Gesund ohne Aluminium

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Ein Alien im System

Aluminium ist einer der massivsten Störfaktoren für unser Immunsystem. Es ist für das Immunsystem, das sich aus den primitivsten Lebewesen bis rauf zum Menschen über viele Millionen Jahre entwickelt hat, ein Alien. Ein Unbekannter. Aluminium war nicht vorhanden, als das Leben im Meer entstand. Es war auch an Land nicht vorhanden, bevor wir es mit einem enormen Einsatz an Chemie und elektrischer Energie aus seinen Verbindungen in der Erde geholt haben. Und deshalb gab es für die biologischen Systeme des Lebens auch keine Chance, Strategien zu entwickeln, wie man mit so einem hyperaktiven Element wie Aluminium umgehen soll, wie es am besten entschärft oder raschest wieder ausgeschieden werden kann.

Aluminium wirkt im Organismus toxisch, so wie fast jedes neue Element, das in den Kreislauf des Lebens neu eingeführt wird. Wenn es, so wie bei Impfungen, ins Muskelgewebe injiziert wird, sorgt es für massenhaften Zelltod rund um die Einstichstelle. Die herbeigerufenen Zellen des Immunsystems können mit Aluminium jedoch nichts anfangen. Sie kennen es nicht. Wenn Makrophagen oder andere Fresszellen des Immunsystems Aluminium-Partikel aufnehmen, so wissen sie nichts damit anzufangen. Sie können es weder zerlegen noch ausscheiden und werden darüber hyperaktiv. Makrophagen regulieren und steuern viele andere Immunzellen. Wenn man Pech hat, lösen die Makrophagen über ihre Botenstoffe Alarmreaktionen aus, starten laufend Kaskaden von Entzündungsreaktionen, die sich im Dominoeffekt im Organismus verbreiten können und zu kaum kontrollierbaren Mikroentzündungen führen.

Aluminium sorgt für höchste Alarmstimmung im Immunsystem. Weil es selbst nicht als Problem erkannt wird, warten Abermillionen von patrouillierenden Zellen auf den nächsten Verdächtigen, der sich zeigt. Und wer sich als nächstes zeigt, ist verdächtig. Wir wissen heute aus den Ergebnissen der Allergieforschung, dass man mit Hilfe von Aluminium das Immunsystem gegen beinahe alles was es gibt sensibilisieren kann. Dazu muss es gar nicht gespritzt werden. Wiener Allergieforscher rund um Erika Jensen-Jarolim zeigten, dass es auch genügt, aluminiumhaltige Wirkstoffe wie etwa den »Magenschützer« Sucralfat den Versuchsmäusen oral zu verabreichen und ihr Immunsystem wird auf jedes Beiprodukt scharf gemacht. Wenn Mäuse zusammen mit Sucralfat Erdnüsse bekommen, sind sie fortan gegen Erdnüsse allergisch. Wenn man das Mittel mit Eiern mischt, sind die Mäuse fortan Hühnereiweiß-Allergiker.

Wir wissen heute, dass Aluminium das Immunsystem in eine bestimmte Reaktionsrichtung manipuliert, so dass es eher Antikörper produziert und die zelluläre Immunantwort eher geschwächt wird. Daraus ergeben sich – möglicherweise für viele Wochen und Monate – Abwehrschwächen und Fehlreaktionen, wenn das Immunsystem mit Viren oder Bakterien konfrontiert wird. Normalerweise banal verlaufende Infekte können daraufhin plötzlich einen ernsthaften Verlauf nehmen oder sie dauern ewig, bis die Krankheit endlich besiegt ist. Speziell Kinder sind sehr anfällig für derartige Abwehrschwächen. In Ländern mit schlechten Hygiene- und Sozialstandards kann so eine Krise tödlich enden, wie etwa die Forschungen Peter Aabys und seiner Wissenschaftler des Bandim Health Projects in Dutzenden hochwertiger Studien dargelegt haben (siehe hier).

