Red Power

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Carl-Ludwig Reichert



Red Power



Indianisches Sein und Bewusstsein



FUEGO





- Über dieses Buch -



Die Geschichte der Indianer ist seit der Eroberung Nordamerikas durch die Europäer eine Geschichte der Unterdrückung und Entrechtung. Die über Jahrhunderte hinweg konsequent betriebene Anti-Indianerpolitik hat zwangsläufig immer wieder Widerstand provoziert, zuletzt im Gefolge der Bürgerrechts- und Studentenbewegungen, der auf eine andere Lebensqualität abzielenden Hippiebewegung, sowie der ökologischen Diskussion.



Kern dieses Buchs sind vier lange Gespräche, die Reichert im Jahr 1973 mit Vertretern des indianischen Widerstands führte: über die Wirksamkeit gewaltsamer Aktionen (spektakulärste Beispiele: die Besetzungen von Alcatraz und Wounded Knee), vor allem aber über die Mittel und Wege, in den Reservationen und Städten, die endgültige Zerstörung indianischer Organisationsformen zu verhindern, die faktische Entmündigung durch den Staat aufzuheben und zu der traditionellen, gegen Leistungsgesellschaft und Ausbeutung der natürlichen Umwelt gerichteten Lebensform der Indianer zurückzufinden.



Reicherts einleitende polemische Chronologie der Geschichte der Indianer und der Indianerpolitik, seine Interviews und Berichte vom Leben der Indianer sind Materialien zur Auseinandersetzung mit einer andersartigen, teilweise alternativen Lebensauffassung und Bewusstseinsstruktur.





Vorbemerkung und Widmung



Wenn es nach mir allein gegangen wäre, hätte das folgende Buch den Titel: »Die rote Kraft und die Wurzeln des Friedens« - und den Untertitel - »Materialien zum Widerstand der Nordamerikanischen Indianer«. Der Titel, den das Buch jetzt hat, stammt aus der Zeit, bevor ich mit Claus Biegert bei den Indianern war. Das Zusammentreffen mit wirklichen Menschen hat dazu geführt, dass ein Teil meiner Erfahrungen mit ihnen in das Buch eingegangen ist und dass viele ihrer Ansichten und Vorstellungen darin auftauchen. Ohne sie wäre dieses Buch ein anderes geworden und ich derselbe geblieben.



Deshalb ist das Buch auf verschiedene Art von, über und für folgende Leute:



Jake und seine vielen Schwestern, Dorothy, Tom und Saka Cook, Roy Davies und Kahontonnie, Karoniaktatie (Troll), Mike, Willie Dunn, Rarihokwats in Akwesasne, Aren Akweks (Ray Fadden), Dough und seine Frau in Onchiota, Grandmother, Dewasenta und die anderen Papineaus, Sally und ihre Kinder, Oren Lyons in Onondaga, Barry, Marilyn und Kelly White, Bob Maracle, Johnny Mohawk, Mrs. Schindler und Familie in Buffalo und Cattaraugus, Chief Beeman Logan in Tonawanda, Steven Fast Wolf, Phyllis, Frank, Teddy und Ida Fast Wolf, Princess, Ed und die Leute von der Little Big Horn-High School und vom Indian Center in Chicago, Rick und das Cherokee-Mädchen in Minneapolis, Carl Whitman in Ft. Befthold, Dennis Banks, Russel Means, Ramon Rubideaux und Pedro Bisonette, ermordet am 17.10.1973 in Rapid City und wo immer sie sonst sein mögen, Lloyd E. Oxendine in New York.



Außerdem im »weißen« Amerika für:



Pegi, Kicki und Ulrica (Akwesasne), Nancy Duffy (Syracuse) Heather, Lucy, Mary-Jo, Ann und Bob Dickens sowie die Leute von »American Studies« und 78 Virginia (Buffalo), John Adams, Barbara, Wally, Peter und Senior, Suzan in Hillsdale, Lee Taylor, Pat, Helen Miller (New York), Paula, Dick, Jennifer und Paul, die guten Leute in Bismarck, den Jungen im Gesundheitsladen in Fargo, die Leute aus Woodstock, Shirley, Irene und Allan Trist von den Grateful Dead.



