Schwester Monika

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Anonymus

Schwester Monika

Ein erotischer Roman. Erläuterungen und Nachwort von Hansjürgen Blinn

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Schwester Monika

I

II

III

IV

V

Anmerkungen

Nachwort

Impressum neobooks

Schwester Monika

Concedo voluntatem!1

Dies Fahrzeug ist eines von Cupidos Postschiffen – mehr Segel aufgespannt!

Immer weiter! Auf zur Schlacht – Kanonen vor die Löcher! Gebt Feuer!

Pistol in Shakespeares »Lustigen Weibern von Windsor« 2

I

Schwester Monika erzählt den versammelten Freundinnen, besonders aber der Schwester Annunciate Veronica, ehemalige Gräfin von R., das Leben ihrer Mutter und ihres Vaters.

Meine Familie, liebe Schwestern, ist wenigen von euch bekannt, mein Vater aber desto mehr seinen Kameraden, die mit ihm und Laudon den Siebenjährigen Krieg mitmachten und dem großen Friedrich mehr als eine Schlappe anhängten.

Auf einem adeligen Witwensitz unweit Troppau, in einer der anmutigsten Gegenden der Oppa, verlebte meine Mutter die ersten Jahre ihres Frühlings; und sie verlebte ihn in jenen heißen Gefühlen des Seins, das mit dem cœur palpite!3 nicht immer anfängt, gewöhnlich aber mit dem haussez les mains!4 endet.

Ihre Mutter hatte in der Welt gelebt und sie genossen, sie hatte ihr Temperament in ihr zurückgelassen und ihre Liebe mitgenommen in die Einsamkeit und für die Bildung ihrer Louise.

Diese Louise ist meine Mutter. Sie war vorurteilslos erzogen – und vorurteilslos lebte und wirkte sie.

Mit den einladendsten Reizen des Körpers verband sie eine Grazie ohnegleichen, ein savoir faire5 ohne Rückhalt und ohne Heuchelei.

Herr Kaplan Wohlgemuth, genannt Bruder Gerhard, dem die Mutter sehr wohlwollte, übernahm als Hauslehrer die Bildung der jungfräulichen Blume. Er war ein junger schöner Mann von dreißig Jahren, und seine reizende Elevin hatte nachts in ihrem einsamen Bette alle mögliche Mühe von der Welt, mit ihren Fingern ein Feuer zu stillen, das seine reizende Suada in ihrem noch unreifen Busen angezündet hatte.

Ihre Mutter war gewöhnlich in den Lehrstunden gegenwärtig, und ihr heiterer Geist belebte dann jedes Mal die trockene, asketische und scientivische Unterhaltung des Kaplans.

Meine Mutter war aber beständig zerstreut, und unter zehn Blicken, die auf ihre Bücher fallen sollten, schweiften neun auf den schönen Händen und Lenden des Bruders Gerhard aus.

»Sie geben nicht acht, Louise«, sagte ihr einmal ernstlich der Kaplan. Louise errötete und schlug die Augen nieder. »Was ist das für ein Betragen, Louise?«, fragte halb zürnend die kluge Mutter, aber Louise blieb zerstreut und antwortete verkehrt auf alles, was sie gefragt wurde.

»Wie heißt der Heilige, der einmal den Fischen predigte?«, fragte jetzt Vater Gerhard. Louise wusste das nicht mehr. »Und wie heißt der Ritter, welcher vor Cromwell die Gewalt der Luftpumpe experimentierte?«, setzte fragend Louises Mutter hinzu. Louise hatte das auch vergessen. »Wart, ich will dir einen Denkzettel schreiben«, fuhr die Mutter fort, stand auf und langte nach einer großen Rute. Louise fing an zu weinen, aber es half nichts, die Mutter zog sie über den Tisch, hob ihr Röckchen und Hemdchen auf und zerhieb ihr vor den leuchtenden Augen des Bruders Gerhard den zarten Hintern dermaßen, dass die ganze Mnemonik der Alten auf ihm sichtbar wurde.

Pater Gerhard bat für die Arme und schloss diesmal seine Lehrstunde mit der Bemerkung, »dass den alten Leuten immer etwas von der Strafe zugute kommen müsse, die den jungen zuteil werde«.

Er war bei diesen Worten aufgestanden und hatte Louises Mutter, entzündet von dem Anblick des jugendlichen Hintern, unter die Röcke gegriffen.

