Buch lesen: «Der Weihnachtsengel»
C.A. Silel
Der Weihnachtsengel
Eine erotische Weihnachtsgeschichte
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Weihnachtsengel
Impressum neobooks
Der Weihnachtsengel
Nikolai war unglücklich. Er saß mit einem Glas Rotwein auf seinem alten, abgenutzten roten Sofa, das sich in diesem Moment überlegte, ob es Nikolai abwerfen und ausreißen sollte, um vielleicht heute noch eine sexy Ledercouch aufzureißen. Nikolai starrte auf den ausgeschalteten Fernseher und überlegte sich, ob er ihn wohl einschalten sollte. Das Problem war, dass er dazu hätte aufstehen müssen, da er in einem Moment der geistigen Umnachtung die Fernbedienung direkt zum Fernseher gelegt hatte. Seufzend schaute er die Fernbedienung an und wünschte sich einmal mehr, er hätte „die Macht“. Andererseits würde das Fernsehprogramm ihn auch nicht aufmuntern. Um diese Jahreszeit kam irgendwie auf allen Sendern der gleiche Mist.
In diesem Moment drang von draußen gedämpft Musik an sein Ohr.
„O Tannenbaum, O Tannenbaum ...“
Nikolai stöhnte gequält.
„... wie grün sind deine Blätter!“
Er hasste diesen Text. Blätter? Nadeln! Wie grün? Immer gleich grün! Nikolai seufzte wieder. Er machte sich etwas vor. Er war nicht wirklich wütend, er war einfach nur traurig, wie jedes Jahr. Er hatte keine Freunde, keine Familie, keine Kollegen (zumindest keine netten) - einfach niemanden, mit dem er Heiligen Abend verbringen konnte. Um ihn herum versprühten alle Leute Wärme, Liebe und Geschenke, und er betrank sich wie jedes Jahr mit einem billigen Rotwein allein zu Hause.
Zumindest hatte er einen Kamin. Nicht jeder hatte einen Kamin. Nikolai hatte einen echten, offenen Kamin, in dem man echtes Holz verbrennen konnte. Nikolai mochte seinen Kamin und er war sehr stolz auf ihn. Er starrte einige Zeit in die knisternden Flammen und ließ sich nur zu gerne von ihnen hypnotisieren.
„Leg Holz nach ... Leg Holz nach ... Leg Holz nach ...“, schienen sie zu ihm zu sprechen und Nikolai wusste, dass er ihrem unwiderstehlichem Ruf früher oder später folgen würde. Wenn man einmal Feuer im Kamin gemacht hatte, war es schwer wieder herunter zu kommen.
Ein plötzliches Kratzen und Schaben aus dem Schornstein lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Nikolai lauschte angestrengt. Ja, da war definitiv irgendwas in seinem Schornstein.
„Verdammte Tauben!“, grummelte Nikolai griesgrämig und wollte gerade aufstehen, um nach dem Rechten zu sehen, als plötzlich ein panisches „UAAAAH“, aus dem Schornstein schallte. Augenblicke später krachte eine schwarze Gestalt in die Feuerstelle und rollte sogleich auf den Baumwollteppich davor. Sie sprang auf und hüpfte im Kreis.
„AU! AU! AU!“, jammerte die Gestalt.
Schließlich hatte sie die schwelenden Flammen ausgeschlagen, blieb stehen und drehte den Kopf um zu überprüfen, ob sie noch irgendwo brannte.
Nikolai war aufgesprungen und betrachtete den seltsamen Gast aus dem Schornstein. Es war eine ca. 1,65m große junge Frau. Sie hatte ein jugendliches Gesicht mit zwei strahlend blauen Augen, das von langen wallenden Haaren eingerahmt wurde. Ihr Körper war recht schlank und mit den kleinen Brüsten und der schmalen Hüfte wohl irgendwo auf dem halben Weg zwischen Mädchen und Frau mal kurz rechts rangefahren. Sie trug ein kleines Nachthemdchen, das so gerade ihre Brüste und ihren Po bedeckte. Sie war barfuß.
Viel interessanter waren für Nikolai jedoch ihre Flügel. Sie wuchsen durch zwei Löcher in ihrem Nachthemd aus dem Rücken und hatten eine beachtliche Größe. Ihm fiel auf, dass sie ganz besonders flauschig aussahen. Außerdem war sein Gast schwarz - komplett schwarz. Ihre Haare, ihre Haut, ihr Nachthemd, ihre Flügel - alles schwarz. Nur die Augen waren leuchtend blau.
„Bist du ... der Weihnachtsmann?“, fragte Nikolai zögerlich.
Sie schaute jetzt von den kleinen Brandflecken in ihrem Gewand auf und schien erst jetzt zu bemerken, dass sie nicht alleine war. Sie runzelte die Stirn.
„Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn auf so einen Unsinn?“, fragte sie mit einer lieblichen Stimme, die Nikolai unweigerlich an das Zwitschern von Vögeln an einem lauen Frühlingstag erinnerte.
„Na, wenn du durch den Schornstein kommst ...“, stammelte Nikolai.
Sein Gast antwortete noch immer mit gerunzelter Stirn.
