Schau nach vorn - nie zurück

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Schau nach vorn - nie zurück
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Bianka Kitzke

Schau nach vorn - nie zurück

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Schau nach vorn - nie zurück!

Du und ich? Oder doch nur ich!

Die Einladung zum Klassentreffen

Die große Sause

Lebenswert

Tue etwas!

Katastrophen

Glück allein

Aus dem Leben gerissen

Rettung naht

Freiheit

Provence

Das Ende naht

Das Baby kommt!

Impressum neobooks

Schau nach vorn - nie zurück!

Trish Moore – erfolgreich – gut aussehend und auf der ganzen Welt bekannt! Doch es gab auch andere Zeiten. Zeiten, an die sich Trish nur ungern erinnert. Zeiten, in denen sie sich am liebsten in irgendeinem Loch verkrochen oder lieber gestorben wäre. Trish hatte jedoch geschafft, was keiner erwartet hätte. Sie hat ihren Weg gemeistert und ist nun das, was sie schon immer sein wollte – Eine Göttin!

„Guten Morgen Trish.“

„Guten Morgen Max. Auch schon so früh unterwegs?“

„Ja muss ich wohl. Die Post trägt sich nicht von alleine aus. Und Sie? Warum schon so früh auf den Beinen?“

Trish lächelte.

„Ja Max. Das ist das Leben. Leider waren diese Beine noch gar nicht im Bett. Ich komm direkt vom Flughafen. Ich war ein paar Tage in L.A. auf einer Modemesse“, sagte sie und zeigte auf die Koffer, die noch vor der Tür Ihres Autos standen.

„Na dann werde ich Sie nicht länger aufhalten, damit Sie in die Falle kommen. Ach übrigens habe ich hier auch noch einen Brief für Sie.“

Trish nahm den Brief dankend an sich und wunderte sich ein wenig. Sie war noch nicht wirklich lange wieder in Karlsruhe beheimatet und erhielt jetzt schon einen Brief, der keine Rechnung beinhaltet.

„Max, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, rief Trish dem Postboten noch nach, nahm ihre Koffer und die restlichen Sachen und verschwand in ihrem Haus. Sie stellte ihre Koffer einfach im Eingangsbereich ihres schicken Häuschens ab und begab sich in die Küche. Trish hatte das Haus von einem befreundeten Paar erworben, die sich entschlossen hatten, das Haus zu verkaufen. Und da sie eh eine Bleibe suchte, war dieses Objekt geradezu perfekt. Sie hatte sich gerade ein Glas Wasser aus dem Wasserhahn genommen, als ihr bewusst wurde, dass sie eigentlich keinen Durst hatte, sondern einfach nur schlafen wollte. Doch zuerst duschen, - dachte sie sich und ging Richtung Badezimmer. Für Trish war der Traum vom Leben im Jetset in Erfüllung gegangen. Sie reiste in der Weltgeschichte umher. War von Models und Designern umgeben und trug selber nur das Beste vom besten. Schon als Kind - wenn man sie gefragt hatte was sie mal werden wolle, sagte sie kurz und knapp, das es irgendwas mit Mode zu tun haben sollte. Im Laufe der JAhre änderte sich jedoch ihre Meinung und sie entschied sich für die Fotografie. Als sie dann nach der Schule einen heiß begehrten Platz bei einer Fotoagentur, die ausschließlich Fotos von Modemessen machte,ergatterte, ging ihr Traum in Erfüllung. Schon ein Jahr im Voraus hatte sie sich beworben und hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, doch dann war es die Zusage die ihr Leben umkrempeln sollte. Nachdem Trish sich geduscht und was Bequemes angezogen hatte, wollte sie sich noch ein paar Minuten auf dem Sofa ausruhen, bevor sie sich endgültig ins Bett legen wollte. Sie schlief aber dann doch total erschöpft ein. Trish hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte, aber es dämmerte schon, als sie die Augen öffnete. Noch fünf Minuten, - ging es ihr durch den Kopf, als sie sich tiefer in die Kissen kuschelte. Es wurden dann aber noch einmal volle drei Stunden, bevor sie endgültig aufwachte und fit war. Nun konnte die Abendgestaltung beginnen. Die im Übrigen nur aus Koffer auspacken und Wäsche waschen bestand. Es war schon nach zehn Uhr am anderen Morgen, als sie in der Küche den Brief entdeckte den sie noch immer nicht gelesen hatte.