»Pfui, Gerhard!«, versetzte die Mutter und befahl Louise, in den Garten zu gehen. »Ich hoffe doch nicht, dass Sie mich für so unartig halten, wie unsere Louise war?«

»Nein, das nicht«, versetzte Gerhard, während Louise die Tür in die Hand nahm und sich, hinter ihr durch das Schlüsselloch schauend, die Tränen von den Wangen abwischte, »aber Sie wissen doch, gnädige Frau – wie die Alten summen, so zwitschern die Jungen, und dass folglich …«

Und ohne die Antwort der lustigen und konsequenten Frau abzuwarten, die schon in einem Gelächter die Meinung ihres Herzens offenbarte, hatte er sie auf das Sofa hingeworfen, ihre Röcke und Hemd mit Gewalt aufgehoben und ihr mit der besten Lebensart bewiesen, dass es immer von einer gewissen Schlechtigkeit zeuge, andern das lehren zu wollen, von dem man selbst am allerwenigsten Gebrauch zu machen gesonnen sei.

»Das meinen Sie«, fragte Louises Mutter, indem sie zuckend sich unter dem fürchterlichen Tremulanten des Bruders Gerhard hin und her bewegte.

»Ja, das meine ich«, versetzte dieser und gab ihr solche kräftige Stöße, dass das Sofa bebte wie im letzten Erdbeben die Häuser zu Messina.

»Ihre Toch-ter hat zu le-ben«, stieß der Kaplan heraus. »Lassen Sie sie ihren Hang zum Wohltun, Men-schen-glück um sich her zu verbreiten, ein – Genüge – leisten.«

»Ach! Ach! Kap-lan! Hören Sie – auf«, intonierte Louisens Mutter. »Ich – ersticke!«

Louise sah die ganze Szene durch das Schlüsselloch, schöner als Hebe aufgedeckt, kühlte sie mit ihren Fingern die Wut feuriger Empfindungen, die jetzt ihren ganzen Körper durchströmten, als sie das mächtige Glied des frommen Bruders erblickte. Sie zerfloss in ebendem Moment, als Gerhard seinen aufgebrachten Amor versöhnt aus dem Schoße ihrer Mutter hervorzog und jetzt mit lüsternen Augen die schönen Zeiten Griechenlands und Roms bewunderte. – Doch:

Perspiceritas argumentatione elevatur!

Cic. 6

Klare Sachen werden durch Anführung der Beweise verdächtigt!

demonstrierte Pater Gerhard, wenn er mir, der schönen Latinität wegen, Ciceros Pflichten erklärte, und ich habe einige dieser Argumente, da sie immer gesunden Menschenverstand verraten, so lieb gewonnen, dass ich manchmal über ihren Eindrücken Hora und Vesper vergaß, zumal da man bei ihnen weder früh aufzustehen noch spät schlafen zu gehen braucht.

Pater Gerhard küsste mit Inbrunst den Bauch, die Schenkel, die Gefilde der Lust und die entblößten Brüste der Mutter – Louise stand wie angewachsen hinter der Tür und schaute über den herabgelassenen Hosen des Bruders Gerhard nach dem Stabat mater seines Immatrikular-Instruments, und dieser wollte eben den Actus conscientiae wiederholen, als ein Geräusch auf der Treppe Louise von der Tür wegjagte und sie den Qualen und Wollüsten ihrer eigenen Empfindungen überließ.

Sie lief in den Garten und suchte Adolph, den Gärtnerjungen. Dieser sollte ein Feuer löschen, das die Natur und der Zufall zur Unzeit in ihr angezündet hatte. Adolph war aber nicht zu finden, und als sie ein paar Gänge des ziemlich großen Gartens durchstrichen hatte, erblickte sie die Mutter am Arme des Kaplans, musste an ihrer Seite anständig dahergehen und durfte nicht einmal ihren Augen erlauben, den ersehnten Adolph hinter irgendeiner Hecke zu erblicken.

Seit dieser Zeit war es meiner Mutter gleichsam ins Herz geschrieben, alles aufzusuchen, was ihre Leidenschaften befriedigen konnte. Der kleine Adolph wurde geneckt, und die gute Christine musste ihr oft sagen, was denn der Kasper letzthin bei ihr auf der Kammer angefangen habe. Und wenn Christine eine Lüge ersann, so sagte ihr Louise die Wahrheit, die sie nicht leugnen konnte, nämlich der Kasper habe sie aufs Bett geworfen, habe ihr Röcke und Hemd in die Höhe gehoben, habe seine Beinkleider herabgezogen und habe zwischen ihre Schenkel ein langes starres Ding eingeschoben, das sie nicht mit Namen zu nennen wisse.

