Vom Wienerwald zur Buckligen Welt

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2Vinodukt, Payerbach
Weinseligkeit unter Schienen

Zum 150-jährigen Jubiläum der Semmeringbahn eröffneten die Payerbacher eine Weinstube in einer ungewöhnlichen Location.

Lokomotiven fahren die Decke entlang, Schienen tauchen auf den zwölf Meter hohen Wänden auf und verschwinden wieder, Landschaftsaufnahmen vom Semmering wandern im Raum umher. Passend dazu hören wir alle paar Minuten einen Zug über unseren Köpfen rattern. Dieses Geräusch ist allerdings kein Teil der Multimediashow, sondern ganz real. Treffend werben die Payerbacher mit dem Slogan »Da fährt der Zug drüber« für ihr Vinodukt.

»In nur einem halben Jahr haben wir das Projekt auf die Beine gestellt«, erzählt Peter Pasa. Er ist der Altbürgermeister der Gemeinde Payerbach, in der die Strecke hinauf zum Semmeringpass ihren steilen Anfang nimmt. Die Vinodukt-Betreiber schenken ausschließlich Wein aus den Anbauregionen entlang der Südbahn zwischen Wien und Triest aus. Im Rahmen der Verkostung läuft im ersten der beiden mit Bahn-Devotionalien dekorierten Räume ein Film über die Geschichte der Semmeringbahn. Das Ungewöhnlichste an dem kleinen Heurigen ist jedoch die Adresse, ist er doch in einem zwölf Meter hohen Gewölbe direkt in einem Viadukt untergebracht. Daher auch der Name »Vinodukt«, eine Kombination aus »Vinothek« und »Viadukt«. Mit seinen 13 Bögen ist das Schwarza-Viadukt das längste der Semmeringbahn und vermutlich weltweit das einzige, das eine Weinstube beherbergt.

Zum 150-jährigen Jubiläum der Semmeringbahn 2004 wollte sich die Gemeinde etwas Besonderes einfallen lassen. Lediglich ein halbes Jahr blieb Zeit, um eine Geburtstagsüberraschung für das Weltkulturerbe umzusetzen. Es war sozusagen höchste Eisenbahn, doch man stellte die richtigen Weichen, denn der Bürgermeister hatte eine Idee. »Wir wussten, dass es im Viadukt zwei leerstehende Räume gab, die die ÖBB nicht nutzten«, erzählt er. Carl Ritter von Ghega hatte sie einst in das Schwarza-Viadukt einarbeiten lassen. Vermutlich sollten sie im Falle eines Krieges zur Verteidigung als Sprengkammern dienen. Die Bundesbahnen überließen der Gemeinde die historischen Räumlichkeiten, die wiederum engagierte einen Architekten und einen Videokünstler für die Umsetzung des Projekts.


Multimediashow im Vinodukt.

Das Jubiläum ist schon lange vorbei, das Vinodukt ist in der Zwischenzeit ein lieb gewordener Treffpunkt für Einheimische und auch ein Ausflugsziel für Besucher geworden. Jeden Freitag ab 18.30 Uhr wird die Bahnschranke vor dem Eingang des Vinodukts hinaufgekurbelt, um zu signalisieren: »Ausg’schenkt wird!«. »Auf Anfrage öffnen wir auch jederzeit für Gruppen«, betont Pasa. In diesem Fall wird zum gewünschten Termin eine Verkostung arrangiert. Meist werden drei verschiedene Weine gereicht, dazu gibt es Nussbrot. Das ganze Jahr über hat es in dem Gewölbe rund 15 Grad, ein idealer Ort für eine gemütliche Wanderpause an Hundstagen.

