Spirituelle Blütenlese

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Spirituelle Blütenlese
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Anton Weiß

Spirituelle Blütenlese

aus zen-buddhistischen Texten, vereinzelt mit Kommentar

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Spirituelle Blütenlese

Die charakteristische Situation des Menschen

Worum es geht und was Erleuchtung bedeutet

Das rechte Üben

Richtiges und falsches Tun

Denken und Gedanken

Gibt es Methoden?

Die Situation nach dem Erwachen

Die konkrete Wirklichkeit ernst nehmen

Alles ist Gnade

Braucht man einen Lehrer/Meister?

Umgang mit Dämonen

Das richtige Verhalten

Leer sein

Vereinzelte Gedanken

Literatur

Impressum neobooks

Spirituelle Blütenlese

Wenn es Ihnen genau so geht wie mir, könnte dieses kleine Büchlein für Sie wertvoll sein: Oft muss man in einem Buch viele Seiten lesen, bis man auf etwas stößt, was für einen Bedeutung hat, d. h. 80 % von dem Gelesenen ist nur Beiwerk zu den 20 %, die einem etwas bedeuten. Nun habe ich aus verschiedenen Werken ein Lesebuch erstellt, das diese wesentlichen Stellen enthält – ohne einen mit Beiwerk zu belasten. Natürlich ist diese Auswahl meine subjektive Auswahl, die das wiedergibt, was mir wichtig erscheint.

Ich habe versucht, die Sentenzen nach Themenbereichen zu gliedern, was aber nicht immer gut gelungen ist, weil eine treffende Zuordnung oft nur schwer möglich war.

Zu einzelnen Stellen erschien es mir sinnvoll, einen Kommentar dazu abzugeben (Kursiv), um zen-buddhistisches Denken vielleicht verständlicher zu machen. Vieles aber spricht für sich selbst.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und viele wertvolle Erkenntnisse beim Lesen.


Die charakteristische Situation des Menschen

Unwissende halten ihr Bewusstsein für ihr wahres Selbst.

Was hier als „Bewusstsein“ bezeichnet wird, ist unser aller ganz normales Selbstverständnis, das in erster Linie aus unserem Verstand und unserem Wollen besteht, eben das, was ich als Ich bezeichne, weil ja jeder „ich“ sagt. Vom Standpunkt des Buddhismus aus ist der Normalmensch ein „Unwissender“, weil er keine Ahnung von seiner wahren Natur hat, da er sich so, wie er sich vorfindet, eben als er selbst versteht und erlebt. Es wird immer wieder betont, dass dieses Selbstverständnis des durchschnittlichen Menschen als Ich eine Illusion ist.

Es gibt niemanden, der „Ich“ sagen könnte. Was wir „Ich“ nennen, ist nur eine Schwingtür, die sich bewegt, wenn wir ein- und ausatmen.

Klarer, was gemeint ist, wird es im Folgenden:

Wir können nichts schaffen und für uns selbst beanspruchen, was wir schaffen, da alles von Gott erschaffen wurde. Wir schaffen zum Beispiel Flugzeuge und Autobahnen. Und wenn wir wiederholen: „Ich schaffe, ich schaffe, ich schaffe“, vergessen wir bald, wer es eigentlich ist, der die Dinge erschafft, und dann denken wir bald nicht mehr an Gott.

Das halte ich für eines der schwierigsten Dinge, dem „Normalbürger“ zu zeigen, dass alles, was er schafft und kann, nicht „sein“ Schaffen und Können ist, dass er nichts vermag, wenn es nicht von Gott her geschehen würde, denn nichts, keine Fähigkeit, keine Gabe, kein Tun ist von „ihm“ her. Nichts vermögen wir aus uns selbst.

Da gibt es eine wunderbare Geschichte in den Upanishaden:

Einstmals besiegten die Götter die Dämonen, und obwohl der Sieg durch die Kraft des Brahman herbeigeführt wurde, prahlten die Götter: „Unser ist der Sieg, und unser die Macht und der Ruhm.“

Brahman sah ihren törichten Stolz und erschien vor ihnen. Aber sie erkannten es nicht. Sie sagten zu Agni, dem Gott des Feuers: „Finde heraus, wer dieses rätselhafte Wesen ist.“ „Das werde ich“, versprach Agni und näherte sich dem Wesen. „Wer bist du?“ fragte das Rätselding. „Ich bin Agni, der Gott es Feuers, allen bekannt.“ „Bist du mächtig?“ „Ich kann alles auf Erden verbrennen.“ „Verbrenne das da.“ Und Brahman legte einen Strohhalm vor ihn hin.

