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Adam Hamilton

24 Stunden
Der Tag, der die Welt veränderte
Impulse für 40 Tage

Aus dem Amerikanischen von Antje Balters


Zu diesem Heft

In dem Buch 24 Stunden – Der Tag, der die Welt veränderte schildert Adam Hamilton die dramatischen letzten 24 Stunden im Leben von Jesus von Nazareth so kraftvoll, dass man sich beim Lesen mit den Protagonisten dieses Geschehens identifizieren kann.

Das vorliegende Begleitheft dient zur persönlichen Vertiefung. Mit 40 kurzen Impulsen nimmt Adam Hamilton uns erneut mit hinein in das Ereignis der Kreuzigung. Ergänzt wird dieses Heft durch Anregungen für Gruppen und Hauskreise sowie Fragen für das Gespräch.

„Dieses Heft soll Sie 40 Tage lang bei der Lektüre des Buches 24 Stunden – Der Tag, der die Welt veränderte begleiten. In dieser Zeit können Sie sich intensiv damit beschäftigen, wie Gott zu Ihnen spricht – durch die Geschichte des letzten Tages Jesu. Es ist die tragischste, bewegendste und kraftvollste Geschichte, die jemals erzählt wurde.“

Adam Hamilton

Über den Autor

Adam Hamilton, Jahrgang 1964, ist Pastor der United Methodist Church of the Resurrection, einer Evangelisch-methodistischen Kirche in Leawood, Kansas. Diese wachsende Gemeinde – die größte methodistische Gemeinde in den USA – gilt als eine der einflussreichsten Kirchen in den USA.


Adam Hamilton mit seiner Frau LaVon in Israel

Hamilton war 2010 Redner beim Leadership Summit der Willow Creek Community Church in Chicago. 2013 predigte er im National Prayer Service zu Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Barack Obama.

Adam Hamilton ist Bestsellerautor und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit zwei Ehrendoktortiteln. Er ist verheiratet mit LaVon und Vater von zwei Töchtern.

www.adamhamilton.org www.cor.org

Impressum

Aus dem Amerikanischen von Antje Balters, Bremen

Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel 24 Hours That Changed the World: 40 Days of Reflection bei Abingdon Press

Copyright © 2009 by Abingdon Press

Dieses Heft als E-Book:

ISBN 978-3-86256-756-0

Dieses Heft in gedruckter Form:

ISBN 978-3-86256-050-9, Bestell-Nummer 590 050

Bibelzitate, sofern nicht anders angegeben, wurden der Übersetzung Hoffnung für alle entnommen © 1986, 1996, 2003 by International Bible Society. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar

Lektorat: Lukas Baumann Konzept und Fragen im Anhang: Marc Nussbaumer, Dr. Friedemann Burkhardt. Lektorat: Katja Arnold Korrektorat: Julia Neufeld Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson Umschlagbild: Fenderosa/ShutterStock.com® Satz: Neufeld Verlag

