Die 12 Salze des Lebens

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Gewidmet allen Menschen,

die sich auf dem

biochemischen Weg

befinden.

Angelika Gräfin Wolffskeel

von Reichenberg

Die 12 Salze des Lebens

Biochemie nach Dr. Schüßler

Ein Ratgeber für Erwachsene und Kinder

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg

Die 12 Salze des Lebens

Biochemie nach Dr. Schüßler

Ein Ratgeber für Erwachsene und Kinder

6. überarb. und erw. Aufl. 2013

E-Book: ISBN 978-3-86374-088-7

Printausgaben:

1. Aufl. 2005; 2. Aufl. 2005; 3. Aufl. 2006; 4. Aufl. 2007; 5. Aufl. 2010; 6. Aufl. 2013

(Aufl. 1 bis 4: ISBN 978-3-9809565-3-6, Aufl. 5: ISBN 978-3-938396-65-0, Aufl. 6: ISBN 978-3-86374-086-3)

Mankau Verlag GmbH

Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum

Lektorat: Susanne Baronky, Bodenkirchen (1. Aufl.); Barbara Bucerius, Murnau (5. Aufl.);

Herbert Schwinghammer, München (6. Aufl., neue Kapitel)

Endkorrektorat: Dr. Thomas Wolf, MetaLexis

Gestaltung Umschlag: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München

Gestaltung Innenteil: Heike Brückner, Grafikstudio Art und Weise, Lappersdorf

Fotos: Caroline Förster, Würzburg (Porträtfotos von Angelika Gräfin Wolffskeel),

Deutsche Homöopathie Union, Karlsruhe (Salze-Fotos auf hinterer Umschlag-Innenseite),

Christopher Edwin Nuzzaco - shutterstock.com (S. 17), Robert Emprechtinger - fotolia.com (S. 75), hxdbzxy - shutterstock.com (S. 85), Chepko Danil Vitalevich - shutterstock.com (S. 105), Fotowerk - fotolia.com (S. 115), MSAT - fotolia.com (S. 135), Superhasi - fotolia.com (S. 205), Sergign - fotolia.com (S. 247)

eBook-Herstellung und Auslieferung:

Brockhaus Commission, Kornwestheim

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Hinweis des Verlags:

Die Autorin hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr; Verlag und Autorin können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch dargestellten Empfehlungen ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf. Die vorgestellten Therapievorschläge sollen den Besuch beim entsprechenden Facharzt nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Inhalt

Zum Geleit von Ruth Maria Kubitschek

Vorwort der Autorin

Einführung von Hans-Heinrich Jörgensen

I. Grundlagen

Schüßler und seine Zeit

Einführung in die Biochemie nach Schüßler

Empfehlungen zur Einnahme

Allgemeine Empfehlungen zur Ernährung

Die biochemischen Mittel im Überblick

Die 12 biochemischen Ergänzungsmittel

II. Schwangerschaft und Geburt

Wenn die Frau zur Mutter wird…

Biochemie für werdende Eltern

Biochemie in der Schwangerschaft

Biochemie für die Geburt

Biochemie nach der Geburt – Wochenbett – Stillen

Biochemie für das Kind

III. Kinderheilkunde

Einführung

Symptome von A – Z

Flüssigkeitsbedarf und Teemischungen

IV. Entwicklung und Pubertät

Krisenhafte Zeit des Wandels

Biochemie nach Dr. Schüßler

V. Wechseljahre

Einführung

Biochemie nach Dr. Schüßler

Heilkräuter und Tees

Weitere Maßnahmen

Wechseljahre als Aufbruch

VI. Spezifische Krankheitsbilder

Entzündungen

Fibromyalgie-Syndrom (FMS)

Erkrankungen des Nervensystems

Osteoporose

Eisenmangelanämie

Metabolisches Syndrom

VII. Kuren mit Biochemie

Frühjahrskur

Herbst-Winter-Kur

Immunkur und Kur bei belastetem Lymphsystem

Kur zur Entsäuerung, Reinigung und Entschlackung

Biorhythmus-Kur

Schönheitskur für Haut und Haare

Kur bei Rheuma-Erkrankungen

Abnehm-Kur

ADHS-Kur

VIII. Krankheiten von A–Z

Anhang

Zur Autorin

Weitere Veröffentlichungen der Autorin

Quellenangaben

Stichwortverzeichnis

Zum Geleit

Ich bin über die Homöopathie, die Naturheilkunde, zur Biochemie nach Dr. Schüßler geführt worden und habe mich sehr dafür interessiert.