„Mist den habe ich ja total vergessen“, murmelte Trish vor sich hin. Sie nahm den Umschlag in die eine Hand und eine Tasse Kaffee in die andere Hand und begab sich in ihr Arbeitszimmer. Trish setzte sich an ihren Schreibtisch und machte den Brief auf, während ihr Laptop hochfuhr.

„Nein!“, entfuhr es ihr und Trish hätte beinahe ihren Kaffee ausgeschüttet. Trish traute sich nicht, das weiß bedruckte Blatt Papier noch einmal zu lesen. Wie in Trance starrte sie stattdessen in die Luft. Am vergangenen Morgen, als der Postbote ihr den Brief in die Hand drückte, ahnte sie noch nichts davon, dass dieses Schreiben sie wieder einige Jahre zurückversetzen und total aus der Bahn werfen würde. Dass sie wieder die Zweifel und Bedenken bekommen würde, ob wirklich alles richtig war, wie sie es damals getan hatte.

Es war die Einladung zu Ihrem Klassentreffen!

Eine Einladung die bedeutete nach 10 Jahren die alten Freunde, Feinde und Lehrer wieder zu sehen. Trish wollte nicht einmal daran denken, was sie alles durchmachen musste, um endlich frei zu sein und nun das. - Wo zum Teufel hatten die Ihre Adresse her? Trish wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde und sie sich nach all den Jahren Ihren Ängsten der Vergangenheit und vielleicht sogar der Wahrheit stellen musste. Aber dass dies schon so bald sein würde, das wollte und konnte sie nicht. Das Schrillen ihres Handys ließ sie aus ihrem Dämmerschlaf erwachen.

„Hallo“, meldete sie sich und hoffte, dass der Anrufer schnell wieder auflegte.

„Trish? Hast du den Brief schon bekommen“, wollte die Stimme am anderen Ende der Leitung wissen.

„Hallo Sally. Ja habe ich und ich frage mich immer noch, woher die meine Adresse haben? Ich wohne immerhin erst seit ein paar Monaten wieder in Karlsruhe.“

„Keine Ahnung. Einwohnermeldeamt, Nachbarn, Freunde, Eltern - was weiß denn ich. Und? Wirst du kommen?“

„Sally du weißt doch, dass ich meine neuen Freunde erst seit ein paar Monaten kenne und von den Alten habe ich nur noch dich … Moment mal, du hast doch nicht etwa?“

„Du liebe Güte. Nein! Wo denkst du hin. Von mir haben sie die ganz bestimmt nicht. Ich war oder bin genauso überrascht wie du, urplötzlich einen Brief von Tim in meinem Briefkasten zu finden. Als ich ihn letzte Woche auf der Straße traf, hat er nicht gesagt, dass er ein Klassentreffen plant.“

Ja der gute alte Tim, er war schon immer für Überraschungen gut, - dachte sich Trish.

Tim war damals, die gute Seele der Klasse. Ein Mensch, der keiner Seele was zu Leide tun konnte und immer zur Stelle war, wenn es einem schlecht ging. Der Freund, der immer nur Freund sein sollte und nicht mehr. Obwohl er damals schon ziemlich süß war. Am Ende der Schulzeit stellte sich aber dann heraus, dass er mit Frauen nicht so viel anfangen konnte. Und nun war er mit einem Mann liiert und lebte in Hamburg.

„Sally, ich weiß immer noch nicht, was das jetzt eigentlich soll. Nach all den Jahren diese ganzen Hirnis wieder zu sehen. Wenn ich ehrlich sein soll, macht es mir Angst.“

„Sei bloß kein Feigling. Wir werden dahin gehen und wir werden ihnen zeigen, dass wir nicht mehr die kleinen weichlichen Feiglinge sind, die vor allem davon gelaufen sind. Wir sind erwachsen und wir haben keine Angst.“

Trish fing schallend an, zu lachen. Sie erinnerte sich plötzlich an die vielen Momente, in denen sie und ihre beste Freundin Sally davon gelaufen waren. Heute konnte sie drüber lachen, doch damals war es alles andere als komisch. Sally und Trish unterhielten sich noch eine ganze weile über die alte Zeit. Trish konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so sehr gelacht hatte wie heute. Doch nach einer halben Stunde beendete Sally das Gespräch, da es an ihrer Tür geklingelt hatte.