© 2014 Neufeld Verlag Schwarzenfeld

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung des Verlages

www.neufeld-verlag.de / www.neufeld-verlag.ch

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Inhalt

Zu diesem Heft

Über den Autor

Impressum

Eine Einladung

1. Vorbereitungen für das Mahl

2. Abendessen mit Jesus

3. Wer ist der Größte?

4. Einer von euch wird mich verraten

5. Was ist dein Preis?

6. Ich gehe, um euch einen Platz bereit zu machen

7. Die Aufträge von Gründonnerstag

8. Ein Loblied im Angesicht des Todes

9. Der Ölberg

10. Tiefe Angst und Traurigkeit überfielen ihn

11. Vater, erspare mir die schwere Stunde und bewahre mich vor diesem Leiden

12. Zwei Gärten

13. Er kam zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren

14. Verraten durch einen Kuss

15. Der Prozess vor den Gerechten

16. Diesen Tempel zerstören

17. Gotteslästerung

18. Petrus seinen Mut zugute halten

19. Nervenversagen

20. Wenn Judas doch nur gewartet hätte

21. Wo sind die Abweichler?

22. Verhör vor Pontius Pilatus

23. Die Wahl zwischen zwei Erlösern

24. Das Gewissen einer Ehefrau

25. Die Vernehmung durch Herodes

26. Was ist Wahrheit?

27. Der Ruf der Menge

28. Die Menge zufrieden stellen wollen

29. Das Auspeitschen

30. Die Demütigung des Königs

31. Sie zwangen Simon, sein Kreuz zu tragen

32. Die Kreuzigung

33. Vater, vergib ihnen

34. Sie ist jetzt deine Mutter

35. Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein

36. Warum hast du mich verlassen?

37. Ich habe Durst

38. Es ist vollbracht

39. Der Vorhang … zerrissen

40. Die Beisetzung

Postskriptum: Im Garten

40 Tage: Die Passion als Gemeinde (er)leben

Anregungen für Gruppen:

Leitfaden für ein Kleingruppengespräch

 

Fragen zu den einzelnen Kapiteln des Buches – zur Vertiefung und für das Gespräch:

1. WOCHE: Das Letzte Abendmahl

2. WOCHE: Der Garten Gethsemane

3. WOCHE: Von den Gerechten verurteilt

4. WOCHE: Jesus, Barabbas und Pilatus

5. WOCHE: Misshandlung und Demütigung des Königs; Die Kreuzigung

7. WOCHE: Christus der Sieger

Über den Verlag

Eine Einladung

MIT DIESEM BEGLEITHEFT SIND SIE zu einem geistlichen Weg mit vierzig Stationen eingeladen, auf dem Sie sich intensiv mit dem letzten Tag im Leben von Jesus von Nazareth beschäftigen können, und zwar angefangen bei der letzten gemeinsamen Mahlzeit mit seinen Jüngern bis hin zu seinem Tod und seiner Beisetzung. In Form eines Postskriptums bekommen Sie dann noch die Gelegenheit, sich mit der Auferstehung Christi zu beschäftigen.

Gedacht ist dieses Begleitheft für die Passionszeit; Sie können es aber natürlich auch in anderen Zeiten des Kirchenjahres nutzen für einen vierzigtägigen geistlichen Weg.

Die Bibel ist voller vierzigtägiger geistlicher Reisen, auf denen Menschen etwas über Gott erfahren. So verbringt beispielsweise Elia vierzig Tage auf dem Berg Horeb, um zu fasten und Gott zu suchen. Mose fastet vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg Sinai, als er von Gott die Gesetzestafeln bekommt. Noah sitzt auf der Arche, schaut vierzig Tage und Nächte in den Regen und denkt über das nach, was Gott zu ihm gesagt hat. Jona predigt den Einwohnern von Ninive vierzig Tage lang Buße, und besonders wichtig: Bevor Jesus seinen Dienst beginnt, verbringt er vierzig Tage und Nächte fastend in der Wüste und wird in dieser Zeit vom Teufel in Versuchung geführt.

Etwa 300 n. Chr., vielleicht auch schon etwas früher, führten die Christen eine Fastenzeit ein, und zwar in der Zeit vor der Feier der Auferstehung Christi. Diese Zeit war (und ist in den meisten Teilen der Welt immer noch) bekannt als Quadragesima (Lateinisch für »vierzig Tage« oder »vierzigster Tag«). Bei uns ist diese Zeit bekannt als Fasten- oder Passionszeit, eine Zeit intensiver geistlicher Einkehr, die ihren Höhepunkt mit der Kreuzigung, dem Begräbnis und der Auferstehung Jesu in der Karwoche hat.

Meine Frau LaVon liest jedes Jahr in der Passionszeit ein Buch, das sich mit dem Leiden Jesu beschäftigt. Diese alljährliche Gewohnheit war es letztlich, die mich auf die Idee gebracht hat, zu meinem Buch 24 Stunden – Der Tag, der die Welt veränderte dieses Begleitheft mit Impulsen für jeden Tag zu schreiben. Außerdem hat mich LaVon auf meiner Reise nach Israel begleitet, als wir die Videos produziert haben, die das vorliegende Material ergänzen.1 Sie hat mir beim Filmen geholfen, und auf diese Weise sind wir gemeinsam die Wege nachgegangen, die Jesus in den letzten Stunden seines Lebens gegangen ist. LaVon ist mir also in vielerlei Hinsicht und auf unterschiedliche Weise Inspiration für dieses Buch gewesen, und deshalb widme ich es ihr in Liebe.

