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Corona Magazine #354: Juli 2020

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Aus der Reihe: Corona Magazine #354
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Phantastisches Lesen

Eisblöcke und Bleisphäre – Aktuelles aus dem Perryversum

von Alexandra Trinley


Im Mai und im Juni gab es einen von Susan Schwartz und Christian Montillon gemeinsam verfassten Viererblock. Die Romane tragen die Titel Zeut (PR 3062) und Ceres (PR 3063), Ferrol (PR 3064) und Beteigeuze (PR 3065). Sie beschäftigen sich mit der Situation im neu entdeckten Dyoversum, lassen vertraute Völker und Orte mit veränderten Merkmalen auftreten und stellen eine Verbindung zwischen diesem Paralleluniversum und der »normalen« Milchstraße her, die bislang nur angedeutet worden war. Sie sind recht kurzweilig zu lesen. Der Verfasserin dieser Kolumne gefiel Ceres besonders gut. Es gibt zum Vierteiler ein Videointerview mit den beiden Autoren. (Link im Anschluss, Anm. d. Red.)

Weitere große Themen waren das hundertjährige Jubiläum eines der Seriengründer und der einwöchige Online-Con PROW, die Perry Rhodan Online Woche.

100 Jahre Clark Darlton

Viel Wirbel gab es um »100 Jahre Clark Darlton«. Am 13. Juni 1920 in Koblenz geboren, nahm Walter Ernsting den Künstlernamen Clark Darlton unter besonderen Umständen an: Damals galt ernsthaft, dass nur Amerikaner Science-Fiction schreiben können. Eine entsprechend gepfefferte Absage erhielt Übersetzer Ernsting, als er im Jahre 1955 seinen Verleger fragte, ob er nicht auch mal einen selbst geschriebenen Roman einreichen könnte.

Damals gab es kein Internet, Informationen brauchten Zeit, um sich zu verbreiten. So ward Clark Darlton geboren, jener amerikanische Schriftsteller, dessen Roman Walter Ernsting alsbald in deutscher Übersetzung einreichte. Unter dem Titel UFO am Nachthimmel verkaufte er sich gut genug, um den Wutausbruch seines Chefs zu dämpfen, als dieser herausbekam, dass er nun doch Ernstings eigenen Roman veröffentlicht hatte. Der Übersetzer durfte weitere Romane schreiben und blieb Clark Darlton.

Gemeinsam mit K.H. Scheer wurde er zum Seriengründer, um 1961 Perry Rhodan auf den Weg zu bringen. Das wohl bleibendste Erbe des leidenschaftlichen Gegners von Drill und Gehorsam war die Gestaltung des Mausbibers Gucky. Zeichner Johnny Bruck hat die beiden zur Feier von Darltons sechzigstem Geburtstag auf dem Titelbild von Band 1007 verewigt.

Übrigens wurde er auch von K.H. Scheer in die Serie geschrieben, und zwar als der Chaos produzierende Para-Teleschizomat Walty Klackton mit seinem twilzenden Ottomanen Otto.

Unter anderem erschien auf dem von Ben Calvin Hary betreuten YouTube-Kanal der Perry Rhodan-Redaktion eine schön gestaltete Biographie des Seriengründers. (Link im Anschluss, Anm. d. Red.)


© Pabel-Moewig Verlag / alle Bilder des Beitrags


Haluter auf Drangwäsche

Dem bereits angesprochenen Dyoversum-Vierteiler folgt ein Doppelband von Michael Marcus Thurner: Band 3066 trägt den Titel Drangwäsche. Zwischenstopp auf einer langen Reise – ein Haluter tobt sich aus. Dem folgt Die Ägidenwelt. Er ist der Niemands-Konsul – er herrscht über ein ganzes Volk. Es ist ein Zwischenstopp-Roman, der uns ungewöhnliche Völker vorstellt.

Die Handlung beginnt, als die RAS TSCHUBAI auf dem Rückweg in die Milchstraße bereits 160 Millionen Lichtjahre zurückgelegt und noch 112 Millionen Lichtjahre vor sich hat. Der Haluter Icho Tolot muss dringend von Bord, denn er verspürt das Herannahen einer Drangwäsche. Und in diesem Zustand würde er das Schiff demolieren.

