Das große Still-Kompendium

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Das große Still-Kompendium
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Das große Still-Kompendium

IMPRESSUM

TITEL

Das große Still-Kompendium, enthält: I. Autobiografie - Mit einer Geschichte der Entdeckung und Entwicklung der Wissenschaft der Osteopathie II. Die Philosophie der Osteopathie III. Die Philosophie und mechanische Prinzipien der Osteopathie IV. Forschung und Praxis

Copyright © 2013 bei JOLANDOS© JOLANDOS©, Am Gasteig 6, 82396 D-Pähl www.jolandos.de, info@jolandos.de ISBN 978-3-936679-64-9 (Print) ISBN 978-3-941523-32-6 (Ebook / MOBI) ISBN 978-3-941523-10-4 (Ebook / EPUB)

TITEL DER ORIGINALAUSGABEN

Autobiography Of Andrew T. Still: With A History Of The Discovery And Development Of The Science Of Osteopathy (1908) The Philosophy of Osteopathy (1899) The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy (1902) Research and Practice (1910) von Andrew Taylor Still, Eigenverlag, Kirksville, Mo. USA

ÜBERSETZUNG

Sandra Jesse

Angelika Hamilton

Bettina Clement

BEARBEITUNG

Christian Hartmann

Dr. Martin Pöttner

UMSCHLAGGESTALTUNG & SATZ

Christian Hartmann

DRUCK / PRINTVERSION

Buchproduktion Thomas Ebertin

www.buchproduktion-ebertin.de

EBOOK-GESTALTUNG

Corinna Rindlisbacher

www.ebokks.de

VERTRIEB ÜBER

HEROLD Auslieferungsservice GmbH

Raiffeisenalle 10

82041 Oberhaching

BESTELLUNG: order@jolandos.de

Jede Verwertung von Auszügen der deutschen Ausgabe ist ohne Zustimmung des JOLANDOS -Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt für Vervielfältigungen und Verbreitung in welcher Form auch immer.


Das große Still-Kompendium

INHALTSVERZEICHNIS

Vorworte und Einleitungen des vorliegenden Still-Kompendiums erscheinen identisch in den einzeln veröffentlichten Büchern (für 2014 geplant).

VORWORT DES HERAUSGEBERS (2013)

VORWORT DES HERAUSGEBERS (2005)

PREFACE JANE STARK (2005)

VORWORT JANE STARK (2005)

EINLEITUNG DES ÜBERSETZERS (2005)

1. Vorbemerkung

2. Das Grundkonzept Andrew Taylor Stills (Man is triune)

3. Der Einfluss Herbert Spencers, der Mechanismus bei Still und die offenen Fragen des Maschinenmodells Stills

4. Das Gliederungsmuster der medizinischen Werke im Unterschied zur Autobiografie

EINLEITUNG DES HERAUSGEBERS (2005)

Spiritualität Elektrizität Methodismus Arterie als König Nerven-system Ganzheitliche Behandlung Homöopathie ‚Osteopathie‘ Biogen Wundermethode Osteopathie? Triune osteopathy

Monografien

I. AUTOBIOGRAFIE: Mit einer Geschichte der Entdeckung und Entwicklung der Wissenschaft der Osteopathie

II. DIE PHILOSOPHIE DER OSTEOPATHIE

III. DIE PHILOSOPHIE UND MECHANISCHE PRINZIPIEN DER OSTEOPATHIE

IV. FORSCHUNG UND PRAXIS

(Inhaltsverzeichnisse der einzelnen Bücher siehe dort.)