Bei Befindlichkeitsstörungen, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens erfährt oder erleidet, habe ich immer wieder zu Schüßler-Salzen gegriffen, um das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen und mich gesund zu erhalten.

In diesem Buch werden die Zusammenhänge sehr klar und verständlich aufgezeigt. Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg schreibt umfassend und sehr interessant über die 12 Salze des Lebens in überzeugender und kompetenter Weise.

Zürich, im Juni 2005

 

Ruth Maria Kubitschek, Schauspielerin, Buchautorin

Vorwort der Autorin


Als Heilpraktikerin liegt mir die Gesundheit des Menschen schon von Berufs wegen am Herzen. Für mich ist es aber darüber hinaus ein Tag für Tag empfundenes und gelebtes Anliegen, mein Wissen an Interessierte weiterzugeben, damit es auf aufnahmebereite Menschen treffen und dort Frucht tragen möge.

Das Buch möchte Anstoß zu eigenen Überlegungen sein und Mut machen für die Überprüfung des eigenen Lebensstils und Anregungen geben für eventuell notwendige Änderungen der Lebensgewohnheiten. Auch aus meiner umfangreichen Tätigkeit als Lehrbeauftragte und Referentin über die „Salze des Lebens” sind die Erfahrungen in den vorliegenden Ratgeber eingeflossen, wie ich auch mein Wissen an meine Studierenden weitergebe, die ich in meiner von mir gegründeten Schule „Surya” auf diesen wunderschönen, wahrhaft heilsamen Beruf des Heilpraktikers vorbereiten darf. Ich möchte dieses praktische Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch verbinden mit einer Einführung in die grundlegenden Gedankengebäude dieses tatkräftigen und in der Entdeckung vorhandener Zusammenhänge und Wirkungsweisen des menschlichen Körpers genialen Arztes und Menschenfreunds Dr. Wilhelm Schüßler.

Ich will verdeutlichen, dass gesundes Leben nur im Einklang mit sich selbst, der Natur und der Umwelt gelingen kann, wie auch im Bewusstsein wechselseitiger Abhängigkeiten.

Aus diesem Bedürfnis heraus ist dieses Buch entstanden, das ich Ihnen, meinen Leserinnen und Lesern, erstmals vor sieben Jahren übergeben habe und das heute bereits in der sechsten Auflage vorliegt. Wir haben bereits anlässlich der fünften Auflage viel Zeit in die Überarbeitung insbesondere des Krankheitsregisters investiert, das sich seitdem mit größerer, besser lesbarer Schrift, präziseren Hinweisen und teilweise neuen Empfehlungen präsentiert; in der aktuellen Neuauflage beschreiben wir mit der Eisenmangelanämie und dem Metabolischen Syndrom zwei weitere wichtige Krankheitsbilder; außerdem empfehle ich weitere wertvolle Kuren mit Schüßler-Salzen.

Auch Ihre dankenswerten Rückmeldungen und meine Erfahrungen der letzten Jahre sind in die Überarbeitung eingeflossen.

Möge mein Buch Sie begleiten auf Ihrem Weg zur vollen ganzheitlichen Gesundung, die nur erreichbar ist in der Einheit von Körper, Seele und Geist. Wenn mein Ratgeber Ihnen hierbei von Nutzen ist, wäre mein Ziel erreicht.

Gerchsheim, im Februar 2013

Angelika Gräfin Wolffskeel

Einführung

Was bleibt einem Vorwortschreiber denn eigentlich noch zu schreiben, wenn es der Autorin schon so trefflich gelungen ist, das Thema von der Entstehungsgeschichte bis zur praktischen Nutzanwendung so umfassend darzustellen, wie es Angelika Gräfin Wolffskeel mit ihrem neuen Buch über Schüßlers Biochemie geschafft hat?

