Lieblingsplätze Wallis

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4 Cholera – Walliser Spezialität
Gluringen: Hotel Restaurant Tenne

Wer das Wort »Cholera« hört, denkt unwillkürlich an die Infektionskrankheit, die vor allem im Mittelalter viele Opfer gefordert hat. Nicht so die Walliser. Ihnen läuft das Wasser im Mund zusammen. Sie sehen den schmackhaften, gedeckten Gemüse-Kuchen, der im Goms in vielen Restaurants auf der Speisekarte steht, vor ihrem inneren Auge. Für den Ursprung des Namens gibt es diverse Begründungen. Eine davon ist die Verwandtschaft des Wortes mit »Kohle«, im Walliserdeutschen heißt sie »Chola« oder »Cholu«. Denn früher wurde der Kuchen zum Backen in die Kohle gelegt. Andere vermuten, der Begriff stamme aus einer Zeit, in der im Wallis die Krankheit Cholera wütete und deshalb der Handel und das Tauschen von Lebensmitteln verboten wurde. Das Gericht wurde daher aus den Zutaten zubereitet, die im eigenen Haushalt vorrätig waren: Mehl, Zwiebeln, Lauch, Äpfel, Kartoffeln und Raclettekäse.

Im Hotel Restaurant Tenne zaubert der Küchenchef Fernando Michlig nebst anderen Spezialitäten eine ganz »gluschtige Gommer Cholera«. Die Gaststätte liegt am Dorfrand von Gluringen an der Kantonsstrasse. Ruhig gelegen, ist sie ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Langlauf. Nach dem Motto: »Essen soll Freude machen«, werden alle Gerichte im Restaurant Tenne mit viel Liebe geschaffen. Die Arbeit der Küchenmannschaft beruht auf klassischem Handwerk. Dafür wird, wo möglich, mit saisonalen und regionalen Grundzutaten gearbeitet. Auf dem Teller vereinen sich Ursprünglichkeit und Einfachheit kombiniert mit Finesse und Kreativität.

Dazu können Sie auf der Weinkarte aus 120 verschiedenen Weinen von namhaften Walliser Produzenten auswählen. Neben den Gaumenfreuden stimmen auch das Ambiente und die Gastfreundschaft.

Mit Valais/Wallis Promotion durfte Fernando Michlig sein Cholera-Rezept verfilmen. Versuchen Sie es auch! Gäste und Familie werden diese Spezialität zu schätzen wissen.


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Hotel Restaurant Tenne

Furkastrasse 2

CH-3998 Gluringen Goms

+41 (0)27 9731892

www.tenne.ch

Zum Rezept:

Valais/Wallis Promotion

Rue Pré Fleuri 6

CH-1951 Sion (Sitten)

+41 (0)27 3273590

www.valais.ch (Suchbegriff »Cholera«)

5 Kraftort auf der Anhöhe
Blitzingen: Chaschtebiel

Zu Blitzingen gehören die Weiler Ammere, Bodme, Gadme und Wiler, die seit Jahrhunderten fast unberührt geblieben sind. Chaschtebiel liegt nördlich oberhalb von Blitzingen. Eine schmale Straße führt vom Ort hinauf zum Hotel Castel. Dort bietet sich ein einzigartiger Blick über das Hochtal bis zum Furkapass. Der Hügel ist von historischer Bedeutung. Dies lässt sich bereits im Namen ablesen, der vom lateinischen Wort »castellum« stammt, was zu Deutsch »Festung« heißt. Im Mittelalter stand hier eine Befestigungsanlage. Die freie Sicht in beide Richtungen des Tals war für einen Beobachtungsposten strategisch ideal. Auf der Anhöhe fanden bis zum Ausbruch der Französischen Revolution 1789 die Zenden-Versammlungen statt. Bei diesen Zusammenkünften kamen die bedeutenden Führungspersönlichkeiten des Bezirks Goms zusammen, um die höchsten Autoritäten des Hochtals zu wählen und wichtige Entscheidungen zu treffen.