Der eine oder andere wird sich an Band 200 erinnern, in dem Icho Tolot in die Serie kam. Kein anderer als der nervenstarke Arkonide Atlan war entsetzt, als der 3,50 Meter große und 2,50 Meter breite, vierarmige Gigant aus seinem Raumschiff kam, hatte er dessen Artgenossen doch Jahrtausende zuvor als tobende Bestien kennengelernt, die seine Soldaten aufrieben.

Nun, sie hatten gerade jenen Spaß gehabt, den sich die sonst friedliebenden Besitzer zweier einander ergänzender Gehirne nur selten gönnen, die Drangwäsche eben. Da werden Haluter unkontrollierbar. Und weil sie mühelos durch Terkonitstahlwände laufen und im Vakuum überdauern können, wenn sie die Struktur ihrer Körper verhärten, und weil sie sich auch von Felsbrocken ernähren können, sind Haluter auf Drangwäsche nichts, was man aus der Nähe erleben sollte.

In diesem speziellen Fall gibt es einen Planeten voll friedliebender Vogelwesen, die von ungeheuer aggressiven Jülziish ohne erkennbaren Grund abgeschlachtet werden. So dient Tolots Drangwäsche einem guten Zweck: Er kämpft gegen die Aggressoren, so dass sein nur notdürftig vernunftgesteuertes Aggressionsverhalten halbwegs gerechtfertigt erscheint. Trotzdem agiert Tolot in strategischen Belangen mit einer Klarheit, die durchaus rechtfertigen würde, dass er das Ausleben seines Zerstörungstriebs ab und zu kritisch reflektiert. Tut er aber nicht.

Dass die Anwesenheit der Jülziish – für ehemalige Leser und Kenner der frühen Romane: das sind die tellerköpfigen Blues – in dieser weit von der Milchstraße entfernten Region des Perryversums ausgesprochen schwer zu erklären ist, wird noch einmal verstärkt, als auch Terraner auftauchen.

Abgesehen von den hühnerartigen Planetenbewohnern gibt es in Tolots Reichweite vor allem nichtbiologisches Leben, weshalb er in seinem Zerstörungsrausch kaum einen tötet, der vorher richtig lebt und der »gut« ist.

Unsere Reisegruppe trifft auf die Villanova-Terraner. Es sind eine Art Imitationen, die positronische Komponenten in ihren Gehirnen haben. Auf der Ägidenwelt empfangen ihre Herrscher, Tipa 8-Riordan und Alaska 9-Saedelaere, die Besucher aus der Milchstraße in einer Hauptstadt namens Neu-Terrania.

Tolot wiederum wird vom Posbi Gustav begleitet und dem Zain-Konstrukt Annba, das eigentlich nicht wirklich eine Funktion in der Handlung hat. Es sieht aber schön exotisch aus. Mit den Posbis haben die Zain-Konstrukte sich zur Union Positronisch-biologischer Zivilisationen (UPZ) zusammengeschlossen. Sie sind Humanoide, die wie aus Bernstein geschliffene Statuen wirken, mit einer Vielzahl von Einschlüssen technischer Natur im Inneren.

Die beiden Romane sind gut getaktet. Icho Tolot darf sich mal richtig austoben, wobei er sich allerdings genug unter Kontrolle hat, um strategisch vorzugehen und zwischen Verbündeten und Feinden zu unterscheiden. Die Villanova-Terraner lassen Erinnerungen an frühere Zeiten als Zerrbild aufleben, mit sprachlichen Eigenheiten, den bekannten, um Zahlen ergänzten Namen und so weiter.

Es stellt sich die Frage, was ihre ungewöhnliche Zivilisation genau an der Stelle des Kosmos, an der die RAS TSCHUBAI Halt machen muss, zu suchen hat. Die Zain-Konstrukte sollen im weiteren Verlauf des Zyklus ja noch eine wichtige Rolle spielen.


Monkey und der Schulterreiter

Was ist ein Schulterreiter? Einer, der seinen Träger unsichtbar beeinflusst. Hier heißt er Saessbekker und ist ein parabegabter Phersune. Er tritt als Wesen ohne physische Anwesenheit auf, das sich im Körper Übernommener einnistet und ihnen in dieser Zeit als ihr bester Freund erscheint. Die Phersunen an sich sind ein Hilfsvolk der Chaosmächte. Es sind Humanoide mit blassblauer Haut, Linsenaugen und einer Art Hirschgeweih auf dem Kopf, was man bei Saessbekker naturgemäß selten zu sehen bekommt.

