Hüttenadvent

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Herbert Gschwendtner

Hüttenadvent

Weihnachten wie damals


Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2021 Verlag Anton Pustet

5020 Salzburg, Bergstraße 12

Sämtliche Rechte vorbehalten.

Lektorat: Martina Schneider

Illustrationen: Eva Auer

Umschlagfoto: Carl Whitbread, shutterstock.com Ornamente: Galina Shpak, Shutterstock.com Satz und Produktion: Tanja Kühnel eISBN 978-3-7025-8087-2

auch als gedrucktes Buch erhältlich: ISBN 978-3-7025-1037-4

www.pustet.at

Inhaltsverzeichnis

Zum Einstimmen

Winter um die Hütte

Hüttenadvent

Der Apfel mit den roten Wangen

Sternenhimmel

Auf der Milchstraße

Eisblumen

Christkindlwunsch

Im Stoi

Vom Spätherbst zum Advent

Rehkitz

Adventkranz

Der Barbaratag

Zruckdenkn im Advent

A Liacht im Advent

De guatn Düfte

Kinder im Advent

Da Großmuatta ihr Zuckerlglasl

Der Nussknacker

Kerzenliacht

Raunachtsbrauch

Fraubeten

Kramergschicht

Kaufhaus Storch

De Sach mit de Schi

Finster und hell

Aufm Adventmarkt

Beim Waggerlhaus

Was i dir wünsch:

Thomasnacht

Abend im Advent

Amoi da Wind sei

A bsonders Geschenk

De Gschicht mit de Schutzengel

Eisschokolade

Advent in da Stadt

Was guats

Wiaso oiwei i

Lass mi bei dir sei

Weihnachtsmorgen

Wintervorrat

Kripperlgschichtn

Waldkripperl

A moderne, vorweihnachtliche Krippn

Für de Katz

A Liacht für den Frieden

Winterabend am Bergsee

Koit

Kloane Mäus

Vogerlstammtisch

A warmes Herz

Cora

Gedanken zum Jahr

Aufs Jahr

Abend weads

A bsonderer Teddy

Heiliger Abend im Dienst

Ein außergewöhnlicher Weihnachtsabend

Vorm Fenster

Die weiße Amselfeder

Adventliche Gedanken

Liachter

Adventfreuden

Stimmung

Weiße Haubn

Die Stille der Nacht

A Stoandal

Winterlich

Kekserlgenuss

Zum Einstimmen

Advent, das ist für mich im Jahreskreis die schönste Zeit. Der Grund liegt wohl in meiner Kindheit, in der ich durch die Eltern und vor allem durch die Großeltern diese Zeit besonders intensiv erleben durfte. Da waren zum einen die gelebten Adventbräuche, die Vorbereitungen für Weihnachten und das Mystische dieser Zeit, das mir oftmals an den finsteren Abenden Furcht einflößte. Später, als man mich als Mundartsprecher zum Radio holte und ich durch meine Stimme und meine Adventgeschichten besonders in dieser Zeit viele Sendungen gestalten durfte, konnte ich meine Stimmung an die vielen Hörerinnen und Hörer weitergeben. Adventsingen, bei denen ich mit meinen Geschichten und Gedichten zu Gast war, fanden immer großen Anklang.

Ist man, wie ich, einige Jahre aus der Öffentlichkeit verschwunden, dann denkt man gerne zurück, und wenn einem wie mir noch so manche Geschichte einfällt, dann bringt man sie einfach zu Papier.

Besonders die langen Abende im Advent verleiten dazu, in der Vergangenheit zu schwelgen. Ich bin in Mühlbach am Hochkönig aufgewachsen und zur Schule gegangen. Meine Kindheit war eine unbeschwerte mit allen Freiheiten, die man sich nur denken kann. Die Eltern mussten sich keine Sorgen wegen des Straßenverkehrs machen, da es damals nur wenige Autos gab. Unser Spielplatz war die Natur und an kalten Adventabenden wurde gestrickt, gebastelt und erzählt. Es gab keine Diskussionen wegen des Fernsehprogrammes, da dieses Medium in der Familie noch lange Zeit nicht gegenwärtig war. Orangen und Nüsse gab es nur vom Nikolaus und auch zu Weihnachten. Ansonsten waren Bratäpfel ein Hochgenuss.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen besinnlichen Advent und ein gesegnetes Weihnachtsfest!