Der Gott des Feuers attackierte den Halm, war aber nicht in der Lage, ihn zu verbrennen. Da lief er zu den Göttern zurück und gestand: „Ich habe es nicht geschafft, herauszubekommen, wer dieses rätselhafte Wesen ist.“

Sie sagten zu Vayu, dem Gott der Luft: „Finde heraus, wer dieses rätselhafte Wesen ist.“ „Das werde ich“, versprach Vayu und näherte sich dem Wesen. „Wer bist du?“ fragte das Rätselding. „Ich bin Vayu, der Gott der Luft, der König des Raums.“ „Bist du mächtig?“ „Ich kann alles wegblasen.“ „Blase das weg.“ Brahman legte einen Wattebausch vor ihn hin. Der Gott der Luft attackierte den Wattebausch, war aber nicht in der Lage, ihn zu bewegen. Da lief er zu den Göttern zurück und gestand: „Ich habe es nicht geschafft herauszubekommen, wer dieses rätselhafte Wesen ist.“

Nun bitten sie den dritten Gott Indra; als der sich der Gestalt nähert, verschwindet sie und an seiner Stelle erscheint die schöne Göttin der Weisheit, Uma.

Und Indra fragte sie: „Wer war dieses Wesen?“ Uma antwortete: „Das war Brahman, von dem all eure Macht und all euer Ruhm herrührt.“

Die Götter wurden endlich inne, dass das Selbst Brahman ist.

Leider haben wir bis heute noch nicht begriffen, dass all unser Können von Gott herrührt. Wir schreiben alles uns selbst zu, sind stolz auf Siege und von uns enttäuscht bei Niederlagen. Besonders typisch für das Verhalten der Götter – und damit unser Verhalten - finde ich, dass keiner der Götter fähig war, sein eigentliches Versagen, das ihn in seinem Selbstverständnis erschüttern müsste, einzugestehen.

Die Upanishaden stammen aus der Zeit um 800/700 vor Christus!


In die gleiche Richtung geht:

Die Menschen glauben, dass sie dies oder jenes tun, aber in Wirklichkeit ist alles das Tun Buddhas.

Es gibt überhaupt nichts, was dir selbst gehört oder dich selbst ausmacht. Alles ist wie ein fließender Strom. Da gibt es keine feste Substanz wie das „Ego“.

Wir haben alles in diesem Leben geschenkt bekommen.

Du hast deinen Körper nicht selbst gemacht. Dieser Körper ist nichts als ein Teil des gesamten Universums. Und du nennst diesen Teil „Ich“. Aber in Wirklichkeit ist nichts Großes dabei.

Was wir „Ego“ nennen, ist nur eine hartnäckige Vorstellung, auf die wir uns aufgrund unserer Erfahrungem versteift haben.

Ihr macht euch selbst fertig, indem ihr Kenntnis anhäuft und über alles Bescheid wisst. Die Selbst-Natur ist leer und erleuchtend, lasst die Dinge sich um sich selbst kümmern. Ansonsten habe ich euch nichts zu geben.

Ein dummer Mensch ist einer, der aus dem fahrenden Boot heraus sein Schwert im Fluss verlor und die Bootsseite markierte, um später das Schwert zu suchen.

Verwirrung entsteht, wenn man den Kontakt zu seiner eigenen Natur verliert.

Eine Schrift behauptet, in der Hölle zu sein bedeutet, sich in einem Vergnügungspark zu befinden.

Das ist eine völlig andere Sicht von Hölle als unsere übliche; mir scheint sie treffender zu sein, denn die Hölle ist jetzt und nicht in einem Jenseits. „Our faith goes to music! Kisses! Life! Champagne and Joy!“ steht in einer Sprechblase eines Mannes in der Satire-Zeitschrift von Charlie Hebdo (SZ 16.11.15) und drückt offensichtlich das Lebensgefühl und Lebensdevise von vielen aus. Das ist die Hölle.

