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Das Horoscop

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»Ich glaube es wohl. Was fällt Euch denn ein? Ihr wollt Euch an einem König vergreifen, damit ein Rath nicht verbrannt werden solle.«

»Dieser Rath, gnädigster Herr, ist der rechtschaffenste Mann auf Erden.«

»Gleichviel!«

»Dieser Rath, gnädigster Herr, ist mein Vater.«

»Ah! das ist etwas Anderes. Nun denn, dann ist es ein großes Glück nicht mehr für den König, sondern für Euch, dass ich Euch getroffen habe.«

»Warum?«

»Ihr werdet es sogleich sehen. . . Verzeiht, hab ich nicht Etwas gehört?. . . Nein ich täuschte mich. Ihr fragtet mich, warum es ein großes Glück sei, daß ich Euch getroffen habe ?«

»Das will ich Euch sagen: vor allen Dingen müsst Ihr mir bei Eurer Ehre schwören daß Ihr kein Attentat auf den König machen wollt.«

»Nie!«

»Aber wenn ich Euch mein prinzliches Wort verpfände, daß ich die Begnadigung den Rathes auswirken werde?«

»Wenn Ihr Euer Wort verpfändet, gnädigster Herr?«

»Ja.«

»Dann werde ich wie Ihr sagen: das ist etwas Anderes.«

»Nun wohl, so wahr ich ein Edelmann bin, ich werde nein Möglichstes thun, um Herrn Dubourg zu retten.«

»Nun wohl, so wahr ich Robert Stuart heiße, gnädigster Herr, wenn der König Euch diese Gnade bewilligt, so wird der König mir heilig sein.«

»Zwei Männer von Ehre brauchen blos ein Wort auszutauschen; unser Wort ist ausgetauscht, mein Herr, sprechen mir von etwas Anderem.«

»Ich glaube, gnädigster Herr, daß es besser wäre, wenn wir gar nicht sprächen.«

»Habt Ihr ein Geräusche gehört ?«

»Nein, aber jeden Augenblick könnte . . .«

»Bah! Sie werden Euch wohl noch Zeit lassen mir zu sagen, wie Ihr hie hergekommen seid.«

»Das ist ganz einfach, gnädigster Herr : ich bin mit Hilfe dieser Verkleidung in den Louvre gelangt«

»Ihr seid also kein Bogenschütze?«

»Nein ich habe das Costüm von einem meiner Freunde entlehnt.«

»Da habt Ihr Eurem Freunde einen schönen Streich gespielt.«

»Ich hätte erklärt, daß ich ihm das Costüm gestohlen habe.«

»Und wenn Ihr den König getödtet hättet ohne Zeit zu dieser Erklärung gehabt zu haben?«

»Dann hätte man in meiner Tasche ein Papier gefunden, das seine Unschuld darthat.«

»Nun ich sehe, daß Ihr ein Mann von Ordnung seid, aber dieß Alles erklärt mir noch nicht, wie Ihr hierher gekommen seid, und warum Ihr Euch unter das Bett in diesem Zimmer versteckt habt, das Seine Majestät vielleicht nicht viermal im Jahre betritt.«

»Weil Seine Majestät heute Nacht hierher kommt, gnädigster Herr.«

»Ihr seid dessen gewiß?«

»Ja, gnädigster Herr.«

»Aber woher wißt Ihr es? Bitte sagt mir das.«

»Vor einem Augenblick stand ich in einem Corridor.«

»In welchem?«

»Ich weiß es nicht, ich komme zum ersten Mal in den Louvre.«

»Nun wahrhaftig, für das erste Mal wißt Ihr Euch recht wohl zu behelfen.«

»Also Ihr waret in einem Corridor.«

»Ich steckte hinter dein Thürvorhang eines unbeleuchteten Zimmers, als ich zwei Schritte vor mir zischen hörte. Ich lauschte und hörte folgende Worte die zwei Damen zu einander sprachen:

»Es bleibt also für heute Abend ausgemacht, nicht wahr ?«

»Ja.«

»Im Saal der Verwandlungen?«

»Ja.«

»Schlag ein Uhr wird der König dort erscheinen. Ich will den Schlüssel hineinstecken.«

»Ihr habt das gehört!« rief der Prinz, der abermals vergaß, wo er sich befand, und seiner Stimme eine furchtbare Gewalt gab.