Herbert Gschwendtner

Winter um die Hütte

Heimelige Stimmung, ein knisterndes Feuer im Ofen, wohlige Geborgenheit – das ist so das Klischee in der Vorstellung vieler Menschen von einem Winter auf der Hütte. Es stimmt in gewisser Weise auch. Wer aber auf dem Berg in einer Schutzhütte lebt, für den ist der Hüttenwinter noch viel mehr. Wenn etwa draußen ein Schneesturm tobt, der an den Fensterläden reißt, dass diese ein Klopfen von sich geben, als wollte einem der Sturm etwas mitteilen. Wenn man in diesem Sturm Holz aus der nebenan liegenden Holzhütte holen muss, sind die wenigen Meter durch das Getöse oft schon eine Herausforderung. Man kommt weiß wie ein Schneemann in die Stube zurück und bringt viel Feuchtigkeit mit. An solchen Tagen raucht der Ofen, wenn der Wind in den Kamin fährt oder das Holz nicht anbrennen will und wiederum nur Rauch erzeugt …

 

Schön und stimmig sind aber die klaren Vollmondnächte im Winter, an denen es beinahe taghell ist. In solchen Nächten steigen oft Gäste den Hüttenhang hinauf für eine nächtliche Skiabfahrt und schwärmen hinterher, welch ein Genuss das war. Diese Nächte sind klirrend kalt und der Schnee knirscht unter den Füßen. Die besondere Schönheit der kalten Tage sind aber die glitzernden Eiskristalle, die viele Zentimeter groß auf den weißen Schneehängen wachsen können und wie Diamanten im Sonnenlicht glänzen. Aber auch das schöne Wetter hat seinen besonderen Reiz, wenn es möglich ist, warm eingepackt an die Hüttenwand gelehnt, trotz kalter Luft die Sonnenstrahlen zu spüren und in sich aufzusaugen. Wenn es aber warm wird oder gar Regen auf die Schneedecke fällt, zeigt die Natur ihre Tücken und von den steilen Hängen donnern Lawinen ins Tal. Unsere Hütte lag an einem steilen Hang und das Dach war direkt an den Hang gebaut, falls ein Schneebrett kam. Aber Schneebretter gingen gottlob immer seitlich an der Hütte vorbei. So waren der Advent und der Winter überhaupt auf dem Berg zum einen romantisch und schön und zum anderen musste man als Hüttenwirt auch Gefahren einschätzen können.

Herbert Gschwendtner war viele Jahre lang Hüttenwirt am Matrashaus auf dem Gipfel des Hochkönig und später auf der Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte im Tennengebirge.

Hüttenadvent

Wenn ich an die langjährige Arbeit als Hüttenwirt zurückdenke, dann vor allem an die Abende bei schlechtem Wetter, die ganz der Familie gehörten. Als unser Sohn geboren war, mussten wir ihn im zarten Alter von einem halben Jahr für drei Monate zu meinen Eltern geben, da es unverantwortlich gewesen wäre, ihn auf das Matrashaus am Hochkönig mitzunehmen. Zwei Sommer lang war dies der Fall und jedes Mal, wenn wir vom Berg ins Tal siedelten, waren wir unserem Sohn fremd. Dieser Umstand brach uns schier das Herz, weswegen ich mich beim Alpenverein für eine Hütte bewarb, die tiefer lag und leichter erreichbar war. Nun war unsere Familie das ganze Jahr über vereint, und wir waren glücklich.

Im Winter konnte man uns nur mit Tourenski erreichen, ein Umstand, der uns nur wenige Gäste bescherte, und so musste gut hausgehalten werden, um einigermaßen finanziell über die Runden zu kommen. Damals gab es auf der Hütte noch Gaslicht mit empfindlichen Glühstrümpfen, die sofort zerbröselten, wenn man mit einem Gegenstand dagegenstieß. Deswegen behalfen wir uns an einsamen Abenden mit der Petroleumlampe und mit einer Laterne, deren dicke Kerze ein heimeliges Licht abgab. Beim Spiel am Küchentisch bekamen die Augen unseres Sohnes im Kerzenlicht einen Glanz, der uns verzauberte. Im Advent, wenn wir eingeschneit und allein in der Hütte waren, ergaben sich unwiederbringliche, romantische Stunden, in denen wir uns als Familie besonders nah waren.

Freilich war das Leben auf der Hütte mit Entbehrungen verbunden. Das kleine Häuschen mit den Toiletten war einige Meter abseits vom Hauptgebäude und ohne irgendeine Heizung.

Es bedurfte an kalten Wintertagen auch großer Umsicht, um das Wasser am Fließen zu halten. Bei Schneefall musste man ständig die Wege zum Klohäuschen und zur Holzhütte freischaufeln.

