Felix Neureuther

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FELIX NEUREUTHER

Alex Hofstetter & Stefan Illek

FÜR DIE HELDEN VON MORGEN


IMPRESSUM

© 2021 egoth Verlag GmbH

Untere Weißgerberstraße 63/12

1030 Wien

Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.

Autoren: Felix Neureuther, Alex Hofstetter, Stefan Illek

Fotos: S. 6–12 Privatarchiv, S. 18 Mike Fiala/EPA/picturedesk.com, S. 23 Lisi Niesner/REUTERS/picturedesk.com, S. 30 Klaus Vyhnalek, www.vyhnalek.com, S. 46 Hans Klaus Techt/APA/picturedesk.com, S. 51 Hans Klaus Techt/APA/picturedesk.com, S. 66 Johann Groder / EXPA / picturedesk.com, S. 75 Stefan Adelsberger/EXPA/picturedesk.com, S. 78 ullstein bild–Horstmüller/Ullstein Bild/picturedesk.com, S. 81 Privatarchiv, S. 83 dpa Picture Alliance / picturedesk.com, S. 89 Johann Groder / EXPA / picturedesk.com, S. 93 Privatarchiv, S. 102 Stefan Adelsberger/EXPA/picturedesk.com, S. 114 Jean-Christophe Bott/Keystone/ picturedesk.com, S. 122 Head, S. 128 Martin Huber / EXPA / picturedesk.com, S. 138 ORF, S. 148 Infront, S. 154 Wolf Heider-Sawall/laif/picturedesk.com, S. 163 Eibner/EXPA/picturedesk.com, S. 178–181 und Umschlag Rückseite Privatarchiv

Cover: Frank Bauer, www.frankbauer.com

Projektleitung: Sonja Franzke | vielseitig.co.at

Umschlag- und grafische Innengestaltung: José Coll | B.A.C.K. Grafik & Multimedia GmbH

Printed in the EU

Gesamtherstellung: egoth Verlag GmbH

ISBN (Print): 978-3-903183-29-2

ISBN (E-Book): 978-3-903183-93-3

Inhalt

Für die Helden von morgen

Warum?

Träume und Visionen

Arnold Schwarzenegger

Was bringt die Zukunft

Tristan Horx

Olympia

Marcel Hirscher

Sport und Schule

Peter Schröcksnadel

Die guten alten Zeiten

Rosi Mittermaier

Die Skiwelt im Umbruch

Markus Waldner

Das größte Skirennen der Welt

Michael Huber

Sport und Wirtschaft

Urs Lehmann, Johan Eliasch

Sport und Vorbilder

Christian Mitter

Sport und Marketing

Michael Kögler, Stefan Krauß

Die schönste Nebensache der Welt

Uli Hoeneß, Thomas Müller

Zieldurchfahrt

Was bleibt also?

Die Autoren


Felix Neureuther mit seinem Freund Bastian Schweinsteiger, schon in der Kindheit durch den Sport verbunden


Felix hatte bei seinen ersten Kinderrennen noch viele Konkurrenten, wie die Startnummer 233 zeigt


In der Schülerklasse feierte Felix die ersten Erfolge


Teamsiegerehrung beim internationalen Schülerrennen Trofeo Topolino in Abetone/ITA 1997, rechts neben Felix Maria Riesch, Felix gewann auch den Slalom

FÜR DIE HELDEN VON MORGEN WARUM?