»Ja, gnädigster Herr, « antwortete der Schotte; »was sollte ich sonst in diesem Zimmer thun ?«

»Das ist richtig, « sagte der Prinz.

Dann murmelte er bei Seite:

»Oh! es war der König!«

»Ihr sagt, gnädigster Herr?« fragte der Bogenschütze in der Meinung, diese Worte seien an ihn gerichtet.«

»Ich frage Euch, mein Herr, wie Ihr es angestellt habt, um dieses Zimmer zu finden, da Ihr selbst gesteht, daß Ihr im Louvre nicht bekanntet seid.«

»Oh, das war ganz einfach, gnädigster Herr, ich habe den Thürvorhang halb geöffnet und der Person nachgeschaut, die den Schlüssel hineinstecken sollte. Als sie dieß gethan hatte, ging sie ihres Wegs weiter und verschwand am Ende des Corridors. Jetzt wollte ich mich herauswagen, als ich Tritte herankommen hörte; ich verbarg mich wieder hinter meiner Tapisserie, und ein Mann ging in der Dunkelheit an mir vorüber ; als er vorüber war verfolgte ich ihn gleichfalls mit den Augen und sah, daß er vor der Thüre dieses Zimmer stehen blieb, sie ausstieß und hineintrat. Da sagte ich zu mir: dieser Mann ist der König. Ich nahm mir nur noch Zeit meine Seele Gott zu befehlen. Ich schlug den Weg ein welchen mir die Frau und der Mann nach einander angezeigt hatten. Ich fand nicht nur den Schlüssel in der Thüre, sondern auch die Thüre halb offen; ich stieß sie auf und ging hinein; als ich Niemand sah glaubte ich mich getäuscht zu haben, und dachte der Mann der offenbar im Louvre wohl bekannt war, sei in ein benachbartes Zimmer getreten. Ich suchte einen Plan um mich zu verstecken. Ich sah ein Licht. . . Das Uebrige wißt Ihr, gnädigster Herr.«

»Ja, bei Gott« ich weiß es, aber . . .«

»Stile, gnädigster Herr.«

»Warum?«

»Dießmal kommt man.

»Ich habe Euer Wort, mein Herr.«

»Und ich das Einige gnädigster Herr.«

Die Hände der beiden Männer berührten sich.

Ein leichter Tritt, ein Frauentritt berührte schüchtern den Teppich.«

»Fräulein, von St André, « sagte der Prinz ganz lese, »hier zu meiner Linken.«

In diesem Augenblick öffnete sich eine Thüre am andern Ende des Zimmers, und ein junger Mensch, beinahe noch ein Kind, trat ein.«

»Der König !« sagte der Schotte ganz leise, »hier zu meiner Rechten.«

»Ha, bei Gott, murmelte der Prinz, »ehrlich gestanden ich hätte an ihn nicht gedacht.«

III.
Die Porten der Königin Mutter

Das mit braunen Stoffen ausgelegte und mit dunklem eichenem Getäfel eingefaßte Zimmer, welches Catharina von Medici im Louvre bewohnte, so wie das lange Trauerkleid, das sie als Wittwe von etlichen Monaten in diesem Augenblick und überdieß für den Rest ihres Lebens trug, machten auf den ersten Blick einen traurigen Eindruck; aber man brauchte nur über den Thronhimmel, unter welchem sie saß, hinauszuschauen, um sich zu überzeugen, daß man sich in keiner Todtenstadt befand.

In der That strahlte über diesem Thronhimmel ein Regenbogen, von einer griechischen Devise ein gefaßt, welche der König seiner Schwiegertochter gegeben hatte, und die sich, wie wir schon anderwärts gesagt zu haben glauben, mit den Worten wieder geben ließ: Ich bringe das Licht und die Heiterkeit.