„Süße es tut mir echt leid, aber Pete wollte noch vorbeischauen“, hatte sie gemeint. Pete war Sallys neuer Freund und war wieder mal der Richtige fürs Leben, so wie die anderen fünf davor auch. Trish versicherte Sally, das es in Ordnung sei das Gespräch zu beenden. Immerhin musste sie ja auch noch einige Bilder von L.A. auf ihren Rechner laden und so ein Zeug machen. Sie versprachen sich wieder zu telefonieren und wenige Minuten Später lag Trishs Handy auch schon wieder auf dem Tisch.

Vielleicht hatte Sally recht, - ging es Trish durch den Kopf. Vielleicht sollte sie sich einfach der Realität stellen und zeigen, dass sie kein Teenager mehr war, der Angst hatte. Angst! Ja, davon hatte Trish damals eine Menge. Sie war nicht die selbstbewusste, eigenständige Trish, die sich nicht alles gefallen lässt. Nein! Sie war klein, dick und nicht gerade hübsch. Nur zu gut konnte sie sich an die hässlichen Worte ihrer Mitschüler erinnern. Klauennase, Dumbo oder Dracula. Das waren die üblichen Bezeichnungen für sie, als sie einen Raum betrat. Nur eine hielt immer zur ihr, egal was war – und das war Sally. Sie stand immer hinter ihr und verteidigte sie, während Trish heulend zur Toilette rannte. Nur in einer Person hatte sich Trish damals wirklich getäuscht. In Liam Geller! Er war der Junge den Trish gerne zum festen Freund gehabt hatte. Ihre erste große Liebe. Mit ihm konnte sie alles bequatschen, ohne dass eine ihrer sogenannten Freundinnen, etwas davon erfahren hätte. Bei ihm konnte sie sich ausheulen. Und er nannte sie nie `Klauennnase´ oder all die anderen unschönen Dinge. Er war schlichtweg die beste Freundin in einem Männerkörper. Doch irgendwie fing dann alles an, aus dem Ruder zu laufen. Liam war Trish vorher nie aufgefallen. Was in ihren Augen ja auch irgendwie klar war. Wer wollte schon etwas mit einer wie ihr zu tun haben, sagte sie sich immer. Sally packte sie dann stets an ihren Schultern und tadelte sie. Doch nach den Sommerferien passierte dann genau das, was Trish sich nie erträumt hatte. Auf einer Klassenfahrt wurden nach langen Träumen ihre Wünsche erhört. Bei einer Kletterpartie auf einem rutschigen Dreckberg rutschte Trish ab und wäre beinahe abgestürzt, doch Liam krallte sich an ihrem Shirt fest und zog sie wieder nach oben. Gefolgt war dies natürlich von dem Gelächter der anderen Mitschüler. Er solle sie fallen lassen, sie würde doch eh weich landen. Aber Liam hatte sie nicht losgelassen und fallen lassen. Von dem Tag an verstanden sie sich wie Bruder und Schwester. Sie hingen aneinander wie die Klette. Schrieben sich kleine Zettelchen, was man nach der Schule unternahm oder andere Dinge. Trish hatte endlich jemand der sie verstand! Von seinen Kumpels wurde das allerdings nicht so gern gesehen.

 

„Was willst du denn mit der?“, hatten sie hinter ihrem Rücken über Trish geredet. „Lass die Finger von der. Die ist nicht nur hässlich, sondern auch noch dumm wie Stroh.“

Jetzt war es ihr egal, was die Leute redeten. Aber ein Teenie von 14 Jahren sah das anders. Doch Liam stand immer hinter ihr und meinte immer, das sei die Pubertät. Die Jungs sollten ihre Klappe halten. Irgendwann würde sich deren Körper auch verändern. Trish wusste, das er es nur gut mit ihr meinte, doch in ihrem Inneren wusste sie, dass Liam es nicht ernst meinte, indem er sich wünschte, seine Kumpels wären irgendwann mal fett.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch!“, sagte Liam und nahm Trish lachend in den Arm. „Lass sie reden, die sind nur eifersüchtig, weil du mit mir abhängst.“ Trish wusste es besser. Dies war keine Eifersucht. Es war der Hass.