Uwe Anton führt mit der Schilderung des Kampfes gegen den körperlosen Schulterreiter Michael Marcus Thurners Die Dunkle Schwere (PR 3061) weiter. Hauptpersonen sind Lordadmiral Monkey, der auf dem Titelbild von Swen Papenbrock zu sehen ist, und Zemina Paath.

Der Oxtorner und die Thesan haben sich angefreundet. Das ist ungewöhnlich, da Monkeys emotionale Seite nicht allzu ausgeprägt ist. Der durch einen Zellaktivator unsterbliche Oxtorner ist Lordadmiral, also oberster Chef der USO, eines straff aufgebauten intergalaktischen Geheimdienstes. Für eine Schwerkraft von 4,8 Gravos gebaut, kann er sich sogar einem schlecht gelaunten Haluter in den Weg stellen. Das kommt ihm im Roman bei den Auseinandersetzungen mit den Tomopaten zugute. Noch dazu hat Monkey seit einem Unfall Kameraaugen, die er klickend die Einstellung verändern lässt, um zusätzlich Kälte zu verbreiten. Und ja, er hat an Zemina Paath Gefallen gefunden. Die beiden mögen einander.

Die Thesan ist eine zentrale Figur im aktuellen Zyklus, weil sie direkt bei Rhodans Aufwachen nach dem Zeitsprung von 500 Jahren an Bord der RAS TSCHUBAI war, wegen ihres fehlenden Gehirnteils jedoch nicht wusste, wie sie dorthin kam. Inzwischen hat man herausgefunden, dass die Thesan sehr unbeliebt sind, da sie offensichtlich an den mysteriösen Verschiebungen und Veränderungen der letzten Jahrhunderte beteiligt waren.

Schauplatz des Romans ist der Planet Cavtha, den die Bordpositronik der NIKE QUINTO findet, nachdem Saessbekker den Plasmaanteil übernommen hatte. Es gibt dort Dakkarkome, was Saessbekker interessieren könnte, stammt dieses Gerät zur Fernkommunikation doch von den Cappins, die gleichfalls ihre Bewusstseine auf einen Wirt übertragen können.

 

Durch die betont emotionslosen Hauptpersonen, die gelegentlich Besorgnis füreinander zeigen, und die Unmöglichkeit einer räumlichen Progression wegen der Fähigkeit des Körperwechsels binden die Saphir-Heptagone die Handlung zusammen. Es sind Hinterlassenschaften der verschwundenen Urbevölkerung Cavthas; wenn man die betritt, hört man Gedankenstimmen. Die siebeneckigen Flächen mit einer Kantenlänge von 480 Metern, die mit einer saphirblauen Schicht überzogen sind, geben stimmungsvolle visuelle Markierungen, welche die fehlenden Emotionen ein Stück weit ersetzen.


Prinzessin Jasmyne

Arkon-Verehrerin Verena Themsen hat einen Prinzessinnen-Roman geschrieben! Jasmyne da Ariga ist Atlans Enkelin, und als Kristallprinzessin ebenso entschlossen und fähig wie gestylt. Themsen liebt Romane mit persönlichen Entwicklungen, während man von der Datenverwalterin der Serie erwartet, dass sie ihren naturwissenschaftlichen Hintergrund einbringt.

Hier hat sie beide Fähigkeiten kombiniert. Die rasante, gut aufgebaute Actionhandlung enthält zahlreiche technische Gimmicks wie Frisierroboter und detailliert beschriebene bei einer Raumschlacht in Segmente zerfallende Raumschiffe.

Jasmyne trifft auf Monkey und Zemina Paath. Im Folgeroman Die Physik des Friedens (PR 3070) von Michelle Stern treten noch dazu Atlan da Gonozal und Gucky auf. Bei der bekanntermaßen engen Zusammenarbeit der beiden Autorinnen ist zu erwarten, dass sich die Romane eng aneinander anschließen. Sie spielen sehr tief im Innern der arkonidischen Feudalkultur.

Mehr zum Roman von Verena Themsen persönlich: Noch immer führt Roman Schleifer zu jedem Roman der Erstauflage Interviews durch (Link im Anschluss, Anm. d. Red.). Hier einige Ausschnitte aus dem Gespräch über PR 3069:

Roman Schleifer: Du beleuchtest sehr gefühlvoll den inneren Widerstreit der Kristallprinzessin zwischen Verantwortung und eigenem Leben – wie würdest du mit der Verantwortung als Imperatorentochter umgehen?