Louise hatte also alles gesehen, und Christine wusste sich nicht anders zu helfen, als dass sie ihr einige Mal Makkaroni gab und sie bat, der Mutter bei Leib und Leben ja nichts davon zu sagen. Und Louise sagte auch nichts, nährte ihre Phantasie mit wollüstigen Bildern, lebte mit dem ganzen Haus in der besten Eintracht, wurde von jedermann geliebt und befriedigte sich alle Nächte in ihrem Bette so genügend, dass es ihr nur bei wirklichen Ereignissen einfiel, sich auf gebotenen Wegen zu ergötzen.

Indessen gelang es Adolph doch, sich den Vorgenuss ihrer Jungfrauenschaft zu verschaffen.

Eines Tages stand Louise nach Tische im Pavillon des Gartens und sah in dem Teiche die Forellen spielen; Adolph schlich leise hinzu, hob Louise, die, über die Gartenbank hinausgelehnt, keine Acht hatte auf das, was hinter ihr geschah, Röcke und Hemdchen bis auf den Gürtel in die Höhe und hatte seine Hand zwischen ihren geöffneten Schenkeln, ehe sie noch die Blöße fühlte, die über ihren Strumpfbändern ein loser Zephir ankündigte.

 

»Adolph, ich bitte dich, lass mich los«, bat das beschämte Mädchen, aber Adolph war unerbittlich. Er zog ihr die zarten kleinen Lenden voneinander und befriedigte seine Lust so vollständig wie ihm möglich war.

Dieser genaue Umgang mit Adolph würde von Folgen gewesen sein, wenn nicht Louises Mutter, bei näherer Einsicht in die Natur ihrer Tochter, für nötig gefunden hätte, sie zu den Ursuliner-Nonnen nach Z. in die Kost zu tun.

Und dort verblieb sie bis in ihr 14. Jahr, wo der plötzliche Tod ihrer Mutter sie zur Erbin eines ansehnlichen Vermögens, zweier Dörfer und eines Witwensitzes machte und ihr die Aufwartung aller Heiratslustigen und verliebten Müßiggänger in einem Umkreis von zehn Meilen zuzog.

Von ihrem Leben im Kloster habe ich nie viel erfahren können; es verfloss, sagte sie mir, zwischen Einförmigkeit und Phantasie: »Die erste, als Lichtgestalt und Nachtschatten des ganzen weiblichen Zirkels, und die zweite lebte in mir selbst und wurde genährt durch das Lesen asketischer und religiöser Erbauungsbücher.«

Von natürlichen Gegenständen ereignete sich selten etwas, ausgenommen, dass sie einmal eine junge Novizin mit aufgehobenen Röcken und Hemd vor dem Sprachgitter unter der Zucht eines jungen Karmeliten gefunden habe, der ihr den nämlichen Liebesdienst zum Siegel der Verschwiegenheit aufgedrückt hätte.

Louise ging, nachdem ihre Erbschafts-Angelegenheiten erledigt waren, nach Troppau. Der Winter war vor der Tür, und ein verliebtes Temperament hasst die Kälte der Natur wie jene der Herzen.

Dort sah sie den Oberst von Halden und sah ihn nicht ungestraft. Es ist sonst gewöhnlich der Fall, dass das männliche Geschlecht zuerst seinen Leidenschaften die Zügel schießen lässt und das Treiben seines Blutes, als einen Herzensakt, den Sinnen zur Ausgleichung überlässt. Unglücklicherweise war aber mein Vater ein Weiberhasser. Wenn man ihn hierüber aufzog oder gar zur Rede stellte, pflegte er zu sagen:

»Ich diene meiner Kaiserin und dem Vaterlande, das ist mein Schwert und meine Scheide, und wo es heißt: Stecke dein Schwert in die Scheide, da muss Friede sein, sonst tue ich es nicht. Gibt es aber unter euch Weibern eine, die mir Frieden mit mir selbst zu verschaffen weiß, ohne einen Weg zum Herzen oder zum Kabinett einzuschlagen, so will ich ihr zeigen, wie man für einen ewigen Frieden unterhandelt.«

»Das heißt, ohne das Schwert aus der Scheide zu ziehen«, meinte sein Freund, der Leutnant Söller, und mein Vater gab ihm lächelnd und stillschweigend Beifall.