Aus wieder anderen Gründen ist das Buch auch noch für:



die Kulturgruppe für Indianistik, 993 Olbernhan (DDR), Klas Gustafson (Hammars, Finnland), Torben und Wilbert (Dänemark), Rigmor (Hammerfest), die Arbeitsgruppe für nordamerikanische Indianer/Stammeskulturen, vor allem Waltraud Wagner, Karlheinz und Heide, Max Ronge, Ute, Hanne, Fritz, Kerstin und Grit in Frankfurt, P. M. Ladiges und insbesondere den Pieper vom »Grünen Zweig«, sowie für Monika, Tina, Dödi, Jan, Florian, Till und Rudolf, die Sparifankal und für Renate und Andy, Magnus, Rüdiger, Paul und Limpe, Sylvia List, Walter Fritzsche und Claus.




I





Polemischer Abriss der Indianerpolitik bis 1890 zum besseren Verständnis des Folgenden



Es wäre besser, wenn die Felsen von Plymouth auf den Pilgern und nicht die Pilger auf den Felsen gelandet wären.



Leeman Brightman



Ich weiß, am liebsten würden sie uns erschießen.



Eine Sioux-Frau in Wounded Knee 1973



Die historische Kontinuität der Beziehungen zwischen den Ureinwohnern Amerikas und den Vertretern weißer Zivilisationen stellt sich hauptsächlich her durch die permanenten Versuche der letzteren, erstere aus dem Weg zu räumen. Hatten ganz zu Anfang noch klobige Wotansjünger, ihrem dumpfen Selbstverständnis folgend, eher aus Befremdung als aus halbchristlichem Sendungs-Bewusstsein das heidnische Gewürm - in diesem Fall vermutlich die Mic-Mac Indianer Neufundlands - gemetzelt, waren etliche Waliser vielleicht nie angekommen, waren Portugiesen und Spanier vorwiegend hinter Sklaven, Gold, eher prophylaktisch hinter Seelen her, interessierten sich die Holländer und Engländer schon intensiv für das Land der Ureinwohner und ergriffen unverzüglich Maßnahmen.



Die Holländer ließen, nachdem die ersten Käufe getätigt waren, alles - Mann, Frau und Kind - skalpieren und zahlten für Kopfhäute mehr, als ihnen Manhattan wert gewesen war. Den britischen General Amherst dünkte dieses Verfahren schon zu unrationell, worauf er den auf alsbaldige Endlösung abzielenden Vorschlag machte, mit Pocken infizierte Wolldecken an die Indianer zu verschenken.



Unter solchen Verhältnissen mutet das primär merkantile Interesse der Franzosen am Pelzgeschäft zunächst wie Humanitätsduselei an. Der Eindruck ist allerdings leicht korrigierbar durch die Betrachtung der infamen Politik der Kolonialkriegsführung zwischen Frankreich und England, die auf dem Rücken der Eingeborenen ausgetragen wurde.



Als die Pilgerväter sich entschlossen, Landesväter zu werden, waren die Stämme schon reich an einschlägigen Erfahrungen und nicht nur mit Feuerwasser gebrannt. Dem Appell der »revolutionären« Siedler, die ihnen die Verfassung bereits entwendet hatten, nach friedlicher Unterwerfung standen sie unter düsteren Vorahnungen in der Mehrheit ablehnend gegenüber.



Irokesen und Cherokee entschieden sich für den Status quo als das mutmaßlich kleinere Übel und unterstützten die Engländer. Der Ausgang ist bekannt, die Engländer widmeten sich dem Commonwealth, die Sieger entschädigten sich an den Verbündeten.



Am dringendsten brauchten sie Land.



Den Vorgang des Landerwerbs regelte zufriedenstellend, auch auf ideologischer Ebene, die Doktrin des Entdeckertums, die sich in Gestalten wie der des tapferen Columbus eindrucksvoll verwirklichte.



Die Logik der Beweisführung vermag auch heute noch zu bestehen, da jene, die schon vorher da waren, mangels Eigentums-Bewusstseins und juristischer Ausbildung nicht zufriedenstellend beweisen konnten, dass sie rechtens da waren, bedeutete es aus der Sicht des Entdeckers ein Höchstmaß an Entgegenkommen, ihnen zuzugestehen, sich ihrer Lebensgrundlage in Einzelfällen sogar durch finanzielle Transaktionen zu entledigen. Brief und Siegel, Kreuz und Fahne, Blut und Tränen und die Aussicht auf ein besseres Leben nach dem Tode waren im Kaufpreis inbegriffen.



