Lieblingsplätze Hochschwarzwald

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Lieblingsplätze Hochschwarzwald

Birgit Hermann

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: lieblingsplaetze@gmeiner-verlag.de

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Birgit Hermann:

Hochschwarzwaldtouristik GmbH 12, 62, 144, 170; Margarete Köpfer 124, 126; Elisabeth Kaiser 128; Margarete Schwär 180

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., aktualisierte Neuauflage 2021

© 2018 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

info@gmeiner-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat / Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung / Bildbearbeitung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com;

© Sylwia Nowik; © Ron-e – pixabay.com; © askaja – dobe.stock.com; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold; © Susanne Lutz

Kartendesign: © Maps4News.com/HERE

ISBN 978-3-8392-6820-9

Inhalt

Impressum

1 Im Herzen der Stadt

Titisee-Neustadt: Münster St. Jakobus

2 In Stein gehauen

Titisee-Neustadt: Skulptur Schwarzwälder

3 Von Kolonialwaren zum Bistrot

Titisee-Neustadt: Villinger

4 Unseren Helden

Titisee-Neustadt: Fullbergkreuz

5 Weitenjäger

Titisee-Neustadt: Große Hochfirstschanze

6 Kraftort

Titisee-Neustadt: Vögelefelsen

7 Treffpunkt für Jung und Alt

Titisee-Neustadt: Felsele Erlebniswald

8 Sind es Keltengräber?

Titisee-Neustadt: Steinhügelfelder

9 Vom Gletscher ausgeschliffen

Titisee-Neustadt: Spaziergang am Ufer

10 Relikt aus vergangenen Zeiten

Titisee-Neustadt: Schalenstein

11 Die neue Zeit

Titisee-Neustadt: Alte Werksuhr

12 Vom Eisstadion zum Naturweiher

Titisee-Neustadt: Eisweiher

13 Ort der Geschichte

Titisee-Neustadt: Öhlermühle in Jostal

14 Ein Heiliger für die Welschen

Titisee-Neustadt: Josenkapelle in Jostal

15 Baum der alten Mystik

Titisee-Neustadt: Wendelinus-Eiche in Langenordnach

16 Vom Uhrenhändler zum Wirt

Titisee-Neustadt: Hotel Sonne-Post in Waldau

17 Gehöft mit eigener Sage

Titisee-Neustadt: Gasthaus Ahorn in Schwärzenbach

18 Eine Seuche beendete den Feldzug

Titisee-Neustadt: Russenkreuz in Schwärzenbach

19 Zeugnis der Volksfrömmigkeit

Eisenbach: Dreifaltigkeitskapelle des Bärenhofs in Schollach

20 Die Erfindung des Skilifts

Eisenbach: Talstation beim Gasthof Schneckenhof in Schollach

21 Ausfahrt römische Raststation?

Titisee-Neustadt: Rotes Kreuz am Kolmen bei Schwärzenbach

22 Heidnischer Kultplatz?

Vöhrenbach: Megalithanlage Kuckucksweiher bei Hammereisenbach

23 Zerstört im Bauernkrieg

Vöhrenbach: Ruine Neufürstenberg in Hammereisenbach

24 Frühzeitliche Wallburg

Vöhrenbach: Krumpenschloss bei Hammereisenbach

25 Ein rätselhafter Gedenkstein

Titisee-Neustadt: Scheibenkreuz bei Rudenberg

26 Maria zu Ehren?

Friedenweiler: Schillingskapelle

27 Erfrischender Geheimtipp

Friedenweiler: Klosterweiher

28 Im Tal der heiligen Jungfrauen

Friedenweiler: Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster

29 Überfall im Wald

Friedenweiler: Mörderkreuz im Klosterwald

30 Der Letzte seiner Zunft

Friedenweiler: Rathaus mit Straub-Geigen in Rötenbach

31 Gelebte Gemeinschaft

Friedenweiler: Dorfladen in Rötenbach

32 Vom Zentrum der Macht zum Badesee

Bräunlingen: Kirnbergsee bei Unterbränd

33 Überbleibsel eines Dorfes

Löffingen: Weiler Kapelle bei Dittishausen

34 Wundersame Rettung

Löffingen: Wallfahrtskapelle Witterschneekreuz

35 Markenzeichen des Städtles

Löffingen: Mailänder Tor

36 Versteck einer Kräuterfrau?

Löffingen: Nanteleloch in der Mauchachschlucht

37 Unberechenbare Naturgewalt

Löffingen: Teufels Loch in der Gauchachschlucht bei Unadingen

38 Immer der Nase nach

