Sea of Flames

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Sea of Flames
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Svea Dunnabey

Sea of Flames

Bedenken

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Kapitel XXVIII

Kapitel XXIX

Kapitel XXX

Kapitel XXXI

Kapitel XXXII

Impressum neobooks

Kapitel I

Evelyn

>> Noch fünf Minuten Schätzchen, dann bist du an der Reihe.<< rief Ed mir zu, während ich noch einmal meinen schwarzen Eyeliner nachzog und mein Spiegelbild kritisch betrachtete. Dunkelblaue Augen starrten mich an, die durch die Schminke und den Kontrast mit meinen hellen, blonden Locken noch dunkler wirkten.

Unter diesen Bergen von Make-Up, Lidschatten, Mascara, Eyeliner, Lippenstift und Rouge erkannte ich mich selbst nicht mehr, doch das war genau das, was man hier von mir erwartete und was mir die Sicherheit gab, die ich brauchte. Es war die Maske, die mich schützte und hinter der ich mich jedes Mal aufs Neue versteckte.

Die Person, die mich gerade aus dem Spiegel anschaute, war nicht ich, sonst hätte ich hier niemals arbeiten können. Es war als hätte ich zwei Leben oder Persönlichkeiten. Die unscheinbare, alltägliche Eve, die meine Freunde und Familie kannten und die sexy und aufreizende Lexy, die ich nur hier im Club vertrat.

>> Ist das neu?<<

Ich zuckte kurz zusammen, da ich Lisa nicht bemerkt und sie mir im Vorbeigehen auf den Hintern geschlagen hatte.

>> Sieht sexy aus. Da werden die da draußen aber ordentlich abgehen.<<

>> Hoffentlich.<< seufzte ich und richtete noch einmal mein Outfit, das meine Brüste ordentlich nach oben quetschte. Ich hatte mir einen neuen super Push-Up BH gekauft und mit Pailletten verziert, ebenso wie meinen String. Eigentlich brauchte ich mit meiner Körbchengröße D keinen Push-Up, aber hier konnte es nicht schaden. Je größer, desto besser war die Devise. Schnell zog ich noch meine Kleidung, die ich gleich lasziv ausziehen würde, drüber und ging zum Vorhang.

>> Lohnt es sich heute?<< fragte ich Ed, der neben mir stand und darauf wartete, das Debby rauskäme, damit ich auf die Bühne gehen könnte.

>> Ich denke schon. Es sind fast alle Plätze besetzt, also gib dein Bestes.<<

>> Das mach ich doch immer.<<

>> Das weiß ich meine Süße. Neues Outfit?<< fragte er, während er seinen Blick immer wieder über meinen Körper schweifen ließ.

>> Ich hatte mal ein wenig Zeit zum Shoppen.<<

>> Wenn du zu viel Zeit hast, kannst du gerne herkommen und strippen Süße, aber es sieht heiß aus, also lasse ich das mal durchgehen.<<

Er lächelte und drückte mich an seine Seite, als Debbie zu uns durch den Vorhang kam und ich angekündigt wurde.

>> Zeig’s ihnen Süße und zieh ihnen das Geld aus der Tasche!<<

Ich nickte, holte noch einmal tief Luft, um mein eigentliches Ich nach Hause zu schicken und huschte nach der Ansage und den ersten Tönen meines Songs durch den Vorhang. Es war wirklich voll heute und so wie es aussah, gab es heute auch noch einen Junggesellenabschied, was mich besonders freute, da diese oft mehr Geld springen ließen.

Doch bevor ich zu ihnen gehen konnte, tanzte ich erst einmal und zog mich dabei aufreizend aus, woraufhin die Typen auch schon zu grölen, pfeifen und sabbern anfingen. Es war immer das gleiche und eigentlich nur noch traurig, wenn ich an einige Stammkunden dachte.

Nacht für Nacht saßen sie hier, tranken ihr Bier und geilten sich an unseren Körpern auf. Am schlimmsten war es, wenn sie uns auch noch anmachten, als ob wir genauso auf sie abfahren müssten, oder nichts Wert wären und uns mit ihnen als Partner glücklich schätzen könnten. In ihren Augen waren wir der Abschaum der Gesellschaft, doch zum Angaffen waren wir anscheinend gut genug. Aber sie brachten uns Geld, also lächelten wir immer brav und taten so, als wären sie die geilsten Typen auf der ganzen Welt.