Info
Vinodukt Payerbach

im Schwarzaviadukt, 2650 Payerbach

Peter Pasa: 0660-2516160

www.tourismus-payerbach.at

Tipp
Regionales Bier vom Feinsten

Auch Biertrinker werden in Payerbach fündig. Im Raxbräu beim Schwarzatal-Viadukt werden naturbelassene Helle und Dunkle gebraut, die weder filtriert noch pasteurisiert sind. Zwischenzeitlich überrascht Braumeister Franz Gerhofer immer wieder mit köstlichem Saisonbier. Der Gerstensaft wird in der eigenen Brauerei zu bestimmten Öffnungszeiten verkauft und ist so begehrt, dass eine telefonische Vorbestellung anzuraten ist.

alt.tourismus-payerbach.at/attraktionen/das-raxbrau

3Schneebergbahn und Rax-Seilbahn, Rax-Schneeberg-Gebiet
Beschleunigte Gipfelsiege

Der höchstgelegene heimische Bahnhof liegt am höchsten Berg Niederösterreichs. Seit 1926 bringt die erste Seilschwebebahn Österreichs Passagiere auf die Rax.

»Wie heißt denn der Berg da vorne, der mit dem Schnee?«

»Schneeberg.« »Alles klar. Blöde Frage, blöde Antwort.«

Als sich dieser Dialog bei einem Rundflug zwischen einem Piloten und einem deutschen Touristen ereignete, flogen sie gerade über die imposante Alpenlandschaft. Obwohl Sommer, leuchteten auf dem massiven Zweitausender noch die Schneefelder. Mit 2.076 m ist der Schneeberg der höchste Gipfel Niederösterreichs, bereits seit 1897 muss man ihn nicht mehr komplett zu Fuß erklimmen. Seit mittlerweile über 120 Jahren bringt die Zahnradbahn Passagiere vom Bahnhof Puchberg am Schneeberg bis auf eine Höhe von 1.800 m. Ab 1999 sind neben den Dampflokomotiven auch die markanten Salamander-Züge im Einsatz. Seit der Eröffnung des Bergbahnhofs Hochschneeberg 2009 befindet sich hier zugleich der höchstgelegene Bahnhof Österreichs. Die Schneebergbahn fährt mehrmals täglich in der Saison die 9,8 km lange Strecke.

Bei unserer Fahrt ist der Salamander bis auf den letzten Platz besetzt. Langsam schiebt sich der auffällig grün-gelbe Zug hinauf, flankiert von dichten Nadelwäldern auf der einen und Felswänden auf der anderen Seite. Etwa 40 Minuten dauert die Fahrt mit der längsten Zahnradbahn Österreichs. Bei der vorletzten Haltestelle, der Station Baumgartner, wird eine 5-minütige Pause eingelegt. Grund sind die empfehlenswerten flaumigen Buchteln mit Powidl- oder Marillenfüllung, mit denen sich hier viele Fahrgäste (auch wir) versorgen.

Auf dem Hochplateau beim Historischen Berghaus Hochschneeberg genießen wir die herrliche Aussicht sowie die kulinarischen Spezialitäten des Hotels. Vor allem der überdimensionale Original-Schneeberg-Krapfen mit Schlag und Vanillesauce erfreut sich großer Beliebtheit. Das Berghaus wurde von Wiener Ringstraßenarchitekten erbaut und 1898 eröffnet. An vergangene Sommerfrische-Tage erinnert eine Ausstellung in den Gasträumen, bei der Exponate aus der Zeit rund um 1900 präsentiert werden. Von der Gaststätte aus kann man den Gipfel des Berges, das Klosterwappen, in etwa eineinhalb Stunden erwandern.

Das Elisabethkirchlein auf dem Schneeberg wurde im Andenken an Sisi von Kaiser Franz Joseph I. in Auftrag gegeben.


Höllentalaussicht mit herrlichem Blick auf den benachbarten Schneeberg.