Warum ich dieses Buch geschrieben habe? Gleich zu Beginn eines vorweg: Ich hätte es ganz sicher auch ohne Corona getan! Denn viele Dinge auf dieser Welt, die mir sehr am Herzen liegen, waren auch schon vor diesem Virus überreif für Veränderungen. Viele Leute fragen mich, warum mir die Zukunftschancen und die Bewegung unserer Kinder so sehr am Herzen liegen. Warum ich so sehr für eine bessere, sauberere Zukunft des Sports kämpfe, obwohl ich ja gar kein Profisportler mehr bin. Um die richtige Antwort darauf zu finden, blicke ich in meine eigene Kindheit und Jugend zurück. Mir hat es immer schon sehr viel Freude bereitet, mit Kindern zusammenzuarbeiten. Als ich 13 Jahre alt war, war der Nachbarsbub sechs. Ich habe sehr oft mit ihm Fußball gespielt und wollte ihm dabei immer neue Sachen beibringen, damit er besser dribbeln und schießen kann. Der Ursprung kommt sicher auch daher, dass wir Neureuthers eine rumänische Flüchtlingsfamilie bei uns aufgenommen haben, als ich ein kleiner Bub war. Der Sohn dieser Familie heißt Razwan und ist sechs Jahre älter als ich. Er war wie ein großer Bruder für mich, und bis heute verbindet uns eine enge Freundschaft. Wann immer er mich braucht oder ich ihn: Wir würden einander helfen.

Mir gefällt es einfach, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Das war auch mein Hauptantrieb beim Skirennfahren. Das waren nicht die Pokale oder sonst irgendwas. Ich wollte und will mit meinem Sport etwas weitergeben und Menschen Freude bereiten. Und die Freude und das Lächeln von Kindern sind nun mal die ehrlichsten auf der Welt. Als ich zirka 20 Jahre war, habe ich angefangen, Skicamps für Kinder zu veranstalten. Da lade ich immer mit meinem Trainerteam talentierte Mädels und Jungs nach Sölden ein, um ihnen Antrieb zu geben, um ihnen zu helfen, sich weiterzuentwickeln. Wenn ich so nachdenke, bin ich vom Kopf her eigentlich selbst immer ein Kind geblieben. Mir war auch wichtig, dass meine Trainingspläne immer sehr viele spielerische Elemente enthalten haben. Stures, langweiliges Krafttraining war nie so mein Ding. Mein erstes Buch im Jahr 2009 hieß „Mein Leben mit Life Kinetik“ (Gehirn + Bewegung = mehr Leistung), das war eher für erwachsene Sportler. Danach habe ich mir gedacht, dass wir in diese Richtung etwas für Kinder machen müssen. Herausgekommen ist 2014 das Buch „Beweg dich schlau!“. Eine Hilfestellung für die Sechs- bis Zwölfjährigen, um fit und clever durch den Schulalltag zu kommen. Besonders prägend bezüglich Werten und Begeisterung für die Bewegung ist aber das Kleinkindalter. Deshalb gibt es seit 2017 die Bilderbuch-Serie rund um den sportlichen Fuchs „Ixi“, mit dem ich den Kleinsten die wichtigsten Werte im Sport und im Zusammenleben vorstellen und auf den Weg mitgeben möchte. Mich schockt es, wenn wir in ein Lokal zum Essen gehen und dort wird den Kindern das Tablet in die Hand gedrückt, damit sie ruhig sind. Wenn das die Zukunft ist, dass wir nur noch mit dem Smartphone oder Tablet in der Hand dasitzen und nicht einmal mehr beim Essen miteinander kommunizieren, dann gute Nacht. Und wenn sich zusätzlich die Kinder immer weniger bewegen, dann ist das schon dramatisch. Dem will ich entgegentreten. Auch deshalb, weil ich jetzt eigene Kinder habe. Und ihnen und allen anderen Kindern sollten wir eine gesunde Zukunft ermöglichen. Es ist mir ein riesengroßer Graus, dass Kinder durch Bewegungsmangel Krankheiten bekommen.

