Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis

Alfred Bekker et al.

Published by Alfred Bekker präsentiert, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis

COPYRIGHT

Tardelli und die ehrenwerte Gesellschaft

Copyright

Die Hauptpersonen des Romans:

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

Trick 18

Undercover Mission

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

Notwehr

Copyright

Mittwoch, 12. September

Donnerstag, 13. September

Freitag, 14. September

Samstag, 15. September

Nachwort

Die Bestie von New York

Copyright

Prolog

1. KAPITEL: GEHEN SIE NACH NEW YORK

2. KAPITEL: FLUG DURCH DIE NACHT

3. KAPITEL: BEGRÜSSUNG

4. KAPITEL: DER DICKE SOLLANDER

5. KAPITEL: BEI FISHER

6. KAPITEL: DAS HELLBLAUE AUTO

7. KAPITEL: NAPOLEON

8. KAPITEL: DIE TREPPE

9. KAPITEL: WEISSE MÄUSE

10. KAPITEL: SAVOY CLUB

11. KAPITEL: DAS KLOSTER

12. KAPITEL: DIE FRAU DES FLEISCHERS

13. KAPITEL: PERCY GREY

14. KAPITEL: DER BAHNHOF

15. KAPITEL: DIE TORTE

16. KAPITEL: DIE ZEITUNG

17. KAPITEL: BRIEFE

18. KAPITEL: EVELYNE

19. KAPITEL: MISTER BILLIGAN

20. KAPITEL: EVELYNE KAM NICHT

21. KAPITEL: DAS TELEGRAMM

22. KAPITEL: ABRECHNUNG

Bount Reiniger und die Gang: N.Y.D. – New York Detectives

Copyright

Die Hauptpersonen des Romans:

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

 

21

22

23

24

25

26

27

Further Reading: 1000 Seiten Krimi-Paket Morde für den Strandurlaub 2019

Also By Alfred Bekker

Also By A. F. Morland

Also By Cedric Balmore

Also By Fred Breinersdorfer

Also By Meinhard-Wilhelm Schulz

Also By Theodor Horschelt

Also By Reiner Frank Hornig

About the Author

About the Publisher




Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis


Von Alfred Bekker, Fred Breinersdorfer, Theodor Horschelt, A.F.Morland, Cedric Balmore, Reiner Frank Hornig, Meinhard-Wilhelm Schulz

––––––––


Dieses Buch enthält folgende Krimis:

––––––––


Cedric Balmore: Tardelli und die ehrenwerte Gesellschaft

Reiner Frank Hornig: Trick 17

Alfred Bekker: Undercover Mission

Fred Breinersdorfer: Notwehr

Theodor Horschelt: Die Bestie von New York

A.F.Morland: Bount Reiniger und die Gang

Meinhard-Wilhelm Schulz: Die Schlangen von Venedig

––––––––


Die Geier-Gang ist brutal und rücksichtslos im Erpressen von Geld. Als eines der Opfer sich an den Privatdetektiv Bount Reiniger wendet, ändert sich die Sachlage plötzlich. Der Anführer der Bande wird angeschossen und verhaftet. Sein Nachfolger in der Gang geht gefährliche Wege, um an Geld zu gelangen. Er lässt sich darauf ein, für einen anderen Tonbänder mit brisanten Aufzeichnungen zu beschaffen. Als er dann mehr Geld dafür verlangt, bricht das Unheil über die Gang herein.




COPYRIGHT


Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de




Tardelli und die ehrenwerte Gesellschaft


Ein Roberto Tardelli Thriller

von Cedric Balmore

Der Umfang dieses Buchs entspricht 107 Taschenbuchseiten.

Cindy Bell, ein Fotomodell und Playgirl, hat brisante Informationen über die Ehrenwerte Gesellschaft von Chicago. Diese will sie an Roberto Tardelli weitergeben, der für COUNTER CRIME, eine geheime US-Regierungsorganisation, arbeitet. Doch bevor der Mafiajäger mit dem Girl in Kontakt treten kann, wird es vor seinen Augen ermordet.