Verena Themsen: Ich würde auf Murnark die Entwicklung eines unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrives in Auftrag geben, damit ich pünktlich zur Thronbesteigung eine Paralyso-Matic-Bombe werfen und mich mit dem Schiff und einer gutaussehenden Ingenieurin davon machen kann. Ersatzweise nähme ich auch einen gutaussehenden Ingenieur. Oder beides.

RS: Anfangs war Zemina Paaths Rolle zwielichtig, vor allem von Atlan wurde sie misstrauisch beäugt. Bislang kennt niemand die Rolle der Thesan während des Raubes der Erde. Wieso ist Monkey ihr gegenüber so kuschelweich?

VT: Das wüsste Monkey selbst auch sehr gerne.

Wir können spekulieren: Sie sind beide auf ihre Art zwar eingebunden, aber doch allein, beide auf ihre Art scheinbar zufrieden damit, vielleicht aber auch nur aus Notwendigkeit daran gewöhnt. Beide sind sich ihrer selbst sicher, relativ unemotional und unaufdringlich; somit können beide sich beim jeweils anderen darauf verlassen, dass er nie zur dauerhaften Last wird, selbst wenn man einmal Halt gewährt.

Sie ergänzen sich andererseits darin, dass Zemina die empathische und Monkey der Logiker ist. Monkey ist Kontrolle wichtig; Zemina hat einen Teil der Kontrolle über ihr Leben mit ihren Erinnerungen verloren. Vielleicht fasziniert ihn ihr unaufgeregter Umgang mit dieser Tatsache, und dass sie das kein Stück weniger selbstsicher wirken lässt, selbst wenn sie sich selbst manchmal in Frage stellt.

RS: Zitat: »Die Anzugautomatik schloss automatisch den Helm und band das eingedrungene Wasser in Speicherschichten.«

In der Perrypedia habe ich dazu nichts gefunden – wie funktioniert das technisch?

VT: Selbst jetzt gibt es schon Pulver, die Flüssigkeiten binden. Baue so etwas in deinen Anzug ein, et voilà. Bindet übrigens auch prächtig den Schweiß. Wird dann alles der Rückführung zugeführt oder bei Gelegenheit abgedampft, wenn zu viel Flüssigkeit da ist.


Weiter geht es mit Atlan und Jasmyne da Ariga in Michelle Sterns Roman Xirashos Tiefen (PR 3071). Das Titelbild von Dominic Beyerle ist beeindruckend. Der Untertitel lautet Atlan im System der verborgenen Welt – einer ungeheuren Verschwörung auf der Spur. Nachdem Perry Rhodan bereits seit einiger Zeit von einer Enkelin begleitet wird, hat nun auch Atlan eine bekommen.

Lebhafte Anteilnahme erzeugte Leo Lukas bereits mit dem Titel Der Ilt muss sterben! Gucky auf der Ausweglosen Straße – und im Bann des cairanischen Para-Schocks (PR 3072).

Leo Lukas wurde zum Mörder einer kleinen pelzigen Kreatur, die desorientiert herumstolperte und dabei von blutrünstigen Tomopaten zerfleischt wurde. Die Zuschauer erkannten den seit sieben Tagen vermissten Mausbiber, und damit begann das Problem. Guckys Tod – eingebettet in einen Zyklus mit dem Leitmotiv der Fake News, in einer Welt voll paralleler Schauplätze, unübersichtlicher Entrückungen und gezielter Täuschung, und in Szene gesetzt wie ein billiges Showpiece von jenem unerfahrenen Autor (wie hieß er noch gleich? Leo Lukas? [Achtung Ironie!]) – hat uns in der vergangenen Woche einen Shitstorm beschert, der seinesgleichen sucht und hoffentlich nicht findet.

Expokrat Vandemaan meldete sich in ungewohnter Schnelligkeit und Klarheit zu Wort: Der echte Gucky lebt, es starb ein Imitat, und Vandemaan hat wichtige und deutlichere Hinweise darauf im Vorroman zu überprüfen vergessen. Er verließ sich darauf, dass die Cairaner mittlerweile oft genug als Meister der Täuschung auftraten und dass den Lesern oft genug gesagt worden war, dass Gucky nichts passieren könne. Auch die ständigen Hinweise aufs Klonen in mehreren Romanen der vergangenen Monate hätten nach Ansicht der Expokraten auf den Trick der Cairaner aufmerksam machen sollen. Pustekuchen! Gucky spricht die Leser auf eine Art und Weise an, die Textkenntnis und Logik vollständig außer Kraft setzt.