VORWORT DES HERAUSGEBERS (2013)
Vorbemerkung

Seit der Überarbeitung des Still-Kompendiums vor acht Jahren ist viel passiert. Andrew Taylor Still (1828 – 1917), dem Entdecker der (klassischen) Osteopathie, wird im deutschsprachigen Raum inzwischen eine zunehmend breitere Würdigung zuteil. Zudem wird immer offensichtlicher, dass seine Osteopathie weitaus komplexer ist, als man dies ursprünglich vermutet hatte. Maßgeblichen Anteil an diesem Einsichtsprozess hat dabei mit Sicherheit auch die wachsende Zahl an Titeln kompetenter Still-Kenner, von denen ich Ihnen folgende besonders empfehlen kann: Stills Faszienkonzepte (Stark), Interface (Lee), Osteopathie und Swedenborg (Fuller), A. T. Still (Lewis), Klassische Osteopathische Feldtheorie, (Hartmann/Pöttner) und natürlich der Klassiker Andrew Taylor Still 1828 – 1917 (Trowbridge), als ideale Einführungsliteratur. Die ‚philosophisch‘ wohl qualifizierteste Einschätzung zur klassischen Osteopathie ist m. E. aber nach wie vor die nachfolgende Einführung des Mitübersetzers und kritischen Bearbeiters der Still-Texte, Dr. Martin Pöttner, seines Zeichens Privatdozent für Philosophie und Theologie. Ihm möchte ich an dieser Stelle nochmals ausdrücklich für seine unschätzbaren Beiträge danken.

Auch die nach fast einem Jahrhundert wieder auftauchenden Texte seines wohl wichtigsten Schülers, John Martin Littlejohn (1866 – 1947) belegen, dass die klassische Osteopathie trotz ihrer scheinbar einfachen Anwendung tatsächlich ein äußerst komplexes Gedankengebäude repräsentiert, in der die Frage nach den Lebensprozessen mit ihren Mechanismen noch im Zentrum des Interesses stand und die medizinische Umsetzung lediglich einen Seitenast an diesem Baum darstellte. Dies erscheint nur logisch, wenn man weiß, dass Still die Medizin bei seinem Vater, dem Methodisten-Prediger Abram Still, im Einflussbereich des Amerkianischen Swedenborgianismus und im Umfeld der Medizin der Shawnee-Indianer erlernte. In diesem Gesamtkontext und in Hinblick auf die prägenden Jahre der Begleitung seines Vaters ging es Still vorrangig eben nicht um Körpermedizin, sondern zunächst um Seelsorge mit der darin eingebetteten Körpermedizin. Der Menschen in seiner Gesamtheit stand im Fokus – nicht Patienten mit Symptomen und Diagnosen. So nahm Still den Menschen immer als eingebettet in und durchdrungen von einer schöpferischen Intelligenz wahr. Eine Intelligenz, die allein für alle Prozesse des Lebens verantwortlich zeichnet. Und so ist es nur konsequent, dass er dieser metaphysischen und mechanistisch wirkenden Kraft (Lebenskraft) weit mehr Aufmerksamkeit schenkte und die für Körperärzte typische Fokussierung auf Symptome und Pathologien nur nachrangig abhandelt. Da die Vorstellung der Lebenskraft aber mit dem in der Salutogenese gebräuchlichen Begriff Ressourcen gleichzusetzen ist, kann Stills Osteopathie folglich als salutogenetische Medizin identifiziert werden:

„Gesundheit zu finden sollte die Aufgabe des Arztes sein. Jeder kann Krankheit finden.“ [Still, Die Philosophie der Osteopathie]

Wenn man Still eingehend studiert (und verstanden) hat, kann man diesen Satz in etwa wie folgt in moderne Terminologie übersetzen:

Das Vertrauen in die natürlichen und sich stets in Richtung Normophysiologie prozessual entfaltenden Ressourcen im menschlichen Organismus wiederzufinden und ihnen individuell optimale anatomisch-(psycho-) physiologische Rahmenbedingungen zur Entfaltung über die möglichst frei fließenden Körperflüssigkeiten als medial wirkende Informationssysteme zu verschaffen ist Aufgabe des Arztes. Symptome und Pathologien finden und mit konzeptuellen Methoden angehen kann jeder.