Um das Jahr 1700 wurde die Barockkapelle Maria vom guten Rate gebaut. Der Platz erhielt somit auch religiöse Relevanz. Entlang des Wegs von Blitzingen zur Wallfahrtsstätte standen geschnitzte Kreuzwegstationen und laut der Überlieferung soll auf dem Chaschtebiel auch eine Einsiedelei gestanden haben. Ein Erdbeben ließ die Kapelle 1837 einstürzen. 1964 begannen Freiwillige die Ausgrabung und stellten den Chor teilweise wieder auf. So ist es heute möglich, eine Kopie der ehemaligen Marienstatue am ursprünglichen Ort zu besuchen.

Im Rahmen des Projektes Landschaft und Museum des Landschaftsparks Binntal erfuhr Chaschtebiel eine Aufwertung. Man verbesserte die Zugänglichkeit und befreite die Kapellenruine von Gestrüpp. Durch eine partielle Waldrodung legte man die Sicht ins Tal frei. Die Hügelkuppe wurde mit einem traditionellen »Scharhag« aus Lärchenholz eingezäunt.

Der längste Naturkneippweg der Schweiz beginnt in Blitzingen und führt durch Gras, Sand und Wasser, vorbei an einem Wasserfall und hinauf zum Hügel Chaschtebiel.


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Chaschtebiel

(unterhalb Hotel Castel)

Chaschtebielstrasse

CH-3989 Blitzingen

www.obergoms.ch/themenwege


Landschaftspark Binntal

Tourismusbüro Binn

Dorfstraße

CH-3996 Binn

+41 (0)27 9715050

www.landschaftspark-binntal.ch

6 Der König der Hoteliers
Niederwald: Dorfbrunnen

Niederwald ist einer der unberührtesten Orte im Hochtal Goms. Wohnhäuser und Nutzbauten bestechen durch dunkles Holz, manche stammen aus dem 14. Jahrhundert. Im Zentrum des 60-Seelen-Dorfes steht die sehenswerte Kirche. Doch auch der Brunnen an der Alten Furkastrasse ist ein Hingucker, denn ihn ziert die Bronzestatue eines weitgereisten Geissenhirten. Darunter eingemeißelt ist die Inschrift: »Schritte in die Welt hinaus, mit Flügeln im Geist und brennender Sehnsucht im Herzen«. Dieses Zitat von Raymond Wirthner erinnert an frühere Zeiten, als den Menschen keine andere Wahl blieb, als auszuwandern, um Auskommen und Arbeit zu finden.

Cäsar Ritz hieß einer von ihnen. Seine Lebensgeschichte ist beeindruckend. 1850 erblickte er als jüngstes von 13 Kindern das Licht der Welt. Bereits 14-jährig verließ er erstmals die Heimat, um in Sitten eine französischsprachige Schule zu besuchen. Da sein Lerneifer zu wünschen übrig ließ, schickte ihn sein Vater in eine Kellner-Ausbildung nach Brig. Nach Lehr- und Wanderjahren in verschiedenen Gastgewerbe-Betrieben in Europa avancierte er zum Maître d’Hôtel. Als Restaurantleiter lernte er den Umgang mit Monarchen und Politikern, und verblüffte mit ausgefallenen Ideen.

Cäsar Ritz nahm die Chancen wahr, die ihm das Leben bot. Er stieg die Karriereleiter hoch, wurde Hoteldirektor und später Hotelbesitzer. Das Wohl des Gastes stand stets an erster Stelle. Sein Ruhm und Ansehen wuchsen zusehends. Ein Höhepunkt seines Lebens war die Verwirklichung seiner Vision, der Bau eines Musterhotels in Paris. 1898 entstand in einer ehemaligen Fürstenresidenz das Hotel Ritz Paris am Place de Vendôme. Hier wurde seine Philosophie der Gastfreundschaft umgesetzt. Von der Architektur bis hin zur Kochkunst war alles bis ins letzte Detail geplant.

Das Geburtshaus von Cäsar Ritz hat die Zeiten überdauert und ist noch heute bewohnt.

Im umgebauten Bahnhofsgebäude finden Sie ein Besucherzentrum. Zudem wurde ein Themenweg gestaltet, der die Meilensteile des berühmten Einwohners beschreibt.