Vielen Menschen fällt es schwer, die Dimension dieser Gefährdung zu verstehen, weil das Immunsystem im Verborgenen arbeitet und bei gesunden Menschen kaum wahrgenommen wird. Das Immunsystem hat für das Leben die Funktion eines klassischen Schutzengels. Es wurde von der Natur im Lauf der Evolution dafür geschaffen, ein Lebewesen zu schützen und möglichst fit und gesund durch seine Zeitspanne auf Erden zu führen.

Das Immunsystem ist jedoch ein streitbarer und recht sensibler Schutzengel, der sich auch gegen den eigenen Körper wenden kann, wenn er aus dem Gleichgewicht geworfen wird. Und wehe, welche Tragödien dann ablaufen. Wer den Drachen reizt, kann damit eine Kraft heraufbeschwören, bei der alle Künste der Medizin heute nicht reichen, das Monster wieder zu besänftigen.

Deshalb sollten wir alle froh sein, dass wir ein Immunsystem geschenkt bekommen haben, das nichts anderes möchte, als sich ungestört und prächtig zu entwickeln. Wir sollten froh sein, über jedes Gleichgewicht, das wir dabei erlangen. Und es nicht gefährden über leichtfertige Eingriffe.

Je harmloser eine Krankheit, desto schwerer wiegen Nebenwirkungen der Therapie. Je seltener und unwahrscheinlicher ein Risiko, desto strenger sollten die Ansprüche an die Sicherheit der Risikovorsorge sein. Wir haben diese Abwägung seit langer Zeit aus den Augen verloren und uns von den Marketing-Sprüchen der medizinischen Versicherungsvertreter täuschen lassen. Mittlerweile ist das Risiko, das von den zahlreichen Vorsorgemaßnahmen ausgeht, längst höher als jenes von den Krankheiten selbst. Wir leben in einem Zeitalter der medizinischen Kollateralschäden ohne das überhaupt zu merken.

Wir haben vergessen, dass Heilung der Normalfall wäre, auch wenn wir gar keine Medikamente nehmen und nicht zum Arzt gehen. Weil die Natur uns mit dem Immunsystem ein über viele Millionen Jahre entwickeltes hochkomplexes System mitgegeben hat, das über die Abläufe im Organismus über Wissen verfügt, das jenes der Ärzte um Lichtjahre übersteigt.

Doch dem Medizinsystem ist es gelungen, uns diesen Schutzengel madig zu machen, ihn gering zu schätzen und zu verleumden: uns die feste Überzeugung zu vermitteln, dass alle Hilfe nur von außen – nämlich von den Weißkitteln, ihren Pillen und Therapien kommen kann.

Aluminium als Auslöser von Allergien und Asthma

Wenn man bestimmte Therapien und Heilmittel im Tierversuch wissenschaftlich erproben möchte, kann man schwerlich warten, bis irgendwo bei einem Tierarzt genügend kranke Tiere zur Behandlung abgeliefert werden. Diese Tiere wären verschieden alt, verschieden krank, mit unterschiedlichem genetischen Hintergrund und was es sonst noch alles an Einflussfaktoren gibt, welche die Aussagekraft einer Studie verfälschen würden.

Deshalb werden für die Forschung spezielle Tiermodelle künstlich erzeugt. Die Tiere also absichtlich krank gemacht, um sie dann in Studien für Experimente einsetzen zu können. Wenn man beispielsweise Therapien zur Linderung oder gar zur Heilung von Asthma ausprobieren möchte, braucht man Mäuse, Meerschweinchen oder Hasen, die an Asthma leiden.

Wie erzeugt man also eine allergische Atemwegsentzündung, welche dem klinischen Bild einer Asthma-Erkrankung beim Menschen entspricht?

Man muss die Tiere zunächst auf etwas sensibilisieren, gegen das sie allergisch reagieren. Wogegen man sie sensibilisiert, ist nicht so wichtig. Das können Birkenpollen sein, Erdnüsse, Hühnereiweiß oder weniger geläufige Allergene.