In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof thront das Elisabethkirchlein in exponierter Lage. Das kleine Jugendstil-Gotteshaus wurde 1901 im Andenken an Sisi von Kaiser Franz Joseph I. in Auftrag gegeben. 1902 beehrte er mit seinem hohen Besuch die Bahn, den Berg, das Berghaus und natürlich die Kaiserin-Elisabeth-Gedächtniskirche. In Erinnerung daran schnauft noch heute an den Sonn- und Feiertagen im Juli und August eine historische Dampflok hinauf. Vis-à-vis der Elisabethkirche befinden sich eine Galerie und ein begehbares rostfarbenes Kaleidoskop, das multimediale Einblicke in Geschichte und Geologie des Schneebergs offeriert. Der beschilderte Rundweg »Paradies der Blicke« nimmt ebenfalls am Bahnhof seinen Ausgang.

Wir wandern Richtung Gipfel und passieren nach etwa 20 Minuten die Schutzhütte Damböckhaus. Trotz der Terrasse mit dem fast schon kitschig-schönen Panoramablick und der herrlich duftenden Hausmannskost spazieren wir weiter, eine Pause muss erst noch verdient werden. Wir erreichen eine Abzweigung, bei der es links Richtung Klosterwappen geht, rechts zur Fischerhütte. Wir wählen den linken Weg und steigen entlang von Markierungen hinauf bis zum Gipfelkreuz, wo wir die famose Fernsicht auf uns wirken lassen. Anschließend spazieren wir zur Fischerhütte, der höchstgelegenen Schutzhütte Niederösterreichs. Hier machen wir Rast, bevor wir den Rückweg zum Berghaus antreten.

Wo Sigmund Freud Stammgast war

»Die Welt wird doch mit jedem Tage schöner und freier und das Wiener Dasein immer erträglicher. Schon deshalb, weil man jetzt in zehn Minuten auf 1.000 Meter Höhe auf diese große, enge Welt hinunterblicken kann«, schwärmte der Journalist und Autor Ludwig Hirschfeld am 10. Juni 1926 in der Neuen Freien Presse.

Seit 1926 bringt die älteste österreichische Personen-Seilschwebebahn Touristen auf die Rax (2.007 m). Schon im ersten Betriebsjahr transportierte sie von der Talstation im Sommerfrische-Paradies Reichenau an der Rax 180.000 Passagiere auf eine Seehöhe von 1.545 m, und sie fährt noch immer. Täglich, ganzjährig und schnell, eine Fahrt dauert heute lediglich acht Minuten.

Die Seilbahnbergstation befindet sich im Raxalm Berggasthof, der zugleich ein Hotel ist und auf seiner Terrasse einen grandiosen Panoramablick bietet. In etwa einer halben Stunde erreichen Spaziergänger von hier aus das Ottohaus. Sigmund Freud, Ende des 19. Jahrhunderts Stammgast in Reichenau an der Rax, behandelte hier im Sommer 1893 die Wirtstochter Aurelia Kronich. Er veröffentlichte ihren aufsehenerregenden Fall zwei Jahre später in den Studien über die Hysterie.

Unterhalb der Schutzhütte wird im 4.000 m2 großen »Alpengarten Rax« die Vielfalt der Bergwelt-Flora gezeigt, etwa 200 Pflanzenarten, darunter auch Raritäten wie Edelweiß und Enzian. Ebenfalls vom Ottohaus mit einer kurzen Wanderung erreichbar ist die höllisch gute Höllentalaussicht mit herrlichem Blick ins Tal.

 

Info
Schneebergbahn

Bahnhof Puchberg, Bahnhofplatz 1, 2734 Puchberg am Schneeberg

www.schneebergbahn.at

Rax-Seilbahn

Dr.-Ewald-Bing-Straße 3, 2651 Reichenau an der Rax

www.raxalpe.com

Tipp
Kurpark Puchberg am Schneeberg

Gegenüber vom Bahnhof Puchberg liegt der rund ein Hektar große und zauberhaft idyllische Kurpark. Der darin künstlich angelegte Teich (mit Bootsverleih) wird von einem moosbewachsenen Springbrunnen und einem kleinen Pavillon geziert. Nach der Bergwanderung lässt sich im Parkcafé Langegger herrlich abhängen und das Elisabethkirchlein nun gemütlich von unten betrachten.