6

Dorfbrunnen

Ecke Alte Furkastrasse/Oberdorf

CH-3989 Niederwald

www.caesar-ritz.ch

Obergoms Tourismus

Furkastrasse 53

CH-3985 Münster

+41 (0)27 9746868

www.obergoms.ch

7 Verborgene Schätze
Binn: Mineraliengrube Lengenbach

Binn und die umliegenden Weiler gehören zum Landschaftspark Binntal. Ein Naturpark dieser Art will den Schutz und die Pflege wertvoller Lebensräume und außergewöhnlich reizvoller Landschaften mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Region verknüpfen.

Bekanntheit erlangte das Binntal durch seinen Mineralienreichtum. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen englische Touristen das Tal mit den verborgenen Schätzen als Reiseziel wahr. Bis heute wurden in der Region mehr als 300 verschiedene Mineralienarten gefunden. Viele davon in der weltberühmten Grube Lengenbach.

Vor rund 240 Millionen Jahren entstanden im Binntal in den Gesteinen Erze von Eisen, Blei, Zink und anderen Metallen. Die Alpenbildung und hohe Temperaturen führten dazu, dass diese sich zu vielen seltenen und exotischen Mineralien umwandelten. So warten Realgarkristalle auf schneeweißem Dolomit oder Hatchit, Imhofit und Edenharterit darauf, entdeckt zu werden. Teilweise sind sie nur Millimeter groß und mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen.

Vor dem Eingang der abgesperrten Grube Lengenbach wurde eine Abraumhalde angelegt. Kinder und Liebhaber auserlesener Steine dürfen hier mit Hammer und Meißel »Steine klopfen«. Das Werkzeug kann man vor dem Aufstieg im Restaurant Imfeld mieten. Die Fundchancen hängen zwar vom aktuellen Abbau in der Grube ab, ein Vergnügen und eine Faszination ist es aber allemal. In weißem Dolomit finden sich goldgelbe Pyritkörner, manchmal auch weitere Mineralien. Die Schätze dürfen als Andenken mit nach Hause genommen werden. Jedoch freut man sich über eine Spende in die Grubenkasse. Diese wird unter anderem zur Sicherstellung des weiteren Abbaus dieser weltweit einzigartigen Mineraliengrube verwendet.

 

Im Sommer werden Führungen angeboten. Informieren Sie sich im Tourismusbüro über die Zugänglichkeit des Geländes.

Vom Restaurant Imfeld bis zur Grube führt ein Lehrpfad an elf Stationen vorbei. Auf dem Gesteinserlebnisweg kann man Steine hören, sehen und ertasten.


7

Mineraliengrube Lengenbach

Startpunkt: Restaurant Imfeld

Zer Brigge 2

CH-3996 Binn

+41 (0)79 8914320

https://imfeld-restaurant.business.site

www.grube-lengenbach.ch

Landschaftspark Binntal

Tourismusbüro Binn

Dorfstraße

CH-3996 Binn

+41 (0)27 9715050

www.landschaftspark-binntal.ch

8 Kleinster Dorfplatz der Schweiz
Binn: Weiler Fäld

Drei Kilometer taleinwärts des Dorfes Binn liegt der Weiler Fäld. Im Talgrund rauscht das Flüsschen Binna. Beim Restaurant Imfeld steigt die Straße zu der in sich abgeschlossenen Siedlung an. Sie thront auf einem Plateau, ist von Wiesen eingerahmt und hat den kleinsten Dorfplatz der Schweiz. Die Häuser und Ställe liegen nahe beieinander, alle sind aus dunklem, sonnengebräuntem Holz. Die Wohnhäuser stehen größtenteils am westlichen Dorfrand an der malerischen, kopfsteingepflasterten Gasse, die zur Kapelle führt.