Ich erwähnte ja bereits: Stills Philosophie ist ziemlich komplex. Und sie ist eindeutig salutogenetisch orientiert. Der Begriff Salutogenese wurde zwar erst in den 1970ern von dem amerikanischen Soziologen Aaron Antonovsky geprägt, er selbst betont aber, dass es sich um einen Denkansatz handelt, der so alt ist wie die Menschheit und keine Erfindung oder Methode von ihm sei; insofern ist es vollkommen legitim, Stills Osteopathie als ‚salutogenetisch‘ zu bezeichnen. (Salutogenese schließt Pathogenese übrigens nicht aus, sondern betrachtet diese als integralen Sonderfall.)

Ein zentrales Paradigma der Salutogenese fordert darüber hinaus dazu auf, die Vorstellung der Absolutbegriffe ‚Gesundheit‘ und ‚Krankheit‘ durch die Vorstellung eines relativen und sich daher ständig ändernden Zustandskontinuums zu ersetzen. Durch die Auflösung des Krankheitsbegriffs verschwindet auch die Vorstellung des ‚Bösen‘, welches es zu besiegen gilt und folglich auch die Vorstellung des Behandlers als ‚Heilers‘ oder ‚Gesund-Machers‘ (Dass sich jedes gesunde Therapeuten-Ego dagegen zunächst verwehrt ist nur normal, denn schließlich ist es doch exakt das, was die Patienten von Ihren Behandlern erwarten.) Dass die klassische Osteopathie dieses zentrale Paradigma der Salutogenese geradezu beispielhaft erfüllt, mag Ihnen auch ein kleiner Auszug aus Louisa Burns, DO Basic Principles aus dem Jahr 1907 (!) verdeutlichen:

 

„Es gibt etwas wildes in der Einstellung besonders bei Akuterkrankungen und man kann den Unwissenden, der lediglich die oberflächlichen Aspekte eines Leidenden betrachtet, nicht dafür tadeln, dass er Krankheit für ein grausames Wesen hält, das es zu versöhnen oder zu bekämpfen gilt. […] Ist Krankheit ein Wesen mit bestimmten Kräften… ist die rationale Vorgehensweise das Austreiben, Töten oder Zuwiderhandeln der Krankheiten, oder besser gesagt der entsprechende Kreatur. Aber dieser Standpunkt entspricht nicht der Wahrheit, denn Krankheit ist kein Wesen! […]

Tatsächlich wurden bestimmte Ansammlungen von Symptomen… studiert und benannt, wodurch unser Wissen enorm erweitert wurde; dennoch entspricht es nicht der Wahrheit, dass etwas Reales existiert, das ‚Krankheit‘ heißt. […]

Krankheitssymptome sind Anstrengungen [Anm.: des Organismus] […] um die eigene Existenz unter veränderten und anormalen Bedingungen zu erhalten. […]

Gesundheit ist ebenso wenig ein eigenständiges Wesen; beide: Gesundheit und Krankheit sind nur abstrakte Ausdrücke, um bestimmte Zustände des Stoffwechsels zu beschreiben. Gesundheit ist nichts weiter als jener Zustand eines Organismus, der vollkommen an seine Umgebung angepasst ist; Krankheit entspricht einem Zustand schlechter Anpassung.“ 1 [Hervorhebung durch den Herausgeber]

Es sei hier noch erwähnt, dass Louisa Burns zusammen mit J. M. Littlejohn die Speerspitze der damaligen Osteopathie-Wissenschaft bildete. In Hinblick auf Sorgfalt, Systematik, Klarheit und Tiefe gehörten beide zur damaligen medizinischen Wissenschaftselite.