 

Man kann es also als schleichenden Prozess und einen Mix aus prägenden Erlebnissen bezeichnen, wie die Idee für das Buch „Für die Helden von morgen“ entstanden ist. Ich will damit meinen Beitrag leisten, um die Zukunft unseres Sports zu sichern. Nicht nur die des Skisports, sondern ganz allgemein. Denn Kinder brauchen Motivation und Vorbilder, das ist entscheidend. Das habe ich ja selbst erlebt. Neben meinen Eltern war Italiens Ski-Held Alberto Tomba mein großes Vorbild. Ihm wollte ich immer nacheifern! Kinder leben wahnsinnig von emotionalen Momenten, die der Sport so mit sich bringt. Und daran orientieren sie sich. Mir ist es ein großer Dorn im Auge, dass die wirklich emotionalen Momente des Sports durch Einschränkungen von Organisationen, Verbände und genormte Verhaltensregeln kaputt gemacht werden. Die Sport-Berichterstattung besteht daher leider zu einem sehr großen Teil nur noch aus negativen Aspekten. Natürlich muss man auch darüber berichten, aber der Sport liefert doch immer noch wunderbare Geschichten und grandiose Leistungen. Man meint fast, alles im Sport dreht sich nur um Doping, Korruption, Milliardenverschwendung und fehlende Nachhaltigkeit. Die Grundwerte des Sports – Ehrlichkeit, Toleranz, Selbstdisziplin, Siegeswille, Wetteifer, Hingabe, Teamgeist und viele mehr – sind aber entscheidend für eine gesunde Gesellschaft und diese Werte kann man nicht oft genug betonen. Deshalb ist mir dieses Buch so wichtig. Ich weiß ganz sicher nicht alles besser. Aber ich setze mich dafür ein, dass vieles besser wird. Und dafür habe ich mich für dieses Buch auch mit vielen Menschen unterhalten, die es in ihren Bereichen und Spezialgebieten sehr wohl ein wenig besser als die meisten anderen wissen. Es ist mir eine riesengroße Ehre, dass Helden wie Arnold Schwarzenegger oder Marcel Hirscher und viele andere große Namen gemeinsam mit mir für die Helden von morgen kämpfen.

Gemeinsam machen wir uns Gedanken, wie es weitergeht. Wir wollen nicht meckern und mit dem Finger zeigen, wir wollen Probleme aufzeigen, Denkansätze und Lösungsvorschläge bieten, wie der Sport wieder attraktiver für Kinder und Jugendliche gemacht werden kann. Wir wollen zeigen, wie man vielleicht etwas ändern kann. Sonst läuft alles so weiter, wie es bis jetzt gelaufen ist – also leider in die falsche Richtung. Wir müssen versuchen, das Boot in die richtige Richtung zu lenken. Dieses Buch soll ein kleiner Ansporn für die Gesellschaft und für andere Sportler sein, um sich Gedanken darüber zu machen, wie unser Leben und der Sport in Zukunft ausschauen sollen. Die nächsten Seiten liefern viele Diskussionen, viele Antworten, viele Probleme, viele Anregungen, viele Fragen. Damit sich aber wirklich etwas ändert, müssen alle zusammenhelfen. Wirklich ALLE! Politiker, Lehrer, Eltern und natürlich auch wir Ex-Sportler und Sportler!


Arnold Schwarzenegger, der wahr gewordene amerikanische Traum

TRÄUME & VISIONEN

DER „AMERICAN DREAM“ LEBT! ARNOLD SCHWARZENEGGER

Arnold Schwarzenegger (* 30. Juli 1947 in Thal, Steiermark), in seiner Heimat auch „die steirische Eiche“ genannt, ist ein österreichisch-amerikanischer Schauspieler, Publizist, Unternehmer, ehemaliger Bodybuilder sowie ehemaliger US-Politiker. Er schaffte es aus einfachen Verhältnissen zum internationalen Superstar, wurde siebenmal Mister Olympia im Bodybuilding, legte eine grandiose Hollywood-Karriere als Actiondarsteller hin (u. a. mit den Filmen „Terminator“, „Kindergarten Cop“, „Total Recall“) und war von 2003 bis 2011 Gouverneur Kaliforniens.