Das Gotteshaus wurde vermutlich im Jahr 1660 erbaut und dem heiligen Martin geweiht. 1967 fand man in der Nähe der Kapelle Bergkristalle sowie Gebrauchsgegenstände wie Schüsseln, Töpfe, Teller und Werkzeuge. Sie stammen vermutlich aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert nach Christus. Demnach wurde an diesem Ort schon sehr früh gesiedelt, obwohl Fäld erstmals 1319 schriftlich erwähnt wird. Im Jahr 1598 zerstörte ein Feuer beinah alle Häuser des Ortes, die später wieder aufgebaut wurden. Lange hatte der Weiler eine eigene Schule. Allerdings galt es den Lehrern früher eher als Strafe, wenn sie in dem abgelegenen, im Winter monatelang von der Außenwelt abgeschnittenen Ort unterrichten mussten. Seit 1938 führt jedoch eine Fahrstraße ins Tal. Die Dorfschule musste trotzdem schließen, denn wie in anderen Bergregionen wanderten die Menschen in die Ballungsgebiete ab.

Der Weiler Fäld scheint fernab von der Hektik des Alltags zu sein. Er suggeriert ein Stück heile Welt. Steht man im Zentrum, verliert man beinahe das Zeitgefühl. Eine innere Ruhe breitet sich aus. Am kleinsten Dorfplatz der Schweiz plätschert ein Brunnen. Alltagsgeräusche hört man kaum. Das Restaurant Bärgkristall grenzt an den Platz. Das heimelige Gasthaus bietet Spezialitäten aus der Region an.

Im Fäld hat André Gorsatt ein Mineralienmuseum eingerichtet. Die Sammlung von einheimischen Mineralien ist einzigartig.


8

Weiler Fäld

Gemeinde Binn

Dorfstrasse 11

CH-3996 Binn

+41 (0)27 9714620

www.binn.ch

Mineralienmuseum

Besuche und Besichtigungen nach Absprache mit André Gorsatt

CH-3996 Binn

+41 (0)79 4366577

www.andre-gorsatt.ch

9 Alles unter einem Dach
Ernen: BerglandHof

Einen einzelnen Begriff zu finden, der den BerglandHof treffend beschreibt, fällt schwer. Generationenhaus, Restaurant, Hotel, Landwirtschaftsbetrieb, Laden mit lokalen Produkten, Kulturort – alle diese Leistungen sind unter einem Dach vereint.

In dem großen, dreistöckigen Holzgebäude am Dorfrand von Ernen sind im Untergeschoss Verarbeitungs-, Kühl- und Lagerräume sowie eine Trocknungsanlage für Kräuter und Gemüse entstanden. Darüber liegen das Restaurant ErnerGarten mit Gartenterrasse, Gästezimmer sowie Wohnungen und Funktionsräume.

Das Außergewöhnliche ist die Vielseitigkeit des BerglandHof-Projekts. Das Haus bietet Menschen verschiedener Generationen, inklusive den Mitarbeitern und Betreibern, Wohnraum an. Gleichzeitig ist im Gebäude ein Hotel integriert. Feriengäste und Einheimische gehen hier ein und aus, das Restaurant steht allen offen. Bewohner können sich entsprechend ihrer individuellen Interessen und Fähigkeiten in einer Sparte des vielseitigen Betriebes einbringen, sofern sie das wollen. Im Zusammenspiel mit dem Landwirtschaftsbetrieb nutzt man Synergien. Im hauseigenen Restaurant werden die saisonalen Erzeugnisse zu Leckerbissen verarbeitet. Der Patron und sein Team bieten Gerichte auf hohem Niveau an. Im Laden können lokale Köstlichkeiten erworben werden.

Die Architektur des Hauses fasziniert. Wie in der Natur auch, gibt es im Gebäude keine rechten Winkel. Ein Großteil der Bauteile ist aus Holz. Das vermittelt Wärme und ein natürliches Raumklima, zudem verleiht der Duft ein Gefühl von Wohlbefinden. Bei der Planung wurde darauf geachtet, dass höchste Umweltschutzstandards eingehalten wurden. Eine Fernwärme-Holzschnitzelheizung sorgt für die Warmwasseraufbereitung und die Heizung. Die Walliser Sonne speist die eigene Photovoltaikanlage, die den Strom liefert.

Kosten Sie Neuinterpretationen von altbewährten Rezepturen und Zutaten. Ein Essen im Restaurant ErnerGarten kann zum sinnlichen Erlebnis erwachsen.


