Liebesspiel am offenen Fenster

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Liebesspiel am offenen Fenster
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Liebesspiel am offenen Fenster

Von Jürgen Prommersberger

Händelstr 17

93128 Regenstauf

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Juli 2018

Sailor180863@t-online.de


Ostersonntag. Ein Tag wie im Märchen. Ich klettere aus dem kuschelig weichen Bett, gehe zum Fenster und ziehe den Vorhang zur Seite. Erste Sonnenstrahlen dringen herein und tunken den Raum in warmes, goldenes Licht. Nicht eine einzige Wolke am Himmel. Schön, so muss ein gelungener Tag beginnen. Überhaupt haben wir ziemlich viel Glück mit dem Wetter. Seit einer Woche nichts als Sonnenschein, nur ab und zu eine frische Frühlingsbrise, die uns durchs Haar streicht, doch daran gibt es nichts auszusetzen. Der Schnee hat sich in den vergangenen Tagen in die Berge zurückgezogen. Endlich. Nach einem langen Winter freut man sich darauf, die Jacke zu Hause lassen oder noch besser, sich endlich wieder draußen in die Wiese legen zu können, um sich von der Sonne liebkosen zu lassen. Eine Sekunde lang drehe ich mich um und setze mich Sabines verliebten, verträumt blinzelnden Blick aus, dann wende ich mich wieder der Natur zu. Leben spendend, sanft, ganz und gar zärtlich kitzeln mich die Fühler des leuchtenden Balls, der gerade über die Berggipfel hinweg zu steigen beginnt. Schön, dieser Anblick, ein Bild für die Ewigkeit. Und eine kleine Ewigkeit stehe ich auch nackt am Fenster und sauge den frischen Duft der Frühlingsboten in mich auf. Für einen klitzekleinen Moment wird die Ruhe der erwachenden Natur unterbrochen:


„Schatz?“

Ich höre das wohlvertraute, kuschelige Rascheln der Daunendecke, unter die Sabine sich gerade verkriecht. Erneute Stille, die allein vom Vogelgezwitscher begleitet wird. Ein feines Konzert von Singvögeln aller Art, die scheinbar nur für uns singen und sich in Scharen auf den Obstbäumen vor dem Fenster versammelt haben. Endlich Frühling. Ein eindeutiges Zeichen, wenn sogar Rotkehlchen durch die Zweige huschen.

„Guten Morgen, Darling“, höre ich Sabines Stimme leise unter der Decke hervordringen.

Es ist noch recht frisch. Gänsehaut breitet sich langsam über meinen Körper aus. Dennoch verharre ich am Fenster und sehe den Finken zu, die in der Krone des Apfelbaumes Fangen spielen. Niedlich, diese kleinen gefiederten Sänger. Übermütig tollen sie umher. Männchen balzen um Artgenossinnen und singen sich die Seele aus dem Leib, bis ein weiteres kommt und versucht, den Konkurrenten vom Ast zu schubsen. Frühlingsgefühle eben.

„Guten Morgen, Süße. Komm her, das musst du dir ansehen“, sage ich, ohne den Blick vom Frühlingserwachen abzuwenden.

„Mmmmmh“, höre ich ihren leisen Protest, dann wieder das leise Rascheln der Decke.

„Ist doch kalt beim Fenster. Ich guck’ es mir von hier aus an. Geh einfach `nen Schritt zur Seite, dann seh ich auch was.“

Sicherlich linst sie mit einem halb geöffneten Auge unter dem Federbett hervor. Denkste. Ich weiche nicht. Auch jetzt nicht, als eine kühle Brise zum Fenster herein bläst und mich erzittern lässt. Gut, dass Narzissen und Tulpen wetterfester sind als meinereiner, der nackt vor dem offenen Fenster steht, herzhaft gähnt und sich streckt, um endlich richtig wach zu werden. Diese blühen schon in voller Pracht, in Gelb, Rot und Orange. Noch während ich vor mich hin träume und schweigend dem Treiben der gefiederten Freunde zusehe, höre ich erneut sanftes Rascheln, das vom Bett herrührt. So wie es sich anhört, krabbelt nun auch Sabine aus den Federn. Ich freue mich insgeheim, weil ich sie mit ihrer Neugier und meiner unnachgiebigen Art, den Blick nach außen nicht freizugeben, aus unserem kuschelig warmen Liebesnest locke. Tatsächlich höre ich sie barfuß über den Teppich schleichen.


Sicherlich schwebt sie engelsgleich über den Boden, wobei sie die Decke über ihren schlanken Schultern vor der Brust zusammenhält und einen halben Meter hinter sich herzieht. Und schon spüre ich ihren warmen Atem über meinen Rücken streichen. Sie steht dicht hinter mir, etwas seitlich versetzt und schaut an meiner rechten Schulter vorbei, wobei sie ihre Wange an mich lehnt und ihre gelockte Mähne mich sanft kitzelt.

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