Wenn man sich genug beruhigt, um den Roman unvoreingenommen lesen zu können, liest man eine schöne Liebesgeschichte, die erst am Schluss des Romans von jener unappetitlichen Splatterszene überlagert wird, die seitdem die Gemüter aufwühlt. (Link im Anschluss, Anm. d. Red.)


Ausblicke

Dem plakativen Mord folgen ein deutlich emotionalerer Roman von Michael Marcus Thurner Auf der grünen Welt. Rettungsaktion auf einem gesperrten Planeten – sie begegnen dem Wächter (PR 3073) und zwei mit Anklängen an Philip K. Dick verfasste Romane von Uwe Anton Der imaginäre Imperator. Sie stoßen nach Arkon V vor – es ist ein Akt der Verzweiflung (PR 3074) und Die Warnung der Signatin. Gefährliche Experimente der Naats – die Bleisphäre reagiert (PR 3075).

Viel Arkon also, ehe es mit dem Dyoversum weitergeht.

Etwas ganz Besonderes stellt Inmitten der Lichtfülle. Im Zentrum der cairanischen Macht – terranische Mutanten versuchen zu infiltrieren (PR 3076) dar, denn Arndt Ellmer ist der Autor. Fünf Jahre lang war der langjährige Leserkontaktseiten-Onkel und Autor von über 200 Romanen der Erstauflage von der Bildfläche verschwunden. Er besuchte Cons, war sichtlich krank. Zur allgemeinen Freude ist er nun genesen und setzt seine Arbeit an der Serie fort. Ein ausführliches Interview über die vergangenen fünf Jahre und den jetzigen Status findet sich in der SOL 99, der Mitgliederzeitschrift der PRFZ, die Mitte August erscheint.

Verena Themsen schrieb Unter dem Weißen Schirm. Die Cairanerin fürchtet um ihren Sohn – und muss die Terraner jagen (PR 3077).

Daran schließt sich der dritte Vierteiler dieses Zyklus an, und er wurde erneut von Susan Schwartz und Christian Montillon gemeinsam verfasst. Die ersten beiden Romane heißen Pluto. Die galaktische Tastung – Terraner brechen zu einer fernen Welt auf (PR 3078) und Yenren. Auf der Welt der Staubfürsten – sie entdecken die Aquamarin-Stele (PR 3079). Susan Schwartz gab während der Perry Rhodan Online Woche ihrer Begeisterung für die Wüste Ausdruck. Was hat es mit den Eisblöcken im Dyoversum auf sich? Werden wir erfahren, was dort die überlichtschnelle Raumfahrt fast unmöglich macht? Und welche Verbindung hat dieses Eis im Linearraum zur Lage in der Milchstraße? So langsam müssten die vielen Schauplätze und Geheimnisse des Zyklus angegangen werden.

Guckys Tod – ein Fake?

Einen Überblick bietet der Newsletter der PRFZ 36, der aus aktuellem Anlass öffentlich ist.

https://www.proc.org/newsletter-36-der-pr-fanzentrale-erschienen-aus-aktuellem-anlass-fuer-alle/

Video-Interview mit Susan Schwartz und Christian Montillon: https://www.proc.org/das-live-video-interview-mit-uschi-zietsch-und-christoph-dittert/

Autor, Träumer, Visionär: Die Clark Darlton-Story:

https://www.youtube.com/watch?v=XnxtoGAWHto

Clark Darlton in der Perrypedia:

https://www.perrypedia.de/wiki/Clark_Darlton

Die Interviewreihen auf PROC:

https://www.proc.org

Lese- und Hörproben zu den aktuellen Romanen:

https://perry-rhodan.net/produkte/erstauflage

Comic-Kolumne: Das war Ihr Leben!

von Uwe Anton


In letzter Zeit kommen immer mehr Comics auf den Markt, die Lebensgeschichten erzählen – oder zumindest Ausschnitte daraus. Es sind keine Biographien, auch wenn man sie aufgrund der Klappentexte dafür halten könnte, z. B. bei H. P. Lovecraft – He Who Wrote in the Darkness, geschrieben vom Franzosen Alex Nikolavitch (*1971), der auch schon für den amerikanischen Markt gearbeitet hat, und gezeichnet von dem hierzulande eher unbekannten argentinischen Team Gervasio, Carlos Aón und Lara Lee. »Die betörend seltsame und überraschende Lebensgeschichte von H. P. Lovecraft, zum ersten Mal lebendig im Graphic Novel-Format präsentiert«, beschreibt aber keineswegs das gesamte Leben des amerikanischen Autors (1890 – 1937), sondern beginnt mit dessen Umzug nach Brooklyn (New York) im Jahr 1925.