Um sie nicht wieder ertragen zu müssen, ging ich zuerst zu der Stange, an der die jungen Typen vom Junggesellenabschied standen und schon wild mit den Scheinen wedelten. Es waren insgesamt 14 Männer um die dreißig, die schon ordentlich angetrunken waren und nur darauf warteten Geld loszuwerden.

Ich räkelte mich an der Stange, schwang mich herum und ließ mir einige Scheine in den Tanga und ans Band stecken, bis mich plötzlich einer von ihnen packte und mir den String ausziehen wollte. Ehe ich mich versah, packte Charly ihn ziemlich grob am Kragen, zog ihn weiter nach hinten und stellte ihn zur Rede, weshalb ich meinen Blick abwandte und weitertanzte, immerhin musste ich Geld verdienen. Da ich nicht mehr viel Zeit auf der Bühne hatte, tanzte ich schnell zu einer anderen Stange, um den nächsten Typen Geld aus der Tasche zu ziehen, damit ich möglichst viel einnahm.

Nachdem ich noch bei einigen Stammkunden und Geschäftsleuten getanzt und geflirtet hatte, ging ich nach einer halben Stunde wieder hinter die Bühne, wo Charly schon auf mich wartete. Als ich näher kam, wusste ich auch, weshalb er hier saß und betrachtete seine Platzwunde am Kopf genauer.

>> War das dieser Wichser, der mir den Tanga ausziehen wollte?<< fragte ich ihn ziemlich außer Atem, da ich am Ende noch einige schwierige Figuren an der Stange getanzt hatte, die mich ausgepowert hatten.

>> Mhm.<<

>> Komm mit ins Büro. Das muss genäht werden.<<

>> Das geht schon. Ich wollte nur sehen, ob du ok bist.<< protestierte er und wollte gerade wieder gehen, weswegen ich ihn festhielt und hinter mir her nach hinten ins Büro zog. Im Gehen schnappte ich mir noch schnell ein Shirt und öffnete die Tür zum Büro, wo ein Verbandkasten war.

>> Der war doch zwei Köpfe kleiner als du.<< stellte ich fest, während ich mir schnell das Shirt überzog, da ich bis auf den String nackt war und anschließend die Erste-Hilfe-Tasche holte.

>> Trotzdem hatte er eine Glasflasche in der Hand, die ich nicht gesehen hatte.<<

Ich seufzte und stellte mich vor ihm hin, da ich die Wunde säubern und desinfizieren musste.

>> Möchtest du eine Betäubung?<<

>> Quatsch, näh den Mist einfach.<<

Ich nickte und holte die Nadel und den Faden heraus, als ich mit meiner Arbeit begann. Charly zuckte kein einziges Mal zusammen und gab auch keinen Laut von sich, was mich schmunzeln ließ. Er war schon immer dieser harte Kerl gewesen.

>> Du bist wirklich tapfer.<< sagte ich belustigt und lächelte ihn kurz an.

>> Das bisschen stört mich nicht, da habe ich schon schlimmeres durchgemacht.<<

 

>> Ich weiß.<<

Ich kannte Charly nun schon seit acht Jahren, weshalb ich einiges miterlebt hatte, aber auch aus seiner Vergangenheit kannte ich einige Geschichten, die alles andere als schön waren. Er war einige Jahre lang auf der schiefen Bahn gewesen, bis er nach einer Schießerei sein Leben umgekrempelt und seine Heimat verlassen hatte.

Seitdem lebte er hier und arbeitete in diesem Stripclub als Aufpasser und Türsteher, da ich ihn vermittelt hatte, nachdem ich ihn zufällig kennengelernt hatte. In den Jahren war er mir sehr ans Herz gewachsen, da ich mich in seiner Gegenwart wohl und vor allem sicher fühlte. Wir hatten immer ein Auge aufeinander gehabt, sodass jeder von der Freundschaft profitierte.

Auch mit seiner Ehefrau Maggie, die er vor zwei Jahren geheiratet hatte, verstand ich mich blendend, ebenso wie mit seiner Tochter, die mit ihren elf Monaten einfach nur zum Anbeißen war.