An einem Spätherbsttag, an dem bereits einige Zentimeter Schnee lagen, hatte sich eine Dohle an einem Zaunstempen verfangen. Schuld waren ein Stück Stacheldraht und ein kleines Plastiknetz, in dem sie mit einem Fuß hängen geblieben war. Mit der Hand ließ sie sich nicht fangen und so warf ich ein Handtuch über sie und befreite sie aus dem Stacheldraht. Das Netz an ihrem Fuß war das größere Problem. Es war bereits ein wenig eingewachsen und ihre Krallen an diesem Fuß von den verzweifelten Befreiungsversuchen mit dem Schnabel arg verletzt. Vorsichtig und mit der Hilfe meiner Frau und unseres kleinen Buben gelang die Befreiung und wir pflegten von nun an diese Dohle in unserer Holzhütte in einer leeren Box unseres Hasenstalls neben unserem weißen Angora-Hasen. Anfangs wollte sie nicht fressen. Wir versuchten es mit allerlei Dingen, die so in einer Hüttenspeisekammer zu finden sind. Rosinen waren schließlich unsere und der Dohle Rettung. Rosinen mochte sie für ihr Leben gern und wir hatten sehr viele davon auf Vorrat für den Kaiserschmarren, der oft mit Rosinen von den Gästen verlangt wurde. Irgendwann im Advent, als die Wunde am Bein verheilt war, entließen wir sie unter Protest unseres Sohnes wieder in die Freiheit. Von diesem Zeitpunkt an kam sie immer wieder einmal vorbei, um ein für sie bereitgestelltes kleines Schüsserl mit Rosinen leerzupicken. Sie wurde mit der Zeit so zahm, dass sie sich auf meinen Arm setzte oder auf die Schulter. Elf Jahre lang kam sie zu unserer Freude und der Freude der Gäste zu Besuch und machte mit lautem Geschrei auf sich aufmerksam, wenn einmal keine Rosinen im Schüsserl bereitlagen.

Unseren Tieren schenkten wir gerade in der stillen Zeit des Advents und des Winters überhaupt sehr viel Aufmerksamkeit. Da war ja auch Yeti, unsere Collie-Hündin, die schon am Matrashaus zu unserer Familie gehörte. Mit ihr machte ich die Ausbildung zum Lawinenhund, doch musste ich mit ihr nie zu einem Ernstfall ausrücken. Yeti verstand sich auch gut mit unserem Nymphensittich Cora. Der Vogel durfte es sich sogar in ihren langen Haaren bequem machen, wenn sie auf dem Boden lag. Und dann war da noch der Angora-Hase. Struppi wurde er von unserem Sohn getauft. An den einsamen Adventtagen durfte er auch in die Hütte und lag hier mit Vorliebe in der Holzlade des Küchenofens. Struppi war stubenrein. Wenn er an der Tür kratzte, war das ein Zeichen, dass er hinaus musste.

Alle unsere Tiere verstanden sich prächtig und wenn wir einige Schritte vor die Hütte gingen, dann begleiteten sie uns. Nun muss man sich das so vorstellen: Der Hund lief mit und der Hase hoppelte hinterher und dann kam auch noch die Dohle dazu, die bei diesen Spaziergängen gern dabei war und mitflog. Sie landete aber immer mit Abstand von Yeti, die sie oft verscheuchte. Unterhaltung pur für uns, die oftmals für viel Gelächter sorgte.

An den Abenden im Advent erfanden wir Geschichten oder Märchen wie jenes vom Apfel mit den roten Wangen und erzählten sie unserem Sohn …

Der Apfel mit den roten Wangen

Es war einmal ein Apfel, der hatte rote Wangen, und an seinem Stiel hing noch ein kleines, grünes Blatt. Neben ihm lag eine dicke grüne Birne, die den Apfel an Schönheit überbieten wollte, was ihr aber nicht gelang. An einem eisig kalten Abend glänzte der Apfel besonders schön und hoffte, dass er in eine warme Hand gelegt würde, die ihn wegen seiner roten Wangen streichelte. Hoffnungsvoll blickte er der Hand entgegen, die sich der Obstschüssel näherte, aber ach, sie griff nach der grünen Birne und dann wurde ein Knacken, ein Schmatzen hörbar und ein Tropfen des Birnensaftes fiel auf seine rote Backe. Nun lag er ganz allein in der Obstschüssel und träumte vor sich hin. Er träumte von den Kernen in seinem Inneren, die allesamt recht streitbar waren. So klopfte ein Apfelkern beim Nachbarn an und meinte, dass vor seinem Gehäuse das Fruchtfleisch leicht braun werde und er solle gefälligst sauber machen, damit keine Fäulnis überhandnehme. Ein anderer Kern meinte zum Kritiker, er solle sich nicht in Dinge einmischen, die ihn nichts angehen, und so fingen die Kerne an zu streiten und merkten nicht, dass sich das Fruchtfleisch zu Ärgern anfing und recht sauer wurde. Das hatten sie jetzt davon. Wer will schon einen sauren Apfel?

Doch da kam auf einmal die Hand, auf die der Apfel so gehofft hatte, und nahm ihn, streichelte seine roten Backen und er hörte die Stimme eines Buben, der sagte: Mama, darf ich den Apfel auf die Herdplatte legen? Ich möchte so gerne einen Bratapfel essen. Da wurde dem Apfel heiß, er fing an zu schwitzen und es brodelte in seinem Inneren, dass er ganz saftig und weich wurde, und in dem Moment, in dem er glaubte zu platzen, erwachte er und merkte, dass es nur ein Traum gewesen war.

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