„Lass gut sein Liam. Ich weiß, dass ich nicht so süß bin wie die andern Mädels in unserer Klasse. Es macht mich nur traurig, dass immer alle hinter meinem Rücken lästern müssen und mir nicht ins Gesicht sagen, was sie von mir halten.“

„Nicht Trish, das willst du doch gar nicht. Hör mal - ich, mag dich so wie du bist und das ist doch gut so oder?“

Jetzt musste Trish wieder lächeln und Liam hatte es mal wieder geschafft, dass sie all ihre Sorgen vergessen hatte, Dass sie ein kleines dickes verweichlichtes Mädchen war.

„Ja schon!“

„Na siehst du.“

Trishs und Liams Freundschaft entwickelte sich von Tag zu Tag immer mehr. Auch die Beleidigungen wurden weniger und verschwanden irgendwann von ganz allein. Vielleicht weil allen bewusst wurde, das Trish eine Freundin von Liam, dem coolsten Typen der Schule war. Und so zog sich das Band der Freundschaft immer enger zu. Nach der Schule gingen Liam und Trish meist zusammen nach Hause. Danach ab und zu ein Eis essen, oder hingen einfach nur hinter der Schule oder in der Stadt ab.

„Liam ich gehe heute mit Sally nach Hause. Tut mir leid, ich muss was mit ihr besprechen“, erklärte Trish ihm eines Nachmittags nach der Schule. „Frauensachen!“, fügte sie noch hinzu und Liam hatte verstanden.

„Ok. Dann sehen wir uns ja später. Soll ich dich abholen, oder treffen wir uns am Stadion?“ fragte er noch, ehe er sich auf sein Rad schwang.

„Ich komm in das Stadion.“

„Alles klar. Bis dann“, antwortete Liam ihr und radelte mit seinem Bike in die entgegengesetzte Richtung davon. Sally schaute Trish verstohlen an.

„Bis später? Was geht denn da ab. Habt ihr was zusammen?“

„Spinnst du? Er ist ein Freund, mehr nicht. Wir gehen später nur zusammen zu dem Spiel, wo Chris mitspielt.“

„Und Liam geht wirklich freiwillig zu dem Spiel deines Bruders mit? Hast du ihm Drogen gegeben oder so?“

„Hör auf Sally, das ist nicht witzig. Und außerdem weiß ich gar nicht, wie Drogen aussehen. Lass uns lieber über andere Dinge reden. Ich habe da nämlich ein wirkliches Problem.“

„Erzähl, was hast du auf dem Herzen?“

Trish musste noch einmal tief Luft holen, bevor sie das sagen konnte, was sie wollte. Oder sollte sie doch lieber die Klappe halten? Nein es musste raus. Es würde ihr danach viel besser gehen. Glaubte sie zumindest.

„Pass auf, aber du darfst es niemanden erzählen, versprochen?“

„Großes Indianerehrenwort. Ich werde schweigen wie ein Grab.“

Sag es Trish, sag es ihr! - schossen ihr die Gedanken geradezu durch den Kopf.

„Ok. Ich bin in Liam verliebt.“

So jetzt war es raus. Aber besser fühlte sie sich nun auch nicht.

Trish sah Sally an, und bemerkte, wie ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war.

„Sally? Alles ok. Du bist so blass. Was hast du denn plötzlich?“

„Oh … wow! Das ist der Hammer. Weiß … weiß er es?“

„Bist du des Wahnsinns. Nein! Um Himmels willen … Niemals. Wenn er das erfährt, kann ich mir die Freundschaft an den Hut stecken und steh wieder genauso blöd da wie vorher. Dann heißt es nur nicht mehr Klauennase kommt … ne dann heißt es Klauennase liebt Liam … das will ich nicht.“

„Ok, aber irgendwann sagst du es ihm oder?“

„Vielleicht! Mal sehen, wie es sich entwickelt. Irgendwann vielleicht … aber ich denke eher nicht.“

Sally verstand die Welt nicht mehr.