>> Diese Typen werden immer schlimmer. Wir bräuchten hier noch viel mehr Aufpasser für euch.<< grummelte Charly, als ich den Faden lang zog und die Wunde wieder ein Stückchen mehr verschloss.

>> Keine Ahnung. Ich denke, es gab schon immer einige, die sich nicht benehmen konnten.<<

>> Aber die sollen die Hände von euch lassen, vor allem von dir!<< murmelte er, weswegen ich kurz ein Stück zurück trat und ihn irritiert betrachtete. So mürrisch und schlecht gelaunt kannte ich ihn überhaupt nicht, zudem spürte ich, wie geladen und aggressiv er gerade war, was nicht nur an dem Kerl von eben liegen konnte.

>> Alles in Ordnung mit dir?<<

Er antwortete mir nicht und versuchte weiterhin seine Wut zu unterdrücken, was ich an seinen geballten Fäusten und seinem dunkelroten Kopf nur zu leicht erkennen konnte. Was stimmte heute nicht mit ihm? Was war passiert?

>> Charly?<<

>> Es ist nur...<<

>> Was?<< hakte ich nach, als ich grade den letzten Stich setzte und den Faden erneut durchzog.

>> Du musst aufhören mit diesem Job! Es ist nicht mehr sicher für dich!<< raunte er mich in einem Ton an, den er mir gegenüber nur sehr selten anschlug, weswegen ich ein wenig zusammenzuckte.

>> Aber ich habe doch dich. Du bist mein persönlicher Leibwächter.<< schmunzelte ich und stupste ihn ein wenig an, damit er endlich wieder lockerer wurde, denn so schlimm war die Situation eben nun auch nicht gewesen. Klar der Typ hatte versucht mir den Tanga auszuziehen, aber das war harmlos gewesen, immerhin hatte er mich nicht verletzt. Das schien Charly allerdings ganz anders zu sehen, da seine Miene immer noch wie versteinert war.

>> Und wenn ich nicht mehr da bin? Wer verteidigt dich dann? Wer hilft dir dann? Wer beschützt dich vor diesen schmierigen Kerlen?<<

>> Aber du bist da.<< wiegelte ich es ab, woraufhin er nur mit dem Kopf schüttelte.

>> Nein... Ich werde kündigen.<< sagte er plötzlich, als ich den Faden abschnitt und somit fertig war. Bei seinen Worten blieb mir das Herz stehen, da ich nicht glauben wollte, was er gerade gesagt hatte und sah ihn schockiert an, während meine Hände immer noch die Schere und den Faden in der Luft hielten.

>> Was?<<

>> Du hast es richtig gehört. Ich... Ich werde kündigen. Ich habe einen Job durch meinen Schwager bekommen. Auf dem Bau, wo ich in etwa das Gleiche verdiene und noch Aufstiegschancen habe. Ich muss endlich ein Vorbild für meine Tochter sein.<<

>> Aber...<< protestierte ich und sackte auf dem Schreibtisch hinter mir zusammen, da mich die Worte ziemlich schwer trafen. Was wäre dieser Club ohne ihn? Was würde ich ohne ihn hier machen? Er passte immer auf mich auf, heiterte mich auf. Bei ihm konnte ich wirklich ich sein und musste nicht so tun, als wäre mein IQ irgendwo im unteren Bereich. Er kannte mich in und auswendig und er war der einzige Grund, weshalb ich mich auf die Abende hier freute und es schaffte mich für die Arbeit aufzurappeln.

>> Du solltest auch endlich mit diesem Mist aufhören. Du gehörst hier nicht hin. Das hast du noch nie und das wirst du auch nie! Du hast doch schon eine richtige Arbeit und du hasst diesen Nebenjob.<<

>> Aber ich brauche das Geld, also bleibt mir nichts anderes übrig.<< stammelte ich mechanisch und atmete tief durch, um endlich meine Schockstarre zu überwinden.

>> Man hat immer eine Wahl.<<

>> Du vielleicht, ich nicht.<<

>> Eve...<< beschwichtigte er mich und drückte liebevoll mein Bein, während ich abwesend den Kopf schüttelte.