Copyright


Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de




Die Hauptpersonen des Romans:


Cindy Bell — Sie musste sterben, weil sie gefährliche Informationen weitergeben wollte.

Herb Greene — Ein Mann, der vor keinem noch so makabren Geschäft zurückschreckt, wenn es ihm etwas einbringt.

Archie Wingate — Er muss einsehen, dass Mord und Erpressung keine Reichtümer, sondern nur Gefängnis einbringen.

Louis Black — Ein Killer, dem es gleichgültig ist, warum sein Opfer sterben muss.

Roberto Tardelli — Ein Mann, der allein gegen die Mafia kämpft und ihr wieder einmal einen entscheidenden Schlag versetzen kann.




1


Rufus Maretti trug das abgestoßene Trompetenfutteral unter seinem Arm. Ein verdrossen aussehender Bühnenarbeiter musterte ihn verächtlich. Es war zu erkennen, dass er nicht viel von weißen Musikern hielt, schon gar nicht von denen, die hier im 'Plaza' auftraten. Aber der Bühnenarbeiter irrte sich. Maretti machte seine Musik nicht mit einer Trompete, sondern mit den tödlichen Akkorden seines Gewehrs.

Rufus Maretti stieg über einige am Boden liegende Bühnendekorationsstücke hinweg. Er sah am vorderen Bühnenrand die Mitglieder des Orchesters, acht Männer in roten Fräcken. Der Bassist stimmte sein Instrument, seine Kollegen standen in einer Gruppe beisammen und lachten über einen Witz des Bandleaders.

Die Band spielte nostalgisch im Guy-Lombardo-Stil, so hieß es jedenfalls auf den Plakaten. Die Tanzlustigen waren scharenweise gekommen, auch die Jungen, von denen man geglaubt hatte, dass sie die Welle nicht mitmachen und lieber bei Soul und Beat in Diskotheken rocken würden.

Das 'Plaza' war ein umgebautes Theater. Ende der vierziger Jahre hatte man die Bestuhlung entfernt und einen Ballsaal für tausend Besucher geschaffen. Als die Ära der Bigbands zu Ende ging, war der Laden geschlossen worden, aber vor wenigen Monaten hatte ein findiger Gastronom entdeckt, dass Ballroom Music mit allem, was dazu gehörte, wieder 'in' war. Seitdem erfreute sich das 'Plaza' regen Zuspruchs und wachsender Beliebtheit.

Rufus Maretti überquerte den hinteren, im Dunkel liegenden Bühnenteil mit gebotener Vorsicht. Er hatte keine Lust, über Kabel und herumliegende Kulissenstücke zu stolpern. Sein Gewehr mit der ausgefeilten Mechanik war allergisch gegen Fall und Stoß.

Maretti war am frühen Nachmittag hier gewesen. Er kannte sich aus und fand zielstrebig die Tür, die zum Schnürboden führte. Nachdem er sie hinter sich geschlossen hatte, knipste er die mitgebrachte Taschenlampe an. Der Lichtkegel geisterte vor ihm über den Gitterrost der steil nach oben führenden Eisentreppe. Maretti pries im Gedanken seine profihafte Einstellung, die ihn dazu bewogen hatte, diesen Resonanzboden mit kreppbesohlten Schuhen zu betreten. Er verursachte beim Weitergehen kein Geräusch, auch nicht auf der Galerie unter dem Bühnendach, auf der einmal die schweren Scheinwerfer gestanden hatten. Es gab immer noch ein paar Spotlights hier oben, aber die wurden vom Schaltpult des Bühnenmeisters aus dirigiert.

 

Maretti ging bis zum Ende der Galerie. Hier befand sich eine Eisentür. Er hatte sie am Nachmittag aufgebrochen, ohne befürchten zu müssen, dass jemand seine Vorbereitungen entdeckte. Er öffnete die Tür, die während der Theaterepoche des Gebäudes als Notausgang gedient hatte. Ein schmaler Holzsteg endete an der zum Hof weisenden Hinterfassade des Hauses. Hier war eine Feuerleiter in die Wand eingelassen. Sie war mit der Rampe verbunden, die zum Bühneneingang gehörte. Dieser Zugang war zugemauert worden.