4Hohe Wand
Ein Kino, nah am Himmel

Der Naturpark überrascht mit einer unglaublichen Vielfalt und bietet sowohl adrenalinhaltiges als auch kontemplatives Programm.

Über der Sonnenuhrwand ragt die Aussichtsterrasse Skywalk über dem Abgrund acht Meter aus einem Felsen. Der Wind pfeift uns auf dem 18 Tonnen schweren Stahlgerüst um die Ohren, Paragleiter und Drachenflieger schweben vorbei, die Fernsicht ist fulminant. Durch die Eisengitter unter unseren Füßen sehen wir, wie tief es nach unten geht. Die adrenalinfördernde Plattform hat der Naturpark Hohe Wand 2002 zur Freude der Besucher errichtet.

»Wir wollten ein authentisches Höhenerlebnis für alle möglich machen«, sagt Naturparkmitarbeiterin Selma Karnitsch und nimmt auf einer der verzinkten Bänke Platz, die hinter dem Skywalk auf noch festem Grund errichtet wurden. Die Knie der nicht ganz Schwindelfreien werden beim »himmlischen Spaziergang« butterweich, für sie ist dieser Platz als Alternative gedacht. Die Assoziation mit einem Lichtspieltheater ist beabsichtigt. »Unsere 40 Sitzgelegenheiten wurden wie Kinosessel gruppiert, das Panorama ist die Leinwand«, erklärt sie.

Der Naturpark wird jeder Altersgruppe und jedem Fitnessgrad gerecht, das Ausflugsziel Hohe Wand besticht durch seine Vielfalt. Das eigentliche Highlight, das sei trotzdem der Berg, sagt Selma. Die steilen Felsabbrüche haben ihm seinen Namen gegeben, der Naturpark wurde 1969 gegründet und umfasst 2.000 Hektar. Erreichbar ist das Plateau über Klettersteige und seit 1932 über eine Panoramastraße, die direkt zum Naturparkzentrum führt und auf der an den Wochenenden und Feiertagen vom Land Niederösterreich von den Autofahrern ein kleiner Obolus eingehoben wird.

Viele kombinierbare (Rund)-Wanderwege führen durch die postkartentaugliche Landschaft. Entlang des etwa 2,5 km langen Kindererlebnisweges wurden spezielle Attraktionen für die Kleinen errichtet, sie können etwa das »Geheimnis vom Hexenwald« erkunden oder sich auf die Suche nach einem Naturschatz machen. Außerdem führt er an einem Spielplatz, einem Streichelzoo mit rund 100 Tieren (Ziegen, Schafe, Kaninchen, Esel, Ponys, Mufflons …) und einem Murmeltiergehege vorbei. Als Draufgabe können kleine und »große« Kinder in einen begehbaren Murmeltierbau krabbeln, um die Lebenswelt der Tiere nachzuempfinden.

Fulminanter Fernblick: Die Aussichtsplattform Skywalk ragt hoch über dem Abgrund acht Meter aus einem Felsen.

Vom Naturparkstüberl aus ist ein 18 m hoher Aussichtsturm in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Während man beim östlich gelegenen Skywalk den Sonnenaufgang erleben kann, ist der Turm während der Abenddämmerung der beste Platz. Nach rund 100 Stufen wird man mit einem herrlichen Blick auf Schneeberg, Ötscher und dem Hochplateau der Hohen Wand entschädigt. Der Schneeberg sendet sein frisches Lüfterl, vor dem heimelige Strandkörbe! auf der Aussichtsplattform schützen.