Louise erfuhr diese natürliche Art und Weise, am Frieden zu arbeiten, durch eine dritte Hand, errötete, lachte, ärgerte sich und fing an, ihre Batterien dem stürmenden Mute des Obersten so entgegenzusetzen, dass er sehen musste, der Feind wünschte angegriffen zu werden.

Mein Vater hasste durchaus alle Empfindsamkeit, von der platonischen an bis zur müllerischen. »Denn«, sagte er, »sie taugt durchaus nichts; es sind faule Ausdünstungen, die sich im dicken, angefüllten Magen des Gemüts zusammenziehen und bei ihrem Ausbruche die ganze Atmosphäre menschlicher Heiterkeit verpesten.«

Meine Mutter kannte dies Räsonnement des Obersten, das sich leider im gewöhnlichen Leben oft bestätigte, und sie baute auf dasselbe ihren Plan mit feiner List.

Nirgends zeigte sie eine größere Heiterkeit, anspruchsloseren und doch anziehenderen Witz als in Gesellschaft des Obersten; und es kann keine fröhliche Laune erdacht werden, die nicht unter ihrer Behandlung fessellos geworden wäre.

Ihr wisst, Schwestern, wo Personen unseres Geschlechts vertraut, offen und ohne Etikette und Konsequenz miteinander umgehen können, da fallen alle Schleier des überklugen Anstandes und der bedächtigen Observanz; und weibliche Seelen kennen dann keinen Rückhalt mehr unter sich, wenn sie einmal Zutrauen zu gegenseitiger Diskretion und innigen Freundschaftsbezeugungen gefasst haben.

Louise von Willau, so hieß meine Mutter, ehe der Oberst diesen Namen gegen den seinigen einlöste, Louise v. Willau, hieß es in der ganzen Stadt Troppau, unter dem Pöbel und Adel der haute parage7 ist ein herrliches Mädchen voll Witz, voll Verstand, voll gesunder Säfte, und ihr voller Busen und ihr biskuitzarter Steiß mehr wert als die ganze Geschichte von Troppau, die Akten ad acta auf dem stillen Rathause mit eingeschlossen.

Die Freundinnen Louises gingen in ihren Vergleichungen schon weiter.

Friederika von Bühlau, Lenchen von Glanzow, Franziska von Tellheim, Juliane von Lindorack und Emilie von Rosenau – diese fünf hatten einmal bei einer gemeinschaftlichen Badereise nach Eger die Reize Louises so von allen Seiten betrachtet, dass ihr bis jetzt keine unter ihnen den Preis streitig machen wollte. Doch ich schweife zu weit aus, wollte ich alles erzählen, was die gute Mutter mir zur Lehre, Nachahmung und Warnung mitteilte, ich würde von einem Skapulierfest bis zum anderen zu erzählen haben!

Aber die Szene, in welcher eigentlich meine Mutter den Oberst von Halden fing, die muss ich euch ausmalen.

Es war ein kleiner freundschaftlicher Damenzirkel bei ihr, und es hätte wie bei den Mysterien der Bona Dea8 keine Mannsperson Zugang haben sollen, da indessen jede unter den sechs Vereinigten einen Clodius hatte, den sie gern einzuspinnen wünschte in ihre vielbegehrende Weiblichkeit, so hatte man sich gleichsam stillschweigend das Wort gegeben, so viel Hosen einzulassen als Unterröcke ihre sechspfündigen – eigentlich sagten sie: sechs vernünftigen – Reize verhüllten.

Eine ganze Stunde hatten sie sich schon solo mit dem edlen L’Hombre beschäftigt, als Louise eine Karte fiel; Franziska, das ganze Spiel hindurch von einem ihr gerade gegenüberhängenden Gemälde, Apollo und Clytia im höchsten Genuss vorstellend, entzündet, gab wenig acht auf ihre Karte; jetzt aber, da Louise eine Karte unter den Tisch fiel, wollte sie den Zufall benützen und der Unterhaltung eine ihr anständige Wendung geben. Sie bückte sich also rasch, hob die Karte auf und versteckte sie unter Louises Kleidung, und da diese eben mit geöffneten Lenden das Spiel leitete, so kam das witzige Dissipations-Diplom auf eine Stelle zu liegen, die wir alle kennen und an dessen offenen Türen ich neun Monate auf das Licht der Welt warten musste.