„Und du bist dir sicher, dass du ihn liebst? Ich meine das ist schon ein großes Wort … Liebe! Ich meine …“

„Sally ich will ihn nicht heiraten oder so. Ich will nur … ach keine Ahnung, was ich will. Ich mag ihn einfach. Verstehst du? Wenn er ins Zimmer kommt oder um die Ecke, dann habe ich dieses Gefühl im Bauch … wie, wenn tausend Schmetterlinge herumfliegen. Ich weiß auch nicht, was das ist, aber … ach ich geh jetzt. Wir sehen uns morgen. Und vergiss nicht, keinen Ton.“

„Jaja!“, murmelte Sally, während sie Trish mit offenem Mund nach starrte. Zu Hause angekommen, saß Trish dann wieder einmal in ihrem Zimmer und überlegte fieberhaft ob es wirklich Liebe oder nur Verliebtheit war, was sie für Liam empfand. Vielleicht bildete sie sich das alles auch nur ein. Trish war wie vor den Kopf gestoßen. Sie wusste, dass sie etwas für ihn empfand – doch wie fühlte er? Als Liam kurze Zeit später dann aber vor ihr stand, um sie abzuholen, wusste Trish, was sie fühlte. - Sie war in den coolsten Jungen der Schule verknallt.

An einem Freitag im November sagte Liam zu Trish, dass er nach der Schule bei ihr zu Hause vorbeikommen wolle, um für die Prüfungen zu lernen. Trish hatte nichts dagegen einzuwenden und so sagte sie ihm, dass er gegen 15 Uhr bei ihr sein solle. Als sie jedoch nach Hause kam und den Zettel auf der Arbeitsfläche liegen sah, fand sie die Idee mit dem gemeinsamen Lernen nicht mehr so prickelnd.

Hallo Liebes, wir sind bei Tante Klara. Bis heute Abend. Mama u. Papa“

„Tante Klara? Die wohnt doch am Arsch der Welt. Da kommen die vor Mitternacht nie zurück“, - murmelte Trish und legte den Zettel beiseite. „Oh mein Gott und in 20 Minuten kommt Liam. Ich bin erledigt.“

Plan A ging also in die Hose … Ihre Eltern waren nicht da. Einen Plan B gab es nicht … also nur noch Plan C … Augen zu und durch. Trish mochte Liam zwar sehr, aber sie war noch nie allein mit ihm. Vor allem nicht bei sich zu Hause. Was sollte sie denn nun tun?

Sei einfach du selbst, -rief sie sich immer wieder ins Gedächtnis. Oder besser doch nicht? Ach was Liam mag dich so, wie du bist. Trishs Hände waren eiskalt und zitterten wie Espenlaub. Und dann klingelte es. Oh mein Gott. Hilfe! Liam war pünktlich. Für ihren Geschmack etwas zu pünktlich. Aber da musste sie nun durch. Sie hätte zwar noch die Chance gehabt zu fliehen, aber das wäre doch feige gewesen. Trish machte nach dem zweiten Klingeln die Tür auf und bat Liam herein.

„Hi! Schön das du gekommen bist.“

„Ja finde ich auch. Ich bin nicht so gut in Geschichte. Danke das du mir helfen wirst.“

„Kein Problem. Ich habe die Bücher oben in meinem Zimmer. Komm einfach mit“, sagte Trish und lief die Stufen voraus nach oben in ihre Räumlichkeiten. Nachdem Trish Liam in ihr Zimmer geleitet hatte, verschwand sie noch schnell in der Küche um was zu trinken zu besorgen.

„Alles ok bei dir? Du bist ja gar nicht bei der Sache“, unterbrach Liam Trish, als er bemerkte, dass sie ihn gar nicht richtig wahrnahm.