Essen, Trinken und Sex sind die großen Begierden der Menschheit. Während der Mund Buddha-Namen rezitiert, lechzt der Geist doch nach den Objekten jener Gier.

Der Fisch im Wasser bemerkt das Wasser nicht, der Mensch in seiner Buddha-Natur bemerkt die Buddha-Natur nicht. Wir leben unser tägliches Leben innerhalb der ursprünglichen Buddhanatur, trotzdem begegnen wir dieser Natur nie. Das ist genauso wie das Auge, das nie das Auge selbst sieht.

 

So wie bei Tag die Sterne nicht sichtbar sind, obwohl sie da sind, kann der Mensch seiner Buddha-Natur (seinem wahren Selbst) nicht gewahr werden, obwohl es immer da ist. Aber solange der Mensch ganz im Ich steht wie der Fisch im Wasser (auch so kann man es sehen), kann er sich seines wahren Wesens nicht bewusst sein.

Letztlich kann man sich aber seines wahren Wesens nicht bewusst sein, man kann nur daraus leben.

Verfällt einer auch nur kurz der Anziehung der Phänomene, so besteht bereits eine zerstörerische Kraft.

Anziehuung der Phänomene“ bedeutet, dass man den Begierden unterworfen ist. In dem Moment, wo der Mensch seinen Begierden erliegt, unterliegt er der zerstörerischen Kraft des Unbewussten. Daraus entstehen Gier, Neid, Verlangen, Hass und Mord. Nahlah Saimeh, eine forensiche Psychiaterin, hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Jeder kann zum Mörder werden“, in dem sie darlegt, dass jeder Mensch zu einem Mord fähig ist. Wer vom Unbewussten überwältigt wird, ist dessen zerstörerischen Kräften ausgeliefert.

Gewöhnliche Menschen streben nach Ruhm und Reichtum. Das ist, als würden sie sich einem Sklaventreiber unterstellen und dann seinen Anweisungen folgen. Wer aber den Wandel von Leben und Tod durchschaut, kann das Anhaften an Körper und Geist aufgeben und muss nicht länger nach Ruhm und Reichtum suchen. Der Sklaventreiber verliert so seine Macht.

Der Berg hegt keinen Wunsch, bewundert zu werden.

Ganz besonders bei Kindern merkt man, wie sehr es ihnen darum geht, bewundert zu werden. Beim Erwachsenen scheint das in den Hintergrund zu treten, aber es verschwindet nie: Das Bedürfnis nach Anerkennung und Liebe bleibt das ganze Leben erhalten.

Warum kann sich ein Mensch nicht ganz allein um sich selbst kümmern? Weil er ständig die Bestätigung der anderen braucht, sonst verliert er sein Selbstvertrauen.

Wir machen immer den anderen dafür verantwortlich, dass es uns gut geht. Immer ist der andere oder sind die Umstände daran schuld, wenn ich mich nicht wohl fühle. Aber ich ganz allein bin dafür verantwortlich, dass es mir gut geht; niemand anderer als ich ist dafür zuständig. Das ist der Kerngedanke von Kathi Byron.

Fragt ein Hindu Buddha: „Sind alle Phänomene unbeständig?“ Buddha antwortert: „Deine Frage ist eitles Gedankenspiel.“

Ich glaube, dass sich viele Menschen, die auf der Suche sind, davon betroffen fühlen müssten. Ein großer Teil unserer Fragen will nur unser Interesse befriedigen; damit aber bleibt man außen vor. Es sind intellektuelle Überlegungen, die wir oft für ganz wichtig halten, weil wir Klarheit haben wollen und wissen wollen. In Bezug auf die wahre Natur des Menschen gibt es aber kein Wissen, außer man geht den Weg, und der ist sehr steinig! Die Essenz ist völlige Klarheit jenseits aller Beschreibung, jenseits allen Wissens und jenseits aller Möglichkeit, es mitzuteilen.

Wir verbringen das ganze Leben in der Welt unseres intellektuellen Wissens.

