Teppichboden - der textile Tausendsassa

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1.6 Kampf dem bösen Mikrokosmos

Benutzer von Hart- bzw. Glattböden akzeptieren eine Verschmutzung dieser Belagsart eher als eine Anschmutzung von Teppichböden. Selbst die „berühmten“ dunklen Streifen, hervorgerufen durch Schuhwerk, werden hingenommen. Das mag damit zusammenhängen, dass es als sehr angenehm bewertet wird, Parkett-, Linoleum- und PVC-Böden feucht bzw. nass wischen zu können. Oft sind diese jedoch nicht absolut glatt, sondern bieten Mikroorganismen Schlupfwinkel. So sind aufgewischte Flecken für das Auge zwar unsichtbar, aber Feinstteile befinden sich immer noch im Belag. Nur selten sind Glattböden so sauber, wie sie aussehen. Erst durch kompaktere Stoffe (z. B. Polyurethan, Parkettversiegelungen) können diese Beläge verdichtet werden.

Zudem werden Glattbeläge mit den üblichen Nassreinigungsmethoden zwar nass, aber nicht sauber, weil die trockenen, staubigen Verschmutzungen sich nachweislich „einrollen“. Ähnlich wie Kakaopulver in kalter Milch oder Mehl, das mit Wasser übergossen wird, rollt sich der Schmutz in Wasser ein. So wird der Mob bzw. das Reinigungstuch über den Schmutz bewegt, ohne ihn wirklich aufzunehmen. Nur durch den zusätzlichen Einsatz chemischer Mittel kann der Schmutz so weit vorbereitet werden, dass eine Bindung und somit eine wirkungsvolle Entfernung möglich ist.

Geradezu explosionsartig wachsen beim üblichen Nassreinigungsverfahren Keime, deren Lebenselixier eben dieses Wasser ist. So befinden sich ungefähr eine Stunde nach erfolgter Nassreinigung nachweislich 300 bis 400 % mehr Keime auf Glattböden als unmittelbar vor der Reinigung.

Im Gegensatz dazu kommt Teppichboden im Regelfalle nur ausnahmsweise mit Wasser in Kontakt. Anstatt nass zu wischen, wird er einfach mit einem Bürststaubsauger abgesaugt. Untersuchungen im Krankenhaus haben zudem gezeigt, dass nicht der nass gewischte Belag der hygienische ist, sondern der Belag, der mit Wasser möglichst nicht in Berührung kommt – also Teppichboden. Dieser Umstand hat zur Folge, dass Krankenhäuser immer öfter Teppichböden in die Stationsflure und Patientenzimmer einbringen. Auch Schulen und Kindergärten sind zunehmend am Produkt Teppichboden interessiert.

Nicht außer Acht lassen sollte man auch den „Sammel-Effekt" von textilen Böden. Es ist sicher unbestritten, dass die Teppichbodenfasern Staub besser festhalten als Glattböden. So wird bei jeder Bewegung auf Parkett und PVC, Linoleum, Steinen, keramischen Fliesen und Marmor Staub auf und hinter der jeweiligen Person hergewirbelt. Teppichboden hält den einmal mit ihm in Berührung gekommenen Staub so lange fest, bis er durch Absaugen oder eine Intensivreinigung beseitigt wird.

Die Staubbindungskräfte von Teppichboden sind so hoch, dass bei ihm eine bis zu 15-fach höhere Luftanström-Geschwindigkeit als bei Glattboden nötig ist, um Staubpartikel von ihm zu lösen und in die Atemluft zu befördern. Speziell für Hausstaub(milben)allergiker ein segensreicher Umstand.

Dieser Sachverhalt ist kaum jemandem bekannt. Im Gegenteil dazu unterstellt man dem Teppichboden, Allergien auszulösen. Es ist jedoch bis heute noch kein einziger Fall bekannt, bei dem ein Teppichboden allergieauslösend gewesen wäre.

Viel mehr Wert sollte der Betreiber darauf legen, dass die Ursachen einer Verkeimung – nämlich schlechte Pflege und Reinigung des Belages – beseitigt werden. Zumal dieser Umstand auch die Lebensdauer des Teppichbodens erheblich beeinflusst.