Zeigten sich Geschäftspartner trotz kulanter Bedingungen uneinsichtig oder verstockt, musste mit unverzüglicher Eroberung gerechnet werden.



Für die Verteilung der entdeckten Gebiete sorgten die Entdecker untereinander, nicht ohne Hader, aber in der Sache einig.



Für die um Geldes und ihrer unternehmerischen Freiheit willen Vereinigten Staaten bestand kein triftiger Grund, die vernünftige und gottgewollte Regelung im Umgang mit den Wilden außer Betracht zu lassen. Als nützliche Ergänzung erwies sich vielmehr die subtile Verfahrensweise der treuen Hand.



Waren doch, trotz immer wieder behaupteter nationaler Souveränität und merkwürdig eindrucksvoller sozialer Organisation unter dem Wust irrationalen Brauchtums die weitschweifenden und weitschweifigen Wilden eher aufmüpfigen Kindern ähnlich, denen die starke Hand der mächtigen Über-Väter not tat.



Galt es doch, den Verirrten den Weg zu weisen in den Schmelztiegel, der nach Maßgabe eines vagen - wer weiß wie viele - Hundertjahresplans auf synthetische Weise den ganz großen Weißmacher produzieren sollte.



Unter diesen Gegebenheiten lieber rot als tot bleiben zu wollen, war begreiflicherweise mit Schwierigkeiten verbunden.



Man kann den Indianern nicht vorwerfen, sie hätten weder das eine noch das andere versucht. Sie versuchten sogar noch mehr.



Um den Nachweis der von der Entdeckerdoktrin negierten Rechtsfähigkeit anzutreten, entschlossen sich die Cherokee unvermittelt, den Weg des weißen Mannes zu gehen. Sie entwickelten ein Alphabet, gaben sich eine Verfassung, gründeten eine Universität, begannen erfolgreich zu farmen und wurden in kürzester Zeit so unerträglich wohlhabend, dass das geknickte. Selbstbewusstsein der neiderfüllten Siedler sich Luft verschaffen musste.



Ökonomisch überrumpelt, hatten sie dennoch das Recht des Eroberers auf ihrer Seite. Der Richter, dem Recht verpflichtet, konnte nicht aus seiner Haut und die Cherokee wurden vertrieben. Tausende kamen um auf dem Marsch nach Oklahoma.



Das Volk bewies seine trotzdem ungebrochene Tücke, indem es sich nach dieser Lehre ausgerechnet auf ausgedehnten Öllagern niederließ.



Die kriegerischen Präriestämme, die offen Widerstand leisteten, eigneten sich demgegenüber vorzüglich zur Einübung militärischer und psychologischer Taktiken. Es fiel leicht, Neuankömmlingen im Wilden Westen ein greulich rotes Feindbild zu injizieren, dem die positiven Erfahrungen einzelner verwegener Waldläufer, die durch Feindkontakt selber halb verwildert waren und häufig unprotestantischen Gelüsten mit einer oder mehreren Eingeborenen frönten, auf die Dauer nichts entgegenzusetzen hatten. Schließlich hatten auch die Indianer im Lauf der Zeit das Skalpieren gelernt und betätigten sich unter dem Vorwand des Volkskriegs allenthalben als blutdürstige Mordbrenner, wie schon immer untereinander.

 



Dass der Karriere-Militarist Custer bekam, was er verdiente, bedeutete für die Indianer nicht, dass sie behalten konnten, was ihnen gehörte.



Schlacht hier, Massaker da - die Durchsetzung der jeweiligen Sprachregelung oblag nicht den Betroffenen, sondern gehörte zum internen Spiel zwischen Falken und Tauben. Im Zweifelsfall hielt es die schweigende Mehrheit im Wolfspelz mit den Experten a la Sheridan »nureintoterindianeristeinguterindianer« und Chivington »tötetundskalpiertsiealleauseiernwerdenläuse«.



Die »Nachspiele« der Untersuchungsausschüsse gehörten wie die Ermächtigungsgesetze zur Verfahrensweise und waren dazu gedacht, das öffentliche Gewissen durch die folgenlose Bestätigung seines Vorhandenseins im Oberbau zu halten. Es ging außerdem nicht nur um die Indianer, sondern um die Konsolidierung einer Nation. Permanente Nestbeschmutzung war da am wenigsten angebracht.