Wir wurden in den letzten Jahren mit einer Fülle von Schüßler-Büchern und -Aufsätzen überschüttet. Bei manchen ist es schade um das verschwendete Papier, weil den Schreibern nichts anderes einfiel, als längst Bekanntes wiederzukäuen. Schade auch, weil nur allzu oft sehr fragwürdige eigene individuelle Erfahrungen der Schreiber verfälschend in deren Bücher eingeflossen sind und mehr Verwirrung als Klarheit stiften. Das vorliegende Buch sticht wohltuend aus der Masse dieser Bücher heraus, weil es der Gräfin gelungen ist, bei allen ausführlichen Erklärungen und hilfreichen Therapieempfehlungen stets sachlich und eng an Schüßlers Originallehre angelehnt zu bleiben.

Die Biochemie – so betont auch die Gräfin übereinstimmend mit Dr. Schüßler – will und soll kein homöopathisches Heilverfahren im Sinne der Hahnemann’schen Ähnlichkeitsregel sein. Sie basiert auf den naturwissenschaftlich-rationalen Erkenntnissen über die Physiologie unseres Stoffwechsels, der ohne die essenziellen Mineralien, die Schüßler zu Recht als Funktionsmittel bezeichnete, eben nicht funktionieren kann. Aber schließlich – zunächst von den zeitgenössischen Schulmedizinern verlacht – wurde die Biochemie hundert und mehr Jahre von Homöopathen hochgehalten und von homöopathisch orientierten Herstellern bereitgestellt. Das hat zwangsläufig dazu geführt, dass sich in der biochemischen Literatur ein kunterbuntes Durcheinander von homöopathischen und allopathischen Ergänzungs-Therapien tummelt.

Seit Langem plädiere ich dafür, dass sich ein kleiner Kreis sachkundiger Biochemiker zusammensetzt und mit Fleiß sortiert, welche Anwendungsempfehlungen aus der Literaturvielfalt denn nun homöopathische oder allopathische sind, und dabei auch diskutiert, welche besser in den Papierkorb wandern sollten. Das Buch der Gräfin Wolffskeel ist ein Schritt voran auf dem langen und mühsamen Weg zu einer solchen Sichtung und Bereinigung. Das immer akribischer ins Detail gehende Arzneimittelrecht der Europäischen Union verlangt eindeutige Aussagen zum Wirkprinzip einer Arznei. Alle Arzneien, die aus Mischungen homöopathischer und pflanzlicher Tinkturen bestanden, sind dem zum Opfer gefallen und aus den Apothekenregalen verschwunden. Auch die seit 130 Jahren bewährte Biochemie muss Farbe bekennen, zu welcher Therapierichtung sie gehören will.

Schüßler war ein faszinierender Beobachter. Von seinen empfohlenen Indikationen muss keine gestrichen werden. Wenngleich der eine oder andere seiner Erklärungsversuche heute als überholt gelten muss, haben seine Therapieempfehlungen ausnahmslos bis heute Bestand. Mehr noch: Sie sind nahezu alle durch moderne Forschungsergebnisse nachvollziehbar. Schüßler war selbst auch stets bemüht, sich an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen seiner Zeit zu orientieren, und hat dieses Wissen von Auflage zu Auflage in sein Büchlein eingearbeitet. Mit dem heutigen Wissensstand über die Physiologie hätte er manchen Erklärungsversuch sicher anders formuliert. Seinen Schlussfolgerungen tut das keinen Abbruch.

Auch in den eigenen Reihen der Biochemiker flackert seit Schüßlers Zeiten immer wieder die zweifelgeplagte Diskussion auf, ob denn die winzige Stoffmenge einer homöopathischen D 6- oder gar D 12-Potenz wirklich ohne geheimnisvolle Mächte so viel Gutes tun kann. Ausführlich beschäftigt sich Schüßler mit diesen schon damals laut werdenden Zweifeln, ob denn die kleine Gabe ausreiche, um Defizite zu decken. Ich zitiere:

„Die Natur arbeitet nur mit Atomen und Atomgruppen oder Molekülen.”

