Ti amo - Trilogie

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Ti amo - Trilogie
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Virginia Cole

Ti amo - Trilogie

Summerheat, Crimson Tide, Moonlight

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Aus den Augen…

… aus dem Sinn

Im Visier

Das Büffet ist eröffnet

Im Schutz der Felsen

Morgen um dieselbe Zeit?

Kennen wir uns?

Wo warst du gestern?

Frauendieb

Bis zum nächsten Mal

Kribbeln im Bauch

Wiedersehensfreude

Erzähl mir was…

Die Überraschung

Einladung

Des Rätsels Lösung

Planänderung

Feuer und Eis

Mit offenen Augen

Vertrau mir

Wir werden uns lieben

Frühling in Kalabrien

„Mond“ auf Italienisch

Kleine Geheimnisse

Überraschung am Strand

Die Offenbarung

Schutzmauer

Erklärungen

Wissen, was zu tun ist

Der Rat eines Freundes

Keinen Schritt weiter

Was bleibt dann?

Ti amo im Mondlicht

Impressum neobooks

Vorwort

Virginia Cole

Ti amo - Trilogie

1) Ti amo – Summerheat

2) Ti amo – Crimson Tide

3) Ti amo - Moonlight

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Virginia Cole

Ti amo – Summerheat

Kurzroman

Was kann schöner sein, als ein Urlaub am Strand? Richtig: Sex am Strand. Olivia hat das Glück, beides in hohem Maße genießen zu können. Obwohl sie eigentlich noch nie für belanglose, körperliche Nähe zu haben war, lässt sie sich auf den schnuckeligen Italiener namens Marco ein. Er ist es, der Olivias ersten Urlaubstagen die Sahnehaube aufsetzt. Doch binnen weniger Stunden ist alles anders: Olivias Herz spielt mehr als verrückt und das ausgerechnet an dem Tag, an dem sie das Gefühl hat, sich einem völlig anderen Menschen hinzugeben, als an den Tagen zuvor… Was steckt hinter Marcos seltsamem Verhalten? Und wer ist eigentlich dieser Fabrizio? Marco hofft, alles noch rechtzeitig aufklären zu können, ehe Olivia Italien verlässt. Wird er es schaffen?

Aus den Augen…

Dieser Moment, wenn man im Dunkeln tappt und trotzdem ganz genau weiß, was auf einen zukommt… Eine Vertrautheit, die man nicht unbedingt sehen muss um zu wissen, dass sie existiert. Geräusche, die man sonst nicht hört, Düfte, die die Nasenspitze sanft umnebeln. Bekannte Gerüche aus vergangenen Tagen und doch so nah, wie nie zuvor. Die Haut liegt frei, lediglich bedeckt von einem leichten feuchten Film, der als Leiter für die unzähligen, kleinen Berührungen dient, die wie Stromschläge wirken und uns nicht nur innerlich zusammenzucken lassen.

Ein nackter Rücken, der an einer ebenso nackten, warmen und muskulösen Brust lehnt. Große, starke Hände auf den Schultern, auf den Oberarmen, überall. Finger, die über die Haut wandern und keinen Millimeter auslassen. Sie erkunden jede noch so kleinste Körperstelle, arbeiten sich ganz langsam von oben nach unten, suchen förmlich nach einem ganz bestimmten Schatz, der sich Perle nennt. Makellose Zähne am Ohrläppchen, warme, weiche Lippen in der Halsbeuge, eine leicht raue Zunge, die über die einzelnen Lippenfältchen streift, ehe sie sich ihren Weg durch die Öffnung bahnt, um endlich ihr passendes Gegenstück zu finden.

Brustwarzen, die sich aufstellen, jedoch nicht vor Kälte. Heißer Atem, der zwischen den Lippen ausgestoßen wird, sobald die Zunge diese wieder freigegeben hat. Die Arme sanft auf seinen Knien abgelegt, die Beine weit gespreizt, um seinen Fingern die Schatzsuche zu erleichtern. Sie kommen näher, immer näher. Fast sind sie angekommen, sie kann es spüren auf ihrer Haut, die ihr in diesen Minuten als Augen dient, während sie diese unter dem weichen Seidentuch leicht geschlossen hält und sich ganz auf ihr Gefühl verlässt.