9

BerglandHof Ernen

Bieutistrasse 22

CH-3995 Ernen

+41 (0)27 5271000

+41 (0)27 9711128 (ErnerGarten)

www.berglandhof.ch

www.ernergarten.ch

10 Stadel am Hengert
Ernen: Dorfplatz

1979 erhielt das Dorf Ernen den renommierten Wakkerpreis vom Schweizer Heimatschutz. Diese Anerkennung würdigt den Erhalt des baukulturellen Erbes und die verantwortungsbewusste Ortsplanung. Ein Prunkstück des Ortes ist der rechteckige Dorfplatz, um den sich zahlreiche historische Gebäude gruppieren.

Das Haus St. Georg datiert aus dem Jahr 1535. Nebenan steht mit dem Tellenhaus das eindrücklichste Bauwerk. Es wurde 1576 erbaut und ist mit den ältesten Tellfresken der Schweiz versehen. Das aus Stein gebaute Zendenratshaus zur Straße hin besteht seit 1750. Nebst all den imposanten Bauten mit langen Geschichten geht der kleine Speicher beinah unter. Der prächtige Blumengarten, der davor steht, zieht jedoch das Augenmerk auf den gestelzten Blockbau. Zierelemente, wie der Fries aus Tropfenmotiven auf dem Fußbalken, weisen darauf hin, dass er aus dem 16. Jahrhundert stammt. Gebäude dieser Art finden sich meistens in geschlossenen Wohnsiedlungen. Darin bewahrten die Familien ihre Vorräte auf. Sie hängten das Fleisch zum Trocknen an die Balken. Auch versteckten sie die Wertsachen im Stadel, da die Brandgefahr geringer war als im Wohnhaus, in dem mit Holz geheizt wurde. Die Steinplatten zwischen den Stelzen und dem eigentlichen Speicherbau sollten die Mäuse und Nager davon abhalten, sich an den gelagerten Kostbarkeiten gütlich zu tun.

Der Dorfplatz wird übrigens »Hengert« genannt. Das Verb »hengerte« bedeutet im Walliserdeutschen »plaudern«. Ein Zusammenhang ist nicht auszuschließen.

Das schmucke Dorf hat sich auch einen Namen gemacht, weil es seit bald 50 Jahren jeden Sommer ein kulturelles Angebot bereithält, das seinesgleichen sucht. Den Zusatz »Musikdorf« trägt es zu Recht, hat es doch mit der Klavierwoche, den Barockmusikwochen sowie dem Festival der Zukunft Bekanntheit weit über die Landesgrenzen hinaus erreicht.

Der Prospekt Dorfrundgang und Kulturgüter Ernen liefert weitergehende Informationen zu den geschichtsträchtigen Gebäuden. Er ist beim Tourismusbüro Ernen erhältlich.


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Dorfplatz

Hengert

CH-3995 Ernen

Landschaftspark Binntal

Tourismusbüro Ernen

Hengert 17

CH-3995 Ernen

+41 (0)27 9715055

www.landschaftspark-binntal.ch

11 Vergängliches Eis
Mörel-Filet: Blick von der Moosfluh auf den Aletschgletscher

Über Jahrtausende hat der Große Aletschgletscher die Landschaft geformt, Felsen abgeschliffen, Täler gebildet und Moränenflächen hinterlassen. Mit einer Fläche von etwa 86 Quadratkilometern und einer Länge von 22,75 Kilometern ist er der größte und längste Gletscher der Alpen. Der Ursprung liegt in der Jungfrau-Region auf rund 4.000 Metern. Fotos der Glaziologen aus früheren Jahren zeigen deutlich, dass die Erderwärmung und deren Folgen keine Erfindungen sind. 1860 war der Gletscher drei Kilometer länger als heute. Vergleicht man die Bilder von damals mit den aktuellen, ist klar zu erkennen, dass dieses Naturwunder schrumpft. Forscher sprechen von 50 Metern pro Jahr.

Heute bringen moderne Bergbahnen die Touristen von der Riederalp hoch auf die Moosfluh (2.333 Meter). Von hier bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Zunge des Großen Aletschgletschers und den Aletschwald. Das Panorama ist gewaltig, beinah unbeschreiblich und löst bei Besuchern Gefühle der Ehrfurcht aus.

