Indien, mein Reisetagebuch

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Birte Pröttel

Indien, mein Reisetagebuch

Tagebuch einer Yoga-reise durch Tamil Nadu

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Das blaue Tagebuch

Mamallapuram

Der nächste Morgen

Spaziergang am Strand

Die erste Yogastunde

Yoga am Strand

Die Sehenswürdigkeiten in Mamallapuram

Ayurveda

Hühner im Sand

Glitschfisch auf dem Holztisch

Schneider himmlischer Hosen

Das Heiligtum der 500 Stufen

Beginn der Rundreise von Mamallapuram nach Pondicherry – Thanjavur

Mythologie mit Lore

Thanjavur

Massage zwischendurch

Srirangam Tempelanlage, das größte Vishnu Heiligtum Südindiens

Von Thanjavur nach Tirunvanamalai

Tiruvannamalai

Tempelberg und Aschram

Am Nachmittag Fahrt zum Tirunvannamalai Tempel

Es geht zurück nach Mamallapuram

Impressum neobooks

Das blaue Tagebuch

Seit gut einem halben Jahr habe ich das schöne dunkelblaue Buch mit cremefarbenen Seiten in der Schublade. Wenn ich frustriert aus der Klamottenabteilung von Beck abhaue, weil wieder mal alles zu eng ist, was mir gefällt, dann spendet mir die Papeterie-Abteilung Trost. Ich liebe den Geruch des schönen Papiers, ich liebe Tagebücher, Notizbücher, Kalender, stoffbezogene Schachteln, Ringbücher kurz alles, was hier und in anderen Bürobedarfsgeschäften gut und teuer und oft einfach nutzlos ist.. Jetzt aber hatte ich einen

Grund, so ein schönes blaues Buch zu kaufen Und nun habe ich Hemmungen, den ersten Satz hinein zu schreiben. Der erste Satz sollte besonders werden und wenn möglich so klug, intelligent oder auch witzig sein, dass er im deutschen Zitatenbuch einen festen Platz findet. Er soll speziell werden, denn die Reise, die ich vor mir habe, ist ja auch etwas Außergewöhnliches. Für mich jedenfalls– ich, fahre nicht jedes Jahr nach Indien. Obwohl ich schon seit Kindestagen davon träume: Indien, Tibet, Himalaja... Forscherin wollte ich werden, und darüber Bücher schreiben. Und nun liegt das blaue Buch auf dem Nachttisch und wartet auf erste Ergüsse.

Aber am besten drehe ich mich noch mal um. Es ist sechs Uhr früh, draußen ist es stockfinster und tief verschneit. In drei Wochen geht‘s mit Ulla nach Indien...

Im Kopf laufen die Vorbereitungen für das große Indien-Abenteuer auf Hochtouren. „Abenteuer“ kann man das Unternehmen nicht nennen, alles ist organisiert...

Aber ich habe den Pass mit dem Visum im Konsulat liegen lassen !!! Einfach toll.

Der kleine Seelenklempner in mir mault: Du willst ja gar nicht nach Indien!

Und ob ich will!

Nachts liege ich wach vor Aufregung und grübele über den ultimativen Kofferinhalt. Frage meinen Liebsten, was er denn von diesen Schuhen hält, oder von jenen...

Er grinst, er fährt nicht mit. Indien hat auf ihn null Anziehungskraft. Er fürchtet die Armut, den Schmutz und dass ihm bei einer Reise dorthin jeder Bissen im Halse steckt bleibt... Und überhaupt.

Daher gehe ich zum ersten Mal im Leben nicht mit ihm, sondern mit Ulla auf eine große Flugreise.

Ich habe diese Reise in einem Anfall von Wahnsinn gebucht. Es ist ein Yoga-Seminar! Jeden Tag dreieinhalb Stunden Yoga! In Worten Drei ein halb! Aber um nach Indien zu kommen, war mir jedes Mittel recht. Ich hätte auch ein Seminar zum Thema „Wie bohren die Inder in der Nase“ oder eine Grundausbildung im „Boxen für Omas“ mitgemacht, wenn sie denn in Indien stattgefunden hätten. In meinem Fall kam aber Ulla mit der Idee und Ulla ist Yogalehrerin und meine Freundin.

Einige Tage vor Abreise, die Teilnehmerliste ist eingetroffen. Es ist eine reine Teilnehmerinnenliste. Bin gespannt, wer sich hinter den 12 Namen verbirgt, ich ahne nicht, dass alle bis auf Hannelore und Emma Yogalehrerinnen sind.

Mit Ulla zu reisen, freut mich sehr. Da weiß ich, dass alles passt.

Das Reisefieber wird krass.

Nun wird es ernst!

