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Amanda Smith

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Zu guter Letzt...

Impressum neobooks

Vorwort

Ich bin Polizeibeamtin in Berlin und führe seit über zwei Jahren meine Ehe im 24/7 BDSM Kontext, wobei mein Mann auch mein Herr ist.

Eine meiner größten und schönsten Phantasien als Sub ist die Dominierung und Unterwerfung durch zwei Herren.

Nach ewigem Bitten und Betteln und ständiger Ablehnung meines Herrn meiner Phantasie gegenüber, entdeckte ich rein zufällig eine von ihm erstellte Suchanzeige in einem BDSM-Forum.

Und als dann auch noch, fast gleichzeitig, ein weiterer Dom Interesse an meiner Person anmeldete, entschied ich mich für einen entscheidenden Schritt, der mein Leben verändern sollte.

An einem meiner freien Tage weckte mich morgens mein Herr.

Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich hoch, blinzelnd, nicht wissend, ob ich geträumt hatte. Aber nein, da stand er, betrachtete mich aus seinen unergründlichen, braunen Augen.

Meine Gefühle fuhren Achterbahn, meine Gedanken überschlugen sich und mein Herz hämmerte, als wolle es aus meiner Brust springen - hab ich mich vielleicht total verzettelt - denn die Dominierung durch zwei Herren stand mir nun unmittelbar bevor...

Eine Frau, die sich selbst unterwirft,

kann nicht gedemütigt werden.

Sie hat den absoluten Vorteil,

sich in selbstgewählter Weise,

einem selbstgewählten Menschen

unterworfen zu haben

und wird dadurch unverletzlich.

(Simone de Beauvoir)

Kapitel 1

„Ost 201 von Berolina“, tönt es aus dem Funkgerät des Einsatzwagens.

Ich nehme den Hörer aus der Halterung der Mittelkonsole, drücke die Sprechtaste und antworte:

„Ost 201 hört.“

Gleichzeitig krame ich mein Schreibbrett hervor, zücke meinen Stift und schalte die Innenbeleuchtung des Fahrzeuges ein.

„Macht mal den Triesel an. Es geht zur häuslichen Gewalt, zum zweiten Mal, in die Marchwitzastr. 65, bei Grünbach, im Erdgeschoß. Der Ex der Frau Grünbach versucht schon wieder, über den Balkon in die Wohnung zu gelangen. Nur diesmal ist er abgestürzt und hat sich verletzt. Der Rettungswagen rollt ebenfalls. Sonder- und Wegerechte frei.“

Schnell schreibe ich das Wichtigste mit.

„201 hat mit und quittiert!“

Mein Kollege schaltet das Blaulicht und die Sirene ein und schon fegen wir mit knappen 100km/h durch Berlins Straßen.

'Häusliche Gewalt. Naja, heutzutage wird alles, was zwischen Mann und Frau passiert, als häusliche Gewalt eingestuft. Selbst eine Beleidigung zwischen Pärchen, die schon seit Jahren getrennt sind, fällt darunter. Einfach lächerlich.'

Wir schlängeln uns durch die schmalen, zugeparkten Straßen, bis wir die entsprechende Hausnummer gefunden haben. Blaulicht und Sirene werden abgeschaltet, das Fahrzeug geparkt und wir begeben uns zu dem besagten Balkon. Mein Kollege und ich waren vor zwei Stunden schon einmal hier und ich dachte eigentlich, ich hätte mich klar und deutlich ausgedrückt, was die Kontaktaufnahme mit seiner Ex-Frau betrifft. Aber das war wohl ein Fehlgedanke meinerseits.

Noch bevor ich den Balkon sehe, höre ich lautes Geschrei und Gejammer. Ich biege um das Gebüsch und sehe den besagten Herrn auf dem Rasen liegen. Er heult und jammert wie ein Kleinkind und hält sich sein rechtes Bein. Ich kann mein Grinsen nicht verbergen, aber es ist stockdunkel, da sieht er es eh nicht.

„So schnell sieht man sich wieder. Bescheidene Frage, was war denn an unserer Ansage vorhin nicht zu verstehen gewesen? Sie haben doch gesagt, Sie lassen es gut sein für heute und gehen.“

„Ich will doch nur mit ihr reden“, lallt er mir entgegen, „und sie macht einfach nicht die Türe auf, wenn ich klingle.“

Na prima, jetzt ist er auch noch besoffen. Zu mangelnder Intelligenz kommt nun auch noch ein exorbitanter Alkoholpegel hinzu. Prickelnde Mischung. Ein Typ, den man unbedingt zum Kuscheln mit nach Hause nehmen muss.