Louise schrie laut auf, und Franziska lachte.

»Du Sau!«, schmollte Louise, deckte sich bis an den Nabel auf – und alle sahen das Blatt da liegen, wo eigentlich der Leichtsinn männlicher Tugend seit Joseph, seligen Andenkens, zu liegen kommen sollte, wenn es noch irgendeine Art von männlicher Tugend gäbe, die nicht bezweifelt zu werden verdiente.

»Ach, Louise, wie bist du so schön«, schrien jetzt alle zugleich, und Franziska hatte die Bosheit, ihr das herabgefallene Hemd wieder aufzuheben.

»Franziska, lass mich gehen!«, rief jetzt ängstlich Louise, aber Franziska küsste sie schnell auf den Mund und fuhr ihr mit heißen Fingern an die Herzkammer der Liebe.

»O du bist auch gar zu unverschämt«, zürnte jetzt meine Mutter und presste ihre Lenden fest aufeinander.

Aber Franziska kannte Louise besser und fuhr fort, mit fleißigen Händen ihre Gefühle zu wenden, während diese dem Erwachen der Lust keinen besseren Einhalt zu tun wusste, als dass sie aufsprang.

Aber nun hatte sie das Übel ärger gemacht. Lenchen, die auf der anderen Seite saß, hob ihr schnell die wenigen leichten Röcke und das wie von Zephiren herumgeschleuderte Hemd von hinten über den schneeweißen Hintern hinauf und griff ihre sämtlichen Reize mit lasziver Berührung so heftig an, dass Louise auf einmal still ward und unter den Händen der beiden geilen Mädchen alle Gewalt verlor, die sonst die Schamhaftigkeit noch in ihrer Macht hat, wenn man sie nicht im Zentrum aufsucht.

Zum Unglück für Louise rissen jetzt Juliane und Friederika sie über den Tisch, dass die Kartenblätter bis in das Futteral des beliebten und allerliebsten Cottaischen Spielalmanachs hineinfuhren, streiften ihr das zarte Hemd vollends über das heilige Kreuz hinauf und fingen an, ihr den herrlichen Steiß zu klatschen.

Louise riss die Geduld, mit Löwenstärke zog sie ihr Unterteil hin und her und entwickelte den herrlichen Bau ihrer Muskeln und das wollüstige Spiel ihrer Lenden mit so grazienähnlicher Furie, dass alle zugleich »Ah ah! wie schön! allegro non troppo, piu presto – prestissimo!« ausriefen.

Aber Louise währte der Spaß zu lange; ehe sich die unverschämten Mädchen versahen, hatte sie sich mit Gewalt ihnen entrissen, und – dort lagen sie alle vier, teils auf dem Boden, teils unter dem Tisch, der mit seinem ganzen Inhalt von chinesischem Porzellan, englischem Steingut und übriggelassenem Yemens-Nektar jetzt die Mutwilligen ärger drückte und verunzierte als der Alp auf nächtlichem Lager eine keuchende Unschuld.

»Nun, das ist doch zu arg!«, fing Louise an und schüttelte ihre Kleidung, wie Wetzels Madame Arend, über das Verborgene ihrer Reize. »Ich helfe euch jetzt nicht! Ihr bringt mir das alles wieder in Ordnung, macht mir das Zerbrochene wieder ganz, ersetzt mir das Vergossene, oder ich lasse euch durch meine zwei Stallknechte so lange mit Ruten peitschen, bis das von selbst geschieht.«

Alle lachten, aber Louise ging zornig zum Zimmer hinaus und verschloss hinter sich.

Die Gefangenen fingen an aufzuräumen, allein es ging ihnen mit der wiederherzustellenden Ordnung, besonders dem Restitutio in integris9, wie den ägyptischen Zauberern mit den Läusen Jehovas – sie konnten das zerbrochene Porzellan und das Steingut nicht wieder ganz machen und schrien laut: »Da sind die Engländer und die Chinesen dran schuld!«

Louise sah dem Geschäfte, das einer Mediations-Akte ähnelte, keinem himmlischen Gerichte, lächelnd durch das Schlüsselloch zu, und die drinnen fingen an, sich aufs Bitten zu legen.