Das vorliegende Heft soll Sie vierzig Tage lang bei der Lektüre des Buches 24 Stunden – Der Tag, der die Welt veränderte begleiten. In dieser Zeit können Sie sich intensiv damit beschäftigen, wie Gott zu Ihnen spricht – durch die Geschichte des letzten Tages Jesu, an dem er sein Leben gab, um die ganze Menschheit von der Sünde und Zerbrochenheit zu erlösen, die uns von Gott trennt. Es ist die tragischste, bewegendste und kraftvollste Geschichte, die jemals erzählt wurde. Es ist meine Hoffnung, dass dieses Heft Ihnen hilft, diese Geschichte aufzunehmen und darüber zu meditieren, was sie über Jesus, den Vater, dem er dienen wollte, und über Sie selbst offenbart.

Adam Hamilton

1Diese Filme sind nur in englischer Sprache, etwa über die Website www.adamhamilton.org, erhältlich.

1. Vorbereitungen für das Mahl

Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, an dem das Passahlamm geschlachtet werden musste, gab Jesus seinen Jüngern Petrus und Johannes den Auftrag: »Bereitet alles vor, damit wir gemeinsam das Passahmahl essen können.«

»Wo sollen wir denn das Fest feiern?«, fragten sie.

Er antwortete: »Wenn ihr nach Jerusalem kommt, wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Geht ihm nach bis zu dem Haus, das er betritt. Sagt dem Hausherrn:Unser Lehrer lässt fragen: Wo ist der Raum, in dem er mit seinen Jüngern das Passahmahl feiern kann?Er wird euch im Obergeschoss einen großen Raum zeigen, der mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet das Essen zu.«

Die beiden Jünger gingen in die Stadt und trafen alles so an, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Dann bereiteten sie das Passahmahl vor.

(Lukas 22,7–13)

UNSER GEMEINSAMER WEG MIT JESUS während der letzten vierundzwanzig Stunden seines irdischen Lebens beginnt mit einem Essen, genauer gesagt, mit den Vorbereitungen für ein Essen.

Jesus schickt Johannes und Petrus zur Vorbereitung des Passahmahls nach Jerusalem. Dazu gehören das Einkaufen der Lebensmittel, das Opfern im Tempel und das Kochen und Tischdecken. Zur damaligen Zeit sind das eigentlich Aufgaben, die entweder von Frauen oder Sklaven erledigt werden, und ich frage mich, wie sich wohl Petrus und Johannes gefühlt haben, als sie gebeten werden, diese profanen Aufgaben zu übernehmen, während Maria, Martha und die anderen Jünger den Tag mit Jesus verbringen.

Ich habe einmal einen Manager kennengelernt, der sich von Jesus gern für ein großes Projekt einsetzen lassen wollte. Er war ein bisschen pikiert, als sein Pastor den Vorschlag machte, er solle doch einen Anfang machen, indem er inkognito in der Küche eines Obdachlosenasyls helfe und dort sonntags Sandwichs zubereite. Der Manager war zwar der Meinung, dass dadurch sein Potenzial nicht ausgeschöpft werde – schließlich leitete er eine große Firma und hatte Führungsqualitäten – aber weil ihm klar war, dass es unpassend gewesen wäre, den Vorschlag des Pastors nicht zu befolgen, begann er, in dem Obdachlosenasyl in der Küche zu helfen und Mahlzeiten zuzubereiten. Als er dort dann jede Woche mitarbeitete, geschah etwas Interessantes mit ihm: Diese Art des Dienens veränderte ihn nach und nach. Der Stolz, der sich bei ihm eingeschlichen hatte, verschwand langsam wieder, und er entwickelte Mitgefühl und Demut. Außerdem bekam er einen besseren Blick für die Nöte und Bedürfnisse der Obdachlosen. Im Laufe der Zeit bat er auch Freunde und Angehörige, die Sache zu unterstützen, und Jahre später war er dann mit federführend beim Aufbau einer neuen Einrichtung für Obdachlose, die den Bedürfnissen dieser Menschen besser gerecht wurde. Doch alles begann damit, dass er gebeten wurde, eine Aufgabe zu übernehmen, für die er auf den ersten Blick absolut »überqualifiziert« war.