>> Nein. Es gibt keinen anderen Job, bei dem ich nebenbei so viel Kohle machen könnte. Ich brauche das Geld, jedenfalls so lange ich noch in der Ausbildung bin.<<

>> Aber das ist doch nicht mehr lange.<<

>> Noch ein halbes Jahr.<<

>> Ich ertrage es nicht, wenn du hier weiterhin arbeitest. Die meisten von den Mädels sind dumm wie Brot, oder können nichts anderes als tanzen und sich dabei ausziehen, aber du? Du bist schön, intelligent und begabt. Bitte versprich mir, dass du auch so schnell wie möglich aus diesem Drecksloch abhaust.<<

Ich ertrug es nicht ihn anzusehen, fixierte stattdessen ein Bild hinter ihm, während mir eine Träne die Wange herabrann, als ich daran dachte hier bald allein zu sein. Natürlich hatte ich noch die anderen Mädels, aber bei denen verstellte ich mich immer, um nicht weiter anzuecken und aufzufallen. Mein Chef Ed wusste, wer ich wirklich war, aber er stand mir nicht so nah wie Charly, weswegen es wirklich schwer werden würde.

>> Wann wirst du weg sein?<< hakte ich kühl nach, nachdem ich mich wieder ein wenig gefasst hatte und mir die Träne wegwischte.

>> In vier Wochen.<<

>> So schnell?<<

Er nickte, als plötzlich jemand die Tür öffnete und Ed auf einmal hereinsah.

>> Wo bleibst du Eve? Dein nächster Auftritt steht an.<<

>> Ich... Ich habe nur kurz Charly genäht.<<

Er sah seine Platzwunde an und nickte, während ich mich bereits in Bewegung setzte, mein neues Outfit anzog und wieder auf die Bühne ging. Dieses Mal versuchte niemand mir zu nah zu kommen, doch wirklich viel Geld sammelte ich auch nicht ein. Ich war einfach nicht bei der Sache, da ich immer wieder an die Kündigung von Charly dachte.

Nach meinem dritten Auftritt holte Ed mich noch einmal, da eine Gruppe von Männern noch einen privaten Striptease mit mir wollten, weswegen ich in einen separaten Raum verschwand und loslegte. Ich atmete vorher noch einmal tief durch, versuchte mich auf die Arbeit zu konzentrieren und nicht an Charlies Kündigung zu denken, was mir relativ gut gelang. Ich durfte einfach nicht an ihn denken, denn dann würde ich nicht so viel Geld einsammeln und das war es, worauf es hier für mich ankam.

Zuerst tanzte ich einige Figuren an der Stange, bevor ich mir die Typen genauer ansah, die allesamt sehr gut gekleidet waren, was hoffentlich ein gutes Trinkgeld bedeutete. Ich musterte jeden von ihnen genauer, versuchte ihre Vorlieben einzuschätzen, was ihnen wohlmöglich gefiel, damit ich mehr Trinkgeld bekäme, wobei ich bei einem von ihnen besonders hinsah, da er mich mit seinem Blick regelrecht fesselte und gleichzeitig einschüchterte.

Er saß etwas abseits und beobachtete mich mit einem durchdringenden Blick, der nichts geschmackloses, oder herablassendes an sich hatte, der mich jedoch nicht mehr losließ. Immer wieder fing ich seinen Blick ein, der Schauer über meine Haut sandte, da er etwas einschüchterndes, etwas anziehendes, aber auch animalisches an sich hatte.

Von der Stange aus sah ich, dass er groß, schlank und vollkommen durchtrainiert war, da er ein wirklich breites Kreuz besaß und seine Oberarme fast das Shirt sprengten. Seine braunen Haare waren etwas länger und zu einem Dutt zusammengebunden. Normalerweise mochte ich keine längeren Haare bei Männern, doch bei ihm sah es unbeschreiblich gut und faszinierend aus, da er zusammen mit seinem gestutzten Vollbart wie ein Krieger aussah.

Wieso betrachtete ich diesen Mann überhaupt genauer? So etwas war mir noch nie passiert, weil dies hier meine Arbeit war. War es, weil er mich so interessiert musterte und ruhig betrachtete? Weil er sich nicht, wie die anderen Typen, an meinem Körper aufgeilte? Denn kein einziges Mal sah er auf meine Rundungen, sondern immer nur in meine Augen, was hier etwas Außergewöhnliches war.

