Zauberseele

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Zauberseele
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Ingrid Mohr

ZAUBERSEELE

Gelungene Balance zwischen

Lyrik und Prosa

Engelsdorfer Verlag

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte beim Autor

ISBN 9783957444868

Coverentwurf: Ingrid Mohr

Sämtliche Zeichnungen, Skizzen, Collagen und Bildvorlagen: Ingrid Mohr

Puppenfotos: H.-D. Bueddicker

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

N E I N!

KEIN KATZENBUCH!

Trotz-desto-nichts werden ein paar Bilder von meinem Kater TOMMI-Fettsack hier zu finden sein!


… bin ich etwa der biologische Erzeuger von

Grumpy-Cat?

Für Ferdi


Ingrid Mohr wurde 1939 in Hamburg geboren. Sie besuchte die Grund-, Mittel- und Praktische Oberschule der Freien Hansestadt Hamburg sowie Privat- und Fortbildungsschulen in Düsseldorf. Bereits als Achtjährige schrieb sie Kurzgeschichten für die Tagespresse. In jungen Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Düsseldorf und absolvierte eine Ausbildung als Sekretärin.

Das Leben der Autorin verlief nicht immer so heiter wie in ihren Büchern. Am schlimmsten traf sie der bestialische Mord an ihrem 30jährigen Sohn Robert Ende Juli 1991. Für ihn, alle Trauernden und Hinterbliebenen von Verbrechensopfern schrieb sie das Buch „Wundschorf“ (Versuch einer Trauerbewältigung). Ingrid Mohr stürzte sich in die Arbeit und veröffentlichte zahlreiche Bücher, deren Cover ebenfalls aus ihrer Feder stammen. Ihr erstes im Jahre 1984 veröffentlichtes Buch heißt HUNGRIGE POREN (nicht mehr lieferbar). 20 Bücher sind bis dato erschienen.

Mit ihren Büchern um einen frechen Kater (TOMMI gibt Rat (Band I), TOMMI sieht Rot (Band II), TOMMI räumt auf (Band III) eroberte sie sich ihr Publikum. Schrilles über Chefs und Angestellte verarbeitete sie 1996 in ihrem Buch„… bitte zum Diktat“. Hierin integriert ist das Kinderbüchlein „Schnupftabak und Götterspeise“, das sie ihrem Sohn zum 21. Geburtstag widmete.

Die Wahl-Düsseldorferin ist seit 1984 Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di. Sie hält Lesungen in Schulen, Kliniken, Seniorenheimen und Stadtbüchereien. Sie las außerdem am Literaturtelefon der Stadt Düsseldorf. 1996 erhielt sie eine Einladung als Kurgastdichterin nach Lage-Hörste. Ihr Buch „Kur live“ wurde im WDR-Fernsehen vorgestellt. Es folgten „Wutspur“, „Julchens Irrfahrt“ und „Zwei Teufelsweiber“.

Ingrid Mohr lebte 19 Jahre in Spanien. An der Costa Blanca hat sie sich über das deutsche Literaturforum (in Denia und Calpe) durch Lesungen bekannt gemacht. Im Frühjahr 2005 wurde das Buch „HELENE’S DRITTER MANN – EIN HUND“ (ISBN-Nr. 3-8334-9498-2), ein bissig-erotischer Frauenkrimi, veröffentlicht, der in Band II „HELENE’S LETZTER COUP“ seine Fortsetzung gefunden hat (ISBN-Nr. 3-8334-2999-2). Band III der Krimireihe heißt „HELENE VERZWEIFELT GESUCHT“ (ISBN-Nr. 3833445815) und ist im Frühjahr 2006 erschienen. Es folgte PUPILLEN EXTREM – Skurrile Geschichten, Erdachtes und Erlebtes, Heiteres, Grausames, Witziges, Freches (ISBN-Nr. 3-8334-5243-9/978-38334-5243-7). Außerdem eine „Sonderausgabe“ der Krimitrilogie HELENE (3 Bände in einem, 400 Seiten) ISBN-Nr.10:-3-8334-5015-O/13:978-3-8334-5015-0).

Große Freude bereitet ihr die Neuauflage der Katzenbuchserie TOMMI: „HEI FENZ, BIN WIEDER DA!“ (ISBN-Nummer 3-8334-2694-2) - Philosophische Betrachtungen aus der Sicht eines Stubenkaters - einschließlich 108 Skizzen, Collagen und Zeichnungen aus der Feder der Autorin. Im Frühjahr 2008 erschien DENISE – das mittlere Kind Nummer 4 – ein ideales Geschenkbuch mit vielen farbigen Abbildungen, 2. erweiterte Auflage (ISBN-Nr. 9783833475634). SCHULE IST DOOF (ISBN-Nr. 3-86703-938-0 – ein Schmunzelbuch für Erwachsene – folgte in 2008. Ihr Werk KALEIDOSKOP (Kurzprosa – ISBN 3-86901-194-7) erschien im Frühjahr 2009. Im Juni 2009 kehrte sie endgültig nach Deutschland (Düsseldorf) zurück.