Kraxler haben die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden bei den Klettersteigen, Freunde von altem Handwerk kommen bei speziellen Vorführungen auf ihre Kosten. Um die jahrhundertealte Tradition des Kalkbrennens Besuchern näherzubringen, wird in regelmäßigen Abständen der Kalkofen mit Kalkstein aus dem Naturpark in Betrieb genommen. »Man hat hier lange Zeit Kalk gebrannt, es war eine wichtige Einnahmequelle der Bewohner, darum gibt es noch Überbleibsel von Öfen«, erklärt unsere Naturvermittlerin. Auch ein Kohlmeiler wird vom Naturpark-Team periodisch in Betrieb genommen. Früher gab es in diesem Gebiet Wanderköhler, die Holzkohle erzeugten. Auch dieses alte Gewerbe soll nicht in Vergessenheit geraten.

Der Felsenpfad, der bei der Gastwirtschaft Kohlröserlhaus seinen Anfang nimmt, ist nicht so bekannt wie sein prominenter Bruder, der Skywalk, aber mindestens genauso spektakulär. Rund 200 Stahlstufen schmiegen sich eng an die steile Felswand und führen an der kleinen Czerny-Höhle, auch Kohlröserlhöhle genannt, vorbei. »Wenn man viel Glück hat, kann man hier Steinböcken ganz nahekommen«, erzählt Selma. Geschätzt 40 bis 70 dieser alpinen Tiere leben hier in freier Wildbahn. Sie sind die Nachkommen von drei Alpensteinböcken, die 2003 aus einem privaten Gehege ausgebrochen sind und sich rasant vermehrten.

An diesem Tag haben wir sogar sehr viel Glück. Zwei Steinböcke verbringen ihre Siesta direkt auf dem Steg und haben nicht die geringste Lust, uns passieren zu lassen. Einer der Vierbeiner hüpft leichtfüßig auf die steile Wand, doch als wir uns nähern, versperrt er uns Eindringlingen erneut den Weg. Nach einer knappen Viertelstunde auf Tuchfühlung mit den Königen der Alpen haben wir verstanden und kehren um. Dieses Teilstück des Stegs ist hier und heute nicht unser Revier.

Hirsch trifft Lama

»Gemma Lamas streicheln!«, sagt Selma und marschiert Richtung Gehege. Insgesamt drei Lamas und drei Alpakas, allesamt Männchen, gehen regelmäßig mit Besuchern spazieren. Ja, genau so und nicht umgekehrt. Der Zweibeiner hält zwar pseudomäßig eine Leine in der Hand, aber die Kamele geben das Tempo vor. Wenn sie fressen möchten, fressen sie. Wenn sie austreten müssen, kann das dauern. Wenn sie einfach stehen und schauen wollen, tun sie das ebenso.

»Ich sag immer, das ist die beliebteste Männer-WG Österreichs.« Selma lacht. Kein Wunder, die Tiere sind von sanftem Gemüt, haben ein kuscheliges, weiches Fell und, man kann es nicht anders sagen, ein herziges Gschau. Während sich die Lamas widerspruchslos am Hals streicheln lassen, interessieren sich die Alpakas hauptsächlich für die Pflanzen am Wegesrand. Sie sind kleiner und zierlicher als Lamas und ihre Gesichter sehen aus, als ob sie aus dem Walt-Disney-Universum stammen würden. Alpakas werden in ihrer Heimat Südamerika hauptsächlich als Wolllieferanten gezüchtet, Lamas kann man auch als Lastentiere verwenden, zum Reiten eignen sich beide Rassen nicht. Einmal im Jahr werden die Tiere geschoren, die Wolle wird zweimal pro Saison in Filz- und Spinnworkshops mit Kindern verarbeitet.

