Flucht der Hugenotten - im Namen Gottes

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Flucht der Hugenotten - im Namen Gottes
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Walter Brendel

Flucht der Hugenotten - im Namen Gottes

Aufbruch ins Ungewisse

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag: © Copyright by Walter Brendel

Verlag: Brokatbook Verlag Dresden Gunter Pirntke

Gunter Pirntke

Altenberger Straße 47

01277 Dresden

brokatbook@aol.com

walterbrendel@mail.de

Inhalt

Einleitung

Landonvillers,1685

Marie Durand

Der Albtraum

Die Hugenotten in Frankreich

Die Bluthochzeit und das Edikt von Nantes

Bordeaux, 1685

Frankfurt am Main, 1686

Die Godeffroys

Bei den Loyals in Frankfurt am Main

Zurück in Hamburg

Wieder bei den Loyals

Ostpreußen, 1711

Zusammenfassung

Quellen

Einleitung

Der Doku-Roman behandelt den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten, der in Frankreich 1685 als ein „Krieg im Namen Gottes“ geführt wurde. König Ludwig XIV. sieht in den Hugenotten, der protestantischen Minderheit im Land, nämlich eine Bedrohung und löst mit einem einzigen Federstrich ihre Verfolgung aus. Wer seinem Glauben nicht abschwört und zum Katholizismus konvertiert, erfährt Gewalt und Willkür oder wird vertrieben und muss fliehen.

1685 tobt zwischen Katholiken und Protestanten ein Krieg. In Frankreich werden die Hugenotten als protestantische Minderheit verfolgt. Handwerkerfamilien, wie die Looyls und Kaufleute, wie die Godeffroys suchen eine neue Heimat. Aber auf Flucht stehen harte Strafen. Männer kommen auf die Galeeren, Frauen zur Umerziehung ins Kloster.

Auch die Familie Loyal sowie die Kaufleute Godeffroy und sowie der zehnjährige Händlersohn Pierre Boué stehen vor der Entscheidung zu fliehen. Die Geschichte der Hugenotten handelt von Flucht und Vertreibung und der Hoffnung auf einen Neuanfang in der Fremde.

Allein in den deutschen Territorien suchen rund 40 000 Hugenotten Schutz. Die Geschichte der Hugenotten handelt von Flucht und Vertreibung und der Hoffnung auf einen Neuanfang in der Fremde.

Das Leben von Suzanne Loyal, ihrem Mann Abraham und ihren Kindern ändert sich von Grund auf. Freunde und Nachbarn werden zu Verrätern und Feinden. Die Soldaten des Königs ziehen marodierend durch hugenottische Gebiete. Auch die Kaufmannsfamilien Boué und Godeffroy aus Bordeaux und La Rochelle ahnen, dass sich für sie die Schlinge zuzieht, obwohl sie als erfolgreiche Händler eine bedeutende gesellschaftliche Position einnehmen.

Wie viele stehen die Familie Loyal und die Kaufleute Boué und Godeffroy vor der schwierigen Frage: Sollen sie ihren Glauben verleugnen oder eine neue Heimat in den protestantischen Nachbarländern suchen?

Wer die Flucht wagt, riskiert sein Leben. Die Grenzen sind streng bewacht, da die Krone einen Exodus der hugenottischen Elite des Landes unbedingt verhindern möchte.

Suzanne Loyal und ihre Familie, die Kaufleute Godeffroy sowie der zehnjährige Händlersohn Pierre Boué haben die lebensbedrohliche Flucht gewagt und sind in den deutschen Landen angekommen. Deutsche Fürsten haben ihre Grenzen geöffnet, um die gut ausgebildeten Hugenotten anzuwerben. Viele Gebiete sind nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges fast menschenleer und sind auf neue Arbeitskräfte angewiesen.

Suzanne und ihrer Familie steht ein beschwerlicher Fußmarsch bevor: Über Frankfurt am Main wollen sie quer durch die deutschen Lande bis nach Brandenburg. Pierre Boué, der spektakulär als Junge in einem Zuckerfass versteckt außer Landes geschmuggelt wurde, versucht, sich in der Hansestadt Hamburg als Kaufmann einen Namen zu machen. Die Godeffroy werden in Frankfurt an der Oder schon sehnlich erwartet. Als berühmte Kaufleute sollen sie der Stadt zu neuem Glanz verhelfen.