© Pegasus Books

Nikolavitch entpuppt sich als profunder Kenner von Lovecrafts Biographie und Werk, der auch vor kritischen Aussagen über den Autor nicht zurückschreckt. Lovecraft war ein höchst konservativer »Gentleman« aus Providence, Rhode Island, als Kind überbehütet, verhätschelt und mitunter auch mal in Mädchenkleider gewandet. Aufgezogen wurde er nach dem frühen Tod seines Vaters von der Mutter und nach deren Tod (beide Eltern starben in einer Heilanstalt) vom Großvater und zwei Tanten, die die Missetaten nahtlos fortsetzten. Wenn man den Biographien Glauben schenken kann, schrieb er schon mit sechs Jahren erste Geschichten und verfasste mit 14 eine Amateurzeitschrift über Astronomie. 1923 erschien mit Dagon seine erste professionelle Veröffentlichung in dem Pulp-Magazin Weird Tales, in dem er bis zu seinem Tod fast ausschließlich veröffentlichte. (Ausnahmen wie Die Farbe aus dem All, 1927 im Magazin Amazing Stories veröffentlicht, bestätigen die Regel.)

 

Lovecraft schrieb »normale« Horrorstories, Traumgeschichten und »Mythos«-Geschichten und gilt als Begründer des Cthulhu-Mythos, auch wenn diese Bezeichnung erst nach seinem Tod von seinen Verlegern ersonnen wurde. Des Weiteren verfasste er fast 90.000 teils sehr umfangreiche Briefe an befreundete Leser und Kollegen wie Robert E. Howard (Conan) und den jungen ehrfürchtigen Robert Bloch (Psycho). Sein Einfluss ist bis heute ungebrochen: Noch immer erscheinen jährlich zahlreiche Romane und Anthologien, die den Cthulhu-Mythos erweitern, und sein Werk wurde (teilweise sehr frei) in etwa 80 Filmen adaptiert. (Zuletzt erregte der gelungene Die Farbe aus dem All mit Nicolas Cages Beachtung.) Unsterblich wurde er allein schon durch die berühmte Aussage: »Das älteste und stärkste Gefühl der Menschheit ist Furcht, und die älteste und stärkste Form der Furcht ist die Furcht vor dem Unbekannten.«

Jedenfalls war Brooklyn dem Autor sofort verhasst. Er verarbeitete den Stadtteil in der Geschichte The Horror at Red Hook, in der ein Polizist Ritualmorde aufklären muss, und legt ihm entlarvende Worte in den Mund. Die hohen Ziegelsteingebäude versetzen ihn in Panik, die Bewohner des Stadtteils sind schmierige Immigranten, Untermenschen fast, die schmuggeln, illegale Einwanderer beherbergen und weitere scheußliche Verbrechen begehen. Lovecraft bleibt hier aber eher zurückhaltend; solchen Rassismus findet man in zahlreichen, wenn nicht sogar den meisten Pulp-Geschichten aus dieser Zeit. Er entsprach damals durchaus dem gesellschaftlichen Konsens.

Damit sind die Fronten klar, doch Nikolavitch zeigt deutlich die Ambiguität des Autors auf: Bei einem Essen in einem Automatenrestaurant zieht er über Juden her, obwohl einer der befreundeten Anwesenden Jude ist, genau wie übrigens Lovecrafts Gattin. Die Ehe scheitert, Lovecraft kehrt zurück nach Providence, heim in den Schoß der vertrauten Umgebung, setzt sein Leben fort, schreibt seine bekanntesten Geschichten und weiterhin Briefe, Briefe, Briefe. Er verdient sich den spärlichen Lebensunterhalt mit dem Lektorat von Anfängerwerken, bis er an Darmkrebs erkrankt und 1937 stirbt. Der Band endet mit einem weiteren berühmten Zitat des Autors: »Es ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.«

Das alles präsentiert H. P. Lovecraft – He Who Wrote in the Darkness nicht gerade in einem fotorealistischen Stil, aber in einem, der die klare Linie pflegt; man kann die Gesichter deutlich voneinander unterscheiden, und sie weisen tatsächlich eine frappierende Ähnlichkeit mit den historischen Personen auf, die man ja zur Genüge von historischen Fotos kennt. Bei den wenigen langen Darstellungen aus Lovecrafts Texten, die der Band zeigt, wurden die Seitengestaltung und die Farbgebung leicht verändert, so dass der Leser hier deutlich zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden kann. Optisch ergänzen die Zeichnungen also die inhaltlichen Finessen.