Es ist nahezu unmöglich, einem Menschen, der - so wie wir im allgemeinen - glaubt, dass das Bewusstsein, das er von sich hat, alles erfasst, nahezubringen, dass er sich in seinem Ich befindet und dass es ein Sein jenseits dieses Ichs gibt. Da kann man nichts vorweisen, weil es nicht greifbar ist. Darum redet Jesus ja nur in Gleichnissen. Direkte Aussagen kann man nicht machen.

Im allgemeinen leben wir in unserer Gedankenwelt und können gar nicht sehen, dass es ein Leben jenseits unserer Gedankenwelt geben könnte.

Weil das, was ihr zu erreichen trachtet, immer vor euch liegt, werdet ihr euch immer für ein Ideal in der Zukunft opfern. Am Ende habt ihr gar nichts.

Es scheint eine Grundbefindlichkeit des Menschen zu sein, das Heil immer in der Zukunft liegend zu sehen, von der Zukunft zu erwarten. Deshalb setzen Erwachsene oft auf die Jugend, weil sie hoffen, dass die Jugend es besser machen wird. Wird sie nicht! Wer sein Leben auf die Zukunft hin lebt, geht leer aus; er vergeudet sein Leben.

Wissen um Buddha ist in jedem angelegt, doch aufgrund ihrer falschen Ideen erkennen die Menschen dies nicht.

Ich richte mich hier an Menschen, die ihr eigenes Leben hinterfragen und dabei den Entschluss gefasst haben, endlich aufzubrechen, um den Buddhaweg zu gehen.

Nur wer sein eigenes Leben hinterfragt, hat m. E. eine Chance, einen Fortschritt in diesem Leben zu machen.

Wenn du aufhörst, so ein Theater um dich selbst zu machen, wirst du sehen, dass alles ganz einfach ist. Was du für „dich selbst“ hältst, bist du nicht wirklich.

Mir scheint es ganz wichtig zu sein, zwischen Ich und Selbst zu unterscheiden. Mit Selbst ist die Buddha-Natur gemeint, auch als „wahre Natur“, „Wesen“, „wahrer Mensch“, „ursprüngliche Natur“ o.ä. bezeichnet. Leider gibt es keine Klarheit in den Begriffen, sodass viele Selbst mit Ich gleichsetzen, gerade z. B. in der Ausdrucksweise „Selbstverwirklichung“. Was in der westlichen Welt mit Selbstverwirklichung gemeint ist, ist nichts anderes als eine Ichverwirklichung. Auch in der Ausdrucksweise „was du für ‚dich selbst‘ hältst“ meint dieses „selbst“ das Ich. Um es ganz deutlich zu machen: Über das Ich kann ich eine Menge Aussagen machen, über das Selbst nicht; es ist unerkennbar und man kann nichts darüber wissen und keine Aussagen darüber machen. Das Selbst ist kein Objekt, das irgendwie beschrieben werden könnte, das Ich schon.


In unserem täglichen Leben machen wir uns ständig Sorgen über dies und das oder glauben, tief in der Klemme zu stecken. In Wirklichkeit machen wir uns diese Sorgen aber nur um unser eigenes, persönliches Schicksal; wenn wir davon loslassen, lösen sich alle Probleme auf.

Wenn du von all dem absiehst, was dir nur persönlich und individuell gehört, wirst du immer Frieden haben. Dein Leiden wird dir nichts mehr ausmachen, und dein Glück lässt dich nicht mehr über die Stränge schlagen. In jeder Situation wirst du Gleichmut bewahren. Dann tritt auch dein Ego nicht mehr in den Vordergrund. Das ist wahre Zufriedenheit.

Gleichmut zu bewahren wird auch in der griechischen Antike als hohes Ziel angesehen. Dort wird Gleichmut als Unerschütterlichkeit, ataraxia, bezeichnet.

Du unterscheidest zwischen dem, was du magst, und dem, was du nicht magst. Was du magst, dem läufst du hinterher. Was du nicht magst, dem läufst du davon. Selbst inmitten des Leidens darfst du nicht auf etwas Besseres hoffen. Versuche nicht das Leiden zu verringern, ihm davonzulaufen oder etwas anderem hinterherzulaufen. Das bedeutet wahre Gelassenheit.

Was du magst oder nicht magst, spielt keine Rolle. Die Dinge sind so, wie sie sind. Und das ist alles. Ob das gut so ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle.

