Das Schicksal der Straßenhure

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Das Schicksal der Straßenhure
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Betty Zoulin

Das Schicksal der Straßenhure

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Über das Buch

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Impressum neobooks

Über das Buch

Ihre neue Tätigkeit läuft ganz gut – dabei hat sie das zu Beginn nur zum Spaß gemacht. Aber das Kennenlernen der Regeln, die in dieser Stadt gelten, steht ihr noch bevor. Jemand macht sie eines Tages darauf aufmerksam – und sie kann entweder mitspielen oder gehen. Soll das nun ihr Schicksal sein?

Kapitel I

Wieder einmal stand Clara hier und sah sich um. Wie lange lief das nun schon so? Ein paar Wochen oder doch Monate? Von jenem Typen, der sich für ein „kleines Trinkgeld“ mit ihr treffen wollte, wusste sie nicht sehr viel. Hoffentlich verstand auch der, was damit gemeint war. Er würde sicher von der anderen Seite her auftauchen, also ging sie weiter. Seit wann war dieses gewisse Gefühl in ihrem Magen wieder da?

Ein weiteres Mal atmete sie tief durch und sah sich um. Viele Leute waren um diese Zeit nicht unterwegs und sie sogar etwas zu früh hier. Dabei hatte er noch gefragt, wie schnell sie es schaffen würde. In höchstens einer Stunde, hatte sie geantwortet – und das war sein Angebot gewesen. Dann wartete sie eben noch ein wenig und warf vielleicht einen Blick auf die Schaufenster dort drüben. Vielleicht würde sie das Geld gleich in dem Laden dort investieren. Immerhin hatte der Typ ungefähr beschrieben, wie er aussah. Manche schickten ihr sogar ein Bild – aber die meisten sprachen sie ohnehin zuerst an.

Ein bisschen zittrig fühlte sie sich immer noch. Weil es diesmal ein doch ein um ein paar Jahre älterer Mann war und sie gerade einmal 19? Der würde ihr aber sicher gleich das Geld geben und nicht vielleicht versuchen, sich herauszureden. Wie einer einmal. In ein privates Kontaktprofil konnte sie natürlich keinen Preis schreiben, da mussten Andeutungen reichen. Ach was, es herrschte helles Tageslicht, und wie sollte ein privates Treffen sonst aussehen? Wo sie in ihrer Beschreibung stets andeutete, dass sie sich das lange Herumreden in einem Lokal ersparen wollte?

Sie setzte sich kurz auf eine Parkbank und ließ ihren Blick nach jemand umherschweifen, der es sein konnte. Ja, vor drei Monaten oder so war so ein Treffen mit einem Mann wirklich sehr prickelnd gewesen. Den sie fast schon als ihren neuen Freund gesehen hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt, wo er ihr einige Geldscheine hingelegt hatte. Sie wollte doch keinen Mann ein zweites Mal treffen, der sie für eine Hure hielt! Aber gut, sie hatte es mit ihrem Auftreten vielleicht etwas übertrieben – und das Geld eben eingesteckt.

Die Gegend hier musste in letzter Zeit ein wenig umgebaut worden sein, wie ihr auffiel. Hoffentlich war das auch ihrem Verehrer bekannt, und er fand zu der von ihr vorgeschlagenen Stelle. Noch etwas mehr als ein paar Minuten waren es nun bis zur vereinbarten Zeit. Sollte sie hierbleiben oder doch ein bisschen auf und ab gehen? Oder wäre es womöglich spannend, ihn einige Minuten lang warten zu lassen? Ihn vielleicht sogar aus der Entfernung zu beobachten und zu sehen, ob sie mit dem wirklich was haben wollte? Wenn ihr immer Unmengen von Männern auf ihre alten Kontaktanzeigen schrieben, dann konnte sie sich schließlich frei jemand aussuchen.

Eines der Schaufenster erregte ihre Aufmerksamkeit ganz besonders. Speziell das von den Farben her interessante Sommerkleid, das dort zu sehen war. Genau ansehen konnte sie sich das nachher immer noch. Irgendwie hatte sie so ein Gefühl, dass er einfach nicht auftauchen würde. Genau, das musste der Grund für ihre Unruhe sein.

Aber wenn, wo wollte er dann überhaupt mit ihr hin? Sie hätte das genauer vereinbaren sollen. Bei sich zuhause oder einfach mit ihm mitgehen? Ach, das würde sich schon ergeben. Womöglich schnell im Stehen in den Kabinen dieses Sex-Shops, den es doch immer hier in einer Seitengasse gegeben hatte. Wo zu bestimmten Zeiten auch gewisse Damen draußen auf der Straße standen. Nein, etwas mehr Stil hatte sie ihm schon zugetraut. Dann wartete sie eben noch ein paar Minuten länger.