Warum sucht Jesus ausgerechnet Petrus und Johannes für die Aufgabe aus, das gemeinsame Essen vorzubereiten? Welche Rolle sollten sie nach dem Tod Jesu in der Gemeinde übernehmen?

Es gibt in dieser Geschichte auch noch einen namentlich nicht genannten Jünger, der ein Haus besitzt, das groß genug ist, um im Obergeschoss Gäste zu bewirten, und zwar mindestens dreizehn Personen. Er muss also ein relativ wohlhabender Mann sein, übernimmt aber dennoch bereitwillig die Rolle eines Dienenden und teilt das, was er hat, einfach weil Jesus ihn darum bittet. Dieser Raum für Gäste im Obergeschoss seines Hauses ist wahrscheinlich auch der Ort, wo sich die Jünger nach der Kreuzigung Jesu versteckt halten, und vielleicht ist es sogar der Ort, wo sich die 120 zu Pfingsten versammeln, als der Heilige Geist über denen ausgegossen wird, die Jesus nachfolgen. Wenn das so ist, dann trägt dieser Mann nicht nur bereitwillig zum Werk und Wirken Jesu bei, ohne auch nur namentlich erwähnt zu werden, sondern er tut das alles auf eigene Kosten. Inwiefern möchten Sie gern so sein wie dieser namentlich nicht genannte Jünger?

Erst rückblickend können Petrus und Johannes erkennen, wie wichtig dieses Mahl gewesen ist, das sie vorbereitet haben.

HERR, ICH STELLE MICH DIR zur Verfügung. Setze mich ein, wo immer ich gebraucht werde, egal, wie klein und unbedeutend diese Aufgabe auch scheinen mag. Hilf mir, so wie der namentlich nicht genannte Anhänger Jesu zu dienen, ohne dafür besondere Anerkennung zu erwarten. Amen.

2. Abendessen mit Jesus

Als die Stunde für das Passahmahl da war, nahm Jesus mit den Aposteln an der Festtafel Platz.

»Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, mit euch das Passahmahl zu essen, bevor ich leiden muss«, sagte er.

»Ihr sollt wissen: Ich werde das Passahmahl erst wieder in der neuen Welt Gottes mit euch feiern. Dann hat sich erfüllt, wofür das Fest jetzt nur ein Zeichen ist.« Jesus nahm einen Becher mit Wein, sprach das Dankgebet und sagte: »Nehmt den Becher und trinkt alle daraus. Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis die neue Welt Gottes gekommen ist.«

Dann nahm er Brot. Er dankte Gott dafür, teilte es und gab es ihnen mit den Worten: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Feiert dieses Mahl immer wieder, und denkt daran, was ich für euch getan habe, sooft ihr dieses Brot esst.« Nach dem Essen nahm er den Becher mit Wein, reichte ihn den Jüngern und sagte: »Dies ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird für euch zur Vergebung der Sünden vergossen.«

(Lukas 22,14–29)

ES IST ERSTAUNLICH, WIE VIELE der Geschichten über das Wirken Jesu in den Evangelien an einem Esstisch stattfinden. Allein im Lukasevangelium wird von acht solcher Essen berichtet, von denen Jesus einige sogar gemeinsam mit Sündern und Steuereintreibern einnimmt, aber er isst auch in den Häusern von Pharisäern. Einmal salbt ihm während eines solchen Essens eine Prostituierte die Füße mit kostbarem Öl, und ein anderes Mal salbt ihn eine Frau aus Dankbarkeit, dass er ihren verstorbenen Bruder wieder zum Leben erweckt hat. Er sättigt eine große Menschenmenge mit ein paar wenigen Broten und Fischen. Nach seiner Auferstehung bricht er zusammen mit zwei Jüngern in Emmaus das Brot, und später isst er zusammen mit seinen Jüngern am Ufer des Sees Genezareth gegrillten Fisch, den er selbst für sie zubereitet hat.