In der Forschung wird Häufig Hühnereiweiß verwendet. Genauer gesagt ist es aus Hühnereiweiß gewonnenes Ovalbumin (OVA), das gut dosierbar und im Großhandel für Versuchszwecke mit genormter Qualität und billig zu erwerben ist.

Man bereitet daraufhin Injektionen vor. Dafür nimmt man 10 Mikrogramm OVA, 2.800 Mikrogramm Aluminiumhydroxid als Hilfsstoff und löst beides zusammen in 200 Mikroliter »Phosphatgepufferter Salzlösung« (PBS), der gebräuchlichen bioneutralen Flüssigkeit, die isotonisch und für Zellen nicht schädlich ist.

Den Schaden besorgen die beiden anderen Inhaltsstoffe der Injektion, die durchs Bauchfell in den Bauchraum der Maus gespritzt werden.

Das Aluminiumsalz sorgt bei den Mäusen für eine Entzündung und eine Alarmreaktion des Immunsystems. Das Immunsystem wird im Rahmen dieser Entzündung gegen die Hühnereiweiß-Moleküle scharf gemacht.

Die Mäuse sind also nun gegen OVA sensibilisiert und können sich für zwei Wochen vom Schock erholen, dann wird das Verfahren wiederholt.

Im zweiten Schritt werden die Mäuse – wieder zwei Wochen später in eine so genannte Expositionskammer gebracht und dort für etwa 20 Minuten den Dämpfen eines Aerosolgenerators ausgesetzt. Diese kleine Dampfmaschine bläst feuchte Luft in die Kammer der Mäuse, der eine einprozentige OVA-Lösung beigemengt wurde. Es fliegen also eine Menge winzige Hühnereiweiß-Partikel im Dampf und werden von den Mäusen eingeatmet. Auf den Schleimhäuten in Nase und Hals sowie in der Lunge treffen die OVA-Partikel auf spezifische Antikörper und Zellen der Immunabwehr, die nun Alarm geben, weil sie eine gefährliche Invasion von Fremdeiweiß fürchten, das schon einmal – bei der Entzündung im Bauchraum – unangenehm aufgefallen ist. Die Zellen des Immunsystems schalten auf Notbetrieb, die Mäuse erkranken an einer akuten allergischen Atemwegsentzündung. Nun können also Therapien gegen diese typische Verlaufsform des allergischen Asthmas ausprobiert werden.

Auf diese Art und Weise wurden bereits eine Menge Arzneimittel entwickelt, die man zur Linderung der Symptome von Asthma verkaufen konnte. Heilen konnte man Asthma bisher noch nicht. Das ist vielleicht auch gar nicht beabsichtigt, denn schließlich lässt sich als Therapeut und Medikamentenhersteller von einer chronischen Krankheit wesentlich besser leben als von einer schnöden Heilung, wo man die Patienten nie wieder sieht.

Ich habe eine Wissenschaftlerin, die im Bereich der Allergieforschung tätig ist, gefragt, ob bisher noch niemand auf die Idee gekommen ist, ob nicht auch beim Menschen vielleicht derselbe Mechanismus ablaufen könnte wie bei den Modellmäusen: dass nämlich auch hier über Aluminium aus den verschiedensten Quellen Asthma oder sonstige Allergien erzeugt werden.

Doch, sagte sie, auf die Idee sind schon einige gekommen.

Ob man dann nicht untersuchen könnte, ob die Vermeidung von Aluminium zur Vorbeugung von Asthma und Allergien taugt?

 

Ja, meinte sie, auch auf diese Idee seien schon einige gekommen.

Und, fragte ich, was ist passiert?

Nichts ist passiert, sagte sie, die Förderung der jeweiligen Forschungsprojekte wurde abgelehnt. Nicht einmal, sondern mehrfach. An einen Zufall will sie diesbezüglich nicht mehr glauben.

Die Wissenschaftlerin ersuchte mich, dass ich ihren Namen in diesem Zusammenhang nicht nenne.

Krebs durch Aluminium?