Doch vielerorts stoßen die Hugenotten auf Widerstand, und das Ankommen in der Fremde ist schwer. Werden sie in den deutschen Landen ein neues Zuhause finden? Was für Frankreich einen Verlust bedeutete, war für Deutschland ein Gewinn. Nachfahren der Hugenotten wie Theodor Fontane, Carl Benz oder Paul Wallot haben Deutschland geprägt. Ihre Spuren finden sich bis heute, wie das Buch eindrucksvoll beleuchtet.

Landonvillers,1685

Noch ahnte die Familie Loyal noch nichts von der baldigen Katastrophe. Sie befolgten die Gebote Gottes und arbeiteten hart. Es hatte zwar immer wieder Probleme wegen ihres Glaubens gegeben, aber zumeist waren sie gut mit ihren katholischen Nachbarn ausgekommen. Aber der zunehmende Einfluss des Pfarrers und seine Brandreden gegen die Hugenotten brachten die Katholiken zunehmend auf. „Der Herr Pfarrer mag keine Menschen, die nicht voller Ehrfurcht vor im zittern“, sagte Frau Loyal. Natürlich gab es Unmut der Katholiken im Dorf über die Hugenotten, aber man war noch in einer Gemeinschaft und fühlte sich dort geborgen.

Der kleine Ort Landonvillers in Lothringen ist damals ein regionales Zentrum der Hugenotten. Das ehemalige Gotteshaus der Hugenotten ist heute eine Ruine. Auf dem Friedhof befindet sich ein Grabmal der Familie Loyal. Dort sind Familienmitglieder beerdigt, die in Frankreich geblieben sind.

„Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal meine Heimat verlassen musste, der Fluss, die Wälder. Es war so schön, in unserem Dorf. Aber bald änderte sich die Stimmung und wir konnten unseren Glauben nur noch heimlich ausüben.“, so Frau Loyal.

***

Bereits während der Reformation konnten die Protestanten ihren Gottesdienst nur im Verborgenen abhalten. In Frankreich wurden die Anhänger Calvins dann als Hugenotten verunglimpft. Der Name Hugenotte ist erstmals 1551 als Schimpfwort in einer Handschrift aus Périgueux in der Guyenne nachgewiesen. Damals bezeichnete man Bilderstürmer als böse Hugenottenrasse.

Ebenfalls als Schimpfname ist die Bezeichnung Hugenott 1560 im Gebiet um Tours an der Loire den Protestanten beigelegt worden. Von Ihnen behauptete die katholische Partei der Guise, sie hätten sich bei Amboise (unweit von Tours) gegen den jungen französischen König Franz II. verschworen, um ihn von den Herzögen von Guise zu trennen.

Zu der Namengebung mag beigetragen haben, dass in Tours (an der Loire) eine Sage von dem französischen König Hugues Capet umging, der in der Stadt des Nachts als Gespenst nahe dem Hugo-Tor durch die Straßen schweifte. Es lag nahe, auch in den ungeliebten Protestanten lichtscheue Elemente zu sehen. Sie versammelten sich nur nachts im Geheimen in Tours, um als kleine Hugos, als Hugenotten, angeblich Anschläge und Verschwörungen auf die Staatsmacht zu planen.

Wie immer die Entstehung des Begriffes Hugenotten zu erklären ist, er hat sich in Frankreich nach 1560 als Bezeichnung für die Protestanten durchgesetzt. In der Zeit der Hugenottenverfolgungen verlor der Name Hugenott seinen negativen Klang und wurde zu einer ehrenvollen Bezeichnung. Sie hat auch in Deutschland bis zur Gegenwart einen guten Klang.

Der Glaube der Hugenotten geht auf den französischen Reformator Johannes Calvin zurück.


Als Student kam er mit der Lehre Martin Luthers in Berührung. Als ihm der Scheiterhaufen drohte, floh Calvin nach Genf und formulierte seine protestantische Lehre, den Calvinismus. Nur was in der Bibel steht, sollte zählen. Verglichen mit Luther war seine Bibelauslegung radikaler. Zeitgenossen bezeichneten daher Calvin als Despoten von Genf. Kompromisslos beharrte er auf ein Bilderverbot. Dies zeigt sich in den Tempeln, die auf jede Abbildung Gottes verzichten. Die Kirchen waren sehr schlicht im Innenraum, sie durften nicht mir Gold und Silber glänzen, weil das Geld den Armen zugutekommen sollte und sie waren bilderlos, weil das in den zehn Geboten so vorgegeben war. Alles was im Alten Testament stand, wurde sehr ernst genommen.


Die Reformierten kritisierten dem Prunk in der katholischen Kirche als weltliches Machtsymbol, was die Gläubigen einschüchtern sollte. Hugenottische Tempel wie in La Rochelle sind schlichte Gebetshäuser.