Doch in der Geschichte Jesu und für die Christen von heute ist kein Essen so wichtig wie das Mahl, das er gemeinsam mit seinen Jüngern nach Sonnenuntergang an dem Abend vor seinem Tod einnimmt. Das Johannesevangelium widmet der Beschreibung dessen, was Jesus bei dem Mahl sagt und tut, fünf Kapitel. Von diesem letzten Mahl berichten alle vier Evangelien, und auch Paulus erwähnt es in seinem ersten Brief an die Korinther.

Jesus befiehlt seinen Jüngern, sich jedes Mal an ihn zu erinnern, wenn sie gemeinsam das Mahl essen. Sie sollen es als Teilhabe an seinem Opfer erleben und als fühlbare Art, ihn in ihr Leben einzuladen, wenn sie das Brot essen und den Wein trinken (in 1. Korinther 10 bezeichnet Paulus es als koinonia – als Gemeinschaft mit dem Leib und dem Blut Jesu).

Ein Mann Anfang vierzig starb nach langer schwerer Krankheit und hinterließ seine Frau und zwei Kinder. Der Mann hatte ein Lieblingsessen gehabt, und zwar einen ganz bestimmten Auflauf. Seine Frau kochte auch nach seinem Tod weiterhin einmal in der Woche dieses Lieblingsessen ihres Mannes, und wenn sie und ihre Kinder dann den Auflauf verspeisten, erzählte sie den Kindern Geschichten über ihren Vater, und die Kinder berichteten von ihren eigenen Erinnerungen an den Vater. Sein Stuhl am Tisch war zwar leer, aber sie erinnerten sich auf eine Weise an ihn, dass sie sich ihm nah fühlten, und er in ihrem Leben weiterhin eine wichtige Rolle spielte.

 

Ich frage mich, ob Jesus sich etwas in dieser Art vorgestellt hat, als er sagte: »So oft ihr es tut, erinnert euch an mich.« Wir sollten nicht nur beim Brotbrechen und Weintrinken beim Abendmahl im Gottesdienst an ihn denken, sondern jedes Mal, wenn wir uns hinsetzen und gemeinsam essen. Ich erinnere mich an eine alte, mittlerweile fast vergessene Tradition, beim Essen einen zusätzlichen Teller zu decken als Einladung an den Herrn, »mit uns am Tisch zu sitzen«. Wie denken Sie bei Ihren Mahlzeiten an ihn? Wie wäre es, bei jedem Abendessen einen Abschnitt aus einem Evangelium vorzulesen und dann beim Essen darüber zu sprechen?

HERR, HILF MIR, JEDES MAL an dich zu denken, wenn ich das Brot breche. Sei an meinem Tisch dabei, Herr. Hilf mir, nie zu vergessen, dass du das Brot des Lebens bist, das allein die tiefste Sehnsucht meiner Seele stillt. Amen.

3. Wer ist der Größte?

Die Jünger stritten sich darüber, wer unter ihnen der Wichtigste sei.

Da sagte ihnen Jesus: »In dieser Welt unterdrücken die Herrscher ihre Völker, und rücksichtslose Machthaber lassen sich als Wohltäter feiern. Aber so darf es bei euch nicht sein. Der Erste unter euch soll sich allen anderen unterordnen, und wer euch führen will, muss allen dienen.«

(Lukas 22,24–26)

Jesus aber wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hatte, dass er von Gott gekommen war und zu ihm zurückkehren würde. Da stand er vom Tisch auf, legte sein Obergewand ab und band sich ein Tuch aus Leinen um. Er goss Wasser in eine Schüssel und begann, seinen Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen.