Die Umsetzung von Stills salutogenetischer Osteopathie erfordert folglich nicht nur einen intellektuellen Umdenkprozess, sondern zudem eine grundlegende psychologische Transformation des therapeutischen Selbstverständnisses vom ‚Macher‘ zum ‚Begleiter‘. Kann es vielleicht sein, dass eben diese drohende Ohnmacht (‚Was soll ich denn dann noch machen?‘) mit dem Verlust einer sicheren Rolle im Behandlungsprozess der eigentliche Grund dafür ist, warum die moderne Medizin und Osteopathie sich so schwer mit Stills oder auch Antonovskys Ansatz tut? Ist dies eine mögliche Erklärung für das Phänomen, dass immer wieder versucht wird Salutogenese pathogenetisch ‚zurückzudeuten‘, so als gäbe es einen blinden Fleck im mentalen Sichtfeld, ein Unvermögen ‚jenseits der Wagenspuren‘ zu denken, um Stills bildhafte Sprache zu verwenden?

Nun kann man natürlich völlig zurecht einwenden, dass Still Begriffe wie ‚Gesundheit‘, ‚Krankheit‘, ‚Heilen‘ etc. unzählige Male und vermeintlich im absoluten Kontext verwendet. Vergessen Sie aber nicht, dass es zum damaligen Zeitpunkt noch keine entsprechende Terminologie gab. Die Tatsache, dass der kaum gebildete Still versucht salutogenetische bzw. prozessuale Ideen in der Terminologie des 19. Jahrhunderts auszudrücken, muss den modernen Leser beim Rückblick fast zwangsläufig verwirren oder gar verstören. Dieser markante Widerspruch zwischen der gedachten Systematik und dem, wie Still es ausdrückt, löst sich folglich nur dann auf, wenn man immer wieder versucht ihn ‚zwischen den Zeilen‘ und im Gesamtkontext unter Ausblendung der modernen Interpretation von Begrifflichkeiten zu verstehen. Dies widerspricht vollkommen der Art und Weise wie wir uns medizinischer Literatur gewöhnlich nähern: Wir erwarten genaue Beschreibungen, klare Antworten, streng logische Systematik, methodologisch saubere Beweisführungen, praktisch sofort umsetzbare Konzepte. Der Schlüssel zu Stills Welt liegt aber darin, sich ihr nicht mit einer durch diese Prägung und Alltagszwänge geschaffenen intellektuellen und emotionalen Zwangsjacke zu nähern, sondern zuvor seinen Geist möglicht weit, offen und vorurteilsfrei zu machen. Still ist poetisch, lyrisch, banal, und doch unendlich tiefsinnig - romantische Wissenschaftssprache at it‘s best, sozusagen. Und nur wer sich seinen Texten mit entsprechend offener Geisteshaltung nähert und nicht erwartet, dass der Text sich den eigenen Bedürfnissen anpassen soll, wird den Eingang zu seiner Welt finden.

Zwei Welten

Die klassische Osteopathie war medizinphilosophisch also eindeutig salutogenetisch ausgerichtet. Dadurch ergab sich aber ein sehr konkretes Problem: Wie auch noch in fast allen existierenden Gesundheitssystemen der Welt wurde auch im damaligen amerikanischen Gesundheitssystem fast ausschließlich pathogenetische Medizin v. a. aufgrund ihrer vermeintlichen Objektivität anerkennt. (Dass moderne Neuro- und Kognitionswissenschaft ‚medizinsiche Objektivität‘ inzwischen mehr oder weniger als Wunschdenken entlarvt hat, sei hier nur am Rande erwähnt). So verwundet es nicht, dass sich die klassische Osteopathie zwischen 1900 – 1920 fast komplett im pathogenetischen Sinn systemkonform umdefiniert und somit das Fundament für die ‚moderne‘ Osteopathie errichtet hatte. Diese politisch nachvollziehbare Entscheidung sollte zwei nachhaltige Effekte haben: (1) Es entstand eine Spaltung der Osteopathie in den klassischen (salutogenetischen) Zweig und den modernen (pathogenetischen) Ast, die aus medizinphilosophischer Sicht im Widerspruch zueinander stehen. Lesen wir bei der ausgezeichneten Osteopathiehistorikerin und Still-Biografin Carol Trowbridge:

„Mein ursprüngliches Bemühen, die Geschichte über Andrew Taylor Still mit der des [modernen] osteopathischen Berufsstandes zu vermengen, erwies sich als Versuch Öl mit Wasser zu mischen, denn um praktische Anerkennung zu bekommen, verwenden sie genau das, was der Gründer verabscheute […]“ 2

Auch wenn es in punkto Techniken und v. a. im funktionellen anatomischen Verständnis breite Übereinstimmungen gibt, steht die moderne Osteopathie eindeutig nicht mehr in der Tradition der klassischen Osteopathie. Mit dieser Abgrenzung hat sich die moderne Osteopathie aber noch ein weiteres Problem geschaffen: (2) Eine Abgrenzung gegenüber anderen pathogenetisch orientierten manualmedizinischen Verfahren ist kaum mehr möglich:

„In Europa werden darunter [Anm.:… unter der Osteopathie] unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers ausgeführt werden. Die Bezeichnungen Manuelle Medizin, Manualtherapie, Chirotherapie und Chiropraktik werden teils synonym gebraucht.“ 3

Die moderne Osteopathie verschwindet quasi im black hole der ‚heroischen‘ Medizin.

Zu den Einführungen

Stills Osteopathie ist also salutogenetisch ausgerichtet. Sie ist aber auch eine eigenständige Medizinphilosophie; eine Einschätzung die ebenfalls immer wieder heftigst bestritten wird. Hier vertraue ich der Einschätzung von Experten, zu denen Dr. Pöttner mit Sicherheit zählt.

Im Anschluss an Herrn Dr, Pöttners Ausführungen folgen einige Bemerkungen zu m. E. nach zentralen Begriffen bei Still, damit es Ihnen leichter fällt seine Begriffe aus heutiger Sicht besser interpretieren zu können.

Mit den Einführungen wird es Ihnen leichter fallen, durch die Brille jener Zeit zu blicken, um besser verstehen zu können welch faszinierendes Weltbild Still besaß und welch komplexe Gedanken hinter seiner klassischen Osteopathie tatsächlich stecken. Begegnen Sie einer Osteopathie, die sich nicht um Berufspolitik kümmert und die weit mehr ist, als nur eine Behandlungsmethode. Für Still war sie jedenfalls primär „[…] ein aggressiver Feldzug für die Liebe, die Wahrheit und Menschlichkeit.“ [Autobiografie]

Ein poetischer Schluss…

Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Osteopathie gehört oder gelernt haben. Werden Sie zu einem unbeschriebenen Blatt Papier und lassen sie Still seine verborgenen Erkenntnisse auf dieses Blatt übertragen. Er wird viele Blätter brauchen und am Ende werden Sie ein ganz persönliches imaginäres Buch besitzen, welches nur zu Ihnen passt und nur Ihnen gehören wird. Und das Faszinierendste an diesem – Ihrem – Buch wird sein, dass es sich jedes mal, wenn Sie in Stills Texten lesen, entsprechend Ihrer persönlichen Entwicklung neu schreiben und mitentwickeln wird.

Nicht Stills gesammelte Werke sind – wie manchmal von Still-Enthusiasten fälschlich behauptet wird – die ‚Bibel‘ der Osteopathie, sondern allein dieses, Ihr ganz persönliches imaginäres Buch.

Ich diesem Sinn wünsche Ihnen viele Abenteuer beim Lesen und wie immer:

Viele Freude und Erfolg mit Ihrer Osteopathie!