„Hmm. Oh entschuldige. Was hast du gemeint?“

„Dass du nicht konzentriert bist. Du starrst mich die ganze Zeit an, gibst mir aber auf die Fragen null Antworten. Was ist denn?“

„Nichts, alles ok. Ich denk nur gerade an … an den Film, den ich gestern gesehen habe.“

„An den Film von gestern?“ Liam musste grinsen „An welchen?“

„Ähm … Der im Kino kam.“

„Trish! Du gehst unter der Woche nie ins Kino. Weil wir beide ja wissen das am nächsten Tag Schule ist. Also an was hast du wirklich gedacht?“

Trish rutschte auf ihrem Sofa hin und her und überlegte, wie sie Liam sagen solle, dass er sich in ihre Gedanken geschlichen hatte.

„Also? Jetzt sag schon. Oder muss ich es aus dir heraus kitzeln? Ich zähle bis 3 … 1 … 2 …“, sagte Liam und erhob sich. Langsam ging er auf Trish zu, die noch immer auf ihrem Sofa saß und sich innerlich schon bereit machte, dass nun nun ausgekitzelt wurde.

„2 ¾ … du wolltest es so … 3.“

Und kaum hatte er die Zahl ausgesprochen saß er auch schon auf Trish und kitzelte sie, bis sie nur noch Tränen lachte.

„Ok, ok ich werde es dir sagen. Ich habe an dich gedacht, an nichts anderes! Nur an dich.“ Trish lachte immer noch, als sie bemerkte, dass Liam aufgehört hatte, sie zu kitzeln und nur noch auf ihr saß und sie anschaute. In seinem Gesicht standen Schreck und Verzweiflung.

„Was ist denn? Ist alles in Ordnung. Ich weiß, dass ich das nicht hätte sagen sollen, aber …“

„Es ist ok.“

„Bist du sicher?“

„Ja ganz sicher. Warum?“

„Weil du mich anglotzt.“

Liam sah Trish in ihre Augen und blickte an ihrem Gesicht hinab. Sie hatte Lipgloss auf ihren Lippen, der leicht glitzerte. Liam konnte sich nicht mehr stoppen. Er musste diese Lippen berühren.

„Trish, es tut mir leid, aber …“

„Was tut dir Leid? ...“, fragte sie noch. Konnte jedoch im nächsten Moment nicht weiter reden. Denn urplötzlich lagen ihre Lippen auf denen von Liam. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie Liam an, der ihr einen zärtlichen Kuss auf ihre Lippen hauchte.

„Das tut mir leid“, antwortete er ihr und stand auf um sich auf das grüne Sofa, das in der Ecke stand zu setzen.

„Entschuldige! Ich hätte dich nicht küssen dürfen. Freunde tun das nicht, aber …“ Liam bemerkte, wie Trish auf ihn zu kam und ihm die Hand entgegen streckte. Ohne zu zögern, nahm er sie und stand auf. Trish legte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf.

„Sssccchhh sag jetzt nichts.“ Trish nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie küsste Liam mit der gleichen Zärtlichkeit, wie er sie vor einigen Minuten geküsst hatte. Zuerst langsam, dann etwas fordernder und zum Schluss mit Zunge. Trish fühlte sich frei. Und doch spürte sie, dass es falsch war, was sie gerade taten. Aber sie war in Liam verliebt und hoffte, dass er nun auch Gefühle für sie entwickelte. Liam erwiderte den Kuss und nahm Trish fest in den Arm. Trishs Gedanken setzten aus. Um sie herum verschwand alles. In diesem Moment gab es nur noch Liam und sie. Sie liebte ihn so sehr. Er war ihre große Liebe. Mit ihm bis ans Ende der Zeit. Trish wurde erst bewusst, was in diesem Moment vor sich ging, als es sie anfing zu frösteln. Liam hatte sich zurückgezogen und ihr das Oberteil ausgezogen. Wie hatte Liam das geschafft?

 

„Trish, ich möchte mit dir schlafen“, hauchte er ihr ins Ohr.

„Was?“

„Ich möchte mit dir schlafen?“

Trish wurde ganz anders. Vielleicht lag es auch daran, dass Liam ihr noch immer den Hals küsste. Trish hatte schon viel Erfahrung mit der Sexualität. Immerhin wurde sie aufgeklärt und in der Schule gab es Biologieunterricht. Aber Sex! So richtigen Sex, das war ihr doch etwas zu - puuhh.