(Johannes 13,3–5)

EINEM CHRISTEN WIE MIR, DER manchmal seine liebe Mühe damit hat, sein Christsein im Alltag zu leben, macht es Hoffnung, in den Evangelien zu lesen, dass es den Jüngern manchmal genau so geht. Wenn ich das Gefühl habe, hoffnungslos versagt zu haben, dann lese ich einen Bibelabschnitt, wie beispielsweise Lukas’ Bericht über das Letzte Abendmahl, in dem berichtet wird, wie sich die Jünger beim Passahmahl heimlich darüber streiten, »wer von ihnen der Wichtigste sei«, während Jesus sich auf seine Kreuzigung vorbereitet (Lukas 22,24). Und diesen Streit führen sie, nachdem sie drei Jahre lang praktisch mit Jesus zusammengelebt haben!

Etwa in der sechsten Klasse kam ich zum ersten Mal bewusst mit dem Gedanken und dem Phänomen der Beliebtheit in Berührung. In meiner Schule gab es bestimmte Jugendliche, die als »cool« galten. Ob jemand »cool« war, hing von einer Kombination aus Aussehen, dem Reichtum der Eltern, dem Selbstbewusstsein und den sportlichen Fähigkeiten ab. Als ich dann mit etwa dreizehn auf die High School kam, waren die Merkmale für »cool sein« noch erweitert worden. Dort galten außerdem auch noch die Schüler als »cool«, die allgemein von allen Schülern für ihre besonderen Talente anerkannt waren. Gleichzeitig gab es aber auch noch eine zweite Einstufung für »cool sein«, die intern in bestimmten Gruppen festgelegt wurde. Innerhalb des Orchesters waren es die Stimmführer, im Sport die »Starter« und bei den rebellischen Kids waren es diejenigen, die sich am rebellischsten aufführten.

Und auch im Erwachsenenalter hört ja das Gerangel darüber, wer der/die Größte ist, nicht auf. Wie definiert denn die Gesellschaft heute im Allgemeinen Größe?

Jesus, der ja weiß, dass sich die Jünger darüber streiten, wer von ihnen der Größte ist, tut etwas sehr Überraschendes. Er steht vom Tisch auf, geht zur Tür und nimmt sich den Wasserkrug, ein Handtuch und eine Waschschüssel, die dort noch stehen, weil es üblich ist, sich die Füße zu waschen, wenn man von draußen ein Haus betritt. Offenbar hat sich aber von den Jüngern niemand an diese Sitte gehalten, und ganz sicher ist auch keiner von ihnen auf die Idee gekommen, den anderen Jüngern und auch Jesus anzubieten, ihnen die Füße zu waschen. Das ist nämlich ähnlich wie die Vorbereitungen für das Mahl, mit denen Jesus ja bereits Petrus und Johannes beauftragt hatte, eigentlich Aufgabe der Diener; und sie sind ja schließlich keine Diener – nein, sie sind Jünger. Sie empfinden großes Unbehagen, als Jesus sich jetzt vor einem nach dem anderen hinkniet und ihnen die Füße wäscht. Damit sie auch ganz sicher verstehen, was diese Geste zu bedeuten hat, sagt Jesus sinngemäß: »So sieht wahre Größe aus.«

Indem er seinen Jüngern die Füße wäscht, nimmt der Sohn Gottes die niedrigste Rolle eines Dieners ein. Und er ruft alle, die ihm nachfolgen wollen, zu genau dieser Art von Größe auf. Lange bevor in der Welt des Business der Begriff »Servant Leadership« (dienendes Leiten) entdeckt wird, ruft Jesus alle, die ihm nachfolgen wollen, zu einem solchen Lebensstil auf. Würden Menschen, die Sie kennen, Sie als demütigen Menschen beschreiben, der sich bemüht, anderen zu dienen?

HERR, DU WEISST, DASS ICH mir genau wie die Jünger damals wünsche, von anderen für groß gehalten zu werden. Schenke mir eine innere Haltung der Bereitschaft zum Dienen, damit ich entdecke, dass wahre Größe in Demut und im Dienen liegt. Amen.

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