Die Keimbelastung der Luft in Räumen, die mit Teppichboden ausgelegt sind, ist signifikant niedriger als bei denen, die mit Glattböden ausgestattet sind. So erfolgt nach Prof. Dr. Grün die Ablösung von Teppichböden erst bei Anströmungs-Geschwindigkeiten von 4,5 bis 5,5 m/​Sek., was einer Windstärke von 2 bis 3 entspricht. Diese liegt in Wohnungen selbst bei Zugluft und unter Türritzen mit ca. 1 bis 2 m/​Sek. darunter.

Die normale Luftströmung im Wohnbereich beträgt ungefähr 0,1 bis 0,3 m/​Sek. Nur im Bereich der Türbewegungen werden viel höhere Geschwindigkeiten erreicht. Demnach kommt es bei Teppichböden nicht zu Staubaufwirbelungen.

1.7 Entsorgung von Teppichböden

Selbst die Entsorgung bzw. das Recycling ist für die Teppichbodenindustrie trotz des komplizierten, heterogenen Aufbaus eines Teppichbodens keine unlösbare Aufgabe geblieben. Für viele Kritiker und selbst für Fachleute eine faszinierende Tatsache: Teppichboden ist recycelfähig. In Deutschland beschäftigen sich inzwischen einige Recyclinganlagen ausschließlich mit der Wiederverwertung von Teppichbodenresten und Altbeständen. Wenn also der Teppichboden einmal entfernt werden muss, ist es nicht mehr nötig, dieses grundsätzlich wertvolle Produkt auf Müllhalden zu deponieren.

Andererseits ist Teppichboden geparkte Heizenergie. Der Brennwert eines synthetischen Teppichbodens liegt etwa bei dem von Heizöl und kann somit in Müllverbrennungsanlagen Energie erzeugend verbrannt werden. Vor allem deshalb, weil in solchen Verbrennungsanlagen zur Aufrechterhaltung des Betriebes ansonsten üblicherweise Heizöl verbrannt wird, erscheint die thermische Lösung durchaus sinnvoll.

Mit der heutigen Verbrennungstechnik ist dabei eine erheblich schadstoffärmere Verbrennung möglich als bei der Verbrennung von natürlichen Rohstoffen im privaten offenen Kamin – aber auch das weiß kaum jemand.

1.8 Belastung

Eine weit verbreitete Meinung lautet, dass Glattbeläge – egal welcher Art – preiswerter, stärker belastbar, länger haltbar und besser zu reinigen sind als Teppichböden. Was hat es jedoch mit solchen Behauptungen auf sich?

Nahezu alle Nutzer diverser Glattbeläge behaupten, dass die von ihnen gewählte Belagsart besonders strapazierfähig ist. Schaut man sich aber einmal die Bodenbelagssituation etwas genauer an, stellt man fest, dass lediglich drei Oberflächenarten einer direkten Nutzung ausgesetzt sind:

1 kalkhaltige Natursteine (Marmor und Travertin) aus optischen Gründen,

2 kalkfreie Natursteine (Granit und granitähnliche Steine, Schiefer, Sandstein etc.) sowie

3 geschlossene, hart gebrannte keramische bzw. glasierte Fliesen.

Alle anderen Glattbelagsoberflächen bedürfen einer eher aufwendig und kostenintensiv durchgeführten Grundreinigung bzw. Einpflege. Dabei fungiert der Glattbelag lediglich als Träger für die nötige aufzubringende Chemie. Ohne diese „Versiegelung“ wäre ein Glattbelag nicht annähernd so strapazierfähig und leicht zu reinigen, wie immer wieder suggeriert wird.

Korkbelagsoberflächen erhalten beispielsweise eine PVC- oder Polyurethan-Beschichtung, damit eine Nutzung als Bodenbelag überhaupt möglich ist. Linoleumbeläge werden mit einer Polyurethan-Beschichtung ausgerüstet, die eine Reinigung bei überschaubaren Kosten erlaubt. Würde das nicht geschehen, würde alleine das Wachsen der Oberfläche schier unbezahlbar werden. Dies gilt in gleichem Maße ebenso für Gummi und Parkett. Hierbei ist die Beschichtung absolut qualitätsentscheidend. Selbst die allgemein als dicht angesehenen PVC-Belagsoberflächen werden meist mit Polyurethan „gehärtet“.