Rufus Maretti atmete tief durch.

Er war gut gelaunt und fand, dass er sich für den Mord eine ideale Plattform ausgesucht hatte.

Rufus Maretti war kein Romantiker, aber der pastellfarbig getönte Lichtschirm, der sich über dem abendlich dunklen Chicago spannte, rührte etwas in ihm an. Er liebte diese Stadt mit ihren Millionen Lichtern. Ein fantastisches Glitzerding!

Fast bedauerte er das Girl, das in diesem Augenblick voller Amüsierdrang zum 'Plaza' unterwegs war und nicht wusste, dass sie in ihren Tod tanzen würde.

Mord im Tanzsaal!

Ein gefundenes Fressen für die Zeitungen ! Es war für Rufus Maretti ein Jammer, dass er für die Schlagzeilen, die er der Presse lieferte, kein Honorar fordern konnte. Rufus Maretti zog die Tür ins Schloss, ging behutsam bis zum Ende der hufeisenförmig angelegten Galerie, drückte einen Holzschieber beiseite und blickte aus der etwa handbreiten Öffnung auf das zunehmende Besuchergewimmel im Saal hinab.

Die Tanzfläche war aus Mattglassteinen zusammengesetzt und wurde von unten her beleuchtet. Um dem gewaltigen Raum eine intime Atmosphäre zu geben, hatte man auf eine Deckenbeleuchtung verzichtet und jeden Tisch mit Lampe und Telefon ausgerüstet. Die Tischnummern waren in die Lampenschirme eingelassen und aus jeder Saalecke erkennbar.

Maretti steckte die Taschenlampe ein, stellte das Futteral ab und zog sich den Stuhl heran, den er bereits am Nachmittag herbeigeholt hatte. Er setzte sich, öffnete den Trompetenbehälter und nahm das zusammenlegbare Gewehr heraus. Es hatte einen abgesägten Lauf und einen verkürzten Kolben. Maretti fügte die Teile ineinander, schob das Zielfernrohr in seine Verankerung, nahm die Waffe hoch und ließ das Fadenkreuz mit seinem stark vergrößernden Nachtglaseffekt über die Tischreihen gleiten. Er sah lachende, erwartungsvolle oder auch nur gelangweilte Gesichter. Er kannte keines davon, sie interessierten ihn nicht, aber als ihm eine besonders widerwärtig anmutende Männervisage ins Fadenkreuz kam, juckte es ihm in den Fingern, sein Killertalent unter Beweis zu stellen.

Natürlich war der Nichtsahnende im Saal völlig ungefährdet. Maretti tötete nur auf Bestellung und gehörte nicht zu denen, die sich den Luxus von Gefühlen leisteten.

Maretti zog eine Taschenflasche aus dem olivgrünen Regenmantel und nahm einen Schluck daraus. Er rauchte nicht, er war auch kein Trinker, aber er liebte in gewissen Situationen die belebende Wärme des Alkohols. Sie erleichterte ihm das Warten.

Aus seiner Vogelperspektive beobachtete er das Treiben im Saal und fuhr sich rasch mit der Zunge über die Lippen, als er plötzlich das Girl bemerkte, dem sein Kommen galt.

Er nahm die Waffe hoch, um Cindy durch das Zielfernrohr besser sehen zu können. Sie sah fantastisch aus, vielleicht um eine Nuance zu aufgedonnert für einen Schuppen vom Charakter des 'Plaza'. Das schulterfreie Kleid nahm sich in einer von Straßenanzügen und Konfektionsfähnchen bestimmten Umgebung wie ein Fremdkörper aus. Aber wenn jemand die apfelgrüne Chiffonkreation tragen konnte, dann sicherlich die fabelhaft gewachsene Cindy Bell.

Maretti hatte ihre Biographie im Kopf.

Clarissa Bell, genannt Cindy. Sechsundzwanzig Jahre alt, ledig, zwei geplatzte Verlobungen, davon eine sehr spektakuläre mit John Hillary, dem Millionenerben und Juniorchef des gleichnamigen Kugellagerimperiums.