Löffingen: Hochschwarzwälder Kaffeerösterei in Seppenhofen

39 Von unheimlichen Löchern

Löffingen: Rosshag-Doline bei Göschweiler

40 Vom Wehrturm zum Kirchturm

Löffingen: St. Rochuskirche in Göschweiler

41 Kleine Schwester der Wutachschlucht

Lenzkirch: Haslachschlucht bei Kappel

42 Steinreich

Lenzkirch: Geopark

43 Wasserkraft als Sinnbild

Lenzkirch: Brunnenschalen Begegnung

44 Zeitzeugen

Lenzkirch: Ruine Alt-Urach

45 Der Energieberg

Schluchsee: Bildstein

46 Vom Gletschersee zum Stausee

Schluchsee: Rund um den Stausee

47 Geschicklichkeit mit bäuerlichem Flair

Schluchsee: Spass-Park Hochschwarzwald

 

48 Freie Sicht bis zu den Alpen

Schluchsee: Riesenbühlturm

49 Das Dampfross schnauft

Schluchsee: Museumsbahnhof Seebrugg

50 Alemannische Fasnet

Bonndorf: Fasnachtsmuseum Schloss-Narrenstuben

51 Von der Quelle zum Bier

Grafenhausen: Badische Staatsbrauerei Rothaus

52 Gugge, Mache, Wunderfitze

Grafenhausen: Schwarzwaldhaus der Sinne

53 Wenn Geistwesen Gestalt annehmen

Grafenhausen: Holzschnitzerei Stiegeler

54 Die größte Kuppel nördlich der Alpen

St. Blasien: Dom

55 Vom Glasbläserhof zur Filmkulisse

St. Blasien: Windberghof

56 Stonehenge von Blasiwald

Schluchsee: Steinkreise in Eisenbreche

57 Bäuerliches Leben anno dazumal

Bernau: Holzschnefler- und Bauernmuseum Resenhof

58 Heimatmaler

Bernau: Hans-Thoma-Kunstmuseum in Innerlehen

59 Vom Bauernhof an die Kaiserhöfe Europas

Menzenschwand: Winterhalter-Museum »Le Petit Salon«

60 Wild von Anfang an

Menzenschwand: Menzenschwander Wasserfälle

61 Höchstgelegene Sumpflandschaft

Feldberg: Hirschbäder Moor

62 Kanzel nach Osten

Feldberg: Aussichtsfelsen Zweiseenblick

63 Insel über dem Nebelmeer

Bernau: Herzogenhorn

64 Verteidigungslinie

Bernau: Schwedenschanze am Herzogenhorn

65 Sturzbach mit Denkmalschutz

Todtnau: Todtnauer Wasserfall

66 Geheimnisvolle Schriftzeichen

Todtnauberg: Schatzstein

67 Ausblick bis ins Elsass

Todtnauberg: Aussichtsplatz Radschert

68 Hinterm Berg

Feldberg: St. Wilhelmer Hütte

69 Denkmal auf dem Höchsten

Feldberg: Feldbergturm

70 Heimat des Dengelegeistes?

Feldberg: Feldsee

71 Wurzeln und Früchte in edelster Form

Feldberg: Schnapsmuseum im Café Zum gscheiten Beck in Bärental

72 Die höchstgelegene Destination

Feldberg: Bahnhof Bärental

73 Versteckter Moorsee

Hinterzarten: Mathisleweiher

74 Wollgräser und Baumleichen

Hinterzarten: Hinterzartener Moor

75 Was klappert im Schwarzwälder Tal?

Hinterzarten: Jockeleshofmühle

76 Vom Sturm gebeugt

Horben: Wetterbuchen am Schauinsland

77 Manche Namen sprechen für sich

Oberried: Café und Restaurant Die Bergstation

78 Winterspaß der Superlative

Oberried: Halde am Schauinsland bei Hofsgrund

79 Tor des Schwarzwaldes

Breitnau: Hirschsprung im Höllental

80 Gebeine als Reliquie

Breitnau: St.-Oswald-Kapelle im Höllental

81 Mit 360 Grad kurvig nach oben

Breitnau: Kreuzfelsen im Höllental

82 Perle des Wissens

St. Peter: Rokokobibliothek des Klosters St. Peter

83 Ein Platz der Stille

St. Peter: Lindlehöhe

84 Man nehme; die Zeit

St. Märgen: KlosterMuseum

85 Heiligtum der Bäuerin

St. Märgen: Steinbachhof mit Bauerngarten

86 Wie ein Adlerhorst

Waldkirch: Thomashütte auf dem Kandel

87 Von Hexentanz und Teufelsfelsen

Waldkirch: Großer Kandelfelsen

88 Windreiche Hochfläche

St. Peter: Hochebene Platte

Karte


1 Im Herzen der Stadt
Titisee-Neustadt: Münster St. Jakobus

Unübersehbar thront es auf dem Hügel der Stadt, das Münster St. Jakobus. Auf und um diese Erhebung gründete Heinrich Fürst zu Fürstenberg, der Nachkomme der Zähringertochter Agnes, im 13. Jahrhundert seine neue Stadt am Verbindungsweg Höllental/Villingen.