Wohlüberlegtes Schweigen führte eher zum Gold in den schwarzen Bergen. Und nur den Indianern kam es absurd vor, dass ihr Heiligtum verwüstet wurde, um das gelbe Metall anschließend wieder in die unterirdischen Kammern von Fort Knox zu versenken. Eine andere Absurdität wurde erst im weiteren Verlauf offenkundig: die langwierige Prozedur der feierlichen Vertragsschlüsse, die zu brechen man zwar keine übertriebenen Skrupel hatte - es geschah immerhin bei stolzen 371 von 389, die aber zur Regelung interner Angelegenheiten ebenso überflüssig waren, wie zum Beispiel eine Kriegserklärung, die, wenn schon, zur Klärung der endgültigen Landesvaterfrage benötigt wurde. Krieg oder nicht, mit Kosten war es allemal verbunden und die Steuerzahler forderten Rechenschaft der Militärs in Form von Erfolgsnachweisen.



Die waren aufgrund des niederträchtigen Geschicks nicht immer einfach zu erbringen. Das Jahr 1865 zum Beispiel zeigte ein unerfreuliches Missverhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis. 8.000 Soldaten und 30 Millionen Dollar Investitionen stand eine Ausrottungsquote von kaum 20 Kriegern gegenüber.



Kein Wunder, dass man bei Gelegenheit die Bilanz durch Frauen, Greise und Kinder günstiger zu gestalten suchte. So Baker 1870 bei den Blackfeet.



Wer Hemmungen hatte, den grausamen Wilden in die mörderischen Rücken zu fallen, konnte wenigstens Büffel schießen und auf vergnügliche oder profitable Weise die Endlösung der Indianerfrage vorantreiben. Als es schon fast vorbei war und die Bürokraten im Schatten der siegreichen Militärs begannen, die Übriggebliebenen der Segnungen moderner Verwaltung teilhaftig werden zu lassen - unterstützt von Rudeln eifernder Missionare und gieriger Händler, nur wenig beeinträchtigt von sporadischen Philantrophen und eigenbrödlerischen Völkerkundlern - beeilten sich die letzten Männer von Schrot und Korn, ihren unabänderlichen Abgang so spektakulär wie möglich zu inszenieren.



Doch hatte Kit Carson auf der Jagd nach den Navaho durch die Taktik der »Verbrannten Erde« noch eine zukunftsträchtige Variante des Kriegswesens ins Spiel gebracht, fand man allgemein, dass das Massaker von Wounded Knee eher eine vergessenswerte Peinlichkeit darstellte, und neigte in Anbetracht der Tatsache, dass es mit Ausnahme einiger als Reservationen geeigneter Ödlandstriche, für die es erst im Atomzeitalter Verwendung gegeben hätte, nichts mehr zu holen gab, dazu, einen vorläufigen Schlusspunkt zu setzen.





Materialien zum besseren Verständnis des Vorhergehenden



Da san dee vieln Wildn,



san braun und san rot,



und ih wer enk oa bringa,



ös lachts enk halb z'Tod.



Georg Queri, Der tapfere Columbus



Columbus:



Tagebuch, 12. Oktober 1492



Mich deucht, diese Leute sind verständig und gäben gute Diener ab.



14. Oktober 1492



Diese Leute sind mit Waffen ungeübt ... mit 50 Mannen könnten sie alle unterworfen werden und jedem Wunsch gefügig gemacht.



Brief an Luis de Santangel, 14. Oktober 1492



Zu allem anderen könnte man Sklaven erhalten, so viele gewünscht werden.



Brief an Ferdinand und Isabella, Februar 1493



Auf keiner der Inseln, die ich besuchte, fand ich missgestaltete Leute. Alle haben ein angenehmes Äußeres, straffes Haar und nicht zu dunkle Hautfarbe. Wenn sie ihre Angst vor uns überwunden haben, ist ihr Benehmen so frei und direkt, dass es für jemand, der es nicht selbst gesehen hat, unglaublich ist. Keine Bitte um irgend etwas wurde je zurückgewiesen, sie drängen vielmehr darauf, ihre Gaben anzunehmen und sind so großzügig, dass sie auch ihre Herzen weggeben würden.