Sein politisches Engagement begann Arnold Schwarzenegger 1990 als Vorsitzender des nationalen Rates für Fitness und Sport, wo er sich intensiv für gesündere Ernährung und mehr Bewegung für Kinder einsetzte. Außerdem engagiert sich Arnold Schwarzenegger international für den Klimaschutz.

Jedes Jahr ist Arnold Schwarzenegger Gast beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel.

Kaum jemand auf diesem Planeten verbindet die Leidenschaft zum Sport und den Klima-Kampf wie Arnold Schwarzenegger. Seine Lebensgeschichte sucht weltweit ihresgleichen, ich würde sogar sagen, sie ist einzigartig. Und diese Geschichte schenkt den Menschen Hoffnung. Sie zeigt, was man mit harter Arbeit, aber auch mit Menschlichkeit schaffen kann. Arnie hat niemals aufgegeben. Es ist doch unglaublich, wenn man sich vorstellt, dass er als Bodybuilder gestartet ist und es bis zum Hollywood-Superstar und Gouverneur von Kalifornien geschafft hat. Das ist einfach gewaltig. Vor einigen Jahren hatte ich in Kitzbühel die Ehre, Arnie persönlich kennenzulernen. Beim Audi-Abend hatte ich zuerst auf der Bühne zu tun, danach wollte ich einen Sprung beim Audi-Tisch vorbeischauen. Auf einmal bemerkte ich, dass dort der Arnie sitzt. Ich wollte zu ihm gehen und mich vorstellen, doch da ist der Arnie schon aufgesprungen, streckte mir die Hand entgegen und sagte: „Servus, griaß di, ich bin’s, da Arnie.“ Dieser Satz war für mich wie ein Ohrwurm, ich hatte ihn wirklich wochenlang im Ohr. Auch beim darauffolgenden Kitzbühel-Slalom.

Arnie hat ein atemberaubendes Charisma. Wenn er einen Raum betritt, dann füllt er ihn aus und alle Augen richten sich auf ihn. Das kenne ich in der Dimension nur von wenigen Menschen. Solche Menschen sollte es mehr geben. Denn Arnie nützt seine Popularität eben auch für die wichtigen Themen unserer Zeit wie Umwelt oder Bewegung der Kinder. Und solche Menschen können auch etwas bewegen. Durch seine Geschichte, woher er gekommen ist und wohin er es geschafft hat, kann er seine Stellung sehr gut einschätzen. Er ist sich bewusst, welches Vorbild er ist. Und deshalb setzt er sich auch für wichtige gesellschaftliche Themen dermaßen ein. Arnie ist einfach ein cooler Typ.

Deshalb ist es mir eine große Freude, dass ich Arnie für dieses Buchprojekt gewinnen konnte und mit dem „Terminator“ über den „American Dream“, sein Vertrauen in die Kids und Jugendlichen, seine Leidenschaft fürs Skifahren, den Kampf für mehr Bewegung und gesundes Essen in den Schulen und noch vieles mehr plaudern durfte. Dieser Mann ist einfach eine Legende! Eine Legende, die viel zu sagen hat.

Die „steirische Eiche“ ist mit dem traumhaften Aufstieg in Hollywood der Inbegriff des legendären „American Dreams“, nach dem Motto: Jeder kann alles erreichen! Durch harte Arbeit, Anstrengung, Engagement und Visionen! Heute scheint es teilweise, dass Jugendliche denken: Solche Karrieren sind mittlerweile unmöglich, die Stars und Vorbilder sind viel zu weit weg, fast auf einem anderen Planeten. Doch Arnold hat da eine ganz, ganz andere Meinung: „Felix, vergiss den Gedanken, dass etwas unerreichbar ist. Alles ist möglich, wenn man eine Vision für sein Leben entwickelt und jeden Tag daran arbeitet, diese Vision zu verwirklichen. Ich bin nicht einfach eines Tages aufgewacht und Mr. Olympia geworden oder bekam überraschend die Hauptrolle in Terminator oder wurde einfach so Gouverneur von Kalifornien. Ich habe eine Vision geschaffen und jeden einzelnen Tag hart gearbeitet, um diese Vision zu erreichen. Ich denke, jeder mit einer Vision und viel Hingabe kann alles erreichen. Heute sind die Möglichkeiten genauso groß wie damals, als ich noch ein Kind war, also denkt bitte immer groß!“