Laut Urkunden gab es in Neustadt bereits früh eine eigene Pfarrei. Doch mit dem Aufschwung durch die Uhrenindustrie und dem Bahnanschluss von 1887 wuchs die Bevölkerung sprunghaft an; die alte Kirche wurde zu klein. Das Ordinariat in Freiburg gab grünes Licht und überließ dem erzbischöflichen Baumeister Max Meckel die Planung. Architekt vor Ort war der Neustädter Johann Happle. Durch eine enorme Spendenbereitschaft seitens der Bevölkerung gelang das Projekt. Das neugotische Münster mit 1.200 Sitzplätzen entstand. Es ist die größte Kirche im Hochschwarzwald: 68 Meter beträgt sowohl die Höhe des Turms als auch die Länge des Gebäudes. Am Nikolaustag 1900 konnte der erste Gottesdienst gefeiert werden.

Nach dem Vorbild der Spätgotik wurden die Flügelaltäre zwischen 1903 und 1911 vom Freiburger Bildhauer Josef Dettlinger geschaffen. Im ehrenden Andenken hat jener Meister zwei Figuren unter die Heiligen gemogelt, die nicht dorthin gehören: Im Josefsaltar, ganz rechts, steht ein Mann mit Steinmetzmütze und Rauschebart, der das Kirchenmodell in der Hand hält. Es handelt sich hierbei um Baudirektor Meckel. Das Antlitz einer großzügigen Spenderin, Theresia Blessing, vermutet man im Porträt der Prophetin Hannah im unteren linken Flügel des Marienaltars. Wer findet die Heiligen in der Figurengruppe?

Die ursprünglich schönen Malereien an den Seitenwänden des Kirchenschiffs waren bei einer Renovierung überstrichen worden. In mühevoller Kleinarbeit hat man diese vor Jahren freigelegt, siehe links und rechts des Mittelschiffs.

Einen kleinen Kirchenführer, herausgegeben von der Erzdiözese Freiburg, finden Sie beim Haupteingang. Er kann für einen geringen Unkostenbeitrag erworben werden.


1

Münster St. Jakobus

Bei der Kirche 2

79822 Titisee-Neustadt

07651 5930

2 In Stein gehauen
Titisee-Neustadt: Skulptur Schwarzwälder

Ein provokantes Bildnis hat der Künstler Peter Lenk vom Bodensee mit seiner Skulptur Schwarzwälder geschaffen. Zu finden ist sie vor dem Eingang des Schuhhauses Jungkind gegenüber dem Neustädter Münster und gehört der Ladenbesitzerin Iris Voelter.

Nackt, grübelnd und seinen Bart kraulend hockt er da und harrt der Dinge, die da kommen. Oder nicht kommen. Einzig Sandalen trägt der Mann aus Stein. »Hauptsache, Schuhe«, steht auf dem Sockel, wenngleich diese Riemchenschuhe nicht die bevorzugte Fußbekleidung eines Einheimischen sind. Lenk hat ihn, den Zugeknöpften, nackig gemacht und zur Schau gestellt, als ob er den Einwohnern der Stadt einen Spiegel vorhalten wolle. Der Bildhauer ist bekannt für seinen scharfen Blick auf die Schattenseiten seiner Zeitgenossen. Anfangs wurden kritische Stimmen zu dem hässlichen Nackedei mitten in der Stadt laut. Fühlte man sich persönlich getroffen? Doch die Gemüter haben sich beruhigt, und die meisten begegnen ihm heute mit einem Schmunzeln. Haben die Menschen sich oder vielleicht ihren Nachbarn heimlich wiedererkannt, oder haben sie sich einfach an den komischen Kautz gewöhnt?