Wenn übrigens dieser Regenbogen als eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, zwischen einer Trauer und einem Freudenfest nicht genügt hätte den Fremden aufzuheitern, der plötzlich in dieses Zimmer gerathen wäre, so hätte er blos seine Augen unter den Thronhimmel zu senken gebraucht, um das wahrhaft schöne Geschöpf das in diesem Lehnstuhl saß und Catharina von Medici hieß, umgeben von sieben jungen Damen, welche man die königliche Plejade nannte, anzuschauen.

Im Jahr 1519 geboren ging Lorenz's Tochter bereits in ihr vierzigstes Jahr, und wenn die Farbe ihrer Kleider den Tod in seiner ganzen kalten Strenge vor Augen führte, so enthüllten ihre lebhaften, durchdringendem von beinahe übernatürlichem Glanz strahlenden Augen das Leben in seiner ganzen Kraft und Schönheit. Ueberdieß die elfenbeinerne Weiße ihrer Stirne, der Glanz ihres Teints, die Reinheit, der Adel, die Strenge ihrer Gesichtszüge, die Unbeweglichkeit ihrer Physiognomie, wogegen die Beweglichkeit ihrer Augen unaufhörlich contrastirte, alles das machte diesen Kopf zur Maske einer römischen Kaiserin; vom Profil gesehen, mit dem festen Auge und den unbeweglichen Lippen hatte man sie für eine antike Camee gehalten.

Gleichwohl hatte diese gewöhnlich düstere Stirne sich so eben aufgeklärt ; diese meist unbeweglichen Lippen hatten sich so eben halb geöffnet und bewegt, und als die Frau Admiralin eintrat, hatte sie Mühe einen Ausruf der Ueberraschung zurück zuhalten, weil sie diese sonst so ernsthafte Frau lächeln sah.

Aber sie errieth bald, wobei der Wind wehte.

Bei der Königin befand sich der hochwürdigste Herr Cardinal von Lothringen, Erzbischof von Reims und von Narbonne, Bischof von Metz, von Toul und von Verdun, von Therouanne, von Lucon, von Valence, Abt von Saint-Denis, von Fecamp, von Cluny, von Marmoutiere u. s. w.

Der Cardinals von Lothringen, mit dem wir uns schon beinahe so oft wie mit der Königin Catharina selbst beschäftigt haben, da er in der Geschichte des Ausgangs des XVI. Jahrhunderts eine sehr bedeutende Stelle einnimmt; dieser Cardinal von Lothringen, der zweite Sohn des Herzogs von Guise, der Bruder des Benarbten, der Mann, über welchen sich alle in Frankreich bekannten und unbekannten geistlichen Gnaden zugleich ergossen, der Mann endlich der, als er im Jahr 1548 nach Rom geschickt wurde, durch seine Jugend, seine Schönheit, seine Anmuth, seinen majestätischen Wuchs, seinen prächtigen Aufzug, seine leutseligen Manieren, seinen Geist, seine Liebe zur Wissenschaft, in der ewigen Stadt den größten Eindruck hervorgebracht hatte, war ein Jahr zuvor von dem Papst Paulus III. mit dem römischen Purpur beehrt worden.

Er war im Jahr 1525 geboren und zählte also in dem Zeitpunkt, wo wir jetzt angelangt sind, vierunddreißig Jahre. Er war ein verschwenderischer prachtliebender stolzer Cavalier und sagte, wie seine Gevatterin Catharina, wenn man ihm die Erschöpfung der Finanzen vorhielt: »Man muß Gott um Alles loben; aber man muß leben.«

Seine Gevatterin Catharina, da wir ihr diesen vertrauten Namen einmal gegeben haben, war wirklich in der vollen Bedeutung des Worten seine Gevatterin; sie würde damals keinen Schritt gethan haben, ohne den Herrn Cardinal von Lothringen zu Rath zu ziehen. Diese Vertraulichkeit erklärt sich durch die Herrschaft, welche der Cardinal über die Königin Mutter ausübte, und gibt den Schlüssel zu der unbeschränkten Macht der absoluten Gewalt des Hauses Lothringen am französischen Hof.

 

Als daher die Frau Admiralin den Cardinal von Lothringen auf den Lehnstuhl Catharina's gestützt sah, da erklärte sie sich das Lächeln der Königin Mutter: »Ohne Zweifel hatte der Cardinal mit dem feinen Spott, dessen Gabe er im höchsten Grade besah, irgend Etwas erzählt.