Aber Louise war unerbittlich! »Jetzt gehe ich«, rief sie durchs Schlüsselloch, »und rufe den Jeremias und den Anton, lasse euch die Kleider aufheben und auf die bloßen Hintern so lange peitschen, bis eure Untugenden euch aus der Haut herausfahren.«

Die Mädchen fingen nun gar an zu weinen, versprachen den Schaden zu vergüten und sich überdies noch jeder Züchtigung zu unterwerfen, die sie nur selbst an ihnen zu vollziehen im Sinne haben möchte; aber den Jeremias und den Anton müsste sie weglassen, sonst würden sie ihr in diesem Leben nicht mehr gut, im Gegenteil aber ihre ärgsten Feindinnen werden und bleiben.

»Gut«, versetzte meine Mutter, »wollt ihr den Schaden ersetzen und euch einer wohlverdienten Züchtigung unterziehen, so sollen Jeremias und Anton im Stall bleiben, und ich werde sogleich mit einem Paar Ruten erscheinen und euch wie Gideon das Fleisch zerhauen.«

Lenchen lief ans Schloss inwendig und blies meiner Mutter entgegen: »Mach auf, Beste, wir unterwerfen uns der Strafe, aber Jeremias und Anton bleiben bei den Pferden.«

»Wartet, ihr jungen Fohlen, ich will euch striegeln«, rief Louise, lief in den Garten, brach und schnitt ein Dutzend Rosenzweige samt ihren ersten Knöspchen ohne Barmherzigkeit ab und eilte wie eine Erinnye aus der Unter- in die Oberwelt, um ihre zerbrochenen Opfergefäße zu rächen.

Den Busen entblößt, die Haare in wilder Bacchantinnen-Mode um die Schultern fliegend, öffnete Louise die Tür des Gefängnisses, und alle kamen ihr trotzend mit schallendem Gelächter entgegen.

Louise schwang den Thyrsusstab ihrer Rosenknöspchen drohend gegen die mutwilligen Nymphen, deklamierte in pythischer Wut:

Silence! imposture outrageante!

Déchirez-vous, voiles affreux;

Patrie auguste et florissante,

Connais-tu des temps plus heureux? 10

Und sie verlangte gebieterisch, dass Lenchen, Franziska und Juliane sich aufdecken sollten; aber Franziska trat vor die Mädchen hin und entgegnete:

Favorite du Dieu de la guerre,

Héroine! dont l’eclat nous surprend

Pour tous les vainqueurs du parterre,

La plus modeste et la plus grande. 11

Voltaire.

»Was du glaubst, Fränzchen«, versetzte lachend Louise und legte die Rosenzweige aufs Sofa, »will ich jetzt prüfen, komm her, hierher zum Apollo und zur Clytia: Und nun büße, was du getan hast.«

 

Ehe noch Franziska sich zu besinnen vermochte, stand sie schon mit nackendem Unterteil vor dem weiblichen Areopag, der, entzückt über die Schönheit ihres Hintern, mit einem dreimaligen Händeklatschen sein Lob aussprach.

Louise legte ihr Röcke und Hemd über das glühende Gesicht und befahl Emilie, es ihr auf dem Busen festzustecken. Franziska hielt die zarten jungfräulichen Lenden fest aneinander; wie ihr aber Emilie das Hemd unter den Gewändern vom schön gerundeten Bäuchlein zog und die ganze entzückende Gegend vom noch buschlosen Ida bis zum Wendezirkel hinauf enthüllte, da wurde auch jener reizende Tempel von Amathunt sichtbar, den wir uns so gern in der Nachbarschaft des olympischen Gottes denken, wenn er, gereizt von seiner Schönheit, den eigenen verlässt und auf Cytherens Altären opfert.

Louise, beinahe neidisch über den Anblick so vieler Schönheit, ergriff jetzt Juliane und Lenchen, stellte sie zu Franziska in ein Dreieck, ließ sie von Emilie und Friederika ebenso aufschürzen, band sie alle drei mit ihrem Busentuch um die Mitte des Leibes fest zusammen, ergriff die Rosenzweige, nannte Fränzchen Aglaja, Lenchen Thalia, Juliane Euphrosyne und peitschte so grausam auf die sechs schuldlosen Hinterbacken los, dass die Grazien ihre schöne Stellung nach Wieland in größter Unanständigkeit für eine wilde Jagd der Artemis erklärten, in heftigen Bewegungen die angelegten Fesseln zerrissen, mit Gewalt nach wenigen Minuten sich frei machten und wie Mänaden, nicht wie Wielands Grazien, herumsprangen.