„Daß verschwindend kleine, unwägbare Stofftheilchen im Organismus wirken können, läßt sich (…) nicht bestreiten (…).”

„Der Gehalt einer Zelle an Mineralstoffen ist verschwindend klein (…). Auch allopathische Mittel sind in kleinen Gaben wirksam.”

„(…) und ein dem winzigen Manco entsprechender Ersatz (…) kann die Resorption (…) bewirken.”

„(…) wie klein darf dann die Magnesia-Gabe sein, mittels welcher man eine Neuralgie curiren will, die durch ein verschwindend kleines Deficit an genanntem Salze in einem winzigen Theile des Nervengewebes bedingt ist?”

Das macht deutlich, dass wir nicht riesige Mengen brauchen, um einem Mangelsymptom zu Leibe zu rücken. Jedes Defizit beginnt mit einem Quäntchen, einem minimalen Defizit – und um dieses zu decken, müssen wir ja nicht den gesamten Tagesbedarf auffüllen, sondern eben nur dieses Quäntchen. Es ist der berühmte kleine, letzte Tropfen, der ein Fass zum Überlaufen bringt, und es ist die winzige kleine Fehlmenge, die – ersetzt – eine Zelle wieder funktionieren lässt. Schüßler hat uns auch nicht auf die heute üblichen Potenzen D 6 und D 12 eingeschworen:

„(…) möge jeder Arzt, der biochemische Mittel anwenden will, nach seinem Ermessen die Dosis wählen.”

Ausweislich seines Schriftwechsels mit seiner Lieferapotheke hat er selbst oft auch mit tieferen Potenzen gearbeitet. Hier stellt sich tatsächlich angesichts der heute ausgeprägten Versorgungslücken die Frage, ob wir nicht mit tieferen Potenzen und damit höheren Mengenkonzentrationen manchmal besser fahren würden.

Immer wieder macht Schüßler deutlich, dass die homöopathische Aufbereitung nicht dem homöopathischen Signalprinzip dient, sondern lediglich der besseren Bioverfügbarkeit:

„Alle in Wasser unlöslichen Stoffe müssen bis auf mindestens die sechste Stufe der decimalen Verdünnungs-Scala gebracht werden; die in Wasser löslichen können auch in niedrigeren Verdünnungen durch die erwähnten Epithelzellen treten.”

Wenn wir uns frei machen von der irritierenden Vorstellung (die er mit seinem RachitisBeispiel provoziert hat), es müsse jeweils das gleiche Salz sein, das in kleiner Menge die Bewegung der großen Menge anstößt, dann hat Schüßler fast prophetisch vorhergesagt, was Physiologie und Neurophysiologie erst seit ca. 30 Jahren wissen, dass nämlich die verschiedenen Salze sich gegenseitig beeinflussen und in ihrer Bewegung steuern.

„(…) kann aber (…) in der zwischen den Zellen befindlichen Ernährungsflüssigkeit ein Deficit an einem Salze mit consecutiver (nachfolgender) Störung der Molekularbewegung vorhanden sein. Diese Störung kann den Eintritt eines Ergänzungssalzes aus dem Blute in die betreffenden Interzellulärräume verhindern”

Wir wissen heute, dass eine winzige Menge Magnesium als Kern der „Kalium-Natrium-Pumpe” (ATPase) große Mengen Kalium in die Zelle hinein- und Natrium aus der Zelle hinausbefördert und dadurch das Ruhepotenzial der Nerven aufbaut. Wir wissen, dass eine winzige Menge Calcium an der Zellmembran deren Durchlässigkeit steuert und damit den Zusammenbruch der nervlichen Stabilität verhindert. Wir wissen, dass die Umsetzung eines Nervenimpulses in Muskelarbeit an der motorischen Endplatte durch die Freisetzung winziger Calciummengen vermittelt wird und durch ebenso winzige Magnesiummengen verhindert werden kann. Allein die Anwesenheit winziger Mengen freier Eisen-Ionen ermöglicht der Fresszelle erst das Killen eines Bakteriums.