„Red‘ keinen Unsinn. Den Weihnachtsmann gibt’s nicht.“
Sie reckte sich und legte theatralisch die geballte Faust auf die Brust, während sie mit erhobenem Kopf stolz in die Ferne schaute.
„Ich bin natürlich ein Engel.“
Es dauerte einen Moment, bis Nikolais Synapsen den unweigerlichen Schluss aus dieser Aussage fassten.
„Oh nein! Der Engel des Todes!“, keuchte er und starrte angsterfüllt den schwarzen Engel an.
Sie senkte verwundert die Faust und schaute ihn erneut mit einer in tiefe Falten gelegten Stirn an.
„Was ...“, begann sie und blickte an sich herab.
„Oh“, machte sie.
Sie stellte sich gerade hin und schüttelte einmal ihren gesamten Körper und ihre Flügel, sodass Nikolai unweigerlich an einen nassen Hund denken musste. Überall fiel schwarzer Ruß von ihr ab und darunter kam eine wunderschöne junge Frau zum Vorschein. Ihr Haar war golden und ihre Haut fast weiß, genau wie ihre Flügel und ebenso das strahlend weiße Nachthemd.
Als sie sich fertig geschüttelt hatte, schaute sie sich suchend auf dem Boden um und sammelte schließlich einen schmalen Reifen auf. Sie pustete den Ruß ab und positionierte ihn dann über ihrem Kopf. Es machte einmal einrastend „klick“ und der Reif schwebte über ihrem Kopf und strahlte jetzt ein schwaches, goldenes Licht aus.
„So“, sagte sie zufrieden und strahlte ihn mit ihren blauen Augen an. „Jetzt ist es besser.“
„Also nochmal von vorne“, fuhr sie fort. „Ich bin ein Engel - genauer: dein Weihnachtsengel.“
„Weihnachtsengel?“, fragte Nikolai ungläubig. Er konnte sich nicht erinnern, dass er schon mal von Weihnachtsengeln gehört hatte.
Sie lächelte strahlend und nickte eifrig.
„Oh ja. Ich hab mich dieses Jahr freiwillig für das „Ein Weihnachtsengel für die größten Loser™“ - Programm gemeldet. Du bist der Loser, dem ich zugeteilt wurde und ich bin somit dein Weihnachtsengel.“
Nikolai überlegte, ob er beleidigt sein sollte, dass sie ihn als Loser™ bezeichnete, entschied sich aber dagegen, als er ihre vor Stolz glühenden Augen sah.
„Okay...“, sagte er. „Ääh... freut mich. Ich bin Nikolai“, sagte Nikolai und reichte ihr die Hand. Ihre Augen blitzten fröhlich und sie schüttelte enthusiastisch seine Hand. Ihm fiel auf, dass sie unheimlich weiche Haut hatte.
„Ich bin Angelina“, stellte sich sein Weihnachtsengel fröhlich vor.
Nikolai musste schmunzeln. „Ein passender Name.“
Angelina nickte bestimmt.
„Ja. Du musst wissen „Angel“ ist nämlich englisch für ... “. Sie fing seinen belustigten Blick auf und schaute verschämt zu Boden. „Oh. Ironie ... Sorry.“
Es folgten einige Momente der unbehaglichen Stille, in denen beide ihre Füße anschauten. Angelina, weil sie sich etwas schämte und es in diesem Moment vorzog, etwas mit ihren Zehen zu wackeln und Nikolai, weil er noch nie derart süße kleine Füßchen gesehen hatte, die dazu auch noch so hübsch mit den Zehen wackeln konnten.
„Und was passiert jetzt?“, fragte er schließlich, als die Zehen immer enthusiastischer wackelten.
Angelina schaute wieder zu ihm auf und lächelte ihn an.
„Nun. Jetzt werde ich dir natürlich einen Wunsch erfüllen.“
Nikolai stockte. Damit hatte er jetzt nicht unbedingt gerechnet.
„Einen?“, fragte er skeptisch.
„Joa“, runzelte Angelina skeptisch die Stirn.
„Stimmt was nicht?“
„Doch, doch“, beeilte sich Nikolai zu versichern. Er beschloss, dass es taktisch unklug wäre seinen Weihnachtsengel zu fragen, ob nicht eher drei Wünsche angemessen wären.
„Also? Was ist dein Wunsch?“, fragte Angelina aufgeregt und wippte auf ihren nackten Füßchen gespannt auf und ab.
Nikolai überlegte. Ein neuer Fernseher? Ein neues Sofa?
„Darf ich mir alles wünschen, was ich will?“, fragte er.
Sie nickte bestimmt. „Selbstverständlich keine rekursiven oder unendlichen Sachen. Unendlich viel Geld, unendlich viele Wünsche, Wunschmaschine und das Sams fallen also raus. Natürlich auch keine und-Verknüpfungen.“
Nikolai überlegte weiter. Reichtum? Rockstar? Karibikinsel?
„Hm. Kann ich da einen Moment drüber nachdenken?“, fragte er zögerlich. Eine solche Entscheidung wollte er nicht übers Knie brechen.
„Na klar!“, winkte Angelina lässig ab und schaute ihn dann erwartungsvoll an.
Der kostenlose Auszug ist beendet.