Beim automatischen Check-in stellen wir uns landpomeranzenmäßig an. Aber eine kleine, auch von anderen nervösen, computeridiotischen Fluggästen überforderte Asiatin, hilft uns, die Koffer zum richtigen Flieger zu expedieren. Was machen wir nun mit zwei Stunden geschenkter Zeit bis zum Abflug? Klar Geld ausgeben! Und wo? Im Buchladen. Zwei Romane im Taschenformat machen das Gepäck noch schwerer.

Ich wühle in den Tiefen der diversen Taschen, Rucksäcke und Plastiktüten. Schweiß bricht aus bei der Suche nach dem Fotoapparat! Mann, hab ich den zu Haus oder im Taxi? Wo sind die Taschentücher für die Schweißtropfen? Jetzt ist das Handy endgültig weg... ? Gottseidank, die Kreditkarte ist am Platz und der Pass, da wo er hingehört!

Wir stocken im Duty-free unseren kleinen Whiskyvorrat auf. Man muss ja auf alles vorbereitet sein. Und Durchfall verhindert ein Gläschen Whisky am Abend, sagt mein Apotheker und der muss es ja wissen.

Am Gate warten Menschen aller Hautfarben wie vor dem Kaufhaus morgens bei den Schnäppchentagen. Soooo viele wollen nach Madras und alle in einem Flugzeug. Es ist nicht zu fassen. Dass ein Jumbo mit diesem Inhalt nicht vom Himmel plumpst, will wieder mal nicht in mein reisekrankes Hirn.

Wie durch ein Wunder werden wir von der Holzklasse ins Business gehoben! Und jetzt sitzen wir wie Prinzessinnen in der Business und lassen uns verwöhnen. Champagner zur Begrüßung, Shrimps-Bällchen und Krabbenreis usw. Und als Clou ein herrliches Schläfchen . Ulla hat Halsschmerzen und fühlt sich krank. Schade sie kann den unerwarteten Luxus nicht genießen..

Aus den Kopfhörern lullt mich sanfte Musik ein. Wenn ich will, kann ich einen Privatfernseher aus der Armlehne zaubern. Ich tu so, als würde ich jeden Tag Business nach Madras fliegen... Ich könnte mich echt daran gewöhnen

Aus den Kopfhörern lullt mich sanfte Musik ein. Wenn ich will, kann ich einen Privatfernseher aus der Armlehne zaubern. Ich tu so, als würde ich jeden Tag Business nach Madras fliegen...

Mamallapuram

Am gigantischen, inselverzierten Pool, bedroht von den Nüssen schattiger Kokospalmen räkeln wir uns auf weichen Liegen. Vor mir der den Golf von Bengalen! Die rote Fahne flattert im sanften Wind und warnt vor den starken Wellen. Wer im angenehm warmen Meer schwimmen will, ist lebensmüde, der Sog reicht, Elefanten ins Nirwana zu befördern.

Wir kamen gestern um 22.50 Uhr Ortszeit in Madras an. Die Warterei aufs Gepäck nervt, das Chaos scheint perfekt. Ein Jumbo schluckt halt viele Koffer, Kisten und Kartons. Menschen können eben nicht „ohne Alles“ reisen, wir auch nicht, sonst wären wir ja Heilige.

Feuchte Wärme wie in einer überfüllten Schihütte. Hände und Haare kleben wie bei Klitschko nach der zehnten Runde. Gut, dass sich im Zwiebellook Lage um Lage abpellen lässt. Na ja, wir sind in Madras – Chennai und da ist es eben anders als im weißwurstseligen Bayern. Ob die Motten sich hier den Magen an unseren Jacken verderben?

Wir warten. auf’s Gepäck. Womöglich hat ja der Koffersortierautomat in Frankfurt unser so sorgfältig ausgewähltes und gefülltes Gepäck nach Honolulu geschickt??? Wir designen bereits Ersatzplünnen, da kullern uns die Koffer doch noch entgegen.

Nun geht alles rasch. Passkontrolle, der hübsche Einreisestempel ziert ab heute das Dokument. Ein freundlicher Inder im englischen Zwirn, ohne Schweißperlen auf der Stirn hält unser Namenschild hoch. Als wären wir seine lange vermissten Erbtanten geleitet er uns durch ekstatisch winkende Menschenmengen hinter Absperrgittern. Das ist ganz großer Bahnhof wie bei der Oskar- oder Bambi Verleihung. Und die Stars sind wir!

Der freundliche Herr reicht uns weiter an Ganesh, unseren Chauffeur. In seinem nagelneuen Van brettert er durch die Nacht ins Hotel „Grand Tempel Bay“. Schade dass es dunkel ist. Die Finsternis verbirgt das geheimnisvolle Indien, auf das wir so gespannt sind.

 

In der ausgestorbenen Nobelunterkunft bekränzen uns zwei verschlafenen Boys mit Muschelketten. Hier werden wir nun eine Woche lang kontrolliert lässig die Yogadamen spielen. Um halb drei vor unserm Bungalow genehmigen wir uns noch einen Whisky – wegen Ullas Erkältung natürlich – und sinken erschöpft in die Betten.


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