Fakten:



Zwischen 1494 und 1496 verringerte sich die indianische Bevölkerung auf den Inseln (Dominikanische Republik und Haiti) von etwa 500.000 auf ca. 300.000. 1512 waren es noch 20.000. 1548 etwa 500.



Alvar Nunez Cabezza da Vaca, Schiffbrücke



Bericht über die Narvaez-Expedition nach der Südküste Nordamerikas, 1527-1536



... Dort trafen wir eine Menge Menschen dicht gedrängt, die sich aus Furcht vor den Christen dort zusammengeschart hatten. Sie empfingen uns sehr freundlich und schenkten uns ihre ganze Habe und über zweitausend Lasten Mais, die wir den Hungernden, die uns bis zu diesem Platz gebracht hatten, überließen... Am Mittag trafen wir unsere Boten, die uns mitteilten, dass sie keine Menschen getroffen hatten, dass alle in Verstecke in den Wäldern entwichen waren, damit die Christen sie nicht umbrachten oder zu Sklaven machten. In der letzten Nacht hätten sie hinter Bäumen verborgen das Treiben der Christen beobachtet und gesehen, dass sie viele Indianer in Ketten mitschleppten ...



In dem ganzen Gebiet, in dem sich das Gebirge erhebt (Sonora), fanden wir deutliche Anzeichen von Gold, Bleiglanz, Eisen, Kupfer und anderen Metallen. Da, wo die festen Wohnhäuser liegen, ist es warm, und zwar dermaßen, dass selbst im Januar große Hitze herrscht. Von dort nach dem Süden des Gebietes, das bis zum Südmeer menschenleer ist, liegt eine arme Gegend, in der wir unvorstellbaren Hunger litten. Die Menschen, die dort wohnen, sind sehr grausam, voll böser Absichten und schlechter Gewohnheiten. Die Indianer, die in festen Häusern wohnen, und die weiterhin angetroffenen Bewohner des Landes kümmern sich nicht um Gold und Silber und verstehen nicht, dass man davon Nutzen haben kann.



Historische Daten:



ca. 458



v.u.Z.: fünf buddhistische Priester reisen nach Alaska, Mexiko und Kalifornien.



ca. 1000



n.u.Z.: Wikinger erreichen Nordamerika.



ca. 1100



n.u.Z.: Gründung von Oraibi durch die Hopi. Älteste kontinuierlich bewohnte Ortschaft Nordamerikas.



1492



»Er wusste nicht, wo er hinfuhr und nicht, wo er gewesen war. Und er tat alles mit anderer Leute Geld. Die anderen Weißen sind seitdem seinem Beispiel gefolgt.«



Traditioneller indianischer Scherz



1513



Eroberung von Florida unter Ponce de Leon.



1537



Papst Paul III. macht die Indianer per Bulle zu »wirklichen Menschen« .



1539- 1542



De Soto erkundet den Südosten, Coronado den Südwesten für Spanien .



ca. 1570



Gründung der Irokesen-Konföderation.



1598



Gründung der ersten spanischen Kolonie.



1598



Aufstand im Acoma-Pueblo.



ab 1604



Champlain holt für Frankreich den Nordosten.



1607



Die Engländer lassen sich in Jamestown nieder.



1611



Die Jesuiten kommen.



1616



Champlain greift irokesische Dörfer an.



1617



Pocahontas stirbt in England.



1619



Die ersten Negersklaven werden importiert.



1620



Die Pilgerväter kommen in Plymouth an.



Ideologie:



»Wir dürfen annehmen, dass höchstwahrscheinlich der Teufel diese jämmerlichen Wilden hierher gelockt hat, in der Hoffnung, dass das Evangelium des Herrn Jesu Christi niemals den Weg finden würde, um seine absolute Herrschaft über diese zu stören oder zu vernichten.«



Cotton Mather, Puritaner



»Die weiten und unbevölkerten Länder Amerikas, die da sind fruchtbar und reif zur Bewohnung und ohne Bürger, denn es gibt nichts als wilde und brutale Männer, die umherstreifen wenig anders als wilde Tiere.«



William Bradford, ebenfalls Puritaner, 1620



1622



Indianeraufstand der Powhatan.



1626



Die Holländer »kaufen« Manhattan sehr günstig für 60 Gulden.



1631



Landkauf von den Delawaren durch holländische Händler.



1636



Man beginnt die Pequots auszurotten.