Die Übertragung eines Nervenimpulses am Ranvier’schen Knoten geschieht durch Natrium-Ionen in einer Größenordnung, die der Potenz D 18 entspricht. Eine Tablette unseres Salzes Nr. 8 (Natrium chloratum D 6) reicht also, um rund 250 Milliarden Nervenimpulse weiterzuleiten. Damit kann man schon eine ganze Menge bewegen.

Zweifelsohne ist die Biochemie ein Regulationsverfahren – aber nicht mit Hilfe geheimnisvoller Informationssysteme, sondern ganz materialistisch und naturwissenschaftlich erklärbar. Wenn wir uns von diesem „materialistischen” Weltbild lösen wollen, lösen wir uns von Dr. Schüßler.

Die Biochemie ist modern geworden. Naturheilkundliche Zeitschriften, Frauen-Magazine und Illustrierte haben sich des Themas bemächtigt. Sie haben das wachsende Interesse der Bevölkerung nach Information über die Möglichkeiten der Selbstmedikation erkannt. Der fatale politische Irrtum, wirksame und unschädliche Arzneien dem Patienten nicht mehr zu Lasten der Sozialversicherung zukommen zu lassen, haben dieses Interesse zusätzlich angefacht. Mit der Biochemie haben die Menschen eine nebenwirkungsfreie und preiswerte, zudem hoch wirksame Möglichkeit, sich bei unendlich vielen Unpässlichkeiten des täglichen Lebens selbst zu helfen. Eigenverantwortlichkeit ist auch in der Medizin gefragt.

Das zeigt sich ebenfalls in den vielen beim Biochemischen Bund Deutschlands eingehenden Fragen zur Biochemie, die trotz des vielfältigen Literaturangebotes dort keine Beantwortung fanden. Der Gräfin Wolffskeel – uralter fränkischer Adel, politisch, ökologisch, künstlerisch und kulturell in ihrer Heimatregion bemerkenswert aktiv – ist es gelungen, viele dieser Fragen auf den Punkt zu bringen und schlüssig und allgemein verständlich zu beantworten. Ein Grund mehr, dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen.

Großenkneten, im Juni 2005

Hans-Heinrich Jörgensen, 1. Vizepräsident des Biochemischen Bundes Deutschlands e.V.


Schüßler und seine Zeit

Im 18. und 19. Jahrhundert führten grundlegende Erkenntnisse in den Naturwissenschaften zu einem neuen Denken und damit zu veränderten, neuen Konzeptionen in der Medizin. Diese haben bis heute nichts an Bedeutung verloren.

 

Die Zeit war geprägt von einer Abkehr der bis dahin herrschenden naturphilosophischen Betrachtungsweise des Menschen und der Krankheiten – hin zu einer naturwissenschaftlich begründeten Medizin. Demnach sind Veränderungen, die das so genannte innere Milieu eines Organismus – das heißt die biochemischen Abläufe in den Zellen – stören, maßgeblich an der Entstehung von Befindlichkeitsstörungen bzw. Krankheiten beteiligt.

In dieser Zeit lebte auch der Arzt Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler, Begründer der Biochemie. Zeitgenossen waren unter anderem der Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur, der Bakteriologe Robert Koch, der Pathologe Rudolf Virchow sowie der Arzt Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie.

Sein Lebensweg

Wilhelm Schüßler wurde am 21. August 1821 in Bad Zwischenahn im Großherzogtum Oldenburg geboren. Weil seinen Eltern die Mittel fehlten, war ihm zunächst der Zugang zur Universität verwehrt. Er lernte deshalb im Eigenstudium Sprachen und verdiente sich damit als Hauslehrer seinen Lebensunterhalt. Im Alter von 30 Jahren konnte er mit dem Medizinstudium beginnen. Er studierte zunächst ein Jahr in Paris. Die dortige Universität hatte zu dieser Zeit einen besonders guten Ruf. Weitere Studienjahre folgten in Berlin, Gießen und Prag. Hier widmete er sich schon intensiv der Homöopathie. Samuel Hahnemann lebte zu dieser Zeit noch. Hahnemann war mit seiner Heilweise sehr umstritten. Obwohl die damalige Schulmedizin die Homöopathie stark bekämpfte, erfuhr sie in der Bevölkerung wegen ihrer Heilerfolge großen Zuspruch.