Seit Jahrzehnten steigt die Häufigkeit von Brustkrebs rasant an. Mehr als die Hälfte der Tumore werden im Quadrant neben den Achseln diagnostiziert: Dort wo Roll-on oder Deospray aufgetragen werden. Viele dieser Kosmetikprodukte enthalten als Wirkstoff eine Aluminium-Chlor-Mischung. Diese Chemikalie dringt in die Haut ein und verklebt die Schweißporen. Das oberste deutsche Kontrollgremium, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), stellte den Alu-Deos bisher einen Freibrief aus. Nun stellt sich heraus, dass die Behörde bei dieser Einschätzung einen wichtigen Einflüsterer hatte: die Kosmetikindustrie.

Es ist eines der ungelösten Rätsel bei Brustkrebs: Fast 60 Prozent der Tumoren treten im so genannten »oberen äußeren Quadranten« der Brust auf. Also in jenem Bereich, der den Achseln am nächsten ist. Da die weibliche Brust in fünf etwa gleich große Bereiche – die vier Quadranten und einen zentralen Bereich um den Nippel – gegliedert wird, sollten es rein mathematisch doch nur 20 Prozent sein.

Als Erklärung wird genannt, dass dieser Bereich bei den Achseln eben besonders dichtes Gewebe enthalte und hier besonders viele der milchproduzierenden Zellen versammelt sind, aus denen meist das Krebsgeschehen entspringt.

Die britische Onkologin Philippa Darbre von der Universität Reading im Norden Londons gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und vertiefte sich in historische Aufzeichnungen[12] aus der Zeit bevor massenhaft Deos verwendet worden sind. Und siehe da:[13]In den 1930er- und 1940er-Jahren waren die Tumoren deutlich gleichmäßiger über die gesamte Brust verteilt. Nur 31 Prozent fanden sich damals im »oberen äußeren Quadranten«. Zu Beginn der 1980er-Jahre war der Anteil in England, Wales und Schottland bereits auf fast 40 Prozent angestiegen, mit der Jahrtausendwende übersprang er schließlich die 50-Prozent-Marke. Und jetzt liegt er schon fast beim Doppelten der Vor-Kosmetik-Ära.

»Das«, meint Darbre, »weist deutlich darauf hin, dass Kosmetikprodukte hier eine Rolle spielen.« Sie tippte zunächst auf die Parabene. Schließlich aber fand sie einen anderen, noch deutlich aggressiveren Inhaltsstoff, den sie seit zwei Jahrzehnten erforscht und zu dem sie viele Studien[14] veröffentlicht hat: Aluminium-Chlor-Verbindungen.

Das Wirkprinzip dieser Chemikalie klingt an sich schon reichlich ungesund: Die reaktionsfreudigen Alu-Ionen verschmelzen mit den Zellen der Haut und verkleben dabei die Schweißdrüsen, so dass man kaum noch schwitzt.

Von Seiten der Kosmetikindustrie wurde stets Entwarnung gegeben: Die Haut sei für Aluminium eine unüberwindliche Barriere, Deo-Rückstände würden beim Duschen gleich wieder abgewaschen und falls doch kleine Mengen in den Organismus geraten, so würden sie umgehend ausgeschieden.

»Dabei wird völlig übersehen, dass sich speziell Frauen meist die Achselhaare rasieren«, sagt der französische Toxikologe Olivier Guillard von der Universität Poitiers. Er zeigte mit einem wissenschaftlichen Hautmodell[15], dass das einen gewaltigen Unterschied macht. Bei unrasierter Haut werden 1,81 Mikrogramm (µg) der Aluminium-Chlor-Mischung pro Quadratzentimeter Haut aufgenommen. Wenn die Achselhaare gerade frisch rasiert worden sind, so nimmt die Haut 11,5 µg der Aluminiumverbindung auf. Es geht also sechsmal so viel Gift ins Gewebe.