In Begleitung der Kamele schlendern wir Richtung Rotwildgehege, dem Ziel der gemächlichen Wanderung. Dort kann man an Futterautomaten Getreidekörner für die Rehe und Hirsche, zum Teil herrliche Vierzehnender, kaufen und auf die Futterkrippe streuen. Hinter dem Zaun frisst das Wild, davor tun sich die Lamas und Alpakas gütlich, alle gemeinsam aus dem gleichen Trog. Ein seltener und friedvoller Anblick.

Info
Naturpark Hohe Wand

Kleine Kanzelstraße 241, 2724 Hohe Wand-Maiersdorf

www.naturpark-hohewand.at

Tandemflüge

www.fly-hohewand.at


Tipp
Tierisches Nikolo-Event auf der Hohen Wand

Beim und im Köhlerhaus veranstaltet das Naturpark-Team jedes Jahr am 8. Dezember einen »tierisch guten« Kinderadvent. Im Streichelzoo warten die Tiere, um von den kleinen Gästen verwöhnt zu werden. Eine Lamawanderung zum Hirschgehege mitsamt Fütterung und eine Fahrt mit der Pferdekutsche stehen dabei ebenso auf dem Programm wie Basteln, Singen und eine Stärkung am Lagerfeuer. Bei Einbruch der Dunkelheit schaut dann endlich der Nikolo vorbei.

5Myrafälle, Muggendorf
Poesie des Wassers

Täglich stürzen fünf Millionen Liter Wasser über die Kaskaden der Myrafälle in die Tiefe. Das Naturdenkmal erstrahlt an den Wochenenden nach Einbruch der Dunkelheit in einer mystisch anmutenden Festbeleuchtung.

»Die Myrafälle sind höher als die Niagarafälle, aber Letztere stürzen ungebremst hinunter, bei uns gibt es hingegen viele kleine Stufen«, sagt Alfred Pottenstein. Der rüstige Pensionist läuft flott über die Brücken und Stege nach oben, oft macht er das mehrmals am Tag. Als Vereinsvorstand der Touristenklub Sektion Pernitz kümmert er sich um die Verwaltung der Muggendorfer Fremdenverkehrsattraktion. Um seinen reizvollen Arbeitsplatz könnte man ihn beneiden. »Es ist um einige Grad kühler als in Wien, manche Städter kommen im Hochsommer abends hierher, um sich abzukühlen«, schreit er, um das tosende Wasser zu übertönen. Erstaunlich, wie beruhigend und harmonisch Lärm sein kann, fast ein bisschen poetisch.

26 Brücken und sieben Stiegen führen auf dem gut ausgebauten Wanderweg durch das Naturdenkmal hinauf bis zum Stauweiher. Neben uns stürzt klares Gebirgswasser in die Tiefe, jeden Tag etwa fünf Millionen Liter. Durch den kräftigen Dauerregen der letzten Wochen und die noch andauernde Schneeschmelze donnert es derzeit besonders laut über die Kaskaden. Der namensgebende Myrabach entspringt am Fuße des Unterberges aus der Myralucke und wird von einem unterirdischen See gespeist. Rund 500 Jahre nutzte man die Myrafälle für Wassermühlen und Sägewerke. Reste einer Sägemühle sind noch erhalten, die Schleif- und Bremspuren der mit Holz beladenen Pferdefuhrwerke sind nach wie vor in den Felsen sichtbar.1912 wurde ein Speicherkraftwerk gebaut, das sechs Jahrzehnte lang in Betrieb war.

Am Stauweiher angekommen, wählen wir den linken Weg auf den Hausstein (664 m). Wir durchqueren Wälder, spazieren über eine idyllische Bergwiese und legen beim Gipfelkreuz mit Blick über den Wiener Alpenbogen eine Pause ein. Danach wandern wir weiter zum oberen Stausee und wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt beim Myrateich.

An den Wochenenden erstrahlen die Wasserfälle nach Einbruch der Dunkelheit in einer beeindruckenden Festbeleuchtung.

Blick auf den Eingangsbereich und das Gasthaus Myra-Stubn.