Sie weiß, dass ER es ist. Er muss es einfach sein. Sie kann ihn nicht sehen, aber das Gefühl, das seine Berührungen auf ihrem Körper hinterlassen, ist unverkennbar.

Jake…

Seine Finger dringen immer weiter vor, erreichen schließlich ihren intimsten Punkt. Der Schatz ist gefunden… Und die Suche damit scheinbar zu Ende.

Was ist los? Warum hielt er plötzlich inne?

Olivia öffnete die Augen. Das Seidentuch war wie weggeblasen, stattdessen drang ihr Blick durch eine Sonnenbrille hindurch. Was sollte das? Während sie versuchte, sich zu orientieren, fiel es ihr wieder ein: Tropea, Kalabrien. Genau dort befand sie sich gerade, alleine, in entspannter Position auf einer Sonnenliege, die sie sich zwei Stunden zuvor hatte reservieren lassen, und blickte noch immer zerstreut aufs Meer. Die nüchterne Realität holte sie schleichend ein.

Sie war im Urlaub. Eine Sommerreise, die sie selbst gebucht hatte, um endlich einmal zu entspannen – und um ihn zu vergessen. Stattdessen lag sie hier und träumte von ihm, und dann auch noch ausgerechnet sowas. Hoffentlich hatte sie nicht laut gesprochen… Verstohlen schaute sie sich um, konnte aber keine auffälligen Blicke der anderen Badegäste wahrnehmen.

Wie hatte dieser Kerl es bloß wieder geschafft, sich so in ihr Unterbewusstsein zu mogeln und sie derart verrückt zu machen? Jake hatte ihr vor gut zwei Monaten mehr als deutlich erklärt, was Sache gewesen war. Genau genommen hieß die Sache Jenny, war vier Jahre jünger und sicherlich 10 Kilo leichter als Olivia. Immerhin war sie im Anschluss an Jakes Offenbarung so sprachlos gewesen, dass die Trennung ohne große Diskussionen und ziemlich kurz und - mehr oder weniger - schmerzlos über die Bühne gegangen war.

Und das nach all der Zeit, nach all den Höhen und Tiefen, die sie gemeinsam durchlebt hatten. Jake war ihr Mann fürs Leben gewesen. Als er sie um ein Gespräch gebeten hatte, hatte sie, wie sie sich später zerknirscht eingestehen musste, eigentlich einen Heiratsantrag erwartet. Stattdessen hatte er seine frisch eroberte Flamme zu seiner neuen, eventuellen künftigen Braut erklärt.

Aber was dachte Olivia nun darüber nach? Es machte keinen Sinn. Er war weg, sie lag in der Sonne – und sollte diese auch genießen, solange sie noch am Strand von Tropea liegen konnte. In sechs Tagen würde der Urlaub schon wieder vorbei sein, also hieß es nun: Altlasten abschütteln wie Sand aus den Schuhen, Sonnenbrille runter von der Nase und ab in die leichten Wellen. Na, ob das eine gute Idee war?

… aus dem Sinn

Das kam davon, wenn man zu lange in der Sonne lag, zu schnell aufstand und nicht genügend Flüssigkeit im Körper hatte weil man irrtümlich davon ausging, dass das Wasser im Meer feucht genug war, um den Körper bei Laune zu halten.

Bereits nach den ersten Zügen bemerkte Olivia, dass irgendetwas nicht stimmte. Helle Blitze traten vor ihre Augen, ehe sich ihr Blick verdunkelte. Über ihre Arme, die nun wild im Wasser rumorten und sie kaum vorwärts brachten, hatte sie längst die Kontrolle verloren. Trotzdem schaffte sie es, mit Mühe und Not zurück zum Strand zu gelangen. Sie konnte das Salz auf ihren Lippen schmecken, versuchte, sich auf das Wasser auf ihren Wangen zu konzentrieren, aber es war schon zu spät.

 

Kaum hatte sie den feuchten Sand erreicht, drehte sie sich mit letzter Kraft auf den Rücken, legte sich einen Arm über ihre Augen und atmete mehrere Male tief durch.