Die andern Personen, welche die Königin Mutter umgaben, waren Franz von Guise und der Prinz von Joinville, sein Sohn, der Verlobte des Fräuleins von St André ; der Marschall von St André selbst; der Prinz von Montpensier, seine Frau, Jacobine von Ungarn, so berühmt durch ihren Einfluß auf Catharina von Medici, und der Prinz de la Roche-sur-Yon.

Hinter ihnen der junge Herr von Bourdeilles (Brantome), Ronsard, Baïf, ein guter Kerl, aber schlechter Poet, sagt der Cardinal Duperrorn-Daurat; ein Schöngeist, abscheulicher Poet und Pindar Frankreichs, sagen seine Zeitgenossen.

Dann Remi Belleau, weniger bekannt durch seine schlechte Uebersetzung Anakreons und sein Gedicht über die Verschiedenheit der Edelsteine, aber berühmt durch sein frisches Lied auf den Monat April; Pontus von Thiarth, Mathematiker, Philosoph, Theolog und Dichter, derselbe der, wie Ronsard sagt, die Sonnette in Frankreich einführte; Jodelle, Verfasser der Cleopatra, der ersten französischen Tragödie – Gen vergebe ihm im Himmel wie wir ihm auf Erden vergeben! – Verfasser der Dido, der zweiten Tragödie, der Comödie Eugen, so wie einer Masse von Sonnetten, die damals sehr im Schwung waren, unserer Epoche aber unbekannt sind, kurz die ganze Plejade, mit Ausnahme von Clemens Marot, der 1544 starb, und Joachim von Bellay, welchen Margareth von Navarra den französischen Ovid nannte.

Was am heutigen Abend all diese Poeten, die gewöhnlich ihre eigene Gesellschaft unter sich nicht sehr suchten, bei der Königin Mutter zusammenführte, das war der Unfall, welcher Tags zur vor der jungen Königin Maria Stuart zugestoßen war.

Es war wenigstens der Vorwand, den Jeder ergriffen hatte, denn, die Wahrheit zu sagen, die Schönheit, die Jugend, die Anmuth, der Geist der jungen Monarchin traten in ihren Augen vor der Majestät und Allmacht der Königin-Mutter gänzlich in den Hintergrund. Nach einigen alltäglichen Beileidsbezeugungen über ein Ereigniß, das jedoch so furchtbare Folgen, nämlich den Verlust eines Thronerben nach sich führen konnte, hatte man die Ursache des Besuches vergessen, um nur noch der Gnaden, Gunstbezeugungen und Wohlthaten zu gedenken, welche man für die Seinigen oder sich selbst erbitten wollte.

Man hatte sogar von den beiden Drohbriefen gesprochen, die dem König Schlag auf Schlag durch die Fenster des Marschalls von St. André herein geworfen worden; aber die Unterhaltung hatte, wie es scheint, kein genügendes Interesse dargeboten und von selbst aufgehört.

Bei der Ankunft der Admiralin runzelten sich all diese lächelnden Gesichter wieder, und das bisher heitere Geplaudere wurde auf einen Augenblick kalt und ernsthaft. Es war, als wäre ein Feind in ein Lager von Verbündeten gekommen. In der That stand die Frau Admiralin von Coligny durch ihre religiöse Strenge den sieben Sternen, die Catharina umgaben, im Wege. Gleich den sieben Töchtern des, Atlas, fühlten sich diese glänzenden Sternbilder unbehaglich gegenüber dieser unerschütterlichen Tugend, die man so oft anzugreifen gesucht hatte und die man verläumden mußte, weil es unmöglich war, ihr in Wahrheit etwas Böses nachzusagen.

Inmitten dieses so bedeutungsvollen Schweigens, das sie indessen nicht zu beachten schien, küßte die Admiralin der Königin Catharina die Hand und setzte sich dann auf ein Tabouret, wo sie den Prinzen von Joinville zu ihrer Rechten, den Prinzen de la Roche-sur-Yon zu ihrer Linken hatte.