Der Nutzer strapaziert also jeweils immer nur die Schutzschicht – nie den Belag selbst.

Ohne ausreichenden Chemieeinsatz in Form solcher Veredelungen wären sowohl der Verschleiß als auch der Reinigungsaufwand bei allen diesen Glattbelägen geradezu unzumutbar hoch.

Teppichboden hingegen wird direkt und unmittelbar – also ohne jeglichen schützenden Chemiefilm – Belastungen und Schmutz ausgesetzt. Man bewegt sich demnach auf genau dem, was man gekauft hat – Wolle, Polyamid etc. Man bewegt sich beispielsweise damit nicht auf einem Linoleumträger mit chemischer PUR-Versiegelung, bei dem das Linoleum lediglich eine Alibifunktion übernimmt.

Somit hinterlässt der Glattboden auch in dieser Kategorie keinen überragenden Eindruck.

1.9 Reinigungsaufwand

Ebenfalls vertreten nahezu alle Nutzer diverser Glattbeläge die Meinung, dass die von ihnen gewählte Belagsart besonders einfach und leicht zu pflegen und zu reinigen ist; weil sie davon ausgehen, dass ihr jeweiliger Belag nur mit Wasser gereinigt wird – was selbstverständlich nicht der Fall ist. Betrachtet man sich also auch hier einmal die Bodenbelagssituation etwas genauer, stellt man fest, dass es in Wirklichkeit statt „einfach und leicht“ eher „kompliziert und risikoreich“ heißen müsste.

Reinigungstechnisch heißt Pflegen „Wert erhalten“. Bei Teppichboden wird die Unterhaltsreinigung mit dem Wort Pflege umschrieben. Hierbei wird der lose Schmutz abgesaugt, und Flecken werden entfernt. Bei Glattbelägen geschieht die Pflege durch das Aufbringen, Verdichten und Polieren von chemischen Substanzen, die die Belastbarkeit des Bodenbelages gewährleisten sollen. Im Reinigungsjargon gilt Teppichboden als nicht pflegebedürftig, da keinerlei schützende Chemie eingesetzt werden muss.

Kompliziert wird es bei der Auswahl der Pflege- und Reinigungssubstanzen. Während für den Teppichbodenbereich jeder Reinigungsmittelhersteller durchschnittlich nicht mehr als zwei bis drei Reinigungsmittel anbietet, verfügen dieselben Hersteller über eine schier unüberschaubare Vielzahl von Pflege- und Reinigungssubstanzen für Glattbeläge.

Unterschieden werden muss zwischen Wischpflege auf Basis von wasserlöslichen Polymeren, Seifen oder Wachsen sowie wasserunlöslichen Pflegefilmen als Emulsionen, Dispersionen, Porenfüller, Imprägnierungen oder Hartglanzwachse. Einpflegen, Polieren, Cleanern, Opferschicht, Grundreinigung, Pflegefilmsanierung, weißes, beiges, rotes, blaues, grünes, braunes und schwarzes Pad sowie ESM, Schnellläufer, High-Speed und Ultra-High-Speed sind weitere Fachbegriffe – und das nur alleine bei der Pflege und Reinigung von Glattbelägen.

 

Bei einer derartigen Vielfalt an Begriffen, Substanzen, Verfahren und verschiedenen Belägen muss man grundsätzlich von einem hohen Fehlerpotenzial ausgehen.

Aus der Erfahrung heraus darf davon ausgegangen werden, dass kaum eine Reinigungskraft die Qualität und Güte eines Bodenbelages richtig einzuschätzen weiß. Ebenso weiß sie aus diesem Grunde auch kaum, welches Reinigungsmittel sie in welcher Konzentration und Reihenfolge einsetzen darf. So werden beispielsweise kalkhaltige Baustoffe immer noch mit sauren Reinigungsmitteln in Kontakt gebracht, obwohl Kalk (z. B. Marmor und Travertin) bereits durch schwache Säuren beschädigt wird.