„Und wann möchtest du das tun?“, fragte sie und hoffte, dass Liam ihr mit irgendwann oder in der nächsten Zeit antworten würde. Doch dann kam: „Jetzt?“

Liam hatte gespürt, wie Trish sich verkrampft hatte, und sah sie an. „Hast du ein Problem damit? Du magst mich doch, oder?“

„Ja schon, aber ich …“

„Na also. Und ich mag dich. Was spricht also dagegen, wenn wir Sex miteinander haben. Ich verspreche dir auch zärtlich zu sein“, sagte er zu ihr und küsste sie. Na schön … Trish war zwar happy, denn sie würde das erst mal mit Liam intim sein. Doch die nagst die sie hatte war sicherlich berechtigt. Liam war immerhin der erste Mann, der sie berühren und sogar entjungfern würde. Ach was stellst du dich an, - tadelte sie sich in ihrem Kopf. So schlimm wird’s schon nicht sein. Alles cool. Trish atmete ganz normal und lächelte sogar als Liam sie zum Bett führte. Sie liebevoll entkleidete. Sich ein Kondom aus der Tasche nahm und sich dann zu ihr setzte. Was sollte also schlimm werden? Doch als Liam aufstand, um sich zu schützen, bekam Trish große Augen und die Angst war wieder da. Liam war alles andere als klein gebaut. Er stand vor ihr mit einer prächtigen Erektion, die geradezu danach lechzte, in sie einzudringen.

Dieses große Ding sollte in sie rein – nein, niemals! - ging es Trish durch den Kopf. Und im nächsten Augenblick - Feigling, Angsthase! Reiß dich zusammen.

Trish konnte nur noch an eines denken - Liam und sie zusammen in ihrem Bett. Liam und sie miteinander vereint. Was ihr aber am allermeisten Kopfzerbrechen machte, war das Liams großes Ding gleich in sie eindrang. Sie konnte nicht mehr klar denken. Freunde tun doch so was nicht! Liam verteilte kleine Küsse auf ihrem Hals. Ein Gefühl, das sie bisher nicht kannte. Immerhin war Liam der erste Junge, den Trish an sich ran ließ. Überall kribbelte es. Ihr Kopf war leer und um sie herum war alles Schwarz. Das einzige Bild, das sie in ihrem Kopf war, das eines großen Bohrers der sich direkt auf sie stürzte. Trish nahm nichts mehr wahr. Nicht einmal Liam, wie er sich auf sie rollte und in sie eindrang. Liam hatte das Hindernis gespürt. Trish war schließlich nicht das erste Mädchen, dem er die Jungfräulichkeit nahm. Trish hatte keinerlei Erfahrung mit Geschlechtsverkehr und so ließ Liam sie, nachdem er sie geöffnet hatte wieder frei. Liam blickte Trish an. Sie sah so zerbrechlich aus, wie sie da lag. Die Augen verkrampft geschlossen. Vielleicht hatte sie geahnt, dass es schmerzlich sein würde. Liam rollte sich von ihr herunter und zog sich an. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, bei Trish nach Sex zu betteln. Er hätte wissen müssen, dass er ihr Erster sein würde. Schuldig und mit seinem Gewissen nicht zu vereinbaren packte er seine Sachen, gab Trish noch einen Kuss und verschwand. Kein Tschüss. Kein Danke für den Sex – nichts! Er hatte sie benutzt wie ein Stück Scheiße. Ok, ich bin nun keine Jungfrau mehr, - ging es Trish durch den Kopf, als sie Minuten später in der Dusche stand und den Schmutz wegwischte, dass ihr das kleine und kurze Erlebnis hinterlassen hatte. Romantisch ist was anderes, aber immerhin einer der nicht Walross geschrien hatte. Keiner Seele wollte sie etwas sagen. Nur Liam und sie sollten das Geheimnis wahren. Liam sprach kein Wort mehr darüber. Er kam auch nicht mehr zum Lernen. Nichts! Er behandelte sie wie Luft, was Trish mehr in Mitleidenschaft zog als alles andere. Sie würde ihren wohl besten Freund verlieren - doch wie sollte sie ihm sagen, das sie das nicht wollte?