»Nun wohl, meine Herrn vom Parnassus, « sagte Catharina, nachdem die Admiralin sich gesetzt hatte, »sollte Uns denn keiner von Euch irgendein neues Lied, ein neues Triolet oder ein gutes Epigramm zum Besten zu geben wissen? He da, Maestro Ronsard, monsou Joinville, monsou Remi Belleau, an Euch ist es die Kosten der Unterhaltung zu tragen; ein schönes Verdienst Vögel bei sich zu haben, wenn diese Vögel nicht singen! Herr Peter von Bourdeilles hat uns so eben mit einer schönen Erzählung erfreut; belustiget Ihr uns mit einer schönen Poesie.«

Die Königin sagte diese Worte mit jener halb französischen halb italienischen Aussprache, die ihrer Unterhaltung einen so pikanten Zauber verlieh, wenn sie heiter war, die aber dennoch gleich der Sprache Dantes einen so furchtbaren Ton anzunehmen wußte, wenn diese Unterhaltung sich verdüstere.

Und da Catharinas Blick auf Ronsard haften geblieben war, so trat er jetzt vor, um dem Aufruf Folge zu leisten.

»Huldreiche Königin, « sprach er, »Alles was ich gemacht habe ist zur Kenntniß Eurer Majestät gekommen, und das was Ihr nicht kennt möchte ich Euch nicht mitzutheilen wagen.«

»Und warum Das, Maestro?« fragte Catharina.

»Nun, weil es Liebesverse für die Damen sind und weil Eure Majestät zu große Ehrfurcht gebietet, als daß man es wagen könnte in Ihrer Gegenwart die Liebesliedchen der Schäfer von Knidus und Cythere zu singen.«

»Bah!« sagte Catharina, »bin ich nicht aus dem Lande Petrarcas und Boccaccios? Sprecht, sprecht, Meister Peter, wenn nämlich die Frau Admiralin es erlaubt.«

»Die Königin ist hier wie überall Königin;sie gibt ihre Befehle, und ihre Befehle werden befolgt, « antwortete die Admiralin, sich verneigend.

»Ihr seht, Maretro, « sagte Catharina, »Ihr habt alle Freiheit. Wohlan denn! Wir hören Euch.

Ronsard trat einen Schritt vorwärts, fuhr mit der Hand in seinen schönen blonden Bart schlug seine sanftensten Augen zum Himmel auf, um sich das Gedächtnis von da zu erbitten von wo er die Begeisterung suchte, und sagte mit bezaubernder Stimme ein Liebeslied, um das ihn mehr als einer unserer zeitgenössischen Dichter beneiden würde.

Nach ihm trug Remi-Belleau auf verlangender Königin Catharina eine Villanelle über die Klagen eines Turteltaubers um sein Täubchen vor. Es war eine Bosheit gegen die Admiralin von Coligny, welche von den bösen Zungen am Hof einer zärtlichen Neigung gegen den Marschall von Strozzi beschuldigt wurde, der im vorhergehenden Jahr beider Belagerung von Thionville durch einen Musketenschuß getödtet worden war.

Die Versammlung klatschte in die Hände zur großen Verlegenheit der Admiralin, die trotz all ihrer Selbstbeherrschung nicht verhindern konnte, daß ihr das Blut ins Gesicht stieg.

Als die Ruhe ein wenig hergestellt war, wurde Peter von Bourdeilles, Herr von Brantome, aufgefordert einige seiner galanten Anekdoten zu er zählen, die mit einem allgemeinen tollen Gelächter endigte; man drehte und krümmte sich, man klammerte sich an den Nachbar an, um nicht zu fallen. Alle schrien laut auf vor Lachen, Thränen kamen in Alter Augen, Alle zogen ihre Schnupftücher heraus und riefen:

»Oh genug, Herr von Brantome, bitte, genug!«

Die Frau Admiralin war wie die Andern von dem unwiderstehlichen Nervenkrampf ergriffen worden, den man Lachen nennt, und wie die Andern hatte sie unter einer Menge krampfhafter Bewegungen ihr Schnupftuch aus der Tasche gezogen.

Nun geschah es, daß sie beim Herausziehen ihres Schnupftuchs zu gleicher Zeit das Billet herauszog, das sie Dandelot bringen sollte.