Das sind beeindruckende, inspirierende Worte, die uns allen Mut und Zuversicht geben können, vor allem aber den Kindern und Jugendlichen, in die Schwarzenegger – trotz der Unkenrufe von vielen Seiten – großes Vertrauen setzt, ihnen ganz viel zutraut: „Ich denke, wir haben so viele brillante junge Köpfe, die bereit und in der Lage sind, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir als die ältere Generation den jungen Führungskräften eine Plattform bieten und sie in die Lage versetzen, aktiv zu werden. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist meine junge Freundin Greta Thunberg, die eine furchtlose Führungspersönlichkeit im Kampf gegen den Klimawandel und die Umweltverschmutzung ist. Ich treffe viele junge Freiwillige, die für Gleichberechtigung, gegen Obdachlosigkeit oder für Special Olympics kämpfen. Dieses positive, aktive Engagement der jungen Generation ermutigt mich sehr.“

Eine Generation, die trotz oder vielleicht gerade durch Corona neue Chancen, neue Perspektiven haben könnte. Könnten Corona und seine Nebenwirkungen in bestimmten Bereichen positive Auswirkungen auf unseren Planeten haben? Zum Beispiel für die Sensibilisierung beim Thema Nachhaltigkeit? Mehr Bewusstsein für das schaffen, was wir haben? Mehr Bewusstsein für „weniger ist mehr“? Oder dass es keine wirkliche Notwendigkeit gibt, regelmäßig – oft auch nur aus Spaß – um den Globus zu fliegen … „Die Einstellung, gar nicht mehr zu fliegen, die mag ich überhaupt nicht und halte ich für falsch. Meiner Meinung nach sind es die fossilen Brennstoffe, die wir nicht mögen, nicht das Fliegen. Deshalb sollten wir uns darauf konzentrieren, die neuen Technologien der Zukunft zu schaffen. Wir sehen große Lastwagen, die auf saubere Energie umsteigen, und vor Kurzem haben wir das erste Solarflugzeug gesehen. Die Technologien funktionieren, das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn auch mein Hummer (Schwarzeneggers Auto, Anm.) wurde auf Biokraftstoffe beziehungsweise auf E-Mobility umgestellt. Und gerade jetzt, da die Regierungen auf der ganzen Welt zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Fördergelder bereitstellen, haben wir die Möglichkeit, in die Zukunft anstatt in die Vergangenheit fossiler Brennstoffe zu investieren. Wir können eine Krise nicht ungenutzt verstreichen lassen! Covid-19 hat uns daran erinnert, wie vernetzt die Welt ist. Wir sind nur so gesund wie unsere Nachbarn, und das gilt auch für Fragen der Luftverschmutzung. Ich hoffe, dass die Herausforderungen, denen wir alle während dieser Pandemie begegnet sind, nun wirklich dazu führen, auf individueller, subnationaler und nationaler Ebene nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.“

Die 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und Arnold Schwarzenegger während der Eröffnung des R20 Austrian World Summit in Wien