Da Glattböden regelmäßig (täglich) nass gereinigt und/​oder gebohnert und poliert werden – weil sie unbedingt glänzen sollen –, müssen Schichten aufgetragen werden, die ein Bohnern gestatten und eine eventuelle Reparatur ermöglichen. Die auf diese Weise hergestellte sogenannte „Opferschicht“ ist im Regelfall mindestens drei Auftragsschichten dick. Sie wird, wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, während der Nutzung verschleißtechnisch geopfert. Nicht der Belag hält der Beanspruchung stand, sondern vor allem und in erster Linie die Opferschicht.

Parkett- und Kork-Böden lassen sich feucht, Linoleum-Böden sogar nass wischen, was als sehr angenehm bewertet wird. Ohne Beschichtung wären deren Oberflächen jedoch nicht glatt und weitestgehend geschlossen, sondern böten Schmutzpartikeln und Mikroorganismen in umfangreichem Maße Schlupfwinkel. Erst durch kompaktere Stoffe werden diese Beläge verdichtet und so benutzbar gemacht.

Wie bereits beschrieben, sind zwar selbst unter diesen verbesserten Umständen aufgewischte Flecken für das Auge unsichtbar, Feinstteile befinden sich aber immer noch auf dem Belag.

Zudem werden Glattbeläge (wie bereits ebenfalls beschrieben) mit den üblichen Nassreinigungsmethoden wie der Zweieimerwischmopp-Methode zwar nass, aber nicht wirklich sauber, weil die trockenen, staubigen Verschmutzungen sich nachweislich „einrollen“.

So wird der Mob bzw. das Reinigungstuch über den Schmutz bewegt, ohne ihn wirklich aufzunehmen. Nur durch den zusätzlichen Einsatz chemischer Mittel kann der Schmutz so weit vorbereitet werden, dass eine Bindung und somit eine wirkungsvolle Entfernung möglich ist.


Nur selten sind Glattböden so sauber, wie sie aussehen. Bei genauer Betrachtung erkennt man die Wischspuren, was nichts anderes bedeutet, als dass es dort – an diesen Stellen – eindeutig nicht sauber sein kann, denn für Glattböden gilt „… nur was richtig sauber ist, kann richtig glänzen …“!

Und auch die jährlich durchzuführende Grundreinigung mit nachfolgender Beschichtung, die bei fast allen Glattbelägen durchgeführt werden sollte, um ihre Nutzungseigenschaften erhalten zu können, wirkt wie ein Akt der Verzweiflung – und das in zweifacher Hinsicht.

Die Grundreinigung muss durchgeführt werden, um die Verschmutzung in der Opferschicht zu entfernen und die gleichmäßige Schichtbildung gewährleisten zu können, die in der Nutzungszone (Begehbereich) geringer ist als an den ungenutzten Seiten.

Dazu wird wiederum Chemie eingesetzt, die nur unter Verwendung von Schutzkleidung angewendet werden darf. Während des Einsatzes müssen die zu behandelnden Räume für die Nutzung gesperrt werden. Nachdem die alten schmutzigen Schichten gelöst und entfernt wurden, wird der Boden neutralisiert, um die neue Beschichtung aufbringen zu können. Problemlos geschieht das jedoch nicht. Immerhin muss der unbeschichtete, pure Belag absolut trocken und sauber sein, da die nun aufgebrachte Beschichtungssubstanz den Schmutz sonst bis zur nächsten Grundreinigung versiegeln würde. Und ganz wichtig ist, dass die Beschichtung keinerlei Blasen beinhalten darf – ein nahezu unmögliches Unterfangen.

Während geschlossene Blasen „nur“ für unschöne Oberflächen sorgen, führen aufgeplatzte Blasen zusätzlich zu schlechteren Pflege- und Reinigungsergebnissen. Derart bearbeitete Flächen werden nach der Trocknung der Beschichtung mit durchschnittlich drei Opferschichten eingepflegt.