Olivia wusste nicht, wie lange sie hier so lag, jedenfalls fiel plötzlich ein kleiner Schatten auf ihren glitzernden, noch immer feuchten Körper, dessen Mitte sich regelmäßig hob und wieder senkte.

Der Schatten hatte bei dem bezaubernden Anblick, der sich ihm bot, große Mühe, seine Sprache zu finden, rief sich jedoch schnell die augenscheinliche Dringlichkeit ins Gedächtnis.

"Signorina? Signorina?"

Irgendetwas berührte Olivia an der Schulter und versetzte ihr kleine, sanfte Stupser, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ganz langsam ließ sie ihren Arm sinken und legte somit ihre Augen frei, um sie zu öffnen und sich umzusehen. Es hatte sie ein wenig Überwindung gekostet, gegen die Sonne anzukämpfen, die noch immer hoch am Himmel stand, obwohl der Tag schon beinahe 16 Stunden hinter sich hatte. Als sie ihren Kopf nach rechts drehte, hatte sie zwei von der Sonne gebräunte, mit dunklen Haaren übersäte und kräftige Knie, die sich auf dem Sand abstützten, direkt vor Augen. Noch immer leicht benommen ließ sie ihren Blick langsam nach oben wandern und war plötzlich hellwach.

Hätte sie nicht ohnehin schon im Sand gelegen, wäre sie spätestens jetzt in Ohnmacht gefallen. Ihr Herz begann, schneller zu schlagen, was wenigstens ihren Kreislauf allmählich wieder zum Laufen brachte.

"Signorina?"

Olivia ignorierte die Zurufe, die der Schatten von sich gab. Stattdessen versuchte sie, unter den etwa schulterlangen, dunklen, lockigen Haaren das schöne Gesicht zu erkennen.

Ein markantes, aber noch recht junges Gesicht, dunkle Augen mit langen Wimpern, eine scheinbar wohlgeformte Nase, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein und wahnsinnig anziehende Lippen, die immer wieder ihre Aufmerksamkeit suchten.

"Signorina? Prego…"

Endlich besann sie sich, ließ die letzten Minuten noch einmal Revue passieren und wurde sich dem Hintergrund ihrer liegenden Position bewusst.

"Ja?" Verwundert, aber auch erleichtert sah der junge Mann sie an. Er lächelte, als er verstand.

"Oh, Sie sprechen gar kein Italienisch? Das macht nichts, mein Englisch ist nicht gerade schlecht." Nun waren es Olivias Mundwinkel, die langsam den Weg nach oben einschlugen. Eigentlich hätte der Rest ihres Körpers es ihnen gleichtun sollen, stattdessen lag sie da wie gelähmt.

"Soll ich Ihnen hochhelfen?" Augenblicklich legte sich Olivias Stirn in Falten, ehe sie sich ins Gedächtnis rief, was geschehen war und wie das Ganze eigentlich aussehen musste. Peinlich berührt und um Worte bemüht nickte sie und brachte dabei lediglich ein ersticktes "M-hm" zustande.

Der Mann, der vor wenigen Minuten lediglich ein dunkler Fleck im Sand gewesen war, stützte sich auf die Füße, führte seine Hände - eine links, eine rechts - an die Arme der scheinbar hilflosen Frau und hievte sie langsam nach oben.

Endlich stand Olivia wieder auf ihren eigenen Beinen. An diese vertikale Position musste sie sich erst wieder gewöhnen. Ihr Helfer bemerkte das und ließ nicht von ihr ab, ehe er sich sicher sein konnte, dass sie nicht gleich wieder umfiel, sobald er sie losließ. Erst jetzt registrierte er die ganze Pracht der Person, die da nun vor ihm stand.

Schöne schlanke Figur, hübsche Beine, wie er persönlich fand, die Arme passend zum restlichen Körper. Der Bauch war flach aber nicht sonderlich muskulös, die Oberweite… Darüber durfte er nicht weiter nachdenken, obwohl er zugeben musste, dass er sie durchaus anziehend fand. Schnell zwang er sich, seinen Blick noch ein Stück nach oben gleiten zu lassen und blickte ihr direkt in die Augen. Grün. Ihre Augen waren grün.