Um gleich beim Thema Politik zu bleiben. 1990 wurde Arnold vom damaligen US-Präsidenten George H. W. Bush zum Vorsitzenden des Nationalen Fitness- und Sportrates ernannt. Also muss er wissen, wie man junge Menschen für den Sport begeistert und politische Barrieren überspringt. Wie hat er das geschafft? „Der Vorsitz des President’s Council on Physical Fitness and Sports war eigentlich meine erste Erfahrung in der politischen Arena und auch im öffentlichen Dienst. Ich habe so viele wertvolle Lektionen von Präsident Bush gelernt. Wie man kommuniziert und die Möglichkeiten im Weißen Haus bestmöglich nutzt, um ganz vielen Menschen eine positive Botschaft über körperliche Fitness zu vermitteln. Es war meine Aufgabe und meine Botschaft, Fitness populär zu machen und junge Menschen anzuregen, einen gesunden Lebensstil zu führen, nicht nur in den Schulen, sondern das ganze Leben lang. Ich warb für die Idee, dass Fitness für alle ist: Es spielt keine Rolle, ob man 6 oder 60 Jahre alt ist, ob man behindert ist oder nicht, ob man reich oder arm ist. Fitness muss für alle zugänglich und erschwinglich sein. Fitness für jedermann zugänglich zu machen, ist ein Hauptantrieb von mir, und zwar seit 50 Jahren. Ich habe immer versucht, mit gutem Beispiel voranzugehen und zu zeigen, dass es nicht darauf ankommt, wo man anfängt, sondern darauf, dass man anfängt. Es ist nie zu spät, gesündere Entscheidungen zu treffen!“

 

Der Körperbau und die Muskeln sind es zwar leider nicht, aber Arnold und ich haben doch auch etwas gemeinsam: zum Beispiel unsere Leidenschaft für den Skisport. Schwarzeneggers Besuch bei den legendären Hahnenkammrennen in Kitzbühel ist alljährlich Pflicht und kaum von diesem Spektakel wegzudenken. Was bedeutet das Skifahren für ihn? „Ich liebe es, jede Saison wiederzukommen und den Hahnenkamm zu sehen. Die letzte Saison war ein bisschen spezieller, weil ich die Chance hatte, auch eine Spendenaktion für die Schwarzenegger Klimainitiative in Kitzbühel zu veranstalten. Sie wird dazu beitragen, unseren Kampf für saubere Luft und saubere Energie auszuweiten. Ich liebe jedes Jahr diese Aufregung rund um dieses Rennen. Für mich geht es auch um Synergieeffekte, also meine beiden Leidenschaften – den Kampf für die Umwelt und den Skisport – zusammenzubringen. Wenn wir die Umweltverschmutzung jetzt nicht angehen, werden wir in den kommenden Jahren vielleicht keine Skisaisonen haben, wie wir sie kennen. Menschen machen sich immer öfter Sorgen, ob am Tag des Hahnenkammrennens überhaupt Schnee vor Ort ist, das war früher nicht so. In den Vereinigten Staaten ist unsere Skisaison seit Anfang der 1980er-Jahre um 34 Tage kürzer geworden! Ich selbst fahre in der ganzen Welt Ski. Skifahren in Österreich werde ich immer besonders lieben und am Ende eines schönen Skitages einen guten Haselnussschnaps trinken.“

Außerhalb von Österreich oder den Alpen schaut’s ja mit der Begeisterung fürs Skifahren und vor allem für den Skirennsport anders, sprich eher bescheiden aus. Natürlich auch in Arnolds zweiter Heimat, den USA. Aber Arnold ist zuversichtlich: „Ich glaube, in den USA interessieren sich immer mehr Menschen für den Skisport. Es ist hier ein wachsender Sport, eine 20-Milliarden-Dollar-Industrie. Große amerikanische Skifahrer wie Lindsey Vonn und Bode Miller sind zu Helden für unsere Kinder geworden, nicht zu vergessen Snowboarder wie Shaun White. Ich sehe es bei unseren „After-school-kids“, die einfach gerne mit mir Ski fahren, und alle vier Jahre werden die Zuschauerzahlen bei den Olympischen Winterspielen größer.“