Christian Hartmann

September 2013, Pähl

VORWORT DES HERAUSGEBERS (2005)

Wer hätte das gedacht? Gut zwei Jahre nach dem Erscheinen der Deutschen Erstauflage Abb Werke von Andrew Taylor Still, dem Entdecker der Osteopathie, war die Erstauflage des Sammelwerks aller vier Monografien restlos vergriffen. Damit hatte ich als Verleger beim besten Willen nicht gerechnet und plötzlich stand ich vor der Entscheidung die anhaltende Nachfrage mit einem unveränderten Nachdruck zu bedienen, oder die bereits begonnene Überarbeitung sorgfältigst zu Ende zu führen und ggf. den Unmut ungeduldiger Kunden in Kauf zu nehmen.

Da seit 2002, dem Erscheinen der Erstauflage bezüglich der Lebensgeschichte Stills zahlreiche z. T. ausgesprochen bedeutsame Entdeckungen gemacht wurden – beispielsweise seine Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge in Kirksville oder der Einfluss von Herbert Spencers Evolutionstheorie – konnte die Terminologie der Erstauflage nicht mehr guten Gewissens unverändert belassen werden.4 Viele Erläuterungen und Anmerkungen wurden notwendig, um dem Leser auch einen tieferen Einblick in die geschichtlichen, philosophischen und spirituellen Hintergründe von Stills Schriften zu ermöglichen. So entschloss ich mich für den zweiten Weg der sorgfältigen Überarbeitung.

Die einzelnen Monografien wurden von Herrn Dr. Martin Pöttner bezüglich Übersetzung, Stil, Terminologie und inhaltlicher Konsistenz in einjähriger Arbeit auf ein Niveau gebracht, das nun auch dem wissenschaftlichen Standard entspricht und dementsprechend verwendet werden kann. An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. Pöttner meinen ausdrücklichen Dank für die Geduld, das tiefe Fachwissen und die teilweise harten, aber immer fruchtbaren Diskussionen aussprechen. Ohne sein außergewöhnliches Engagement wären den deutschsprachigen Osteopathen viele neue Zugänge zum Verständnis der osteopathischen Philosophie Stills verschlossen geblieben.

Bei der Beantwortung historischer Fragen zur Person Stills und umgangssprachlichen Fragen, die bei Stills aus heutiger Sicht ausgesprochen eigenwilliger und oft schwer verständlicher Sprache auftauchten, wurde Herr Dr. Pöttner von der ausgewiesenen Still-Expertin der Gegenwart, Frau Jane Stark, DO, aus Kanada, unterstützt. Auch ihr möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich für die Zusammenarbeit danken.

Mein ganz besonderer Dank geht aber an allen Interessenten an der klassischen Osteopathie. Ohne Sie wäre eine derartig qualitativ hochwertige Überarbeitung ebenso unmöglich gewesen.

Und zum Schluss noch ein ganz persönlicher Tipp, der mir besonders am Herzen liegt: Bevor Sie sich auf Stills Texte stürzen, sollten Sie die nun folgenden Einleitungen sorgfältigst lesen. Betrachten Sie sie als eine Art ‚Zeitmaschinen-Lesebrille‘, mit der unsichtbare Aussagen zwischen den Zeilen plötzlich sichtbar werden können. Es scheint fast, als habe Still seine Bücher absichtlich so konzipiert, dass sich nur dem aufmerksamen Leser, der keine seine Texte immer und immer wieder vorurteilsfrei studiert, die wahre Dimension und Bedeutung der ‚Osteopathie‘ langsam aber mächtig erschließt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine berührende und spannende Lektüre!

Christian Hartmann

Juli 2005, Kreta

PREFACE JANE STARK5 (2005)

„I leave you to study and practice the philosophy of osteopathy as here set forth, governing yourselves accordingly and forming conclusions of your own, based upon the day-by-day‘s unfolding of the science.“

 

A. T. Still, Research and Practice, 1910

Dear ‚kind-hearted geniuses‘, You are so privileged to have in your osteopathic hands the words and writing of A. T. Still in your native language. For years, some of Still’s writing was no even available to an English audience, and now, after much rigorous work, his work is available to the German speaking Osteopaths and osteopathic students.