Eine Stelle aus Lovecrafts Briefwechsel, der Nikolavitch wohlbekannt sein muss, verblüfft auch den Kenner der fantastischen Literatur dieser Zeit (oder den, der sich für einen hält). Immer wieder wurden den Conan-Stories des Autors Robert E. Howard faschistoide Tendenzen und Grundzüge vorgeworfen. Nikolavitch zitiert aus einem Brief R. E. Howards an H. P. Lovecraft: »Mein lieber Howard, du wirfst mir vor, ›die Entwicklung der Menschheit zu hassen‹, weil ich dem Faschismus misstraue. Aber es kann keine Toleranz für ein System geben, dessen Befürworter alle, die nicht einer Meinung mit ihnen sind, als ›Feinde der Menschheit‹ bezeichnen. […] Zivilisierte Nationen haben niemals, niemals eigensüchtige Motive für Metzeleien, Vergewaltigungen und Plünderungen; die haben nur schreckliche Barbaren.« Unerwartete Worte des Conan-Schöpfers, wenngleich diese Barbaren dann eins seiner Hauptthemen wurden.

H. P. Lovecraft – He Who Wrote in the Darkness ist eine sehr gelungene Graphic Novel, die dem Leser das (späte) Leben und Werk von H. P. Lovecraft zumindest in groben Zügen näher bringt und ein großes Publikum verdient hat.

Den Anspruch, eine Biografie von David Bowie in Comic-Form geschaffen zu haben, erheben die Texter Steve Horton und Mike Allred (* 1969) für ihr Bowie – Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume keineswegs. Sie wollen lediglich, so der Klappentext, »den Aufstieg von David Bowies [sic!] von der Dunkelheit zum Ruhm, sowie über den Aufstieg und Fall von Ziggy Stardust, Bowies Alter Ego« schildern. So setzt dieser Band mit einem Konzert am 3. Juli 1973 im Hammersmith Odeon in London ein; Bowie [1947 – 2016] war damals schon hauptsächlich wegen seines Konzeptalbums The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (1972) auf dem Zenit seines ersten Ruhms; die Musikzeitschrift Melody Maker bezeichnete Ziggy als das »maßgebliche Album der 1970er Jahre«. Als schicksalsträchtig gilt dieses Konzert, weil Bowie dabei nicht nur das Ende von Ziggy Stardust, sondern auch das seiner eigenen Karriere erklärte und zudem unangekündigt seine gesamte Band entließ.

Dann allerdings verzettelt sich dieser Comic-Roman gewaltig. Die Verkündung des Karriereendes zieht sich mit Einzelseiten durch den gesamten Band, der in Rückblenden beschreibt, wie es zu Ziggys Entstehung kam, fast, als wäre Bowie – Sternenstaub ursprünglich als vierbändige Comicbook-Serie geplant gewesen. Natürlich geht der Comic auf das Phänomen Bowie ein: »Als visuell erstklassiger Performer trotzte er mit seiner psychedelisch anmutenden Ästhetik allen Klischees und Schubladen … überlebensgroß und schillernd, erschien seine Persönlichkeit manchmal fast surreal.« Aber klar herausgearbeitet ist das keineswegs. Hier wird höllisch viel Aufmerksamkeit vom Leser eingefordert, und das Ende, der Kampf der Ziggy-Persönlichkeit gegen die Bowie-Persönlichkeit, gleitet dann vollends ab ins oben angesprochene Surreale – und damit auch ein wenig ins Unverständliche. Sehr gewagt ist auch das Fazit des Klappentextes: »Das Ende von Ziggy verändert schließlich nicht nur Bowie, sondern auch die Welt selbst.« Ist das nicht ein wenig hochgegriffen, überschätzt der Verlag Bowies Bedeutung hier nicht maßlos? Für die Popkultur ist sie zweifellos gewaltig, aber gleich für die Welt selbst …

