Lieblingsplätze Hochschwarzwald

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6 Kraftort
Titisee-Neustadt: Vögelefelsen

Ein Ort der Stille und Erholung, ein Kraftort, mitten in der Natur. Ein solch besonderer Platz sei hier vorgestellt: der Vögelefelsen am Hochfirstmassiv.

Unsere vorchristlichen Ahnen suchten Orte wie diesen zu Kulthandlungen auf. Sie versprachen sich davon göttliche Inspiration und Heilung. Es sind die besonderen Felsformationen, Quellen und Bergkuppen dieser Plätze, denen man geoenergetische Kräfte zuspricht. In den Landkarten sind sie zu finden unter mystischen Bezeichnungen wie Heiden-, Geister-, Teufelsstein und Ähnlichem. Der Vögelefelsen, bestehend aus zwei Blöcken, soll ein Heilort für Rheuma und Ischiasleiden sein. Ein kleines Loch im Fels führt angeblich ins Feenreich.

An diesem Ort herrscht kein Trubel – denn niemand kommt hier zufällig vorbei –, nur die Stille des Waldes. Wer sich auf den Weg in dieses Idyll machen möchte, der folgt der schmalen Straße vom Bahnhof Neustadt, die über den Gleisen beginnt und zum Berggasthaus Hochfirst führt. Zu Fuß gelangt man auf diesem Sträßchen ab der Abzweigung Saigerkreuz über Waldwege hinauf. Vom Gasthaus aus bleibt man auf dem Höhenkamm Richtung Saig/Kappel, von wo nach etwa 1,4 Kilometern ein Trampelpfad rechts ab geht. Der Fels ist ab dort ausgeschildert und nur noch wenige Meter entfernt.

Der Hochfirst, auf dem der Vögelefelsen sich befindet, gilt als Hausberg Titisee-Neustadts und besteht aus Granitgestein. Geologisch gesehen ist er eine Kippscholle, die beim Aufstieg des Feldbergs vor einigen Millionen Jahren verkippte und in ihrer heutigen Position hängen blieb. Die verwitterten Gesteinsblöcke des Vögelefelsens gleichen aufeinandergeschichteten Säcken, was man in Fachkreisen eine Wollsackverwitterung nennt. Allein auf den Felsen zu sitzen und der Natur zu lauschen ist einen Besuch wert.

Im Berggasthaus Hochfirst, Auf dem Hochfirst 10, erhalten Sie ein zünftiges Vesper sowie Eintrittskarten für den nebenstehenden Turm. Von oben bietet sich ein herrlicher Blick – nicht nur auf den Titisee.


6

Vögelefelsen

Ab dem Berggasthaus circa 1,4 Kilometer dem Weg Richtung 79853 Saig/ Kappel folgen

Berggasthaus Hochfirst

Auf dem Hochfirst 10

79822 Titisee-Neustadt

07651 7575

www.berggasthaushochfirst.de

7 Treffpunkt für Jung und Alt
Titisee-Neustadt: Felsele Erlebniswald

Wie es die alemannische Verniedlichung schon ausdrückt, ist das Fel­sele ein kleinerer Felsen. Früher befand sich hier nur eine Lichtung mit Hütte und besagter Felswand gegenüber dem Altenheim St. Raphael in Neustadt.

Mithilfe einer Bürgerinitiative und Unterstützung von der Stadt sowie dem Naturpark Südschwarzwald entstand ab 2008 auf einer Länge von circa 600 Metern eine Erlebniswelt. Sie zieht sich den teils bewaldeten Hang entlang bis zum Schottengrund, wie das Gelände nahe des Schottenhofs auf der anderen Seite des Bergs heißt, und umfasst mehrere Stationen. Den Anfang macht ein Kletterfelsen, an dem auch Kurse gegeben werden und Ferienangebote stattfinden. Im Zickzackkurs windet sich der Erholungssuchende bergauf und wird an jeder Biegung mit einer Lebensweisheit belohnt, die auf einer Tafel angebracht ist. Dieser »Literaturpfad« endet am Hubertusteich, bei dem man auf einer Himmelsliege dösend dem Wind zusehen kann, wie er die Fichtenwipfel bewegt. Bunt bemalte Stelen im Wald und ein Brunnen nahe dem Weiher ziehen Kinder magisch an, sie tauchen in eine Märchenwelt ein und der für sie sonst oft öde Spaziergang wird zum Erlebnis. Über einen breiten Waldweg gelangt man hinunter zum Erlebnisspielplatz. Eingebettet zwischen Gesteinsbrocken finden die Kleineren hier alles, was ein Abenteurerherz höherschlagen lässt, und auch die Älteren kommen mit Wassertretstelle und Grillplatz auf ihre Kosten.