Louise hatte nun ihre Rache abgekühlt, aber die drei gestraften Grazien verlangten jetzt, dass ihre Mitgehilfen, die Schwestern der ewig spröden Psyche, gleichfalls gezüchtigt und Psyche selbst sich ihrem Urteil und Gericht unterwerfen sollte.

Schnell ergriffen die Bestraften die Mitschuldigen, legten eine nach der anderen über den Stuhl, auf dem vorhin Psyche Louise ihre ätherischen Reize preisgeben musste, deckten ihr den Hintern auf, und Louise musste den niedlichen Erhöhungen die nämliche Strafe widerfahren lassen, die sie vor wenigen Minuten außer sich selbst gesetzt hatte.

Kaum war dieses geschehen, kaum hatte Friederika, als die letzte, ihre demütige Stellung verlassen, so hörten die wieder versöhnten Freundinnen Sporengeklirr und sahen den Oberst von Halden und den Leutnant Söller in der offen gelassenen Saaltür stehen und überrascht hereinblicken.

Louise ging ihnen mit der größten Unbefangenheit entgegen, hieß sie willkommen und fragte, welcher launige Zufall den bekannten Weiberhasser und den noch bekannteren Bacchus-Bruder so auf einmal in die untere Geister-Sphäre von sechs unverschanzten Weiberseelen hineingetrieben habe?

Der Oberst war gewissermaßen ein Siegfried von Lindenberg und sein Achates ein Herr von Waldheim, beide aber besaßen mehr Kultur als Politur und waren, ihre vorhin angegebenen Fehler abgerechnet, ein paar Leute, aus denen man alles machen konnte, was unser Herrgott aus ihnen gemacht hatte.

Die Mädchen nun, wie man sagt, noch blutjung, meine Mutter damals erst achtzehn Jahre alt, umringten die beiden Martissöhne12 mit aller der Freiheit ihres jugendlichen Privilegiums, die ihnen ihr lustiger Sinn gewährte.

Ihre Schmerzen an den verhüllten Teilen waren schon zur Hälfte vergangen, und die andere Hälfte sollte jetzt vergehen.

Louise hatte sich des Obersten bemächtigt und spielte an seinem Degengehänge, zog ihn aus einer Ecke in die andere und bat ihn, ihr doch zu sagen, wie der erste König von Kreta geheißen habe und ob dies Kreta wirklich zu des Apostels Paulus Zeiten faule Bräuche gehabt hatte?

Der Oberst, notgedrungen und ärgerlich, dass so eine halbbartlose Dirne ihm ums Kinn herumkrabbelte, beantwortete ihre unverschämten Fragen gar nicht, sondern sagte bloß: »Fräulein, befreien Sie mich nicht auf der Stelle aus Ihren Krallen und Klauen, so sollen Sie sehen und fühlen, was ich mit Ihnen anzufangen imstande bin.«

Meine Mutter lachte der Drohung und befahl ihm, sich für diesen Abend entweder gutwillig in ihre Launen zu fügen oder als Gefangener der Gewalt aller ihrer Reize auf einmal zu widerstehen.

Bei diesem verfänglichen Reden griff der Oberst an seinen Degen, aber Louise lief ihm mit Blitzesschnelle unter den schon aufgehobenen Arm, der das Mordinstrument gefasst hatte, hielt jenen und wollte dieses ihm entreißen. Allein der Oberst verstand keinen Spaß, hob die Verwegene wie eine Feder in die Höhe, warf sie aufs Sofa, entblößte ihr den Hintern, zog seinen Degen und schlug sie unter gellendem Geschrei zu einer Ritterin d’Egon.

Der Oberst musste den reizenden Anblick von Louises bloßem Hintern mit seiner Freiheit bezahlen. Die unvergessliche Schönheit dieser Teile, die zitternden Höhen und die von hinten zu preisgegebene Nachbarschaft aller männlichen Lüsternheit entwaffneten seinen Arm, und in seinen von Mutter Natur erhaltenen, von Kultur noch unverfälschten Sinnen regte sich ein Etwas, das den Frieden seiner Sinne so deutlich aussprach, dass auch nicht ein Jota davon für sein Herz verlorenging.