Die Nase klein, das Kinn etwas spitz, die Lippen voll. Die Haare, mittelbraun und schulterlang, bargen aufgrund des unvorhergesehenen Vorfalls kleine Mengen an Sand in ihren leichten Wellen. Für einen kurzen Augenblick war er versucht, ihr die Haare durchzuschütteln, nahm sich aber der Höflichkeit halber zurück.

Nachdem auch Olivia diesen netten Herrn einem zweiten und diesmal etwas genaueren Blick bedacht hatte, konnte sie ihren ersten Eindruck nur bestätigen. Er sah wunderbar aus. Sie war sich sicher, dass er ein Einheimischer, ein Bewohner Kalabriens sein musste.

Er war es, der zunächst seine Sprache wieder fand.

"Geht es Ihnen gut? Was ist denn passiert?" Olivia rang mit ihrer Fassung und antwortete ihm. "Ich bin vorhin in der Sonne eingeschlafen." Olivia unterbrach sich, dachte an ihren irren Traum, den sie auf der Liege gehabt hatte, schüttelte innerlich den Kopf und fuhr schnell fort.

"Als ich wach wurde, bin ich gleich ins Wasser gesprungen. Ich hätte vielleicht vorher etwas trinken sollen, mein Kreislauf hat schlapp gemacht. Ich konnte gerade so den Strand wieder erreichen und hab mich erst mal hingelegt."

Der Einheimische nickte verständnisvoll. "Ja, unsere italienische Sonne hat es in diesen Monaten wirklich in sich. Man muss wirklich aufpassen, vor allem hier am Strand unterschätzt man die Hitze oft, weil man das Meer vor sich sieht und die Abkühlung fast schon spüren kann, obwohl man direkt in der Sonne sitzt."

Oh ja, eine Abkühlung würde ihm jetzt auch gut tun. Aber selbst das Meer könnte seine innere Hitze nicht verdrängen, denn die rührte ganz woanders her…

"Ja, ich werde es mir merken. Danke sehr für Ihre Hilfe. Ich weiß nicht, wie lange ich sonst noch hier gelegen hätte." Olivia lachte, und der Fremde stimmte mit ein.

Höflich reichte sie ihm zum Zeichen des Dankes die Hand, an der ebenfalls noch vereinzelte Sandkörner hafteten. Nur zu gerne nahm er sie entgegen und stellte sich vor.

"Ich heiße Marco. Marco Danesi. Ich bin oft hier am Strand unterwegs und lasse mich vom Meer inspirieren."

Inspirieren? Das hörte sich interessant an.

"Inwieweit denn?" Marco sprach weiter. "Ich bin Künstler. Ich male Landschaften, manchmal aber auch Personen." Olivia bewunderte sein Talent.

"Und Sie machen hier Urlaub?" Olivia nickte und ließ endlich seine Hand los, die sie schon viel zu lange festhielt. Was sollte er denn von ihr denken?

"Möchten Sie mir Ihren Namen nicht verraten? Oder soll ich Sie weiter 'Signorina' nennen?" Verschmitzt lächelte er sie an und wartete gespannt auf ihre Antwort.

"Oh, ja, richtig. Tut mir leid. Ich heiße Olivia, Olivia Bennett."

Marco war es gewohnt gewesen, weibliche Touristen kennenzulernen, wobei er sie nach einem ersten, zufälligen Zusammentreffen möglichst nur noch von Weitem betrachtete. Niemals hatte er sich näher an eine Urlauberin heran gewagt, denn er hatte sich denken können, wohin das führen konnte…

Aber als er diese junge Frau so nah am Wasser liegen sah hatte er gespürt, dass etwas nicht in Ordnung sein musste und war seinem Instinkt gefolgt, ihr helfen zu wollen. Auch, wenn ihr Körper zuerst eine ganz andere Wirkung auf ihn gehabt hatte, hatte er sich schnell zusammengerissen und versucht, bei der Sache zu bleiben. Er musste nun vorsichtig sein, denn Olivia schien eine Frau zu sein, die ihn schneller um den Verstand bringen konnte, als ihm lieb war.

