtspunkt mit Blick auf den weißgrauen Firn. In dessen Zungenbereich hat sich ein See gebildet. 2011 türmten sich an dieser Stelle noch Eismassen, die sich jedoch mehr und mehr zurückbilden. Trotzdem lohnt sich ein Besuch, denn das Naturphänomen fasziniert. Wer mehr über den Gletscher, dessen Erforschung und die Entwicklung erfahren möchte, begibt sich auf den Lehrpfad. Entlang des gut begehbaren Weges stehen verteilt sechs große Informationstafeln. Nebst Wissenswertem zu Schnee und Eis lesen Sie auch Ausführungen über Flora und Fauna. Das Panorama der umliegenden, schneebedeckten Gipfel trägt zum Erlebnis das Seinige bei. Ein Teil des Gletschers ist mit Vlies abgedeckt. Es soll das Abschmelzen der darunterliegenden Eisgrotte verzögern.

In der Grotte besticht die kristallblaue Farbe des Eises. Das Bewusstsein, unter einem gewaltigen Gletscher zu spazieren, und die angenehme Kühle, lassen erschaudern.


1

Rhonegletscher

Eisgrotte, Souveniershop und Buvette

CH-3999 Belvédère/Obergoms

+41 (0)27 9731129

www.gletscher.ch

2 Karawanserei in den Bergen
Gletsch: Scheidepunkt zu Furka- und Grimselpass

Die Siedlung Gletsch liegt auf 1.759 Metern unterhalb des Rhone­gletschers. Sie gilt als Scheidepunkt der Straßen, die zum Furka- und Grimselpass führen. Die beiden Fahrwege schlängeln sich auf beiden Seiten des Tals den Berg hinauf.

Der Weiler besteht aus dem historischen Hotel Glacier du Rhône sowie aus dessen Nebengebäuden, einer Bahnstation, einer ehemaligen Tankstelle, einer anglikanischen Kapelle und einem Wasserkraftwerk. Das Leben spielt sich hier in den Sommermonaten ab. In der Zeit, in der die Pässe befahrbar sind.

Um 1830 wurde am Ort ein Gasthaus eröffnet. Mit der Zunahme des Tourismus und dem Bau der Passstraßen konnte das Angebot über die Jahre erweitert werden. Die bekannte Hotelier-Familie Seiler gründete 1857 ein Grandhotel mit über 300 Betten, einem historisch sehenswerten Speisesaal und rustikalen Nebenräumen. Die verkehrsgünstige Lage und die aufgebaute Infrastruktur führten dazu, dass Pferdekutschen Halt einlegten. Die Fahrgäste wurden in geschmackvollem Ambiente verköstigt und übernachteten vor Ort. Vor allem aber bewunderten sie den Rhonegletscher, der damals noch bis Gletsch reichte. In den Glanzzeiten standen für über 200 Pferde Stallungen zur Verfügung.

Der Glacier Express sorgte zwischen 1930 und 1981 dafür, dass der Weiler weltberühmt wurde. Danach wurde diese Bahnstrecke aufgegeben. Seit 2010 lassen Freiwillige die goldenen Zeiten der Dampfeisenbahn von Frühling bis Herbst wieder aufleben. Ein Zwischenhalt in Gletsch lohnt sich auf jeden Fall. Sei es, um die Landschaft, die geschichtsträchtigen Gebäude, die Alpkäserei oder die kühne Straßenführung im Gebirge zu bestaunen. Oder halten Sie es wie die Touristen in der Vergangenheit – verpflegen Sie sich im Hotel Glacier du Rhône und bestaunen Sie die stilvollen Räume.

Eine Fahrt mit der Dampfbahn (DFB) von Gletsch nach Realp oder nach Oberwald ist ein Spaß für Groß und Klein. Bewundern Sie die alten Lokomotiven, die Viadukte und die eng gewundenen Tunnels.


2

Interessengemeinschaft Region Gletsch – Infopoint Gletsch

Ehemaliges PostgebäudeCH-3999 Gletsch

+41 (0)27 9731490

www.infopoint-gletsch.ch

DFB-Dampfbahn-Furka-Bergstrecke

CH-6490 Andermatt

+41 (0)848 000144

www.dfb.ch

3 Mosaik in der Natur
Obergesteln: Ackerkulturlandschaft

Die Szenerie erinnert an ein buntes Mosaik. Noch über 200 kleine Parzellen werden am Sonnenhang im Obergoms nach alter Tradition bepflanzt. Die mit Hecken durchzogene Ackerflur ist ein Überbleibsel ursprünglicher Bodenbewirtschaftung im Wallis. Früher prägten solche Parzellen das Tal, heute ist Obergesteln einer der wenigen Orte, in denen die Bevölkerung kleinparzellierte Ackerbauflächen kultiviert. Auch hier ist jedoch die Zahl dieser Äcker in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Deshalb gründeten engagierte Bewohner des Dorfs eine Genossenschaft, um das Fortbestehen der außergewöhnlichen Ackerlandschaft zu gewähren, die darüber hinaus ein Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Tourismus bildet. So führt etwa ein Rundweg mit einigen Infotafeln durch das Gebiet. Gehen Sie dazu auf der Furkastraße Richtung Ulrichen. Ausgangs Dorf geht ein Weg rechts ab, dort steht eine große Tafel im Feld – der Startpunkt der Wanderung.

Die Bestellung der Felder ist arbeitsintensiv. Die Lage ist steil und die durchschnittliche Fläche beträgt um die 230 Quadratmeter. In traditioneller Handarbeit bebauen die Bewirtschafter ihre »Acherlini« und wechseln wie früher zwischen Getreide- und Kartoffelanbau ab. Auf dem Boden wachsen verschiedene, für Getreideäcker typische Ackerbegleitpflanzen, zum Beispiel Ackersteinsame, Krummhals oder stacheliges Kammgras. Diese Spezies sind längerfristig in ihrem Bestand gefährdet, da die letzten Anbauflächen dieser Art allmählich verschwinden. Das Gebiet ist daher nicht allein Kulturlandschaft, es bietet ebenso Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Blumenvielfalt in den angrenzenden Trockenwiesen ist bemerkenswert. Das Zusammenspiel von Fauna und Flora lässt sich an den Raupen des Kleinen Perlmuttfalters beobachten. Sie ernähren sich vom Acker-Stiefmütterchen, das zwischen den Kulturpflanzen wächst.

Vier Kilometer weiter westlich liegt der Geschinersee, ein Bergsee, Badesee und Naturreservat zugleich. Nebst der Liegewiese und einem Sandbereich steht eine Grillstelle zur Verfügung.


3

Rundweg durch die Parzellen

Startpunkt: Auf der Furkastrasse Richtung Ulrichen gehen, Ausgangs Dorf steht rechts eine Tafel im Feld.

CH-3988 Obergesteln

Genossenschaft Ackerkulturlandschaft Obergesteln

Anthenien Irmgard

Furkastrasse 25

CH-3988 Obergesteln

+41(0)79 2958537

www.ackerkulturlandschaft.ch

www.obergoms.ch