Darbres Forschungsergebnisse der letzten Jahre ziehen die Darstellung der Industrie ebenfalls massiv in Zweifel. Bereits kurz nach der Anwendung seien die Inhaltsstoffe im Blut nachweisbar, fand sie heraus. Je weiter man von den Achseln weggeht, desto geringer wird die Aluminiumkonzentration im Brustgewebe. Und wenn man die Flüssigkeit aus der Brust krebskranker Frauen mit jener von gesunden Frauen vergleicht, so findet man dort eine doppelt so hohe Konzentration an Aluminium. Besonders beunruhigend sind aktuelle Resultate, in denen Darbre Kulturen lebender Brustzellen im Labor mit minimalen Konzentrationen des Alu-Chlor-Gemisches versetzte, wie sie auch in Deos verwendet werden. Bereits nach einigen Monaten begann ein schockierender Prozess: Unter dem Mikroskop war deutlich sichtbar, wie sich kleine schwarze Zellhaufen bildeten, während in der alu-freien Kontrollgruppe die Zellen völlig unverändert blieben. »Es scheint, dass Aluminium fähig ist, eine normale Zelle in eine Krebszelle zu verwandeln«, lautet Darbres Verdacht.

Darbres Forschungsteam an der Universität Reading ist längst nicht mehr das einzige, das derartige Resultate vorlegt. Ein Genfer Team um den Biologen Stefano Mandriota und den Brustkrebsspezialisten André-Pascal Sappino hat sich der Frage, ob Deos so harmlos sind, wie das immer behauptet wurde, ebenfalls angenommen.

Die Forscher kultivierten für ihre Arbeit[16] gesunde Brustzellen. Diese wurden mit winzigen Mengen von Aluminiumchlorid versetzt – in Dosen, die 1.500 bis 100.000-mal weniger hoch waren als jene in herkömmlichen Deodorants. Nach ein paar Wochen stellten die Forscher fest, dass die Zellen geschädigt waren.

Das Aluminiumchlorid bewirkte in den Zellen ein abnormales Verhalten, das jenem entspricht, das in den ersten Phasen einer tumorartigen Veränderung von Zellen beobachtet wird. Zudem fanden die Forscher eine erhöhte Zahl von so genannten Doppelstrangbrüchen des Erbguts, die ebenfalls mit Krebsentstehung in Zusammenhang stehen könnten.

Die Studie reiche zwar nicht um nachzuweisen, dass Aluminiumsalze, wie sie in klassischen Deos benutzt werden, Brustkrebs auslösten, erklärte Stefano Mandriota, doch sei sie ein wissenschaftlicher Beweis dafür, dass diese Stoffe für Brustzellen schädlich seien.

Im krassen Gegensatz zu diesen Erkenntnissen gab das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jedoch in seinen Publikationen bisher stets grünes Licht für die Alu-Deos. Hier eine der Entwarnungen des BfR aus dem Jahr 2008 im Wortlaut[17]:

»Die geschätzte Aufnahme über die Haut (dermale Resorption) liegt bei 0,01 %. (…) Ein Zusammenhang zwischen einer erhöhten Aluminiumaufnahme aus unterschiedlichen Quellen wie Lebensmitteln, Medikamenten oder kosmetischen Mitteln und einer Alzheimer-Erkrankung wurde bisher wissenschaftlich nicht belegt. Nach Auffassung der Kosmetikkommission besteht kein Risiko durch eine Aluminiumaufnahme aus kosmetischen Mitteln speziell aus Deodorantien.«

Vom wissenschaftlichen Gehalt machte die Risikobewertung des BfR den Eindruck eines recht banalen, wie nebenher verfassten Gutachtens. Die oben zitierte Aussage stützte sich auf wenige kleine Studien und berücksichtigte die neuere kritische Evidenz zum Thema Brustkrebs gar nicht.

Mehrfach wurde ich von Journalistenkollegen kontaktiert, welche im Zuge ihrer Recherchen beim BfR nachgefragt hatten und dort die Auskunft bekamen, Aluminium stelle keinerlei Gesundheitsgefahr dar. Angesprochen auf die Belege, die ich in meinem Buch »Dirty Little Secret – Die Akte Aluminium« sowie in meinen Filmen präsentiert habe, hieß es von Seiten der BfR-Sprecher sinngemäß: »An der Sache ist nichts dran.« Hier würde bloß jemand (also ich) ohne jegliche Substanz Angst verbreiten.