Der Mann von Grundsätzen und Charakter ist in sinnlichen Erscheinungen und Genüssen gewiss jedes Mal der Antipode von dem charakterlosen, brutalen und rohsinnlichen Menschen. Jener fühlt schon seine Leidenschaften durch den Anblick heimlicher weiblicher Reize gedämpft und befriedigt; dieser aber, dessen rohe Kraft kein Maximum des sinnlichen Gefühls statuiert, tobt unaufhaltsam fort bis zur Übersättigung. Dieses ist nun hauptsächlich auch ein Übel des heiligen Ehestandes und eines seiner schlechten Geheimnisse, dass diejenige, welche die ersten Grade des sinnlichen Lebens besitzt, sich bei Zeiten ans Fasten gewöhnen muss, wenn sie ihren erschöpften Eheherrn nach einigen Monaten noch zu lieben die Absicht haben sollte. Deswegen wählte ich hauptsächlich das Kloster, und ich will lieber mit allen zehn Fingern und anderen Tröstern siebenmal in der Woche vergessen, dass es ein männliches Geschlecht gibt, als mich über seine selbst verschuldete Impotenz zu beklagen haben. Die Folgen bei einer solchen Charakterverschiedenheit unter dem männlichen Geschlecht sind auffallend verschieden. Der erste hält und veredelt sich durch das einmal angenommene System sinnlicher Genüsse, der andere aber zerstört, wie das Feuer, sich selbst und das, was ihn ernährt.

Ein anderer als der Oberst würde sich mit Wut über die während der Degenflagellation entblößten sinnlichen Reize meiner Mutter geworfen und in ihren Besitzungen seinen Triumph gesucht haben. Aber von Halden, der die Weiber zwar hasste, im Grund aber wie Blumen behandelte, die man nie bricht, sondern in sich selbst verwelken lässt auf ihrem eigenen Boden, hielt das Brechen derselben für einen Raub an dem ganzen schönen Sommer des Lebens, den ja ohnehin ein langer kalter Winter so wünschenswert mache.

Die entblößten hinteren Reizungen meiner Mutter, die Schönheit und Reinlichkeit gewisser Teile, die zurückgeworfenen Kleidungsstücke nahmen auf einmal dem Oberst seinen Hass und gaben ihm dafür eine so herzliche innige Liebe für diese weibliche Schutzlosigkeit, dass er ihr seine vorgefassten Grundsätze, das ganze weibliche Geschlecht zu hassen, und dem vor ihm liegenden Wert dieses Geschlechtes willig seine Freiheit aufopferte.

Doch er hatte etwas gewagt, das, obgleich nicht im Sinne eines unverschämten geilen Scherzes zu nehmen, doch vor allem eine Aussöhnung mit dem Beleidigten verlangte.

Ohne also auch nur mit einer einzigen Akklamation zu verraten, wie weit der entblößte Hintern meiner Mutter seinen Weiberhass verscheucht habe, küsste er dreimal die beleidigten Teile, legte hierauf mit unbefangener Gleichgültigkeit erst ihr Hemd, dann ihre Röcke in die ihnen angewiesene natürliche Lage und hob sie vom Stuhle auf.

Jetzt aber war, wie der Oberst meinte, noch das Schwerste zu tun; er wollte nämlich den Zuschauerinnen einen ähnlichen Denkzettel schreiben, damit keine von ihnen sich irgendeines besonderen Vorrechtes zum Nachteil der anderen zu bedienen hätte.

Indessen war diese Vorsicht unnötig. Franziska hatte sich auf den Schoß des Leutnants Söller gesetzt, und dieser wühlte mit seinen verwegenen Händen in den geheimsten Reizen der Frechen.

Lenchen saß auf einem Stuhle, hatte ihr Röckchen bis an die Schenkel zurückgeschlagen und band ihr Strumpfband; Juliane hatte die Hand im Schlitz, und Friederika sah nach des Leutnants offenen Beinkleidern, die eben Franziska aufgeknöpft hatte und im Begriff war, ein männliches Glied frei zu machen, das bisher, außer Louise, noch keine von der Größe gesehen hatte.

Jetzt, als der Oberst Louise aufgehoben hatte und eben dem Leutnant sein Siegel der Verschwiegenheit und die heutige Parole bekannt machen wollte, fing Friederika an:

»Louise, das hast du nun an uns verdient!«