Nach ca. 40 bis 60 Minuten sind ca. zehn Quadratmeter komplett fertig. Davon einmal abgesehen, sind die kostenintensiven Pflege- und Reinigungsvorgänge den Auftraggebern oftmals zu teuer. Weil sie den Sinn einer Werterhaltung nicht erkennen, lehnen sie die entsprechenden Vorgänge ab und minimieren diese auf Kosten der Hygiene und eines erhöhten Verschleißes des Bodenbelages.

Im Verhältnis dazu sind die Kosten für die Unterhaltsreinigung bei Teppichboden (Bürststaubsaugen) eindeutig niedriger als bei Glattböden, die – wie beschrieben – nass gereinigt und/​oder gebohnert und poliert werden müssen. Durch Zentralreinigungssysteme und Intervallreinigungen können diese Kosten nochmals zum Teil erheblich niedriger ausfallen. Bei Teppichböden ist selbst eine verhältnismäßig kompliziert anmutende Grundreinigung im Vergleich zur Glattbodenbehandlung geradezu ein Kinderspiel und bedarf nur eines Bruchteils an Zeit.

Sicher ist eine Fleckenbehandlung bei Teppichboden relativ aufwendig. Die Wischfähigkeit ist bei Teppichboden extrem eingeschränkt. Flecken lassen sich nicht einfach wegwischen wie bei Glattböden. Um eine großflächige Verschmutzung entfernen zu können, muss eine Maschine eingesetzt werden; die Flüssigkeit muss aufgesaugt werden. Eine Fleckentfernung (Detachur) lässt sich demnach nicht einfach durch Wischen durchführen, sondern je nach Größe der Verschmutzung mit Tupfbewegungen bis hin zum Maschineneinsatz. Allerdings sind mehr als 80 % der herkömmlichen Verunreinigungen wasserlöslich.

1.10 Nutzung

Gerne wird die Haltbarkeit von Glattbelägen geradezu übertrieben lang dargestellt. Teppichböden hingegen billigt man eher eine kurze Lebenszeit zu. Auch dieses Verhältnis wirkt bei genauem Hinsehen völlig verzerrt. Setzt man eine fach- und produktgerechte Pflege und Reinigung genauso voraus wie ein Austauschen beschädigter Stellen, hält ein Teppichboden mindestens ebenso lange wie ein Glattbelag. Das Problem ist demnach nicht der Belag selbst, sondern die Reinlichkeit seiner Eigentümer bzw. Reinigungskräfte.

Der vorherrschenden Meinung, dass vorab beschichtete, also bereits vom Hersteller versiegelte Glattbeläge keine Pflege benötigen, wird an dieser Stelle vehement widersprochen. Im Gegenteil; diese Ausrüstung verschleißt im Laufe der Nutzung und verleiht dem Glattbelag dadurch ein unschönes Aussehen. Ein derartig ausgerüsteter Belag kann aber nur höchst selten problemlos eingepflegt werden, da die industriell aufgebrachten Versiegelungen im Regelfall keine anderen auf sie aufgebrachten Substanzen akzeptieren. Aus diesem Grund muss die sogenannte Permanentversiegelung, wenn sie verschlissen ist, komplett entfernt werden, was zum Teil einen unglaublich großen Aufwand darstellt.

Aus diesem Grund kann der Glattboden auch in dieser Kategorie nicht wirklich punkten.

1.11 Die Vor- und Nachteile auf einen Blick


Fazit

Teppichböden haben sich seit Jahrzehnten bewährt, sie nehmen den Räumen die Nüchternheit, ohne die Sachlichkeit zu beeinträchtigen. Teppichböden schaffen eine komfortable, stilvolle Atmosphäre, bieten ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ein Höchstmaß an Sicherheit. So tragen sie durch ihre physikalischen Vorzüge, wie die Schall absorbierende Wirkung und die Trittsicherheit, wesentlich zum Wohlbefinden und zum besseren Arbeitsklima bei.

Keine andere Bodenbelagsart kann sich mit den positiven Eigenschaften des Teppichbodens auch nur annähernd messen. Teppichboden vereinigt in sich alle die Vorteile, die andere Bodenbeläge für sich nur einzeln bieten, und das bei einer sehr geringen Anzahl von Nachteilen.