Als homöopathisch arbeitender Arzt eröffnete Schüßler 1858 in Oldenburg seine eigene Praxis. Damals waren etwa 700 verschiedene homöopathische Arzneien bekannt. Durch die beginnende naturwissenschaftliche Erkenntnis, dass Mineralstoffe für den Zellstoffwechsel und die Krankheitsentstehung eine sehr große Bedeutung besitzen, begann Schüßler, sich mit den in der Homöopathie gebräuchlichen Mineralstoffen vermehrt auseinanderzusetzen.

Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898)


1821 Geburt von Wilhelm Heinrich Schüßler in Bad Zwischenahn (Großherzogtum Oldenburg) am 21. August
1853 Beginn des Medizinstudiums in Paris
1854 Studium in Berlin
1855 Promotion zum Dr. med. in Gießen. Anschließend Fortsetzung des Studiums an der Universität Prag
1857 Nachträgliches Abitur am Alten Gymnasium in Oldenburg
1857 Medizinisches Staatsexamen in Oldenburg am 28. Juli und 12. August
1858 Zulassung Dr. Schüßlers als Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer am 2. Januar. Erste Wohnung und Praxis in der Kurwickstraße, Oldenburg
1872 Beginn der Arbeiten am Buch „Eine Abgekürzte Therapie”
1873 Erster Artikel mit dem Titel „Eine abgekürzte homöopathische Therapie” in der „Allgemeinen Homöopathischen Zeitung Nr. 12”
1874 Erscheinen der 1. Auflage von „Eine Abgekürzte Therapie”
1885 Gründung des ersten Biochemischen Vereins in Deutschland durch Rechnungsrat August Meyer in Oldenburg. Damit Beginn des biochemischen Vereinswesens
1898 Tod Dr. med. Wilhelm Heinrich Schüßlers am 30. März

So untersuchte er die Asche Verstorbener und erkannte dadurch Zusammenhänge zwischen der jeweiligen Todesursache und dem Mangel an bestimmten lebensnotwendigen anorganischen Salzen (Mineralien). Seine Forschungen führten ihn zu der Erkenntnis, dass 12 Mineralstoffe besonders wesentliche Funktionen ausüben. Diese setzte er dann in homöopathisch potenzierter Form (siehe Einführung in die Biochemie nach Schüßler – Funktionsmittel, S. 24) erfolgreich bei seinen Patienten und deren Behandlung ein. Nicht selten wurde Schüßler nachts von Patienten aufgesucht, die sich möglichst unerkannt einem „anders” arbeitenden Arzt anvertrauen wollten.

In Oldenburg behandelte er in den nächsten Jahren allein 1.000 diphtheriekranke Kinder, von denen viele von Schüßlers Kollegen schon aufgegeben worden waren. Sein Wartezimmer war von frühmorgens bis spät in die Nacht mit Patienten gefüllt. Er hatte ca. 11.000 bis 12.000 Patienten pro Jahr. Die vielen Heilerfolge mit 12 Mineralsalzen ermutigten ihn, im Jahre 1874 seine erste kleine Broschüre mit dem Titel „Eine Abgekürzte Therapie” zu veröffentlichen. Hierin drückte er seine feste Überzeugung aus, dass durch diese 12 Mineralsalze „alle Krankheiten, welche überhaupt heilbar sind, geheilt werden können.” Trotz vieler Skepsis seitens der Kollegen, auch der homöopathisch tätigen, verbreitete sich die Behandlung mit den „biochemischen Funktionsmitteln” rasend schnell. Das führte dazu, dass diese Veröffentlichung bald in alle bedeutenden Sprachen übersetzt wurde. Es folgten weitere Veröffentlichungen bis zu seinem Tod am 30. März 1898.