Cindy hatte das gewisse Etwas. Sie war naturblond. Ihre Zähne hatten schon oft genug für Zahnpasten geworben, und das Strahlen ihrer großen, violett schimmernden Augen bewährte sich mindestens einmal im Jahr auf dem Deckblatt eines der großen Magazine.

Cindy war Playgirl, Fotomodell und Kleindarstellerin (Film und Fernsehen) in einem, sie gehörte zu den Randfiguren des Jetsets. Sie war aus verständlichen Gründen überall gern gesehen, aber sie hatte schon vor Jahren herausgefunden, dass sie den Reichen und Möchtegernreichen vor allem als Garnierung diente, als optische Party-Attraktion, und dass man sie wegen ihrer Herkunft aus einer Grubenarbeiterfamilie niemals in jene Kreise aufnehmen würde, deren Erschließung ihr durch die Verlobung mit Johnny Hillary um ein Haar geglückt wäre.

Das Orchester begann zu spielen. Eine Schnulze, die sich als 'Theme Song' anbot und die an das Highlife der dreißiger Jahre erinnerte. Die Musik verebbte, der Bandleader sagte ein paar heiter-banale Worte, dann ging’s richtig los, die Band spielte einen Quickstepp. Rufus Maretti nahm einen zweiten letzten Schluck aus seiner Flasche.

Der Tanz in den Tod konnte beginnen.

„Wollen wir?“, fragte der Mann, der sich in Cindy Beils Begleitung befand. Er blickte zur Tanzfläche, die sich rasch füllte. Mit den Fingern der rechten Hand vollzog er den Musikrhythmus nach. Sie saßen an Tisch 13.

„Du bist nicht im Takt“, rügte Cindy.

Er sah sie an. Sein Name war Herb Greene. Er war neunundzwanzig und besaß ein paar Second-Hand-Läden zwischen der 105ten und 113ten Straße. Man wusste von ihm, dass er die Geschäfte nur betrieb, um seine Aktivitäten als Hehler tarnen zu können. Aus irgendeinem Grund ließ man ihn weitgehend unbehelligt, anscheinend besaß er die richtigen Drähte zur Polizei. Tatsache war, dass er sich gelegentlich als Spitzel betätigte und auf diese nicht risikoarme Weise zu besonderen Privilegien gelangt war.

„Was ist los mit dir?“, fragte Herb und ließ die Hand sinken. „Nervös?“

Er hatte einen kantigen Schädel und wegen einer Fehlschaltung in seiner Pigmentenzentrale schlohweißes, aber sehr dichtes Haar. Es reichte ihm bis weit in den Nacken. Er sah damit recht gut aus und hielt sich auf sein Äußeres nicht wenig zugute.

„Wundert dich das?“, fragte Cindy und fischte ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Handtasche. Greene gab ihr Feuer und starrte dabei fasziniert in die wohlgefüllten Tiefen von Cindys Ausschnitt.

„Du übertreibst“, erklärte Herb Greene. „Warum teilst du dem Mann nicht ganz normal mit, was du auf dem Herzen hast und loswerden möchtest?“

„Das habe ich dir schon einmal erklärt. Ich habe das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Ich möchte fast wetten, dass mein Telefon angezapft ist. Der Mann, der die Informationen bekommen soll, gehört leider nicht zu denen, die eine feste Adresse mitsamt Telefonnummer haben. Er ist wie ein Phantom, aus gutem Grund. Hier im Saal lassen sich Nachrichten geradezu ideal und völlig unverfänglich austauschen. Ein Drittel der Tischtelefone wird ständig benutzt. Neun von zehn Leuten geht’s dabei ums Anbandeln, aber ein paar dürften auch dazwischen sein, die die Anlage als konspirative Kommunikationsquelle benutzen.“

„Ist er schon da?“

„Fragen stellst du! Ich habe keine Ahnung, wie er aussieht. Ich kann nicht mal sagen, ob sein Name stimmt. Rick Briggs. Klingt nicht sehr vertrauenerweckend, oder?“

„Ich finde nichts Ungewöhnliches daran“, erklärte Herb Greene.

Das Tischtelefon läutete.