1642



2. Aufstand der Powhatan, Virginia-Massaker.



1643



Massaker an den Indianern Manhattans (Pequot) durch General Kieft (Holland).



1644



Verbot für Indianer, sonntags Ortschaften und Häuser der Neu-England-Kolonisten zu betreten.



1646



Isaac Jogues, Missionar und Spion, wird von den Mohawks ertappt und getötet.



1663



Indianer-Bibel in der Algonquin-Sprache.



Fakten:



Epidemien, verursacht durch Kontakt mit Weißen, reduzieren die Indianer in Massachusetts bis 1630 von 10.000 auf 1000 und die Huronen von 30.000 auf 10.000.



1672-76



Krieg mit den Wampanoag. Pokanoket (King Philip), Sohn des Massasoit, führt die Indianer. Von 90 indianischen Dörfern werden 52 angegriffen und 12 völlig zerstört.



Stichwort: Skalp



1675



In Connecticut, ab 1688 bei den Franzosen Prämien (auch für Weiße). Die Holländer zahlen zwischen 1703 und 1722 12 bis 100 Dollar. Ein Neufundland-Stamm, die Beothuk, wird innerhalb einer Generation wegen der Prämien ausgerottet.



1863



Mexiko zahlt 100 Dollar pro Apachen-Skalp.



Little Crow, Santee, Widerstandskämpfer, wird beim Beerensammeln von einem Siedler erschossen, der die staatliche Prämie von 25 Dollar für einen Sioux-Skalp erhalten möchte.



Die Fragen, ob vor dem Erscheinen der Weißen auch schon vereinzelt skalpiert wurde, wird in der Literatur widersprüchlich behandelt, sicher aber ist, dass erst die Weißen ein Geschäft daraus gemacht haben.



Vergleiche dazu auch Karl Marx:



Jene nüchternen Virtuosen des Protestantismus, die Puritaner Neu-Englands, setzten 1703 durch Beschlüsse ihrer Assembly (der gesetzgebenden Versammlung) eine Prämie von 40 Pfund Sterling auf jeden indianischen Skalp und jede gefangene Rothaut.



1720 - Prämie von 100 Pfund Sterling auf jeden Skalp.



1744 - nachdem Massachusetts Bay einen gewissen Stamm zum Rebellen erklärt hatte, folgende Preise: den männlichen Skalp, 12 Jahre und darüber 100 Pfund Sterling neuer Währung, für männliche Gefangene 100 Pfund Sterling, für gefangene Weiber und Kinder 155 Pfund Sterling, für Skalpe von Weibern und Kindern 50 Pfund Sterling!



- Zitiert nach: Gert v. Paezensky. Die Weißen kommen, Hoffmann & Campe, Hamburg 1970, S. 147



1680



Erfolgreicher Aufstand der Pueblo-Indianer. Die Spanier werden vertrieben. Ludwig IV. unterzeichnet in Versailles eine Landnutzungsurkunde zugunsten der Indianer (40 000 Morgen am St. Lorenz).



1687



Überfall auf Irokesendörfer in Ontario. 200 Gefangene sterben in Fort Fronteriac. Die überlebenden Männer werden getauft und als Galeeren-Sklaven verwendet.



1687



La Barre überfällt und plündert Seneca-Dörfer.



1688



1200 Irokesen überfallen Montreal, um Rache für französische Grausamkeiten zu nehmen.



ab 1692



Die Spanier kommen zurück.



1725



Der indianische Widerstand in New Hampshire wird gebrochen.



um 1760



Lord Jeffrey Amherst lässt Decken unter die Indianer verteilen, die mit Pocken infiziert sind.



1756-63



französisch-englischer Krieg unter Beteiligung der Indianer. Die Engländer gewinnen und bringen den Nordwesten unter ihre Kontrolle. Pontiac organisiert den Widerstand von 18 Stämmen.

 



1763



die Engländer entziehen den Kolonisten die Rechtsprechung und Handelsbefugnisse über die Indianer. Die Stämme gelten als unabhängige Nationen, mit denen entsprechend verhandelt werden muss. Landrechte werden bestätigt, sehr zum Verdruss George Washingtons, der ebenso wie Benjamin Franklin Großgrundbesitzer ist.