Ich bemerkte, wie ich ihn anstarrte und nicht von seinem Blick loskam, bis mich einer der Typen an die Hand nahm und mich wieder in die Realität riss. Im nächsten Moment zog er mich zu sich, damit ich ihn antanzen konnte. Eilig riss ich mich zusammen, konzentrierte mich auf meinen Job und schenkte meine gesamte Aufmerksamkeit meinem Gegenüber, der nach einem privaten Striptease verlangte.

Während er auf dem Stuhl Platz nahm, tanzte ich um ihn herum, berührte ihn immer wieder flüchtig, bis ich schließlich auf seinem Schoß landete und ihn mit einband. Die anderen Typen feuerten uns an, bis mich einer nach dem anderen ebenfalls für einen intimen Striptease angelte und sie mir einige Scheine zusteckten, die ich mit einem Grinsen dankend annahm. Viel lieber hätte ich jedoch für den Mann in der Ecke getanzt, da er ein richtiger gestandener Mann war, während der Rest eher halbstarke Jungen waren. Jedenfalls in meinen Augen.

Doch mein Krieger der Moderne saß etwas abseits und beobachtete mich lediglich. Immer wieder fing ich seinen Blick ein und flirtete mit ihm, doch er fixierte mich nur und ließ sich nichts anmerken.

Als ich zu ihm ging, fielen mir seine klaren dunkelblauen Augen auf, die mich in ihren Bann zogen und nicht mehr losließen. Sie waren so rein und makellos, weswegen ich mich sofort fragte, ob sie seinen Charakter wiederspiegelten. Der tiefe Blick, den wir austauschten, sorgte dafür, dass ich alles um uns herum ausblendete, fast schon vergaß und sich eine Gänsehaut über meine Haut legte. Mein Bauch kribbelte, während mein Blut ordentlich in Wallung geriet, was ich nicht gewohnt war. Verflucht, was war bloß los mit mir?

Ich wollte gerade anfangen für ihn zu tanzen, um mich abzulenken, woraufhin er nur mit dem Kopf schüttelte und mich wieder wegdrückte. Die anderen buhten und pfiffen ihn aus, woraufhin sie mich sofort wieder zu sich zogen.

Die Abfuhr verwirrte mich, da ich so etwas nicht gewohnt war. Natürlich passierte es mal, wenn jemand zu schüchtern war, doch dieser Kerl war alles andere als schüchtern, oder zurückhaltend und ich wollte ihn verdammt noch mal antanzen. Noch nie wollte ich für jemanden tanzen, aber bei ihm war es etwas anderes. Ich wollte ihm gefallen, ihn anturnen, wollte die Bestätigung, dass auch ich irgendwas in ihm auslöste, aber anscheinend war das vergeblich, da ich nicht die geringste Wirkung bei ihm zu haben schien.

Noch nie hatte ich einen Mann in diesem Club näher betrachtet und gemustert, da ich hier niemals daran dachte einen potentiellen Partner kennenzulernen. Sowieso hatte ich für so etwas keine Zeit und dennoch ging er mir nicht mehr aus dem Kopf.

Nach einer halben Stunde kam Charly herein, da die Zeit abgelaufen war und die Kerle somit wieder in den Club gingen. Schnell drehte ich mich um, nahm meine Geldscheine und sammelte meine Kleidung ein, die noch überall verstreut lag. Als ich meinen BH wiedergefunden hatte, zog ich ihn kurz über, damit ich nicht mehr so nackt war und durch den Club zurück in die Umkleide gehen konnte.

Ich wollte nur noch nach Hause, weswegen ich mich umdrehte, doch plötzlich erschrak ich und hielt mir reflexartig die Hand auf die Brust. Der Typ, der mich nicht gewollt hatte, saß immer noch in seinem Sessel und fixierte mich weiterhin mit seinen wundervollen blauen Augen. Sein rechter Zeigefinger strich immer wieder über seine Lippen, während er mich betrachtete.

An seinen Armen zeichneten sich seine Adern und Muskeln ab, die unter seiner Haut hervorschimmerten oder sich formierten und ihn noch animalischer wirken ließen. Dieser Mann spiegelte eine Stärke wieder, die mich umhaute. Wie ein Fels oder eine Festung, die allem standhalten würde. Wieder bemerkte ich wie ich ihn anstarrte und riss mich von meinen Gedanken an seinen Körper los. Doch meinen Blick konnte ich nicht von seinem lösen.