Cindy erstarrte. Sie musterte den Apparat mit einem Gesichtsausdruck, als sei zu befürchten, dass er gefährliche Stromschläge verteilte.

„Nimm ab“, drängte Herb Greene, der einen blauen Samtblazer mit knallroter Schleife trug. „Worauf wartest du noch?“

„Geh zur Toilette“, forderte sie Greene auf, ohne den Blick vom Telefon zu lösen.

„Warum denn das?“

„Ich will nicht, dass du mithörst.“ Greene runzelte die Augenbrauen. Er hatte sie, um einen Kontrast zum Haupthaar zu erzielen, schwarz gefärbt. „Vertraust du mir nicht?“

„Das steht nicht zur Debatte. Aber wenn du mitkriegst, was ich weiß und zu sagen habe, gerätst du automatisch in den gleichen Gefahrenstrudel wie ich. Es ist nur in deinem Interesse, wenn du verduftest.“

„Ich bin kein ängstlicher Typ, das weißt du.“

„Verschwinde! Es ist ja nur für ein paar Minuten“, sagte Cindy.

Herb Greene zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst“, sagte er, stand auf und entfernte sich. Cindy griff herzklopfend nach dem Hörer. „Ja?“, meldete sie sich und war bemüht, ihre Stimme fest und ruhig klingen zu lassen.

„Hier ist die 24, dein Traumboy“, sagte eine männliche Stimme, der anzumerken war, dass ihre Kessheit von Alkohol genährt wurde. „Du siehst mich, wenn du dein Superköpfchen nach halb links drehst. Wir sind füreinander bestimmt, Baby, das ...“

Cindy legte auf. Sie war nicht ärgerlich. Mit solchen Zwischenspielen musste man im 'Plaza' fertigwerden. Sie rauchte weiter, ließ ihre Blicke durch den Saal wandern und fragte sich, warum sie nicht mehr richtig glücklich sein konnte.

Du gehst zu viel aus, warf sie sich vor. Du tanzt auf zu vielen Parties. Alles wird mal zur Routine, zur Gewohnheit. Du solltest die Stadt wechseln und an einen Ort gehen, wo du nicht als Amüsierbiene abgestempelt bist und wo sich dir die Chance bietet, einen vernünftigen Mann kennenzulernen. Einen, der nicht nur seinen Spaß, sondern eine Ehefrau sucht, eine feste Bindung.

Cindy seufzte. Sie wusste, wie sinnlos es war, sich mit diesen Gedanken im Kreise zu bewegen. Sie war in dieser Stadt groß geworden, in Calumet City, um exakt zu sein. Cindy liebte ihre Umgebung, obwohl sie tiefer und schärfer hinter gewisse Luxusfassaden als die meisten anderen geblickt hatte und genau wusste, wie viel Dreck, Brutalität und Verkommenheit sich dahinter verbargen.

Herb Greene kehrte zurück und setzte sich. „Das ging schnell“, sagte er.

„Bei dir auch.“

„Ich musste nicht. Ich habe nur ’ne Runde gedreht. Alles erledigt?“

„Nein, ein Spinner wollte mich zum Tanzen auffordern“, sagte Cindy und blickte ihrem Gegenüber ins Gesicht. Sie kannte Greene seit Jahren, aber erst vor zwei Monaten war sie mit ihm intim geworden. Sie fand ihn amüsant. Er war großzügig, ein kurzweiliger Gesellschafter. Sie hatte ihm gesagt, dass sie niemals imstande sein würde, ihn wirklich zu lieben, und er hatte das akzeptiert.

„Du schwitzt“, stellte sie fest.

„Es ist heiß“, sagte er.

„Es ist eher kühl. Hast du Angst?“

„Muss ich mich wiederholen? Ich bin kein ängstlicher Typ“, sagte Greene.

„Was quält dich?“, fragte Cindy.

Ihr Herz klopfte. Sie wusste, dass Greene ein Windhund war, der Freundschaft und Loyalität für einen schnellen Dollar über Bord warf, aber sie hatte nicht erwartet, dass er etwas tun könne, was ihr schadete. Plötzlich zweifelte sie an dieser Auffassung. Sie fragte sich, ob Greene zu ihren Gegnern gehörte und die Aufgabe hatte, sie zu bespitzeln. Zuzutrauen war ihm das. Er arbeitete für alle, die bereit waren, sein Engagement zu honorieren.