Dokument:



»Ich kann diese Proklamation unter keinem anderen Licht sehen (aber das muss unter uns gesagt bleiben) denn als kurzfristigen Aufschub, um die Indianer zu beruhigen, die in einigen Jahren logischerweise wieder aufgehoben werden muss ... ich würde Ihnen empfehlen, die ganze Angelegenheit als absolut geheim zu behandeln ... denn ... es könnten andere aufmerksam und ähnliche Pläne angeregt werden (bevor wir selber unser Schäfchen im Trockenen haben), ... all das kann man durch stilles Vorgehen vermeiden …«



Brief Washingtons an William Crawford, gekürzt.



1767



Die Spanier geben die Missionstätigkeit in Neu-Mexico auf.



1768



Die Kolonisten erhalten die 1763 entzogenen Rechte wieder zurück.



1769



Die Spanier dringen nach Kalifornien vor.



1775 - 1783



Die Großgrundbesitzer machen Revolution. Beide Seiten versuchen, die Indianer als Verbündete zu gewinnen. Die überwiegende Mehrheit der Indianer unterstützt England. Die Engländer unterstützen kurzfristig den indianischen Widerstand.



1775



Vertrag der Landrechte bestätigt. Daniel Boone »erwirbt« für die Transsylvania Comp. das heutige Kentucky.



1778



Vertrag des »Revolutionären« 2. Continental-Congress mit den Delawaren am 17. 9. in Fort Pitt. Bestätigung von Landrechten, um die Indianer von einer Allianz mit den Engländern abzuhalten.



1780



»Es ist ohne Zweifel wichtig für die kommenden Generationen, dass sie das Bild von dem Leben und den Sitten der Wilden nicht aus den Augen verlieren. Es ist vielleicht diese Kenntnis, der wir den Fortschritt der moralischen Philosophie unter uns verdanken ...



Wir sind noch fern von einem ununterbrochenen und gradlinigen Marsch in eine bessere Zukunft. Unsere Bewegungen werden noch lange Zeit wie die einer Wetterfahne sein, aber wie immer es auch sei, wir müssen sagen, dass die Unwissenheit der Wilden die zivilisierten Völker erleuchten wird.«



Abbe Raynal, L'Histoire philosophique des Indes.



1787



»The utmost good faith shall always be observed towards the indians, their lands and property shall never be taken from them without their consent ...«



Northwest Ordinance.



Ein Vertrag wie jeder andere.



1789



U.S. Verfassung.



Dokument:



»Es wäre eine sehr seltsame Sache, falls sechs Nationen von unwissenden Wilden eine Form für eine solche Union fänden und in der Lage wären, dieses solcherart zu praktizieren, wie es seit langem der Fall ist, und unauflöslich dazu, wie es scheint; und noch seltsamer, wenn eine ähnliche Union nicht möglich wäre für 10 oder 12 englische Kolonien, für die sie notwendig ist und erheblich mehr Vorteile bringt.«



B. Franklin an Mr. Parker, 20.03.1751



1789



Der Kongress billigt sich selbst das Recht zu, den Handel zwischen den Stämmen zu regeln. Washington wird Präsident.



1790



Das erste Gesetz in Sachen Indianer regelt Handel und Landkäufe.



1790 - 1795



Widerstand der Nordwest-Indianer: Mingo, Miami, Wiandot, Delawaren, Popowatomi, Shawnee, Chippewa, Ottawa.



1795 - 1822



Die Regierung betreibt Handelsposten.



1794



Jay-Vertrag mit Kanada und Pickering-Vertrag bestätigen den Indianern das Recht der freien Grenzüberschreitung.



um 1800



Pläne zur Umsiedlung der Indianer im Osten.



1803



Jefferson kauft Louisiana (von den Franzosen).



1804



Lewis und Clark brechen zu den Stämmen jenseits des Mississippi auf, um im Auftrag Jeffersons neue Expansionsmöglichkeiten zu erkunden.



1812



Die Regierung ernennt Häuptlinge und kauft ein: die Sac verlieren 50 Millionen acres, die Delawaren erhalten für 3 Millionen acres 7.000 Dollar.



1811 - 1813



Letzte Allianz der Indianer unter Tecumtha (Tecumseh) mit den Engländern gegen die U.S. Harrison gewinnt die Schlacht bei Tippecanoe.



1812



Aggressionskrieg gegen die Seminole.



1813



Indianerkrieg in Illinois (Peria-Krieg).



1813 - 1814



Andrew Jackson führt Krieg gegen die Creek-Indianer in Alabama. Der Stamm verliert 2.000 Krieger.