Sie warf einen Blick auf die große öffentliche Uhr. Ob sie ihn zur Sicherheit anrufen sollte, ob alles in Ordnung war? Wenn an diesem Tag nichts mit ihm lief, konnte sie hier ja auch auf einen Kaffee gehen. Vielleicht einige Blicke auf die Anwesenden im Lokal riskieren … oder lieber nicht. Aber erst einmal hatte dieser unbekannte Mann eine Chance, der etwas von ihr wollte.

Niemand saß auf dieser Parkbank, und es wäre vielleicht keine schlechte Idee, wenn sie direkt dort auf ihn wartete. Sie wollte weitergehen – und hörte auf einmal eine Stimme neben sich.

„Oh, hallo, äh …“

„Ja?“, entgegnete Clara und drehte sich zur Seite.

„Kann es sein, dass wir uns hier treffen wollten?“, fragte der Mann dort.

„Durchaus.“

Sofort tauchte ihr letztes Erlebnis in ihren Gedanken auf. Da hatte sie sich auch mit jemand an einem öffentlichen Ort getroffen, mitten auf der Straße. Ja, wenn sie es sich eingestand, liebte sie eben dieses Prickeln und die Spannung, wie jemand wohl aussehen würde. Auf Fotos bestehen, wo wirklich was zu erkennen war, konnte alles ruinieren. Auch wenn sie dann manchmal zu unruhig wurde, zumindest an diesem Tag.

Aber der hier sah doch gut aus und bemühte sich wohl, ein Lächeln aufzusetzen. Fast war ihr, als hätte er bereits Erfahrungen mit härteren Sachen gesammelt und wollte es nun doch zarter haben. Oder auch nicht. Manche Dinge wären ihr wohl zu heftig, aber … das würde sich schon zeigen.

„Äh, Clara?“, fragte er weiter.

„Genau.“

Er deutete an, ihr die Hand zu reichen und kam dabei noch ein bisschen näher. Sein Blick schweifte umher. Hatte er nicht geschrieben, er wollte vielleicht zuerst was trinken gehen, ganz gemütlich? Dann hätte sie sich deutlicher ausdrücken sollen, dass das bei ihr nicht nötig war. So wie er nun vor ihr stand, konnte es ruhig mindestens bis zur Bettkante weitergehen. Aber nun lag alles an ihm.

„Da gibt es ein Hotel in der Nähe“, setzte er halblaut fort und drehte sich mit ihr um. Meinte er vielleicht diese Absteige? Na schön, auch gut, auch wenn es nicht ihr bevorzugtes war. Wenn sie sich schon mit Männern in Hotel in ihrer Stadt traf. Dieses kannte sie überhaupt nur vom Vorbeigehen, wenn es das war, was sie dachte. So oder so verschwand sie lieber bald mit ihm von hier. Auf einmal hatte sie diesen Gedanken, dass sie hier jemand sehen könnte. Aber wer denn? Ihr Ex-Freund? Sie war längst erwachsen und doch niemand Rechenschaft schuldig.

Dieser Mann hier vollführte sogar wieder einen Schritt zurück und sah sie genauer von oben bis unten an. Klar, wenn er für sie bezahlte, dann durfte er seinen Erwerb auch genau begutachten. Wie ein Stück Ware in einem Geschäft. Natürlich sprach sie es nie aus. Aber wenn der auch dachte, er müsse ihr etwas Geld zustecken, dann nahm sie es eben wieder. Da war doch nichts dabei, wenn von privat zu privat ein kleines Trinkgeld floss. Sonst würde ihr schon was einfallen, ihn daran zu erinnern. Das Zimmer würde er ohnehin bezahlen, wenn er es schon zuerst erwähnt hatte, oder?

Ja, wahrscheinlich meinte er dieses Hotel praktisch um die Ecke von hier, wo die Zimmer auch zu stundenweisen Tarifen vermietet wurden. Zumindest dann, wenn jemand danach fragte. Clara hatte dieses Bild von Geschäftsmännern vor sich, die sich dort während des Tages kurz mit einer kostenpflichtigen Dame zurückzogen. Vielleicht war er auch einer, und sie sollte sich keine Gedanken mehr darüber machen. Es einfach wieder als prickelnde, verbotene Erfahrung verbuchen, von der schon niemand etwas erfahren würde.

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