Beim Thema E-Sport stellt es mir persönlich ja die Nackenhaare auf! Dass sich so etwas Sport nennen darf, ist für mich unbegreiflich. Damit werden unsere Kids doch noch süchtiger nach elektronischen Geräten gemacht! Aber Arnold gibt der Szene eine Chance und will sie nicht zu sehr vorverurteilen: „Als ich mit Bodybuilding anfing, meinten viele Leute, dass Bodybuilding kein Sport sei, dass es schlecht fürs Herz wäre oder dass es einen schwul machen würde. Jetzt wissen wir es besser. Krafttraining ist die Grundlage des Trainingsprogramms eines jeden Athleten, und Fitnessstudios gibt es überall – in Hotels, Schulen, Bürogebäuden, um nur einige zu nennen. Ich glaube, dass der E-Sport eine ähnliche Entwicklung durchläuft und dass niemand wirklich weiß, welche langfristigen Auswirkungen er auf die Gesellschaft haben wird. E-Sport wird es auch in Zukunft geben, aber ich glaube nicht, dass er mit traditionellen Sportarten oder Übungen konkurriert. Die Menschen werden sich immer zum Training hingezogen fühlen und sich nach dem pulsierenden Blut, dem Schweiß und den Tränen sehnen, die sportliche Wettkämpfe mit sich bringen. Eine Sache, die ich empfehlen würde, ist, dass man sich für jede halbe Stunde E-Sport eine halbe Stunde körperlich betätigt, damit man nicht zum faulen Stubenhocker wird!“

Apropos faule Stubenhocker. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa ist die Mehrheit der Kinder übergewichtig und unbeweglich. Wie denkt Arnie über dieses Problem, was könnten Lösungen sein? „Eine der Hauptlösungen besteht darin, Kindern die Ressourcen und Möglichkeiten zu geben, die sie brauchen, um aktiv und gesund zu bleiben. Sie brauchen Fitness und sportliche Aktivitäten in der Schule – nicht nur Leistungssport, sondern gerade auch Gemeinschaftssport. Nicht jedes Kind möchte sich in einer Sportart messen, aber jedes Kind wird gerne Fußball oder Basketball oder etwas anderes spielen. Wir müssen das fördern und dafür sorgen, dass Einrichtungen und qualifizierte Ausbilder zur Verfügung stehen. Und wir brauchen Schulen, die den Kindern ein gesundes Mittagessen anstelle von schlechtem Essen geben. Als ich mit dem Projekt After-School All-Stars begann, das jetzt für 100.000 Kinder in Amerika Nachmittagsprogramme anbietet, stellten wir sicher, dass wir uns auf die Gesundheit konzentrieren. Und unsere Programme umfassen nicht nur Hausaufgabenbetreuung und Kunst, die letzte Stunde ist Sport und Fitness. Es gibt so viele Kinder, vor allem in benachteiligten Gemeinschaften, denen es an Orientierung und Ressourcen fehlt, um außerhalb der Schulstunden gesund zu leben. Um die Fettleibigkeit bei Kindern zu überwinden, ist es entscheidend, dass alle Kinder Zugang zu gesunden Aktivitäten und gesundem Essen haben.“


DIE LÖSUNGSVORSCHLÄGE

•Kinder brauchen Fitnesseinheiten, sportliche Aktivitäten und gesundes Essen in den Schulen.

•Viel mehr sportspezifisch qualifizierte Lehrer, Trainer in den Schulen.

•Die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung muss für jeden zugänglich sein.

•Wer eine Stunde am Computer zockt, soll sich zwei Stunden aktiv körperlich betätigen.

•Die ältere Generation muss den neuen, motivierten Jungen den Weg ebnen, um aktiv werden zu können.

•Die Corona-Fördergelder müssen in die Technologien der Zukunft fließen – Solarenergie, Biokraftstoffe, E-Mobility. Weg mit den fossilen Brennstoffen!

•Nichts ist unmöglich! Jeder mit einer Vision und viel Hingabe kann alles erreichen.

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