Auch, wenn sein Aussehen etwas anderes verriet, so hielt er tunlichst davon Abstand, sämtliche Frauen abzuschleppen, nur um sie nach ihrem Urlaub wieder in die Heimat zu verabschieden, als wäre nichts gewesen.

Und daran wollte er sich auch weiterhin halten. Doch da hatte er die Rechnung ohne Olivia gemacht…

Im Visier

Sie standen einander gegenüber, sahen sich an, schauten beschämt wieder weg und schwiegen. Es dauerte eine Weile, bis Olivia endlich zur Weiterführung des Gesprächs ansetzte.

"Vielen herzlichen Dank nochmal für Ihre Hilfe." Sie überlegte einen Augenblick, ob sie ihm abermals die Hand hinstrecken und sich langsam verabschieden sollte. Angesichts ihrer intimsten Gedanken und dem leichten Kribbeln, das sie an einer ganz bestimmten Stelle verspürte, wäre der Rückzug wohl mehr als angebracht gewesen, aber so sehr sie sich auch bemühte – sie konnte nicht widerstehen. Um sich nicht allzu sehr zu verraten, griff sie Marcos Worte von vorhin nochmal auf.

"Nun, da ich noch immer nichts getrunken habe,… Wie wäre es mit einem Drink an der Bar? Ich würde Sie zum Dank gerne einladen. Außerdem wäre ich heute gerne nochmal Schwimmen gegangen, aber ohne Flüssigkeit…?"

Sie war clever, wie Marco sich eingestehen musste. Beide lachten, aber im Verborgenen suchte ihr Retter noch immer nach der richtigen Antwort.

Ein Drink mit dieser hübschen Lady wäre mehr als verlockend. Sie wollte sich bedanken, er hätte eine nette Unterhaltung. Warum eigentlich nicht?

Genau, deshalb nicht. Er wollte niemanden verletzten, weder Olivia, noch sich selbst. Was, wenn sie ihm tatsächlich sympathisch war? Und wenn das auf Gegenseitigkeit beruhte? Nein, das konnte er nicht zulassen, so groß die Versuchung auch war.

"Tut mir leid, aber ich muss direkt weiter. Ich wollte noch einen Freund treffen, sicher wartet er schon auf mich. Aber ich bin öfter hier, vielleicht sehen wir uns nochmal? Sicher ergibt sich noch die Gelegenheit."

Beinahe enttäuscht senkte Olivia den Blick, ehe sie den hübschen Italiener wieder ansah, der ihr von Minute zu Minute besser zu gefallen schien.

Nicht leicht zu haben, der Kerl, dachte sie bei sich.

"Oh, schade. Kein Problem, ich bin noch 5 Tage lang hier, ehe ich wieder abreise. Ich würde mich freuen, wenn ich mich für Ihre Hilfe revanchieren könnte und ich hier jemanden hätte, mit dem ich mich unterhalten kann."

Oder sogar mehr als nur das…

"Gerne. Ich bin mir sicher, wir werden uns noch über den Weg laufen. Aber bevor ich gehe, müssen Sie mir noch etwas versprechen."

Olivia war gespannt. "Passen Sie auf sich auf."

Mit diesen Worten hob er den Arm und wartete darauf, dass Olivia seine Hand nahm und seinen Abschiedsgruß nicht falsch deutete. Er mochte sie wirklich, aber er durfte nicht zu weit gehen.

"Das werde ich. Danke. Vielleicht bis bald."

Olivia stand noch mehrere Minuten so da und sah zu, wie Marco den Strand entlang lief, ehe er einen kleinen Weg hinauflief und hinter einem der Ferienhäuser verschwand.

Hatte sie nur geträumt oder war das gerade wirklich passiert? Der Traum von vorhin war wie weggeblasen, stattdessen spukte ihr dieser nette Bursche im Kopf herum und ließ ihr keine Ruhe mehr. Er sah klasse aus, sprach ihre Sprache, hatte ihr geholfen und übte eine große Anziehungskraft auf sie aus.