„Aber nicht um diese Uhrzeit und auch nicht auf diese Art und Weise. Und besoffen schon gar nicht. Verstehen Sie das denn nicht? Ich würde Sie in diesem Zustand auch nicht in meine Wohnung lassen. Davon abgesehen, wieso liegen Sie eigentlich auf dem Boden?“, frage ich ihn.

„Ich wollte auf den Balkon klettern, um mit ihr zu reden. Da bin ich abgerutscht und da unten draufgeknallt.“ Dabei zeigt er auf einen trogähnlichen Betonklotz unter dem Fallrohr, das neben dem Balkon nach unten führt.

„Und?“

„Ich glaube, ich habe mir den Fuß gebrochen. Das tut höllisch weh!“, jammert er weiter.

In der Ferne höre ich bereits das Signalhorn des Rettungswagens und 1 Minute später biegt er auch schon um die Ecke.

„Jammern hilft da auch nicht. Sehen Sie es mal so, kleine Sünden straft der liebe Gott sofort. Für uns ist es ganz gut, dass sie sich wehgetan haben.“

Er sieht mich fragend an.

„Na ganz einfach. Es ist kurz vor dreiundzwanzig Uhr, eh Sie im Krankenhaus fertig sind, haben wir Feierabend.“

„Na schönen Dank.“

„Gern geschehen. Wie Sie sehen hält sich mein Mitleid in Grenzen. Ich hoffe nur, dass Sie daraus was gelernt haben.“

Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen, habe aber kaum Hoffnung, dass es ihm tatsächlich eine Lehre gewesen war. Wohl eher eine Leere, wie so häufig.

Ich kann mich an keinen ordentlichen Einsatz bezüglich einer Häuslichen Gewalt erinnern, bei dem auch tatsächlich etwas nachhaltig passiert wäre. Meistens haben die Geschädigten den Gewalttäter am nächsten Tag wieder aufgenommen und sich weiter den Misshandlungen ausgesetzt. Am Ende muss das aber jeder für sich selbst entscheiden. Jedoch, wenn man sich jede Woche grün und blau schlagen lässt und nichts dauerhaftes dagegen unternimmt, dann scheint man es ja doch irgendwie zu mögen.

Während die Besatzung des Rettungswagens sich in unsere Richtung begibt, jammert der am Boden liegende, betrunkene Verunfallte weiter.

Ein Kerl wie ein Baum und dann so ein Geheule. Erbärmlich. Der Gedanke, wie der wohl jammern würde, wenn er den Arsch voll bekommen würde, zaubert mir ein neuerliches Grinsen ins Gesicht.

Ich liebe meinen Beruf und meine Stellung als Sub, die für jeden Szenekundigen ersichtlich ist, denn ich trage ein Sklavenhalsband. Ja, auch im Dienst.

Die zwei Rettungssanitäter haben ihn zwischenzeitlich auf den Stuhl gehievt und schieben ihn, unter seinem doch recht lauten Gezeter, zum Rettungswagen, worin er auch augenblicklich verschwindet.

Da er den Balkon nicht betreten hatte und es einen versuchten Hausfriedensbruch laut Strafgesetzbuch auch nicht gibt, war dieser Einsatz ab hier für mich erledigt. Reiner Krankentransport. Wieder ein Einsatz ohne Schreibkram. Perfekt.

Ich lehne am Einsatzwagen und beobachte das Treiben noch etwas, als einer der beiden Rettungssanitäter auf mich zukommt.

„Komm mal mit, ich muss mit Dir reden.“

Nichtsahnend dackele ich natürlich hinterher. Was soll der schon von mir wollen, vielleicht die Personalien des Unbelehrbaren wegen der Kostenübernahme des Transportes. Doch weit gefehlt.

Er suchte nach einem Zettel, findet jedoch keinen, schimpft und flucht und reißt letztendlich von einem Block den oberen Rand einfach ab. Auf meine Frage, was er denn von mir will, winkt er seitlich ab. Mehr Reaktion erfolgt nicht. Stattdessen schreibt er etwas auf den schmalen Streifen Papier.