An was dachte er gerade und warum sah das so sexy aus? Und wieso war er nicht mit den anderen mitgegangen? Immerhin war die Vorstellung zu Ende. Ich stand immer noch in meiner Schockstarre vor ihm, während er mich musterte und keine Anstalten machte sein Verhalten zu erklären. Hätte er nicht so kultiviert und sexy ausgesehen, hätte mir dieses Verhalten Unbehagen bereitet, doch so irritierte es mich lediglich, weswegen ich meinen Mut zusammennahm und ihn ansprach.

 

>> Sollten Sie nicht zu ihren Freunden gehen? Die sind doch schon wieder im Club.<< sagte ich etwas dümmlich und mit viel zu hoher Stimme, woraufhin er sich erhob und zu mir kam, was meine Knie weich wie Butter werden ließ.

>> Ich weiß. Dürfte ich dir denn noch etwas ausgeben?<< fragte er mit einer undurchdringlichen Miene, die mir nicht verriet, was er gerade dachte. Seine Stimme klang angenehm tief und sympathisch, was meiner Schwärmerei nicht guttat.

>> Danke, aber ich muss arbeiten und außerdem sind Sie ein Gast.<<

>> Und nach der Arbeit?<<

Ich sah ihn verwundert an, da er mich nervös machte, so nah wie er vor mir stand und mir zeigte, wer hier grade die Oberhand hatte. Immerhin war er gute zwei Köpfe größer als ich.

>> Da wären Sie glaube ich immer noch ein Gast. Oder nicht?<<

>> Nicht wirklich. Immerhin hast du nicht für mich getanzt.<<

Ich wollte gerade etwas antworten, als Charly wieder hereinkam und uns kritisch musterte.

>> Wenn Sie noch mehr Zeit mit Lexy verbringen möchten, müssen Sie zahlen. Ansonsten geht sie jetzt.<<

Der Typ nickte unbeeindruckt und drückte Charly ein paar Scheine in die Hand, die der daraufhin zählte und mir zunickte.

>> Zehn Minuten Süße. Also bis gleich.<<

Er verschwand wieder, während ich nicht wirklich wusste, was das hier sollte.

>> Setz dich. Ich möchte nur mit dir reden und bitte tu mir den Gefallen und rede normal. Ich weiß, dass du nicht so dumm bist, wie du versuchst vorzugeben.<<

Ich sah ihn verblüfft an, war aber nicht in der Lage mich zu bewegen, oder etwas zu sagen, da er mich so verunsicherte und gleichzeitig in seinen Bann zog. Er seufzte laut, da ich mich immer noch nicht setzte und weiterhin im Raum stand.

>> Ok, dann bleib halt stehen. Also, was muss ich machen, damit du mit mir ausgehst?<<

Wollte dieser Kerl wirklich ein Date? Ein Date mit mir? Ich war doch gar nicht seine Klasse. Anhand seines Äußeren konnte ich erkennen, dass er wohlhabend war. Seine Kleidung und Schuhe waren kostspielig, seine Uhr ein Vermögen Wert, seine Hände perfekt manikürt, sein Körper ein wahrer Tempel, also warum fragte er eine Stripperin während ihrer Arbeit nach einem Date? Bei seinem Aussehen und seinem Konto konnte er schließlich jede haben.

>> Wie ich schon sagte, Sie sind ein Gast, auch wenn ich nicht für Sie getanzt habe, so haben Sie gerade für ein wenig Zeit mit mir gezahlt.<< antwortete ich dieses Mal ohne meine dümmliche, viel zu hohe und piepsige Stimme, stattdessen nun sehr bestimmt und mit ernster Miene.

>> Aber auch nur, weil du mir sonst einen Korb gibst und das bin ich nicht gewohnt.<< konterte er mit einem Grinsen, das bei mir weiche Knie verursachte. Verdammt, was war bloß los mit mir? Das war nicht ich und ich hasste mich für diese Reaktion und mein Interesse ihm gegenüber, wobei ich es so gut wie möglich zu kaschieren versuchte. So primitiv mein Verhalten und meine Gedanken auch waren, meinen Verstand hatte ich noch nicht gefeuert.