Im Herbst 2010 zum 90jährigen Bestehen der AWO Düsseldorf erschien in einer Anthologie ein Auszug ihres neuesten Frauenkrimis STUNDEN WIE DIESE. Ab 2011 ist Ingrid Mohr Mitglied im Westdeutschen Autorenverband e.V. (WAV), Düsseldorf. Im Sommer 2011 erschien ihr Buch Nummer 20 mit dem Titel FUNKENFLUG UND POTPOURRI (ISBN.-Nr. 978-3-86268-417-5) mit Vervollständigung des Frauenkrimis „Stunden wie diese“.

INHALTSVERZEICHNIS

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Kindermund

Kindermund

Ostereier

Lilly und Amely und Tanja

Nadine und Inge

Denise

HNO-Kinderstation

Rüdiger

Hannah und Max

Hilde und Klaus

Putzteufel

Krimi

Morgens einen Joint und derTag ist dein Freund …

Schwangerschaft

Abseits

Sucht

Hilde und Klaus in Spanien

Weltschmerz

Tanzen gehn

Schwiegermütter

Goldfisch

Goldfisch – ein stiller Beobachter (1)

Goldfisch – ein stiller Beobachter (2)

Goldfisch – ein stiller Beobachter (3)

Prosatext

Seniorentraum

Verschwunden

Na? Wie war ich?

Memory

Reserve

Schwer verknallt

Platonisch

Niagarafälle (oder: 3-Wetter-Taft lässt grüßen)

Dreckwegtag

Nagelstudio

Invasion (alle Jahre wieder)

für Anne

Androhung

Schock

Ausgeflippt

Oldlife-Crisis

Wie ein Zyklon

Grüner Donnerstag

Träume zerrinnen

Abschied (Nachlese zum Muttertag)

Untreue

 

Lästerchwestern

Für das beste Stück

Stubenfliege

Mein Liebster

Wenig gebraucht, gut erhalten …

Hund

Eifersucht

Zoff

Urlaub

Gyno und Prokto

Hetzjagd

Frivol

Kurschatten

Auf die Pauke hauen …

Aus dem Nähkörbchen geplaudert

Hunger

Pröbchen

Küsschen geben

Gips mit Schwips

Lieber, lieber Opa

Tod

Exitus

Süße 17

Taschendiebe

Flohmarkt

Demenz

Trotzköpfchen

Politik en vogue

Sehnsucht

Schnarchen und …

Windmacher

Hell wie Osram

Kesse Motte

Pech gehabt

Hotel Mama

Gänsehaut

Diät-Wahn

Old Germany

Staub – Staub – Staub

Hei Fenz, bin wieder da

Wachkoma – Trauma – Stillstand

An der Schwelle

Gebrauchsanweisung

Ebenfalls erschienen …

Vorwort

Mein einziger Sohn Robert wurde im Alter von 30 Jahren bestialisch ermordet. Ein grausamer Schicksalsschlag, bei dem Suizidgedanken zu verarbeiten waren.

Wenn die Seele schreit, ist sie offen und empfänglich für alles, speziell für Krankheiten, die mich hart trafen.

Mir ist jedoch ein „posttraumatisches Wachstum“ widerfahren, denn diejenigen, die sich von so schweren Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lassen, machen die paradoxe Erfahrung, dass aus der eigentlichen Verletzlichkeit eine neue innere Kraft und Stärke erwächst. Und diese habe ich wieder gefunden.

2014

KINDERMUND

Kindermund

Unser kleiner Piefke war gerade sechs Jahre alt. Alle Mütter, die ihren Kindern baumwollweiche Trikotschlafanzüge überstülpten, wissen von den ausgebeulten Hosenbeinen in der Kniegegend eines solchen Nachtgewandes. Nach dem allabendlichen Waschen stand unser Piefke, das Oberteil seines Anzuges noch nicht übergestreift, im Wohnraum, von mir aufgefordert, Papi Gute Nacht zu sagen. An seinem mageren Oberkörper konnten wir die Klavierrippen zählen, denn er war nun nicht mehr so pummelig, wie früher als Kleinkind. Plötzlich und wild entschlossen ballte er die kleinen Fäuste, ging hüftewiegend in drohender Gebärde mit eingeknickten Trikotbeutelknien in Stellung, schaltete seine wütenden Blicke auf Morddrohung, forderte kraftstrotzend voll Mut und geballter Wucht seinen Vater auf und sagte: „Los, komm her! Komm her, du feige Sau!”

Die feige Sau und ich konnten uns das Lachen nicht verkneifen und Piefke musste blitzschnell ins Bett.

Den ganzen Abend mussten mein Mann und ich unaufhörlich über den Mut unseres kleinen Sohnes lächeln.