Schon der Begriff Tempel steht im Gegensatz zur katholischen Aussage. Es handelt sich um einen funktionalen Versammlungssaal und nicht um einen geweihten Sakralraum. Im Mittelpunkt calvinistischer Gottesdienste stehen die Predig und das singen von Psalmen. Kirche soll nicht, wie bei den Katholiken von oben gesteuert sein, sondern aus selbstverwaltenden Gemeinden bestehen.

 

Dies zeigt sich schon im Aufbau der Tempel. Im Zentrum steht bei reformierten Kirchen die Kanzel. Rund herum war die Gemeinde hufeisenförmig angeordnet, auch aus akustischen Gründen. Es wurde aber sogleich symbolisiert, dass es hier keine Hierarchien gab. Calvins Anliegen war eine Gemeinde, die eigenverantwortlich und unabhängig von Laien gemeinsam geleitet wird.

Der Calvinismus ist geprägt von einer Kirchenordnung, einer Kirchenstruktur, die anders als die römisch-katholische Kirche sehr stark von unten, von der Gemeinde her gelenkt wird. Das ist eine Struktur, die natürlich für eine Kirche im Untergrund, eine Kirche, die ohne staatliche Unterstützung entwickeln muss, ein sehr gut funktionierendes Format.


Auf der anderen Seite aber, haben wir im Calvinismus einen sehr rigorosen, sehr strengen Zugriff auf die Gemeindemitglieder, die sogenannten Sündenzucht unterliegen. Das führt hin bis zu Denunzierungen innerhalb der Gemeinde und einzelne Mitglieder vor dem Kirchenrat zitiert wurden. Also ein sehr strenger, zum Teil ein extremistischer Zug, der hier eine Rolle spielt.

Die Moralvorstellungen Calvins verboten weltliche Vergnügungen wie Kartenspiel, Tanz oder Musik. Luxus war verpönt.


Die Kirchenzucht sorgt für eine strenge Kontrolle. Es drohte der Ausschluss vom Abendmahl und in Calvins Genf wurden Vergehen noch härter bestraft.


Das französische Königshaus war katholisch und empfand die Hugenotten als Bedrohung. Lange duldete man sie als religiöse Minderheit, aber 1685 heilte Ludwig XIV. die Zeit für gekommen, gegen sie vorzugehen. In Paris lebten damals viele Hugenotten. In seiner Hauptstadt empfindet sie der König als besondere Provokation und er erlässt ein Gesetz. Treibender Keil zu diesem Gesetzeswerk war die Marquise de Maintenon, eine unbeschreibliche Hasserin von Andersdenkenden und auch aus dem Groll heraus, dass sie verspottet und verhöhnt wurde.

Im französischen Nationalarchiv wird das Dokument aufbewahrt, indem Ludwig XIV. die Duldung des reformierten Glaubens aufhebt. Das Edikt von Fontainebleau. Der religiöse Glaube wurde aber durch dieses Edikt nicht verboten. Privat konnte man glauben, was man wollte, aber die Ausübung war verboten, also Gottesdienste, Amtshandlungen und Unterhaltung von sozialen Einrichtungen. Das war dann für die meisten Hugenotten der Auslöser, dem Glauben nicht zu verlieren, sondern auf die Flucht zu gehen.

Den etwa 900 000 Hugenotten drohen nun Gewalt und Willkür, wenn Sie nicht zum katholischen Glauben konvertieren. Mit einem Federstrich besiegelt Ludwig XIV. ihr Schicksal.

***

„Wir machten uns große Sorgen, wie es weitergehen sollte, genau wie unser Pastor, der uns überraschend besuchte.“, sagte Frau Loyal. Er brachte ein Flugblatt mit, was er Herrn Loyal in die Hände drücke. Nachdem es dieser betrachtet hat, sagte er zu seiner Frau: „Du glaubst gar nicht, was darin steht. Friedrich Wilhelm, der Kurfürst von Brandenburg, ein Glaubensgenosse, bietet und seine Hilfe an. Wenn wir fliehen, verspricht er uns Sicherheit und Glaubensfreiheit in seinem Kurfürstentum.“ „Vergiss nicht die Berufsausübung, ist das nicht großartig“, warf der Pastor ein, der das Blatt vorgelesen hat.

„Das ist doch Landesverrat“, sagte Frau Loyal erschrocken. Der Pastor ergriff wieder das Wort: „Ein Freibrief des brandenburgischen Kurfürsten, eine Einladung in sein Land, ein Leben in Frieden und Freiheit.“

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?