Sein Vermächtnis an die Nachwelt besteht vor allen Dingen in der von ihm vertretenen ganzheitlichen Heilweise, die auf die Funktionen und Lebensvorgänge des menschlichen Organismus wirkt. Damit hilft er den Menschen bis heute, sich gesund zu halten, und gibt wertvolle Ratschläge bei der Behandlung von Befindlichkeitsstörungen bzw. Krankheiten. Diesem Ziel soll auch der vorliegende Ratgeber dienen.

Der erste biochemische Verein entsteht

Sein Freund August Meyer, Rechnungsrat bei der Eisenbahn, betrachtete mit großem Missfallen das Desinteresse der ärztlichen Kollegen von Dr. Schüßler an der Biochemie. Nach langen endlosen Verhandlungen gelang es ihm, Dr. Schüßler zu überreden, die biochemische Heilweise in Laienkreisen bekannt zu machen. Daraufhin wurden in ganz Deutschland Vereine gegründet. Diese hatten insgesamt mehrere zehntausend Mitglieder. Das neue und wichtige Verbreitungsmedium der damaligen Zeit war die Eisenbahn, sodass nicht zuletzt über deren Bedienstete die neuen Ideen an die Menschen in ganz Deutschland herangebracht werden konnten. So entstand 1885 der erste Biochemische Verein in Oldenburg, der heute noch existiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr das biochemische Vereinswesen einen dramatischen Niedergang. Heute finden jedoch wieder vermehrt Menschen den Weg in die biochemischen Vereine, weil sich ihr Bewusstsein nach einer sanften und naturgemäßen Medizin sehnt.

Einführung in die Biochemie nach Schüßler

Das Lehrgebäude Dr. Schüßlers baut zunächst auf drei bereits damals bekannten Grundsätzen auf:

1 Die kleinste Lebenseinheit ist die Zelle.

2 Das Wesen der Krankheit ist die pathogen (krankhaft) veränderte Zelle (Virchow).

3 Gesund bleiben kann der Mensch nur, wenn er die nötigen Mineralstoffe in der erforderlichen Menge und im richtigen Verhältnis besitzt (Moleschott).

Aus diesem Wissen heraus entwickelte Schüßler dann seine eigenen Lehrsätze:

1 Lehrsatz: „Alle Krankheiten entstehen durch einen Mangel an bestimmten lebensnotwendigen Mineralstoffen in der Zelle.”

2 Lehrsatz: „Durch Zuführung der fehlenden Mineralsalze tritt die Heilung ein” (durch Moleschott angedeutet).

3 Lehrsatz: „Die Zuführung der Mineralstoffe darf nur in allergeringsten Mengen erfolgen.”

4 Lehrsatz: „Die Zuführung der fehlenden Stoffe muss in solch einer Verdünnung erfolgen, dass der Übertritt des funktionssteigernden Salzes unmittelbar durch die Schleimhäute in Mundhöhle, Schlund und Speiseröhre direkt ins Blut erfolgen kann.”

Bedeutung von Mineralstoffen im Stoffwechsel

Für jeglichen Stoffwechsel lebender Wesen sind Mineralstoffe ein lebensnotwendiger Bestandteil. Mineralstoffe nach Schüßler sind keine Mineralien im üblichen Sinne, wie wir sie in Lebensmitteln (z. B. Mineralwasser) finden. Im menschlichen Körper treten Mineralien zum einem als Feststoffe auf (z. B. Calcium als Kalk in den Knochen), zum anderen in den Körperflüssigkeiten in Form von Ionen. Diese werden für viele Vorgänge im Körper benötigt.

Da die Mineralstoffe im Organismus für lebenswichtige Funktionen notwendig sind und durch ihre spezifische Gabe gestörte Funktionen wieder in Gang bringen, spricht man bei diesen Arzneien in potenzierter Form auch von biochemischen „Funktionsmitteln” oder von den „Salzen des Lebens” (bios = Leben). Diese Mineralsalze können, da sie „anorganisch” sind, nicht vom Körper hergestellt werden. Der Organismus ist unbedingt auf ihre Zufuhr von außen angewiesen.