Was will Lenk dem Betrachter mit dieser Figur sagen? Beim genauen Hinsehen erkennt man ein verschmitztes, sympathisches Lächeln unter dem Bart. Was auf dem ansonsten kahlen Schädel auf den ersten Blick wie ein Zopf aussieht, entpuppt sich als Korken. Sein muskulöser Körper sitzt in entspannter, abwartender Haltung auf einem Granitblock. Er beobachtet uns! Wartet er darauf, dass man sich ihm zuwendet? Den Korken öffnet, um in sein Innerstes zu schauen? So, als würde man den Geist aus der Flasche rufen?

Während seine Nacktheit zum verschämten Hinschauen verleitet, bleibt sein Innerstes vorläufig unter Verschluss. Er lässt sich nicht gleich in die Seele schauen. Peter Lenk hat die Mentalität der Hochschwarzwälder in Stein gehauen.

Nebenan beim Feinkost-Bistrot Villinger in der Hauptstraße 6, ein beliebter Treffpunkt im Städtle, entdecken wir eine zweite Skulptur, diesmal aus Holz: Befruchtungen von Simon Stiegeler.


2

Skulptur Schwarzwälder beim Schuhhaus Jungkind

Scheuerlenstraße 1

79822 Titisee-Neustadt

07651 1355

3 Von Kolonialwaren zum Bistrot
Titisee-Neustadt: Villinger

Ein kleines Highlight nach den Besorgungen im Städtle ist für mich das Bistrot Villinger gegenüber dem Münster. Ein angesagter Treffpunkt; nicht nur zum Cappuccinotrinken. Erlesene kulinarische Köstlichkeiten verwöhnen den Gaumen zu allen Tageszeiten.

Katharina Villinger hat das Feinkostgeschäft ihrer Eltern Jürgen und Brigitte zu einem modernen Bistrot umgewandelt. Sie ist die Besitzerin in vierter Generation. Angefangen hat ihr Urgroßvater Albert im Jahr 1900 mit einem Kolonialwarenladen. Damals ging man noch von der Hauptstraße her in das Geschäft, das neben Raritäten wie Stockfisch und Kaffee auch Gerätschaften für die Landwirtschaft im Sortiment hatte. Der Fisch wurde getrocknet in Körben geliefert und über Nacht in Steinbecken im Keller gewässert, weiß Jürgen zu erzählen. Dazu leitete man den Brandbach zwischen den Häusern kurzerhand um. In dieser engen Gasse röstete Albert die Kaffeebohnen. Der Duft dieses Luxusgutes wehte zwischen den Häusern und stieg in die feinen Nasen der Neustädter.

 

Im Januar 1959 jedoch brannte das Haus ab. Alberts Sohn Herbert baute es wieder auf, ins ehemalige Lädele zog eine Apotheke. Das Lebensmittelgeschäft mit Haushaltswaren kam in den oberen Stock, den man ebenerdig vom Münster her betrat. 1981 übernahm die nächste Generation und modernisierte, aus der Edeka-Filiale wurde ein Feinkostgeschäft. Weitere Umbauten folgten und allmählich schälte sich das Bistrot aus dem Obst-, Gemüse- und Weinsortiment. Neben der gemütlichen Einkehr lässt Katharina sich abwechslungsreiche Veranstaltungen einfallen: Sekt-, Wein- und Ginproben, Musikabende und After-Work-Partys sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Glück hat, wer noch eine Eintrittskarte ergattern kann. Zu den kulinarischen Abenden gehören Martinsgans und Valentinsmenü oder eine Krimilesung mit Verköstigung.

Keine 200 Meter vom Bistrot entfernt, neben der Kirche den Berg hinunter, lädt der weitläufige Kurgarten zum Verweilen ein.


3

Villinger

feinekost/bistrot

Hauptstraße 6

Am Münsterplatz

79822 Titisee-Neustadt

07651 1401

www.feinkost-villinger.de

4 Unseren Helden
Titisee-Neustadt: Fullbergkreuz

Von Titisee her kommend, springt einem das Fullbergkreuz, Neustadts heimliches Wahrzeichen, vor allem nachts ins Auge. Es wirkt, als leuchte es den Heimkehrern den Weg.

Woran erinnert das Denkmal? Wer sich die Mühe macht, auf den Fullberg mit seinen 922 Metern zu steigen, wird nicht nur mit einem wunderbaren Blick über die Stadt belohnt, sondern findet die Lösung des Rätsels als Inschrift auf dem Sockel: »Unseren Helden draußen und daheim 1914–18«. Das Kreuz ist eines von zwei Kriegerdenkmälern der Stadt. Das zweite, ein Figurendenkmal vom Neustädter Bildhauer Heinrich Bauser gefertigt, steht auf dem alten Friedhof in der Stadtmitte gegenüber der Friedhofskapelle. Zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurden die beiden Denkmäler erbaut und feierlich am selben Tag eingeweiht.