Im Herbst 2013 stand auf der Webseite des BfR dann die Mitteilung, dass die Frage der Sicherheit von Kosmetikprodukten – speziell auch wegen der vielen Anfragen zu Alu-Zusätzen – neu bewertet werde.

Anfang 2014 wurden die neuen Erkenntnisse publiziert[18].

Zur Frage, ob aluminiumhaltige Deos gesundheitsschädlich sind, erklären die BfR-Experten[19] jetzt Folgendes:

»Die geschätzte Aufnahme von Aluminium aus Antitranspirantien liegt möglicherweise im Bereich dessen, was von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als duldbare wöchentliche Aufnahmemenge festgesetzt wurde. Da Aluminium auch aus anderen Quellen, wie beispielsweise Lebensmitteln, aufgenommen wird, könnte diese Menge bei einem Teil der Bevölkerung überschritten werden. Um eine zu hohe Aluminiumaufnahme zu verhindern, sollte ein übermäßiger Gebrauch von aluminiumhaltigen Antitranspirantien daher vermieden werden. Außerdem sollte nach der Rasur oder bei geschädigter Achselhaut ein Deodorant ohne Aluminiumsalze verwendet werden.«

Das klingt immerhin nicht mehr ganz so sorglos, wie die letzte größere Erörterung dieser Problematik, wo es noch sinngemäß geheißen hatte, man brauche sich diesbezüglich überhaupt keine Gedanken machen.

Etwas mühsam zu lesen, aber durchaus interessant sind die Sitzungs-Protokolle, welche auch über die Hintergründe der Entscheidungsfindungen Aussagen zulassen.

Das Protokoll zur 11. Sitzung der Kosmetik-Kommission[20], die im Mai 2013 stattfand, wurde am 23. Januar 2014 (!) veröffentlicht. Darin wird zum Tagesordnungspunkt Aluminium ein interessantes Faktum erwähnt. Dass nämlich bei einer der zurückliegenden Sitzungen des BfR (am 23. November 2011) ein Vertreter der Industrie anwesend war. – Zitat aus dem Bericht: »Damals stellte ein Vertreter der Industrie eine Expositionsberechnung vor, bei der sich unter der Annahme einer Penetrationsrate von 0,012% eine systemische Expositionsdosis (SED) von 9 µg/Person/Tag bzw. 0,15 µg/kg KG ergab.«

Damit, hatte der Industrievertreter der BfR-Kommission erklärt, liege das Risiko um das 200-fache unter dem Grenzwert. Also weit jenseits jeglicher Gefahr. Der Vertreter bezog sich dabei auf eine Ministudie aus dem Jahr 2001, an der gerade einmal zwei Personen teilgenommen hatten. Genau diese Studie[21] wurde aber in den BfR-Entscheidungen stets als wichtiger wissenschaftlicher Hinweis für die Harmlosigkeit der Alu-Deos genannt, weil doch angeblich damit bewiesen wurde, dass nur 0,01 Prozent der aufgetragenen Alu-Verbindung von der Haut aufgenommen wird.

Bei der aktuellen Sitzung des BfR war nun ein neuer Experte anwesend, von dem im Bericht keine Industrienähe gemeldet wird. Und siehe da, er kam nun zu gänzlich anderen Resultaten. – Zitat aus dem Protokoll:

»Ein Experte berichtet zum aktuellen Sachstand von Aluminium in kosmetischen Mitteln und stellt eine neue Expositionsberechnung nach Notes of Guidance vor. Aus einem neuen, nach OECD-Richtlinie durchgeführten in vitro-Versuch ergaben sich Penetrationsraten in Abhängigkeit von der Formulierung zwischen 0,3 (für ein Roll-On) und 1,61 µg/cm 2 (für ein Aerosol). Anhand dieser Penetrationsraten ergäben sich weitaus höhere systemische Einträge.«

Demnach werde allein über Deos so viel Aluminium in den Körper aufgenommen, dass damit der Grenzwert der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für die »tolerierbare wöchentliche Aufnahme« von einem Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bereits erreicht werde. Also keine Rede mehr von einem 200-fachen Sicherheitsabstand.