Mike Allred gab für Sternenstaub den minimalistischen Strich, den er bislang fast durchgehend pflegte (und dem der Verfasser dieser Zeilen nicht das Geringste abgewinnen kann), zum Glück auf. Einige Seiten, vor allem jene, die Bowie in concert zeigen, sind fast fotorealistisch gehalten, was auch weitgehend für die Darstellung von Bowies Gesicht gilt. Die meisten Passagen des Bandes zeigen einen realistischen, eingängigen Stil, der den Leser packt und Erinnerungen in ihm hoch ruft, falls er sich denn eingehender mit Bowie beschäftigt hat. (Zumindest beim Verfasser, der Bowie zum ersten Mal live am 8. April 1976 in der Düsseldorfer Philipshalle gesehen hat, war das der Fall.) Insgesamt fragt man sich jedoch: Was will der Autor uns damit sagen?


© Cross Cult

Irgendwie ist das passend. Das hat man sich bei David Bowie schließlich auch oft genug gefragt.

Eine Notiz am Rande: Eine »richtige« Comic-Biographie über David Bowie gibt es auch: Tribute: David Bowie von den Autoren Mike Lynch und Michael L. Frizell und den Zeichnern George Amaru und Vincenzo Sansone, ein schmales Heftchen von gerade einmal 25 Seiten bei Storm Entertainment. Ein Sammelband mit mehreren Stories, die von verschiedenen Teams stammen, ist das schon wesentlich dickere Spiders & Stardust – A Tribute to David Bowie bei Firelight Comics, das aber in völlig unterschiedlichen Stilrichtungen kurze Stories verschiedener Teams präsentiert, »die von David Bowie inspiriert sind und die Kreativität seiner Musik ehren.«

Tribute erzählt die Lebensgeschichte des Künstlers recht einfallslos und gradlinig vom Anfang (»David Robert Jones was born on the 8th of January 1947 …«) bis zum Ende (»David Bowie was laid to rest in a private ceremony …) und grafisch sehr konventionell, was das Bändchen ziemlich langweilig geraten lässt. Spiders & Stardust kann auch nicht so richtig überzeugen, weder grafisch bei der Darstellung des Künstlers als auch handlungstechnisch bei den einzelnen, zum Teil doch sehr frei entlehnten Stories. Herausgegeben wurde dieser Sammelband, der ebenfalls im amerikanischen Comicbook-Format erschien, von Kurt Belcher.

Und in deutschen Landen arbeitet Reinhard Kleist an einem großen zweibändigen Bowie-Projekt. Das soll allerdings erst Anfang 2022 bei Carlsen erscheinen und ist dann wieder ein ganz anderes Kaliber.

Eine Comic-Biografie wurde nun auch von Rene Goscinny veröffentlicht, und das ist eine #richtige#. Goscinny war, um Wildschweine nach einem kleinen gallischen Dorf an der Küste zu tragen, der Mit-Erfinder und erste Texter von Asterix und weiteren Serien wie Lucky Luke oder Umpah-Pah. Er verstarb 1977 im Alter von 51 Jahren bei einer Routineuntersuchung auf dem Fahrradergometer seines Arztes; da war seine Tochter Anne neun Jahre alt. Der Illustratorin Catel Muller (*1964) erzählte sie vom Leben ihres Vaters, und die hat die Berichte in eine ausschweifende Comic-Biografie umgesetzt.


© Carlson

Vielleicht in eine zu ausschweifende. Mag Goscinny auch eine unglaubliche Bedeutung für die französische und internationale Comic-Szene gehabt haben, stellt sich die Frage, ob man sein Leben so detailliert nacherzählen muss, wie Catel es getan hat. Ist es nötig, die Überfahrt seiner Familie nach Argentinien, wo sie einige Jahre verbrachte, so facettenreich zu schildern und zu zeigen, wie der Kapitän den kleinen Rene am Bauch krault? Muss man wirklich einen Laurel-und-Hardy-Film auf zwei Seiten wiedergeben, hätte eine es nicht auch getan? Muss man frühe Skizzen des jungen Künstlers tatsächlich auf fast zehn Seiten (und später noch mehr) zeigen? Man könnte den Eindruck haben, dass die Illustratorin sich nicht entscheiden konnte, was für ihre Comic-Biografie wichtig ist und was nicht. Oder aber, dass sie an dem Zwang litt, alles weiterzugeben, was sie erfahren hat.