I intentionally distinguished between words and writing, because, the words are key to understanding the writing but the writing – the entire body of his work – is the key to understand Still’s Osteopathy.

Still’s writing although only a century old was written by a man, who for many of us would be considered in his retirement years. It is those years prior to retirement – from 1828 – 1987, the years of living on the pioneer frontier of America; of hunting and killing or growing his own food; of fighting for anti-racism (known as abolitionism); of having 8 of 13 children die; of participating in the Civil War; of experiencing the assassination of the country’s most beloved presidents – Abraham Lincoln; of witnessing the inventions of the Morse code, the steam engine and electricity; of his relentless search for the seat of the soul: and of his painstakingly working out, against much ridicule, the philosophy of Osteopathy. This was the backdrop upon which Still’s life revolved and it was these life-experi-ences, that he drew upon, and which are richly reflected throughout his words and ultimately his writing.

Still was difficult to understand even in his own era. In a tribute to A. T. Still following his death in 1917, by the president of the University in Kirksville who knew Still for 4 years explained – „It was not easy for us to understand Dr. Still.“ Yet, in his tribute he recalled that difficulty was „[…] because we hadn’t eyes to see – creative, reflective, unquenchable soul power.“ Even the instructors and students at his school of Osteopathy found him difficult to understand. W. J. Conner, DO, who later authored, The Mechanics of Labor Taught by Andrew Taylor Still described Still this way. „[…] day after day he talked to us, but much that he said usually went so high over my head, I only heard sound.“ Still’s first biography, E. E. Booth recalled that Still’s „[…] ideas generally outrun his expression of them. His deepest thoughts often come to his mind with such rapidity and are uttered in such quick succession that the hearer may become dazed in attempting to follow him […]“

One therefore shouldn’t be surprized that Still is difficult to read a century later. More complicated than reading Still in English however would be to faithfully translate him into another language. Why? Because so many of his metaphors and allegories were red, white and blue. For those of who know that red, white and blue means American, the foregoing statement makes sense. But try to translate it into German, does it hold the same meaning? That is the problem.

Still was born into the era of Jackonian Democracy, named after the 7th President of the United States, Andrew Jackson Davis. During that period there was a surge in the development of independent systems of medicine including Homeopathy, Eclecticism Thomsonianism, Hydropathy, and Christian Science. Simultaneously there was indentation of the country by Patent Medicine Salesmen – frauds, selling bogus cures to the sick and helpless. It was over all these voices, over all these systems, that Still message competed. It was to all the doubters and the incredulous that he delivered his speeches to, many of which are reprinted in his Autobiography. He used the language of the people, the language of times, of current events, to reach his audience. That language, no matter what our background, is why we have difficulty understanding today.

His message is worth the struggle. Why? Because Still’s ambition was to create a system of knifeless (no surgery) and drugless medicine. He did cure disease, but he did not record how. Instead he offered a philosophy of medicine that did not involve adding anything to or taking anything away from the body – it was just a matter of having the body deliver it to the right place an insufficient quanities and then removing all waste. A philosophy that he trusted the WE would put to good use and continue his work.

I encourage each of you to try and study this great work by, what many have described as one of the „[…] greatest medical geniuses of the 19th century.“ Like the work of all geniuses, it poses challenges but in perseverance comes the ‚just desserts‘ – rewards.

I leave you with the words of A. T. Still

„I dislike to write, and only do so, when I think my productions will go into the hands of kind-hearted geniuses who read, not to find a book of quotations, but to go with the soul of the subject that is being explored for its merits, weigh all truths and help bring its uses front for the good of man.“

A. T. Still, Philosophy of Osteopathy, 1899

Be one of those kind-hearted geniuses!

Jane Stark

Guelp, Ontario, Canada.