Körperlich Eingeschränkte und Kinderwagenfahrer, für die der Waldweg nicht gangbar ist, wandeln entlang einer kleinen Teerstraße von der Wohnanlage Hangenwies, gegenüber dem Seniorenheim, zum Schottengrund. Auf halber Strecke lockt eine beschattete Sitzgruppe mit Aufstehhilfe für die ältere Generation. In der Erlebniswelt am Fel­sele lässt sich ein ganzer Ferientag verbringen.

Von der Wassertretstelle führt ein kleiner geteerter Weg über drei Kilometer Länge zum Schwarzwaldgasthof-Hotel Zum Löwen Unteres Wirtshaus in Langenordnach. Ideal für Kinderräder und -wagen.


7

Felsele Erlebniswald

Schottenbühlstraße 70

(gegenüber dem Seniorenzentrum St. Raphael)

79822 Titisee-Neustadt

07651 206191

www.felsele-erlebniswald.de

Schwarzwaldgasthof – Hotel Zum Löwen Unteres Wirtshaus

Langenordnach 4

79822 Titisee-Neustadt

07651 1064 oder 922990

www.loewen-titisee.de

8 Sind es Keltengräber?
Titisee-Neustadt: Steinhügelfelder

Überall im Wald um Titisee-Neustadt und in der näheren Umgebung sind sie zu finden, jene merkwürdigen, überwucherten Steinhügel. Auf den ersten Blick bemerkt man sie kaum, der Boden wirkt lediglich uneben. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass sie von Menschenhand angelegt, Stein für Stein aufgeschichtet worden sind. Welches Geheimnis bergen sie? Eine mystische Stimmung überkommt den Besucher inmitten des verwunschen wirkenden Waldes, die Stille des Ortes verstärkt dieses Gefühl noch.

Die Steinhügel liegen knapp unterhalb der Kammlage einer Bergkuppe, mit Blick ins Tal. Allein auf städtischer Gemarkung wurden 1.300 katalogisiert und der Urnengräberkultur der Bronzezeit zugeordnet. Man spricht von einer Zeitspanne zwischen 1700–1250 v. Chr. Die Hügel stehen unter Denkmalschutz.

Im Spätsommer 2015 wurden erstmals Ausgrabungen an der Fehrn, der Erhebung zwischen Schottengrund und Schwärzenbach, vorgenommen. Die geschichtsinteressierten Einheimischen und die örtliche Presse verfolgten das Geschehen mit Spannung. Die Forscher mutmaßten im Vorfeld, dass sie nicht auf Knochen oder Grabbeigaben stoßen würden, weil diese im sauren Boden des Schwarzwaldes nicht überdauern könnten.

Nach sechs Wochen waren drei Hügel Stein für Stein abgetragen worden. Was hatten die Archäologen gefunden? Scherben aus dem 14. Jahrhundert und Kohlereste. Von Feuerbestattungen? Nein, die Ausgrabenden vermuten Rodungsarbeiten im Mittelalter. Also Lesesteinhaufen, um Felder zu ebnen, keine Keltengräber? Ich war enttäuscht. Jein, es wäre denkbar, dass Bauern den auf ihren Feldern gefundenen Unrat auf bereits vorhandenen Steinhaufen aus der Frühzeit der Kelten abluden, so der Tenor der Historiker.

Der Mythos unserer Vorfahren bleibt uns erhalten.

Wer sich in die Zeit der Kelten im Schwarzwald versetzen will, dem sei das Buch Magisch-Mystisch-Megalithisch von Dr. Roland Weis mit Bildern von Ramesh Amruth empfohlen.