»’s Kritz«, wie es bei den Einheimischen genannt wird, ragt als Mahnmal über 15 Meter in den Himmel. Breitet seine Arme aus, als beschütze es die Stadt und deren Menschen, die ihm zu Füßen liegen. Es ist nur einen Katzensprung von der Jugendherberge entfernt und ein beliebter Ort, um stimmungsvolle Sonnenuntergänge zu erleben. Großen Zulauf erfährt das Kreuz außerdem am letzten Abend des Jahres. Vom Fullbergkreuz aus hat man den besten Überblick, will man Neustadt im Lichterregen der Silvesterraketen erstrahlen sehen.

Der Name »Fullberg« kommt von »Füllen«, was eine Abwandlung von »Fohlen« ist. Hier weideten einst die Jungtiere des Sennhofs, der auf der Südostseite unterhalb der Stadtkirche gestanden haben muss, wo sich heute das Münster befindet. Zu jener Zeit gab es am Dennenberg, wie der Hang gegenüber des Fullbergs heißt, noch keine Häuser, nur freie Felder. Die »Füllenzucht« war im Besitz der fürstenbergischen Grafen zu Stühlingen, den weltlichen Herren der Stadt. Heute erinnert nur noch der Name daran.

Bei der Jugendherberge die Ortsstraße überqueren und am Waldrand dem steilen Trampelpfad folgen, dann erreicht man nach circa 800 Metern die Max-Engelmann-Hütte mit Grillplatz und Alpenblick.


4

Fullbergkreuz

auf einer Anhöhe direkt neben der

Jugendherberge

Rudenberg 6

79822 Titisee-Neustadt

Tourist-Information Titisee

Strandbadstraße 4

79822 Titisee-Neustadt

07652 12060

www.hochschwarzwald.de

5 Weitenjäger
Titisee-Neustadt: Große Hochfirstschanze

In kalten Winternächten lässt sich über dem Neustädter Schmiedsbachtal am Hochfirst gelegentlich eine helle Beleuchtung ausmachen, zeitgleich ist ein unterschwelliges Brummen zu hören. Nein, hier tanzen keine Waldgeister um den Hexenkessel! Die Neustädter wissen: Es ist so weit, die Schanze wird hergerichtet. Draußen herrschen die nötigen Minustemperaturen, um zur Sicherheit Kunstschnee herzustellen, denn in Zeiten des Klimawandels fällt nicht immer genügend Naturschnee. Während die Masse am Hang verteilt wird, hängt »Mathilde«, wie die Neustädter das Spurgerät liebevoll nennen, an langen Stahlkabeln und fräst die Anlaufspur in Form. Titisee-Neustadt richtet seit einigen Jahren den Skisprungweltcup und das Continental-Cup-Skispringen aus. Ein freiwilliger Trupp, das Schanzenteam, organisiert alljährlich diese Events. Die vielseitigen Arbeiten gehen Hand in Hand, man ist aufeinander eingespielt.

Eine Misere war es, als an den festgelegten Skisprungterminen 2002 und 2003 der Naturschnee fehlte. Beim Blick über die Landesgrenzen zeigte sich, dass die Finnen den Schnee »übersommern«. Die Idee fand im Schwarzwald Anklang. Verpackt unter Sägespänen und Dämmmatten liegt der Verlust in dieser Höhenlage nun bei einem verschmerzbaren Drittel. Sollte es bis zu den Weihnachtsfeiertagen nicht geschneit haben, kann (seither) auch Abhilfe geschaffen werden, um die Schlitten, die das Christkind gebracht hat, auszuprobieren.

Mit dem Alpenmusical Watzmann, dem Operettenklassiker Schwarzwaldmädel, Lichtershows und Konzerten erwacht im Auslauf der Schanze jährlich im Juli die kulturelle Seite der Anlage. Sportlich ins rechte Licht rücken der Bergsprint, die Internationale Mountainbike-Bundesliga und das Dreckeimerrennen, ein Gaudi-Rennspektakel, Deutschlands größte Naturschanze in der schneefreien Zeit.

Wem der steile Aufstieg zum Schanzentisch zu anstrengend ist, der kann über einen bequemen Waldweg dorthin gelangen, er beginnt neben dem Schützenhaus in der Schützenstraße 22.


5

Große Hochfirstschanze

Schützenstraße 100

79822 Titisee-Neustadt