Wen interessiert schon dein Leben und Tod? Du zählst überhaupt nicht.

Das erinnert mich an U. G. Krishnamurtis „Du bist nicht mehr wert als die Laus auf deinem Kopf.“ Mit welchem Recht bilden wir uns eigentlich ein, dass wir mehr wären als alle anderen Geschöpfe? Es ist nur unser Ich, das uns über die anderen erheben lässt, uns wichtiger und bedeutender macht; nicht nur gegenüber der gesamten Schöpfung, sondern auch gegenüber anderen Menschen!

Warum dreht sich die ganze Welt eigentlich ständig wie verrückt im Kreis? Weil allen nur ihr eigenes, persönliches Schicksal wichtig ist.

Dazu eine Geschichte: Es war einmal ein Student, der Angst hatte, dass er durchs Staatsexamen fallen würde. Als er mit einem sorgenvollen Gesicht zu mir kam, sagte ich ihm: „Angenommen, du fällst durch die Prüfung – was bedeutet das schon, außer dass es genug Fähigere gibt als dich? Ist das nicht ein Grund zur Freude? Wenn dagegen so jemand wie du die Prüfung besteht, heißt das, dass es nicht genug Bessere gibt als dich, und dann steht es nicht gut um unser Land.“

Ich bezweifle, ob das für den Studenten sehr hilfreich war, es zeigt aber, dass wir vom Standpunkt des Zen aus uns einfach viel zu wichtig nehmen. Es ist ja wirklich so, dass viele nur deshalb Schwierigkeiten in Schule und Studium haben, weil sie mehr anstreben, als ihren Fähigkeiten gemäß ist, weil man immer mehr sein will als man eigentlich ist.

Das wirkliche Problem bist du selbst, aber dieses Problem bekommst du bis zum Schluss nicht in den Griff

Mir kommt es vor, als ob heutzutage viele „Freiheit“ damit verwechseln, einfach zu tun, was sie wollen. Die modernen Menschen scheinen unter der chronischen Krankheit zu leiden, nur das tun zu wollen, was ihnen gerade Spaß macht. Alle Aspekte unseres Lebens aber müssen auf ein klares Ziel ausgerichtet sein.

Vor allem junge Menschen denken, Freiheit bedeute, dass sie tun können, was ihnen beliebt, aber vollkommene Freiheit findet man nicht ohne bestimmte Regeln.

„Ich mach einfach, was mir Spaß macht“ – red keinen Unsinn!

Ein Pferd benimmt sich nie schlechter als ein Pferd. Der Mensch hat die Wahl, über sein Mensch-Sein hinauszugehen; stattdessen zieht er es vor, seinen tierischen Instinkten zu verfallen.

Nichts in der Welt ist wirklich von Bedeutung: Geld zählt nichts, deine Karriere zählt nichts, was dir schmeckt oder nicht ist unbedeutend. Katastrophen? Nichts dabei. Wenn du die Augen schließt und nachdenkst über das, was war, wirst du feststellen, dass alles Leere ist.

Gerade, als ich das schreibe, hat sich in Bad Aibling ganz in meiner Nähe ein Zugunglück mit 11 Toten ereignet. Da erscheint „Katastrophen? Nichts dabei“ wie Hohn. Und dennoch: Wenn zwanzig Jahre vergangen sein werden, wird nur noch eine schwache Erinnerung daran vorhanden sein. Wenn ich an meine 30 Berufsjahre zurückdenke, dann erscheint mir alles ganz weit weg, ganz unwirklich, ganz dünn zu sein, wie ein verblassender Traum. Es ist schon so, dass letztlich „alles Leere“ ist. Was ist denn wirklich von Bedeutung? Was für mich von Bedeutung ist, ist für einen anderen völlig bedeutungslos.

Immer wieder wird gesagt, die Dinge seien leer und substanzlos; dagegen lehnt sich unser Verstand auf. Wenn man aber entdeckt, dass all das, was wir uns durch den Besitz von Dingen an Erfüllung erhoffen, nicht oder nur kurzzeitig eintritt und kurze Zeit später völlig verblasst und bedeutungslos geworden ist, kann man vielleicht sehen, dass die Dinge wirklich leer und substanzlos sind.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?