Umgerechnet auf diesen Grenzwert, schreiben die BfR Experten gilt bei einem 60 Kilogramm schweren Erwachsenen eine »systemisch verfügbare Dosis von 8,6 µg Aluminium pro Tag als unbedenklich«.

8,6 µg Aluminium?

Sehen wir uns nochmal an, wie viel Aluminium aus Deodorants in der oben erwähnten französischen Studie von der Haut aufgenommen wird. Bei gesunder unverletzter Haut wird 1,81 µg aufgenommen, bei frisch rasierter Haut 11,5 µg. Und zwar pro Quadratzentimeter!

Man braucht also nicht einmal einen halben Quadratzentimeter pro frisch rasierter Achsel mit Deo bestreichen, um den Tages-Grenzwert vollkommen auszuschöpfen.

Wie ist es möglich, dass sich die wissenschaftlichen Studien in ihren Resultaten voneinander um das 200-fache unterscheiden – je nachdem wer die Studie finanziert hat? Daraus entspann sich im Plenum des BfR eine Diskussion, bei der u. a. Kritik an den Mängeln der vorangegangenen – vom Industrie-Lobbyisten – vorgetragenen Studie aufkam. Der Bericht des BfR fasst den Abschluss der Debatte folgendermaßen zusammen:

 

»Aufgrund der insgesamt schlechten Datenlage zum Thema dermale Penetration sei es schwer, eine vernünftige Expositionsbetrachtung zu machen. Es bestehe dringender Bedarf an einer OECD-konformen in vivo-Studie unter Anwendungsbedingungen.«

Es sollte also jemand forschen?

Auf der Homepage des BfR[22] gibt es ein Übersichtspapier, welches Daten und Fakten zum BfR auflistet. Gegründet wurde das BfR im Jahr 2002 als Anstalt öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Mit letztem Zählstand von Ende 2012 beschäftigte das Institut in seinen drei Berliner Standorten zusammen genommen 775 Mitarbeiter, darunter 302 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Wenn »dringender Bedarf« besteht an zuverlässigen Anwendungsstudien, um endlich einmal die Frage zu klären, wie viel des toxischen Alu-Chlor-Gemisches über die Antitranspirantien nun tatsächlich in den Körper – und damit auch ins Brustgewebe – gelangt, was hindert das BfR, diese Frage selbst zu klären?

Hierzu noch ein Blick in die Aufgaben des BfR: »Das BfR hat den gesetzlichen Auftrag, Forschung zu betreiben, soweit diese in engem Bezug zu seinen Arbeitsschwerpunkten und Tätigkeiten steht und für die Wahrnehmung der gesetzlichen Aufgaben nötig ist.«

Unter den mehr als 300 beim BfR angestellten Wissenschaftler wären sicherlich einige für diese Aufgabe zu gewinnen.

Nachdem sich damit hoffentlich zweifelsfrei klären lässt, wie viel Aluminium in die Haut geht, schließe ich mich gleich mit einer Inspiration für eine mögliche weitere Fragestellung an: Hochinteressant wäre nämlich auch, was die toxischen Aluminium-Ionen dann – nachdem sie die Haut durchdrungen haben – im Brustgewebe machen. Auch hier gibt es großen Bedarf an Industrie-unabhängiger Forschung.

Wir haben in der EU eine Heerschar von Wissenschaftlern, die im öffentlichen Dienst angestellt sind und aus Steuergeldern bezahlt werden. Es wäre höchste Zeit, wenn zumindest ein Teil davon gesundheitlich relevante Fragen untersucht, deren Beantwortung im Interesse der Bevölkerung schon längst überfällig ist.