8

Steinhügelfelder

Nahe dem Funkmasten auf der Anhöhe Fehrn

Startpunkt: Felsele Erlebniswald

Schottenbühlstraße 70

79822 Titisee-Neustadt

Dem Wanderweg »Fehrn« im Gebiet Schottengrund/Neustadt circa zwei Kilometer bergwärts folgen

9 Vom Gletscher ausgeschliffen
Titisee-Neustadt: Spaziergang am Ufer

Die meisten Titisee-Besucher schlendern zuerst über die Promenade; auf einer Seite den See, auf der anderen Geschäfte, Gaststätten und Hotels, ehe sie sich zum Kauf von Souvenirs entscheiden. Die Straße hat daher unter den Einheimischen den Beinamen »Goldküste«.

Sollten Sie am Ufer des rund 1,3 Quadratkilometer großen Sees verweilen und ein Eis genießen, versetzen Sie sich gedanklich 10.000 Jahre zurück. Zu der Zeit lag eine 400 Meter dicke Eisschicht über dem Ort. Das ist grob geschätzt die Länge der Seepromenadenstraße, steil nach oben. 20.000 Jahre lang hauchte der Feldberggletscher seinen eisigen Atem über das, was wir heute Hochschwarzwald nennen. Zehnmal länger als der Nullpunkt unserer Zeitrechnung zurückliegt!

Langsam erwärmte sich das Klima. Die Gletscher schmolzen ab, nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. Ursprünglich reichte die Eiszunge bis weit nach Neustadt rein und endete dort, wo heute die Gutachtalbrücke steht. Ein Gletscher wächst von oben und schiebt sich in die Täler, wobei er den Boden schleift und Geröll mitführt. Er ist stetig in Bewegung. Wird es wärmer, schiebt der Gletscher nicht mehr, weil von oben kein Eis mehr nachdrückt. Er kommt zum Stillstand. Das Geröll bleibt liegen und bildet eine Art Damm, die »Endmoräne«. Schreitet die Erwärmung fort, zieht sich der Gletscher zurück. Schmelzwasser fließt talabwärts, bis es sich an der nächsten Moräne aufstaut. Geschehen am Titisee, er ist ein Überrest der Eiszeit, ein Gletschersee.

 

Ein anderes Relikt aus der Eiszeit, das Stachelsporige Brachsenkraut der Bärlappfamilie, kommt in Mitteleuropa nur im Titisee und Feldsee vor. Um es vor dem Bade- und Bootbetrieb zu schützen, wird es in Ufernähe mit Pflanzengittern abgedeckt.

Zurück in der Gegenwart lockt nach dem Eisgenuss ein Bad im See oder eine Runde mit dem Tretboot darauf.

Wollen Sie dem Trubel entfliehen und den See in Ruhe genießen, folgen Sie dem Spazierweg hinter dem Maritim Hotel (Seestraße 16). Zwischen Wald und See finden sich einsamere Ruheplätze.


9

Blick auf den Titisee vom Hochfirst aus

Parkplätze (mit kostenlosem WC)

Neustädterstraße (gegenüber dem Bahnhof)

79822 Titisee-Neustadt

Tourist-Information Titisee

Strandbadstraße 4

79822 Titisee-Neustadt

07652 12060

www.hochschwarzwald.de

10 Relikt aus vergangenen Zeiten
Titisee-Neustadt: Schalenstein

Am Hirschbühl in Titisee, einer Erhebung zwischen B31 und dem Ort Titisee, stoßen wir auf einen erneuten Hinweis für eine frühgeschichtliche Kultur; ein Schalenstein liegt unbeachtet abseits im Gestrüpp. Ein Teil des Steins scheint abgebrochen, schaut man näher, sieht man eine punktartig eingeschlagene Linie von Sprenglöchern. Laut Aussagen von Historikern handelt es sich dabei um das Ergebnis einer mittelalterlichen Sprengtechnik. In die Bohrlöcher wurden Holzpflöcke getrieben, die unter Einwirkung von Wasser aufquollen und schließlich den Felsblock entlang der Linie sprengten. Was nicht vollständig gelang, wie man an verbliebenen Lochlinien sieht. Ein Drittel des Steins liegt am Boden, ohne dass ihn jemand mitgenommen, also gebraucht, hätte. Das erweckt den Anschein der Zerstörung. Warum? Wollte man einen vorchristlichen Kult ausmerzen?

