Reiseskizzen aus der Türkei

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Reiseskizzen aus der Türkei
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Carola Jürchott

Reiseskizzen aus der Türkei

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Von Europa nach Asien

Von Asien zurück nach Europa

Impressum neobooks

Von Europa nach Asien

Europa-Asien und zurück:

1001 Nacht in 24 Stunden

Es ist sieben Uhr an einem Samstag im August, und die Sonne ist gerade über dem Marmarameer aufgegangen. Allerdings ruft in diesem Moment kein Muezzin zum Gebet, sodass der eigentliche Sonnenaufgang vielleicht doch schon etwas länger zurückliegt.

Ich sitze auf der Dachterrasse unseres Hotels in Istanbul, das seinem Namen „Antik“ alle Ehre macht, denn auch an dieser Stelle wurden bei Ausgrabungen antike Überreste gefunden. Das Frühstücksbuffet ist sehr reichlich und lädt zu Neuentdeckungen ein, Fehlentscheidungen inbegriffen. Woran soll man schließlich erkennen, welche der vielen Brötchensorten, die da in den Brotkörben liegen, neutral sind und welche süß? Da kann es schon mal passieren, dass man zum Kalbsschinken eine unpassende „Unterlage“ erwischt, allerdings sollte das zum Glück unsere einzige Fehlentscheidung in diesen zwei Tagen bleiben.

Angefangen hatte alles mit einem Aushang an der Rezeption unseres Hotels im Süden Bulgariens, auf dem verschiedene mögliche Ausflüge angepriesen wurden. Istanbul hatten wir bei unserer eigenen Planung eigentlich gar nicht im Blick gehabt, aber als wir sahen, wie einfach wir nun bis nach Asien gelangen konnten, hatten wir kurz entschlossen auch diesen Ausflug gebucht.

Um es gleich vorweg zu sagen: Natürlich klingt die Überschrift, als wäre sie auf dem Basar der Beschreibungen, Vergleiche und Klischees im Sonderangebot gewesen. Dennoch kommt man nun einmal nicht umhin, sich angesichts der Fülle orientalischer Pracht in die berühmte Märchensammlung zurückversetzt zu fühlen.

Gleich nach unserer Ankunft und einem reichlich hektischen Mittagessen ging es los mit einem Stadtrundgang, zu dem uns ein äußerst unterhaltsamer Stadtführer bereits erwartete. Es war Freitag, der heilige Tag der Muslime, und das Erste, was uns der Stadtführer über die religiösen Sitten und Gebräuche mitteilte, war: „Gute muslimische Gläubige beten fünfmal am Tag, die schlechten Gläubigen werden Reiseleiter …“

Einen besseren Reiseleiter hätten wir uns allerdings nicht wünschen können, denn wir erfuhren nicht nur vieles über die einzelnen Sehenswürdigkeiten („Glauben Sie nicht den Zahlen, die sie in den Büchern hier finden, die widersprechen sich sowieso! Vertrauen Sie nur auf das, was sie von mir hören!“), sondern auch jede Menge Wissenswertes über die Gepflogenheiten eines Landes, das nur auf den ersten Blick fremd und exotisch, bei genauerem Hinsehen und Hinhören aber durchaus moderner erscheint, als man gemeinhin geneigt ist anzunehmen.

Unsere erste Station beim Stadtrundgang war der Hippodrom-Platz mit einem Brunnen, den der letzte deutsche Kaiser dem damaligen türkischen Sultan geschenkt hat, der Konstantin-Säule und der Schlangensäule, einem der ältesten Monumente Istanbuls aus dem 5. Jahrhundert.

Anschließend führte uns unser Weg in die berühmte Sultan-Ahmed-Moschee, bei uns bekannt als die Blaue Moschee. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir auch, dass es mit dem Bau einer Moschee allein nicht getan ist: Zu jedem dieser Gotteshäuser gehören als Mindestausstattung zusätzlich ein Waschhaus, eine Armenküche, eine Koranschule und natürlich die Minarette. In diesem Fall waren die Minarette noch ein zusätzlicher Kostenfaktor, da die Blaue Moschee als Besonderheit sechs von ihnen erhalten sollte. Die einzige Moschee der Welt, die zu diesem Zeitpunkt, in den ersten zwei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts, ebenfalls über sechs Minarette verfügte, war die Moschee in Mekka. Da Bauten dieser Art von dort aus genehmigt werden mussten, war die Erlaubnis zum Bau der sechs Minarette in Istanbul mit der Auflage verbunden, für Mekka ein weiteres Minarett zu stiften, sodass die zahlenmäßige Überlegenheit erhalten blieb.

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