Die Behauptung, dass Glattbeläge – egal welcher Art – stärker belastbar, länger haltbar und besser zu reinigen sind als Teppichböden, können nur keramische Fliesen, Marmor, Granit und Gneis für sich geltend machen. Für alle anderen Glattbelagsarten gilt dies eindeutig nicht.

1.12 Vorurteile

 Behauptung: „Teppichboden ist teuer!“

Im Verhältnis zu was? Für Parkett und Marmor wird z. B. viel mehr Geld ausgegeben, obwohl die Summe der Vorteile/​Qualitäten von Teppichboden erheblich größer und daher der Nutzwert eindeutig höher ist.

 Behauptung: „Teppichboden ist unhygienisch!“

Teppichboden wird zunehmend in Krankenhäusern und Seniorenzentren gelegt, weil dort unter anderem die hygienischen Fähigkeiten bekannt und geschätzt sind – vor allem wegen des extrem niedrigen Keimgehaltes in der Luft. Nicht das Produkt ist unhygienisch, sondern das Verhalten des Nutzers.

 Behauptung: „Teppichboden ist schwer zu reinigen!“

Nur ungeeignete Maßnahmen (Reinigungsverfahren) sind wirkungslos. Bis auf sehr wenige Flecken gibt ein Teppichboden seine Verschmutzung ohne große Probleme frei. Im Übrigen sind mehr als 80 % aller Flecksubstanzen wasserlöslich.

 Behauptung: „Schmutz lässt sich von Glattboden besser entfernen als von Teppichboden!“

Unter fachlichen Gesichtspunkten ist nicht einmal die Reinigungsgeschwindigkeit höher, da der Belag nach der Nassreinigung in der Realität noch trocken gewischt werden muss. Zudem findet eine wirkliche Reinigung von Glattboden auch nur beim Einsatz geeigneter Mittel statt.

Beispiel: Mit einem trockenen Tuch bekommt man auch von einem Glattbelag keinerlei eingetrocknete Flecksubstanzen entfernt.

 Behauptung: „Aus Teppichboden emittieren Schadstoffe!“

Die Teppichboden-Industrie lässt ihre Produkte von unabhängigen Instituten untersuchen. Dabei unterliegen die Prüfungen erheblich schärferen Bestimmungen, als es die Gesetze vorschreiben. Die größten „Raumluftverpester“ sind der Mensch (z. B. Raucher) und Maschinen (z. B. Computer, Laserdrucker).

Übrigens: Durch die moderne wärmedämmende Bauweise ist die Luftwechselrate eindeutig zu niedrig. „Öfter Lüften“ lautet die Lösung.

 Behauptung: „In Teppichboden leben Hausstaubmilben und anderes Mikro-Getier!“

Im Gegensatz zum Bett und der Bettwäsche sind in einem Teppichboden sowohl das warentypische Mikroklima als auch das fehlende Nahrungsangebot für ein Überleben jeglicher Mikrotierart völlig ungeeignet. Entsprechend gering ist das Aufkommen von Mikro-Lebewesen. Mit zunehmender Entfernung zum Bett nimmt beispielsweise die Anzahl der Hausstaubmilben extrem ab.

 Behauptung: „Glattboden ist allergikerfreundlich – Teppichboden nicht!“

Aufgrund der Staubbindungskräfte ist es genau anders herum. Das Allergen gelangt vom Teppichboden gar nicht erst in die Atemluft. Auch der „Allergiker- und Asthmaverband, Mönchengladbach“ hat erkannt, dass es eine weit verbreitete Unsinnigkeit ist, Teppichböden aus Allergikerräumen zu entfernen.

 Behauptung: „Glattböden wie Parkett, PVC und Linoleum halten länger als Teppichboden!“

Die Lebensdauer ist je nach Belagsqualität und Pflege absolut vergleichbar. Aber merkwürdigerweise akzeptiert bei Glattbelägen nahezu jeder Nutzer Ausbesserungsarbeiten mit andersfarbigem Material – bei Teppichboden nicht. Selbst das aufwendige, laute, gesundheitsschädliche und schmutzintensive Abschleifen von Parkett wird kritiklos akzeptiert.