Oben auf dem Stein erkennt man eine schalenartige Vertiefung, und nicht nur das, unter den Moosgeflechten führt seitlich eine Ablaufrinne weg. Kein Zufall, andere bekannte Schalensteine weisen diese Eigenart ebenfalls auf. Ein Opferstein? Auffallend, dass im oberen Bereich des Hirschbühls Steinhügelfelder zu finden sind. Stammt der Schalenstein aus der Steinzeit? Nutzten ihn später die Kelten? Wir wissen es nicht, es gibt keine Überlieferungen.

Und wie findet man den Stein? Man muss ihn suchen, er offenbart sich nicht jedem. Folgen Sie vom Friedhof Titisee dem Fuchsweg zwischen Wohngebiet und Waldrand. Das Teersträßchen geht in einen Sandweg über und teilt sich mit Beginn des Waldes. Unter den vier Möglichkeiten wählen Sie die linke den Berg hoch. Kurz vor der Anhöhe gabelt der Weg sich nochmals, nehmen Sie den rechten bemoosten Pfad. Nach 150 Metern sehen Sie den Schalenstein schließlich auf der rechten Seite.

Gegenüber dem Bahnhof Titisee wartet im Action Forest Kletterwald (www.action-forest-kletterwald.de) ein luftiges Erlebnis auf abenteuerlustige Eroberer der Baumkronen.


10

Schalenstein

Startpunkt: Wendeschleife Fuchsweg

79822 Titisee-Neustadt

11 Die neue Zeit
Titisee-Neustadt: Alte Werksuhr

Wer das Kurhaus in Titisee aufsucht, dem sticht eine sonderbare Uhr ins Auge – vorausgesetzt er hebt den Blick. Sie ist in ein Dreieck gefasst, das Zifferblatt mit römischen Zahlen versehen. Beachten wir die Ziffer vier! Wie alle Schwarzwälder Uhren weist auch sie die typische Abweichung auf: Sie zeigt vier Striche statt der römischen IV. Ob dies auf einen alten Übertragungsfehler zurückzuführen ist oder gar eine Eigenheit der Marke Schwarzwald darstellt, entzieht sich meiner Kenntnis. Diese Besonderheit findet sich jedenfalls auf allen alten Uhren, weshalb man an dieser Eigenart erkennen kann, ob es sich um ein Schwarzwälder Original handeln könnte.

Geschmückt ist die einstige Werksuhr mit Ornamenten. Ein modernes Designerteil nach altem Vorbild? Nein, es handelt sich um ein industrielles Erbe, um die Alte Werksuhr der ersten Neustädter Uhrenfabrik Fürderer, Jägler und Cie. Ein Unikat, das Zifferblatt rein aus Messing gefertigt. Die Fabrik, gegründet im Jahre 1865 in Neustadt, schrieb bald rote Zahlen. Uhrengeschäfte liefen nicht mehr. Zwei Gesellschafter der nebenstehenden Papierfabrik kauften das Werk auf und ließen dort fortan Holzschrauben produzieren, später Metallschrauben für die Automobilindustrie. Bis in die 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts war die Fabrik Arbeitgeber für 200 Werkstätige, zum Schluss waren es noch 75. Schließlich mussten die Inhaber Konkurs anmelden. Die Geschichte der Firma, mit der die Uhr untrennbar verbunden ist, kann im Innern des Kurhauses nachgelesen werden.

Nach dem Abbruch der alten Hallen galt die Uhr als verschollen, wurde jedoch offenkundig wiedergefunden, auf einem Flohmarkt, und restauriert. Auf dem Prägestempel findet sich das Jahr 1869, der Zeitpunkt der Fertigung der Betriebsuhr. Heute wacht sie über das quirlige Leben auf Titisees Touristenmeile.

Die Zeit steht nicht still, neue Betriebe schaffen neue Angebote – wie zum Beispiel das Badeparadies Schwarzwald, eine Spaß- und Wohlfühloase für Touristen wie Einheimische.