Aufgrund der Erkenntnisse seines Lehrgebäudes und seiner Lehrsätze wurde Schüßler klar, dass die normale Tätigkeit der Zelle von einem normalen Gehalt an anorganischen Salzen abhängt. Er übertrug diese Erkenntnisse auf die Medizin und schloss daraus, dass die Ursache von Krankheiten in einem abweichenden Mineralgehalt, insbesondere einem Mineralstoffmanko läge. Im Krankheitsfall müssen dementsprechende Mineralsalze zuge führt werden.

Von anderen Therapien mit Mineralstoffen unterscheidet sich die Schüßler’sche Therapie jedoch in einem ganz wesentlichen Punkt: der Dosierung. Während man üblicherweise einen Mineralstoffmangel durch hohe Dosen auszugleichen versucht (Substitution), wählte Schüßler einen anderen Weg: Durch Gabe der Mineralsalze in potenzierter Form (s. Absatz „Funktionsmittel”) wird ein sanfter Reiz ausgeübt, der die Zellen dazu anregt, die lebensnotwendigen Mineralsalze vermehrt aus der Nahrung aufzunehmen und diese richtig zu verteilen. Dies ist notwendig, da auch bei ausreichender Mineralstoffzufuhr von außen lokale Defizite auftreten können.

Wir leben nicht von dem, was wir essen, sondern von dem, was wir verdauen.

Dr. Otto Kreitner

Wenn z. B. Transportvorgänge an der Zellmembran (Zellhülle) gestört sind, ist trotz Überfluss im Blut ein Mineralstoffmanko in der Zelle möglich. Hier können die biochemischen Mineralsalze Abhilfe schaffen, indem sie eine Signalfunktion an der Zellmembran ausüben. Die biochemischen Funktionsmittel wirken also nicht durch ihre Masse (Quantität), sondern durch ihre Qualität. Schüßler spricht hier auch davon, dass durch die Gabe der biochemischen Mineralsalze gestörte Molekularbewegungen geregelt werden. So kann eine gestörte Verteilung von Mineralstoffen ausgeglichen werden.

Wir wissen heute, dass z. B. Mangel an Eisen, Magnesium, Calcium usw. für Befindlichkeitsstörungen oder sogar Krankheiten verantwortlich sein kann. Dabei sprechen wir von so genannten „Mangelerscheinungen”. Liegt ein Mangel vor, muss durch Zufuhr des entsprechenden Minerals, z. B. in Form von Eisentabletten, der körpereigene Speicher wieder aufgefüllt werden. Oftmals genügt es dann nicht alleine, das entsprechende Mineralsalz zuzuführen; denn auch bei ausreichendem Vorhandensein eines Mineralstoffes kann es im Körper zu lokal begrenzten Verteilungsstörungen oder auch zu einem Mangel an aktiv verfügbaren Mineralstoffen kommen.

Die aus den (nicht denaturierten) Lebensmitteln aufgenommenen Mineralien dienen als Baustoffe und bilden die mineralische Grundlage für den Körperaufbau und die Stoffwechselprozesse der Zellen. Die Natur macht aus den anorganischen Mineralstoffen des Bodens über das Wachstum der Pflanze, mit Hilfe der Photosynthese, organische Mineralien. Die normale Funktion der Zelle wird durch richtige Ernährung gewährleistet. Die Zellnahrung wird durch den Blutstrom an die Zelle gebracht.

Vieles von dem, was Schüßler zu seiner Zeit praktisch erfahren hat, wird heute mit Hilfe der neuen Kenntnisse aus der physiologischen und biologischen Chemie verständlich.

Umgekehrt können natürlich deren Erkenntnisse genutzt werden, um neue Einsatzgebiete der Schüßler-Salze zu erschließen. Eine Therapie mit Mineralstoffen und Spurenelementen ist in der Zwischenzeit medizinischer Alltag.