Sie bedauerte plötzlich, Greene den Namen des Mafiajägers genannt zu haben.

Rick Briggs.

Greene machte aus allem Geld, das war sein Naturell. Es war zu befürchten, dass er auch im Falle von Rick Briggs diesem Prinzip zu huldigen gedachte.

„Du wirst seinen Namen keiner Menschenseele nennen, verstehst du?“, murmelte Cindy.

„Ich bin doch nicht verrückt. Ich setze mich nicht zwischen die Stühle.“

Es war klar, was er meinte. Greene wusste, dass sie darauf brannte, mit denen abzurechnen, die ihr Glück zerstört hatten. Ihre geplatzte Verlobung verdankte sie vor allem den Intrigen der Mafia, die nicht gewillt gewesen war, einen so kapitalen Fisch wie John Hillary einem Tingeltangelmädchen zu überlassen.

Greene wusste, dass sie seit Langem auf eine Gelegenheit wartete, ihre vielfältigen Mafiakenntnisse jenen zu vermitteln, die fähig waren, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Mit der Polizei ließ sie sich nicht ein, der misstraute sie nach ein paar unguten, persönlichen Erfahrungen auf der ganzen Linie.

Greene wusste, wie sie über die Mafia dachte. Wenn er davon sprach, sich nicht zwischen die Stühle setzen zu wollen, war klar, worauf er sich bezog. Es war gefährlich, die Partei der Mafiosi zu ergreifen, aber nicht weniger riskant, jene bloßzustellen, die die Ehrenwerte Gesellschaft bekämpften.

„Wie bist du mit ihm bekannt geworden, mit Briggs, meine ich?“, fragte Greene.

Die Kapelle spielte einen Charleston. Greene wandte den Kopf, um das allgemeine Gliederschlenkern beobachten zu können.

„Das habe ich dir schon einmal erzählt“, antwortete Cindy ungeduldig. „Er hat mich angerufen.“

„Einfach so?“

„Nicht ganz. Diese Leute haben Informanten und einen Riecher für potentielle Mitarbeiter“, sagte Cindy. „Natürlich war ich zunächst misstrauisch. Der Kerl hätte ja ein Spitzel sein können. Ich habe mindestens ein Dutzend Mal mit ihm telefoniert, ehe ich mich bereit erklärte, die große Arie anzustimmen.“

„Heute“, sagte Greene.

„Ja, heute. Hier im 'Plaza'.“

„Warum, zum Teufel, hast du mich mitgenommen, wenn du nicht willst, dass ich das Gespräch mithöre?“

„Wir sind seit Monaten ein Paar, wie es so schön im Volksmund heißt. Es würde auffallen und Aufmerksamkeit erregen, wenn ich allein zum Tanzen ginge. Du bist mein ständiger Begleiter. Du kannst mich herauspauken, wenn es wegen des Telefonats unerwartete Schwierigkeiten geben sollte. Das wirst du doch tun, oder?“

„Du denkst an alles, was?“

„Ich hoffe es.“

Er schaute sie an, einen merkwürdigen Ausdruck in seinen Augen. „Auch an deinen Tod?“

Cindy erschrak. Ihr gefielen weder die Frage noch Herb Greenes Blick. „Warum sagst du das?“, wollte sie wissen.

„Ich muss dich warnen“, erwiderte Greene gerade laut genug, um sich bei der von Lautsprechern verstärkten Musik verständlich machen zu können. „Ist dir wirklich klar und bewusst, was du riskierst?“

„Ich muss es tun“, sagte Cindy. „Es ist eine Frage des Stolzes, der Selbstbehauptung.“

„Tanzen wir?“

„Meinetwegen“, sagte Cindy nach einem letzten, nervösen Blick auf das Telefon. Sie drückte ihre Zigarette im Ascher aus und folgte Herb Greene auf die Tanzfläche.