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Alte Werksuhr am

Kurhaus

Strandbadstraße 4

79822 Titisee-Neustadt

07652 12060

Badeparadies Schwarzwald

Am Badeparadies 1

79822 Titisee-Neustadt

08000 4444333

www.badeparadies-schwarzwald.de

12 Vom Eisstadion zum Naturweiher
Titisee-Neustadt: Eisweiher

Versteckt im Bruggerwald am Titisee gibt es einen weiteren kleinen See. Er ist in wenigen Minuten zu Fuß vom Parkplatz der Badestelle Titisee zu erreichen. Kaum taucht man in den mystisch anmutenden Wald ein und folgt dem Sägebächlein, kündigt er sich durch einen kühlen Luftzug an. Der Eisweiher macht seinem Namen alle Ehre. Er ist bis heute das am längsten zugefrorene Gewässer in der näheren Umgebung. Dieser Umstand verhalf ihm Anfang des 20. Jahrhunderts zu besonderem Ruhm. Hier war das erste deutsche Eisstadion, eine Natureisbahn auf 949 Metern über dem Meeresspiegel. Am 17. Januar 1926 wurde die Sportanlage von seiner Durchlaucht Max Egon Fürst zu Fürstenberg aus Donaueschingen eingeweiht. Noch im selben Winter fanden die deutschen Meisterschaften in den Disziplinen Eisschnelllauf, Eishockey und Eisstockschießen statt. Der deutsche Eiskunstlaufmeister und Vizeweltmeister, Werner Rittberger, war mit von der Partie.

Zuvor diente das Gewässer weit über 100 Jahre lang dem 1935 abgebrannten Bärenhof als Sägeweiher. Sein Wasser speiste die älteste Klopfsäge auf der Gemarkung Titisee, sie stammte aus dem Jahr 1798. Dagegen war die Zeit als Eisstadion relativ kurz, denn schon 1945 wurde die Anlage als solche geschlossen. Der Weiher fand eine erneute Verwendung; er wurde als Eiskammer der Brauerei Ganter genutzt. Bis zur deren Schließung kühlte das Eis das Bier der Seemer, wie sich die Anwohner des Titisees selbst bezeichnen. Heute liegt der Weiher in einem Naturschutzgebiet. Wanderwege führen vorbei und laden die Besucher zur Ruhepause ein. Dabei kann die einheimische Pflanzen- und Tierwelt beobachtet werden. Mit etwas Glück sieht man sogar einen Bieber. Die Nager bauen hier Burgen und ziehen ihre Jungen groß, weshalb man Hunde unbedingt anleinen sollte.

Ein besonderes Erlebnis; die Falknerei Ruchlak lädt freitags nachmittags zur Flugvorführung ihrer Greifvögel auf der Eisweiherwiese ein, www.falknerei-ruchlak.de.


12

Eisweiher

Startpunkt: Parkplatz der Badestelle

Strandbadstraße

79822 Titisee-Neustadt

Im Bruggerwald dem Weg entlang des Sägebaches folgen und bei der Weggabelung rechts abbiegen

13 Ort der Geschichte
Titisee-Neustadt: Öhlermühle in Jostal

In der Öhlermühle im Schildwendetal scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Das Nebental des Jostals soll seinen Namen erhalten haben, da ein Kutscher am Talende sein Schild, gemeint ist damit die Front des Gefährts, wenden musste, weil der Weg nicht weiter befahrbar war.

Die Mühle ist ein wahres Kleinod Schwarzwälder Kulturgeschichte und liegt auf 1.000 Metern. 1772 erstmals urkundlich erwähnt, war sie bis 1934 ohne Strom in Betrieb. Nach der Elektrifizierung wurde sie sich selbst überlassen. Seit 1988 steht die Mühle unter Denkmalschutz. In mühevoller Kleinarbeit versetzte August Fürderer vom nebenstehenden Hof sie in den Urzustand und bietet seither Führungen auf Anfrage an.

Wie der Name schon sagt, wurde in der Mühle nicht nur Korn gemahlen; ihr Herzstück ist eine Ölpresse für Lein. Die Flachsfaser fand ihren zweiten Nutzen in der Weiterverarbeitung zu Stoff. Gut betucht war, wer sich Leinen leisten konnte. Baumwolle gab es hierzulande zur Gründerzeit der Mühle noch nicht.