Ostereier

Jedes Jahr Ostern fuhren wir mit unserem Piefke zu den Großeltern nach Bayern. Die hatten ein schönes Haus mit Garten. Piefke bewohnte ein kleines Dachstübchen oben unter dem Giebel und konnte alles im Garten und dem angrenzenden Wald beobachten. Er war gerade vier Jahre alt. Wir riefen ihn und er kam heruntergetrabt zum Frühstück. Gleich danach sollte er nun die Ostergeschenke suchen, die sein Vater frühmorgens heimlich im Garten versteckt hatte. Piefke setzte sich trotzig auf die kleine Gartenbank neben dem Sandkasten, den ihm der Opa gestaltet hatte. Sein Vater stubste ihn an:

„Nun, willst du nicht die Geschenke suchen, die der Osterhase für dich hier im Garten versteckt hat?“

„Nein, will ich nicht! Du hast sie ja selber versteckt, dann kannst du sie auch alle wieder selber einsammeln!“

Piefke verschränkte seine Arme vor der Brust und schlenkerte mit den Beinen demonstrativ unter dem Sitz der Gartenbank hin und her. Sein trotziges Gesicht ließ keine weitere Diskussion mehr zu. Das war mal wieder ein gelungenes Osterfest!


Lilly und Amely und Tanja

Altweibersommer. 25 Grad wurden uns versprochen. Dabei habe ich die Sommer- und Winterklamotten schon umgeschichtet. Egal, ich trage Zwiebellook, wenn es mir zu warm wird, blättere ich ab. Froh gelaunt ging ich durch den Klinikpark zur HNO-Kinderstation.

Total aufgelöst kam Lilly von der Toilette und schluchzte gottserbärmlich: „Das Loch vom Klo war so schräg, ich hab gewühlt und geangelt, ich konnte meine Zahnspange nicht finden. Ich hab alles versucht, ganz doll. Nun ist sie verschwunden und gleich kommen meine Eltern.“

„Beruhige dich, du kannst doch nichts dafür, das ist nicht deine Schuld. Dir war halt von der Narkose noch schlecht und dann hast du die Spange ins Klo erbrochen. Ich rede gleich mit deinen Eltern.“

Lilly lehnte sich an mich, schlang ihre Ärmchen um meinen Körper und machte einen tiefen Seufzer: „Dann ist es ja gut. Hoffentlich kaufen die bloß keine neue!“

Die kleine rothaarige Amely plapperte sehr viel. Auf ihrem Bett lagen mehrere Kinderbücher und Malhefte mit Buntstiften. Sie hatte ein Ohr verbunden, zog mich zu sich herunter, deutete auf das Nebenbett und sprach leise hinter vorgehaltener Hand: „Die Tanja neben mir, die ist ganz traurig. Ihr Papa ist zu Hause ausgezogen und kommt nie mehr wieder. Muss ihre Mama die Tanja ganz allein in die Länge ziehen?“

Der Tag fing gut an. Kindermund ist was Herrliches. Frohgemut ging ich zum Einkaufen und setzte mich auf die Parkbank, die letzten 25 Grad wollte ich schnell noch genießen, bevor mein gekauftes Gefriefgut auftauen würde.


Nadine und Inge

25 Grad, leicht bewölkt, kein Wind. So ein Wetter wünschte ich mir ständig – und nachts den notwendigen Regen. In welchem Land gibt es das? Ich würde sofort dort hin ziehen. Fröhlich gelaunt ging ich leichtfüßig (mit Rheuma in den Zehen) zur HNO-Kinderstation.

Als ich an das Bett der kleinen sechsjährigen Nadine kam (sie wurde heute Früh eingeliefert), staunte ich über ihre bunt lackierten Fingernägel. Jeder in einer anderen Farbe. Ich betrachtete ihre Fingerkuppen einzeln (morgen Früh vor der OP wäre keine Farbe mehr vorhanden) und sagte zu ihr: „Oh, sieht das süß aus. Hast du dir das selbst gemacht?“

„Nein, meine Mami. Sie hat ein Nagelstudio und da kommen immer Frauen zu Besuch. Meine Mami sagt, sie sitzt ja jetzt an der Quelle. Sie hatte nämlich immer ihre Nägel bis auf den Grund abgekaut und macht sich das nun immer selbst alles neu.“

„Und kaust du denn auch an den Fingernägeln?“

„Nein. Das ist ja verboten. Meine Mama darf das, weil sie ja genügend Ersatz hat und auch viel Geld damit verdient, wenn die Frauen kommen. Und die kauen auch alle an den Nägeln.“

Neben Nadine lag Inge. Sie mischte sich ein und erzählte ganz wichtig: „Meine Mama hat sich die Lippen aufspritzen lassen und der Papa hat ganz doll gemeckert, dass Mami jetzt aussieht sie ein Fischmaul im Schlauchboot.“

Da wurde mir klar, hier reiften schon frühzeitig an Modetrends interessierte Menschen heran. Ich ging grinsend ein Zimmer weiter. Was würde ich hier wohl alles zu hören bekommen?