>> Es mag Sie vielleicht schockieren und vielleicht ist diese Weisheit bei Ihnen noch nicht angekommen, aber mit Geld kann man halt nicht alles kaufen.<< versuchte ich mit letzter Kraft bestimmt zu sagen, doch so richtig funktionierte das nicht.

>> Das stimmt wohl. Aber vielleicht mit Charme.<< antwortete er und grinste mich an, was mich vollkommen aus der Bahn warf.

>> Hören Sie. Ich weiß nicht, was das hier soll. Ich arbeite hier und tanze, das ist alles was ich kann und wozu ich gut bin. Also entweder Sie setzen sich und sehen mir dabei zu, oder Sie gehen und suchen sich eine andere.<<

>> Tanzen ist alles, wozu du gut bist?<< fragte er mich überrascht und sah mich stirnrunzelnd an, weshalb ich mein dümmstes Lächeln aufsetzte und die Schultern hob, um ihn davon zu überzeugen.

>> Tanzen und mich dabei ausziehen kann ich glaube ich ziemlich gut. Zu mehr habe ich es halt nie gebracht.<<

Ich hasste es, wenn ich so über mich sprach, doch das war die beste Nummer, um Geld zu verdienen, also verstellte ich mich und schluckte den Ekel, der mich dabei überkam schnell herunter.

>> Mhm... Dann zeig es mir.<<

Ich nickte, atmete noch einmal tief durch und tanzte die letzten fünf Minuten um ihn herum. Mein ganzer Körper kribbelte, als ich seine durchtrainierten Schultern berührte, doch das war noch nicht das schlimmste. Als ich hinter ihm stand und meine Hände über seine Schultern hinunter zu seiner Brust gleiten ließ, spürte ich seine harten Brustmuskeln, weswegen ich mir regelrecht auf die Lippen beißen musste, um nicht meine Lust auf ihn zu verraten.

Es kostete mich eine immense Anstrengung nicht aufzufliegen, da meine Atmung inzwischen schon viel zu schnell war, meine Knie viel zu weich waren und mein Innerstes gerade explodierte, doch das konnte und durfte ich nicht zugeben.

Ich atmete noch einmal tief durch, als ich mich schließlich auf seinen Schoß setzte und wir uns tief in die Augen sahen. Normalerweise bestand ich auf Blickkontakt, da man dadurch mehr Trinkgeld bekam, doch bei ihm hielt ich es einfach nicht aus, da mir dieser Blick viel zu intensiv und intim war. Es war als wäre ich nackt vor ihm, als würde ich nicht nur meine äußere Hülle bei ihm entblößen, sondern auch mein Innerstes, weswegen ich schnell ein Riegel davor schloss.

Im Gegensatz zu seinen Freunden fasste er mich kein einziges Mal an, was ich fast schon als Beleidigung auffasste. Dieser Typ machte mich fertig. Er wollte mit mir ausgehen, aber hatte keine Lust mich beim Tanzen zu berühren? Warum wollte er dann mit mir ausgehen, wenn ich ihn nicht anmachte?

Charlie kam wieder herein und beendete unsere Zeit zu Zweit, weshalb ich mich von dem Muskelberg erhob und er mir ein paar Geldscheine gab. Warum hatte er sie nicht in den Tanga gesteckt? Fand er selbst diese kleine Berührung unangemessen? Ich atmete tief durch und nahm das Geld, bevor er sich noch einmal zu mir lehnte.

>> Ich werde wiederkommen, so lange, bis du endlich mit mir ausgehst.<< flüsterte er mir ins Ohr, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, der angenehm und erschreckend zugleich war.

Beim Hinausgehen ertappte ich mich dabei, wie ich ihm auf seinen knackigen Hintern starrte, bis auch er mich dabei erwischte und mir mit einem Lächeln zuzwinkerte. Kaum war er draußen, versuchte ich wieder tief durchzuatmen und bekam auch endlich wieder Luft, füllte meine Lungen und fühlte eine enorme Erleichterung.