Eine neue Bedeutung hat die Mühle als Bühnenkulisse erhalten. Die dortigen Jostäler Freilichtspiele sind über die Grenzen des Hochschwarzwaldes hinaus bekannt. In den historisch ausgerichteten Stücken wird die Schwarzwaldgeschichte samt Dialekt lebendig. Die Mitglieder des Männergesangvereins Eckbach-Jostal, die die Festspiele veranstalten, erweisen sich nicht nur als Sänger, sie sind gleichfalls Schauspieltalente und Kulissenbauer. Der Aufwand ist immens, darum finden die Spiele nur rund alle drei Jahre statt.

Am besten Sie parken bei Ihrem Besuch der Öhlermühle das Auto zwei Kilometer vorher auf dem Parkplatz nach der Abzweigung Schildwende von Neustadt kommend, da bei der Mühle keine ebene Fläche zur Verfügung steht.

Statt mit dem Auto anzureisen, kann man mit dem Zäpfle Bähnle von Titisee aus eine Rundfahrt durch die Täler unternehmen. Der Ausstieg ist möglich an der Fürsatzhöhe, mehrere hundert Meter oberhalb der Mühle.


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Öhlermühle

August Fürderer

Schildwende 18

79822 Titisee-Neustadt/Jostal

07651 5483

s’ Hochschwarzwälder Zäpfle Bähnle

Willi Rosenstiel

Gewerbestraße 26

78199 Bräunlingen-Döggingen

0175 7238971

www.zaepfle-baehnle.de

14 Ein Heiliger für die Welschen
Titisee-Neustadt: Josenkapelle in Jostal

Mitten im länglich gezogenen Jostal, versteckt hinter dem Gasthof Tannzapfenland, steht eine Kapelle. Sie scheint von der Welt vergessen, dementsprechend auch das Wissen um ihre Bedeutung. Dabei ist das Gotteshaus ein geschichtsträchtiger Ort, es birgt das Geheimnis vom Aufeinandertreffen uralter Kulturen. Es wird nicht mehr zu Gottesdiensten genutzt, vielleicht wegen der versteckten Lage. Dabei hat man von der Kapelle aus einen wunderschönen Blick ins Tal, eine Ruhebank lädt bei einer Wanderung zur Mußestunde ein.

Der ursprüngliche Name des Jostals lautete »Welschenordnach«. Wie im Nebental Langenordnach gab das von Norden kommende Wasser – das keltische Wort dafür heißt »Ach« – dem Tal seinen Namen. Und »Welsche« sind Fremde. Wie? Leben im Tal keine Schwarzwälder? Im Gegenteil, die Nachfahren der Urschwarzwälder sind im Jostal zu Hause. Neusiedler, die im Mittelalter durch die Klöster St. Peter, St. Märgen und Friedenweiler angeworben wurden, um zu roden, kamen aus allen Himmelsrichtungen und trafen hier zusammen. Die Welschen waren in den Augen der Neuankömmlinge keine anderen als die alteingesessene keltisch-römische Urbevölkerung. Der Hochschwarzwald war nicht menschenleer, als die Klöster ihn kultivierten, nur dünn besiedelt. Sie christianisierten das Heidental letztlich.

 

Seinen heutigen Namen erhielt das Tal durch den heiligen Jodokus (auch Jost genannt), ein Einsiedler mit adliger Abstammung, der in dieser Einöde verehrt wurde. Er lebte im 7. Jahrhundert im jetzigen Nordfrankreich und gründete dort das benediktinische Kloster St.-Josse-sur-mer. Vermutlich waren es Pilger auf dem Jakobusweg, die die Legende von ihm ins Tal brachten. Bis ins 19. Jahrhundert schenkte man in diesem Kirchlein den Johanneswein zum Schutz gegen böse (alte) Mächte aus.

Binden Sie das Gotteshaus in eine Rundwanderung ein. Bei allen Tourist-Infos gibt es zum Selbstkostenpreis einen Kapellenführer mit wunderschönen und gut beschriebenen Touren.


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Josenkapelle

Jostalstraße 90

Neben dem Appartement-Haus des Gasthofs Tannzapfenland

79822 Titisee-Neustadt/Jostal

www.tannzapfenland.de

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