Wie lange wir noch die Sicht von dieser Stelle aus genießen können, ist ungewiss. In den letzten Jahren kam es zu Hangrutschungen. Die Moosfluh ist davon betroffen, denn seit sich der Aletschgletscher zurückgezogen hat, fehlt das stabilisierende Gewicht, mit dem die Eismassen auf den Hang eingewirkt hatten. Der Hang wird wegen der Gesteins- und Erdlawinen minutiös überwacht.

Den Aletschwald dominieren Arven. Die wilde Natur hat sich hier einen Platz geschaffen. Um sie zu erhalten, sind das Gebiet und die umliegenden Regionen seit 2001 Bestandteil des UNESCO Weltnaturerbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. Wer den Blick von der weiten Gebirgswelt einmal direkt vor die Füße richtet, bemerkt Pionierpflanzen wie den Berghauswurz, Steinbrech oder das Alpen-Leinkraut.

Trinken Sie einen Tee im Salon der Villa Cassel auf der Riederalp und erfahren Sie mehr über das Aletschgebiet.


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Aletschgletscher

Bergbahn zur Moosfluh und Riederalp: Aletsch Arena

Furkastrasse 39

CH-3983 Mörel-Filet+41 (0)27 9285858

www.aletscharena.ch

Pro Natura Zentrum Aletsch

Villa Cassel

CH-3987 Riederalp

+41 (0)27 9286220

www.pronatura-aletsch.ch

12 Geschliffen und poliert
Blatten bei Naters: Massaschlucht

Vom Dorf Blatten bei Naters führt ein kurvenreicher Weg durch den Wald hinunter zur Gibidum-Brücke, welche die Massa überquert. Bergwärts Richtung Norden liegt der Aletschgletscher, der Ursprung des gewaltigen Tals, das eine lange Entstehungsgeschichte vorweisen kann. Über Jahrtausende fraßen sich mächtige Eismassen in das Felsgestein. Das Schmelzwasser sorgte für die Politur. Geblieben sind geschliffene Steine in einer tiefliegenden Talenge. Heute kommen die Wassermassen bescheiden daher. Der Stausee Gebidem speichert das Wasser des Gletschers und lässt nur spärliche Restmengen ins Tal fließen.

 

Steigt man weiter ab, begibt man sich auf einen abenteuerlichen Weg. Der Pfad folgt dem Lauf der Schlucht talabwärts, quert kleine Alpweiden, führt durch einen lichten Wald, über eine Geröllhalde und entlang von Gesteinswänden. Rechts und links ragen gewaltige Felsformationen empor, mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Unten im Tal rauscht die Massa. Nur Hochspannungsleitungen erinnern an die Zivilisation. Eine Teilstrecke gestaltete man zu einem Erlebnispfad rund um das Thema Wasser um. An verschiedenen Stationen werden die Methoden des Wassertransports in Nepal und der Schweiz verglichen. Außerordentliche Leistungen waren in beiden Ländern für die Erstellung und den Unterhalt der Bewässerungssysteme nötig. Beleg dafür sind die Überreste der alten Holzkanäle, der Suone Riederi. Teilstücke wurden mit rekonstruierten Stützpfeilern an der senkrechten Felswand angebracht. Heute sichern Eisenketten und ein Tunnel die Wanderer vor einem Absturz. Für nicht ganz Schwindelfreie lohnt sich dennoch der Marsch bis zum Wald. Die Aussicht ist überwältigend. Geübten Wandervögeln steht ein imposanter Weg bis nach Mörel offen.

Einheimische Bergführer bieten spektakuläre Abstiege im Neoprenanzug durch die Massaschlucht an. Sie gleiten in das klare Wasser, klettern über Felsen und entdecken unterirdische Höhlen. Anmeldung erforderlich beim BelalpAlpinCenter.


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Massaschlucht

Startpunkt und Informationen: Blatten-Belalp Tourismus

Rischinustrasse 5

CH-3914 Blatten bei Naters

+41 (0)27 9216040

www.belalp.ch

BelalpAlpinCenter

Lingwurm 35

CH-3911 Ried-Brig

+41 (0)77 4230808

www.belalpalpincenter.ch

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