Verwirrt und peinlich berührt von den letzten Minuten ließ ich mich auf einen der Stühle fallen, um das Geld zu zählen. Wie viel er mir wohl gegeben hatte? Es war ein großer Batzen in meinen Händen, doch da es meistens ein Dollarscheine waren, musste das nichts heißen. Doch dieses Mal sollte ich mich irren.

Immer wieder rechnete ich nach, da ich es nicht glauben wollte. Er konnte mir doch wirklich nicht so viel Geld gegeben haben. Hatte er sich vertan? Schnell zog ich mir einen Morgenmantel über und rannte in den Club, um ihn zu suchen, allerdings war er nirgends zu sehen.

Ich suchte ihn bei den einzelnen Stangen, bei der Bar und auch bei den Tischen, aber er war nirgends zu finden, ebenso wenig wie seine Freunde. Eilig rannte ich nach draußen vor die Tür des Clubs, wo ich ihn zum Glück noch erwischte und am Ärmel zurückzog.

>> Entschuldigen Sie, aber ich glaube Sie haben sich vertan.<<

Ich wickelte meinen Morgenmantel noch enger um mich, da der Februar in Seattle doch ziemlich kalt war und ich schon zu zittern begann, während er sich umdrehte und sich in mir eine Wärme breit machte, die gegen die Kälte anzukämpfen versuchte.

>> Oh, hi. Nein, das war schon richtig so.<< sagte er mit einem umwerfenden Lächeln, während sich auch seine Freunde zu uns umdrehten, die meinetwegen gerne hätten weitergehen können.

>> Das kann ich nicht annehmen. Bitte nehmen Sie das zurück.<<

Verdammt er hatte mir 5000 Dollar gegeben, das konnte er nicht ernst meinen. Inzwischen zitterte ich am ganzen Körper, weswegen auch meine Hand mit den Geldscheinen zitterte auf die ich immer noch starrte.

>> Lexy... Wenn jemand wie du in so einem Club arbeitet, dann hat er Geld bitter nötig. Sonst würdest du das nicht machen. Also nimm es. Ich habe genug davon.<<

>> Aber...<<

>> Blake hat wirklich genügend Geld, also nehmen Sie es doch einfach.<< unterbrach mich einer seiner Freunde ungeduldig und wollte ihn weiterziehen, während er mich immer noch fixierte und stehenblieb. Blake hieß er also, ein schöner und ungewöhnlicher Name für meinen Geschmack.

>> Vielleicht sagst du mir ja wenigstens deinen richtigen Namen, wo du nun meinen kennst und ich deiner Meinung nach zu großzügig war.<<

>> Ähm... Den wissen Sie doch schon, Lexy. Meine Eltern fanden das irgendwie passend.<< log ich und versuchte so überzeugend wie möglich zu grinsen.

>> Du lügst mich also an?<<

>> Baggerst du grade echt ne Stripperin an? Im Ernst? Dir liegen alle zu Füßen, du hättest die freie Auswahl und du nimmst so eine? Das kann nicht dein Ernst sein! Mach die Augen auf! Das ist ne Stripperin Blake. Eine einfache, verbrauchte und dumme Stripperin.<< stellte ihn der Rotschopf unter ihnen zur Rede und versetzte mir damit einen imaginären Tritt in die Eingeweide. Wütend sah ich ihn an, nahm den Umschlag mit dem Geld und warf es ihm an den Kopf.

>> Ich glaube Sie haben das Geld nötiger als ich. Kaufen Sie sich davon Anstand und Manieren, würde Ihnen definitiv besser stehen, als ihre Rolex. Vielleicht klappt es dann auch mit den Frauen und Sie brauchen sich nicht mehr welche zu kaufen.<< schnauzte ich ihn an, drehte mich um und ging schnell wieder zurück zu Charly, der alles beobachtet hatte. Ich hörte noch wie Blake ihn wütend anschnauzte, doch das war alles in weiter Ferne.

„So eine... Eine einfache, verbrauchte und dumme Stripperin...“. Genau das war ich und nichts anderes. Ich war nichts Besonderes, auch nichts Außergewöhnliches, sondern nur eine Stripperin. So kurz ich mich auch als etwas anderes, besseres gefühlt hatte, so schnell wurde ich auch wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.

Charly nahm mich schnell in die Arme und brachte mich hinein, wo er mich zur Rede stellte.