Nachdem er sich ihrem Blickfeld entzogen hatte ging sie, wie geplant, an die Bar und bestelle sich eine große Limonade. Das süße Getränk würde ihr guttun, während sie ihre Gedanken wieder ordnen konnte.

Das kühle Nass rann ihr die Kehle herunter. Augenblicklich spürte sie eine Art Erleichterung. Sie atmete tief durch, ehe sie einen weiteren großen Schluck nahm und eine Weile auf einem Eiswürfel herum lutschte. Gedankenverloren saß sie mit dem Rücken zur Theke auf ihrem Barhocker und richtete den Blick auf das Meer zu genau der Stelle, an der sie ihm begegnet war.

Sie spielte mit dem Eiswürfel in ihrem Mund, als wäre er eine Zunge, die fordernd ihren Mund untersuchte. Sie schob ihn nach links, schob ihn nach rechts, ließ ihre Zunge ihn umkreisen und hatte nur noch ihn vor Augen. Erst, als der Eiswürfel zur Größe einer Erbse geschrumpft war und sie erneut dieses Kribbeln zwischen ihren Beinen spürte, kehrte sie in die Realität zurück und schalt sich, diese Gedanken abzustellen.

Marco war ein netter, junger Kerl gewesen, vielleicht in ihrem Alter, der ihr geholfen hatte, gut aussah und nett rüber kam.

Das war alles. Mehr nicht. Fertig.

Oder wie die Italiener sagten: Basta.

Außerdem machte es keinen Sinn, sich in einen Einheimischen zu verlieben. Sie wusste, wie das ausging. Sie war sowieso nicht für Affären zu haben und erst recht nicht für eine fernab der Heimat.

Aber verlockend war der Gedanke daran trotzdem…

Schluss jetzt. Nachdem sie ihr Glas geleert hatte lief sie auf direktem Wege auf das Wasser zu. Stück für Stück drang sie vor, bis sie ihre Arme weit von sich streckte und sich einfach fallen ließ. Sie schwamm ein paar Züge, hielt kurz inne, schaute sich um und schwamm weiter.

 

Dass sie ihrer neuen, männlichen Bekanntschaft keinen Gefallen damit tat, ihren Körper unter Wasser zu verstecken, ahnte sie nicht.

Was für eine Frau, dachte er, als er dort oben stand und auf das Meer – und auf Olivia hinunterblickte. Ihr Körper, ihr Blick, ihre Lippen… Ihre Haut machte den Anschein, als müsste sie zart wie Butter sein. Zu gerne würde er sie streicheln, sie massieren, sie überall küssen und berühren. Er wollte den Duft ihres Haares riechen, wollte schmecken, welches Getränk sie zuvor zu sich genommen hatte und wollte mit sämtlichen Körperteilen ganz in ihr versinken, während sie mit geschlossenen Lidern und geöffneten Lippen dalag und ihm die Oberhand überließ… Ach, Olivia…

Er hatte doch schon zahlreiche Touristinnen gesehen, immer war er standhaft geblieben. Warum machte ausgerechnet sie es ihm so schwer?

Er hatte keine Antwort darauf, aber er wusste, was er als nächstes zu tun hatte. Um das zu erkennen, hatte er seinen Blick nicht unbedingt auf Olivia richten müssen, denn die Beule in seiner kurzen Hose zeigte ihm mehr, als er wissen musste. Er würde keine Ruhe geben, ehe Marco nicht endlich zu ihr hin ging und sie um das Nachholen des gemeinsamen Besuchs an der Bar bat.

Er drehte sich bewusst um, um sie nicht ansehen zu müssen. Irgendwie musste er sich wieder beruhigen, ehe er ihr wieder unter die Augen treten konnte. Er hoffte nur, dass sein kleiner Freund ihn beim Wiedersehen nicht im Stich ließ, sondern dort blieb, wo er hingehörte und zwar in der Größe, die möglichst kein Aufsehen erregte.

Ohne sich noch einmal umzudrehen lief er schnellen Schrittes wieder nach unten, drückte seine Füße, die in leichten Flip-Flops steckten, tief in den Sand und ärgerte sich darüber, dass er nicht schneller vorwärts kam. Doch schließlich hatte er es geschafft.