Nur fiel, während sie das Schnupftuch an ihre Augen führte, das Billet zur Erde.

Der Prinz von Joinville saß, wie wir gesagt haben, neben der Admiralin. Während er lachte, sich zurückwarf und sich die Seiten hielt, sah der junge Prinz das Billet, ein parfümirtes, zusammengelegtes, seidenweiches, ein wahres Billet-doux aus der Tasche der Admiralin fallen.

Herr von Joinville hatte wie die Andern sein Schnupftuch herausgezogen. Er ließ es auf das Billet fallen und hob dann Billet und Schnupftuch zugleich auf

Nachdem er sich versichert hatte« daß erstere im letzteren enthalten war, steckte er das Ganze in seine Tasche, mit dem Vorbehalt das Billet zur geeigneten Zeit zu lesen.

Diese geeignete Zeit war der Weggang der Frau Admiralin.

Wie bei allen Paroxismen der Freude, des Schmerzes oder des Lachens, folgten auch auf diese lärmenden Ausbrüche der königlichen Gesellschaft einige Minuten Stille, während deren es zwölf Uhr schlug.

Dieser Schlag der Uhr und diese Stunde der Nacht erinnerten die Admiralin daran, daß es Zeit war das Billet an Dandelot zurückzugeben und ins Hotel Coligny zurückzukehren. Sie stöberte in ihrer Tasche um das Billet zu suchen. Es war nicht mehr vorhanden. Sie durchsuchte alle ihre Taschen nach einander, ihren Beutel, ihre Brust: Alles vergebens. Das Billet war verschwunden, entwendet oder verloren, höchst wahrscheinlich das Letztere.

Die Admiralin hielt noch ihr Schnupftuch in der Hand. Auf einmal kam ihr die Idee, daß sie heim herausziehen desselben das Billet herausgeworfen habe.

Sie sah auf den Boden: es war nicht mehr da Sie rückte ihren Stuhl: kein Billet.

Die Admiralin fühlte, daß sie ihre Farbe wechselte.

Herr von Joinville, der das ganze Treiben beobachtete, konnte nicht mehr an sich halten.«

»Was habt Ihr denn« Frau Admiralin?« fragte er. Man sollte meinen, Ihr suchet Etwas.«

»Ich? Nein. . . ja . . . Nichts. . . Nichts . . .«

»Ich habe Nichts verloren, « stammelte die Admiralin, indem sie sich erhob.

»Oh mein Gott, liebe Freundin, « fragte Catharina, »was ist Euch denn? Ihr werdet ja feuerrot.«

»Ich fühle mich unwohl, « antwortete die Admiralin beunruhigt, »und mit Eurer Majestät Erlaubniß will ich mich entfernen.«

Catharina begegnete dem Blick des Herrn von Joinville und begriff, daß sie der Admiralin volle Freiheit geben mußte.

»Oh« liebe Freundin, sagte sie zu ihr, »Gott behüte mich davor, daß ich Euch zurückhalten sollte, während Ihr leidend seid. Geht nach Hause zurück und pfleget Eurer Gesundheit, die uns Allen so theuer ist.«

Die Admiralin verneigte sich halb erstickend, ohne zu antworten, und trat ab.

Mit ihr gingen Ronsard, Baïf, Daurat, Jodelle, Thiard und Belleau, welche sie, bis zu ihrer Sänfte zurückbegleiteten, während die Dame beständig in ihren Taschen suchte. Als dann die sechs Poeten sahen, daß dies Träger dem Hotel Coligny zugingen, begaben sie sich auf die Quais und von da unter Gesprächen über Rhetorik und Philosophie in die Rue des Fosses-Saint-Victor, wo das Haus Baïfs lag, eine Art vorzeitiger Academie, wo die Poeten sich an gewissen Tagen oder vielmehr in gewissen Nächten versammelten, um über Poesie oder irgend einen andern literarischen oder Philosophischen Stoff zu verhandeln.

Lassen wir sie gehen – denn sie entfernen sich von dem Faden der uns in das Labyrinth politischer und verliebter Intriguen führt, auf das wir uns eingelassen haben, und kehren wir in Catharinas Salon zurück.