Er drückt ihn mir in die Hand, mit der Bemerkung: „Ruf mich an.“

Ich starre auf den Schnipsel und sehe eine Handynummer.

„Ähm, warum soll ich Dich anrufen?“, frage ich ihn völlig verdattert.

Die Antwort erfolgt prompt und schneller als ich denken kann. Er greift an mein Halsband und meint: „Deswegen.“

Erschrocken ob dieser Schnelligkeit gehe ich zwei Schritte zurück. Bisher hatten es zwar einige versucht, aber noch niemand hatte es geschafft mein Halsband zu berühren. Das steht niemandem zu und ich mag es auch gar nicht.

Instinktiv greife ich an mein Halsband, um den kleinen O-Ring wieder in die Mitte zu schieben, der sich wahrscheinlich durch seinen Griff an die Seite verschoben hat.

„Ich wollte dich damals im Krankenhaus schon ansprechen, aber da war mir zu viel los. Und seitdem hab ich dich leider nicht mehr gesehen. Hast du einen Herrn? Du gefällst mir“, sagt er.

 

„Ja, habe ich.“

„Schade. Aber vielleicht denkst du ja noch mal drüber nach.“

„Nein. Ich bin seit zwölf Jahren mit meinem Herrn verheiratet.“

Ich gefalle ihm ...soso. Bisschen muss ich in mich hinein grinsen. Ich drehe ihm schnell den Rücken zu damit er es nicht sieht.

„Lass dir Zeit, vielleicht überlegst du es dir ja doch noch und es wird was.“

„Da muss ich nicht nachdenken oder überlegen. Und nein, das wird auch nichts. Ich bin vergeben und gut ist“, erwidere ich lachend und mich beschwingt vom Rettungswagen entfernend.

Als ich endlich im Auto sitze, lass ich diese ganze, für mich etwas plötzliche und surreale Situation, im Geiste Revue passieren.

Das erste Mal, dass sich ein Mann mir gegenüber als Dom direkt geoutet hat. Ist schon ein komisches Gefühl und dann auch noch im Dienst. Ich bin ihm bei verschiedenen Einsätzen schon einige Male in den letzten Jahren begegnet, aber dass er ein Dom ist, auf die Idee wäre ich im Traum nicht gekommen. Ich gefalle ihm… grins … welche Frau hört so was nicht gern. Ich fühle mich richtig geschmeichelt.

Kurzerhand entschließe ich mich, seine Nummer ins Handy einzuspeichern. Man weiß ja nie wofür das mal gut sein kann.

Und ja, ich schreibe ihm kurzentschlossen eine WhatsApp Nachricht. Meine Neugier über seine Person überwiegt und treibt mich dazu, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Er ist nicht mein Typ, so gar nicht, aber irgendwie interessant.

Sekunden später, pling … eine Antwort. Mein kurz aufkommendes schlechtes Gewissen schiebe ich weit weg, denn eigentlich darf ich mit keinem anderen Dom Kontakt aufnehmen, das hat mir mein Herr verboten. Aber so ein klein wenig Ungehorsam gehört einfach, wie das Salz in der Suppe, dazu und was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Ich muss es meinem Herrn ja nicht gleich auf die Nase binden.

Grinsend sitze ich auf dem Beifahrersitz und schreibe die halbe Nacht mit ihm. Verschiedene seiner Fragen versuche ich erst zu hinterfragen bevor ich sie dann doch beantworte. Kann ich ihm sagen wo ich wohne? Ich entscheide mich für den Oberbegriff meines Dörfchens und beantworte die Frage. Oh je. Wenn mein Herr das erfährt, werde ich wahrscheinlich eine Woche nicht sitzen können.

Auch wenn seine Antworten auf meine Fragen meist kurz und knapp ausfallen, typisch Dom eben, ist es sehr angenehm mit ihm zu kommunizieren und hat mir die ansonsten sehr langweilige Nachtschicht etwas versüßt.

Das Dauergrinsen, das sich den Rest der Nacht auf mein Gesicht gelegt hat, bekomme ich nicht mehr weg.

Vor mich hin träumend beende ich um sechs Uhr morgens meinen Dienst und fahre nach Hause, wo ich kurz darauf todmüde ins Bett falle.

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