1817 - 1818



Krieg mit den Seminole.



1819



Der Kongress stellt 10.000 Dollar zur Zivilisierung der Indianer zur Verfügung.



1823



Militärische Unternehmen gegen die Blackfeet und Arikara.



1824



Das Büro für indianische Angelegenheiten (Bureau of Indian Affairs) wird innerhalb des Kriegsministeriums eingerichtet.



1827



Es geht gegen die Winnebago.



1830



Der Indian Removal-Act wird rechtskräftig, der die »Umsiedlung« aller Indianer nach dem Westen ermöglicht.



1832



Die Cherokee gewinnen einen Prozess gegen den Staat Georgia, werden aber trotzdem vertrieben. Im Kriegsministerium wird der Posten eines Indianerkommissars geschaffen.



1832



Black Hawks-Aufstand endet mit der Vertreibung der Sauk.



1834



geht es gegen die Pawnee. Indian Trade and Intercourse-Act ermöglichen es dem Heer, nach Belieben mit den Indianern umzuspringen.



1835 - 1842



Krieg mit den Seminole. Kosten für die U.S. 1.500 tote Soldaten, 50 Millionen Dollar, die Seminole können nicht unterworfen werden.



1835 - 1837



Wieder Ärger mit den Creek.



1838



Die Cherokee werden vertrieben. 4.000 kommen auf dem Marsch der Tränen um.



Dokument:



Um 1830 hatten die Indianer des Südostens sich soweit der Zivilisation bemächtigt, dass sie als die »5 zivilisierten Stämme« bekannt waren.



Die Cherokee hatten eine eigene Verfassung, die der der Vereinigten Staaten ähnlich war, hatten innerhalb weniger Jahre ein eigenes Alphabet (Sequoiah) entwickelt und publizierten Bücher und eine Zeitung in ihrer eigenen Sprache (Cherokee Phoenix). Eine Vermögensschätzung aus dem Jahr 1825 zeigt den damaligen Reichtum des Stammes der vor der Vertreibung aus ca. 14.000 Leuten bestand:



33 Kornmühlen



172 Planwagen



13 Sägemühlen



2.923 Pflüge



1 Pulvermühle



7.663 Pferde



69 Schmieden



22.531 Rinder



2 Gerbereien



46.732 Schweine



762 Webstühle



2.566 Schafe



Von den Indianern im Osten wurden insgesamt ca. 100.000 vertrieben, ca. 12.000 blieben zurück.



1846 - 1848



U.S. gegen Mexico, mal etwas anderes.



1849 - 1861



Ärger mit den Navaho in New-Mexico und mit den Comanche, Cheyenne, Lipan und Kickapoo in Texas.



1849



das BIA (Bureau of Indian Affairs) wechselt in das Innenministerium. Goldrausch in Kalifornien.



1850



Pitt-River-Expedition (des Militärs, versteht sich).



1851 - 1861



15 weitere »offizielle« Kriegsunternehmen gegen die Snake, Sioux, Yakima, Cheyenne, Arapaho, Coer d'alene, Navaho, Kiowa, Comanche, u.v.a.



1861 - 1865



Bürgerkrieg - Nordstaaten vs. Südstaaten.



1862 - 1867



Sioux-Kriege in Minnesota und Dakota.



1864



Sand-Creek-Massaker.



Stichwort: Massaker



Aussage des Dolmetschers Smith über die Vorfälle in Sand Creek:



Wurden Frauen und Kinder unterschiedslos auch getötet, oder ging es nur um die Krieger?



Unterschiedslos.



Wurden barbarische Akte verübt, die Sie beobachtet haben?



Ja, die Körper der am Boden Liegenden waren in Stücke geschlagen, schlimmer verstümmelt, als ich es je zuvor gesehen hatte, die Frauen waren in Stücke gehauen worden.



Wie?



Mit Messern; skalpiert; die Gehirne herausgeschlagen, zwei oder drei Monate alte Kinder, alle Altersstufen, von Säuglingen bis zu Kriegern.



Waren Sie Augenzeuge der Vorfälle?



Ja.



Wer beging die Greueltaten?



Die Truppen der U.S.



1870



Baker-Massaker an den Blackfeet. Der Kongress bewilligt Geld für indianische Erziehung.



1871



der Kongress verabschiedet ein Gesetz,

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